Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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Wissenschaft mit Spaß und Begeisterung zugänglich machen
Die Molekularbiologin Julia Offe kann für sich in Anspruch nehmen, die Wissenschaftskommunikation in Deutschland entscheidend belebt zu haben. Mit dem zuvor weitgehend unbekannten Format der „Science Slams“ holte sie die Wissenschaft aus den Laboren auf die Bühne. Denn – so die Idee – Forschungsthemen witzig und unterhaltsam in zehn Minuten vor Publikum zu präsentieren, kann durchaus helfen, auch wissenschaftsferne Mitmenschen für Forschung zu begeistern. Science Slams gibt es mittlerweile in der ganzen Republik und zum Glück finden sich mittlerweile auch genug Wissenschaftler, die hier gerne mitmachen. Denn - so erzählt uns Julia Offe – für ihren ersten Science Slam im Jahr 2009 war es gar nicht so einfach, geeignete und willige Teilnehmer zu finden.
Und so sprechen wir in dieser Folge über Didaktiker, die nicht präsentieren können, über die Schwierigkeit, Wissenschaft witzig und gleichzeitig fundiert zu präsentieren, über Globuli und die GWUP, und warum gute Wissenschaftskommunikation dabei helfen kann, antiwissenschaftliche Scharlatane in Schach zu halten.
https://forschergeist.de/podcast/fg035-science-slams-und-wissenschaftskommunikation/
Veröffentlicht am: 19. September 2016
Dauer: 1:37:42
Ja das ist halt so für uns auch so ein bisschen, so stellen wir halt die Qualität einigermaßen sicher. Es gibt halt auch Spinner. Also es gibt auf der einen Seite Spinner, die sagen, ich habe ein Buch geschrieben zu dem und dem Thema und das will ich eigentlich promoten, und ich tue aber so, als wäre es ein Science Slam. Und dann gibt es auch Leute, die Firmen gründen und bei uns auf die Bühne wollen und halt sagen, ich habe meine Masterarbeit darüber gemacht, oh und jetzt habe ich mich mit dieser Idee selbstständig gemacht. Guck mal hier, das ist die Homepage und das sind unsere Dienstleistungen. Genau das wollen wir halt nicht haben. Und dann gibt es ja auch echte Spinner. Ich weiß, ich musste mal jemanden wirklich … jemandem der angereist war aus dem westfälischen, eine Frau, der musste ich fünf Minuten vorher klar machen, nein du kommst nicht auf diese Bühne, weil Anthroposophie ist keine Wissenschaft, auch wenn du sagst, du möchtest beim Science Slam mitmachen. Und du hast dich sehr viel mit Anthroposophie beschäftigt. Nein, Science ist Science. Und da achte ich halt drauf, dass es sehr stark geschützt ist.
Ja genau. Feuer, bitte vorher anmelden. Genau und dann haben wir normalerweise bei unseren Science Slams 5-7 Leute, die auftreten, jeder hat 10 Minuten Zeit. Die kommen da alle hin von ganz verschiedenen Fächern, mit ganz verschiedenen Themen. Je unterschiedlicher, desto besser wird eigentlich der Abend. Dann losen wir am Anfang die Reihenfolge aus, weil derjenige der anfängt hat es halt irgendwie immer am schwersten. Wir machen die Bewertung nach jedem einzelnen Vortrag, und zwar in der Form, dass wir vorher so Wertungstafelsets mit Zahlen von 1-10 drauf lose im Publikum verteilen. Und nach jedem einzelnen Vortag sagen wir, so ihr habt jetzt zwei Minuten Zeit oder eine Minute Zeit, unterhaltet euch mit euern Umsitzenden darüber, wie viele Punkte ihr demjenigen geben wollt. Und dann unterhalten die sich 1-2 Minuten und das funktioniert halt sehr gut. Dass die Leute über Themen ins Gespräch kommen, wo sie vorher gedacht haben, verstehe ich nichts von, kann ich nichts zu sagen. Dass sozusagen diese Hemmschwelle, was über Wissenschaft zu sagen oder sich eine Meinung zu bilden, durch diesen Zeitdruck da überwunden wird. Und einige Leute sagen, der hat aber noch einen Notizzettel in der Hand gehabt, dann finden die sozusagen das eher schlecht, wenn jemand seinen Vortrag nicht völlig frei gehalten hat. Und die anderen sagen, ja aber dafür ist es ein Thema, wovon wir alle profitieren, gerade so erneuerbare Energie ist so ein Thema.
Also das einzige, was ich relativ sicher weiß, weil wir einfach ermäßigte Tickets verkaufen, ist, dass wir so ungefähr ein Drittel Schüler und Studenten haben. Die anderen zwei Drittel sind wirklich sehr gemischt. Also meine Lieblings-Science-Slam-Zuschauerin, die keinen einzigen Science-Slam in Hamburg verpasst ist inzwischen 82 Jahre. Erzählt immer, dass sie kein Abitur hat, sich aber schon ihr Leben lang für Wissenschaft interessiert, die ist Künstlerin. Und sagt, so gut wie beim Science-Slam bekomme ich es sonst nirgends. Nicht im Fernsehen, nicht in der Zeitung, beim Science-Slam ist es einfach perfekt aufbereitet und erklärt. Also Leute, ich glaube wir haben auch viel, wir sind halt hier in Hamburg zum Beispiel in dem Bunker an der Feldstraße, in dem Übel und Gefährlich. Das ist halt so mitten in der Schanze, Reeperbahn die Ecke und ich glaube, da kriegen wir halt auch viel so Schanzenpublikum. Das sind Leute, die haben vielleicht studiert oder vielleicht auch nicht studiert, aber sind halt selbst keine Wissenschaftler, die sind Grafiker, Programmierer, solche Leute.
Ich frage mich jetzt, also als Event fand ich das super unterhaltsam. Ich sehe auch diesen positiven Effekt. Man merkte das ganz stark, dass die Wissenschaftlerinnen waren gefordert, einerseits schnell, andererseits halt auch zwangsläufig präzise das eigene Schaffen zusammenzufassen, aber dann auch die Erkenntnisse so darzulegen und gleichzeitig eben auch noch das notwendige Basiswissen mit zu vermitteln, um überhaupt zu verstehen, worüber geredet wird. Mit anderen Worten, man wird zu so einer extremen Abstraktion gezwungen, was ja nicht einfach ist. Und oft, und das empfinde ich auch, insofern bin ich auch so ein bisschen überrascht, dass das jetzt sozusagen in Deutschland gestartet ist, ganz ehrlich gesagt. Ich stelle immer fest, dass die Präsentationskultur generell, also unabhängig jetzt von der Wissenschaft in Deutschland verbesserungswürdig ist. Man kann hier doch sehr schnell eingeschlafene Füße bekommen, während man so in dem Angloraum auf eine ganz andere Art und Weise unterhalten wird. Hier zeigt sich, dass das eben nicht unbedingt so sein muss auf der einen Seite und auf der anderen Seite, dass man dadurch ja auch einen ganz neuen Still eigentlich auch trainiert, der vielleicht sonst einem ein bisschen zu kurz kommt. Weil man eben immer nur unter seines gleichen präsentiert. Man hat da so seine Stelen, die man dann so auf Konferenzen hinhält und dann kann man davor sich mit ein paar Leuten unterhalten oder man hält halt mal einen Vortrag. Hohes Basiswissen kann man voraussetzen. Das heißt man diskutiert im Prinzip nur noch so im Ergebnisbereich, aber man macht nicht immer nur diesen vollen Schwung, weil das hat man halt wahrscheinlich nur bei so einem Science-Slam oder halt auf einer Party in der Küche, wenn irgendwie da alle wieder dicht gedrängt um so einen kleinen Tisch zusammensitzen. Und eben auch genauso aus anderen Disziplinen kommen. Was kann denn sozusagen der wissenschaftliche Körper selber, das wissenschaftliche System aus solchen Veranstaltungen für sich gewinnen und sollte es vielleicht auch sogar noch mehr Slams direkt an Hochschulen geben? Oder eine ähnliche Präsentationskultur vielleicht.
Ich glaube Präsentationskultur auf jeden Fall, da ist extrem viel Luft nach oben auch noch. Also ich kenne Leute, die unterrichten Didaktik der Biologie oder Didaktik der Chemie und die halten Vorträge, die einfach assistierten Lesen sind. Also die lesen ja auch Folien praktisch vor. Ich weiß gar nicht, wie so was passieren kann und warum. Also warum jemand dann Didaktiker geworden ist, wenn er das selbst nicht beherrscht. Naja. Es ist wirklich zum Teil grauenvoll. ich glaube wofür es zum Beispiel innerhalb der Uni gut wäre, ist, auch zu sagen, man hat ja manchmal so Institute, da arbeiten halt 300 Leute und keiner weiß so richtig was der andere macht und dann gibt es ja oft so, also ich kenne das auch von Instituten, wo ich Diplomarbeit gemacht habe beispielsweise. Da ist halt einmal in der Woche, da ist dann freitags jeweils ein Doktorand erzählt was er macht, und zwar irgendwie 1,5 Stunden lang. Und das macht jeder einmal während seiner Doktorarbeit oder zweimal. Weil so viele Doktoranden sind halt an diesem Institut, dass man da nicht öfter drankommt. Und dann geht man da hin und hört sich das ein bisschen halbwach an und denkt dann so, ja so ungefähr so ein bisschen habe ich was. Ich habe so eine Ahnung was die machen in dem Labor direkt unter mir. Aber wenn man da so einen Science-Slam machen würde und sagen würde, okay wir haben jetzt 10 Arbeitsgruppen, aus jeder Arbeitsgruppe einer stellt mal vor was er macht und wir haben das in zwei Stunden durch. Ich glaube, da würde man viel viel mehr voneinander lernen können in solchen Settings. Und auch Wissen, gerade innerhalb von Instituten, wenn da die Konkurrenz idealerweise nicht so hoch ist unter den Arbeitsgruppen, dann profitieren ja auch alle davon, wenn die wissen, ah der beherrscht die Methode und ich brauche die eigentlich jetzt, also soll der mir das mal beibringen.
Die durch den Science-Slam auf die Idee gekommen sind. So wir machen das jetzt mal, aber nicht mit einer Postersession. Ja, also das gibt es auch innerhalb von so Communities. Ich weiß nicht, bei der deutschen physikalischen Gesellschaft zum Beispiel, der DPG, die machen auch schon ganz lange Science-Slams und da ist es dann so, entweder man hält einen Vortrag oder man hat so ein Poster und stellt sich davor und erklärt es den Leuten oder man macht beim Science-Slam mit. Das ist sozusagen von Anfang an drei verschiedene Sachen, wie man da seine Arbeit vorstellen kann, unter denen man wählen kann. Das ist das was mir einfällt und ansonsten können die Leute natürlich auf jeden Fall von der Art zu präsentieren lernen. Und da sind sie ja bei uns auch total zurückhaltend, wenn es darum geht, mal das Publikum direkt anzusprechen und irgendwas zu fragen und so. Das merke ich halt auch, wenn wir irgendwelche amerikanischen Wissenschaftler oder auch britische Wissenschaftler im Labor hatten, die da ja sehr sehr weit sind. Viel machen, was Outreach angeht. Das war halt sehr erfrischend. Dass die einfach auch mal erzählen. Weiß ich nicht. Ein Mikrobiologe, der anfängt und sagt, ihr denkt alle, wenn ihr morgens in der Dusche steht, das glibschige Zeugs unten bei euch am Duschvorhang wäre Seife, aber es ist keine Seife, es sind Bakterien und zwar die und die und die. Und das ist schon so ein Einstieg, den halt Deutsche sonst nicht haben.
Ich glaube es sollte mehr darauf geachtet werden, wie die Leute vortragen und nicht nur Inhalte. Also ich gebe ja auch viele Workshops, wie halte ich einen guten Vortrag oder wie halte ich einen guten Science-Slam-Vortrag. Und was den meisten Leuten nicht bewusst ist, ist glaube ich, dass keiner wegen der Fakten zu dem Vortrag geht, sondern man geht zu einem Vortrag, um den Menschen hinter dem Thema zu sehen und kennenzulernen. Und wenn man sagt, ach ich halte keinen Vortag, ich kann genauso gut ein PDF rumschicken, dann muss man auch keinen Vortag dazu halten, dann kann man genauso gut ein PDF rumschicken und spart ziemlich vielen Leuten Zeit. Und insofern ist es gut, wenn man einfach einen persönlichen Bezug zu seinem Thema herstellt. Und wenn man das den Leuten schon beibringen würde, wenn sie ihre ersten Vorträge halten. Halt keine reinen Referate, aber wo sie wirklich nur das Lehrbuchwissen wiedergeben. Aber sobald sie über ihre eigene Arbeit sprechen, also diese Work in Progress Treffen, die es da immer gibt, da wäre es glaube ich gut zu zeigen, irgendwas persönliches reinzubringen.
Ein Tipp ist schonmal, mit anderen Laien reden. Mit Freunden, Familie und gucken, was hat man vielleicht für Analogien, die man verwenden kann, um Sachen zu erklären, um Sachen einfacher zu machen. Dann was viele Leute unterschätzen, wenn man zu den Leuten gehört, die sich leicht verzetteln, in dem was sie erzählen, dann wirklich ausformulieren und auf 10 Minuten bringen und das dann quasi auswendig lernen und wenn es einem komisch vorkommt, wie man das auswendig lernt, dann halt den Text anpassen. Das ist ganz schwer, so zu schreiben wir man spricht, aber das kann man dann anpassen. Und dann wirklich sich also den Vortrag so oft zu üben, dass man sich da komplett sicher fühlt und dass man dann auch … das einem wieder die Freiheit gibt, spontan aus der Situation heraus, sich nochmal auf seinen Vorredner zu beziehen oder auf irgendeine Besonderheit vor Ort oder auf das Publikum oder so. Das ist glaube ich wichtig. Sich dann … Ja also wenn jemand so eine Analogie hat nicht für jede Einzelheit eine neue Analogie aufmachen, sondern sich sozusagen in einem Bild bleiben für das was man erklären muss. Und wenn es nicht passt, dann nicht erst hindengeln, sondern irgendwie was anderes nehmen und was besseres suchen. Ja dann ich denk auch immer, es ist gut beim Publikum eher zu wenig als zu viel vorauszusetzen. weil das einfach für eine besser Stimmung sorgt, wenn man was erklärt, was einige oder die meisten Leute im Publikum schon wissen denken die so, ach das habe ich schon mal gehört, ist so, fühlen sich tendenziell schlauer dabei.
Gut beim Slam kommt natürlich dann ja auch die Bühne selbst mit ins Spiel, das ist nicht nur der Beamer, sondern es sind auch die Dinge, die dort gegebenenfalls noch gezeigt werden. Sachen, die man in die Hand nimmt etc. Das ist sicherlich dann wiederum ein Charakteristikum des Spams. Wenn man jetzt nochmal so ein bisschen an den Anfang springt und diese eigentliche Frage der Wissenschaftskommunikation, wir haben jetzt sozusagen den Science-Slam einfach als Auftrag auch mal interpretiert. Wir leben ja jetzt so ein bisschen in so einer Zeit der, ich weiß gar nicht, wie die Historiker diese Zeit dann irgendwann mal nennen werden, aber es scheint so eine Begeisterung für Faktenfreiheit und wir glauben jetzt einfach mal an irgendwas zu geben. Das sehen wir in der Politik, wo faktenfrei kommuniziert wird. Aber wir sehen auch gerade so im Netz so eine merkwürdige Mischung aus Hasskultur und Glaubenskriegen im Bezug auf fast alles. Ob es gesellschaftliche Diskurse aller Art werden herangezogen. Aber es betrifft ja auch die Wissenschaft sehr stark. Welche Rolle würdest du da den Slums an der Stelle zuordnen und wie begegnet ihr dem?
Also ich glaube, die Slams sind halt eine Möglichkeit, die echte Wissenschaft, also die hochschulangebundene und die Peer-reviewte Wissenschaft, die ich auch überhaupt nicht verkläre, also ich weiß, dass es da durchaus auch Probleme gibt, die unters Volk zu bringen. Und vielleicht auch wissenschaftliches Denken den Leuten näher zu bringen. Was man bei vielen anderen Wissenschaftskommunikationsformaten nicht so hat. Also wenn wir über Wissenschaft in der Zeitung lesen, dann ist das, wen ein Paper schon veröffentlicht wurde und da halt entsprechende mehrere Leute irgendwie draufstehen, die das zusammen geschrieben haben und jemand das begutachtet hat und für veröffentlichungswürdig erachtet. Und dann gibt die Pressestelle was dazu raus und dann steht es erst in der Zeitung und es steht, Wissenschaftler haben rausgefunden, dass . Und das ist sozusagen da kann man nicht mehr dran rütteln und das ist alles ganz fest. Und beim Science-Slam gib es halt die Möglichkeit zu sagen, okay das hier ist jetzt meine Forschung der letzten drei Jahre und die ersten 2,5 Jahre sind das und das und nach 2,5 Jahren hatte ich das und das Ergebnis und konnte alles in die Tonne treten und konnte überlegen, was ich jetzt damit mache. Und das ist was, das kennt jeder Wissenschaftler, das ist jedem schonmal so gegangen, dass man irgendwie auf einer falschen Fährte war oder dass man eine wunderbare Theorie im Kopf hatte und die hat sich dann aber nicht bestätigt. Und das kann man halt beim Science-Slam sozusagen diesen Prozess kann man beim Science-Slam auch mit abbilden.
Also die Organisation ist so, wir haben Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz, also wir decken so den ganzen deutschsprachigen Raum ab mit diesen inzwischen glaube ich 1400 Mitgliedern sogar. Was sind da für Leute drin? Es sind Wissenschaftler und Leute, die sich für Wissenschaft interessieren, aber längst nicht alle haben wirklich einen wissenschaftlichen Hintergrund. Und ich glaube es sind Leute, also so wie es bei mir auch gelaufen ist, die irgendwie gedacht haben, naja es gibt halt so ein paar Esoteriker, es gibt Leute, die nehmen hier homöopathische Mittelchen für alles mögliche. Es gibt Leute, die glaube, dass wenn sie Metallschrauben in ihrem Bett haben, dass sie dann schlechter schlafen, als wenn das mit Holzdübeln zusammengehalten wird. Und man dachte immer, man kann die ignorieren und irgendwann merkt man, das sind echt viele da draußen, die so denken und sich dann freut, dass es einen Verein gibt mit Gleichdenkenden. Gleichgesinnten. Dass man da hingehen kann und sagen, was die Leute sich alles ausdenken und diese Spinner und sich auch mit denen so ein bisschen auch darüber amüsieren kann, auf jeden Fall. Weil es ist ja wirklich auch sehr kreativ, was sich Esoteriker immer ausdenken. Die aber halt auch sagen, ey wir wollen dem nicht nur hilflos zusehen, wir möchten irgendwas tun dagegen, wir möchten jetzt mit aufklären. Wir möchten mit versuchen, Leute zu erreichen und denen vielleicht auch das wissenschaftlich kritische Denken zu vermitteln und denen Hilfsmittel an die Hand zu geben, wie sie rausfinden können, ob Sachen stimmen oder nicht stimmen oder nicht stimmen können.
Das ist schwer, auch darüber Zahlen zu bekommen. Auch darüber, ob es jetzt viel mehr geworden ist oder weniger. Es gibt da Schätzungen. Ich habe da jetzt auch keine Zahl parat. ich weiß, ich glaube die Homöopathieindustrie setzt ungefähr eine halbe Milliarde Euro um im Jahr in Deutschland. Also 500.000 Millionen, sind schon ein paar Euro von jedem. Das ist eine Menge Geld für ein bisschen Zucker und für null Forschung.
Also … ich möchte ungern Leuten unterstellen, dass sie das verkaufen wirklich aus reiner … Also mit der festen Überzeugung, dass das alles Quatsch ist. Also das möchte ich niemandem unterstellen. Ich glaube, dass viele Leute schon daran glauben. Viele Leute glaube ich, die da näher mit zu tun haben, auch Apotheker, die sagen, okay die Studienlage ist eine Katastrophe. Es gibt keine Studien, die bestätigen, dass halt ein homöopathisches Mittel, in dem die Substanz so verdünnt ist, dass da kein Molekül mehr von enthalten ist, dass das besser wirkt als ein Placebo. Aber es wirkt ja als Placebo. Und es wirkt als Placebo sehr gut, der ist sehr stark dieser Effekt. Und die denken halt dann so, ja warum dann eigentlich nicht? Ich glaube, diese Einstellung haben viele Menschen. Und ich glaube aber von den Konsumenten, da sind ganz viele der Überzeugung, dass das wirkt. Aber der Placebo-Effekt, der ist total stark. Es gibt ganz viel, was da auch reinspielt, dass das wirkt. Einmal auch, dass man einem Heilpraktiker Geld geben muss in bar. Also wenn jemand 120 Euro bezahlt dafür, dass er beim Heilpraktiker war und der sagt, nimm das und das, dann wirkt das besser.
Ich glaube so das kritische Denken, wenn man was hört, was einem komisch vorkommt, erst mal darüber nachzudenken. Und auch Sachen, die einem selbst als selbstverständlich oder geläufig erscheinen, dann da einfach auch mal einen Schritt zurückzutreten und zu sagen, kann das eigentlich sein? Kommt das eigentlich so hin? passt das zu den anderen Erkenntnissen, die wir haben? das ist dieses Skeptikertum ursprünglich. Mit dem Klimaskeptikern das stimmt, da haben wir einfach ein großes semantisches Schlamassel, dass die sich so nennen. Aber Klima ist zum Beispiel auch ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Naja es gibt halt auch so eine paar auch aktuellere Themen, die ein bisschen größer sind und die halt auch oft von Ideologien geleitet sind und bewertet sind. Wie zum Beispiel der Klimawandel. Ich meine, wenn ich da nicht dran glaube, dann kann ich das Fenster aufmachen und die Heizung an und so viel Autofahren wie ich will und das ist für den einzelnen so erst mal ganz angenehm, nicht daran zu glauben, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Und dass man dazu was beitragen kann, den zu stoppen oder zu begrenzen. zu den Fakten nochmal, ich glaube, und dass die Leute den Fakten keine Bedeutung mehr beimessen, bzw. dass die Leute Sachen für Fakten halten, die im wissenschaftlichen Sinne keine sind, ich glaube ja das liegt am Internet, das böse böse Internet hat das gemacht. Ich glaube, dass das ganz viele Leute sind, die vielleicht auch ein bisschen fortgeschrittenes Alter haben. Also sagen wir mal so 30-40-50-60. Also die ganz jungen Leute eher nicht. Leute sind, die damit aufgewachsen sind, dass wenn was in der Zeitung steht, dann stimmt das. Die sozusagen alles was gedruckt ist oder was geschrieben ist, ist für die ein Stück weit richtig. Das war ja auch bis Mitte der 90er Jahre so. Dass sozusagen von allem, was man irgendwo gedruckt gesehen hat, das war eine relativ verlässliche Quelle im Vergleich zu heute.
Ist das dann sozusagen nur ein vorübergehendes Phänomen, in dem wir uns jetzt gerade befinden? Ist das eine reine Frage der Annäherung an ein weltveränderndes Universalmedium? Und ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das irgendwie herauswächst? Oder kommt hier nicht irgendwas zum Ausdruck in besonders starker Form, was an sich breit angelegt ist? Ich meine, wir haben ja dann, ich weiß nicht, wie breit wir jetzt das Thema spreizen wollen, aber im Prinzip ist es ja auch so ein bisschen die wissenschaftliche Sicht auf die Welt, die versucht durch einen stark definierten Informationsdiskurs sich einer Wahrheit anzunähern, die eben weitestgehend oder so weit es sich eben realisieren lässt, auf Fakten basiert. Und die ja in zunehmendem Maße zu einem Weltbild führt, was sich ja auch beweisen lässt in gewisser Hinsicht. Ja es gibt viele Annahmen und Erkenntnisse, und dadurch dass man in der Lage ist, Roboter auf dem Mars durch die Gegend fahren zu lassen, sind einfach viele von diesen Dingen bewiesen, weil wäre es nicht so gewesen, wäre das Ding wahrscheinlich noch nicht mal dort angekommen. Auf der anderen Seite haben wir große Teile der Weltbevölkerung, die einfach an Geister glaubt sozusagen, die also Götter hinter dem Entstehen des Planeten sehen und die halt in alles irgendwie hereinwirken und denen man Botschaften in Form von Gebeten zusenden muss, damit das richtige passiert. Spaltet sich da irgendwie die Gesellschaft in zwei Teile? War das schon immer so? Oder gibt es eigentlich auch Grund für Optimismus?
Ja, also ich finde das ja sowieso. Ich glaube, dass das Interesse an Wissenschaft auch mit so einem Fortschritt der Technik wächst. Dass die Leute irgendwie merken, dass es cool ist, dass wir jetzt irgendwie ständig und überall ins Internet können und so, dass die Leute schon merken, da ist Forschung drin in diesen neuen Technologien oder nicht mehr so neuen Technologien. Das hat was, weil es führt wirklich zu diesen Ergebnissen, von denen wir vor zwei Generationen, also an die wir noch nicht mal gedacht haben vor zwei Generationen. ob es jetzt mehr Leute gibt, die an absurde Sachen glauben, ich weiß es nicht. ich meine, ich weiß nicht genau wie das vor 30-40-50 Jahren war. Da war es auch schon so, dass die Leute an Ufos geglaubt haben und dass Ufos gesichtet wurden. Und dass man sich solche Geschichten erzählt hat und auch dass man solche Bücher geschrieben hat. Also irgendwie Erich von Däniken ist ja auch irgendwie schon Jahrzehnte alt. Da haben die Leute auch daran, also Bermudadreieck und solche Sachen sind halt alt. Und die GWUP hat sich übrigens auch gegründet als Reaktion auf Uri Geller.
Ich glaube, man muss sich vor allen Dingen Gehör verschaffen. Man muss also, wie wir jetzt auch, möglichst viel öffentlich über solche Themen reden. Man muss auch über Wissenschaft reden, was Wissenschaft kann, dass Wissenschaft, wie ich eben schon sagte, auch ein Prozess ist, weil das ist ja was, was einem die Gegenseite, also die Pseudowissenschaften oft vorhalten. Von wegen, ihr habt doch auch lange gedacht, das wäre so und so und dann hat sich hinterher rausgestellt, das war gar nicht so. Und dann zu sagen, ja das gehört dazu. Wir stellen uns aber immer wieder in Frage, und wir erneuern uns und wir überprüfen das. Es ist halt nicht so, wie Beispiel Homöopathie, dass es seit 200 Jahren total unverändert ist und dass sich da gar nichts bewegt, weil sich auch nichts bewegen kann. Weil es einfach nur eine Theorie ist, die in sich selbst sich bestätigt. Ja und da diese ganzen Pseudowissenschaften ja auch ihre Interessen vertreten und auch sehr häufig irgendwelche Dinge verkaufen wollen etc. und deshalb auch entsprechend Alarm machen. Also man findet ja auf YouTube unfassbar viel Material von Leuten, die einem die absurdesten Dinge erzählen, Verschwörungstheorien und ähnliche Dinge. Da muss man als Wissenschaftler glaube ich sich das klar machen und sagen, wenn wir uns nicht hinstellen und sagen, Beispiel impfen ist gut, impfen schützt vor Krankheiten, ja impfen tut weh, man sticht ein gesundes Kind und das fällt niemandem leicht, aber wir haben die und die Erfolge. Die Masern haben wir kaum noch, wir haben praktisch keine Kinderlähmung mehr auf der Welt und so zu sagen, wir haben die Erfolge. Das muss man halt machen, man kann das nicht voraussetzen, dass die Leute das wissen. Dann googeln die nach impfen und dann finden die unter den ersten zehn Treffern acht Seiten, die einem Seiten, nein impfen brauchen wir nicht, ist gefährlich. Und deshalb muss man zusehen, dass man da unter die ersten Treffer kommt und sagt, nein das ist gut und das funktioniert so und so und das sind die Erfolge und das habt ihr der Wissenschaft zu verdanken. Und diese antiwissenschaftliche Einstellung, man sieht auch, dass die mit der Zeit gehen und dass die die Wissenschaft ja auch nicht missen möchten. Am Anfang war es ja noch so, vor 15 Jahren, da haben die Leute gesagt, Handys sind schädlich, Handys strahlen ganz doll und das ist ganz ungesund und davon, die moderaten Leute haben gesagt, davon kriegen wir Gehirntumore und die Hardcoreleute haben gesagt, damit werden wir ferngesteuert. Und jetzt haben die Leute aber mitbekommen, dass ein Handy gar nicht so unpraktisch zu haben ist und jetzt fokussieren sie sich halt auf die Handymasten, die sind ja böse. Weil ein Handy hat dann jeder, und die machen das dann nachts aus, wenn sie es gerade nicht brauchen. Aber ich meine, ohne Handy kann man halt nicht mehr leben oder es würde das Leben schon stark einschränken, das will man ja auch nicht, deshalb fokussieren die sich jetzt gerade auf die Handymasten. Das wird bei denen auch noch durchdringen, dass die Handys nur funktionieren, wenn die Handymasten auch an sind, aber da warten wir noch ein bisschen drauf, der Groschen fällt da nicht so schnell. Oder ja Leute, die ihre Kinder nicht impfen lassen und wenn es Masern hat, bringen sie es natürlich trotzdem ins Krankenhaus und vertrauen da auf die Medizin, die sie vorher wirklcih …
Ja, genau. Genau, und dann glaube ich aber auch, dass es auch wirklich ein Wohlstandsproblem ist, wie du eben schon gesagt hast. Also die Leute, die es sich leisten können, sich darüber Gedanken zu machen, die machen sich dann darüber Gedanken. Wenn jemand nicht weiß, ob er die 12 Euro für einen Schulausflug irgendwie zusammensparen kann, die Leute haben einfach keine Zeit und wirklich dringendere Probleme, als sich über solchen Quatsch Gedanken zu machen. Ich glaube, dass es daran liegt, dass es oft so diese Akademikerkreise sind, die der Alternativmedizin anhängen und ihre Kinder nicht impfen lassen.
Ja gut, aber vielleicht geht die Reaktion ja auch in die andere Richtung, dass es sozusagen auch ein Echo gibt aus solchen Kreisen. Auf diese wissenschaftliche Arbeit und dieses faktenorientierte. Weil sowohl jetzt, weiß ich nicht, ob ich das jetzt schon mit den Science-Slams zusammenbringen kann, aber sowohl die GWUP als eben auch andere Aktivitäten, wie der Science-Slam, versuchen ja, das Modell wissenschaftliche erkenntnisorientierte Arbeit und faktenbasierte Beobachtung des Planeten zu verbreiten. Das sozusagen als Modell auch populär zu machen und zu sagen, hier das geht, das kann man machen. Man kann dumme Aussagen im Netz oder sonst wo aus irgendwelchen Freundeskreisen kann man irgendwie überprüfen, so macht man das und man kann dabei auch noch Spaß haben. In dem Moment, wo es an Glauben herangeht, wird es halt immer so ein bisschen schwierig, weil ja diese Glaubensmodelle naja eben auf, ich gehe mal davon aus, dass das so ist, und Überprüfung ist da sozusagen kein Teil davon. Aber vielleicht gibt es aj auch Leute aus diesem religiösen Bereich, die in irgendeiner Form das auch zusammengeführt bekommen.
Ja genau auf jeden Fall. ich meine das gräbt ihnen natürlich auch ein bisschen was ab. Es gibt aj auch viele so an Scharmanismus und an was Leute jetzt inzwischen heutzutage hier denken, glauben zu müssen. Da laufen natürlich der Kirche auch noch ein paar Leute weg. Aber ich glaube nicht, dass der einzige Beweggrund ist, sondern die Kirche weiß auch, dass man sich da auch wirklich in eine psychische Abhängigkeit bringen kann, es gibt ja Leute, die befragen vor jeder einzelnen Entscheidung, die sie treffen, ihren Astrologen und rufen bei Astro-TV an. Geben da wahnsinnig viel Geld für aus und die machen sich wirklich abhängig von solchen Glaubensmodellen. Und die Amtskirchen vertreten keine Positionen, mit denen ich persönlich irgendwie nicht leben kann. Die sagen ja auch, die Schöpfung der Welt in sieben Tagen, das ist halt nicht so Tage, wie wir uns die Tage vorstellen und so. Irgendwie so die Reihenfolge kommt ja so ein bisschen hin, was dann wann wie sich entwickelt hat und die können da wunderbar mit beidem leben.
Was müssen wir jetzt machen? Ja was müssen wir mit der Gesellschaft machen. Genau also in den USA ist es ja so, dass die wirklich auch einen massiven Einfluss haben auf das, was an den Schulen gelehrt wird. Dann gab es ja diese Diskussion vor längerer Zeit über dieses Intelligent Design, dass es als sozusagen eine göttliche Schöpfung sozusagen als gleichberechtigt im Biologieunterricht neben der Evolutionslehre unterrichtet werden sollte. Das haben wir ja nie ansatzweise hier gehabt. Das war allerdings für mich damals, als die damalige hessische Kultusministerin gesagt hat, ja man könnte mal drüber nachdenken, ob wir Intelligent Design auch mit ins Curriculum der Biologie aufnehmen. Das war für mich der Anstoß, in die GWUP einzutreten. Weil ich gedacht habe, so jetzt müssen wir uns wirklich dagegen formieren. Das kommt schleichend. Ich meine da redet heute kein Mensch mehr von. Es hat dann insofern sehr gut geklappt, da hat die Vernunft gesiegt. Aber in den USA ist es so, ich habe mit amerikanischen Freunden gesprochen, die sagen, die haben keinen Sexualkundeunterricht an der Schule, weil die Kirche sagt, die wollen das nicht. Weil die Kirche sagt, da haben die Kinder schon mit 13 Sex, wenn wir denen erzählen wie es geht. Auch total bekloppt. Und er sagt ja mit dem Erfolg, dass die Leute nicht wissen, dass man vom Sex schwanger werden kann und nicht wissen, dass man davon Krankheiten bekommen kann und wie man beides verhindert, das lernen die einfach nicht. Und das ist ein total großes Risiko, dem unserer Jugendlichen ausgesetzt sind, weil die Kirchen so viel Einfluss haben.
Was wollen wir tun? Wie geht es weiter? Ja Mund aufmachen. sich äußern und auch gerne mal … also der Freundeskreis wird kleiner, wenn man ständig laut sagt, dass man Homöopathie total blöd findet. Und ich glaube, woran man auch gut tut ist, halt nicht immer nur so drauf zu dreschen und zu sagen, ihr spinnt doch, wie könnt ihr denn daran glauben? Ihr habt doch studiert, das kann doch nicht sein, dass du allen Ernstes denkst, dass so Zuckerkügelchen helfen oder dass es hilft dir einen Kristall auf den Schreibtisch zu legen oder deinem Kind einen Kristall auf den Schreibtisch zu legen, damit es sich bei den Hausaufgaben besser konzentrieren kann, das habe ich auch schon gesehen. Sondern es hilft auch, sich mal damit auseinanderzusetzen, da gibt es auch ein paar gute Bücher dazu, wie es eigentlich funktioniert, dass man Leute überzeugt. Und dass man zum Beispiel lieber erst mal fragt und sagt, wieso glaubst du denn daran? Was glaubst du denn, wie das funktioniert? Und denen sozusagen sie selbst auf die Schwächen der Theorien kommen lässt. Das bringt mehr, wenn es darum geht, Leute zum Nachdenken anzuregen, als zu sagen, ihr spinnt doch alle, ihr habt keine Ahnung. Wei dann bilden die so einen Schutzpanzer um sich rum und werden trotzig.
Ja. Genau, gibt es ein paar. Man darf halt nur nicht sagen, wie kannst du so ein Idiot sein, dass du daran glaubst? Weil wenn man mir so was sagen würde, würde ich mich halt auch immer mehr vertiefen, einigeln und ich würde sozusagen dieser Bestätigungseffekt, ich würde nach den Sachen googeln, nach den Sätzen, die das bestätigen, was ich eh schon denke und würde da hunderte von Seiten finden, die das bestätigen. Das kann man auch Leuten beibringen, zu sagen, wie musst du eine Google-Anfrage stellen, damit du eine Chance hast, auch Sachen zu finden, die deiner vorgefertigten Meinung widersprechen. Wie kann man das und wie könntest du suchen und was würde dann passieren? Dass man sich so was erst mal klarmacht, diese psychologischen Effekte. Und ich glaube, wir als Wissenschaftler müssen auch sagen, erstmal anerkennen, dass man als Menschen in verschiedenen bestimmten Denkmustern denkt, oder dass es sehr verlockend ist, bestimmte Kausalitäten zum Beispiel herzustellen. Und dass es anstrengend ist, das loszulassen, weil uns einfach auch die Evolution dazu gemacht hat. Zu sagen, wenn A passiert und dann wenn mir eine schwarze Katze über den Weg läuft und an dem Tag passiert irgendwas schlechtes, dann verknüpfe ich so was halt sehr schnell, weil die Evolution mich dazu gemacht hat. Und anzuerkennen, dass es anstrengend ist, den Leuten auch zu sagen, dass es anstrengend ist, kritisch zu denken. Und dann aber gleichzeitig auch das ernst zu nehmen, was Menschen für Ängste mitbringen. Oder so Verständnis dem entgegen zu bringen. Dass Leute lieber so handeln, wie es für sie am einfachsten und am besten ist und für sie irgendwie plausibel klingt. Und nicht die Leute so hinzustellen, dass sie zu faul sind richtig nachzudenken. Das machen wir ja auch. Ich meine, das macht ja jeder von uns. Also jeder von uns, ach ja bei den Skeptikern ist es so, wenn man da auf so einer Konferenz ist, da würde jeder sagen, nein Medizin nur evidenzbasiert. Natürlich ich würde nie irgendwas machen, was nicht evidenzbasiert ist und dann guckst du dir die Leute an und was meinst wie viele von denen echt zu viel Gewicht mit sich rumschleppen. Also solche Bäuche da haben, wo du denkst, evidenzbasiert, das ist 1A evidenzbasiert, dass Sport und gesunde Ernährung gut für dich ist. Genau und die Leute sitzen trotzdem lieber im Internet und essen dazu Pizza. Ja weil es halt einfach menschlich ist. Sich das auch klarzumachen, dass es nicht einfach ist, sich von morgens bis abends rational zu verhalten.
Ja jetzt haben wir hier ein schönes Spektrum abgegrast von zwei Dingen, die vielleicht auf den ersten Blick erst mal nichts miteinander zu tun haben, aber ich finde trotzdem dann doch miteinander zu tun haben. Auf der einen Seite Wissenschaft sich mal neu, anders, lebhafter kommunizieren zu lassen, indem man einfach eben auch die Prozesse zugänglich macht und eben Wissenschaft nicht immer nur so vom Ergebnis her definiert. Auf der anderen Seite, dass man auch merkt, mit dem Spaß und dem Wissen kommt auch eine gewisse Verantwortung, die man nicht nur jetzt in Verachtung für weniger erleuchtete Menschen zum Ausdruck bringen kann, sondern man muss sich im Prinzip da auch genauso Mühe geben, alles zu erläutern. Den Leuten einfach auch einen Weg zu ebnen, sich sozusagen der wissenschaftlichen Methode aus zu nähern und mit ihr auch warm zu werden. Ich glaube das ist oft so ein bisschen das Problem und das wird dann auch leicht ausgenutzt von Leuten, die daran ein Interesse haben, das ganze also so eine kalte Gestalt hinzustellen. Ja die Wissenschaft, die irgendwie da in ihren Elfenbeintürmen hochbezahlt vor sich hin mäandern und davon habe ich ja eigentlich gar nichts. Wahrscheinlich ist das am Ende einfach nötig, überhaupt sozusagen die Erzählung der Wissenschaft ein bisschen neu abzurunden. Inwiefern könnte man denn solche neuen Maßnahmen, solche Kommunikationsmaßnahmen Teil der Ausbildung werden lassen? Oder geht das überhaupt?
Naja man könnte das erstmal mehr wertschätzen. Also ich habe ja noch vor der Bologna-Reform studiert, aber die kriegen ja für alles mögliche jetzt ihre Creditpoints und auch für so nicht fachliche Kompetenzen. Sie können ja auch irgendwie lernen, wie man wissenschaftlich schreibt und so was, was bei uns irgendwie nicht angeboten wurde seinerzeit. Da könnte man auch sagen, Öffentlichkeitsarbeit, Outreach, mal wohin zu gehen. Oder sich zu beteiligen, Konzepte zu schreiben für so einen Tag der offenen Tür oder lange Nacht der Wissenschaften. Da gibt es ja viel. Oder mal hier bei der Kinderuni, es gibt ja viele solche Maßnahmen, da zu sagen, hey ich finde das super, wenn du deine Doktorarbeit jetzt mal ein paar Tage hinten anstellst und dich darauf ordentlich vorbereitest, damit die Leute verstehen, was wir hier machen. Wenn das so die Doktorväter und -mütter sagen würden, das wäre glaube ich ein erster wichtiger Schritt. Ich glaube von den jüngeren Wissenschaftlern haben das viele gemerkt, dass das auch wichtig ist, aber man muss sie dazu noch mehr ermutigen und man muss sie da auch irgendwie für belohnen in Form von was weiß ich, diesen Creditpoints, die es jetzt heutzutage gibt.
Ja auf den Science-Slam zu gehen oder auch zu bloggen oder einen Podcast zu machen oder auch bei Blogs nur zu kommentieren, das ist ja auch schon was. Einfach zu sagen, hier wir sind da und es gibt viele Leute und das ist jetzt nicht ein einzelner Blogger, der der Meinung ist, sondern es gibt ganz viele. Es gibt eine wunderbare Maßnahme wieder aus den USA, da haben die Kreationisten gesagt, wir haben 100 Professoren für Biologie, die sagen, Intelligent Design ist richtig, die Evolutionstheorie ist falsch. Dann hat eine amerikanische Evolutionsbiologin, Eugene Scott hat gesagt, okay. Ich sage es gibt 1000 amerikanische Biologieprofessoren, die Steve heißen und sagen, sie ist richtig. Und sie hat sie auch zusammen bekommen. Einen dieser Steves habe ich kennengelernt, der hat mir das erzählt. Und so dann zu sagen, wir lassen nicht einfach machen, sondern wir halten jetzt gegen und sagen, wir sind viele und 100 ist keine Zahl. Und so was müsste man einfach mehr machen, zu sagen, ich nehme mir jetzt die Zeit dafür, weil es ist wichtig, dass wir so wahrgenommen werden und nciht nur die Spinner wahrgenommen werden.