Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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FG035 Science Slams und Wissenschaftskommunikation

Wissenschaft mit Spaß und Begeisterung zugänglich machen

Die Molekularbiologin Julia Offe kann für sich in Anspruch nehmen, die Wissenschaftskommunikation in Deutschland entscheidend belebt zu haben. Mit dem zuvor weitgehend unbekannten Format der „Science Slams“ holte sie die Wissenschaft aus den Laboren auf die Bühne. Denn – so die Idee – Forschungsthemen witzig und unterhaltsam in zehn Minuten vor Publikum zu präsentieren, kann durchaus helfen, auch wissenschaftsferne Mitmenschen für Forschung zu begeistern. Science Slams gibt es mittlerweile in der ganzen Republik und zum Glück finden sich mittlerweile auch genug Wissenschaftler, die hier gerne mitmachen. Denn - so erzählt uns Julia Offe – für ihren ersten Science Slam im Jahr 2009 war es gar nicht so einfach, geeignete und willige Teilnehmer zu finden.

Und so sprechen wir in dieser Folge über Didaktiker, die nicht präsentieren können, über die Schwierigkeit, Wissenschaft witzig und gleichzeitig fundiert zu präsentieren, über Globuli und die GWUP, und warum gute Wissenschaftskommunikation dabei helfen kann, antiwissenschaftliche Scharlatane in Schach zu halten.

https://forschergeist.de/podcast/fg035-science-slams-und-wissenschaftskommunikation/
Veröffentlicht am: 19. September 2016
Dauer: 1:37:42


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:41.813
  3. Vorstellung 00:01:32.534
  4. Science Slams 00:06:43.866
  5. Lehren für den Wissenschaftsbetrieb 00:28:47.663
  6. Wie motiviert man Leute? 00:37:00.701
  7. Pecha Kucha 00:43:26.173
  8. Fehler akzeptieren 00:46:54.280
  9. Pseudowissenschaften ??? 00:51:41.437
  10. GWUP 00:53:03.283
  11. Religion 01:19:27.581
  12. Was machen wir mit der Gesellschaft 01:24:44.285
  13. Wie überzeugt man Leute? 01:26:14.980

Transkript

Tim Pritlove
0:00:43
Julia Offe
0:01:30
Tim Pritlove
0:01:31
Julia Offe
0:01:38
Tim Pritlove
0:01:38
Julia Offe
0:01:39
Tim Pritlove
0:01:41
Julia Offe
0:01:47
Tim Pritlove
0:01:51
Julia Offe
0:01:53

Ja.

Tim Pritlove
0:01:54
Julia Offe
0:01:55
Tim Pritlove
0:02:24
Julia Offe
0:02:28
Tim Pritlove
0:02:44
Julia Offe
0:02:54
Tim Pritlove
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Julia Offe
0:03:02
Tim Pritlove
0:03:05
Julia Offe
0:03:09
Tim Pritlove
0:03:10
Julia Offe
0:03:14
Tim Pritlove
0:03:35
Julia Offe
0:03:36

Ja.

Tim Pritlove
0:03:37
Julia Offe
0:03:39
Tim Pritlove
0:03:57
Julia Offe
0:03:58
Tim Pritlove
0:04:08
Julia Offe
0:04:10
Tim Pritlove
0:04:12
Julia Offe
0:04:14
Tim Pritlove
0:04:17
Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
0:05:00
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
0:05:43
Tim Pritlove
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Julia Offe
0:05:47
Tim Pritlove
0:05:59
Julia Offe
0:06:01
Tim Pritlove
0:06:03
Julia Offe
0:06:09
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
0:06:52
Tim Pritlove
0:06:55
Julia Offe
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Tim Pritlove
0:07:10
Julia Offe
0:07:13
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:10:51
Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:13:06
Julia Offe
0:13:09
Tim Pritlove
0:13:11
Julia Offe
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Tim Pritlove
0:13:33
Julia Offe
0:13:34
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:13:38
Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:15:15
Julia Offe
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Tim Pritlove
0:16:06
Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:17:05
Julia Offe
0:17:06
Tim Pritlove
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Julia Offe
0:17:22
Tim Pritlove
0:17:33
Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
0:18:20
Tim Pritlove
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Julia Offe
0:19:15
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:21:40
Julia Offe
0:21:41
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:22:10
Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:23:05
Julia Offe
0:23:17
Tim Pritlove
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Julia Offe
0:23:58
Tim Pritlove
0:24:01
Julia Offe
0:24:03
Tim Pritlove
0:24:05
Julia Offe
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Tim Pritlove
0:24:45
Julia Offe
0:24:45
Tim Pritlove
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Julia Offe
0:25:11
Tim Pritlove
0:25:15

Ja.

Julia Offe
0:25:16
Tim Pritlove
0:26:12
Julia Offe
0:26:14
Tim Pritlove
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Julia Offe
0:26:54
Tim Pritlove
0:28:01
Julia Offe
0:28:06
Tim Pritlove
0:28:07
Julia Offe
0:28:09
Tim Pritlove
0:29:02
Julia Offe
0:29:08
Tim Pritlove
0:29:12

Ich frage mich jetzt, also als Event fand ich das super unterhaltsam. Ich sehe auch diesen positiven Effekt. Man merkte das ganz stark, dass die Wissenschaftlerinnen waren gefordert, einerseits schnell, andererseits halt auch zwangsläufig präzise das eigene Schaffen zusammenzufassen, aber dann auch die Erkenntnisse so darzulegen und gleichzeitig eben auch noch das notwendige Basiswissen mit zu vermitteln, um überhaupt zu verstehen, worüber geredet wird. Mit anderen Worten, man wird zu so einer extremen Abstraktion gezwungen, was ja nicht einfach ist. Und oft, und das empfinde ich auch, insofern bin ich auch so ein bisschen überrascht, dass das jetzt sozusagen in Deutschland gestartet ist, ganz ehrlich gesagt. Ich stelle immer fest, dass die Präsentationskultur generell, also unabhängig jetzt von der Wissenschaft in Deutschland verbesserungswürdig ist. Man kann hier doch sehr schnell eingeschlafene Füße bekommen, während man so in dem Angloraum auf eine ganz andere Art und Weise unterhalten wird. Hier zeigt sich, dass das eben nicht unbedingt so sein muss auf der einen Seite und auf der anderen Seite, dass man dadurch ja auch einen ganz neuen Still eigentlich auch trainiert, der vielleicht sonst einem ein bisschen zu kurz kommt. Weil man eben immer nur unter seines gleichen präsentiert. Man hat da so seine Stelen, die man dann so auf Konferenzen hinhält und dann kann man davor sich mit ein paar Leuten unterhalten oder man hält halt mal einen Vortrag. Hohes Basiswissen kann man voraussetzen. Das heißt man diskutiert im Prinzip nur noch so im Ergebnisbereich, aber man macht nicht immer nur diesen vollen Schwung, weil das hat man halt wahrscheinlich nur bei so einem Science-Slam oder halt auf einer Party in der Küche, wenn irgendwie da alle wieder dicht gedrängt um so einen kleinen Tisch zusammensitzen. Und eben auch genauso aus anderen Disziplinen kommen. Was kann denn sozusagen der wissenschaftliche Körper selber, das wissenschaftliche System aus solchen Veranstaltungen für sich gewinnen und sollte es vielleicht auch sogar noch mehr Slams direkt an Hochschulen geben? Oder eine ähnliche Präsentationskultur vielleicht.

Julia Offe
0:31:28

Ich glaube Präsentationskultur auf jeden Fall, da ist extrem viel Luft nach oben auch noch. Also ich kenne Leute, die unterrichten Didaktik der Biologie oder Didaktik der Chemie und die halten Vorträge, die einfach assistierten Lesen sind. Also die lesen ja auch Folien praktisch vor. Ich weiß gar nicht, wie so was passieren kann und warum. Also warum jemand dann Didaktiker geworden ist, wenn er das selbst nicht beherrscht. Naja. Es ist wirklich zum Teil grauenvoll. ich glaube wofür es zum Beispiel innerhalb der Uni gut wäre, ist, auch zu sagen, man hat ja manchmal so Institute, da arbeiten halt 300 Leute und keiner weiß so richtig was der andere macht und dann gibt es ja oft so, also ich kenne das auch von Instituten, wo ich Diplomarbeit gemacht habe beispielsweise. Da ist halt einmal in der Woche, da ist dann freitags jeweils ein Doktorand erzählt was er macht, und zwar irgendwie 1,5 Stunden lang. Und das macht jeder einmal während seiner Doktorarbeit oder zweimal. Weil so viele Doktoranden sind halt an diesem Institut, dass man da nicht öfter drankommt. Und dann geht man da hin und hört sich das ein bisschen halbwach an und denkt dann so, ja so ungefähr so ein bisschen habe ich was. Ich habe so eine Ahnung was die machen in dem Labor direkt unter mir. Aber wenn man da so einen Science-Slam machen würde und sagen würde, okay wir haben jetzt 10 Arbeitsgruppen, aus jeder Arbeitsgruppe einer stellt mal vor was er macht und wir haben das in zwei Stunden durch. Ich glaube, da würde man viel viel mehr voneinander lernen können in solchen Settings. Und auch Wissen, gerade innerhalb von Instituten, wenn da die Konkurrenz idealerweise nicht so hoch ist unter den Arbeitsgruppen, dann profitieren ja auch alle davon, wenn die wissen, ah der beherrscht die Methode und ich brauche die eigentlich jetzt, also soll der mir das mal beibringen.

Tim Pritlove
0:33:21
Julia Offe
0:33:30
Tim Pritlove
0:33:44
Julia Offe
0:33:47
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
0:35:27
Tim Pritlove
0:35:30
Julia Offe
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Tim Pritlove
0:37:00
Julia Offe
0:37:37
Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
0:38:05
Julia Offe
0:38:06
Tim Pritlove
0:38:20
Julia Offe
0:38:21
Tim Pritlove
0:38:23
Julia Offe
0:38:28
Tim Pritlove
0:39:33
Julia Offe
0:39:50

Ein Tipp ist schonmal, mit anderen Laien reden. Mit Freunden, Familie und gucken, was hat man vielleicht für Analogien, die man verwenden kann, um Sachen zu erklären, um Sachen einfacher zu machen. Dann was viele Leute unterschätzen, wenn man zu den Leuten gehört, die sich leicht verzetteln, in dem was sie erzählen, dann wirklich ausformulieren und auf 10 Minuten bringen und das dann quasi auswendig lernen und wenn es einem komisch vorkommt, wie man das auswendig lernt, dann halt den Text anpassen. Das ist ganz schwer, so zu schreiben wir man spricht, aber das kann man dann anpassen. Und dann wirklich sich also den Vortrag so oft zu üben, dass man sich da komplett sicher fühlt und dass man dann auch … das einem wieder die Freiheit gibt, spontan aus der Situation heraus, sich nochmal auf seinen Vorredner zu beziehen oder auf irgendeine Besonderheit vor Ort oder auf das Publikum oder so. Das ist glaube ich wichtig. Sich dann … Ja also wenn jemand so eine Analogie hat nicht für jede Einzelheit eine neue Analogie aufmachen, sondern sich sozusagen in einem Bild bleiben für das was man erklären muss. Und wenn es nicht passt, dann nicht erst hindengeln, sondern irgendwie was anderes nehmen und was besseres suchen. Ja dann ich denk auch immer, es ist gut beim Publikum eher zu wenig als zu viel vorauszusetzen. weil das einfach für eine besser Stimmung sorgt, wenn man was erklärt, was einige oder die meisten Leute im Publikum schon wissen denken die so, ach das habe ich schon mal gehört, ist so, fühlen sich tendenziell schlauer dabei.

Tim Pritlove
0:41:26
Julia Offe
0:41:29
Tim Pritlove
0:41:40
Julia Offe
0:41:42
Tim Pritlove
0:41:43
Julia Offe
0:42:20
Tim Pritlove
0:42:38
Julia Offe
0:42:39
Tim Pritlove
0:42:50
Julia Offe
0:42:55
Tim Pritlove
0:43:27
Julia Offe
0:44:10

Tim Pritlove
0:44:12
Julia Offe
0:44:27
Tim Pritlove
0:45:21
Julia Offe
0:45:25
Tim Pritlove
0:45:33
Julia Offe
0:46:22
Tim Pritlove
0:46:36
Julia Offe
0:48:01

Also ich glaube, die Slams sind halt eine Möglichkeit, die echte Wissenschaft, also die hochschulangebundene und die Peer-reviewte Wissenschaft, die ich auch überhaupt nicht verkläre, also ich weiß, dass es da durchaus auch Probleme gibt, die unters Volk zu bringen. Und vielleicht auch wissenschaftliches Denken den Leuten näher zu bringen. Was man bei vielen anderen Wissenschaftskommunikationsformaten nicht so hat. Also wenn wir über Wissenschaft in der Zeitung lesen, dann ist das, wen ein Paper schon veröffentlicht wurde und da halt entsprechende mehrere Leute irgendwie draufstehen, die das zusammen geschrieben haben und jemand das begutachtet hat und für veröffentlichungswürdig erachtet. Und dann gibt die Pressestelle was dazu raus und dann steht es erst in der Zeitung und es steht, Wissenschaftler haben rausgefunden, dass . Und das ist sozusagen da kann man nicht mehr dran rütteln und das ist alles ganz fest. Und beim Science-Slam gib es halt die Möglichkeit zu sagen, okay das hier ist jetzt meine Forschung der letzten drei Jahre und die ersten 2,5 Jahre sind das und das und nach 2,5 Jahren hatte ich das und das Ergebnis und konnte alles in die Tonne treten und konnte überlegen, was ich jetzt damit mache. Und das ist was, das kennt jeder Wissenschaftler, das ist jedem schonmal so gegangen, dass man irgendwie auf einer falschen Fährte war oder dass man eine wunderbare Theorie im Kopf hatte und die hat sich dann aber nicht bestätigt. Und das kann man halt beim Science-Slam sozusagen diesen Prozess kann man beim Science-Slam auch mit abbilden.

Tim Pritlove
0:49:36
Julia Offe
0:49:41
Tim Pritlove
0:50:32
Julia Offe
0:50:35
Tim Pritlove
0:51:41
Julia Offe
0:52:06
Tim Pritlove
0:52:30
Julia Offe
0:52:32
Tim Pritlove
0:53:03
Julia Offe
0:53:26
Tim Pritlove
0:53:31
Julia Offe
0:53:39
Tim Pritlove
0:53:53
Julia Offe
0:54:12

Also die Organisation ist so, wir haben Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz, also wir decken so den ganzen deutschsprachigen Raum ab mit diesen inzwischen glaube ich 1400 Mitgliedern sogar. Was sind da für Leute drin? Es sind Wissenschaftler und Leute, die sich für Wissenschaft interessieren, aber längst nicht alle haben wirklich einen wissenschaftlichen Hintergrund. Und ich glaube es sind Leute, also so wie es bei mir auch gelaufen ist, die irgendwie gedacht haben, naja es gibt halt so ein paar Esoteriker, es gibt Leute, die nehmen hier homöopathische Mittelchen für alles mögliche. Es gibt Leute, die glaube, dass wenn sie Metallschrauben in ihrem Bett haben, dass sie dann schlechter schlafen, als wenn das mit Holzdübeln zusammengehalten wird. Und man dachte immer, man kann die ignorieren und irgendwann merkt man, das sind echt viele da draußen, die so denken und sich dann freut, dass es einen Verein gibt mit Gleichdenkenden. Gleichgesinnten. Dass man da hingehen kann und sagen, was die Leute sich alles ausdenken und diese Spinner und sich auch mit denen so ein bisschen auch darüber amüsieren kann, auf jeden Fall. Weil es ist ja wirklich auch sehr kreativ, was sich Esoteriker immer ausdenken. Die aber halt auch sagen, ey wir wollen dem nicht nur hilflos zusehen, wir möchten irgendwas tun dagegen, wir möchten jetzt mit aufklären. Wir möchten mit versuchen, Leute zu erreichen und denen vielleicht auch das wissenschaftlich kritische Denken zu vermitteln und denen Hilfsmittel an die Hand zu geben, wie sie rausfinden können, ob Sachen stimmen oder nicht stimmen oder nicht stimmen können.

Tim Pritlove
0:55:54
Julia Offe
0:55:59
Tim Pritlove
0:56:01
Julia Offe
0:56:05
Tim Pritlove
0:57:00
Julia Offe
0:57:23
Tim Pritlove
0:57:49
Julia Offe
0:57:55
Tim Pritlove
0:58:01
Julia Offe
0:58:14
Tim Pritlove
0:59:30
Julia Offe
0:59:33
Tim Pritlove
0:59:41
Julia Offe
0:59:47
Tim Pritlove
0:59:55
Julia Offe
1:00:59
Tim Pritlove
1:01:47
Julia Offe
1:02:28

Ich glaube so das kritische Denken, wenn man was hört, was einem komisch vorkommt, erst mal darüber nachzudenken. Und auch Sachen, die einem selbst als selbstverständlich oder geläufig erscheinen, dann da einfach auch mal einen Schritt zurückzutreten und zu sagen, kann das eigentlich sein? Kommt das eigentlich so hin? passt das zu den anderen Erkenntnissen, die wir haben? das ist dieses Skeptikertum ursprünglich. Mit dem Klimaskeptikern das stimmt, da haben wir einfach ein großes semantisches Schlamassel, dass die sich so nennen. Aber Klima ist zum Beispiel auch ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Naja es gibt halt auch so eine paar auch aktuellere Themen, die ein bisschen größer sind und die halt auch oft von Ideologien geleitet sind und bewertet sind. Wie zum Beispiel der Klimawandel. Ich meine, wenn ich da nicht dran glaube, dann kann ich das Fenster aufmachen und die Heizung an und so viel Autofahren wie ich will und das ist für den einzelnen so erst mal ganz angenehm, nicht daran zu glauben, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Und dass man dazu was beitragen kann, den zu stoppen oder zu begrenzen. zu den Fakten nochmal, ich glaube, und dass die Leute den Fakten keine Bedeutung mehr beimessen, bzw. dass die Leute Sachen für Fakten halten, die im wissenschaftlichen Sinne keine sind, ich glaube ja das liegt am Internet, das böse böse Internet hat das gemacht. Ich glaube, dass das ganz viele Leute sind, die vielleicht auch ein bisschen fortgeschrittenes Alter haben. Also sagen wir mal so 30-40-50-60. Also die ganz jungen Leute eher nicht. Leute sind, die damit aufgewachsen sind, dass wenn was in der Zeitung steht, dann stimmt das. Die sozusagen alles was gedruckt ist oder was geschrieben ist, ist für die ein Stück weit richtig. Das war ja auch bis Mitte der 90er Jahre so. Dass sozusagen von allem, was man irgendwo gedruckt gesehen hat, das war eine relativ verlässliche Quelle im Vergleich zu heute.

Tim Pritlove
1:04:41
Julia Offe
1:04:45
Tim Pritlove
1:05:03
Julia Offe
1:05:07
Tim Pritlove
1:05:12

Ist das dann sozusagen nur ein vorübergehendes Phänomen, in dem wir uns jetzt gerade befinden? Ist das eine reine Frage der Annäherung an ein weltveränderndes Universalmedium? Und ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das irgendwie herauswächst? Oder kommt hier nicht irgendwas zum Ausdruck in besonders starker Form, was an sich breit angelegt ist? Ich meine, wir haben ja dann, ich weiß nicht, wie breit wir jetzt das Thema spreizen wollen, aber im Prinzip ist es ja auch so ein bisschen die wissenschaftliche Sicht auf die Welt, die versucht durch einen stark definierten Informationsdiskurs sich einer Wahrheit anzunähern, die eben weitestgehend oder so weit es sich eben realisieren lässt, auf Fakten basiert. Und die ja in zunehmendem Maße zu einem Weltbild führt, was sich ja auch beweisen lässt in gewisser Hinsicht. Ja es gibt viele Annahmen und Erkenntnisse, und dadurch dass man in der Lage ist, Roboter auf dem Mars durch die Gegend fahren zu lassen, sind einfach viele von diesen Dingen bewiesen, weil wäre es nicht so gewesen, wäre das Ding wahrscheinlich noch nicht mal dort angekommen. Auf der anderen Seite haben wir große Teile der Weltbevölkerung, die einfach an Geister glaubt sozusagen, die also Götter hinter dem Entstehen des Planeten sehen und die halt in alles irgendwie hereinwirken und denen man Botschaften in Form von Gebeten zusenden muss, damit das richtige passiert. Spaltet sich da irgendwie die Gesellschaft in zwei Teile? War das schon immer so? Oder gibt es eigentlich auch Grund für Optimismus?

Julia Offe
1:07:07
Tim Pritlove
1:07:30
Julia Offe
1:07:38
Tim Pritlove
1:08:54
Julia Offe
1:08:55
Tim Pritlove
1:09:06
Julia Offe
1:09:08
Tim Pritlove
1:09:16
Julia Offe
1:09:16
Tim Pritlove
1:09:26
Julia Offe
1:09:31
Tim Pritlove
1:09:36
Julia Offe
1:10:20
Tim Pritlove
1:11:36
Julia Offe
1:11:45

Ich glaube, man muss sich vor allen Dingen Gehör verschaffen. Man muss also, wie wir jetzt auch, möglichst viel öffentlich über solche Themen reden. Man muss auch über Wissenschaft reden, was Wissenschaft kann, dass Wissenschaft, wie ich eben schon sagte, auch ein Prozess ist, weil das ist ja was, was einem die Gegenseite, also die Pseudowissenschaften oft vorhalten. Von wegen, ihr habt doch auch lange gedacht, das wäre so und so und dann hat sich hinterher rausgestellt, das war gar nicht so. Und dann zu sagen, ja das gehört dazu. Wir stellen uns aber immer wieder in Frage, und wir erneuern uns und wir überprüfen das. Es ist halt nicht so, wie Beispiel Homöopathie, dass es seit 200 Jahren total unverändert ist und dass sich da gar nichts bewegt, weil sich auch nichts bewegen kann. Weil es einfach nur eine Theorie ist, die in sich selbst sich bestätigt. Ja und da diese ganzen Pseudowissenschaften ja auch ihre Interessen vertreten und auch sehr häufig irgendwelche Dinge verkaufen wollen etc. und deshalb auch entsprechend Alarm machen. Also man findet ja auf YouTube unfassbar viel Material von Leuten, die einem die absurdesten Dinge erzählen, Verschwörungstheorien und ähnliche Dinge. Da muss man als Wissenschaftler glaube ich sich das klar machen und sagen, wenn wir uns nicht hinstellen und sagen, Beispiel impfen ist gut, impfen schützt vor Krankheiten, ja impfen tut weh, man sticht ein gesundes Kind und das fällt niemandem leicht, aber wir haben die und die Erfolge. Die Masern haben wir kaum noch, wir haben praktisch keine Kinderlähmung mehr auf der Welt und so zu sagen, wir haben die Erfolge. Das muss man halt machen, man kann das nicht voraussetzen, dass die Leute das wissen. Dann googeln die nach impfen und dann finden die unter den ersten zehn Treffern acht Seiten, die einem Seiten, nein impfen brauchen wir nicht, ist gefährlich. Und deshalb muss man zusehen, dass man da unter die ersten Treffer kommt und sagt, nein das ist gut und das funktioniert so und so und das sind die Erfolge und das habt ihr der Wissenschaft zu verdanken. Und diese antiwissenschaftliche Einstellung, man sieht auch, dass die mit der Zeit gehen und dass die die Wissenschaft ja auch nicht missen möchten. Am Anfang war es ja noch so, vor 15 Jahren, da haben die Leute gesagt, Handys sind schädlich, Handys strahlen ganz doll und das ist ganz ungesund und davon, die moderaten Leute haben gesagt, davon kriegen wir Gehirntumore und die Hardcoreleute haben gesagt, damit werden wir ferngesteuert. Und jetzt haben die Leute aber mitbekommen, dass ein Handy gar nicht so unpraktisch zu haben ist und jetzt fokussieren sie sich halt auf die Handymasten, die sind ja böse. Weil ein Handy hat dann jeder, und die machen das dann nachts aus, wenn sie es gerade nicht brauchen. Aber ich meine, ohne Handy kann man halt nicht mehr leben oder es würde das Leben schon stark einschränken, das will man ja auch nicht, deshalb fokussieren die sich jetzt gerade auf die Handymasten. Das wird bei denen auch noch durchdringen, dass die Handys nur funktionieren, wenn die Handymasten auch an sind, aber da warten wir noch ein bisschen drauf, der Groschen fällt da nicht so schnell. Oder ja Leute, die ihre Kinder nicht impfen lassen und wenn es Masern hat, bringen sie es natürlich trotzdem ins Krankenhaus und vertrauen da auf die Medizin, die sie vorher wirklcih …

Tim Pritlove
1:15:11
Julia Offe
1:15:19
Tim Pritlove
1:15:37
Julia Offe
1:16:41
Tim Pritlove
1:16:44
Julia Offe
1:17:14
Tim Pritlove
1:17:33
Julia Offe
1:17:34
Tim Pritlove
1:18:14
Julia Offe
1:18:18
Tim Pritlove
1:18:48
Julia Offe
1:18:50
Tim Pritlove
1:19:04
Julia Offe
1:19:09
Tim Pritlove
1:19:29
Julia Offe
1:19:44
Tim Pritlove
1:20:35
Julia Offe
1:21:51
Tim Pritlove
1:22:29
Julia Offe
1:22:31
Tim Pritlove
1:23:46
Julia Offe
1:24:11
Tim Pritlove
1:24:37
Julia Offe
1:24:40

Was müssen wir jetzt machen? Ja was müssen wir mit der Gesellschaft machen. Genau also in den USA ist es ja so, dass die wirklich auch einen massiven Einfluss haben auf das, was an den Schulen gelehrt wird. Dann gab es ja diese Diskussion vor längerer Zeit über dieses Intelligent Design, dass es als sozusagen eine göttliche Schöpfung sozusagen als gleichberechtigt im Biologieunterricht neben der Evolutionslehre unterrichtet werden sollte. Das haben wir ja nie ansatzweise hier gehabt. Das war allerdings für mich damals, als die damalige hessische Kultusministerin gesagt hat, ja man könnte mal drüber nachdenken, ob wir Intelligent Design auch mit ins Curriculum der Biologie aufnehmen. Das war für mich der Anstoß, in die GWUP einzutreten. Weil ich gedacht habe, so jetzt müssen wir uns wirklich dagegen formieren. Das kommt schleichend. Ich meine da redet heute kein Mensch mehr von. Es hat dann insofern sehr gut geklappt, da hat die Vernunft gesiegt. Aber in den USA ist es so, ich habe mit amerikanischen Freunden gesprochen, die sagen, die haben keinen Sexualkundeunterricht an der Schule, weil die Kirche sagt, die wollen das nicht. Weil die Kirche sagt, da haben die Kinder schon mit 13 Sex, wenn wir denen erzählen wie es geht. Auch total bekloppt. Und er sagt ja mit dem Erfolg, dass die Leute nicht wissen, dass man vom Sex schwanger werden kann und nicht wissen, dass man davon Krankheiten bekommen kann und wie man beides verhindert, das lernen die einfach nicht. Und das ist ein total großes Risiko, dem unserer Jugendlichen ausgesetzt sind, weil die Kirchen so viel Einfluss haben.

Tim Pritlove
1:26:20
Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Ja. Genau, gibt es ein paar. Man darf halt nur nicht sagen, wie kannst du so ein Idiot sein, dass du daran glaubst? Weil wenn man mir so was sagen würde, würde ich mich halt auch immer mehr vertiefen, einigeln und ich würde sozusagen dieser Bestätigungseffekt, ich würde nach den Sachen googeln, nach den Sätzen, die das bestätigen, was ich eh schon denke und würde da hunderte von Seiten finden, die das bestätigen. Das kann man auch Leuten beibringen, zu sagen, wie musst du eine Google-Anfrage stellen, damit du eine Chance hast, auch Sachen zu finden, die deiner vorgefertigten Meinung widersprechen. Wie kann man das und wie könntest du suchen und was würde dann passieren? Dass man sich so was erst mal klarmacht, diese psychologischen Effekte. Und ich glaube, wir als Wissenschaftler müssen auch sagen, erstmal anerkennen, dass man als Menschen in verschiedenen bestimmten Denkmustern denkt, oder dass es sehr verlockend ist, bestimmte Kausalitäten zum Beispiel herzustellen. Und dass es anstrengend ist, das loszulassen, weil uns einfach auch die Evolution dazu gemacht hat. Zu sagen, wenn A passiert und dann wenn mir eine schwarze Katze über den Weg läuft und an dem Tag passiert irgendwas schlechtes, dann verknüpfe ich so was halt sehr schnell, weil die Evolution mich dazu gemacht hat. Und anzuerkennen, dass es anstrengend ist, den Leuten auch zu sagen, dass es anstrengend ist, kritisch zu denken. Und dann aber gleichzeitig auch das ernst zu nehmen, was Menschen für Ängste mitbringen. Oder so Verständnis dem entgegen zu bringen. Dass Leute lieber so handeln, wie es für sie am einfachsten und am besten ist und für sie irgendwie plausibel klingt. Und nicht die Leute so hinzustellen, dass sie zu faul sind richtig nachzudenken. Das machen wir ja auch. Ich meine, das macht ja jeder von uns. Also jeder von uns, ach ja bei den Skeptikern ist es so, wenn man da auf so einer Konferenz ist, da würde jeder sagen, nein Medizin nur evidenzbasiert. Natürlich ich würde nie irgendwas machen, was nicht evidenzbasiert ist und dann guckst du dir die Leute an und was meinst wie viele von denen echt zu viel Gewicht mit sich rumschleppen. Also solche Bäuche da haben, wo du denkst, evidenzbasiert, das ist 1A evidenzbasiert, dass Sport und gesunde Ernährung gut für dich ist. Genau und die Leute sitzen trotzdem lieber im Internet und essen dazu Pizza. Ja weil es halt einfach menschlich ist. Sich das auch klarzumachen, dass es nicht einfach ist, sich von morgens bis abends rational zu verhalten.

Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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Julia Offe
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Ja.

Tim Pritlove
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Julia Offe
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Tim Pritlove
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