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FG072 Verantwortung in der Informatik

Ein Einführungskurs für Informatiker vermittelt unterschiedliche Denkweisen die gesellschaftliche Bedeutung des Fachs zu vermitteln

Informatik – ein Fach nur für Nerds? Keinesfalls, denn der Code, den Programmierer schreiben, existiert ja nicht im luftleeren Raum. Software bezieht sich letzten Endes immer auf den Menschen, interagiert mit ihm, beeinflusst das soziale Leben. Und mittlerweile ist auch an technisch geprägten Fakultäten angekommen, dass Informatik eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt.

Peter Purgathofer lehrt an der TU Wien am Institut für Visual Computing. Der 56-Jährige tritt dafür ein, dass Software-Entwickler sich der Verantwortung bewusst sind, die ihre Arbeit hat. Denn Informatik wird zunehmend zur zentralen Disziplin schlechthin, ja sogar zum Betriebssystem unserer Gesellschaft. Tracking und Werbenetzwerke fördern eine Mediennutzung, bei der aufmerksamkeitsheischendes Clickbate mehr zählt als inhaltliche Tiefe und Seriosität. Automatisierte Entscheidungen können katastrophale Folgen haben, wie etwa bei tödlichen Unfällen autonom fahrender Autos oder den Abstürzen der Boeing 737 Max. Algorithmen sind eben keine Lösung für alles, denn wie zuverlässig sind eigentlich die Datengrundlagen, auf denen sie aufsetzen?

Purgathofer hat deshalb an seiner Hochschule einen Einführungskurs für Studienanfänger entwickelt. Dabei geht es darum, der nächsten Informatikergeneration fundamentales Metawissen zu vermitteln und sie damit zu befähigen, mit einem tieferen Verständnis durch ihr Studium zu navigieren: Wie sieht die Wissenschaft auf die Welt, mit welchen Denkweisen wird Wissen geschaffen? Was sind die Konsequenzen und wo liegen die Grenzen? Es wird klar: Das Leben lässt sich nicht nur mit Einsen und Nullen erklären, es entzieht sich immer wieder der Berechenbarkeit. Informatik ist eng mit Sozialwissenschaften, Philosophie und Psychologie verwoben – und Problemlösung eben nicht nur eine technische Frage. Purgathofer kritisiert nebenbei auch die mangelnde Offenheit der vor allem unternehmensgetriebenen Forschung im Bereich Künstlicher Intelligenz. Diese Closed Science hat für die Wissenschaft als Ganzes schädliche Effekte, die verblüffend an die Zeit der Alchimisten erinnern.

https://forschergeist.de/podcast/fg072-verantwortung-in-der-informatik/
Veröffentlicht am: 1. Oktober 2019
Dauer: 1:53:23


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:42.751
  3. Peter Purgathofer 00:01:29.581
  4. Ethik und Moral in der Informatik 00:09:55.766
  5. Entscheidung und Verantwortung 00:19:22.390
  6. Denkweisen in der Informatik 00:26:04.218
  7. Strukturierung des Kurses 00:37:26.608
  8. Pre-Scientific Thinking 00:38:22.299
  9. Scientific Thinking 00:43:54.001
  10. Mathematical Thinking 00:48:09.791
  11. Computational Thinking 00:54:11.171
  12. Design Thinking 01:01:46.949
  13. Critical Thinking und Diversity 01:11:44.567
  14. Responsible Thinking 01:22:05.020
  15. Creative Thinking 01:27:20.474
  16. Economical Thinking 01:31:20.975
  17. Criminal Thinking 01:33:39.328
  18. Denkweisen für die Wissenschaft 01:37:46.757
  19. Der Reifegrad der Informatik 01:39:53.808
  20. Ausklang 01:51:39.450

Transkript

Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Ja.

Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Ja.

Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Ich glaube, dass die sozialen Netzwerke in dieser Debatte gern überbetont werden, das eigentliche Problem sind weniger die sozialen Netzwerke, als die riesige Anzahl von Firmen und Unternehmen, die uns tracken, die Profile aufbauen und das sind die sozialen Netzwerkfirmen, ein kleiner Teil davon. Aber da gibt es viele, viele, viele Firmen aus dem Werbebereich, also nicht die, die Werbung ins Netz stellen, sondern die diese Werbung denen geben, die sie ins Netz stellen, die einen riesigen Schatz an Daten über uns aufbauen und das ist das, was ultimativ dazu verwendet wird, um uns zu manipulieren und uns zu ändern. Und das führt dann zu so Dingen wie unerwartete politische Wahlergebnisse, eine Veränderung der Themen, über die diskutiert wird und solche Sachen. Und ich glaube, das Problem ist hier vordergründig, dass wir immer sehen, was weiß ich, das soziale Netzwerk des Tages, welches gerade aktuell ist, wahrscheinlich ist es gerade TicTalk oder Instagram oder so was., und die Effekte all den sichtbaren Netzwerken zuweisen, aber dahinter gibt es ein riesiges Netzwerk an Unternehmen, die für diese Veränderung noch wesentlich mehr Verantwortung tragen als die sozialen Netzwerke. Dass das dann zu einem guten Teil über Facebook wieder zurückkommt und über diese seltsame Struktur des Streams, den man dort sieht, aus Inhalten von Leuten, mit denen ich befreundet bin und Inhalten, die hineinkommen, weil ich eine Zielgruppe bin und Werbung, die nicht als solche identifizierbar ist und Werbung, die als solche identifizierbar ist und so weiter, eine andere Geschichte. Also das kommt über jede andere Webseite auch herein. Und ich glaube, dass diese Strukturen, die da im Hintergrund wirken, die richten enormen Schaden an, die machen unsere traditionellen Medienstrukturen kaputt und schaffen Medienstrukturen, die nur dafür da sind, dass wir hinschauen und Clickbait und so weiter und gleichzeitig richten sie enormen gesellschaftlichen Schaden an. Sind zu einem guten Teil für diese Spaltung der Gesellschaft, die wir wahrnehmen, verantwortlich.

Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Ja.

Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
0:23:09
Peter Purgathofer
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Aber ich erinnere an das Buch von der Virginia Eubanks „Automating Inequality“, wo sie also Fall für Fall für Fall zeigt, wo in sozialen Kontexten Entscheidungen automatisiert wird, wer bekommt Sozialhilfe, wer bekommt Gesundenunterstützung, weil man es sich selber nicht leisten kann und so weiter und wo das alles immer zu systematischer Benachteiligung führt und jedesmal katastrophale gesellschaftliche Auswirkungen hat. Weil wir auf dieser Ebene darauf angewiesen sind, dass vernünftige Entscheidungen getroffen werden und nicht aufgrund einer Datenlage die richtigen Entscheidungen. Weil die Datenlagen unzuverlässig sind. Wir führen gerade sowas ein bei uns, im Arbeitsmarkt Service wird ein Automatisierungssystem eingeführt, das darüber entscheiden soll, welche Maßnahmen ein Arbeitssuchender, eine Arbeitssuchende zugeführt wird und das Ergebnis davon wird vorhersehbar diskriminierend und zumindest persönlich verletzend sein, also immerhin ist das System noch so aufgebaut, dass die, die in die unterste Schublade fallen, nicht aus dem System rausfallen, sondern besondere Maßnahmen, wie soll man sagen, zur Arbeitsmarktförderung zugänglich gemacht wird. Also in die wird ganz besonders viel steckt. Da kann man jetzt sagen, die schlimmste Diskriminierung, die passieren kann, ist, dass man dort hineingestuft wird und bei Programmen mitmachen muss, mit absolut unvermittelteren anderen Teilnehmenden, wo ich mich gedemütigt fühle und das Gefühl habe, ich gehöre hier nicht her. Aber wenigstens, wenn man dieses nochmal „Automating Inequality“-Buch hernimmt, da sind viele Systeme, wo diese Leute da ganz unten, die Unvermittelbaren, einfach unten rausfallen und man sagt, was soll man mit dir machen, du bist unvermittelter. Und das sind halt dann mehrheitlich welche, die Stereotypen entsprechen, mehr als dass Persönlichkeiten berücksichtigt werden.

Tim Pritlove
0:25:22
Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Peter Purgathofer
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
0:38:31
Tim Pritlove
0:38:33

Ja.

Peter Purgathofer
0:38:34
Tim Pritlove
0:38:42
Peter Purgathofer
0:38:45

Genau. Und man könnte es natürlich rechtfertigen als die ersten 15 Minuten Scientific Thinking, aber wenn man beginnt, sich damit auseinanderzusetzen, dann findet man dort drinnen Dinge, die wirklich gewaltig an die heutige Zeit erinnern. Also beispielsweise, also wir haben ja dieses populär kulturell vermittelte Bild von Alchemie als die Suche nach dem Stein der Weisen, der jedes Material in Gold verwandelt oder meinetwegen Blei in Gold verwandelt, aber in Wirklichkeit war ein guter Teil der Alchimisten so was wie Pharmazeuten und Chemiker nur vor der Wissenschaft. Und viele davon haben redlich und anständig gearbeitet und haben ganz erstaunliche Dinge hervorgebracht. Porzellan ist eine Erfindung oder sagen wir eine Rekonstruktion einer asiatischen Erfindung aus der vorwissenschaftlichen Zeit. Schießpulver ist aus der vorwissenschaftlichen Zeit, also da gab es Dinge, die hier passiert und entwickelt sind, ohne dass wir dieses ausgeklügelte System von Standing on the Shoulders of Giants und all das hatten. Kepler, Newton, die haben sich alle als Alchemisten verstanden. Also wenn man die Beschreibung der Gravitationsgesetze durch Newton liest, dann findet man alchemische Beschreibungsstrukturen und -muster. Also das war nicht alles nur Wahnsinn und Glauben an außerweltliche Einflüsse und Wesen oder so was, sondern da steckt schon Methode drin. Aber warum haben die es nicht geschafft, diese Umwälzung des Wissens zu schaffen, die 100-150 Jahre später passiert ist? Und ein wesentlicher Punkt war, dass es dieses Offenheitsgrundprinzip nicht gab. Also man hat nicht darüber gesprochen. Ein Alchemist hatte seine Adepten und die waren eingeschworen auf Geheimhaltung, sie waren ja auch bezahlt von Großbürgertum oder Adel zu deren entweder Unterhaltung oder Bereicherung. Also wenn man die Geschichte des Porzellans in Europa nachverfolgt, da hat der Edmund de Waal ein großartiges Buch geschrieben, der Titel fällt mir gerade nicht ein, das heißt vielleicht "die weiße Straße", wo er das nachvollzieht, wie das passiert ist, dass dieses Porzellan hier als etwas, was als Artefakt aus Asien gekommen ist, nachgemacht wurde. Und da haben sich die Adeligen gegenseitig die Alchemisten entführt und eingekerkert. Und hier kommen wir schon dazu, dass man überraschende Parallelen finden kann, wenn man darüber nachdenkt, dass es gewisse Wissenschaftsfelder gibt, wir haben über Machinelearning schon geredet oder AI, wo vielleicht nicht entführt und eingekerkert, aber abgeworben wird. Und wir hatten schon Leute, die sich nach Academia beworben haben, weil sie gesagt haben, dort wo sie jetzt arbeiten dürfen sie nicht publizieren und sie finden das schrecklich. Alles, was sie schreiben und publizieren, muss durch drei Abteilungen, die prüfen, ob hier Firmengeheimnisse oder Unique Proporsitions, was weiß ich, verraten werden. Und das, was dann am Schluss als Paper rauskommt, ist eigentlich nicht mehr interessant. Also wir haben eine Situation, wo sich in manchen Bereichen der Wissenschaft solche alchemischen Ecken der wechselseitigen Geheimhaltung ergeben haben und wer weiß wie weit wir wären in der AI heute, wenn nicht zehn Firmen auf allen großen AI-Forschern der Welt sitzen würden. Tatsächlich kann ich sagen, es ist enorm schwer geworden, in diesem Bereich jemand akademisch zu berufen, der wirkliche Qualitäten hat, weil die Firmen zahlen das zehnfache, wenn man gut ist und der Versuchung ist schwer zu widerstehen. Und da finde ich es spannend, wenn man sich ein bisschen in dieses alchemische Ding hineinversetzt, dann auch zu sehen, dass das bedeutet, dass alle dieselben Fehler immer wieder machen müssen. Weil man nicht voneinander lernen kann. Dass oft das Wissen in kodierter Form niedergeschrieben wurde. Wir wissen alle, Leonardo hat seine Sachen in Geheimschrift, in Spiegelgeheimschrift aufgeschrieben und heute verschlüsseln wir unsere Festplatten, damit nur ja nichts. Also da gibt es so viele Parallelen zwischen der kommerzialisierten Forschung und der zunehmend kommerzialisierten Forschung in manchen Bereichen der Informatik, und der alchemischen Zeit, dass es geht scarry ist. Der Schutz von Erfindungen durch Patent. Ich finde, akademisches Patentieren gehört zu den schlimmsten Dingen, die uns an Universitäten je eingefallen sind und die der Staat je erlaubt hat. Und patentieren ist eine Form des systematischen Geheimhaltens oder des systematischen Schutzes vor voneinander Lernen und daher ist es eine ganz schreckliche Idee. Aber es ist irgendwie wie bei den Alchemisten.

Tim Pritlove
0:43:54
Peter Purgathofer
0:44:12

Überhaupt nicht. Vielleicht sage ich jetzt zum Übergang dazu, wenn wir haben immer versucht kleine Brücken zu bauen zwischen den verschiedenen Kapiteln und die Brücke zwischen vorwissenschaftlich und wissenschaftlichen Denken ist, dass man tatsächlich zeigen kann, dass die Spätalchemisten, nennen wir sie mal so, sich gegen diesen Geheimhaltungsdrang gewehrt haben und gefordert haben, dass sie miteinander reden können. Vielleicht sage ich noch ein ganz kleines Bonmot aus der Alchemie. Die Tatsache, dass wir bis heute streiten, ob Newton oder Leibniz die Differenzialrechnung als erstes beschrieben hat, kommt genau deswegen, weil das alles geheim war. Und der Leibniz war einer, der es hingeschrieben hat und der Newton war jemand, der es nur geheim hingeschrieben und ins Regal gelegt hat, damit es nur ja niemand sieht. Und heute wird behauptet, Newton hat es zuerst aufgeschrieben und ins Regal gelegt. Leibniz hat es später geschrieben und veröffentlicht, also der Konflikt kommt genau aus dieser idiotischen niemand darf wissen was ich mache. Und jetzt kann man sehen, dass die ersten wissenschaftlichen Gesellschaften in England, in Frankreich fordern, dass die Wissenschaft, Wissenschaftstreibende untereinander Austausch pflegen dürfen, weil sie wissen, dass sie dadurch weiterkommen. Da kommt natürlich dazu, dass man dann plötzlich auch drauf kommt, was sind tragbare … also dass, wenn man sich austauscht, dass man Methoden braucht, wo alle dasselbe machen können und dann kommt auch dasselbe heraus. Weil wenn man darauf beruht, dass man das an diesem einen Teich macht wegen der Strahlung dort, dann ist das nichts nachvollziehbares, aber es gibt eben Dinge, die nachvollziehbar sind und auf die Art und Weise kommt also aus diesem wir wollen miteinander reden folgt eigentlich alles andere logisch.

Tim Pritlove
0:46:04
Peter Purgathofer
0:46:07
Tim Pritlove
0:47:05
Peter Purgathofer
0:47:18
Tim Pritlove
0:48:09
Peter Purgathofer
0:48:18
Tim Pritlove
0:48:28
Peter Purgathofer
0:48:28
Tim Pritlove
0:48:31

Ja.

Peter Purgathofer
0:48:31
Tim Pritlove
0:48:50
Peter Purgathofer
0:48:54

Ja. Also das war so ungefähr die Geburtsstunde der modernen Mathematik, wer war denn das, jetzt kommt der Punkt, wo ich nicht mehr weiß, wer was gesagt hat, Bertrand Russel, der hat das formuliert dieses Paradox einer Menge, die es nicht geben kann durch die Art wie sie definiert ist. Und die Mathematik damals, die das Gefühl hatte, sie kann alles beschreiben, sie kann die gesamte Welt beschreibe. Und wir werden an einem Punkt ankommen, wo wir eine Formel haben, die riesig und komplex ist, aber die alles beschreibt, was jemals passieren kann, was ja dann auch sehr zum Unwohlsein vieler diese Frage der Unsicherheit und des freien Willens plötzlich gestellt hat. Und dann ist Mathematik entstanden als etwas, was nicht dazu da war, rechnerisch zu Ergebnissen zu kommen, sondern sich mathematisch mit der Welt auseinanderzusetzen. Und natürlich hat die Mathematik ihre eigenen Fragestellungen Probleme, die sich genau in diesem Paradox von Bertrand Russel schön sichtbar machen. Aber als Werkzeug, als diese Brille, die wir der Mathematik aufsetzen, bekommen wir mit der Mathematik vor allem einen Benefit und das ist, dass wir beweisen können, dass etwas tatsächlich stimmt. Drum war es auch wichtig, in der Wissenschaft zu sehen, dass ein Experiment, das gelingt, kein Beweis ist dafür, dass etwas auf eine bestimmte Art ist, sondern nur ein Experiment, das misslingt, ein Beweis dafür ist, dass es so nicht sein kann. Aber wenn wir etwas mathematisch beschreiben, dann können wir unter Umständen bestimmte Dinge beweisen. Wenn wir einen mathematischen Satz haben, können wir damit so lange herumspielen, bis unten drunter steht, der stimmt oder der ist falsch. Und in der Verifizierung in der Informatik spielt das eine ganz große Rolle. Die Verifizierung sind mathematische Methoden, wo wir zeigen wollen, dass ein Stück Code das tut, was behauptet wird, das es tut. Und wenn man das gut macht, kann man das zeigen. Wenn die technischen Informatiker bei uns kleine Schaltungen bauen, die bestimmte Steuerungsaufgaben übernehmen, dann ist es denen ganz wichtig, dass sie bewiesen haben, dass diese Schaltung das auch tatsächlich tut. Und es gibt kein anderes Werkzeug als die Mathematik, um etwas zu beweisen. Der Preis, den man dafür bezahlt, ist, dass wir nur einen winzig kleinen Teil der Wirklichkeit tatsächlich mit Mathematik beschreiben können und dass wir daher auch ganz winzige Teile der Welt nur beweisen können. Also das war früher oder später dann die Einsicht, dass diese Vorstellung davon, dass wir die gesamte Welt mathematisch abbilden können und daher berechnen können, dass die nicht standhält. Dass die Welt aus vielen Dingen besteht, die sich einer Berechnung entziehen, einer Berechenbarkeit entziehen und daher auch diesen schönen Vorteil der Mathematik etwas zu beweisen.

Tim Pritlove
0:52:03
Peter Purgathofer
0:52:12
Tim Pritlove
0:53:24
Peter Purgathofer
0:53:37
Tim Pritlove
0:53:47
Peter Purgathofer
0:53:48
Tim Pritlove
0:54:10
Peter Purgathofer
0:54:23
Tim Pritlove
0:54:46
Peter Purgathofer
0:54:50
Tim Pritlove
0:55:21
Peter Purgathofer
0:55:23

Andere als jemand, der keinen Computer zur Verfügung hat. Nehmen wir die Gensequenzierung. Irgendwann einmal hat jemand ein Gensequenzierungsverfahren entwickelt. Also man kann Genstränge nur kurze Stücke sequenziellen, an irgendwelchen technischen Grenzen liegt das, an irgendwelchen Einschränkungen des Equipments, und irgendjemand hat dann folgendes Verfahren entwickelt, man nimmt tausend Genstränge von dem was man sequenziellen will und man zerstückelt mal die in so kleine Stücke, dass man die einzelnen Stücke sequenzieren kann, die sind alle ungleich lang, aber kurz. Und dann hat man, was weiß ich, tausend Genstränge zu je tausend Stücke, es sind also eine Million Stücke und die sequenziert man dann. Und dann hat man die Sequenzen von einer Million unterschiedlich langen Stücken. Und wenn man jetzt anfängt die Überschneidungen zu finden rechnerisch, dann kann man rekonstruieren, wie das ursprüngliche Gen ausgeschaut hat. Und diese Idee, das so zu machen, die hat man nicht, wenn man weiß, man muss das am Papier machen, sondern die hat man nur, wenn man weiß, das gebe ich dann in den Computer und der schreibt mir da der Karl oder die Eva schreiben mir einen Code und die macht das dann und dann kommt man auf so eine Idee. Und das ist Computational Thinking. Und ich finde das eine herrliche Idee, weil das eine Idee ist, die zeigt, wie unser Denken oder das durch unsere Technologien vermittelt gemachte oder möglich gemachte Denken in alle anderen Disziplinen gewandert ist und dort alles ändert.

Tim Pritlove
0:56:50
Peter Purgathofer
0:57:12
Tim Pritlove
0:58:23
Peter Purgathofer
0:58:24

Genau, also nicht das kleine Programmieren, ich setze mich hin und schreibe ein Stück Code und dann verbessere ich es und dann irgendwann finde ich die letzten Fehler oder so, von denen wir wissen, dass es sie nie gibt, sondern diese vier Millionen Lines of Code Systeme, wo wir absolut sicher sind und wissen, dass die nie fehlerfrei sein werden, was zu einem guten Teil damit zusammenhängt, dass wir eigentlich nicht wissen, wie man systematisch und strukturiert an etwas herangeht, was am Schluss vier Millionen Lines of Code haben wird. Da kommt dazu, wie lernen wir eigentlich programmieren? Das ist für die erstsemestrigen immer ganz auch wieder so ein bisschen ein sinnstiftendes Ding, wenn man noch nicht programmieren kann, wie lernt man das denn eigentlich? Da gibt es ein paar Leute, die sich da auf so kognitiv-psychologischer Ebene damit auseinandergesetzt haben. Wenn du dich erinnerst an Logo, Seymour Papert und da gibt es Leute, die haben weiter gemacht und haben diese Cognitive Stages of Learning how to Program beschrieben, das ist ein Teil von diesem Kapitel, um auch ein bisschen, wir finden ja riesig Unterschiede im Vorwissen bei unseren Erstsemestrigen. Also wir haben Leute, die noch nie ernsthaft programmiert haben und wir haben Leute, die seit sie vier sind ernsthaft programmiert haben und nichts anderes mehr getan haben. Das sind so die Ausläufer der Gauß-Kurve. Und wir haben aber auch Leute, die, obwohl sie irrsinnig lang programmieren, dieselben Fehler noch immer machen. Und wir haben auf der anderen Seite Leute, die jetzt ganz systematisch programmieren lernen und die Konzepte in ihrer Reinheit besser verstehen als die, die schon lang mit dem Taschenfeitel programmiert haben quasi.

Tim Pritlove
1:00:16
Peter Purgathofer
1:00:26
Tim Pritlove
1:01:46
Peter Purgathofer
1:02:08
Tim Pritlove
1:03:31
Peter Purgathofer
1:03:34
Tim Pritlove
1:04:52
Peter Purgathofer
1:05:21

Genau, und wir wissen, dass die Informatik jahrzehntelang, so alt ist sie nicht, die Physik hat Jahrhunderte lang geglaubt, die Informatik hat gerade mal Jahrzehnte lang daran geglaubt, dass es möglich sein wird, Systeme so gut zu spezifizieren, dass diese Spezifikation automatisiert in ein Produkt übergeführt werden kann. Und heute wissen wir, das ist Blödsinn, das können wir nicht, das lässt sich in ganz klein definierten Problemdomänen, Robotersteuerung vielleicht, lässt sich so was vielleicht machen, aber im Allgemeinen, wenn es darum geht, die nächste App für ein Smartphone zu schreiben, dann wissen wir genau, dass das nicht geht. Und ich versuche dort zu erklären oder wir versuchen dort zu erklären, warum es nicht geht, warum das systematisch nicht geht und der Schlüsselbegriff dazu ist eben dieses Konzept der Wicked Problems und dahinterstehend die Theorien, wie man denn damit umgehen kann. Donald Schön, Dewey die also beschreiben, wie eine Arbeit an Wicked Problems denn eigentlich ausschaut. Da gibt es ein Schlüsselwerk, eine Dissertation eines dänischen Forschers, der leider ein paar Jahre nachher gestorben ist, Henrik Gedenryd, „How Designers Work“, der diese ganze Geschichte des Missverständnisses, was Problemlösen eigentlich ist, aufarbeitet und erklärt, dass Problemlösung eigentlich nie so ist wie uns die gesellschaftliche Law denn weismachen möchten, sondern dass Problemlösen immer ein iterativer Prozess ist, ein Prozess, wo wir uns an eine Lösung herantasten, wo wir das Verstehen des Problems und das Lösen des Problems als gleichzeitig empfinden und auch machen, und nicht zuerst das Problem verstehen und dann das Problem lösen, was diese altüberkommene Vorstellung davon ist wie man Probleme löst.

Tim Pritlove
1:07:24
Peter Purgathofer
1:07:44

Ich muss vielleicht an der Stelle ganz kurz nur sagen, dass Design Thinking auch eine andere Bedeutung hat, nämlich das, was Stanford d.school sagt, nämlich ein Verfahren mit sechs Schritten, das legen wir auf die Seite und sagen, ja da ist jemand gekommen und hat einen Begriff gekapert für seine Vorgehensweise, für Marketingzwecke, aber Design Thinking ist eine Brille, durch die wir Probleme auf eine bestimmte Art sehen und an diese Probleme auf eine bestimmte Art herangehen. Und diese Art ist nämlich im Gegensatz zu den anderen davor mal jetzt wirklich grundlegend anders. Also mathematische Probleme ist wirklich, wir machen erst ein Modell und mit diesem Modell können wir dann was beweisen oder Zusammenhänge herstellen, aber hier können wir das nicht. Wir haben diese Gleichzeitigkeit von Problemverstehen und Problemlösen. Wir haben dieses, was ist denn eigentlich das Problem, das wir lösen? Also ich dekonstruiere dort auch sehr gründlich diesen Problembegriff, weil der eigentlich dieses, du gibst mir ein Problem und ich mach das dann, impliziert und ich löse das dann. Also wir sind eben nicht nur eine Problemlösungsdisziplin, wir sin durch eine Problemdefinitionsdisziplin, es geht nicht anders als ein Problem, wenn du mir ein Problem gibst, zu lösen, dass ich all die Unbestimmtheiten dort drin festlegen und wir können uns dessen bewusst sein und sagen, okay, also ich bin jetzt ein Co-Problemformulator während ich es löse mit dir und trete in Kontakt mit dir und kommuniziere darüber mit dir oder ich ergänze das quasi, weil ich glaube, es gibt eh nur einen Weg wie du das gemeint haben könntest und löse dann das Problem und wir alle kennen diese Projekte, die am Schluss herauskommen, wo das nicht das ist, was beauftragt wurde. Also dieses Artefakt des Pflichtenhefts auch als die große Lüge bei uns in der Disziplin, dass es so was geben kann wie ein absolutes Pflichtenheft, das an irgendeinem Punkt genau beschreibt, was ab hier passiert.

Tim Pritlove
1:09:49
Peter Purgathofer
1:09:50
Tim Pritlove
1:10:13
Peter Purgathofer
1:10:52
Tim Pritlove
1:11:36
Peter Purgathofer
1:11:41
Tim Pritlove
1:11:45
Peter Purgathofer
1:11:56
Tim Pritlove
1:12:00
Peter Purgathofer
1:12:00
Tim Pritlove
1:13:21
Peter Purgathofer
1:13:23
Tim Pritlove
1:13:28
Peter Purgathofer
1:13:31
Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
1:14:02
Tim Pritlove
1:14:16
Peter Purgathofer
1:14:17
Tim Pritlove
1:14:46
Peter Purgathofer
1:14:56
Tim Pritlove
1:15:53
Peter Purgathofer
1:15:57
Tim Pritlove
1:17:15
Peter Purgathofer
1:17:17
Tim Pritlove
1:17:20
Peter Purgathofer
1:17:21
Tim Pritlove
1:18:14
Peter Purgathofer
1:18:17
Tim Pritlove
1:18:28
Peter Purgathofer
1:18:31
Tim Pritlove
1:19:13
Peter Purgathofer
1:19:23
Tim Pritlove
1:19:27
Peter Purgathofer
1:19:29
Tim Pritlove
1:20:04
Peter Purgathofer
1:20:05
Tim Pritlove
1:21:01
Peter Purgathofer
1:21:02
Tim Pritlove
1:21:44

Ja.

Peter Purgathofer
1:21:44
Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Peter Purgathofer
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Ja.

Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Genau, da kann man eben sagen, jetzt haben wir fünf verschiedene ethische Ansätze und die würden diese fünf Ergebnisse haben. Beim einen Mal halte ich mir die Augen zu, beim anderen Mal laufe ich weg, beim dritten Mal lege ich die Weiche um, beim vierten Mal halte ich, dass niemand die Weiche umlegen kann, was auch immer. Aber auch die Auseinandersetzung damit, dass zum Beispiel am MIT ein ganz schreckliches Forschungsprojekt durchgeführt wurde, wo man genau solche Trolley-Problem-Fragen in einem Online-Fragebogen weltweit gestellt hat, dafür gesorgt hat, dass viele viele Leute das ausfüllen, und dann verkündet, man hat das Trolley-Problem jetzt gelöst, nämlich je nachdem wie die Leute national oder in einer Region das ausfüllen, so wird sich das Auto dann verhalten. Das heißt, in Saudi-Arabien wird im Zweifelsfall die Frau über den Haufen geführt, in Japan eher junge als alte Leute, in Frankreich sicher nie die Frau und so weiter. Genau und mit der Frage, was an dieser Studie eigentlich schrecklich ist und warum die falsch ist, warum das keine Lösung des Trolley-Problems ist, auch damit beschäftigen wir uns. Und im Endeffekt mit der Schlussfolgerung, dass man, wenn man im Technologiebereich arbeitet, so zentral an der Gestaltung dessen, was Gesellschaft in der Zukunft sein wird und sein kann, mitarbeitet, dass es keine Unschuld mehr gibt. Wir haben da so zwei zentrale Zitate, das eine ist, Kranzbergs Gesetz, Technology ist neither good nor bad nor is it neutral, über das kann man lange nachdenken und drauf kommen, warum das gut und richtig ist, es so zu sehen. Und das andere ist dieses, Engine of Realisation Wann immer wir eine Technologie schaffen, entstehen in anderen Menschen Vorstellungen davon, wozu man diese Technologie verwenden kann. Und wenn man das nicht mit bedenkt bei Machen von Technologien, dann denkt man zu kurz. Also der Ryan Carlo hat das mal so formuliert, es ist nicht, wo ein Wille ist, ist ein Weg, sondern, wo ein Weg ist, ist ein Wille. Um noch einen anderen zu zitieren, den Bruce Schneier, der gesagt hat, es ist schlechte Zivilhygiene, Systeme zu schaffen, die einem Überwachungsstaat oder einem Polizeistaat weiterhelfen würden oder die ein Polizeistaat sich wünschen würde. Weil man damit, dass man diese Technologien in die Gesellschaft bringt, einen Weg ebnet, der dort hineingeht. Also das sind so ein bisschen ein paar der Positionen und Ideen, die wir dort zu vermitteln versuchen.

Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Ja.

Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Jetzt sage ich, man darf sich nicht zu viel selber loben, aber wir haben natürlich einen Startvorteil, weil wir das hier an der TU Informatik tatsächlich seit 25-30 Jahren machen. Also wir haben vor, wie ich hier angefangen habe, gab es gerade zwei Jahre lang eine Professur für gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen der Informatik und hat damit diese interdisziplinäre Natur und die Reflexion dieser Zusammenhänge systematisch schon im Studium auch berücksichtigt. Ungefähr vor 30 Jahren würde ich sagen. Und insofern ist das, was wir heute machen, allem Gegenwind, den man mit so was immer hat, zum Trotz, glaube ich, relativ weit fortgeschritten. Ich sehe aber auch in anderen Informatiken, dass zunehmend die Reflexion der Rolle der Technologie in der Gesellschaft, dass der Raum eingeräumt wird. Und das folgt einer Periode von, ich glaube, zehn Jahren, wo das alles rausgekickt wurde. In Deutschland gibt es das alles nicht mehr. Wir haben uns damals an Deutschland orientiert, Bremen, Berlin, Hamburg hatten das und dann hatten wir das auch. Und dann inzwischen ist das dort überall mehr oder weniger rausgekickt, aber ich glaube, es kommt jetzt wieder und ich sehe es auch wiederkommen. Ich sehe also sogar hier bei uns an der TU, dass Professuren, mir hat letztens jemand hier, der ein ganz technisch ausgerichteter Professor ist, der sich so mit Netzwerkzeug beschäftigt, der hat gesagt, warum habe ich das Gefühl, wir sind nur die Heinzelmännchen, die irgendwelchen Idioten dazu verhelfen die Welt zu übernehmen und alles kaputt zu machen. Und dann gruselt mir. Und das ist erstaunlich, wenn so jemand so was sagt, in dessen Community das wissenschaftlich keinerlei Rolle spielen darf. Und ich glaube, wenn das anfängt so, dann wird das auch zunehmend seinen Weg in die zumindest einmal Studien finden. Wo ich das größere Problem sehe, ist, dass die wissenschaftlichen Publikationskanäle sich noch zu stark abgrenzen davon, dass das ein Thema für sie ist. Also viele bei uns erzählen, dass, wenn sie diese Fragen auch stellen wollen, dann werden ihre Arbeiten abgelehnt und sie werden an uns verwiesen, an Human-Computer Interaction.

Tim Pritlove
1:43:20
Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Zum Beispiel, die nächste CHI, die Computer-Human Interaction, das ist die größte Konferenz in meinem Bereich, die ist in Hawaii. Da will man natürlich hin, natürlich wollen alle nach Hawaii und auf eine Konferenz fahren. Das ist super, wenn es bezahlt wird. Aber es gab massive Diskussionen dessen, was da eigentlich passiert im Kontext von Klimawandel, Klimaveränderung, Klimanotstand, wenn wir jetzt alle nach - 3000 Leute fahren dahin, 3500 Leute - und es gibt diesen Trend, dass jede CHI größer sein muss als die CHI davor. Die letzte war 3800 Leute, glaube ich. Also nur diese eine Konferenz wird 4000 Leute dazu bringen nach Hawaii und wieder zurück zu fliegen, that’s crazy. Aber irgendwie schaffen wir es noch nicht, uns von diesen alten Formeln von Kommunikation und Austausch zu lösen, aber wir hätten alles, was wir dazu brauchen. Und wenn du dir genau anschaust, was da passiert, wir machen ja auch schon alles. Wir sind die, die den Double Blind Peer Review durchführen, nicht die Herausgeber der Journale. Wir sind die, die das Editing inzwischen selber machen, nicht die Herausgeber der Journale. Wir machen sämtliches Layout, bis es so weit ist, dass es genau ausschaut wie die Zeitung. Die Zeitung tut das nur noch herausgeben und nicht mal mehr verschicken, weil es inzwischen alles heruntergeladen wird. Also es ist verrückt. Und wir kriegen alle nichts dafür, wir kriegen nichts für Double Blind Peer Reviewing, wir sind die Editoren dieser Zeitschriften, und alles kassieren diese Verlage, das ist falsch.

Tim Pritlove
1:50:33
Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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Peter Purgathofer
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Tim Pritlove
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