Rafael Laguna de la Vera
Jain, also wir versuchen, nach vorne raus sozusagen, also hin in die Welt,
im Grunde genommen wie ein Startup zu wirken, also sehr zugänglich zu sein,
keine großen Hürden aufbauen mit Formularen und Gedöhns, sondern über die normalen Medien erreichbar.
So dass jeder, der meint, er hat da eine Sprunginnovation am Wickel, hat 20 Jahre jetzt im Keller verbracht
und jetzt, wenn er nur, dann wäre, dass die auf uns zukommen.
Dass die Leute, die in den wissenschaftlichen Institutionen sitzen, sagen, ich habe jetzt hier zehn Jahre geforscht,
jetzt gibt es keine Projektförderung mehr, aber wir könnten hier richtig was draus machen, dass die uns leicht finden.
Das ist uns auch gelungen, wir haben über 700 Projekteinreichungen Stand heute gesehen,
wovon auch zehn durchaus ernstzunehmendes Sprunginnovationspotenzial haben, davon haben wir so 25 jetzt anfinanziert,
wir inkubieren das, wir nennen das Validierungsphase, da können wir auch schon mal 100.000-200.000 Euro reintun relativ schnell,
um uns die Zeit zu kaufen, mit den Leuten dann das Projekt zu entwickeln.
Und wenn es uns dann noch immer gefällt, können wir 5-10 Millionen im Jahr in solche Projekte reingeben.
Das haben wir jetzt für fünf Projekte auch schon beschlossen und werden jetzt hoffentlich im November das sechste beschließen,
was wir da tun.
Das ist schon eine neue Art.
Jetzt ist es aber so, dass, wenn man Steuergeld ausgibt, man natürlich gewissen Regularien unterliegt.
Wir haben uns da Regeln gegeben, die uns sehr sehr starr und steif machen
und die sicherlich auch mit ein Grund dafür sind, dass wir da nicht schnell genug in Sachen reingesprungen sind
oder auch gewisse Entwicklungen in der Wirtschaft nicht schnell genug erkannt haben und eingeschritten sind,
um zum Beispiel so was wie die Solarpanelthematik hier bei uns zu halten.
Das ist der zweite Teil der Arbeit in der Agentur, dass wir an diesen Instrumenten arbeiten, an uns selber.
Also ich mache immer den Scherz, die erste Sprunginnovation der Agentur Sprunginnovation ist die Agentur für Sprunginnovation,
weil wir einfach Dinge anders machen müssen.
Und wir haben das jetzt auch genau formuliert und hoffen, dass die neue Regierung das auch mit ins Programm aufnimmt,
dass wir da ein paar Fesseln abgenommen bekommen und so schneller werden können.
Die Vorbildorganisation DARPA, ich habe mal eine Ex-Direktorin gefragt, was ist denn eigentlich das Feature von euch,
das Hauptfeature und da hat sie gesagt, Geschwindigkeit.
Von Erstkontakt bis Geld auf dem Konto ein Monat ist immer unser Benchmark gewesen.
Das ist echt flott.
Und das heißt, wir müssen nach hinten hin einen Apparat bauen, der jetzt erst mal mit den jetzigen Strukturen klarkommt.
Des öffentlichen Steuergeldes aufgeben.
Wir müssen natürlich, wir geben Steuergeld aus, also müssen wir uns auch anstrengend, nichts zu verschwenden,
aber gleichzeitig müssen wir ja Risiken eingehen und auch zulassen, das mal was scheitert.
Das ist schon ein Widerspruch in sich, den wir da auflösen müssen und dann müssen wir natürlich die ganzen Verfahren machen,
die halt üblich sind, wenn man das tut.
Also haben wir hinten einen Verwaltungsapparat, der quasi die Maschine der Ministerien bedient des öffentlichen Raums
und nach vorne haben wir unsere InnovationsmanagerInnen, derer sind das jetzt sieben an der Zahl,
die aus bestimmten Fachgebieten kommen, die für bestimmte Themen brennen,
die ein Netzwerk von Leuten mitbringen, um bestimmte Themen zusammenzubringen und zu entwickeln,
die Projekte zu sichten, die werden unterstützt von AnalystInnen, auch so zehn an der Zahl und Projektmanagern,
die die unterstützen bei der Entwicklungsarbeit sozusagen.
Weil wir ja durchaus auch inkubieren und echte Firmen starten sozusagen oder eben in bestehende Firmen reingeben und die dann die Projekte überwachen.
Das sind so 20 Leute ungefähr und dann haben wir hinten noch mal 15, die sich um den ganzen Verwaltungsapparat,
ums Marketing und PR und so kümmern, das heißt insgesamt sind wir eigentlich nur 35 Leute, das ist nicht so wahnsinnig viel.
Aber wenn man das vergleicht mit meinetwegen Venture Capital Firmen, die im privatwirtschaftlichen Bereich unterwegs sind,
ist es trotzdem viel und das liegt daran, dass wir eben eine größere Verwaltung hinten haben müssen.
Wenn wir das jetzt weiterentwickeln, können wir weitere Werkzeuge wie zum Beispiel die SPRIND-Challenges bauen,
das ist eigentlich unser erstes neues Werkzeug, was wir jetzt gerade an den Start geschoben haben,
wo wir top-down ein Thema vorgeben.
Alles andere ist ja mehr so bottom-up, man reicht Ideen rein, die InnovationsmanagerInnen die haben schon auch ihr Ding
und drehen das, das ist vielleicht schon ein bisschen mehr proaktiv, aber das Thema Challenges, da sagen wir,
was sind denn die großen Fragen der Zeit, die wir lösen wollen?
Die erste Challenge hat sich um das Thema antivirale Wirkstoffe gekümmert, also nicht Impfstoffe, sondern Wirkstoffe.
Also wenn der Virus mal drin ist.
Da haben wir im Juli ausgerufen, wer Ideen hat, wie wir ein Breitband antiviralen Wirkstoff schaffen können,
eine Art Penicillin gegen Viren, der möge bitte einreichen.
Der Call hat knapp zwei Monate gedauert, also haben wir den Leuten Zeit gegeben, ihre Einreichungen zu machen,
die wir auch sehr stark gecoacht haben, also das war sehr viel Interaktion mit insgesamt 60 Teams, 45 haben eingereicht.
Vor zwei Wochen hatten wir die Jurysitzung, wir haben neun Projekte ausgewählt, von denen jeder so roundabout 700.000 Euro fürs erste Jahr bekommt
und den Mittwoch danach, also zwei Werktage später hatten die den unterschriebenen Vertrag auf dem Tisch.
Also da waren wir mal wirklich schnell, weil wir ein Instrument gefunden haben, mit dem wir schnell sein können.
Wir haben dann bei der Verkündigung der Gewinner jetzt bei der Falling Walls gerade auch gleich die nächste Challenge ausgerufen,
da geht es um Carbon Capture und Utilization das heißt also nicht nur CO2 rausholen,
sondern aus dem CO2 irgendwas wertvolles machen, so dass die Gesamtkosten des CO2 Captures runtergehen
oder vielleicht sogar auf 0 oder vielleicht sogar Profit machen, das wäre natürlich noch toller,
weil dann brauchen wir nicht mehr diskutieren, wer es bezahlen soll.
Also zumindest sollte es der Preis des Capturens auf dem Niveau der CO2-Zertifikate sein,
wo immer die landen, was immer eine Tonne CO2 kosten wird, wenn wir das dafür rausholen könnten, wird es ein Nobrainer.
Und so werden wir jetzt so alle zwei, drei Monate, denke ich mal, neue Challenges starten,
die dann auch sehr schnell Geld in solche innovativen Themen reindrücken können.
Und die laufen dann über mehrere Jahre.
Nach einem Jahr machen wir einen Cut und gucken mal, wir selektieren die Gewinnerteams und dann geht es ins nächste Jahr,
whatever it takes, um das fertig zu machen.
Vielen Dank für diese tolle Sendung! Auch ohne das Schlusswort zum neuen Zukunftsnarrativ, wurde ich so positiv überrasch, was hier doch auch in Deutschland gemacht wird. Wenn man immer hört was überall tolles neues entwickelt wird und an Innovationen aus anderen Teilen der Welt kommen, ist man schon etwas frustriert, wenn man immer nur feststellt, dass hier in Deutschland „nichts passiert“. Dieser Einblick gibt einem wieder Mut und Hoffnung, das auch in Deutschland und Europa, wieder ein Fundament geschaffen wird an der Zukunft aktiv mitzugestalten und auch der Wille dazu da ist. Wie die Politik ja unlängst auch bei Themen wie KI festgestellt hat, kann man bei diesen Innovationen auch nur gestalterisch und lenkend einwirken, wenn man ein Teil davon ist und mit entwickelt hat.
Vielen Dank, war wie immer auch einsehr gut geführtes Gespräch und auch ein Top-Gesprächpartner!
Sehr spannende und informative Episode!
Thx!
Vielen Dank für die tolle Sendung!!
Was ich etwas vermisst habe, wäre eine Diskussion über das deutsche Innovationssystem an sich, aber aus Raphaels Sicht. Also wie ordnet sich SprinD z.B. gegenüber den Fraunhofers oder Helmoltzens ein, oder der RWTH, und so.
Danke trotzdem!
Ich hab den Rafael mal beim Frank Thelen gesehen (seit der legendären Lanz Lesch Thelen Sendung krieg ich den Thelen manchmal empfohlen … ähhh nur so zu meiner Rechtfertigung) und da klang das doch alles mehr nach BS und jetzt merke ich dass lag am Frank.
Interessant wie Rafael im Nahkampf mit dem Amtschimmel versucht ne funktionierende Behörde zu bauen.
Hab mir auf der Sprind-Seite mal die Projekte angeschaut, unsere aktuellen Windmühlen sind anscheinend falsch konstruiert, mit diesen DNA-Origami kann man jetzt Nanomaschinen bauen und dieser Analog-Computer-Freak, der Bernd Ullmann, hat sogar bei der NASA zum Mondcomputer einen Festvortrag gehalten, auch mal beim CCC. Immer schön so Enthusiasten zu sehen die für ein Thema brennen, musste nachschauen ob der nicht sogar bei CRE war und wer weiß, wenn er erfolgreich ist wird nicht mehr Durchdigitalisiert sondern Durchanalogisiert.
Zu FG091 Sprunginnovationen
Hallo Herr Pritlove, nur kurz: Bitte schauen Sie sich doch einmal unser Dokument auf http://www.assoziativmaschine.de/material/2022-Neuromathematik-Interview-Assoziativmaschine.pdf an; dort gehen wir auch auf das Interview ein. Es gibt also neuere Entwicklungen, sowohl was Maschinen-Architektur als auch Programmiersprache angeht. Wir können leider nicht „Computer-Architektur“ schreiben, denn es handelt sich um eine Maschine mit andersartiger Architektur, die alles kann, was ein von-Neumann-Rechner kann aber noch mehr. Anstatt zu rechnen assoziiert sie. Ist das ein Sprung? Lesen Sie selbst. MfG, HJB