Mark Benecke
Also unser Team hier ist, also die Ines macht alles, was mit Nerdsachen zusammenhängt, also Datensicherheit, Blutspurprogramm hat sie mal nebenbei geschrieben.
Das ist total geil, ich habe ihr nur gesagt, sie soll das mal für die Studierenden ein bisschen vereinfachen, da hat sie direkt eine Software gratis geschrieben,
also werbefrei, gratis, bloodonline.de heißt die.
Und die ist der Nerd, dann haben wir die Tina, die ist ehrlich gesagt auch komplett vernerdet.
Hier auf dem Tisch liegt gerade eine, das nennt man Referee bei uns, also ich bin Gutachter für wissenschaftliche Veröffentlichungen.
Bevor die veröffentlicht werden, guckt man halt, ob die veröffentlichenswert sind und den Regeln entsprechen und die hier ist ziemlich kompliziert, muss ich ehrlich sagen.
Also den Titel darf ich mal sagen, das darf man machen, also sie heißt „Implication of morphometrics and growth rate of dipteran flies in forensic and toxicology research“.
Da musst du was von Giften, Giften bei Insekten, von den Insekten die fliegen und dann die Wachstumskurven verstehen, das sind wirklich vier verschiedene Wissensgebiete, wirklich.
Dann habe ich ihr das gegeben, weil sie ab heute Urlaub hat und dann habe ich sie gestern nachmittag gefragt, kannst du mal kurz drübergucken, ich habe das schon gerefereet,
aber jetzt ist das in der dritten Runde, kannst du mal gucken, ob die alles, was ich angemerkt habe, auch umgesetzt haben?
Und sie wusste aber gar nicht was ich angemerkt habe.
Heute Morgen liegt das bei mir auf dem Tisch.
Ich so, okay wow.
Also das ist echt wirklich krass.
Und sie kennt die ganzen Veröffentlichungen, ehrlich gesagt, besser als ich, weil sie die verwaltet, die kennt alle Veröffentlichungen dazu.
Schreibt die Gutachten mit mir, ich diktiere ganz viel, das heißt, die kennt auch, also ich diktiere mit ihr zusammen.
Also sie guckt mich dann so an und dann so weiß ich schon, dann habe ich halt irgendwas krumm erklärt, dann mache ich es halt anders.
Die ist super einfach.
Und ansonsten haben wir ein weltweites Netzwerk von Kooperateuren.
Ich meine, wenn jetzt Insekten aus einem anderen Land eine Rolle spielen, was ich vorhin geschildert habe, man rauskriegen muss, aus welchem Land die kommen,
brauche ich ja erst mal Proben aus dem Land, also das ist das Gute, dass ich in sehr vielen armen Ländern arbeite, also Philippinen, Kolumbien, Peru,
da bin ich sogar Ehrenmitglied der Gesellschaft für Biologie, weil sie mich so lieb haben da und ich sie auch und so weiter.
In den Philippinen haben wir 25-jähriges Laborjubiläum demnächst, da habe ich das DNA-Labor das erste kriminalistische aufgebaut und so.
Und da kann ich jeden ansprechen, weil die halt wissen, ich mache das halt, weil ich es gerne mache, Geld spielt nie eine Rolle, ich habe einfach keins, die haben auch keins.
Das hat mir sehr geholfen, muss ich sagen, das hat mir sehr sehr geholfen, ich wusste das gar nicht.
Aber die ersten Jahre habe ich immer nur zum Beispiel erklärt, guckt mal Leute, ich habe nur ein paar Schuhe, ihr habt drei paar Schuhe, ihr habt mehr Schuhe als ich.
Dann sagen die, ja aber you are still from a rich country.
Dann sage ich so, okay ich habe kein Auto, ihr habt ein Auto, yeah still.
Da habe ich gesagt, ich habe kein Haus, deine Eltern besitzen ein Haus, können wir jetzt mal aufhören damit?
Und irgendwann haben die das gerafft.
Das hat ein paar Jahre gedauert, die waren dann auch hier teilweise, also mehrere Kollegen und Kolleginnen waren auch hier und dann haben die das gesehen,
dass wir halt alles auf der Felge laufend machen und seitdem klappt das super geil.
Und dann haben wir natürlich noch bezahlt Kooperateure und Kooperateurinnen, da muss ich aber auch sagen, viele arbeiten nicht außerhalb der Wissenschaft,
die arbeiten ausschließlich nur, wenn es für Wissenschaft ist und/oder Veröffentlichungen, weil das ist ja unsere Währung in der Wissenschaft, dass du einen Veröffentlichung hast hinterher.
Die akzeptabel in einem guten Journal ist.
Und da, muss ich sagen, habe ich sehr viel Glück, da helfen mir immer wieder Leute.
Ich kann mal zwei Beispiele sagen, C14 das ist so eine Alterstechnik, das haben wir manchmal, wenn es darum geht, wie alt ist das Holz?
Und ich habe mal mitgearbeitet gratis bei so einem religiösen Fall hier um die Ecke, kannst du hinter dir sogar sehen, da ist eine Kirche, da liegt der Heilige Severin drin,
da siehst du die Kirchenspitze sogar über die Dächer lugen, da habe ich super viele Experten kennengelernt, die sich mit Textilien auskennen, alten Textilien, altes Holz,
alte Siegel, alte Knochen, super geil.
Also wir haben so nicht viel mit zu tun, aber als das dicke Buch rauskam, was nur ausschließlich von dem Heiligen Severin handelt, super geil, nur total coole Experten und Expertinnen wirklich.
Sind wir um die Ecke mal ein Bier trinken gegangen und so und so was kennst du ja vielleicht, wenn du viel mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen redest, das ist schon viel,
weil man am liebsten eigentlich in seinem Labor sitzt, wenn man dann schon mal zusammen vor die Tür gegangen ist, dann ist das schon was.
Und seitdem können wir uns gegenseitig zumindest mal fragen.
Oder wir hatten mal einen Fall, da war eine Leiche, die lag an einer Stelle, da sind keine Schnecken und alle Taschen waren voll mit Schnecken, leeren toten Schneckengehäusen, Jackentaschen.
Und die Polizei hat gesagt, ja keine Ahnung, ist doch jetzt egal, ist ja auch total abstrus irgendwie, wir spielen ja hier nicht so schwarze Geschichten nach oder so,
mein Gott, dann hat er halt Schnecken in der Tasche gehabt.
Und dann habe ich gesagt, ja also darf ich die denn haben und das mal untersuchen?
Da haben die gesagt, ja Mark, aber dann lass uns in Ruhe, es wird nicht bezahlt.
Egal was rauskommt, du wirst kein Geld bekommen.
Und da habe ich gesagt, ja ist mir Wurscht und habe halt eine sehr gute Kollegin, die macht nichts anderes, also auch schon seit ihrer Kindheit, als mit Schnecken arbeiten
und mit der konnten wir das aufdröseln, wie das kam.
Das wird nämlich einmal im Jahr überschwemmt das Gelände und dann sind da die Schnecken zu der Zeit und dann konnten wir rauskriegen, wie lange die Leiche mindestens da gelegen haben muss,
weil die Schnecken, als das da wieder trocken wurde, als das wieder trocken gefallen ist, haben die sich natürlich in feuchte Stellen zurückgezogen und so eine wattierte Jacke ist natürlich prima,
und so konnten wir eingrenzen, wie lange die Leiche mindestens da gelegen haben muss.
Und das ist wir, also wir sind alle möglichen.
Wieder ein tolles Gespräch, v.a. der Schlussappell. In meinem Podcastcatcher las ich nur „Kriminalbiologie“ – ohne Mark Benecke zu lesen, den ich kenne und das aktuelle gerade zu 50% gelesen habe – und ich habe sofort reingehört, denn es ist ein aktuelles Thema / Interesse für mich, weil ich zurzeit den Podcast „Rechtsmedizin – Dichtung und Wahrheit“ durchhöre.
Was bei den Shownotes fehlt ist das Buch, mit welchem man, laut Mark, einen Nobelpreis gewinnt.
Wer auch gut passen würde zum Thema „Mord, Leichen, Forensik“, ist Michael Tsokos von der Charité.
Wow.
Ich denk Herr Benecke läuft populär so bissal unter: Dr. MADE, schwer tätowiert und morbid.
Dass er so bissal mehr drauf hat… Diese Distanz zwischen ‚öffentlicher‘ Wahrnehmung und WER der wirklich ist (vor 20 Jahren irgendwas in…. Indonesien?) geht ihm glaub ich am Arsch ab.
Aber wär schön mehr mehr Menschen wüssten worumgeht..
Geil gefragt. Manchmal muss man Leute auch reden lassen- jedenfalls die, die was zu sagen haben.
Hmm.
Gerechtigkeit.
Gegen Ende hat Herr Benecke schon gewisse Prämissen offen gelegt.
Hätt man da nachhaken sollen?
NULL!
War nich Thema.
Danke jedenfalls.
Geiles Ding
Vogel
Sehr toller Podcast und Mal ein etwas anderer Interviewpartner. Danke!
Oha, Portfolio..?! Was für ein Reizwort ;)
Großartiges Stück Forschgeist, wieder tiefe Einblicke in die Nerdseelen gewonnen. Toller Interviewpartner und wieder toll geführt! Thx!
Interessanter Gast und gutes Interview. Sehr cool, danke!
Ich sage nur: Wow! Sowohl inhaltlich als auch was die Persönlichkeit des Interviewten angeht. Das nenne ich mal einen interessanten Einblick in das Nerdtum.
Tolles Gespräch, danke! Allerdings schätze ich an „Forschergeist“ vor allem auch Tims vertiefende Fragen; die kamen hier etwas zu kurz, weil Mark Benecke die Kunst der Abschweifung perfektioniert hat.
Was Kurt Gödel sagt! Wissenschaftlich geht es leider ein bisschen weniger in die Tiefe als wir das bei Forschergeist gewohnt sind. Trotzdem vielen Dank für das dennoch unterhaltsame Gespräch.
Bis zum Schlußstatement dachte ich: „Ach, der Mark, der ist aber schlau, vielleicht ein bißchen seltsam, aber in derselben Partei wie ich und er kann so schön reden, so daß ich es auch verstehe.“
Bei seinem Schlußstatement hab ich gemerkt, wie Recht er hat und leider wenig Hoffnung gewonnen, dass sein Appell Wirkung zeigt.
Sehr gefallen hat mir auch, zu hören, wie die von mir sehr geschätzte Interviewtechnik von Tim bei maximaler Nerdigkeit des Interviewten an ihre Grenzen stößt. :D
beste Grüße in Erwartung weiterer Folgen
RTF
Gott, ist der Herr unsympathisch. Der hat ja sooo viele Titel und ist der Beste und Einzige der das alles kann und nimmt nicht einmal Geld dafür…
Eigenlob stinkt!
Trotzdem spannend. Und der Podcast allgemein ist sowieso der Hammer.
Ich fand genau diese direkte, selbstbewusste Sprache total sympathisch! Damit kann ich wunderbar umgehen.
Ich habe es auch nicht als Selbstlob wahrgenommen, sondern als Leidenschaft für das Thema.
Großartige Folge! Toller Interviewpartner!
Wie erfrischend diese direkte, harte Ansprache!
Mich beeindrucken Menschen, die sich mit so viel Leidenschaft mit Themen auseinandersetzen. Super!
Vielen Dank!
Wie serstellen Sie eigentlich die Transkripte? Automatisiert?
Nein, manuell.
Wie ist denn der Titel des Buches das erwähnt wurde über den Nobelpreis?
Hab kurz geglaubt ich höre eine Folge CRE
Auf jeden Fall ein ziemlich ungewöhnlicher Gast in dieser Episode. Manchmal etwas mühsam, aber nichtsdestotrotz nie uninteressant!
Tolle Folge und ein Gast der mich begeistert. Danke dass du seinen Informationsfluss so gut laufen hast lassen. Das Nobelpreisbuch über das er sprach ist vermutlich das hier: https://www.jstor.org/stable/10.7312/dohe13896