Über unser Wirtschaftssystem und die Bedingungen für Regulierungen des Marktes
"Die Wirtschaft soll möglichst allen dienen – aber löst sie diesen Anspruch wirklich ein? In gar nicht wenigen Märkten sind Angebot und Nachfrage aus dem Lot, wird die sich wechselseitig ausgleichenden Kräfte des Wettbewerbs gestört sind. Weil neue Anbieter keinen Marktzugang bekommen. Weil natürliche Begrenzungen keinen funktionierenden Markt entstehen lassen. Oder weil Behörden in ihrer Kontrollfunktion versagen. Verkehr, Energie, Rundfunk, Telekommunikation oder auch Drogen – alles Beispiele für Märkte, die durch politische Regulierung anders aussehen, als wenn man ihre Akteure einfach frei machen ließe.
Zu wettbewerbspolitischen Grundsatzfragen meldet sich Justus Haucap (Jahrgang 1969) immer wieder in der Öffentlichkeit, und sein Wort hat Gewicht. Vielen wurde er als Leiter der Monopolkommission bekannt, als er etwa die Abwrackprämie für Autos als „Geldverschwendung auf Kosten des Steuerzahlers“ geißelte. Der Wirtschaftswissenschaftler lehrt heute an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und ist Gründungsdirektor des dort ansässigen Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE).
Haucap ist ein streitbarer Verfechter von Wettbewerbsprinzipien in der Marktwirtschaft und bezieht klare Positionen – auch gegen eine in Deutschland anzutreffende innovationskulturelle Verklemmung, die alles Neue erst einmal blockiert. Er erklärt nicht nur, was das mit der Fußball-Weltmeisterschaft zu tun hat. Auch das öffentlich-rechtliche Mediensystem, das viel Geld für bildungsferne Inhalte ausgibt, bekommt sein Fett weg. Und Haucap schaut durch die Brille des Ökonomen auf die Schattenwirtschaft des Cannabismarkts, bei dem Verbote nicht zu dessen Austrocknen geführt haben, sondern dazu, dass Konsumenten schlechte Ware für höhere Preise erhalten."
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Transkript
Shownotes
Glossar
- Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf – Wikipedia
- Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE)
- Monopolkommission – Wikipedia
- Fernbusverkehr in Deutschland – Wikipedia
- Soziale Marktwirtschaft – Wikipedia
- Energiemarkt – Wikipedia
- Private Wasserversorgung – Wikipedia
- Maut – Wikipedia
- Pkw-Maut in Deutschland – Wikipedia
- CO2-Steuer – Wikipedia
- Regulierungsbehörde – Wikipedia
- Bundesnetzagentur – Wikipedia
- Umverteilung – Wikipedia
- Mindestlohn – Wikipedia
- Erneuerbare-Energien-Gesetz – Wikipedia
- Hanf – Wikipedia
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk – Wikipedia
- Leistungsschutzrecht für Presseverleger – Wikipedia
- Netzwerkdurchsetzungsgesetz – Wikipedia
- Recht auf Vergessenwerden – Wikipedia
- DuckDuckGo – Wikipedia
- Alibaba.com – Wikipedia
- Business-to-Business – Wikipedia
- Business-to-Consumer – Wikipedia
- Industrie 4.0 – Wikipedia
- Demografischer Wandel in Deutschland – Wikipedia
- Agentenbasierte Modellierung – Wikipedia
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„Sozusagen“. Himmel, hört sich der Professor eigentlich auch mal selbst zu?
Wo sagt das Tocotronic?
https://forschergeist.de/podcast/fg071-wirtschaft-und-wettbewerb/?t=1%3A06%3A54
Tolle Folge! Sehr sachkundig und mit Detailwissen erklärt; und immer so, dass man die Argumentation gut nachvollziehen kann.
Fernbusse und Netzausbau habe ich bisher etwas kritischer als Herr Haucap gesehen, aber auch hier sind die Sichtweisen nachvollziehbar und regen zum Nachdenken an.
Fußball im öffentlich rechtlichen Rundfunk:
– aktuell gibt es ja weder Bundesliga, noch übergreifende Europäische Klubwettbewerbe, noch andere internationale/europäische Ligen, noch Länderspiele (außer Freundschaftsspielen und teilweise der EM/WM) im öffentlichen TV – außer den 5 Minuten Zusammenfassungen in Sportschau, Sportstudio und den Nachrichtensendungen
– wäre eine bessere Marktregulierung nicht die, den Rechteinhabern/Fußballverbänden Auflagen bezüglich der Vermarktungsmöglichkeiten aufzulegen, als dem öffentlichen Rundfunk „verbieten“ zu wollen über welche Sportart sie wie berichten dürfen? Sprich gerade die Kosten für so Zweit- und Drittrechte in Kurzzusammenfassungen zu regulieren. Die Liveübertragungen der Spiele sind ja fast vollständig in der Hand von privaten Anbietern.
– Wobei auch hier eine Auflage des Kartellamt total fehlgeschlagen ist. Warum wurde der DFL auferlegt, die Liverechte müssen an mindestens 2 Anbieter vergeben werden? Auch Sicht des Konsumenten ist diese Regelung doch total irrsinnig. Zwei unterschiedliche Anbieter wären ja aus Verbrauchersicht nur gut, wenn diese Anbieter auch das gleiche Produkt (in dem Fall also das Fußballspiel) übertragen würden – nur Halt in Konkurenz zueinander mit anderen Moderatoren, anderen Art der Berichterstattung, anderen Preis etc., so dass sich der Kunde das für ihn passende Produkt aussuchen kann.
Die vom Kartellamt geforderte Regelung, die Spiele aufzusplitten und in dem Fall die Spiele am Freitag und Montag an einen anderen Anbieter vergeben zu müssen bringt ja nur dem Rechteinhaber und den Anbietern der Übertragung Vorteile. Der Kunde müsste beide Angebote abonieren, um z.B. alle Spiele seiner Lieblingsmannschft sehen zu können.