FG053 Energiewende

Der steinige Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung

Volker Quaschning
Volker Quaschning
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Volker Quaschning ist Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Mit ihm sprechen wir in dieser Episode über die Frage, wie wir von der Nutzung von fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien gelangen können. Diese sogenannte Energiewende ist seit vielen Jahren im der Diskussion von Medien, Wissenschaft und Politik. Aber was haben wir denn schon erreicht? Und welcher Weg liegt da noch vor uns?

Wir analysieren mit Volker Quaschning die drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität und klopfen sie darauf ab, welches Innovationspotenzial sie besitzen, um die ehrgeizigen Klimaziele von Paris erreichen zu können. Letztlich, so macht Volker Quaschning deutlich, hakt vieles bei der Energiewende noch an der Zaghaftigkeit der Politik. Dringende Empfehlungen aus der Wissenschaft werden als „nicht durchsetzbar“ zurückgewiesen. Und so befindet sich die Wissenschaft in der misslichen Lage, an entscheidender Stelle nicht gehört zu werden, obwohl die Zeit drängt.

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18 Gedanken zu „FG053 Energiewende

  1. Danke für den Podcast. Sehr schön zusammengefasst. Ich sehe nur im Moment überhaupt keinen Konsens in der Bevölkerung. Alle handeln nach dem NIMBY-Prinzip (Not In My BackYard). Hier an der Küste ist die Dichte der Windenergieanlagen mittlerweile so hoch, dass die Bewohner der ländlichen Teile auf die Barrikaden gehen. Überall wird Stimmung gegen alles Mögliche gemacht. Es ist zu verrückt werden. Hauptsache Strom kommt aus der Steckdose, man kann drei mal im Jahr in den Urlaub fliegen und der Diesel für den dicken SUV muß günstig bleiben. Der braucht ja nur 6,3l/100km!!! m(
    Ich habe keine Ahnung welche Regierung einen so großen Umbruch durchsetzen sollte. Ich kann nur hoffen, das es nicht so schlimm wird, wie die jetzigen Prognosen vorhersagen.
    Eine sehr gute Zusammenfassung der Problematik mit Lösungsvorschlägen hat David MacKay geschrieben: https://www.withouthotair.com/ Die deutsche Version gibt hier: http://www.nachhaltige-energiegewinnung.spoererau.de/downloads.html
    Diese Buch bietet eine gute Diskussionsgrundlage. Hoffen wir das Beste.
    -Jens

    • Das mit NIMBY und „hier an der Küste“ kann ich bestätigen, wenn man mit Küste auch das naheliegende Binnenland einbezieht (in diesem Fall das Ammerland aka Agrarwüste).
      Da finde ich immer wieder kleine hangemalte Transparente „Keine Windmonster und Vogelschredder in SOWIESO“.

      Habe mir schon überlegt, eine CD mit diesem Podcast und einem kleinen Erklärbärtext mit der Bitte um ein offenes Ohr da in den BK zu werfen, da es dem-/denjenigen ja um die „Sorge um die Heimat“ geht.

  2. Mal relativ unabhängig davon, worum es hier eigentlich geht. Der Abschluß des Gesprächs hat mich daran erinnert was zu den wenigen negativen Erfahrungen meines Studiums gehörte (lang ists her)

    Die Leute an den Universitäten, die sich geradezu darin sonnen selbst die trivialsten Dinge so rüberzubringen, das sie niemand versteht. Denn alles andere kann ja nur unwissenschaftlich sein. Und jeder der auch nur einen Satz in einem Paper anders macht, damit man es (besser) versteht hat auf ner Uni nix zu suchen.

    Die dürfen sich echt nicht wundern, wenn viele normale Leuten mit Wissenschaftlern nichts anfangen können.
    Das ist schade, und wie man in den USA sieht sogar hoch gefährlich. Da kann man dann auch leicht alternative Fakten aufstellen. Die versteht der Normalo wenigstens. Weil sie schön, falsch vereinfachend und sonstwas sind, aber…

    Und das passiert Amerikanern in der Wissenschaft. Wo die bei einigen der erwähnten Leute mit ihrem „trivialisierten“ vorgehen schon ein echter Dorn im Auge waren.

  3. Vielen Dank für die informative Folge! Ich werde Sie auf jeden Fall weiterempfehlen.

    Hat mir Herr Quaschning oder ein anderer Hörer evtl. einen Tipp, was man bei der Aufklärung im Freundeskreis dem Argument entgegnet, dass das mit den E-Autos ja auch Quatsch ist, weil die Batterieherstellung aufgrund der Menge an benötigten Ressourcen und Metallen ja auch total schlecht für die Umwelt und das Klima sei?

    Meiner Erfahrung nach ist das oft das einzige Argument, welches den E-Auto Gegnern bleibt.

    • Man kann durchrechnen, dass ab einer Fahrleistung von maximal 100.000 km die CO2-Bilanz positiv ist, da schon mit dem bestehenden Strommix der Anteil der Erneurbaren so groß ist, dass er den vermindenen CO2-Ausstoß von Diesel oder Benzin im Verbrauch schlägt. Mit einem zukünftigen Ausbau der EE wird es dann noch besser. Außerdem sorgt der Verkauf von Akkus zu einem für die Energiewende nötigen Preisverfall.

    • Z.B. haben Akkus aus E-Autos ein zweites Leben. Man kann diese als Hausstromspeicher verwenden. Der Akku ist, wenn er eine Restkapazität von unter 80% hat für ein Auto nicht geeignet, weil er für sein Gewicht zu wenig Leistung bringt, aber im Haus, spielt das keine Rolle.

      Frag deine Gesprächspartner wie viele Ersatzteile und Betriebstoffe (z.B. Ölwechsel) ein V-Motor im Laufe seines Lebens benötigt.

  4. Mehrmals wurde die Wärmepumpe in der Folge erwähnt. Dein Gast sprach, dass aus einer 1kWh elektischer Energie 3kWh thermischer Energie entstehen. Moderne Wärmepumpen, z.B. Luft-Wasser Wärmepumpen, haben eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 4 und mehr.
    D.h. über das Jahr gesehen wird aus einer 1kWh(el) 4 kWh(therm).
    Eine JAZ von 3 erreicht man entweder mit alter Technik oder falscher Wärmesenke.
    Richtig wurder daraufhingewiesen, dass eine WP am besten mit geringen Vorlauftemperaturen arbeitet. Dazu muss man noch schreiben, dass eine Wärmepumpe einen grossen Volumenstrom benötigt. Aus diesen beiden Fakten kann man Anforderungen an die Wärmesenke definieren.
    Bestens eignen sich Wärmepumpen bei Flächenheizungen wie Fussbodenheizung, Wandheizung, Deckenheizung oder einer Kombination dieser Heizungsarten.
    Die Kombination macht den Einsatz einer Wärmepumpe noch mehr sexy, denn wenn man von allen Seiten mit Strahlungswärme erwärmt wird, kann die Raumtemperatur gesenkt werden, ohne dass das Wohlbefinden leidet. Dadurch erreicht man eine noch höhere JAZ der Wärmepumpe.
    Wärmepumpen eignen sich auch um den eigenen PV Strom zu verbrauchen.
    Das Thema Wärmepumpe ist so vielfältig, dass man eine eigene Folge zum Thema drehen könnte ;-)

  5. Momentan kann ich keine entsprechenden Links anbieten, aber gerade der Abgesang auf die Atomkraft ist bereits rechnerisch falsch.

    Bei einer Produktion von Atomenergie auf dem Niveau von 2000 könnte die Hälfte der Braunkohlekraftwerke abgeschaltet werden.

    Darüber hinaus wären bei einem kompletten Kohleausstieg anstatt eines Atomausstiegs die Emissionen um die Hälfte gesunken.

  6. Schade, dass bei der Beschreibung der Wissenschaft in dieser Folge immer die Soziologie der Politik und die Soziologie von sozialen Bewegungen völlig ausgeblendet wird und mit trivialen Leistungserwartungen an diese Kommunikationsbereiche Awissenschaft bedient wird! Eventuell vorher entsprechende Texte lesen und nicht mit dem beschränkten Ingenieurwissen in anderen Wissenschaftsgebieten Beratung anbieten!

    • Im Prinzip gebe ich Ihnen recht. Und ich glaube, dass das Unverständis in diesen Bereichen ein echtes Hindernis bei der Umsetzung der Energiewende ist. Aber Sie machen das gleiche, was ich immer wieder bei meinen Kontakten zu Soziologen feststellen musste: Sie bleiben mir zu unkonkret und pauschalisierend. Könnten Sie etwas näher darauf eingehen, wo das Ingenieurverständnis in diesem Rahmen beschränkt und ggf. fehlerhaft ist und welche Lösungen hier die Soziologie zu bieten hat?

  7. Vielen Dank für diesen kostenlosen sehr umfassenden Podcast.

    Allerdings ist mir stellenweise die etwas nonchalante bzw. schizophrene Ausdrucksweise aufgeschlagen;
    1. Es sei nichts weiter dabei ‚die paar E-Auto-Steckdosen hinzubauen‘.
    2. China mache hier vieles besser.
    3. Die Lösung für die Energiewende sei bekannt und die Skepsis betreffs der Netzstabilität unbegründet.

    Dem ist leider nicht uneingeschränkt so.
    zu 1. Wer auch nur einmal in seinem Leben richtig arbeiten musste weiß, dass auch kleinste (technische) Fortschritte von der heutigen Situation ausgehend intensiv durchdacht werden müssen und i.d.R. viel Kraft erfordern.
    zu 2. Wir können nicht China kopieren, da wir in Deutschland eine völlig andere Ausgangssituation haben und vielleicht auch gar nicht so leben wollen wie die Chinesen.
    zu 3. Wir haben ein funktionierendes System und ein stabiles Netz. Dafür sollen wir dankbar sein und dieses nicht immer wieder mit als ‚Dreck…‘ bezeichnen.
    Wenn ein zukünftiges System auch nur eine Sekunde ausfällt, dann ist der Schaden so groß, dass man dieses Projekt besser nie angefangen hätte.

    Merkwürdig sehe ich auch die Gegenüberstellung, dass wir für viele Milliarden Energieträger importieren anstatt mit ein paar Milliarden den Ökostrom zu unterstützen.
    Der Energieträger-Import erfolgt privatwirtschaftlich und passiert, weil diesen privaten Energieunternehmen der damit erzeugte Strom gewinnbringend abgekauft wird.
    Die für den Ökostrom gewünschten Milliarden-Subventionen kommen aber vom Staat, also aus einem ganz anderen Topf!

    Im Übrigen ist Energiewende nutzlos, wenn dabei große Teile der Gesellschaft auf der Strecke bleiben, ob man nun die Schmierstoff- oder Auto-Industrie hasst oder nicht.

    Genug kritisiert – es muss natürlich etwas passieren.
    Allerdings sollten wir uns nicht selbst zerlegen und erpressen lassen von einer Zeitbedrängnis, die für unser Land unzutreffend ist sowie von selbstgemachten Luftreinheitsnormen, solange wir beim nächsten Windstoß dafür keine Clean-Air-Exportvergütung vom Rest der Welt erhalten.

  8. Es gibt ein fundamentales Problem: Jeder macht Energiewende oder glaubt, etwas dazu beigetragen zu haben.

    Und niemand kontrolliert die Auswirkungen dieses hochkomplexen Prozesses. Es gab schon einen treffenden Vergleich mit einer Operation am offenen Herzen.

    In § 98 EEG ist vorgeschrieben, dass die Regierung jährlich einen Monitoring-Bericht vorlegen muss. Der letzte Monitoring-Bericht stammt vom Dezember 2016 zum Berichtsjahr 2015. Eine Expertenkommission, die den Monitoring-Prozess kritisch begleiten muss, hat damals schwerwiegende Mängel festgestellt. Aber nichts ist geschehen.

    Dabei hatte die Ethikkommission 2011 schon umfassende Kontrollmaßnahmen vorgeschlagen. Diese wurden aber nicht umgesetzt.

    Dies zu ändern ist das Ziel einer Petition.

    Die Petition kann man unter folgender URL aufrufen und mitzeichnen bis Ende März 2018:
    https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2018/_01/_23/Petition_76309.html

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