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FG053 Energiewende

Der steinige Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung

Volker Quaschning ist Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Mit ihm sprechen wir in dieser Episode über die Frage, wie wir von der Nutzung von fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien gelangen können. Diese sogenannte Energiewende ist seit vielen Jahren im der Diskussion von Medien, Wissenschaft und Politik. Aber was haben wir denn schon erreicht? Und welcher Weg liegt da noch vor uns?

Wir analysieren mit Volker Quaschning die drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität und klopfen sie darauf ab, welches Innovationspotenzial sie besitzen, um die ehrgeizigen Klimaziele von Paris erreichen zu können. Letztlich, so macht Volker Quaschning deutlich, hakt vieles bei der Energiewende noch an der Zaghaftigkeit der Politik. Dringende Empfehlungen aus der Wissenschaft werden als „nicht durchsetzbar“ zurückgewiesen. Und so befindet sich die Wissenschaft in der misslichen Lage, an entscheidender Stelle nicht gehört zu werden, obwohl die Zeit drängt.

https://forschergeist.de/podcast/fg053-energiewende/
Veröffentlicht am: 8. Januar 2018
Dauer: 1:43:32


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:42.453
  3. HTW Berlin 00:01:29.241
  4. Persönlicher Hintergrund 00:05:04.953
  5. Der Begriff Energiewende 00:10:09.066
  6. Bedeutung der Kernenergie 00:13:46.811
  7. Energienutzung in Deutschland 00:18:14.578
  8. Elektromobilität 00:25:56.569
  9. Schiffe und Flugverkehr 00:39:18.698
  10. Wärme 00:43:52.626
  11. Auswirkungen des Klimawandels 00:51:56.797
  12. Erforderliche Maßnahmen 01:00:40.708
  13. Strombedarf und Netzausbau 01:06:54.920
  14. Dezentrales Stromnetz 01:14:35.095
  15. Politische Umsetzung 01:19:16.276
  16. Verantwortung der Wissenschaft 01:24:23.966
  17. Ausklang 01:38:33.067

Transkript

Tim Pritlove
0:00:43
Volker Quaschning
0:01:27
Tim Pritlove
0:01:28
Volker Quaschning
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Tim Pritlove
0:01:42
Volker Quaschning
0:01:48
Tim Pritlove
0:02:06
Volker Quaschning
0:02:11
Tim Pritlove
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Volker Quaschning
0:03:02
Tim Pritlove
0:03:37
Volker Quaschning
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Tim Pritlove
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Volker Quaschning
0:03:40
Tim Pritlove
0:04:10
Volker Quaschning
0:04:21
Tim Pritlove
0:04:44

11?

Volker Quaschning
0:04:46
Tim Pritlove
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Volker Quaschning
0:05:14
Tim Pritlove
0:06:35
Volker Quaschning
0:06:35
Tim Pritlove
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Volker Quaschning
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Tim Pritlove
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Volker Quaschning
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Tim Pritlove
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Volker Quaschning
0:06:55
Tim Pritlove
0:06:55
Volker Quaschning
0:06:56

Also seit den 70er Jahren gibt es dort eine Forschungseinrichtung, das war eine deutsch-spanische Kooperation. Wir hatten ja mal die Ölkrisen in Deutschland und weltweit und dann hat man sich Gedanken gemacht damals schon, man braucht Alternativen und hat dann auf erneuerbare Energien gesetzt. Das war so die erste Welle. Dann wurde das Öl wieder billig und dann hat man das alles wieder vergessen. Aber seit der Zeit gibt es diese Forschungseinrichtung. Und diese deutsch-spanische Forschungseinrichtung, die wurde lange Jahre dann auch noch fortgeführt und in den 90er Jahren wie gesagt war ich dann auch dort vor Ort. Es ist dann eine Kooperation zwischen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die auch eine Energieabteilung haben und der spanischen Forschungseinrichtung dort CIEMAT. Das war also der Forschungsbereich. Was Sie jetzt angesprochen haben sind Industrieanlagen. Also, als ich hingekommen bin, gab es noch relativ wenig. Man hat dann in Spanien ein bisschen versucht auch, den deutschen Weg vielleicht auch nachzuzeichnen mit der Energiewende. Hat dort dann Ende der 90er Jahre recht gute Förderbedingungen gemacht für erneuerbare Energien. Und dann sind in der Folgezeit einige Anlagen entstanden. Das hat man aber dann, als die Wirtschaftskrise in Spanien angefangen hat, ein paar Jahre später wieder komplett eingestellt. Also deswegen ist das so ein bisschen ein Strohfeuer gewesen. Man kann heute die Anlagen noch sehen. Aber Spanien ist jetzt auch nicht unbedingt mehr das Vorzeigeland für den Ausbau erneuerbarer Energien.

Tim Pritlove
0:08:13
Volker Quaschning
0:08:14
Tim Pritlove
0:08:17
Volker Quaschning
0:08:39
Tim Pritlove
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Volker Quaschning
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Tim Pritlove
0:09:48
Volker Quaschning
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Tim Pritlove
0:10:08
Volker Quaschning
0:10:19
Tim Pritlove
0:10:19
Volker Quaschning
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Tim Pritlove
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Volker Quaschning
0:12:01
Tim Pritlove
0:12:11
Volker Quaschning
0:12:12
Tim Pritlove
0:12:14
Volker Quaschning
0:12:15

Die Ölkrise war jetzt kein Umweltproblem, aber es war einfach auch ein finanzielles Problem. Also was die Volkswirtschaft dann sehr hart getroffen hat. Also im Energiebereich gab es ja schon öfter solche einschneidenden Ergebnisse. Zu meiner Kindheit dann Tschernobyl, was also die Leute dann auch sehr stark geprägt hat. Wir haben ja heute noch Gebiete in Bayern, wo Sie immer noch kein Wildschwein essen können, weil das immer noch radioaktiv belastet ist. Also was sich bis heute durchzieht. Und das sind einfach verschiedene Sachen. Damals wurde die Anti-AKW-Bewegung sicherlich relativ groß. Und dann haben wir, na klar die Umweltproblematik geht jüngst mit dem Klimawandel. Eigentlich ist das in der Wissenschaft schon auch seit den 90er Jahren bekannt. Populär wurde das wahrscheinlich auch zu der Zeit, als Al Gore den Friedensnobelpreis gekriegt hat. Mit dem Film „Die unbequeme Wahrheit“, dann auch später noch den Oskar. Und das waren so die Sachen, wo das eigentlich so ins öffentliche Bewusstsein reingelangt ist. Wo man dann auch gedacht hat, oh ja jetzt haben die Leute verstanden, wo die richtige Problematik ist und man tut was. Leider ist es immer so, dass man sich auch sehr schnell dran gewöhnt. Das heißt also erst war der Schock ganz groß. Wir haben jetzt irgendwie eine Klimaveränderungen, die katastrophal ist. Und mittlerweile hat man so den Eindruck, dass man sich so dran gewöhnt hat und sagt, ja das kommt, können wir eh nichts gegen tun. Das ist immer so ein bisschen wie mit dem Rauchen, weiß man auch, dass man irgendwann an Krebs stirbt. Und das hat irgendwie den gleichen Gewöhnungseffekt mittlerweile dann auch bei der Energiewende und beim Klimaschutz gegeben.

Tim Pritlove
0:13:35
Volker Quaschning
0:13:41
Tim Pritlove
0:13:43
Volker Quaschning
0:14:34

Ja. Das Timing war einfach ungünstig. Bei der Kernenergie, man baut das gerne auf als Klimaschutztechnologie. Man kann sehen in Deutschland hat die Kernenergie nie mehr als gut 10% des gesamten Energiebedarfs gedeckt. Man muss ja nicht nur auf Strom gucken, wir müssen auch die Wärme, den Verkehr, also alle Bereiche sehen. Wenn wir den gesamten Energiebedarf haben, den wir in Deutschland haben, dann war die Kernenergie schon immer einstellig vom Prozentbereich. Also da einen enormen Klimaschutzvorteil abzuleiten, wenn wir wissen, dass wir komplett CO2-frei werden müssen, 100% einsparen, dann ist es ja ganz nett, wenn die Kernenergie 8% oder so was deckt, aber die Lösung für das Problem ist es ja nicht wirklich. Also eine Verzehnfachung der Kernenergie hätte sich sowieso keiner in Deutschland vorstellen können. Also war die Kernenergie sowieso noch nie die Lösung für das Klimaproblem. Das wird immer gerne so dargestellt. Weltweit sind wir jetzt bei unter 5% Anteil der Kernenergie. Also für den Klimaschutz ist die absolut irrelevant. Aber das Timing in Deutschland war natürlich relativ ungünstig. Wir hatten ja schon mal unter rot-grün den Ausstiegsbeschluss. Wir hatten ja eine lange Zeit die anti-AKW-Diskussion, was von Tschernobyl ausgehend ist. Grünes Thema gewesen, bei rot-grün hat man dann mit der Industrie einen einvernehmlichen Ausstieg beschlossen. Und hatte eigentlich gehofft, dass das gesellschaftlich politisch dann erledigt ist. Ich hatte 2-3 Jahre vor Tschernobyl mal eine Podiumsdiskussion, da waren dann Vertreter von großen Energiekonzernen mit auf der Bühne. Und ich habe im Vorgespräch da mal gefragt, naja jetzt unter rot-grün gab es ja einen Ausstiegsbeschluss, genau wie sieht denn jetzt so die Strategie des Energiekonzerns aus? Was will man denn machen? Ja die Strategie ist ganz einfach, nach rot-grün kommt schwarz-gelb und dann machen wir alles wieder rückgängig. Hat er mir so ganz knallhart ins Gesicht gesagt, also nicht auf der Bühne, sondern im Vieraugengespräch. Und da habe ich gesagt, okay das ist also auch eine Position. Und dann sieht man, so hat man gearbeitet. Das heißt man hat zwar unter rot-grün diesen Vertrag unterschrieben, aber hat nie wirklich dran geglaubt und hat gesagt, okay bei schwarz-gelb machen wir ein bisschen Seelenmassage und machen mal ein paar nette Essen für die Abgeordneten. Und irgendwann sind die weichgekocht und dann gibt es wieder einen Rückgang in dem Bereich. Und genauso ist es dann halt auch gekommen. Das heißt also schwarz-gelb hat dann den Ausstieg aus dem Ausstieg beschlossen. Man sollte die Kernkraftwerke 40-50 Jahre länger laufen lassen. Und kurz knappes halbes Jahr nachdem man das beschlossen hat und gesagt hat, deutsche Kernkraftwerke und westliche Kernkraftwerke sind sicher. War ja immer die Frage, wir hatten ja vorher Tschernobyl, das ist ja unsicher. Da sagt man, ja das ist ja ein russisches Atomkraftwerk. Die westlichen Atomkraftwerke sind ja ganz anders, die sind für alle Eventualitäten ausgelegt und geplant. Es kann nie irgendwas passieren. Und just kurz darauf in einem genau baugleichen oder bauähnlichen Kraftwerk in Japan passiert halt ein Unglück, was also dann natürlich die ganze komplette Glaubwürdigkeit zerstört hat. Und wir hatten da ja einen Höhenflug der Grünen mit Umfragewerten von über 20%. Und ich erinnere mich an ein Interview, was mir noch im Gedächtnis geblieben ist, wo der Herr Lindner in einem Interview gesagt hat, man müsste eigentlich schneller aus der Kernenergie aussteigen als die Grünen das jetzt vorgeschlagen haben. Und das war so die Zeit, mehrere Tage nach Fukushima, wo man also versucht hat, die Politik versucht momentan so ein bisschen die Felle zu retten. Und einfach den massiven Stimmenverlust zu vermeiden. Also das was jetzt mit der AfD im Prinzip passiert ist, ist damals sozusagen im Umweltbereich Richtung Grünen abdiffundiert.

Tim Pritlove
0:17:38
Volker Quaschning
0:17:40
Tim Pritlove
0:18:10
Volker Quaschning
0:18:47

Na gut, müssen wir ein bisschen noch zurückgehen. Zu Fukushima-Zeiten hatten wir ja schon unter rot-grün ein bisschen die Energiewende begonnen. Aber wenn wir jetzt mal in die 90er Jahre zurückgehen, also Anfang der 90er Jahre hatten wir einen erneuerbaren Anteil von 2%. Das heißt also die Energieversorgung wurde durch ein bisschen Kernenergie und dann im wesentlichen durch Öl, Kohle und Gas gedeckt. Dann muss man wissen, dass Deutschland ja gar kein Öl und kein Gas hat. Also was ja auch irgendwo vielleicht als Strategie nicht so wirklich sinnvoll ist, da eine Energieversorgung drauf auszubauen. Deutschland hat in Spitzenzeiten, ich glaube 2008/09 für 100 Milliarden Euro Öl und Gas importiert. Jetzt ist der Ölpreis ja ein bisschen gefallen. Wir waren jetzt letztes Jahr ungefähr bei 60 Milliarden. Aber das heißt unsere Energieversorgung basiert im Wesentlichen auf Import von Energieträgern, Öl, Kohle und Gas. Und das aus Ländern, sage ich mal, wo man vielleicht nicht unbedingt von den Herrschern dort ein gebrauchtes Auto kaufen würde. Also insofern das ist derzeit unsere Energieversorgung. Wird überhaupt nicht diskutiert. Also ich finde das immer faszinierend, wir reden immer über die Kosten der Energiewende, dass wir da irgendwie jeden Cent umdrehen müssen. Dass wir 20 Milliarden Euro pro Jahr ausgeben, was ja ungeheuer viel ist und ohne mit der Wimper zu zucken überweisen wir 60 Milliarden Euro an den Herrn Putin, an die Kollegen dann im Nahen Osten. Und ja gut die Saudis kaufen vielleicht dann irgendwann mal deutsche Panzer dafür. Aber das ist ja sage ich mal auch keine nachhaltige Energiepolitik, wenn wir einfach mal den Umweltaspekt rauslassen. Also wenn man die Energiewende hier vor Ort betreiben würde, würde das Geld ja im Land bleiben, man könnte auch viel mehr machen. Aber das wird auch nicht diskutiert. Das sind halt einfach die alten Strukturen. Die entsprechenden Vertreter der Energiekonzerne, sei es Öl, Kohle, Gas, sind da auch relativ mächtig und relativ gut vernetzt. Deswegen hat sich da auch lange Zeit nichts geändert und auch nicht beim Verständnis der Energiekonzerne. Wie wir das an dem Beispiel gesehen haben bei der Kernenergie.

Tim Pritlove
0:20:35
Volker Quaschning
0:20:43
Tim Pritlove
0:21:19
Volker Quaschning
0:21:31

Ich denke mal, das waren so die Folgen von Tschernobyl. Also wir hatten dann ja, glaube 87 war ja Tschernobyl, in der Folge versuchte man doch auch, Alternativen zur Kernenergie zu entwickeln. Es gab so ein bisschen eine Graswurzelbewegung für Wind und Photovoltaik. Und in den 90er Jahren gab es so ein bisschen, man redet ja immer so von der Pizza Connection, wenn man so parteiübergreifende Sachen hat. Man hat dann ein Gesetz beschlossen, das Stromeinspeisegesetz hieß es damals. Also vor war es ja gar nicht möglich mit einer Photovoltaik- oder Windkraftanlage überhaupt Strom ins Netz einzuspeisen. Ich konnte das zwar irgendwo auf irgendwie auf einer Batterie irgendwo auf dem Hof als Inselnetzanlage machen, aber es gar nicht zulässig, überhaupt Strom einzuspeisen. Und dann hat man ein relativ einfaches Gesetz beschlossen, wow man gesagt hat, also a) man darf einspeisen und b) man kriegt sogar Geld dafür. Und das war eigentlich eine relativ große Revolution. Und das hat dazu geführt, dass dann auch viele da ein Geschäftsmodell entwickelt haben. Am Anfang, also wie gesagt parteiübergreifend ging das ja durch. Also das heißt man hat dann auch aus klassischen, also auf CDU-Seite gesagt, ja das kann man ja machen, das ist ein bisschen, lass die mal ein bisschen spielen, so nach dem Motto nicht. Das werden ja homöopathische Dosen bleiben. Das heißt Solar- und Windenergie werden ja nie im Leben wettbewerbswirtschaftlich werden. Und dann hat man schon gesehen, dass dann da doch einiges bewegt wurde. Vor allem im Windbereich hat man dann Anlagen entwickelt, die mit der Vergütung, die war ein bisschen höher als marktüblich, aber auch nicht so exorbitant hoch, doch schon irgendwann hingekommen ist. Und dann hat sich einfach dieser Markt relativ dynamisch entwickelt. Unter rot-grün hat man die Bedingungen noch mal dann verbessert, aber die Wurzeln wurden eigentlich schon vorher gelegt durch die Stromeinspeisegesetz, was parteiübergreifend beschlossen wurde.

Tim Pritlove
0:23:09
Volker Quaschning
0:23:11
Tim Pritlove
0:23:12
Volker Quaschning
0:23:23
Tim Pritlove
0:23:25
Volker Quaschning
0:23:44

Es gibt immer unterschiedliche Rechnungen, die man hat. Also im Energiebereich reden wir von der Primärenergie. Das ist die Energie, die man am Anfang verwenden muss, zum Beispiel ins Kraftwerk schmeißen. Also das wäre die rohe Kohle oder das Uran. Andere reden von der Endenergie, das wäre also der Strom, der hinten rauskommt. Und je nachdem was man betrachtet, ist der Strombereich der größte oder halt ein kleinerer. Also im Bereich der Primärenergie ist der Strombereich mit Abstand der größte Bereich der Energienutzung. Weil die Kraftwerkswirkungsgrade ja relativ schlecht sind. Also ein Kernkraftwerk fährt mit 30% Wirkungsgrad, 70% jage ich dann durch den Kühlturm und die Energie muss ich auch mit berücksichtigen, wenn ich diese Energie dann beim Primärenergiebedarf mit berücksichtige, ist der Anteil am größten. Lass ich diese Abwärme, diese Verluste mit raus und guck mir die Endenergie an, dann ist der Wärmebereich der größte. Also deswegen sieht man auch sehr unterschiedliche Statistiken. Eigentlich müsste man für den Klimaschutz vielleicht eher die CO2-Bilanz sich anschauen. Und da ist auch der Strombereich am schlimmsten. Alleine 40% der deutschen CO2-Emissionen kommen aus der Kohleverstromung. Das heißt da liegt also wirklich der Hase oder das Hauptproblem. Ja CO2-Bereich 20% kommen aus dem Verkehr oder etwas mehr und dann aus der Wärme auch noch. Aber der Strombereich, wenn ich den Klimaschutz anpacken will, ist der größte. Aber ich darf die andern nicht vergessen. Also selbst wenn ich diesen Strombereich komplett CO2-neutral habe, dann habe ich immer noch knapp 50% CO2-Emissionen übrig, die dann aus dem Verkehr und Wärme kommen. Das heißt also, wenn ich die Energiewende andenke, dann muss ich alle drei großen Bereiche sehen Strom, Verkehr und Wärme. Im Strombereich haben wir zumindest mal angefangen. Also da haben wir wenigstens Ideen. Im Verkehrsbereich hat man zwischendurch mal versucht, ein bisschen Biotreibstoffe zu machen, so alibimäßig. Ansonsten ist der Verkehrsbereich so das absolute Sorgenkind momentan. Da steigen die Treibhausgasemissionen sogar an. Und im Wärmebereich da da tut sich was, aber auch sehr sehr langsam. Auch da hat man sehr große Widerstände aus der Immobilienwirtschaft und das ist natürlich auch da immer nicht ganz einfach was durchzusetzen.

Tim Pritlove
0:25:53
Volker Quaschning
0:25:57
Tim Pritlove
0:26:36
Volker Quaschning
0:26:37
Tim Pritlove
0:27:27
Volker Quaschning
0:27:29
Tim Pritlove
0:28:09
Volker Quaschning
0:29:15

Naja auch hier müssen wir mal schauen, wer diejenigen sind, die da bisschen mauern thematisch. Und wie hat die deutsche Automobilindustrie momentan das Feld versucht aufzurollen, ganz klar mit dem Diesel. Also wie war die Strategie der Automobilkonzerne? Wir machen den Diesel, der ist jetzt zwar lange Zeit dreckig, also machen wir clean Diesel, was dabei rausgekommen ist, haben wir ja in den USA gesehen. Und das war dann die Strategie, dann auch den Klimaschutz zu machen. Diesel ist ja angeblich besser, hat man dann aber auch nicht mehr hingekriegt. Also hat man dann in den Testzyklen so lange rumgedoktert. Mittlerweile ist es ja so, dass man auf dem Prüfstand 40% weniger Spritverbrauch hat als in der realen Praxis. Und damit hat man auf dem Papier natürlich auch 40% CO2 eingespart. Das hilft uns in der realen Praxis allerdings nicht viel, deswegen steigen da die CO2-Emissionen an. Das heißt also, dass die Strategie, die man gehabt hat, sich mit immer mehr durchmogeln, das hat einfach gezeigt, es funktioniert irgendwo nicht. Warum macht das die deutsche Automobilindustrie? Es gibt halt ein Alleinstellungsmerkmal, das die deutsche Automobilindustrie hat, das sind einfach die Motorentechnik. Da ist Deutschland weltweit führend und deswegen kann man auch Autos mit tollen Motoren für viel mehr Geld verkaufen als irgendwelche Konkurrenten aus Asien zum Beispiel anbieten. So wenn jetzt allerdings ein Elektroauto kommt, da ist kein Motor mehr drin, zumindest mal kein Verbrennungsmotor. Da ist ein ganz banaler Elektromotor drin und da wickle ich ein bisschen Kupfer um den Kern und fertig. Also das kann jeder.

Tim Pritlove
0:30:41
Volker Quaschning
0:30:43
Tim Pritlove
0:30:44
Volker Quaschning
0:30:50

Genau, also ich meine, wir hatten ja schon mal Zeiten, wo in New York mehr Elektroautos auf der Straße waren als Verbrennungsautos. Also das ist schon gut 100 Jahre her. Da waren natürlich die Stückzahlen viel viel kleiner. Also das war nach der Kutsche, da kam also erst mal das Elektroauto, dann hat sich der Verbrenner durchgesetzt. Ursache war damals, dass der Anlasser erfunden wurde. Vorher war der Verbrenner ja total unbeliebt, man musste ja mit der Kurbel da den Motor starten. Also für eine Frau unzumutbar und auch irgendwie den einen oder anderen Knochenbruch soll es da auch bei Männern gegeben haben. Also insofern hat man da doch lieber die Finger von gelassen und ist halt mit den vermeintlich besseren Batterieautos durch die Gegend gefahren. Mit dem Anlasser wurde das bequemer und da war ja das Reichweitenproblem bei der Batterie halt damals schon da und deswegen hat sich dann der Verbrenner überhaupt durchgesetzt. Aber ja das hat Deutschland wie gesagt als Alleinstellungsmerkmal gehabt diese Motorentechnik, die fällt halt raus. Das Know-how ist eigentlich in der Batterietechnik und die kommt aus Asien komplett. Das heißt also hier hat man in Deutschland komplett verschlafen, auf den Trend der Zeit aufzuspringen und rechtzeitig die entsprechenden Assets dann sich zu sichern. Das heißt wir bauen jetzt auch Elektroautos. Das ist total einfach, da können sogar … Also es gibt ein Startup in München, das Sion, das sind ein paar ehemalige Schüler, sage ich mal, oder Studenten, die im Prinzip jetzt ein Auto gebaut haben. Die haben jetzt einfach über Crowdfunding Geld eingesammelt und die Teile kaufen die sich von Zulieferern und die haben jetzt ein Elektroauto entwickelt, was für unter 20.000 Euro verkauft werden soll.

Tim Pritlove
0:32:20
Volker Quaschning
0:32:22
Tim Pritlove
0:32:56
Volker Quaschning
0:33:09

Im Vergleich zu China ist das auch wieder lächerlich. Also wir können mal zählen, Deutschland die Anzahl der Modelle, die es gibt, sind irgendwie einstellig oder vielleicht Anfang zweistellig. In China gibt es glaube ich mittlerweile über 100 verschiedene Elektroauto-Modelle. China führt jetzt auch die Elektroautoquote ein. Das heißt also ab 2019 müssen 10% aller Autos, die in China verkauft werden, elektrische sein. China hat letztes Jahr über 20 Millionen Autos umgesetzt, das heißt also wir werden in China 2019 über 2 Millionen Neuzulassungen im Elektromobil-Bereich sehen. Also das wir einfach mal so diese Dimension sehen, in Deutschland reden wir von 30.000 gerade. Deswegen das ist einfach das Problem. Das Geschäftsmodell der Großen lässt sich einfach nicht mehr übertragen auf die moderne Welt. Also ein Elektroauto ist nicht nur sparsamer an Bauteilen, sondern ist auch sparsamer im Verschleiß. Also Sie brauchen ja viel weniger Teile, keine Getriebe, keine Kupplung, keinen Auspuff und Sie brauchen auch nicht den Ölwechsel mehr jedes Jahr. Also wir haben vor einem guten Jahr eine Studie rausgebracht zur Sektorkopplung, wie denn unsere Energieversorgung bezüglich Klimaschutz aussehen müsste. Und kurze Zeit später hat mich dann der Verband der deutschen Schmierstoffe kontaktiert, wie wir denn die Rolle der Schmierstoffe in der Energiewende künftig sehen. So einen Frage, die ich mir vorher gar nicht gestellt hatte. Aber das hat mir eingeleuchtet, ja klar, wenn die Elektromobilität kommt, dann fällt ein ganz tolles Geschäft weg, nämlich der Ölwechsel. Und dann kann man einfach mal hochrechnen, 40-45 Millionen Autos mal 5 Liter Öl mal jedes Jahr, also da kommt einiges an Öl und auch an Umsatz zusammen. Das bricht komplett weg. Also das ist also schon relativ spannend. Dann natürlich auch das damit verbundene Werkstattgeschäft. Also was müssen Sie beim Elektroauto machen? Sie bremsen ja dann in der Regel auch nicht mehr mit Bremsen, sondern über Rekooperation über den Motor, also nicht mal den Bremsenverschleiß haben Sie.

Tim Pritlove
0:34:55
Volker Quaschning
0:34:58

Sie müssen den Pollenfilter wechseln. Das ist das, was an Wartung noch übrig bleibt. Wenn Sie einfach mal schauen, wenn Sie die Werkstattrechnung angucken. Ich glaube, wenn man ein Auto in Einzelteilen kauft, dann kostet auch so ein VW Golf dann sicherlich 200.000 Euro danach. Das heißt das war eigentlich das große Geschäft und dieses fällt eigentlich weg. Das heißt das ist wie beim Tintenstrahldrucker, der Drucker war für umsonst und die Tinte war halt irgendwie irre teuer. Da zahlen Sie bis zu 500 Euro für einen Liter Tinte, da wird also dann das Geschäft gemacht. Und genauso war ein großer Teil des Geschäftsmodells halt auch dieses Werkstattgeschäft. Und wenn das halt jetzt wegbricht durch die Elektromobilität, müssen sich die Konzerne halt einfach mal komplett neu sortieren. Die haben noch gar keine Antwort darauf, wie ihr Geschäftsmodell in der Zukunft ist. Also ein Auto, wo sie kaum mehr Know-how drin haben, mit einer Batterie, die sie aus China importieren. Mit einem wegfallenden Werkstattgeschäft, das ist nicht so sonderlich attraktiv. Und deswegen hat man zwar Autos gebaut, musste man ja auch, aber wenn Sie sich die Autos angucken, dann sind das alles so die klassischen Zweit- oder Drittwagen. Also die Strategie, die man bis jetzt gefahren hat, war, dass man sagt, einen fetten SUV als Erstwagen, als Familienauto. Und okay, wenn da die Frau mal oder Mann irgendwie mal zum Briefkasten fahren will und die Leute genug Geld haben, dann können sie sich dafür ja ein Elektroauto kaufen fürs gute Gewissen. Und das war dann die Strategie, die die Konzerne auch lange Zeit gefahren haben und dann auch hochpreisige Elektroautos, nichts für den Massenmarkt. Und da fehlt die Antwort. Mittlerweile hat man erkannt, also wir haben das ja gesehen, Herr Müller von VW hat ja mittlerweile auch gesagt, die Dieselsubventionen sollte man überprüfen. Weil einfach auch VW damit konfrontiert ist, mit den Elektroautoquoten jetzt aus China. Das heißt will VW in China noch bestehen und China ist einer der größten Märkte für VW, dann müssen die entsprechende Elektroautozahlen liefern. Und die müssen jetzt im Expresstempo im Prinzip das nachholen, was sie die letzten 10 Jahre versäumt haben.

Tim Pritlove
0:36:43
Volker Quaschning
0:36:45
Tim Pritlove
0:37:09
Volker Quaschning
0:37:22

Ja, auch da kann man, also muss man auch wieder differenzieren, es gibt ja den Fernverkehr und den Nahverkehr. Also gerade das Problem für die Städte ist ja der innerstädtische Verkehr. Da reden wir über Transportwege von 100 Kilometers, das kann man wunderbar auch elektrisch abdecken. Die Post hatte ja schon mal die Idee, das zu machen. Hat dann vor einigen Jahren bei den großen deutschen Automobilherstellern nachgefragt, sie hätten doch gerne ein Elektroauto, die wollten nicht liefern. Das heißt was hat die Post gemacht? Also einer der größten Elektroautohersteller in Deutschland ist ja derzeit die Deutsche Post bzw. Streetscooter, was also ein Startup ist, wo die Deutsche Post beteiligt ist. Und das zeigt eigentlich, wie absurd oder wie sträflich diese Sache angegangen ist. Mittlerweile steigen die Konzerne ein, also ist jetzt auch, eine Tochter von Daimler hat jetzt auch einen LKW-Truck entwickelt, also einen 7,5-Tonner, der elektrisch fährt. Tesla hat in den USA einen größeren vorgestellt, da bin ich ein bisschen skeptisch, weil die Batterie da doch enorm schwer und groß ist. Aber ja, auf alle Fälle tut sich da was. Und in China habe ich gehört, ich weiß nicht, ob es stimmt, dass mittlerweile jeder zweite Bus, der in China auf die Straße kommt, elektrisch fährt. Also in Deutschland ist das ja immer noch so mit Tamtam, mal ein Vorzeigeobjekt, was dann irgendwie dann getestet und eingeführt werden soll. Die Chinesen machen das einfach und deswegen wird das früher oder später auch einfach passieren und kommen. Weil das natürlich, muss man einfach mal bei den Bussen dann einfach hier hinten den Auspuffbereich angucken, wie rußig und schwarz das auch immer alles ist. Also das ist ja auch der Dreck und der Lärm vor allen Dingen von den Bussen, der in die Stadt reinkommt und den wird man raushaben wollen. Und wenn das die Deutschen nicht machen, dann kommt das irgendwann aus China.

Tim Pritlove
0:38:56
Volker Quaschning
0:39:01
Tim Pritlove
0:39:17
Volker Quaschning
0:40:01

Ja die verbrennen den letzten Dreck, also mit dem Schwerstöl. Von der Menge her sind wir da im unteren einstelligen Prozentbereich, was die Treibhausgase anbelangt, weil wir haben einfach hier in Deutschland schon 45 Millionen PKWs. Also einfach die Stückzahl, was auf der Straße passiert, ist halt einfach ungleich größer. Deswegen spielt der Schiffsverkehr nicht so eine große Rolle, was die CO2-Problematik anbelangt. Was die Schadstoffe anbelangt, wenn so ein großes Kreuzfahrtschiff im Hamburger Hafen einläuft, ist das schon eine erhebliche Umweltbelastung. Also da geht man natürlich jetzt mittlerweile dazu über, dass man die Schiffe dazu zwingt, dann zumindest mal den Motor auch mal auszumachen, wenn sie im Hafen liegen. Das ist also immer der erste Schritt, früher sind die ja einfach durchgelaufen, um ihre Stromversorgung an Bord zu sichern, mit entsprechenden Abgasen. Nur da ist wieder der Konkurrenzkampf zum Teil zwischen den Häfen dann da. Und dann sagen die halt einfach, na wenn Hamburg das macht, dann fahr ich halt nach Rotterdam. Und deswegen ist so was dann im internationalen Bereich schwer durchzusetzen, genauso beim Luftverkehr. Also das ist ja auch ein großes Problem. Also den Luftverkehr sehe ich noch kritischer als den Schiffsverkehr. Weil wir da auch eine sehr schnell wachsende Dynamik dann haben. Das wird ja auch von vielen gar nicht gesehen. Hier in Berlin sehen wir ja auch die Diskussionen über die Flughäfen, ob Tegel offen bleiben soll oder ob der geschlossen sein sollte. Da haben wir ja auch eine Volksabstimmung dazu gemacht. Da war dann die Wärmeproblematik oder irgendwie die Frage, von wo fliege ich ab. Aber der Klimaschutz hat da auch überhaupt gar keine Rolle gespielt. Wenn beide Flughäfen offen sind und voll ausgelastet sind, dann wäre das nochmal eine erhebliche Zunahme des Luftverkehrs und damit auch ein deutliches Problem im Klimaschutz. Weil im Luftverkehr fehlen uns momentan auch wirklich schnelle Antworten, wie man preisgünstig die Energiewende durchsetzt. Das geht mit alternativen Treibstoffen, aber das würde das Fliegen doch deutlich teurer machen. Und wenn ein Land das durchsetzt, dann wird halt der Flieger woanders betankt, das ist auch genauso ein Problem.

Tim Pritlove
0:41:49
Volker Quaschning
0:41:53

International ist es auch relativ klein, wir sind noch im einstelligen Prozentbereich, aber das ist bei den persönlichen Emissionen relativ interessant. Also ich lasse meine Studenten immer mal ausrechnen, wie groß der persönliche CO2-Rucksack ist, in dem ersten Semester, damit sie ein bisschen Gefühl für die Energie kriegen. Und der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 10 Tonnen Kohlendioxyd, die jeder Deutsche ausstößt. Die Chinesen liegen bei gut der Hälfte pro Kopf. Also dann wenn Sie nach den Entwicklungsländer gehen, Bangladesch, da sind Sie deutlich unter einer Tonne. Nur mal so im Prinzip, dass man das vergleicht. Es gibt auch Sünderländer wie Amerika, die also da Richtung 20 gehen. Und die Studenten sind in der Regel immer etwas unter dem Durchschnitt. Weil sie auch weniger Einkommen haben, vielleicht auch nicht so große Wohnungen, so 7-8 Tonnen. Aber es gibt dann immer Studenten, die sich dann melden, ja ich hatte jetzt 25 Tonnen. Meine Frage ist immer, wohin sind Sie geflogen? Und dann ganz klar, ja nach Australien. Das heißt wenn man einfach so sieht, wie da die persönliche CO2-Bilanz durch so einen Flug aus dem Lot gebracht werden kann, dann ist der Flugverkehr dann in Deutschland sicherlich schon relativ enorm. Das taucht in den Zahlen meistens auch nicht unbedingt auf. Weil also in der deutschen CO2-Bilanz natürlich nur das CO2 berücksichtigt wird, was in Deutschland anfällt. Wenn ich jetzt als Deutscher nach Australien fliege und der Flieger wird in Sydney betankt, dann zählt das nicht in die deutsche CO2-Bilanz rein.

Tim Pritlove
0:43:16
Volker Quaschning
0:43:17
Tim Pritlove
0:43:50
Volker Quaschning
0:44:28

Naja wir wissen ja, wenn wir den Klimaschutz ernst meinen und das Pariser Klimaschutzabkommen, müssen wir ja eigentlich in 20 Jahren komplett CO2-neutral werden. Das ist glaube ich den meisten gar nicht bewusst, welchen Zeitdruck wir haben, also auch für den Klimaschutz. Das gilt für den Verkehr, das gilt für die Wärme und für den Strom. Also auch im Wärmebereich müssen wir gucken, dass wir da vorankommen. Wir haben eine energetische Gebäudesanierungsrate, so heißt das im Fachjargon. Also das heißt im Prinzip, wie viele Gebäude wir im Jahr dämmen. DAs liegt so bei einem guten Prozent. Da kann man einfach drüber nachdenken, also ein Prozent Gebäudesanierungsrate bedeutet, in 100 Jahren haben wir alle Gebäude einmal durch. Wenn wir eigentlich wissen, dass wir in 20 Jahren mit der Energiewende fertig sein müssen, um das Klima zu retten, geht das alles viel zu langsam. Also das heißt wenn man das ernst meint, müsste man erst mal die Gebäudesanierung hoch bringen, das ist dann aber immer eine Kostenfrage. Also Gebäude dämmen ist ja nicht ganz preiswert und da wird der schwarze Peter immer hin und her geschoben. Die Immobilienwirtschaft sagt, wir können das nicht leisten, die Politik sagt, na so viel Subventionen können wir nicht aufbringen und deswegen tut sich da eigentlich seit Jahren nicht so sonderlich viel. Im Neubaubereich haben wir ganz gute Sachen, aber was halt die Sanierung anbelangt, sieht es halt sehr schwierig aus. Ansonsten ist die Hauptheizung, die wir in Deutschland haben derzeit Erdöl, also Heizöl und Erdgas. Erdgas auf Platz 1 gefolgt von Erdöl, auch wieder zwei Energieträger, die wir in Deutschland gar nicht haben. Ich weiß noch 2008, als die Ölpreise hoch waren, hat man sogar noch drüber diskutiert Heizkostenzuschüsse, also Subventionen für Heizöl in Deutschland einzuführen, damit sich die Leute das Heizen noch leisten können. Also hohe Ölpreise werden wieder kommen, das heißt die Frage wird nicht zum letzten Mal gestellt sein. Und deswegen sehen wir schon aus dem Grund müssen wir aus dem Öl und Gas raus. Wenn ich klimaneutral werden will, darf ih auch kein Öl und Gas mehr verbrennen und dann brauchen wir eine Alternative. Und das einzige, was uns in Deutschland da in großen Mengen einfällt, ist eigentlich, mit Strom zu heizen. Das klingt jetzt erst mal paradox.

Tim Pritlove
0:46:15
Volker Quaschning
0:46:18
Tim Pritlove
0:47:27
Volker Quaschning
0:47:29
Tim Pritlove
0:48:06
Volker Quaschning
0:48:08
Tim Pritlove
0:48:13
Volker Quaschning
0:48:18
Tim Pritlove
0:48:24
Volker Quaschning
0:48:27
Tim Pritlove
0:49:01
Volker Quaschning
0:49:10
Tim Pritlove
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Volker Quaschning
0:49:24
Tim Pritlove
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Volker Quaschning
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Tim Pritlove
0:50:43
Volker Quaschning
0:50:45
Tim Pritlove
0:51:06
Volker Quaschning
0:51:15
Tim Pritlove
0:51:57
Volker Quaschning
0:52:23

Das ist immer eine Frage der Perspektive, was muss sein? Also ich denke, ein Hauptpunkt ist der Klimaschutz, den werden wir gleich mal beleuchten. Und viele haben auch das Gefühl, dass wir viel weiter sind mit der Energiewende als wir eigentlich wirklich de facto sind. Weil alle auf den Strom schauen. Im Strombereich haben wir 35 % erneuerbare. Wir hatten dann den zweiten Bereich, die Wärme, da sind es 13 % und wir hatten den Verkehr, da sind es 5 %. Und deswegen sind wir im Bundesdurchschnitt bei gut 13 % erneuerbare oder andersrum ausgedrückt 87 % der Energiewende fehlen noch. Um einfach mal die Aufgabe zu verdeutlichen. Das heißt also wir haben zwar schon einiges gemacht, wir sind von 2 auf 13 %, das ist für ein Industrieland. Also da ist Deutschland unter Industrieländern sicherlich durchaus ein Vorbild. Von fast gar nichts auf 1/6 fast nicht ganz. Dass ist schon ganz okay, aber wie gesagt die 87 % die fehlen noch. Und das müssen wir jetzt hier in den nächsten 20 Jahren möglichst dann durchziehen. Das zeigt eigentlich die Dimensionen. Das heißt wir müssen praktisch mehr als das sechsfache von dem machen, was wir die letzten 30 Jahre gemacht haben in den nächsten 20 Jahren, wenn wir die Energiewende durchziehen wollen. Weil wir müssen den Klimaschutz im Auge haben. Es gibt ja das Pariser Klimaschutzabkommen zum Glück. Das sagt, dass wir uns Mühe geben sollten, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Um das mal einzuordnen, weil mit so Temperaturen können viele gar nichts anfangen. Der Temperaturanstieg seit der letzten Eiszeit bis zur vorindustriellen Zeit hat etwa 3,5 Grad betragen. Das heißt also 3,5 Grad letzte Eiszeit bis heute, wir haben jetzt 1° Temperaturerwärmung schon erreicht. Das ist also sage ich mal wieder umgerechnet fast eine Drittel Eiszeit schon mal vom Temperaturdelta on the top obendrauf.

Tim Pritlove
0:54:02
Volker Quaschning
0:54:05

Ja wobei 150 Jahre, also de facto ist eigentlich eher die letzten 30 Jahre passiert. 30 bis 50 Jahre. Klar also gerechnet wird immer über die letzten 150 Jahre, aber wir haben ja dieses exponentielle Wachstum, also eigentlich erst seit dem Zweiten Weltkrieg sind die Emissionen so stark explodiert, dass wir da wirklich ein massives Problem damit haben. Ein Grad haben wir erreicht. Die Prognosen sagen, wenn wir Business as usual machen, werden wir gegen Ende des Jahrhunderts 4-5° plus haben und das wird mehr sein als der Temperaturunterschied von der Eiszeit bis heute. Und das muss man einfach mal sehen, also dass man einfach noch mal überlegt. Also zur Zeiten der Eiszeit war Berlin von meterdicken Gletschern bedeckt, wir hatten Meeresspiegel, die über 100 Meter tiefer lagen. Die Erde war eine komplett andere. Sagen wir mal andere Gemacht, die Menschheit hat ja auch die Eiszeit überlebt. Nur damals hatten die Menschen die Chance weiterzuziehen. Also wenn die Umgebungsbedingungen sich verändert haben dann und verschlechtert haben, also in Berlin hat damals niemand gewohnt, weil hier war Gletschergebiet. Das heißt wir sind dann erst später, als die Bedingungen sich verändert haben, dann nach Berlin eingewandert in die Bereiche. Und das heißt die Leute konnten sich den wandelnden Bedingungen einfach durch Weiterziehen anpassen. Das geht heute nicht mehr, weil der Planet ist dicht besiedelt. Wir sehen wie schlecht wir schon mit ein paar Flüchtlingen zurechtkommen. Das ist ja wirklich eine vergleichsweise kleine Zahl. Wenn wir einfach diese radikalen Veränderungen seit der Eiszeit nochmals übertragen, dass ähnliche Veränderungen in den nächsten 100 Jahren nochmal stattfinden, dann kann man sagen, werden wir wahrscheinlich ein Drittel der Weltbevölkerung auf die Reise schicken. Und dann muss man sich einfach mal vorstellen, was auf unserem Planeten dann los ist. Also das ist für mich die größte Herausforderung eigentlich dieses Jahrhunderts, dieses Problem abzuwenden. Und da sagt die Klimaforschung, 1,5 Grad ist sozusagen das Höchste der Eisenbahn, wo wir dann auch den Stoppstrich ziehen müssen. Das ist nicht ganz eine halbe Eiszeit schon on the top obendrauf. Und das hat die Politik eigentlich abgenickt vor zwei Jahren auf dem Pariser Klimaschutzgipfel und Deutschland hat das auch einstimmig beschlossen. Das heißt also wir haben jetzt einen Beschluss, dass wir alles tun werden, um 1,5 Grad zu erreichen. Wir wissen aus der Klimaforschung, dass wir dazu eigentlich in den nächsten 20 Jahren CO2-neutral werden müssten.

Tim Pritlove
0:56:07
Volker Quaschning
0:56:09
Tim Pritlove
0:56:12
Volker Quaschning
0:56:12

Also um das mal einzuordnen. Also da sieht man auch da, dass das Delta noch relativ klein ist. Und wir wissen, dass wir dafür etwa 20 Jahre Zeit haben, also hier CO2-neutral zu werden. Das heißt, wenn ich das wirklich ernst meine aus Sicht der Politik und auch die Bekenntnisse zum Klimaschutz, müsste man jetzt eine Strategie entwickeln, wie wir unsere Energieversorgung im Bereich Strom, Wärme und Verkehr in den nächsten 20 Jahren komplett umgekrempelt. Von den heutigen fossilen Energieträgern zu komplett CO2-freien Energieträgern. Das ist eigentlich die Herausforderung der Energiewende. Dass wir, ich werde immer gefragt, kann man sich vorstellen, 100 % erneuerbare Energien zu haben? Also in 500 Jahren werden wir das mit Sicherheit haben, weil dann ist Öl, Kohle und Gas, selbst wenn wir keinen Klimaschutz machen, alle. Dann werden die Menschen ja sowieso irgendwas machen. Das heißt es wird kommen. Nur die Frage ist, wie schnell schaffen wir es, schaffen wir 100 % erneuerbare Energien so schnell umzusetzen, dass wir das Klima noch retten können? Oder machen wir das in einem Tempo, was zu langsam ist für den Klimaschutz und machen es dann sowieso. Dann wär's natürlich doch auch sinnvoll, wenn wir wissen, es kommt doch sowieso. Dass wir es dann einfach versuchen bisschen zu beschleunigen und vorzuziehen. Es ist ein Weg, der kommen wird und das haben die Chinesen auch erkannt. Die machen ja jetzt den massiven Einstieg in die erneuerbaren, in die Elektromobilität nicht unbedingt nur, um das Klima zu retten, sondern auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Also China hat im letzten Jahr auch, also wir haben über die Elektromobilität schon geredet im Photovoltaik- im Solarenergiebereich genauso stark zugelegt. Also China hat über 20 mal so viel Photovoltaikanlagen letztes Jahr im eigenen Land aufgebaut, wie wir in Deutschland. Die gehen massiv in den Bereich, ja weil sie auch ein bisschen die Luft sauber machen müssen, aber weil das auch die Schlüsseltechnologie für die nächsten Jahre ist, wo man viel Geld verdienen muss. Und das wird in Deutschland eigentlich nicht gesehen, man hält an den alten Technologien fest und man hat überhaupt kein Konzept, wie man die Energiewende mit dem Klimaschutz hinkriegen muss. Es gab jetzt jüngst eine Studie, die auch gesagt hat, wenn Deutschland so weitermacht wie bisher mit dem Tempo der Energiewende und die ganze Welt dem Beispiel folgen würde, dann bedeutet das einen Temperaturanstieg von etwa 4 Grad, also nochmal eine Eiszeit on the top oben drauf, das ist das was wir derzeit in Deutschland haben.

Tim Pritlove
0:58:06
Volker Quaschning
0:58:08

Das klingt aus Sicht der Wissenschaft, ganz klar wir sehen das, wir beobachten das, wir machen auch Empfehlungen. Die Politik ist aber in Deutschland offensichtlich momentan nicht in der Lage, warum auch immer, entsprechende Maßnahmen und Sachen einzuleiten. Und die Konsequenzen werden halt einfach massive Klimaproblematik sein. Ich hoffe mal, dass wir es schaffen, auch durch Diskussionen, jetzt in den nächsten Jahren auch noch das Tempo entsprechend zu beschleunigen und die Maßnahmen einzuleiten. Ansonsten gibt es zwei Sachen, die man sehen kann. Erst mal die Chinesen werden die Technik vorantreiben, so dass die dann einfach günstig als Import dann nach Deutschland kommt. Heute schon ist Solarstrom nicht mehr teurer als Kohlestrom in Deutschland. Wenn Sie neue Anlagen bauen. Wenn die Chinesen so weiter machen, wird in absehbarer Zeit auch Solarstrom billiger sein als Kohlestrom. Das heißt allein aus wirtschaftlichen Gründen wird die Technologie kommen. Die Frage ist halt nur, machen wir die dann oder machen das dann die Chinesen? Und die andere Frage ist natürlich dann auch einfach mit dem Klimaschutz. Also wir werden ähnliche Ereignisse sehen wie durch Tschernobyl oder durch Fukushima. Also was wir im Kernenergiebereich gesehen haben durch den Klimawandel. Wenn man die Augen offen hält sieht man, die Amerikaner sind zum Beispiel auch sehr stark gebeutelt worden, dieses Jahr Hurricanesaison mit über 200 Milliarden Euro an Schäden. Das muss man sich mal vorstellen. Also innerhalb von wenigen Tagen sind dort ja ganze Städte verwüstet worden. 200 Milliarden Defekt. Und da kann man sich einfach überlegen, wir reden über die Kosten der Energiewende und dass uns 20 Milliarden pro Jahr zu viel sind. Deutschland war bislang noch verschont von solchen Sachen, aber ist auch nur eine Frage der Zeit, bis einfach diese Veränderungen auch Deutschland treffen. Sei es einfach durch lokale Klimaereignisse oder durch Flüchtlingszahlen, die einfach durch den Klimawandel ausgelöst werden.

Tim Pritlove
0:59:46
Volker Quaschning
0:59:50
Tim Pritlove
1:00:40
Volker Quaschning
1:01:04

Ach wir kennen aus der Wissenschaft die Lösungen. Es läuft momentan nirgendwo in Deutschland. Wir hatten mal eine Energiewende, also auch angefangen, mittlerweile wurde die komplett eingestampft, kann man schon fast sagen. Also wir wissen, dass die Hauptenergieträger künftig Solarenergie, also Photovoltaik und Windkraft sein werden, weil wir da einfach die größten Potenziale haben. Wir gehen davon aus, dass wir aber, um in 20 Jahren 100% erneuerbare zu kriegen, werden wir den Windenergieausbau verdoppeln müssen, den Solarenergieausbau verzehnfachen. WAs hat die Regierung gemacht? Wir haben mit der letzten Regierung den Solarenergieausbau auf ein Viertel runtergefahren. Der Windenergiezubau soll jetzt in zwei Jahren gestoppt werden. Wir erwarten, wenn die Regeln sich nicht ändern, für 2019 den Ausbaustopp in der Windenergie. Und da brauchen wir natürlich, also wie soll dann Klimaschutz funktionieren, wenn ich keine Technologien aufbaue, die entsprechend CO2-neutral etwas einsparen. Dann gehe ich aus der Kernenergie noch raus, was ja sinnvoll ist aus den Risikosachen. Nur wenn ich dann ein Ausbaustopp in der Windenergie habe, da werden die CO2-Emissionnen ja dann, irgendjemand muss den Strom ja ersetzen. Wenn der dann aus Kohlestrom oder aus Gaskraftwerken kommt, entsteht zusätzliches CO2. Das heißt ich sehe hier keinen Klimaschutzaspekt, der dann entsprechend da ist. Das heißt wir müssten erst mal die Installationen für Solar- und Windenergie deutlich erhöhen, dass wir überhaupt erst mal die Mengen an CO2-neutralem Strom kriegen, die wir brauchen. Das ist also Punkt Nummer 1. Dann wissen wir ganz klar, wenn wir Solar- und Windenergie haben, die sind halt nicht immer da. Ja dann bricht die Stromversorgung zusammen und Dunkelflaute. Natürlich, wenn sie nicht da sind, brauchen wir Speicher. Das heißt wir fokussieren uns derzeit auf eine Leitungsproblematik und eine Leitungsdiskussion. Das ist auch so ein bisschen ein Scheingefecht. Weil was hilft uns die beste Leitung, wenn wir wissen, dass wir irgendwann 100% erneuerbare haben, die im wesentlichen durch Solar- und Windenergie gedeckt werden, wenn wir dann wirklich im Winter mal nachts wenig Wind haben. Dann hilft uns die Leitung halt nichts, sondern da brauchen wir einen Speicher. Das heißt wir müssen jetzt massiv in den Ausbau der Speichertechnologien einsteigen. Auch da kennen wir die Speicher, für den Kurzzeitspeicherbereich wird es die Batterie sein. Für den Langzeitspeicherbereich reden wir von Power-to-Gas. Das heißt da werden wir dann Überschussstrom aus Solar- und Windkraft in Wasserstoff und Methan umwandeln. Das können wir relativ gut speichern, weil diese Speicher dazu, das sind Untertagespeicher, in Deutschland existieren schon, die kann man einfach mitnutzen.

Tim Pritlove
1:03:16
Volker Quaschning
1:03:20
Tim Pritlove
1:03:45
Volker Quaschning
1:03:45
Tim Pritlove
1:03:53
Volker Quaschning
1:03:55
Tim Pritlove
1:03:58

Ja.

Volker Quaschning
1:03:59
Tim Pritlove
1:04:44
Volker Quaschning
1:04:47
Tim Pritlove
1:04:49
Volker Quaschning
1:04:50
Tim Pritlove
1:04:57
Volker Quaschning
1:05:03
Tim Pritlove
1:05:03
Volker Quaschning
1:05:04
Tim Pritlove
1:05:54
Volker Quaschning
1:05:56
Tim Pritlove
1:06:52
Volker Quaschning
1:07:53

Also Problem ist es nicht, man muss es einfach machen. Aber der Strombedarf wird natürlich ansteigen, und zwar signifikant, das ist klar. Wir haben letztes Jahr eine Studie dazu ja rausgebracht. Wir gehen davon aus, dass wenn wir sehr effizient den Strom für den Verkehr und für die Heizungen einsetzen und man darf den Industriebereich, die Industrieprozesse müssen wir ja auch dekarbonisieren, die müssen wir auch noch mit auf dem Schirm haben, dann gehen wir davon aus, dass sich der Strombedarf in Deutschland mindestens mal verdoppelt. Also das ist die Situation. Also er wird nicht ins Unendliche gehen. Der Verkehr ist gar nicht das schlimmste dabei. Also Verkehr macht ungefähr bloß 20% aus, aber da kommt halt die Wärme noch mit dazu und die Industrie. Und dann kommt man auf etwa eine Verdopplung des Strombereichs. Und das müssen wir natürlich auch bei den Erzeugungskapazitäten mit auf dem Schirm haben. Das heißt wenn wir die Solar- und Windenergie weiter so ausbauen, wie die Regierung das plant, dann kommen wir auf vielleicht 20-25% erneuerbaren Anteil 2040. Bezogen auf den Gesamtenergie- und Gesamtstromeinsatz, den wir dann bräuchten. Also das ist halt viel zu wenig. Das heißt da muss man hingehen. Dann ist natürlich ganz klar die Frage, wie wird der Strom verteilt. Und wie sieht das mit den Leitungen aus? Also de facto wissen wir heute noch gar nicht, welche Leitungen wir brauchen. Weil das hängt ja sehr stark davon ab, wo ich die Anlagen aufbaue. Also wir haben jetzt momentan in Bayern quasi einen Ausbaustopp für Windenergie. Also Sie dürfen nach der Gesetzeslage kam mehr Windenergie zubauen. De facto würde man dann diesen Strom natürlich in Norddeutschland erzeugen. Wenn ich Bayern keinen Windstrom habe, den in Norddeutschland mache, brauche ich natürlich eine Leitung, die den Strom von Norddeutschland nach Bayern transportiert. Ich kann mir aber auch … ja dann regen sich aber natürlich die Leute in Bayern auf, dass sie Strommasten kriegen. Also einen Tod muss ich sterben, entweder die Windenergie vor Ort oder halt eine Stromleitung. Also gut die Stromleitung kann ich noch verbuddeln, das kann ich mit der Windkraftanlage nicht machen. Aber das wird auch unendlich teuer, dann regen sich wieder alle drüber auf, dass der Strom zu teuer ist. Also man muss dann schon ein bisschen Farbe bekennen. Also meine Intension wäre es eher, den Strom dezentral zu erzeugen, also auch in Süddeutschland. Windenergie, Photovoltaik, dann kann man den Leitungsausbau deutlich reduzieren. Und dann kann man auch sich überlegen, zum Beispiel Überschussstrom in Norddeutschland, wenn ich Überschüsse habe, auch in Gas gleich umzuwandeln und den ins Gasnetz einspeichern und über eine Pipeline zum Beispiel nach Süddeutschland liefern. Wenn Süddeutschland zum Beispiel in der Lage ist, sich dann auch über längere Zeiträume selber zu versorgen. Also das ist noch nicht ganz klar. Eine Leitung schadet nicht für die Energiewende, kostet erst mal nur viel Geld. Also wenn ich jetzt Leitungen baue, die ich vielleicht in den Maßen nicht brauche, habe ich halt Geld vernichtet, aber ich habe jetzt nicht sonst irgendwelche falschen Weichenstellungen gemacht. Insofern kann man Leitungen durchaus bauen. Nur es gibt ein Netzentwicklungsplan, das heißt darauf sind die aktuellen Leitungsplanungen, die heute gemacht werden, ausgelegt. Und dieser Netzentwicklungsplan sieht noch den Weiterbetrieb von den Kohlekraftwerken weitgehend ungemindert bis zum Jahre 2030 vor. Und das heißt man müsste jetzt auch mal durchrechnen, was passiert denn, wenn wir im Jahr 2030 einen Kohleausstieg machen, was wir eigentlich für den Klimaschutz tunlichst machen sollten. Und dann haben wir eventuell komplett andere Leitungswege oder ganz andere Prioritäten für den Leitungszubau als man heute hat. Weil dann fallen ja auch Kohlekraftwerke im Ruhrgebiet, Hamburg, Moorburg zum Beispiel weg und man kann ja auch den Strom aus Norddeutschland erst mal dort dann versenken. Wo heute noch die Kohlekraftwerke die Wege blockieren und dann kann man nochmal neu drüber nachdenken. Deswegen ich finde diese Leitungsdiskussion auch ein Stück weit unehrlich. Wir haben einen Netzentwicklungsplan, der keine schnelle Energiewende vorsieht. Wir haben Leitungen, die angeblich unabdingbar sind. Der Südlink selber, die Übertragungskapazität ist ein Jahr Zubau Windenergie, die man da durchleiten kann. Auch das zeigt eigentlich, also die Leitung schadet nicht, aber für die Energiewende wäre es eigentlich sinnvoller, wenn es schnell gehen soll, den Strom dezentral aufzubauen. Lieber nochmal das Paket aufschnüren, warum nicht in Bayern auch Windräder hinstellen und dann entsprechend auch lokale Speicher und dann kommt man mit viel viel weniger Leitung auch hin. Aber das ist wie gesagt noch offen, das muss die Gesellschaft entscheiden, ob wir nun Windräder in Bayern haben wollen oder Stromleitungen.

Tim Pritlove
1:11:38
Volker Quaschning
1:11:42
Tim Pritlove
1:12:16
Volker Quaschning
1:12:19
Tim Pritlove
1:12:27
Volker Quaschning
1:12:28
Tim Pritlove
1:12:43
Volker Quaschning
1:12:52
Tim Pritlove
1:13:35
Volker Quaschning
1:13:43
Tim Pritlove
1:14:34
Volker Quaschning
1:15:29
Tim Pritlove
1:15:30
Volker Quaschning
1:15:41

Im Prinzip ja. Das Problem ist auch wieder das alte Denken insgesamt. Also momentan ist es so, wenn es Probleme im Netz gibt, dann fahren wir halt die Solar- und Windkraftanlagen runter und die klassischen Kraftwerke regeln das dann aus. Das ist die Denkweise, die wir momentan haben. Problem ist natürlich, wenn es irgendwann keine klassischen Kraftwerke mehr gibt, wer regelt das dann aus? Das heißt man müsste tunlichst jetzt dafür sorgen, dass also auch Solar- und Windräder in Gemeinschaft mit Batterien das dann ausregeln. Das geht ja, also Sie können mit Batteriespeichern genauso die Versorgungssicherheit gewährleisten wie mit dem fetten Atom- oder Kohlekraftwerk. Man muss es halt nur angehen. Momentan wird das sozusagen alles als ad on für die Stromversorgung gesehen. Das sind also so ganz ergänzende Technologien, aber die großen Kraftwerke sind immer noch für das Wesen verantwortlich. Es ist auch das Interesse der entsprechenden Betreiber gar nicht da, groß was zu ändern, weil ist ja auch so ein bisschen eine Überlebensversicherung. Wenn ich immer für die Versorgungssicherheit noch als Backup erforderlich bin, dann kann man mich ja nicht abschaffen. Und da müssten wir natürlich tunlichst dran arbeiten und das wäre ja auch so ein bisschen Exportschlager. Dass Deutschland also auch mal eine Versorgung aufbaut, die auch wirklich zu 100% erneuerbar funktionieren kann. Das geht momentan technisch gar nicht. Das heißt also selbst wenn wir rein rechnerisch Strom für 100% hätten aus Solar- und Windenergie. Da waren wir ja schon, also 70-80 hatten wir schon mal. Wenn wir jetzt ausbauen und eben 100 wären, wäre aber die Konsequenz, dass wir 20% Windstrom abschalten, weil wir noch die klassischen Kraftwerke für das Sicherstellen der Netzleistung brauchen. Weil man versäumt hat, die Bedingungen so zu ändern, dass das Windkraft, Solar und die Speicher dann in Kombination auch abdecken können. Also das muss man tunlichst angehen. Weil wenn wir sehr schnell Solar- und Windenergie ausbauen, werden wir auch sehr häufiger Zeiten kriegen, wo wir 100% haben. Was momentan technisch aufgrund der Randbedingungen gar nicht möglich ist. Also technisch wäre es schon möglich, aber es ist gar nicht zulässig, weil die Versorgungssicherheit nach den jetzigen Randbedingungen nicht gewährleistet werden kann. Also ein großes Problem, was man auf alle Fälle angehen muss. Ansonsten mit den Leitungen, die Anlagen sind wesentlich dezentraler. Ganz klar, wenn Sie jetzt eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach haben, den Strom im wesentlichen im Haus verbrauchen. Wenn die Elektromobilität dazukommt, dann kann man ja auch noch überlegen, dass wir gesteuert laden. Also das heißt das Elektroauto dann aufladen, wenn die Sonne scheint. Dann reduzieren wir ja auch die Transportkapazitäten. Und das ist natürlich ein großer Vorteil. Trotzdem haben wir natürlich andere Übertragungswege. Das heißt das fette Kohlekraftwerk vor der Stadt wird ja dann nicht mehr gebraucht. Der Weg von dort, die Leitungen, vielleicht baut man da mal eine Speicher- oder Erzeugungsanlage. Man kann sie vielleicht noch mit nutzen, aber dann sind die großen Verbraucher vielleicht irgendwann die Schnellladestationen an den Autobahntankstellen. Das heißt die Leitungen muss man dann verstärken. Also es wird nicht ohne Leitungszubau gehen, weil sich einfach auch die Verbrauchs- und Erzeugungsschwerpunkte verändern. Und da wäre es auch sinnvoll, heute schon drüber nachzudenken. Also gerade wenn man die Elektromobilität dann durchdenkt und sagt, wir haben den Urlaubsverkehr und alle wollen dann nach Süddeutschland fahren, dann braucht man natürlich auch sehr große Ladezentren. Und die brauchen natürlich dann in der Spitze auch richtig fett Strom. Das wäre ja heute auch technisch von den Leitungswegen noch gar nicht möglich. Das heißt wenn ich jetzt vorausschauend agiere, dann muss man sagen, okay wir bauen jetzt auch entlang den Autobahnen diese Schnellladezentren auf. Am Anfang klein, aber mit dem Potenzial das zu erweitern mit den Leitungsanschlüssen, dass wir auch mal 500 Autos gleichzeitig laden können. Und das muss man natürlich jetzt schon vorsehen. Wie gesagt, wenn ich nach China gucke, werde ich immer so ein bisschen neidisch. Wenn die da 4 Millionen Ladepunkte machen, dann passiert das genau, das was man in Deutschland eigentlich machen müsste. Und bei uns findet ja nicht mal das Denken darüber statt.

Tim Pritlove
1:19:14
Volker Quaschning
1:19:50
Tim Pritlove
1:20:03
Volker Quaschning
1:20:06

Gegenüber den Lobbyinteressen und gegenüber der Bevölkerung, die offensichtlich noch nicht aufgeklärt genug ist. Muss man ganz klar sagen. Ich glaube den meisten, wenn man jetzt draußen mal umfragt, wie schnell müssen wir die Energiewende durchziehen, dass wir da noch 20 Jahre Zeit haben für den Klimaschutz, ist glaube ich den meisten gar nicht bewusst. Einfach diese Dringlichkeit und diese Dynamik, die wir brauchen. Und viele haben ja das Gefühl, es funktioniert. Und wenn Sie fragen, was bedeutet Energiewende, dann sagen viele erstmal, Kernenergieausstieg. Und der ist ja 2023 abgeschlossen. Damit ist für viele erst mal die Energiewende erledigt. Das heißt wir haben erst mal ein Kommunikationsproblem. Das heißt also diese Dramatik des Klimawandels ist einfach noch nicht angekommen. Und das sehe ich auch bei meinen Vorträgen. Immer wenn ich erst mal wirklich diese Zusammenhänge, auch das Beispiel mit der Eiszeit erläutere, dann sehe ich erst mal ganz betroffene Gesichter. Weil viele Leute das zum ersten Mal hören, wie schlimm es eigentlich um den Klimaschutz steht. Da haben wir andere Parteien, die ja sagen, CO2 ist gut für den Pflanzenwachstum. Also so was gibt es ja auf der anderen Seite auch. Wo einfach ja die Wissenschaft also … ich fühle mich da nicht ernst genommen. Und wir hatten ja neulich eine Podiumsdiskussion bei Frau Maischberger, wo dann gefragt wird, glauben Sie an den Klimawandel? Und da sind sich die Journalisten nicht zu schade. Genauso könnte ich gut sagen, das ist Physik, glauben Sie an die Schwerkraft? Würde ja auch keiner mehr heute fragen. Aber auf dem Niveau bewegen wir uns einfach noch. Das erklärt natürlich, ja gut, solange ich nicht weiß, ob es die Schwerkraft gibt oder nicht, muss ich auch kein Geländer bauen. Also auf dem Niveau bewegen wir uns und das ist natürlich erst mal schwierig. Und da gibt es natürlich auch sehr viele Lobbygruppen, die da Interesse daran haben. Wir sehen das in Amerika. Also die Freunde von Donald Trump, das sind auch die, die nach Öl bohren und Kohle fördern und Verbrennungsmotoren bauen. Die haben natürlich erst mal kein Interesse auch an einer schnellen Energiewende und an Klimaschutz. Die werden das nicht vermeiden können, aber sie werden es natürlich versuchen herauszuzögern. Und natürlich kann ich das herauszögern. Ich kann strenge Umweltstandards für Kohlekraftwerke beschließen, dann ist das Zeitalter der Kohle schneller beendet. Oder ich kann sehr lasche Umweltstandards bewegen und auch keine Auflagen für den Klimaschutz machen, dann dauert das ein bisschen länger. Und das sehen wir halt jetzt auch vor allen Dingen in den Industrieländern. Die Entwicklungsländer sind da weiter, weil die diese Verdrängung nicht haben. Also wir verdrängen ja, wir haben ja nicht so eine Wachstumspolitik mehr. Wir verdrängen ja im wesentlichen alte Kraftwerke, alte Motorentechnik durch neue. Und dann gibt es halt auch immer Verlierer und die stehen natürlich mit beiden Beinen auf der Bremse. Was wollen Sie denn machen als Verband der deutschen Schmierstoffindustrie, wenn Sie wissen, dass der Ölwechsel wegfällt. Im Prinzip können Sie nur gegen die Elektromobilität arbeiten, weil für Sie gibt es kein Geschäftsmodell mehr in der Zukunft. Und das sind natürlich dann diese Bremseffekte. Und dann fängt es natürlich auch bei den Leuten selber an. Also der Flug nach Mallorca oder das schöne T-Bone-Steak aus Argentinien, also für den Klimaschutz ist das auch nicht mehr okay. Und dann muss man sich auch selber überlegen, also eigentlich müsste man selber den Lebensstil ein bisschen hinterfragen, die eine oder andere Antwort ist natürlich auch unbequem. Und deswegen wird der Klimaschutz eigentlich auch so ganz gerne mal weggeschoben. Sagen, für mich ist es unbequem, für die Politik ist es unbequem. Man muss ja auch Maßnahmen durchsetzen. Es gibt ja auch viele Deutsche, die ja gar nicht bereit sind, den Weg zu gehen. Wenn ich jetzt Fliegen teurer mache, dann sind die Leute erst mal sauer, weil das Ticket nach Malle teurer wird und erkennen den Klimaschutzwert gar nicht. Und das ist natürlich auch politisch ein heißes Eisen und da haben wir in Deutschland leider keine Politiker, die momentan sich trauen, das wirklich anzugehen.

Tim Pritlove
1:23:18
Volker Quaschning
1:23:23
Tim Pritlove
1:24:24

Ich meine die Unmittelbarkeit der Auswirkungen, das ist ja immer so ein Problem. Luftverschmutzung, ja kann man irgendwie wenn sie sichtbar ist, dann geht das. Da ist dann auch in China schnell viel passiert. Weil es waren ja auch untragbare Zustände oder bzw. gibt es die auch teilweise immer noch in Indien. Ähnliche Problematik, Mexiko hatte das schon vor längerer Zeit. Da tut sich dann was. Schadstoffe, die man nicht sieht, schon schwieriger. Ähnlich dann eben mit dieser Temperatur, weil wie soll ich eine Temperatur wahrnehmen, wo wir als Mensch sowieso schon so schlechte Temperaturwahrnehmer sind. Weil das ja immer alles relativ ist. Also eine Temperatur ist ja immer nur, wenn ich zwei gleichzeitig anfasse, dann weiß ich was heißer ist, aber so absolut kann man es ja nicht wirklich spüren. Und das ist natürlich dann auch ei dieser Wetterproblematik und ich kann das auch ganz unterstreichen, da bin ich ja mittlerweile auch schon alt genug, so dieses wie mal so ein Winter war. Klar Erinnerungen trügen auch, aber es ist mittlerweile irgendwie dann doch schon so ein bisschen zu krass, als dass man wirklich sagen könnte, nönö das ist jetzt hier nur so die Spielart und so kenne ich das auch. Sondern man vermisst einfach bestimmte Dinge bestimmt schon bzw. man trifft einfach auf Phänomene, die man soeben einfach in dieser Intensität nicht gekannt hat. Die Orkane sind dabei eben nur so ein Beispiel. Letztlich denke ich muss das Ganze aber aus so einem Bewusstsein der Gesellschaft heraus funktionieren. Muss man sich natürlich jetzt vielleicht auch als Wissenschaft fragen, hat man einfach noch nicht genug auf den Tisch gelegt oder muss man da sozusagen auch mal über eine ganz andere Kommunikationsstrategie nachdenken? Brauchen wir mal so einen Wissenschaftsstreik oder so? Naja also irgendwas was sozusagen auch noch nie da gewesen ist. Weil Wissenschaft funktioniert auch immer so ei bisschen vor sich hin, und wenn man die dann nicht ausreichend füttert, dann beklagt die sich so ein bisschen, dass sie hungrig ist, aber dass da mal so richtig einer auf den Tisch haut, das merkt man halt auch nicht so richtig. Es gab jetzt so ein bisschen Widerstand so gegen dieses Trump-Movement und dann ist man auch mal so auf die Straße gegangen. Das war schon mal so das erste Mal, dass man so das Gefühl hatte, okay, vielleicht bewegt sie sich doch. Aber machen wir uns nichts vor, Wissenschaft wird auch so in der auch auch eher so als träge wahrgenommen, ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber hat eine gewisse Trägheit, die vielleicht auch ein bisschen mehr Beschleunigung erfahren kann.

Volker Quaschning
1:26:55
Tim Pritlove
1:27:00
Volker Quaschning
1:27:01
Tim Pritlove
1:27:08
Volker Quaschning
1:27:12

Also das ist irgendwie nicht so das Ding von Wissenschaftlern, in die Öffentlichkeit zu gehen und zu demonstrieren. Und ich glaube natürlich muss das also passieren. Weil wenn man aus der Wissenschaft erkennt, dass da ein Problem ist, dann ist glaube ich auch die Verantwortung die Aufgabe, die Bevölkerung davor zu warnen und darauf aufmerksam zu machen. Und nicht zu sagen, naja gut ich habe es jetzt gesehen und ich habe es jetzt mal in einem Paper aufgeschrieben, das hat jetzt keiner zur Kenntnis genommen, mehr kann ich nicht tun. Also ich glaube da wird man auch der Verantwortung, die man da hat, nicht gerecht. Die Vorgänge auf der Erde werden immer komplexer und schwieriger und sind auch von dem Laien gar nicht so zu sehen. Also viele sehen auch nicht, was ich jetzt erläutert habe, was zum Beispiel in China passiert, dass die Deutsche Wirtschaft vielleicht auch Schwierigkeiten hat, wenn wir uns nicht mehr anpassen im Solarenergiebereich. Und auch den Einfluss der Lobbygruppen ist für viele gar nicht mehr zu durchblicken. Der eine redet so, der andere so. Und ich glaube, gerade die Wissenschaft, die ja doch relativ unabhängig ist, also ich bin bezahlt hier vom Land Berlin und ich kann entweder Dienst nach Vorschrift machen oder ich kann mich jetzt irgendwie aus dem Fenster lehnen, ich krieg mein Geld so oder so. Und deswegen hat man glaube ich auch eine gewisse Verantwortung. Und da wäre es natürlich schön, wenn mehr Kollegen der auch gerecht werden und wenn wir einfach ein bisschen lauter werden und einfach sagen, okay stopp das sind Lobbyinteressen, da hängt Geld dahinter und das ist die Position der Wissenschaft und das müssen wir ganz klar kommunizieren, das ist die einzige Chance, wie man das entsprechend durchkämpft. Weil es ist ein Problem, was ja, wie Sie schon gesagt haben, nicht so wirklich wahrnehmbar sind. Also die richtigen Klimafolgen werden erst unsere Kinder dann erleben. Und dann ist natürlich für viele, na gut und ob das dann kommt oder weiß ich nicht. Also es ist halt einfach zu weit weg, dass es für viele klar ist. Es ist für viele momentan noch nicht so wirklich spürbar. Ich kann wunderbar noch nach Mallorca fliegen und gut, dann ist da halt mal zwei Grad heißer, ich schwitze und stöhne, dass der Sommer jetzt besonders heiß ist, aber es ist noch nicht so eine Konsequenz, die mein Leben irgendwie extrem beeinträchtigt. Und dann ist halt einfach die Frage, ja alle haben ja doch Kinder oder Enkelkinder oder die meisten zumindest mal, also will man das auch dann dementsprechend zuordnen. Also es gibt auch andere Bereiche, wo man dann auch versucht, ich würde ja auch meinem Kind keine dioxinverseuchte Milch irgendwie geben. Auch wenn ich weiß, dass es in 20 Jahren erst Krebs davon kriegt. Das ist ist ja auch so im Prinzip ein Problem, was eigentlich anerkannt wird. Aber da ist einfach das wissen irgendwie, Dioxin ist böse, gibt man keinem Kind, das ist irgendwie bekannt. Flug nach Mallorca zerstört das Klima für unsere nachfolgende Generation. Der Zusammenhang ist bei vielen noch nicht ganz so offensichtlich und deswegen müssen wir einfach aufklären. Vielleicht hilft dieser Podcast ja auch ein bisschen dabei.

Tim Pritlove
1:29:45
Volker Quaschning
1:30:00
Tim Pritlove
1:30:16
Volker Quaschning
1:30:16
Tim Pritlove
1:30:28
Volker Quaschning
1:30:36
Tim Pritlove
1:31:19
Volker Quaschning
1:31:21
Tim Pritlove
1:31:24
Volker Quaschning
1:32:03
Tim Pritlove
1:32:39
Volker Quaschning
1:32:42

Also es ist ja dann immer so, es gibt eine wissenschaftliche Meinung und man hat ja vor 20 Jahren noch gesagt, mehr wie 4% erneuerbarer Strom geht nicht, dann bricht das Netz zusammen. Und das waren ja auch … jetzt haben wir ja 35%, also das ist ja schon der Beweis, dass das totaler Quatsch war. Aber das waren Themen, die an Hochschule irgendwie auch kommuniziert und geäußert wurden, auch von Professorenseite. Und wenn es dann andere gibt, die sagen, nein das stimmt nicht, wir brauchen 100%, dann sagt der, du hast ja einen Vogel. Und da fehlt auch der Mut, denke ich, in der Politik, auch mal wirklich andere Wahrheiten mehr zu verfolgen und zu kommunizieren und ein bisschen von dem Mainstream ab. Glücklicherweise ist halt der Klimaschutz und die Energiewende jetzt auch zu einem Mainstreamthema geworden. Aber es hat halt einfach auch 10 Jahre länger gedauert, weil auch viele Bereiche in der Wissenschaft einfach gesagt haben, das funktioniert nicht, das geht nicht, das ist irgendwie technisch nicht möglich. Und wenn natürlich dann irgendwie die fünf führenden Wissenschaftler sagen, okay die Energiewende funktioniert in Deutschland technisch nicht, dann ist das natürlich auch erst mal tot. Das heißt da hat man natürlich auch eine gewisse Verantwortung. Zum Glück ändert sich das gerade ein bisschen, aber auch hier wurde natürlich viel falsch gemacht in der Vergangenheit. Weil man einfach offensichtliche Sachen einfach verdrängt hat. Das ist aber natürlich auch glaube ich sehr viel verlangt. Aber das muss man auch von einem Wissenschaftler trotzdem verlangen können, dass er einfach auch mal die aktuelle Sichtweise hinterfragt und auch mal versucht, neue Wege zu denken und zu gehen. Und das tun halt leider immer noch zu wenige.

Tim Pritlove
1:34:06
Volker Quaschning
1:34:13
Tim Pritlove
1:34:36
Volker Quaschning
1:34:38
Tim Pritlove
1:34:39
Volker Quaschning
1:34:58
Tim Pritlove
1:36:07
Volker Quaschning
1:36:10
Tim Pritlove
1:36:34
Volker Quaschning
1:37:51
Tim Pritlove
1:38:35
Volker Quaschning
1:38:49

Tja, Appell klar, Appell an die Wissenschaft wäre, sich dann mehr einzumischen. Und Appell an die Politik, die Probleme ernst zu meinen, also vor allen Dingen diese Widersprüche zu beseitigen. Ich kann nicht einerseits den Klimaschutz beschließen, Pariser Klimaschutzprotokoll unterschreiben und dann dahinter nichts entsprechend machen. Und ich glaube das ist dann auch die Aufgabe der Wissenschaft, dann auf solche Widersprüche einfach hinzuweisen. Wie wir das dann lösen, muss die Gesellschaft im Endeffekt klären. Wir können ja auch aus der Wissenschaft nichts vorschreiben und sagen, das muss getan werden. Aber zumindest mal können wir sagen, also wir widersprechen dem, dass wir einerseits uns als Deutschland zum Klimaschutz bekennen und nichts für tun. Also eins von beidem ist eine Lüge. Und das muss man dann auch einfach mal klar benennen und bekennen und ich glaube das ist unsere Aufgabe, das jetzt in nächster Zukunft zu machen. Weil wir sehen, dass einfach auch diese Bereitschaft, da einfach mal Falschaussagen zu machen, international zunimmt. Amerika ist ja das allerbeste Vorbild. Aber wenn man in Deutschland hinguckt, ist das ja auch schon so ein bisschen verbreitet. Dass man einerseits irgendwas verspricht und auf der anderen Seite weiß, man kann das schon gar nicht halten. Also das ist ja auch eine Art von Unehrlichkeit. Nicht gleich die absichtliche Lüge, aber Fehlversprechung, und da einfach den Finger weiter in die Wunde zu legen ist glaube ich wichtig. Irgendjemand muss es ja tun und am besten können das natürlich die Leute tun, die aus der Wissenschaft kommen.

Tim Pritlove
1:40:04
Volker Quaschning
1:40:35

Naja die Welt wird immer komplizierter, muss man ganz klar sagen. Also durch das Vernetzte, die Welt wird immer zusammenhängender. Also wir bauen jetzt, also ist ja ganz banal, wir machen jetzt nicht die Energiewende und irgendwann überrollen uns Elektroautos aus China. Das sind ja Zusammenhänge, die hätte es vor 20 Jahren noch nicht gegeben. Das heißt da hat man das in Deutschland entschieden, dass das in Deutschland passiert und da musste man nicht irgendwie beobachten, was am anderen Ende der Welt passiert, um zu gucken, dass Deutschland noch als Industriestaat in 20 Jahren noch mit vorne dabei ist. Also deswegen das sind schon Veränderungen. Und für den einzelnen auch wird das immer komplexer und immer schwerer zu verstehen. Ich glaube die Leute sehnen sich auch nach einer geborgenen einfachen Welt. Und da werden gerne Politiker gewählt, die einem versprechen, es ist alles ganz einfach. Also das heißt die Populisten sind ja auch in der Politik im Auftrieb. Also die Einfachheit. Und Wissenschaftler neigen ja dazu, erst mal komplizierte Dinge zu betrachten. Und viele können das leider auch nicht einfach erklären. Und das ist natürlich, da ist man sozusagen das Symbol dafür, dass die Welt immer komplizierter wird und die sind mit dran schuld, weil die machen ja diesen ganzen komplizierten Kram. Muss man sich aber stellen. Vielleicht müssen die Wissenschaftler auch einfach mal lernen, komplizierte Sachen einfacher zu erklären und die Leute mitzunehmen. Das ist vielleicht auch ganz wichtig, dass man also nicht irgendwo ein bisschen abgehoben ist und dann auch sagt, naja das ist eh zu kompliziert, das verstehst du nicht. Da neigen ja auch einige dazu. So dass man sich da auch wirklich die Mühe macht, ganz komplizierte Sachen so einfach runterzubrechen, dass man auch wirklich dann den Schüler aus der 4. Klasse mitnimmt, dass der das auch versteht. Und das ist meines Erachtens gute Wissenschaft. Und da muss auch die Wissenschaft von weg. Immer wenn ich versuche dann aus dem Niveau, also komplizierte so runterzubrechen, dann sehe ich auch immer die Kollegen, die sagen, jetzt dreht Herr Quaschning wieder ab, das wird ja komplett unwissenschaftlich, was er macht. Ich sage, nein das ist es gerade nicht. Also das ist unsere Aufgabe, die komplizierten Sachverhalte auch für jedermann zugänglich zu machen und da scheitern einige dran. Und da müssen einige glaube ich noch viel lernen.

Tim Pritlove
1:42:33
Volker Quaschning
1:42:38
Tim Pritlove
1:42:39