FG077 Organisationsforschung

Was Organisation und Organisationen ausmacht und wie die Digitalisierung sie verändert

Leonhard Dobusch
Leonhard Dobusch
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Das Management von Organisationen ist ein ureigenes Thema der Betriebswirtschaftslehre, bezog sich aber viele Jahrzehnte lang nur auf Unternehmen – also feste, meist stark hierarchisch geprägte Strukturen. Durch die Digitalisierung und das Internet sind andere Organisationsformen ins Blickfeld geraten: lose Zusammenschlüsse von Freiwilligen, die gemeinsam Inhalte fürs Internet aufbereiten, Software entwickeln oder sich in anonymen Hacker-Netzwerken tummeln. Wie diese informellen Communities im virtuellen Raum funktionieren und wie bei ihnen Management aussieht, ist eines der Forschungsfelder, die der Organisationswissenschaftler Leonhard Dobusch beackert.

Dobusch (Jahrgang 1980) ist Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Organisation an der Universität Innsbruck. In Deutschland ist er Mitglied des ZDF-Fernsehrats, der als Aufsichtsgremium die Arbeit des Senders begleitet. Dobusch ist außerdem regelmäßiger Autor zu Medienthemen für das Online-Magazin netzpolitik.org.

Das Organisieren ist ein Metathema, das die Innovationsfähigkeit maßgeblich beeinflusst. Dabei schleppen Traditionsfirmen oft den Ballast gewachsener Strukturen mit sich herum. Neue Konkurrenten können dagegen bei Null anfangen – man vergleiche etwa die alten Automobilkonzerne mit Tesla. Auch in der Organisation von Arbeit ist nicht jeder neu klingende Ansatz revolutionär – in Zeiten, in denen alle Welt agil werden will, ist die Idee dahinter im Grunde ein alter Hut.

Die Organisation von Wissen sowohl in der Unternehmenswelt als auch in Medien und in der Forschung ist nicht in Stein gemeißelt. Zum Beispiel zeigt die Open-Source-Bewegung in jüngerer Vergangenheit, dass es Alternativen zum abgeschotteten Besitz gibt. Und Netzwerke, die sich bewusst einer klaren hierarchischen Struktur verweigern, können Vorteile haben. Bekanntestes Beispiel: die Wikipedia.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Allgemein von Tim Pritlove. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

3 Gedanken zu „FG077 Organisationsforschung

  1. Sehr guter cast.

    Aber sehr traurig den Zustand und die Probleme der Wikipedia zu hören. Diese scheinen ja ein Ausmaß erreicht zu haben, dass eine zweite Community, evtl sogar innerhalb der Wikipedia, gegründet werden musste, welche mit anderen Strategien gegen die existierende „konkurrieren“ müsste.

  2. Ich fand die Folger sehr interessant, vor allen die Verweise dass nicht immer alles völlig neu ist.

    Komisch fand ich den historischen Exkurs in dem von der Zwischenkriegszeit gleich in die Nachkriegszeit gesprungen wurde. Im Nationalsozialismus gab es ja ein ganz eigenen Ansatz zur Organisation, bei dem sicher auch Organisationsforscher beteiligt waren.

    Eine Frage habe ich noch. Gibt es eine Abgrenzung zwischen Organisationen und Instutionen? Irgendie habe ich eine Referenz auf Max Weber vermisst.

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