Christoph Corves
Also das sind ja zwei Fragen. Ich antworte erst mal darauf, wie eigentlich das Programm strukturiert ist. Ich nehme erst mal den Standardfall, es findet hier bei uns in der Uni Kiel statt. Also wir haben im Wintersemester einen Kurs, der läuft von Ende Oktober bis Ende Januar, wo der Studierende da eingebettet ist, teilweise in die deutschsprachigen Bachelor, zum Beispiel Geografie oder über das Zentrum für Schlüsselqualifikationen hochschulweit auch zugäugig ist. Und wir haben dasselbe auch eingebettet in die internationalen Masterstudiengänge der School of Sustainability. Und da lernt man, wie plane ich ein Nachhaltigkeitsprojekt oder ein sozialunternehmerisches Vorhaben. Und die Leute ist meine Erfahrung kommen meistens in diese Kurse rein mit einem Interesse, aber noch keiner konkreten Projektidee. Das heißt wir fangen eigentlich an dem Punkt an, wo die Leute sagen, ich würde gerne was, ich möchte was mit Flüchtlingen machen oder ich möchte was zum Thema Nahrungsmittelverschwendung machen oder Ressourcenschutz und dann entwickeln wir erst eine Projektidee mit den Teilnehmern zusammen.
Und diese Ideen entwickeln die Teilnehmer selber. Weil ich denke, es ist ganz wichtig, dass Leute erst ein Problem eigentlich analysieren, wie man das so im Hochschulbereich ja auch tut. Aber dann halt sozusagen einen Lösungsansatz, im Sinne von Think global act local, dass man einen lokalen Handlungsansatz plant und dann haben wir eine Phase, die nennen wir immer Umfeldanalyse, wo dann die Teams, das passiert in kleinen Teams von 3-5 Studenten, die so ein Projekt planen, sich dann in Verbindung setzen mit lauter lokalen Akteuren, also zum Beispiel in den Flüchtlingsorganisationen oder je nachdem wer für dieses Projekt interessant ist, wo wir dann Kontakte mit helfen herzustellen, damit das alles schneller geht. Aber wo die im Prinzip gucken sozusagen, was gibt es denn für Angebote in diesem Bereich schon? Versuchen wir hier was zu planen, was sowieso schon existiert? Oder wird vielleicht was ganz anderes gebraucht? Was sagt denn unsere Zielgruppe dazu? Finden denn Flüchtlinge, dass sie so was überhaupt brauchen? Oder haben die da eh keinen Bock drauf?
Also das ist in dieser Phase 2, das passiert normalerweise im November/Dezember. Und dann, wenn es eine Projektidee gibt, wo wir denken, so die hat Realisierungspotenzial, dann wird im Prinzip klassisch einfach ein Projekt geplant, also mit Aktivitätenplanung, Projektstruktur, Kostenplanung. Dann wird ein Finanzierungsmodell dazu geplant und das Ganze endet dann Ende Januar, dass ein detailliert ausgearbeitet Projektkonzept vorliegt, was wirklich professionell geplant ist. Und wir orientieren uns dabei an einem Berichtsformat, was in dieser sozialunternehmerischen social Entrepreneurship-Szene so zum Standard wird. Das nennt sich der Social Reporting Standard. Ist auch von Ashoka mit entwickelt. Könnte ich mehr zu erzählen. Aber wir haben dann zum 01. Februar die Möglichkeit sich mit seinem Projektkonzept bei uns im Ideenwettbewerb um Startkapital zu bewerben und ein Projekt kann maximal 2000 Euro bekommen.
Und diese Projekte sind im Wintersemester immer so geplant, dass man sie im Sommersemester umsetzen kann als Piloten. Das heißt es sollte nicht mehr als 25-30% der Studienzeit eines Semesters so beanspruchen. Es sollte sich umsetzen lassen als Pilot mit geringen Ressourcen mit einem Team von 3-5 Studierenden. Die Studenten müssen was planen, wo also wir ganz klar sagen, was sind die Anforderungen an Projekte, weil wir ja die Themen nicht vorgeben. Aber wir haben trotzdem natürlich Anforderungen. Und die Anforderungen sind sehr simpel. Wir sagen, es soll in irgendeiner Form zu nachhaltiger Entwicklung beitragen. Und ihr müsst uns erklären, in welcher Form das passieren soll. Das zweite ist, es muss ganz klar sein, ihr müsst uns erklären, welchen Mehrwert hat die Gesellschaft davon, dass ihr dieses Projekt umsetzt und ihr müsst uns erklären können, welche Wirkung soll das haben. Nicht nur, dass ihr ein Projekt gemacht habt sozusagen, sondern was wird dieses Projekt wirklich auf der Welt verbessern?
Die dritte Anforderung ist, dass wir sagen, wir wollen, dass die Studenten, die das machen, 100% voll verantwortlich sind. Also wir fördern im Ideenwettbewerb und wir lassen auch vorher im Projektplanungskurs keine Projekte entwickeln, wo die Studenten nicht 100% selbst verantwortlich sind, alle Entscheidungen auch selber treffen. Weil dieses selber die Verantwortung haben eben total entscheidend dafür ist, dass man hinterher das Gefühl hat sozusagen, wer ist denn dafür verantwortlich, wenn das Projekt ein großer Erfolg wird oder wenn man es vor die Wand gefahren hat. Dass man dann nicht sagen kann, das war aber dieser Prof., der hat da was gesagt. Das war der Corves, der hat gesagt, ich soll das so und so machen. Nein, da ist ganz klar, ich bin hier nur Berater, planen tut ihr und entscheiden tut ihr auch. Und das gilt natürlich auch für die ganzen … der Wettbewerb, der dann kommt im Februar/März, der ist bundesweit ausgeschrieben, da haben sich dieses Jahr über 70 Projektteams beworben und wir haben 34 fördern können mit bis zu 2000 Euro jeweils, knapp 60000 Euro ausschütten können, die von unterschiedlichsten Förderern wieder kommen.
Und dann geht das ab Anfang April, so ab Ostern, in die Zeit, wo die Pilotprojekte umgesetzt werden. Und dann in der Zeit hat natürlich jedes Team sein eigenes Projekt. Die Kieler Projekte, wir haben immer so an die 15 hier in der Region, sind natürlich über uns gut vernetzt. Aber bundesweit haben wir weitere 20 Projekte, die oft dann alleine sind in der Stadt, wo sie ihr Projekt umsetzen. Und Stichwort Community, was Sie vorhin nannten, es ist also sozusagen nicht alleine zu sein mit dieser Art Vorhaben, sondern zu merken, da gibt es viele andere, die auch solche Sachen machen, das ist ganz wichtig. Und wir haben jedes Jahr im Mai ein großes Summer Camp, wo wir alle Projekte einladen für vier Tage nach Sylt. Hatten wir jetzt gerade wieder, wo dann 70-80 hochmotivierte richtig fitte Leute zusammenkommen und daran arbeiten, gemeinsam ihre Projekte weiterzuentwickeln. An Dingen arbeiten, wie Geschäftsmodell überarbeiten. Wir haben dann Berater, zum Beispiel einen Anwalt, der für sozialunternehmerische Startups für Rechtsformen Spezialist ist.
Wir haben Leute aus dem Marketingbereich. Wir laden Projekte ein, die schon 2-3 Jahre älter sind, dass man sehen kann, auf was für Probleme stößt man vielleicht, wenn man so ein Projekt in ein Unternehmen weiterentwickelt oder in eine Organisation wie einen Verein. Wir haben erfahrene Coaches, die Projekte individuell beraten und so weiter und das passiert im Mai. Und zwischendurch sozusagen sind wir natürlich über das ganze Sommersemester immer verfügbar, wenn da Fragen zu den Projekten selber auftauchen. Und so das ist dieser Standardablauf, der läuft halt einmal über ein Jahr. Wintersemester Projekte planen, Ideenwettbewerb, Startup-Kapital versuchen zu kriegen von uns und dann im Sommer Projekte umsetzen. Und in dieser Umsetzungsphase gucken wir, welche Projekte möglicherweise ein Weiterentwicklungspotenzial haben. Dass man sagt, wir denken euer Projekt und euer Team ihr habt das Potenzial, dass man eine Organisation draus entwickeln könnte.
Oder vielleicht auch ein Unternehmen. Das ist jetzt eigentlich falsch rum gesagt, weil meistens kommen die auf uns selber zu und dann gucken wir, welche Möglichkeiten es gibt, das für die einzelnen Teams zu erreichen. Das sind je nach Jahr ein Viertel oder ein Drittel ungefähr der Teams, die hinterher in eine Gründung gehen.
Der neue Player ist schön.
Abspielen klappt leider nicht…schade!
Was genau klappt nicht?
Wiedergabe funktioniert im Chrome, aber nicht im Firefox. Beide ohne Plugins getestet.
Addendum: das ist ein Problem mit nicht-patentfreien Codecs mit Firefox unter GNULinux. Normalerweise verlässt sich der Browser auf Gstreamer oder ffmpeg (verschiedene Quellen sagen was anderes). Für Details halte ich Mail für das bessere Medium.