Ernst Peter Fischer
Das hat kein Seefahrer entdeckt. Mit Z geschrieben. Gibt einen normalen und anormalen, aber das wollen Sie jetzt nicht, so genau wollen wir jetzt hier nicht unterscheiden. Und die haben alle sich da, und Bohr hatte einen Assistenten Kramers und dieser Kramers hatte was rumgerechnet und diese Arbeit von dem Herrn Kramers, die den Zeeman-Effekt erklären sollte, hatte Heisenberg sich vorgenommen und im Seminar bei Sommerfeld sagen wir mal so widerlegt. Sie können auch sagen, er hat ihn in Grund und Boden zertrümmert. Der hat einfach gesagt, das geht so nicht. Und jetzt steht Bohr also in Göttingen und sagt, ja sein Assistent Kramers hätte schon erste Überlegungen angestellt, man wüsste bald wie das geht. Und jetzt müssen Sie sich folgendes vorstellen. Heisenberg ist 21. Audimax voll mit großen berühmten Gelehrten, unten der Nobelpreisträger Bohr. Noch hat sich keiner gemeldet. Und jetzt zeigt Heisenberg auf und sagt, Bohr das stimmt nicht, ich habe das ausgerechnet, was Kramers gemacht hat ist Käse. Also das sind meine Worte. Er hat das sicher vornehmer ausgedrückt.
Und jetzt passiert ein entscheidender Moment in Heisenbergs Leben. Der große Bohr stoppt, hört zu, was der junge Mann da oben sagt, merkt sofort, der weiß wovon er spricht. Der ist ernst, der ist gut und sagt, er möchte ihn bitte nach der Vorlesung treffen und hört dann auf. Also wenn man einen Film drehen würde, würde er das jetzt abbrechen und sagen, ihr könnt nach Hause gehen, ihr versteht sowieso nichts, jetzt kommt der Heisenberg. Und dann kommt der Heisenberg nach der Vorlesung runter und die gehen spazieren in Göttingen. Und Heisenberg hat in seiner Autobiografie geschrieben, mit diesem Spaziergang und diesem Gespräch mit Bohr fing seine eigentliche wissenschaftliche Karriere an. Weil Bohr ihm jetzt öffnete, was man alles denken konnte, was man alles machen sollte. Bohr war auch sehr unglücklich mit diesem Kramers Ansatz, aber das war halt mathematisch konnte man das durch exerzieren, aber er wusste auch, das führt zu nichts.
Aber er ermutigt jetzt Heisenberg. Also jetzt sind wir im Jahr 22, er lädt Heisenberg ein, nach Kopenhagen zu kommen. Was Heisenberg auch tut, mit einem Nebeneffekt, der ganz interessant ist. Der mit Physik aber nichts zu tun hat. Aber den muss ich jetzt erzählen, das ist bei Heisenberg immer wichtig. Das erste, was Heisenberg nämlich macht, wenn er in eine fremde Stadt kommt, ist, er schaut nicht nach dem physikalischen Institut oder er schaut nicht nach einem Hotel oder er schaut nicht nach einer Pizzeria oder so was. Das erste, was Heisenberg tut, wenn er in eine fremde Stadt kommt, fragt er, wo er ein Klavier findet. Er kann ohne Klavierspielen nicht leben. Er braucht das Klavier, er muss Beethoven spielen, er muss Schubert spielen, er muss Mozart spielen. Er braucht das Klavier. Ohne Klavier würde er sterben, ohne Musik würde er sterben. Ohne Musik ist sein Leben sinnlos und er schreibt dann immer auch, erst kommt die Musik, dann kommen die Eltern, dann kommt was anderes und dann die Physik, was natürlich einfach nur freundliches Geschreibe ist. Aber Musik ist alles wichtige.
Und jetzt ist er also in Kopenhagen und das erste was er tut, nämlich er fragt nach einem Klavier. Und was ist die Antwort? Das Klavier steht im Hause der Familie von Weizsäcker. Also er geht in Kopenhagen zu der Familie von Weizsäcker und trifft auf Carl Friedrich von Weizsäcker. Seine Schwester, seinen Bruder Richard von Weizsäcker und ist sozusagen in der deutschen Kultur und spielt Klavier und verliebt sich in die Schwester von Carl Friedrich von Weizsäcker, das ist aber eine eigene Geschichte. Aber er bekommt auch einen Freund fürs Leben, nämlich Carl Friedrich von Weizsäcker, der später sein Student wird. Lassen wir es mal an der Stelle mal kurz stehen. Also Heisenberg arbeitet jetzt wie verrückt an seiner Rechnung. Er kommt da natürlich auch nicht weiter. Bohr ermutigt und ermutigt, aber das wird dann nichts. Heisenberg geht zurück nach München, promoviert dann und wird Assistent bei Max Born in Göttingen. Und jetzt kommt das Frühjahr 1925.
Im Frühjahr 1925 ist offenbar ein derart starker Pollenflug, dass Werner Heisenberg ganz schlimmes Heufieber bekommt und ein völlig verquollenes Gesicht hat, dass er kaum noch aus den Augen sehen kann und Max Born entpflichtet ihn von allen seinen Aufgaben und schickt ihn für zwei Wochen nach Helgoland. Also im Frühjahr 1925 trifft Heisenberg auf Helgoland ein und jetzt kommen die wahrscheinlich wichtigsten zwei Wochen in der Geschichte der Physik, nur wusste man das vorher nicht. Heisenberg hat viel über diese, also im kleinen Kreis, viel darüber berichtet. Er hat zum Beispiel seinem Freund, späteren Freund, Carl Friedrich von Weizsäcker gesagt, auf Helgoland konnte er nichts anderes tun als Spazierengehen und die Quantenmechanik machen und nebenbei hat er auch noch den west-östlichen Divan von Goethe auswendig gelernt, also in zwei Wochen. Und neben der Quantenmechanik, neben dem Spazierengehen, Heisenberg steht auf den Felsen, schaut sich den Horizont an, träumt von der Unendlichkeit und ist davon überzeugt in dem Moment, dass das Erkenntnisvermögen des Menschen unendlich ist und er das jetzt vollziehen kann.
Also ich glaube, dass man das so romantisch emphatisch sehen muss. also außerdem schwillt sein Gesicht langsam ab. Und jetzt ist folgendes. Ihm ist die ganze Zeit ja klar gewesen, er hat seit vier Jahren an diesem Bohrschen Atommodell rumgerechnet und das klappte vorne und hinten nicht. der hat wirklich alles gerechnet. Also wenn Heisenberg sagt, der hat da vier Jahre lang gerechnet, dann würden wir 400 Jahre dafür brauchen, um das alles nachzuvollziehen. Es gibt keine neue Rechenmöglichkeit mehr. Aber er brauchte einen ganz neuen Blickwinkel. Und dieser Blickwinkel, den kriegt er durch eine briefliche Bemerkung von Wolfgang Pauli.
Sehr spannender Podcast. Danke dafür.
Ich war an manchen Stellen hin- und hergerissen. Einerseits hat Herr Fischers leicht unorganisierte vom Erleben her gedachte Schilderung der Entwicklungen und Ideen Spaß gemacht und ich empfinde auch seine Schlusspointe als sehr treffend, aber Vieles blieb doch sehr vage. Ein paar Schrödingers Katzen, um eine Anschaulichkeit des Unanschaulichen herzustellen, wären für mich als Laien doch ziemlich hilfreich gewesen :)
Danke für die Folge.
Zum einen fehlt mir, wie dem Kommentator vor mir, die naturwissenschaftliche Tiefe. Vielleicht wurde es bewusst kurz gehalten, um ein breites Publikum zu erreichen.
Die geschichtswissenschaftliche Komponente ist hingegen sehr dürftig.
Es mag wohl sein, dass Herr Fischer das Thema breitenwirksam aufbereiten wollte, aber so arbeitet man nicht als Historiker. Zum einen ist es hanebüchen derartige Kausalketten zu schmieden. Und was mich am allermeisten stört ist seine Argumentation zu Heisenbergs Rolle im Dritten Reich. Mit dieser Argumentation kann man nämlich alles entschuldigen und zeichnet das Bild von Eliten, die für die Gräueltaten verantwortlich sind.
Bitte mehr von diesem Gast!! Vielleicht ist ja mal ein CRE zu was weiß ich nicht was drin. So viel Begeisterung fürs Thema und so viel Erklärfreude, einfach herrlich.
Vielen Dank für diese mitreissende Episode!
103 Minuten sind eindeutig zu wenig gewesen, vor allem, wenn der Gast von sich aus hätte mehr erzählen können. Bin dabei die Folge noch einmal zu hören und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein. Sehr gut hat mir das breite Spektrum der Erzählung gefallen, welches nicht nur starr auf die Physik, sondern auch auf Philosophie, die verschiedenen Menschen, die Zeit etc. bezogen ist – hätte aber auch noch vertieft werden können.
Ich konnte nicht umhin permanent daran zu denken, wie wir mit Patenten oder dem „Geistigen Eigentum“ das Wissen und die Entwicklung bremsen. Eben „Zwerge auf den Schultern von Riesen“.
Danke Tim für diese Folge und Gast.
Tipp: Ähnlich gut und interessant ist die Folge der „Elementarfragen: Astronomie – Harald Lesch“ – die ich auch mehrmals gehört habe.
http://viertausendhertz.de/ef02/
Ich komme auf diesen Podcast nicht klar. Sehr unstruktuierte, verwirrte, vollkommen abhängige Präsentation eines wohl interessanten Menschen. Diese überdramatisierende Erzählung eines Menschen, dieses reindichten von Mythen ist wirklich sehr, sehr anstrengend.
Schade eigentlich.
wow!
vielen dank für diesen Podcast.
ich würde mich gern mit Herrn
Ernst Peter Fischer
über diesen Podcast unterhalten, so genial fand ich diese Sendung
:)
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Mir scheint, der Gast ist doch ein wenig zu starker Fan von seinem Berichtssubjekt. Die Rolle Heisenbergs zur Nazizeit und bei den deutschen Versuchen, zu einer Atombombe zu kommen, kann man auch deutlich weniger rosig sehen. Aus seine physikalischen Verwirrungen der späteren Lebensjahre kommen nicht zur Sprache. Keine Frage, es war interessant und unterhaltsam, doch für meinen Geschmack arg faustisch und mit zu viel Mysterisierung der Quantenphysik, bei deren Verständnis man in den vergangenen knapp hundert Jahren doch ein ganzes Stück weiter gekommen ist (von der Matrizenmechanik von x und p ist es übrigens auch ein ganz schön weiter Weg bis zur Theorie des Festkörpers, die Leiter oder Halbleiter erklären kann).
Insgesamt ganz tolle Serie, bitte unbedingt weiterführen. Und dieser Beitrag war ein echtes Highlight! Ich war bei dem Thema „Wissenschaftsgeschichte“ erst ein ganz klein wenig skeptisch, aber es hat mich gefesselt. Auch interessant, wie diesmal die „Gesprächsform“ etwas anders war. Der Moderator musste zuerst ja kaum fragen, da der Gast von sich aus schon begeistert losgelegt hat.
Der Herr Fischer ist echt awesome!
„Nur wer selber brennt, kann andere anzünden“. Bei ihm habe ich ständig dieses Gefühl.
Hammergut, gerne mehr!
Das flappsige Hin-und-Her, das hier teilweise kritisiert wurde, entspricht passenderweise der Vortragsweise Heisenbergs selbst sowie seinem flappsigen Umgang z.B. mit der Atommüllfrage: https://andreas-moser.blog/2014/12/11/endlager-atommuell/
Pingback: Remember my name: Werner Heisenberg – Sprungpunkte Henning Brune
Die begeisternde Vortragsweise macht dem Namen des Podcasts alle Ehre! Dass die Würdigung der Wissenschaftler in Form von öffentlicher Aufmerksamkeit in Deutschland nicht sehr ausgeprägt ist, würde ich auch unterschreiben.
Vielen Dank an alle Beteiligten dieser Folge.
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