Suat Yilmaz
Also natürlich, als ich glaube wir haben einen Blick darauf, wo es ganz klar darauf auf den einzelnen um das Individuum geht, einer unserer Kernaussagen. Aber auf der anderen Seite müssen wir unser System auch anschauen. Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht warum die Leute sich aufregen, wenn ich sage ja letztendlich produzieren wir Fachleute, Fachkräfte, Ingenieure zum Beispiel, die später in der Wirtschaft arbeiten. Was glauben Sie, wo die arbeiten werden. Ich glaube, wir haben hier 70 % ingenieurswissenschaftliche Studiengänge, der Rest es irgendwie Wirtschaft usw. Die Leute wollen später in der Wirtschaft arbeiten. Was glauben Sie, was ich den jungen Menschen erzähle? Jemand der Wirtschaftsingenieurwesen studieren will, soll ich dem sagen, ja du bist dann fertig und dann wirst du auf der grünen Wiese Forschung betreiben? Nein, der will Projektingenieur werden, der will Geld verdienen, der will vorankommen, der will aufsteigen. Und diese Konstruktion und diese Debatten, ja aber für die Wirtschaft, ja natürlich für die Wirtschaft, nicht nur, aber auch. Einer unserer größten Abnehmer ist die Wirtschaft. Ich bin kein Wirtschaftsvertreter, ich bin Beamter in einem Hochschulsystem, ich kriege keine Bonuspunkte, wenn ich jemanden ausbilde und der dann später in einem Konzern arbeitet. Wissen Sie, diese ideologisierten Debatten, was soll das? Wir reden hier von Zukunft und Zukunft bedeutet, dass die jungen Menschen Abitur machen, studieren, oder auch eine Ausbildung zu machen, um später eine Familie ernähren zu können, um sich eine Familie aufbauen zu können und viele von denen landen dann in den Konzernen, in den mittelständischen Unternehmen. Und natürlich, wir stehen doch dazu, wir sorgen dafür, dass hier in der Region Fachkräfte entstehen, für unsere mittelständischen Unternehmen, für und unsere anderen Unternehmen, auch für die ganz kleinen, aber auch für unsere Behörden, für die Verwaltung und sonst was. Also ich kann das nicht nachvollziehen. Ich verwende diesen Ausdruck Zulieferer bewusst. Weil ich diesen Prozess so sehen möchte, weil ich ihn effektiv gestalten möchte. Ich möchte ihn nicht nur pädagogisch betrachten, diesen gesamten Prozess, wenn Sie Anfang diesen gesamten Prozess nur sozialpolitisch zu betrachten, kommen sie nicht weit. Wenn Sie diesen Prozess nur bildungspolitisch betrachten, kommen Sie nicht weiter. Wenn Sie diesen Prozess nur wirtschaftspolitisch betrachten, kommen Sie auch nicht weit. Das gehört zusammen, Sozialpolitik, Bildungspolitik, Wirtschaftspolitik gehören zusammen, die schließen sich nicht aus. Wer die Dinge trennt, der betreibt Ideologie. Sage ich Ihnen ganz ehrlich. Weil ich muss den jungen Menschen eine Story erzählen. Ich muss denen sagen, du läufst einen Weg, damit du am Ende das und das erreichen kannst. Jetzt frage ich Sie, was soll ich denen denn für eine Vision geben? Was soll ich sagen? Du wirst später Forschung und Lehre betreiben, ja einige ja, aber die Mehrheit doch nicht. Und wir stehen auch dazu, und gehen auch damit sehr offensiv um, und sagen, wenn wir sagen, wir sind die Abnehmer der Schüler, dann fragen wir uns, wer uns die Leute abnimmt. Das ist zum größten Teil die Wirtschaft und deswegen haben wir auch gar keine große Problem damit gehabt, die Idee, die wir damals als Westfälische Hochschule hatten 2011 entwickelt haben, das war die Idee der Talentmetropole Ruhr. Wir haben damals ein innen Zukunftskongress Talentmetropole Ruhr 2011 hier am Standort Gelsenkirchen gemacht und haben festgestellt, wir sind für diese Idee viel zu klein. Die Idee, dass das Ruhrgebiet ein Hotspot für Talente werden muss. Und dazu braucht man die Unterstützung der Politik, der Verbände, der Gewerkschaften, der Wirtschaft und natürlich der Hochschulen und Schulen. Und aus dieser Idee, aus diesem Kongress ist eine Initiative entstanden, die immer mehr wächst, die einen sehr starken Wirtschaftsfaktor in sich hat, also wird getragen von Wirtschaftsunternehmen, aber auch von Hochschulen, von uns auch. Und die Talentmetropole Ruhr bündelt Angebote im Bereich der Bildungsarbeit usw., im Bereich der Ausbildungsforderung usw. Also ein interessanter Ansatz. Und da ist es für uns in der Argumentation auch in Richtung der Schulen sehr hilfreich, wenn wir sagen, ja wir haben gute Kontakte in die Wirtschaft. Klar, Praktikumsstellen usw.
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Hat spass gemacht diese Folge zu hören, daumen hoch :)
Klasse Podcast und ein sehr spannendes Thema. Noch ist es nicht soweit aber ich hoffe das auch hier in Schleswig-Holstein so eine Art der Talentförderung umgesetzt wird, verdient hätten es die schlummernden Talente.
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Das verwendete Vokabular um zu beschreiben, wie junge Menschen sich finden und ihren Weg gehen war mir zu neo-liberal.
Da war auch ein gedanklicher Widerspruch: Yilmaz stellt fest, dass Eltern, die keine anderen Bildungswege kennen, ihren Kindern vorgeben, durch welche Reifen sie springen sollen. Andererseits, gibt er die Reifen für einen anderen Weg vor: Studium, Karrieren bei Konzernen/KMU um ihre Familie zu ernähren. Wenn er behauptet, man ginge effizient auf die Bedürfnisse ein, widerspricht es seiner industrialisierten Wortwahl: „Abschöpfen“, „Entstehen“, „Herstellen“ und ähnliche Menschen unwürdige Verben.
Der Kontrast macht mich skeptisch gegenüber Yilmaz, wertet aber nicht seine Arbeit ab.
Tim, da hast du nicht noch ein zweites Mal nachgehackt, weil das Gespräch sonst off-topic ginge?
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