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FG004 Talentförderung

Gezieltes Talentscouting weist begabten Schülern den Weg zu einer chancenreichen Hochschulausbildung

Die Westfälische Hochschule hat eine feste Abteilung, die sich der Talentförderung widmet. Hierbei geht es aber nicht nur um die Förderung besonders begabter Studenten sondern um die aktive Förderung von Schülern, um später den Weg auf die Hochschule zu finden und dort erfolgreich studieren zu können. Suat Yilmaz wirkt in diesem Bereich auf vielen Ebenen und hat ihn aktiv mit aufgebaut. Im Gespräch mit Tim Pritlove berichtet er von den Notwendigkeiten und Chancen, die mit einer aktiven Förderungen und einem intensiven Talentscouting erreichen lassen.

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Veröffentlicht am: 15. Dezember 2014
Dauer: 1:25:16


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:41.997
  3. Bedarf für Talentförderung 00:02:22.974
  4. Zusammenarbeit der Schulen und Hochschulen 00:14:49.102
  5. Talentscouting 00:25:05.351
  6. Bildungssystem und Förderung 00:51:55.887
  7. Talentförderung an anderen Hochschulen 00:59:31.575
  8. Zukünftige Herausforderungen 01:09:55.240
  9. Metropolen und ländlicher Raum 01:17:13.040
  10. Erasmusprogramme 01:20:31.935
  11. Verabschiedung 01:23:17.234

Transkript

Tim Pritlove
0:00:43
Suat Yilmaz
0:01:33
Tim Pritlove
0:01:34
Suat Yilmaz
0:01:45
Tim Pritlove
0:01:55
Suat Yilmaz
0:01:58
Tim Pritlove
0:01:59
Suat Yilmaz
0:02:38
Tim Pritlove
0:02:42
Suat Yilmaz
0:02:44
Tim Pritlove
0:02:45
Suat Yilmaz
0:02:49
Tim Pritlove
0:03:57
Suat Yilmaz
0:04:06
Tim Pritlove
0:05:35
Suat Yilmaz
0:05:36
Tim Pritlove
0:06:13

D.h., wenn man jetzt so Talentförderung vielleicht das erste Mal hört, dann würde man vielleicht denken, ja wir schauen mal, wer hier die Tollen sind an unserer Hochschule oder Universität und geben denen noch eine besondere Förderung, sondern das ist es nicht, sondern hier geht es eigentlich um die Leute, die so noch gar nicht da sind. Also das eine schließt das andere nicht aus. Ich habe jetzt diesen Aspekt benannt, ja es ist so, gewisse Zielgruppen, die per se wie gesagt, nicht an die Hochschule kommen, die aber das Zeug dazu haben, also das Potenzial haben, für die Hochschule zu gewinnen, ist definitiv eine Zielvorgabe, aber auch die Leistungsträger, die wir haben, die auch zu uns kommen, die ein Stück weit weiter zu veredeln. Das heißt auch, nicht das eine Auge zu machen und sagen, wir kümmern uns jetzt nur darum, sondern wir schließen erst mal niemanden aus. Wir gehen erst mal davon aus, dass alle Menschen Potenzial und Talent haben. Ob alle dann an die Hochschule müssen, das sagen wir nicht. Aber die, die zu uns kommen oder die, die zu uns kommen sollten, weil sie das Potenzial haben, um die müssen wir uns kümmern. Ich habe jetzt Zielgruppen genannt, wie Nichtakademiker-Kinder und Zuwanderer-Kinder, aber das ist ganz klar kein Programm nur für Zuwanderer, oder nur für Arbeiterkinder, wir sind offen für alle. Aber Fakt ist, in unserer Region ist die Mehrheit eben nicht akademisch geprägt vom Elternhaus. Und viele eben mit Zuwanderungsgeschichte. Wie groß ist denn der Unterschied zwischen den Kindern, die aus Familien kommen mit so einem akademischen Hintergrund und denen die es nicht sind. Also wie groß ist der Unterschied in den Zahlen, die letzten Endes an den Hochschulen aufschlagen?

Suat Yilmaz
0:07:53
Tim Pritlove
0:08:24
Suat Yilmaz
0:08:26

Und Sie können sicher sein, es gibt Regionen im Ruhrgebiet, wo die Zahl noch ganz anders ist. Also ich will jetzt keine Stadtteile nennen oder Gebiete nennen, aber diese sind allgemeine Zahlen ein Stück weit und die ist teilweise in manchen Regionen schärfer, als die ich gerade genannt habe. Und da muss man sich fragen, o. k. Das können wir so hinnehmen, das ist so oder wir fragen uns, warum? Warum spielt Herkunft so eine große Rolle bei dem Übergang Schule zur Hochschule, eigentlich im gesamten Bildungsprozess. Also diese Frage müssen wir uns stellen, wenn wir das System optimieren wollen und vorher müssen wir uns fragen, ob so etwas richtig ist, ob so etwas hinnehmbar ist. Kann ein Land, wie Deutschland, so eine Form von Schieflage möchte ich sagen hinnehmen? Ist das o. k., dass nicht nur Häuser vererbt werden in Deutschland, sondern auch Chancen? Ist das o. k., dass Herkunft gleich Zukunft bedeutet? Ich formuliere das alles mal ein bisschen scharf. Und ich glaube, wir sollten diese Fragen allesamt mit Nein beantworten. Ich glaube, es geht hier nicht darum, die Debatten kommen immer wieder auf in diesem Zusammenhang, es geht gar nicht, diese ganzen 100.000 an die Hochschulen zu holen, darum geht es gar nicht, wir müssen natürlich eine gewisse Qualität auch aufrechterhalten, aber das eine schließt das andere wiederum nicht aus. Diese Zielgruppe, über die wir reden, deren Eltern nicht studiert haben, deren Eltern vielleicht Hauptschüler sind, können doch die gleiche Qualität verweist, können doch die gleiche Talentpower vorweisen. Und da müssen wir aufpassen, wenn wir über dieses Thema sprechen, dass wir einfach das ganze auch positiv betrachten und den jungen Menschen das geben möchten, was sie verdienen. Und zwar maximale Bildung. Ob diese maximale Bildung am Ende eine Ausbildung ist oder am Ende ein Studium ist, das sei mal dahingestellt. Aber letztendlich geht es darum, jedem das zu geben, was zu ihm passt, was zu seinen Talenten passt.

Tim Pritlove
0:10:31
Suat Yilmaz
0:10:31
Tim Pritlove
0:10:32
Suat Yilmaz
0:10:36
Tim Pritlove
0:11:22
Suat Yilmaz
0:11:24
Tim Pritlove
0:11:55
Suat Yilmaz
0:11:56

Weil die Leistungen nicht stimmten und ehrlich gesagt ist mir bis heute nicht klar, warum man mich nicht auf eine Realschule oder die Möglichkeit nicht gegeben hat, an einer Realschule zu gehen, oder auch mal eine Klasse zu wiederholen, das hätte ja auch geholfen, es war ja nicht so aussichtslos anscheinend bei mir. Aber das war damals so bei mir, das war Mitte der achtziger Jahre. Für meine Eltern stand es fest, o. k. Die Schule hat recht, das ist eine Behörde, die wissen es besser und die haben es einfach so hingenommen. Und dann war ich erst mal raus, aus der Zukunftsplanung, was den akademischen Weg angeht. Als meine Eltern haben gesagt, also Junge das wird nichts. Wenn wir schaffen, dass er eine ordentliche Ausbildung macht zum Schlosser, Elektriker oder sonst was, dann reicht uns das. Dann hat man sich auf die Mädels konzentriert. Ich hatte ja noch ein paar Schwestern und letztendlich kam ja für mich die Wende, als ein Lehrer, ein Rektor interveniert hat. Der hat dann irgendwann mal, also dieser Hauptschulrektor hat dann ganz klar gesagt, nach einigen Jahren auf dieser Schule, ich glaube nach zwei Jahren, ganz klar keine Ausbildung, sondern Abitur. Und dieser Mann hat nicht nur mir gegenüber das geäußert, sondern hat wirklich in die Familie hinein interveniert, Verantwortung übernommen und hat gesagt, hole mal deinen Vater schön an die Schule, ich rede mit ihm. Und das ist die Wende gewesen. Von diesem Zeitpunkt an, hat meine Familie auch daran geglaubt. Denn derjenige, der das alles für richtig gehalten hat damals, also dass ich Abitur mache usw., der war halt ein Rektor, ein Beamter, ein offizieller des deutschen Bildungssystems.

Tim Pritlove
0:13:33
Suat Yilmaz
0:13:34
Tim Pritlove
0:14:49
Suat Yilmaz
0:15:33
Tim Pritlove
0:16:04
Suat Yilmaz
0:16:05

Ich meine, der Akt von der Schule in die Hochschule, ist einfach ein formaljuristische Akt. Da hat man einen bestimmten Schnitt und bewirbt sich dann auf ein Fach und dann passt das mit dem NC oder es passt nicht, da gibt es halt diesen klassischen Sortiermechanismus, aber so richtig Gedanken macht man sich eigentlich nicht. Weil es noch nicht notwendig ist, weil die Zahlen noch stabil sind, noch hoch sind. Aber die Talentförderung, wie wir sie betreiben, ist auch ein Stück weit eine Entwicklung von uns Instrumenten für die Zeit danach. Wenn die demographische Situation sich dann so entwickelt, dass die Hochschulen vielleicht aktiver nach Talenten suchen müssen, nicht nur die Westfälische Hochschule, sondern die andern auch. Und zwar nicht nur, damit die Universität oder die Fachhochschule gut da steht, sondern damit die Region gut da steht. Damit die Region mit akademischen Fachpersonal versorgt wird, und das ist eben die wirtschaftspolitische Dimension. Die haben wir nie im Blick gehabt. So wirklich. Aber die Zeiten ändern sich. Und sie haben zwei staatliche Systeme, Regelsysteme, die nicht automatisch miteinander kommunizieren. Das ist nicht so, mag sein das es Einzelfälle gibt, aber es ist nicht so, dass der, also Einzelfälle, die das dann doch machen, aber die Mehrheit der Professoren, die werden nicht hingehen, und sich fragen, wie an einem Berufskolleg zum Beispiel Mathematik unterrichtet oder Physik. Der einzelne, wie gesagt, mag sein, dass es solche Beispiele gibt, aber das System an sich ist nicht so programmiert. Ist nicht so unterwegs. Also zu schauen, was macht denn mein Zulieferer oder wie arbeitet mein Zulieferer, letztendlich sind das ja unsere Zulieferer. Den Gedanken haben wir uns nicht ausreichend gemacht. Und die Frage ist, muss man es machen? Muss das Hochschulsystem schon in die Schullandschaft intervenieren? Diese Frage kann man sich ruhig stellen. Die mag von Region und zu Region und von Universität zu Universität anders beantwortet werden, weiß ich nicht. Wir haben diese Frage ganz deutlich beantwortet, wir haben gesagt, ja wir wollen als Hochschule raus in unsere Region wirken und für unsere Region wirken. Ja wir wollen mit unseren Zulieferern sprechen und das sind die Schulen, das sind die Berufskollegs, das sind die Gesamtschulen, das sind die Gymnasien. Und wir wollen gemeinsam mit ihnen auf Augenhöhe, das ist kein Ansatz von oben nach unten, wir sind das höhere System, ihr seid das untere System, also sorgt dafür, nein, unser Ansatz ist ganz klar, von Anfang an auch so gewesen, dass wir das Gespräch mit den Schulen gesucht haben und dass wir sie von Anfang an beteiligt haben an diesem Prozess. So und das war ein sehr partnerschaftlicher Ansatz und auch dahingehend ein neuer Ansatz, weil wir sehr frühzeitig in den Schulen auch unterwegs sind. Also d.h., das Zeitmanagement ist für uns ganz wichtig. Wir wollen nicht mit einem Gespräch, sondern mit vielen Gesprächen über Jahre diese jungen Menschen begleiten. Und wir reden nicht von Übergängen, sondern von Übernahmen. Also wir wollen ein Übernahmemanagement aufbauen und haben sie teilweise in unseren Partnerschulen aufgebaut. Der Prozess läuft er noch, die Talentförderung ist ja im Aufbau. Da finden immer wieder Optimierungen statt usw. Neue Lernsituationen entstehen usw. Uns geht es wirklich darum, diese jungen Menschen dort abzuholen, vorzubereiten, und ihnen ein Stück weit eine Rampe zu geben in Richtung Hochschule, in Richtung Universität. Und dabei ist uns ja natürlich wichtig, dass wir die Topleute abkriegen als Hochschule, als Westfälische Hochschule, aber wir nehmen auch hin, dass sie woanders landen. Also es ist doch normal, wenn ich als Fachhochschulmitarbeiter einen jungen Menschen berate, der dann sagt, ich möchte Medizin studieren, dann ist es doch normal, dass ich sage, okay dann gehst du an eine Universität. Ich kann ihn dann ja nicht kaputt beraten und sagen, ja du machst jetzt mal Elektrotechnik, weil wir hier keine Medizin anbieten. Also d.h.…

Tim Pritlove
0:20:11
Suat Yilmaz
0:20:12

Natürlich ganz viele Fächer nicht. Wir sind eine recht, sagen wir mal, bei uns ist es überschaubar und wir sind eine technische Hochschule. Also d.h. das haben wir auch in Kauf genommen. Wir haben gesagt, o. k. Das ist egal, wir nehmen das in Kauf, dass auch einige von den nicht bei uns landen. Aber die Effekte, die wir daraus jetzt erkennen, sind wirklich vielversprechend und äußerst positiv, die wir gar nicht eingeplant haben. Und zwar bauen wir uns damit ein Netzwerk auf. Ein Netzwerk von jungen Menschen, die in Aachen, in Paderborn, in Bielefeld, in Bochum, in Essen studieren und mit uns weiter zusammenarbeiten. D.h. die Beratung, die wir machen, die Begleitung, die hört ja nicht mit dem Abitur auf und mit der Immatrikulation, sondern die geht weiter. Und dieses Netzwerk ist Gold für die Hochschule. Wir holen uns dann Know-how von den Kids, wir können andere Kids dahin vermitteln, einige von denen fangen an, an den Universitäten Maschinenbau zu studieren, top Noten, merken aber, dass ist nichts für mich. Dann wissen die, es gibt ja noch die westfälische, da kann man auch Maschinenbau studieren. Also wir haben da wirklich unglaublich positive Effekte daraus genommen. Für mich ist insbesondere dieser Netzwerk-Effekt und dieser Aufbau von einem recht großen Netzwerk ist einfach immens wichtig und macht auch noch mal die Qualität einer Hochschule aus. Wissen Sie, wenn ich hier einen jungen Mann habe oder eine junge Frau, die von mir aus Wirtschaft studiert und ein Praktikum machen möchte, und ich oder wir als Hochschule, ich als Talentförderer habe ein kleines Netzwerk, ich weiß ganz genau, der eine arbeitet gerade in einem Unternehmen XY, ich kann ihn anrufen, weil der war ja auch mal in der Talentförderung, der soll mal bitte dafür sorgen, dass dieser junge Mann oder diese junge Frau einen Praktikumsplatz kriegen soll. All das macht die Qualität eines Studiums doch auch aus, all das macht doch die Serviceleistung einer Hochschule doch auch aus. Es ist doch nicht nur Forschung und Lehre, sondern es ist auch eine Form von Zukunftsentwicklung. Wir wollen nicht nur lehren und forschen, das machen wir, das machen wir sogar sehr gut, aber wir wollen auch Zukunft gestalten mit diesen und für diese jungen Menschen. Weil die Zukunft dieser jungen Menschen, ist ein Puzzleteil unserer Gemeinde gesamten Zukunft. Eine erfolgreiche Zukunft von einem jungen Menschen, ist für eine Region für eine Gesellschaft wichtig. Habe ich 100.000 erfolgreiche Biografien, habe ich auch eine, ich sage mal, Zukunft als Region, als Gesellschaft, als Land, die positiv sein kann. Also sie müssen wirklich von der Vogelperspektive runter auf die Mikroebene. Und deswegen ist uns der Erfolg eines einzelnen auch sehr wichtig. Und deswegen investieren wir auch sehr viel Zeit und Geld in die Entwicklung von Talenten. In das Machen von Talenten. Und in die Entwicklung von Zukunft. Darum geht es doch.

Tim Pritlove
0:22:55

Ich finde das ganz interessant. Ich meine zunächst einmal ist es ja so, dass Ruhrgebiet hat ja auch noch mal eine ganz spezielle Geschichte. Weil ja über den Zeitraum in den fünfziger Jahren, als Kohle noch ein großes Ding war, da waren ja hier im wesentlichen alle vor allem durch ihre Arbeit definiert und auch gerade alle, die nach Deutschland zugezogen sind in der Zeit, sind natürlich auch deswegen hergekommen. Und das war so ein bisschen die Realität, dann ist das irgendwann alles nicht mehr so stark gewesen, der Kohlesektor ist halt stark abgefallen, bis er fast gar nicht mehr da ist. Und dann ist das Ruhrgebiet ja irgendwann ein bisschen erwacht und hat festgestellt, jetzt haben wir uns so lange darauf, auf diese Realität verlassen, jetzt zieht das alles einfach von dannen, was ist denn bitte die Basis von unserer zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung. Und dann hat man ja festgestellt so, wenn wir jetzt hier keine Leute ausbilden, dann gehen die halt woanders hin und dann wird sich hier auch wirtschaftlich nichts in dem Sinne ausbauen. Das ist so dieser ursprüngliche Focus geworden, da ist ja jetzt viel draus entstanden. Viele Universitäten, viele sind neu gegründet worden, viele sind dann überhaupt auch erst mit diesen entsprechenden Mitteln ausgestattet worden. Und ich habe so ein bisschen jetzt den Eindruck, dass man durch diese später Erwachen, was er in gewisser Hinsicht auch so ein gesellschaftlicher Schock war, also so ein Gott was machen wir denn jetzt, und dann eben auch noch dazu die Situation, dass man es auf einmal auch mit einem großen Bevölkerungskreis zu tun hat, für den so diese Idee Universität so gar nicht auf dem Programm stand. Dass man sich jetzt hier sehr viel mehr auch auf die Person konzentriert, während ich das auch aus anderen Universitätskontexten kenne, also Uni das ist halt so, da kommen dann so die Studenten hin, da gibt es so das Lehrangebot und dann macht ihr da eure Tests und den Abschluss und so, aber so eine richtige Begleitung, dass man eben nicht nur so eine Test teilnimmt und an Vorlesungen teilnimmt und dann irgendwie so seine Kurse macht und seine Scheinchen abzeichnen lässt, sondern dass man quasi so auch Mensch da ist und mit in ein Netzwerk aufgenommen wird, das ist glaube ich auch eher selten. Insofern ist hier quasi aus der Not so ein bisschen eine Tugend entstanden, wenn ich das mal so aus der Außenperspektive sagen darf. Mich würde vor allem mal interessieren, wie das konkret abläuft. Also es gibt jetzt hier diese diese Talentförderung oder Talentscouting, ich weiß gar nicht, welcher Begriff hier besser greift. Wie organisiert sich denn die Arbeit hier, wie geht man denn nun, wie sortiert man aus, wo kommt denn das Netzwerk eigentlich her?

Suat Yilmaz
0:25:28
Tim Pritlove
0:25:35
Suat Yilmaz
0:25:35
Tim Pritlove
0:26:38
Suat Yilmaz
0:26:38
Tim Pritlove
0:27:05
Suat Yilmaz
0:27:18
Tim Pritlove
0:27:32
Suat Yilmaz
0:27:36

Ja, also es ist nicht so, dass die jungen Menschen jetzt von sich aus sagen, so ich kann das nicht so gut, ich kann jenes nicht gut. Man muss es ihnen immer einen natürlich ein Stück weit erklären. Man muss, und das machen wir halt auch, ganz eng mit den Lehrern zusammenarbeiten. Die Hinweise kommen ja von den Lehrern. Da nimmt mich ein Lehrer zur Seite und sagt, der Junge ist seit vier Jahren erst in Deutschland, hat aber bombastische Noten eigentlich. Aber da ist klar, dass er die Schreib- und Sprechkompetenz nicht 100 % hat. Da brauchen wir noch ein bisschen Zeit. Könnt ihr da noch ein bisschen das ganze beschleunigen, indem ihr ihm speziell bei dieser Schreibtischgeschichte helfen können. Könnt ihr ihm da helfen? Könnt ihr ihm da Möglichkeiten geben? Und deswegen sage ich ja, Zeit spielt für mich eine ganz große Rolle. Wenn ich so einen jungen Menschen in der 11./10. Klasse erwische, und ihn 2-3 Jahre so bearbeiten kann, so möchte ich das mal nennen, im positiven bearbeiten kann. Und diese Defizite ein Stück weit auch abarbeiten, dass wir aus diesen Defiziten ein Stück weit ein Potenzial rausholen, dann ist die Erfolgschance dieses jungen Menschen viel höher. Und wir können nicht zaubern, das können wir nicht innerhalb von 3-4 Wochen. Dafür brauchen wir Zeit. Und dafür brauchen wir Hilfe. Die Hilfe der Lehrerinnen und Lehrer. Die sind unsere Augen und Ohren vor Ort. Ich möchte wie gesagt noch mal diese Trennung, Talentförderung als diese Gesamtmaßnahme sozusagen mit unterschiedlichen Aspekten, und da arbeitet auch nicht nur ein Suhat Yilmaz, sondern das ist ein ganzes Team von Topleuten, wirklich Topleuten, die wir auch wirklich lange suchen mussten, das ist jetzt keine Geschichte, wo wir sagen, ja das ist Massenabfertigung, wir holen die rein, sondern wir wollen Experten haben.

Tim Pritlove
0:29:14
Suat Yilmaz
0:29:15
Tim Pritlove
0:30:15
Suat Yilmaz
0:30:16
Tim Pritlove
0:30:17
Suat Yilmaz
0:30:18
Tim Pritlove
0:30:45
Suat Yilmaz
0:30:46
Tim Pritlove
0:31:19
Suat Yilmaz
0:31:32
Tim Pritlove
0:32:11
Suat Yilmaz
0:32:13

Nein, können sie nicht. Natürlich sind Noten wichtig. Aber wissen Sie, wir reden hier von jungen Menschen, die rein biologisch so ausgerichtet sind, dass sie sich verändern können, offen sind. Intervention, eine Bildungsintervention, eine soziale Intervention, eine emotionale Information wirkt bei jungen Menschen doch am besten. Bei einer 90-jährigen Frau vielleicht auch, oder Mann, aber bei einem 15-16-Jährigen, geben Sie diesem jungen Menschen doch einen Traum, geben Sie diesem jungen Menschen eine Vision. Und geben Sie diesem jungen Menschen auch Ziele, kleine Ziele. Aber oben muss ein Traum sein. Aus dem Traum speist sich die Vision, aus der Vision die Motivation und aus der Motivation entstehen dann Schritte, Ziele usw. D.h. Sie müssen da wirklich neben diesen fachlichen Informationen, neben dieser fachlichen Begleitung, was die Lehrer auch machen, aber auch die, ich sage mal, die harten Fakten, dass man die formalen Voraussetzungen mit denen abspricht usw., das gehört dazu, aber gleichzeitig müssen Sie diese jungen Menschen emotional packen. Das erleichtert die Arbeit. Ist ein junger Mensch von diesem Thema überzeugt, und von sich auch überzeugt, vertraut er sich auch ein Stück weit und gehen die Ängste ein Stück weit zurück, was den Weg oder ich sag mal das Leben danach angeht, also nach dem Abitur, was passiert dann, wenn man demjenigen oder derjenigen mal eine kleine Vision gibt und klarmacht, wir begleiten dich, wir sind dabei, wenn du diesen Weg gehst, und zwar von der Schule, also vom Einsteigen zum Studium und durch das Studium, wir nennen das durchsteigen, bis hin zum im Idealfall, wenn du fertig bist, und dann einen neuen Job suchst, einen akademischen. Das ist das Aufsteigen. Also dieser gesamte Prozess ist ein Stück weit ein Teil der Talentförderung, ein Stück weit die Aufgabe des Talentscouts.

Tim Pritlove
0:34:05
Suat Yilmaz
0:34:28
Tim Pritlove
0:35:07
Suat Yilmaz
0:35:08
Tim Pritlove
0:35:47
Suat Yilmaz
0:35:47
Tim Pritlove
0:36:19
Suat Yilmaz
0:36:24
Tim Pritlove
0:37:31
Suat Yilmaz
0:37:43

Ja, also wir erleben nicht selten, muss ich sagen, ein fehlendes Selbstvertrauen bei jungen Menschen. Auch nicht den Glauben an sich selber, einiges ändern zu können. Wenn sie von zu Hause aus nicht die Unterstützung bekommen. Wenn in ihrem Umfeld wenig Erfolg passiert. Wenig erfolgreiche Menschen rumlaufen, dann ist das manchmal wirklich schwer für junge Menschen, eine Vision zu entwickeln. Das ist aus dem Ruhrgebiet heraus eine Erfolgsgeschichte haben kann. Wenn Sie Eltern haben, die sich vielleicht nicht für den Bildungsweg interessieren oder Eltern haben, die einfach mit dem Bildungssysteme überfordert sind. Ich bringe immer mal das Beispiel mit dem libanesischen Mädchen, dieses Mädchen beeindruckt mich zutiefst, es ist ein junges Mädchen, die auch in der Grundschule schon recht ordentliche Noten hatte und die Eltern einfach nicht wollten, dass sie auf das Gymnasium geht. Anders formuliert, falsch formuliert, nicht wollen, sondern die wussten gar nicht, dass es ein Gymnasium gibt. Also die kannten nur die Hauptschule. Warum? Weil die älteren Geschwister auf der Hauptschule sind. Das ist eine Schule, das ist eine deutsche Schule, das ist eine staatliche Schule, also was ist das Problem. Dass es aber ein differenziertes Schulsystem gibt, dass es unterschiedliche Abstufungen gibt, das war den Eltern einfach nicht klar. Sind selber absolut bildungsfern, muss man sagen, haben nichts mit dem Schulsystem zu tun. Kennen sich überhaupt nicht aus, da können wir wirklich froh sein, wenn Lehrer Verantwortung übernehmen. Und in diesem Fall hat die Grundschullehrerin das Mittel gepackt und sie an einem Gymnasium angemeldet. Und dieses Mädchen ist natürlich jetzt ein bisschen weiter, die ist jetzt auf dem Gymnasium, hat dort auch ordentliche Noten, aber so richtig durchmarschieren tut sie nicht. Weil sie natürlich alles noch einmalm zehn mal durchkauen muss mit den Eltern, weil die es nicht verstehen. Wenn die sagt, sie möchte irgendwann mal woanders studieren, dann sagen die, warum? Du kannst doch auch hier in Essen studieren oder hier in Gelsenkirchen. Ja, aber das kann ich da nicht, weil es da nicht angeboten wird. Man muss ein Stück weit auch sich in die Lage der jungen Menschen versetzen. Man muss den jungen Menschen immer mehr unterstellen, als was sie zeigen. Wir unterstellen ihnen immer viel mehr, als was da auf dem Papier steht. Ich lass mich nicht von dem Papier beeindrucken. Ich weiß, dass es eine Tendenz ist, ich weiß aber, und das habe ich mehrfach schon erlebt, dass man wenn man interveniert, wenn man langfristig interveniert, junge Menschen auch dazu bringen kann, dass sie ihre Noten verbessern. Ich habe jetzt neulich in Recklinghausen an einem Berufskolleg einen jungen Mann gehabt, den habe ich vor zwei Jahren mit 2,7 bekommen, mit dem Notendurchschnitt 2,7 und der hat jetzt im Sommer sein Fachabitur mit einem 1,9 Schnitt abgeschlossen. Und da sind wir stolz drauf. Weil der Junge etwas geleistet hat, der hat richtig gekämpft und am Ende auch Erfolg gehabt. Und ob die Eltern das zu schätzen wissen, weniger. Also dem Vater ist das, ob das jetzt eine 1,9 ist oder eine 2,4, der kann das einfach nicht einsortieren. Und dass der jetzt Bionik studiert, weiß der nicht, der weiß nicht was das ist. Und wenn sie dann nicht nach Hause reflektieren können, ihre Erfolge, ihre Ängste, wenn es da keine Echo gibt, fühlen sie sich natürlich schon ein Stück weit…

Tim Pritlove
0:41:11
Suat Yilmaz
0:41:13
Tim Pritlove
0:41:40
Suat Yilmaz
0:41:41
Tim Pritlove
0:42:14
Suat Yilmaz
0:42:20
Tim Pritlove
0:43:30
Suat Yilmaz
0:43:41

Also jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie sind in der Schule, sind 16-17 in Castrop-Rauxel oder in Herne oder in Gelsenkirchen, Sie sind ein ganz normaler Schüler und da kommt einer von einer Hochschule und sagt, ich bin Talentförderer und ich möchte mal mit dir sprechen. Was glauben Sie, was das für einen Effekt hat. Allein diese Szene. Also ich glaube, bei mir hätte allein das würde mir kleine Flügel verleihen. Das sind natürlich Themen, die wir definitiv auch gezielt vornehmen. Dass wir sagen, für uns ist es wichtig, dass wir dem Thema einen Stellenwert geben und dem jungen Menschen einen Stellenwert geben und nicht dahin gehen und sagen, ja Jonas höre einmal zu, du brauchst jetzt mal ein bisschen Unterstützung. Nein, das ist nicht unser Ansatz. Wir gehen dahin, und sagen, wir wollen die besten, wir wollen Leistungsträger und du bist einer und wir wollen dich noch zu einem Powerleistungsträger machen. Wir wollen das Maximale aus der heraus holen, mit dir gemeinsam. Wir beide übernehmen Verantwortung für deinen Weg. Und dann legt man die Visitenkarte hin und die schauen dann da drauf. Und sehen dannTalentförderung, denken ein bisschen an Fußball glaube ich, aber die meisten sind natürlich erfreut. Und ich muss ehrlich sagen, wir sind froh über die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer, die für uns wirklich die Werbetrommel rühren usw. aber die effektivste Unterstützung bekommen wir von den jungen Menschen selber, die dann uns weiter empfehlen, wo dann Verwandte, Freunde, Nachbarn sich über Facebook melden oder WhatsApp melden oder was weiß ich. Und das ist für uns eigentlich so unser Qualitätssiegel, dass wir sagen, die jungen Menschen wollen das, die fordern das ein, also wir haben das mal an einer Gesamtschule gemacht, nur mit den Elfern, da haben sich die Zwölfer beschwert. Und haben gesagt, wir wollen da auch rein. Und diese Referenz zu haben von den jungen Menschen, ist für uns sehr sehr viel wert. Und ich glaube die jungen Menschen verstehen auch, sonst hätten sie nicht auch die Glaubwürdigkeit in der Schule, wenn sie die jungen Menschen nicht einfangen können, wenn sie die nicht mitnehmen können, nicht begeistern können, dann sind sie nicht lange in der Schule. Das spricht sich dann rum bis zur Schulleitung und dann sind Sie raus. Und ich glaube, die jungen Menschen sehen, dass wir es ernst meinen, dass wir aber auch bereit sind, durch Täler mit ihnen zu gehen. Es geht nicht nur darum, zu sagen, Hurra alles läuft toll, und wir wollen nur die guten. Sondern wir sagen ja bewusst, auch bei einem dreier Kandidaten, der lauter Dreier oder vielleicht doch ein paar Vierer hat, wir glauben an dich, wir glauben daran, dass du die Power hast, dich positiv zu verändern. Sag uns, wie wir das gemeinsam machen können, wir sagen dir, was wir für Ideen haben und die Entscheidung triffst du am Ende selber. Also wir nehmen niemandem die Entscheidung weg. Und wir tragen niemanden, das sage ich immer wieder, zum jagen. Wir schenken auch niemandem etwas, wir glauben einfach daran, dass jemand, der einen bestimmten Notendurchschnitt hat, in der Lage ist, diesen Notenschnitt noch zu verbessern. Daran glauben wir.

Tim Pritlove
0:46:29
Suat Yilmaz
0:46:35

Ja. Ganz klar, ganz klar ja. Es ist jetzt nicht so, dass das Regelfall ist. Ich muss ehrlich sagen, die meisten Eltern wollen auch das Beste für ihr Kind. Und für die Eltern, mit denen wir es zu tun haben, gibt es zwei Wege, entweder der junge Mann oder die junge Frau macht eine Ausbildung oder er studiert. Das sind so die Möglichkeiten. Viele Eltern trauen den Kindern das Studium nicht zu. Aber dennoch ist die Zahl derer, die sagen, nein, also Zweifel gibt es, aber dass sie per se sagen, nein geht gar nicht, so ist die Zahl nicht. Die Mehrheit der Eltern findet das gut. Auch wenn sie skeptisch sind, und sagen, Mädchen ich weiß nicht usw. Wir überlassen es den jungen Menschen, ob die es wollen, dass wir mit den Eltern sprechen. Ich habe jetzt einen Fall, da ist ein junges Mädchen, da ist die Mutter ein bisschen problematisch, die Mutter... Die hat Supernoten. Sie müssen sich einmal vorstellen, die macht Abitur, hat bombastische Noten, und die Mutter will nicht, dass das Kind studiert. Aber das Kind möchte studieren. Es wäre etwas anderes, wenn das Kind sagt, ja ich möchte eigentlich auch nicht. Ja o. k., dann machst du eine Ausbildung. Kein Thema. Aber sie hat bombastische Noten und die Mutter will es nicht, weil sie das System nicht kennt, weil sie sagt, nein ich weiß dann nicht was da passiert. Und außerdem habe ich gehört, dass es teuer. Und sie sagt, als ich frage dann auch immer, sollen wir mit der Mutter sprechen? Und sie sagt, ja. Und es wird halt demnächst ein Gespräch geben. Wir laden die Eltern dann hier hinein, an die Hochschule, trinken mit denen Kaffee, zeigen denen ein Stück weit die Hochschule, wenn es das Thema Finanzen sind, dann ist das auch kein Problem, dass wir mal den BAföG Kollegen hinzuziehen und der erzählt nur mal kurz bisschen was zum System BAföG. Also wir wollen ein Stück weit diese Komplexität reduzieren. Ein Stück weit auch in der Lebenswelt der Eltern denken. Und in ihre Lebenswelt rein kommen und unser Thema Hochschule, Studium in diese Lebenswelt hineintragen. Und dafür muss man auch manchmal sich die Zeit nehmen, mit den Eltern zu sprechen. Es gibt auch manchmal unangenehme Gespräche, wo die Eltern, ich hatte das mal mit einem Vater, der wirklich vehement dagegen war, und da saßen wir halt 2 Stunden und wir haben jeden Aspekt abgearbeitet. Und am Ende treffen die Eltern, insbesondere der junge Mensch die Entscheidung. Nicht die Westfälische Hochschule, nicht der Talentförderer, am Ende die Familie mit dem Kind. Wir liefern nur die Argumente dafür. Wir benennen auch die Argumente dagegen. Also wir haben auch Fälle, von jungen Menschen, also es gibt junge Menschen, die unbedingt studieren wollen, wo aber einfach Leistungsspektrum nicht ausreicht, das Potenzial nicht ausreicht. Wo die Lehrer auch sagen, nein das ist nichts. Sprechen Sie auch noch mal mit ihm, da schließen wir nicht die Tür zu und sagen, das ist endgültig, du schaffst es nicht, sondern wir geben dem jungen Menschen einfach Zeit, sich zu entwickeln, vielleicht eine Ausbildung zu machen usw. und so fort. Und machen denen aber auch noch mal klar, dass das deutsche Bildungssystem keine Einbahnstraße ist und dass es immer Möglichkeiten gibt zurück zu fahren, nach vorne zu fahren, rechts zu parken, links zu parken.

Tim Pritlove
0:49:36
Suat Yilmaz
0:49:43
Tim Pritlove
0:50:00
Suat Yilmaz
0:50:06
Tim Pritlove
0:50:08
Suat Yilmaz
0:50:14

Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß aber nureins, wir hatten diese jungen Menschen zum Beispiel überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt. Als wir damit angefangen haben, da waren wir in den Berufskollegs, da haben wir uns die Fachabitur Kohorten angeguckt, die Abi Kohorten angeguckt. Da kam irgendwann mal ein Lehrer zu mir und meinte, hören Sie mal zu, wir haben hier Topleute, die allgemeine Hochschulreife haben, eine Banklehre machen und bei uns in die Berufsschule kommen. Da sind einige, die würde ich gerne mal zu Ihnen schicken. Weil die haben jetzt die Ausbildung demnächst beendet, brauchen aber eine Perspektive, die so an einer Uni oder einer Hochschule ist. Das war uns gar nicht klar. Und das sind zum Beispiel junge Menschen, denen ich so speziell in die, ich sage mal, die Lehre auch ordentlich gemacht haben, auch ein Abitur haben usw., das sind meistens die top Leute. Das sind Leute, die dann auch im Studium durchmarschieren. Zumindest die, die ich bisher hatte. Die sind alle gut angekommen, da wo sie sind und gehören nicht gerade zu denjenigen, die Probleme haben im Studium. Also das war uns aber nicht klar, wissen Sie, als Hochschulsystem haben wir gesagt, o. k. Berufskollegs, was sind das noch mal, o. k. Das sind ja Hauptlieferanten der Fachhochschulen. Ich glaube bei uns über 60 %. 65 %, wenn ich mich nicht täusche, der Studenten, die zu uns kommen, kommen von den Berufskollegs. Aber man denkt immer, das sind die Gymnasiasten, es sind die klassischen Studenten, Gymnasiast, männlich, Vollabitur, Mathe/Physik LK. Aber die Realität hier bei uns und auch woanders, an vielen anderen Hochschulstandorten, sieht anders aus.

Tim Pritlove
0:51:57
Suat Yilmaz
0:53:13

Also natürlich, als ich glaube wir haben einen Blick darauf, wo es ganz klar darauf auf den einzelnen um das Individuum geht, einer unserer Kernaussagen. Aber auf der anderen Seite müssen wir unser System auch anschauen. Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht warum die Leute sich aufregen, wenn ich sage ja letztendlich produzieren wir Fachleute, Fachkräfte, Ingenieure zum Beispiel, die später in der Wirtschaft arbeiten. Was glauben Sie, wo die arbeiten werden. Ich glaube, wir haben hier 70 % ingenieurswissenschaftliche Studiengänge, der Rest es irgendwie Wirtschaft usw. Die Leute wollen später in der Wirtschaft arbeiten. Was glauben Sie, was ich den jungen Menschen erzähle? Jemand der Wirtschaftsingenieurwesen studieren will, soll ich dem sagen, ja du bist dann fertig und dann wirst du auf der grünen Wiese Forschung betreiben? Nein, der will Projektingenieur werden, der will Geld verdienen, der will vorankommen, der will aufsteigen. Und diese Konstruktion und diese Debatten, ja aber für die Wirtschaft, ja natürlich für die Wirtschaft, nicht nur, aber auch. Einer unserer größten Abnehmer ist die Wirtschaft. Ich bin kein Wirtschaftsvertreter, ich bin Beamter in einem Hochschulsystem, ich kriege keine Bonuspunkte, wenn ich jemanden ausbilde und der dann später in einem Konzern arbeitet. Wissen Sie, diese ideologisierten Debatten, was soll das? Wir reden hier von Zukunft und Zukunft bedeutet, dass die jungen Menschen Abitur machen, studieren, oder auch eine Ausbildung zu machen, um später eine Familie ernähren zu können, um sich eine Familie aufbauen zu können und viele von denen landen dann in den Konzernen, in den mittelständischen Unternehmen. Und natürlich, wir stehen doch dazu, wir sorgen dafür, dass hier in der Region Fachkräfte entstehen, für unsere mittelständischen Unternehmen, für und unsere anderen Unternehmen, auch für die ganz kleinen, aber auch für unsere Behörden, für die Verwaltung und sonst was. Also ich kann das nicht nachvollziehen. Ich verwende diesen Ausdruck Zulieferer bewusst. Weil ich diesen Prozess so sehen möchte, weil ich ihn effektiv gestalten möchte. Ich möchte ihn nicht nur pädagogisch betrachten, diesen gesamten Prozess, wenn Sie Anfang diesen gesamten Prozess nur sozialpolitisch zu betrachten, kommen sie nicht weit. Wenn Sie diesen Prozess nur bildungspolitisch betrachten, kommen Sie nicht weiter. Wenn Sie diesen Prozess nur wirtschaftspolitisch betrachten, kommen Sie auch nicht weit. Das gehört zusammen, Sozialpolitik, Bildungspolitik, Wirtschaftspolitik gehören zusammen, die schließen sich nicht aus. Wer die Dinge trennt, der betreibt Ideologie. Sage ich Ihnen ganz ehrlich. Weil ich muss den jungen Menschen eine Story erzählen. Ich muss denen sagen, du läufst einen Weg, damit du am Ende das und das erreichen kannst. Jetzt frage ich Sie, was soll ich denen denn für eine Vision geben? Was soll ich sagen? Du wirst später Forschung und Lehre betreiben, ja einige ja, aber die Mehrheit doch nicht. Und wir stehen auch dazu, und gehen auch damit sehr offensiv um, und sagen, wenn wir sagen, wir sind die Abnehmer der Schüler, dann fragen wir uns, wer uns die Leute abnimmt. Das ist zum größten Teil die Wirtschaft und deswegen haben wir auch gar keine große Problem damit gehabt, die Idee, die wir damals als Westfälische Hochschule hatten 2011 entwickelt haben, das war die Idee der Talentmetropole Ruhr. Wir haben damals ein innen Zukunftskongress Talentmetropole Ruhr 2011 hier am Standort Gelsenkirchen gemacht und haben festgestellt, wir sind für diese Idee viel zu klein. Die Idee, dass das Ruhrgebiet ein Hotspot für Talente werden muss. Und dazu braucht man die Unterstützung der Politik, der Verbände, der Gewerkschaften, der Wirtschaft und natürlich der Hochschulen und Schulen. Und aus dieser Idee, aus diesem Kongress ist eine Initiative entstanden, die immer mehr wächst, die einen sehr starken Wirtschaftsfaktor in sich hat, also wird getragen von Wirtschaftsunternehmen, aber auch von Hochschulen, von uns auch. Und die Talentmetropole Ruhr bündelt Angebote im Bereich der Bildungsarbeit usw., im Bereich der Ausbildungsforderung usw. Also ein interessanter Ansatz. Und da ist es für uns in der Argumentation auch in Richtung der Schulen sehr hilfreich, wenn wir sagen, ja wir haben gute Kontakte in die Wirtschaft. Klar, Praktikumsstellen usw.

Tim Pritlove
0:57:26
Suat Yilmaz
0:57:54
Tim Pritlove
0:57:56
Suat Yilmaz
0:57:58
Tim Pritlove
0:59:13
Suat Yilmaz
0:59:16
Tim Pritlove
0:59:31
Suat Yilmaz
0:59:47

Also mit Sicherheit gibt es auch andere Hochschulen und Universitäten, die eine Form von Talentförderung betreiben, die vielleicht ein bisschen anders ist, wo es dann vielmehr um Studienberatung geht. Vielleicht gibt es Projekte usw., die an den Hochschulen gemacht werden. Ich will mal ganz deutlich erklären, weil das ist manchmal auch schwierig, weil die Medien ja das in den Raum gestellt haben, und zwar die Zeit hat das gesagt damals, dass meine Funktion einzigartig in Deutschland ist und die Zeit wird wohl recherchiert haben. Und die behauptete sie heute noch. Nach zwei Jahren, der erste Artikel kam nachts vor zwei Jahren. Ich glaube auch, dass das so ist, ich sage Ihnen auch, was der unterschied es. Das was wir machen, ist definitiv ein Stück weit anders, weil das sehr langfristig ist, aber auch die Funktion, die ich inne habe. D.h. ich bin unterwegs, zum Beispiel heute von 8:30 Uhr bis 14:00 Uhr war ich in einer Schule und danach habe ich noch mal einen Termin mit dem Rektor. D.h. ich bin sehr nahe an der Hochschulleitung, gleichzeitig bin ich aber operativ unterwegs. Das verleiht mir eine Geschwindigkeit, die viele andere nicht haben. D.h., das was vor Ort in den Schulen passiert, die Erkenntnisse dort oder auch Diaprobleme die dort auftauchen, darauf können wir als Hochschule viel schneller reagieren, weil ich direkt mit dem Rektor kommuniziere. Also meine Stelle ist dem Rektor zugeordnet direkt. Und diese Kombination, dass man wirklich mit jungen Menschen arbeitet morgens und mittags mit dem Rektor der Hochschule zu tun hat oder mit Politikern zu tun hat oder mit Wirtschaftsvertretern zu tun hat, diese Kombination ist eher selten.

Tim Pritlove
1:01:28
Suat Yilmaz
1:01:36
Tim Pritlove
1:02:46
Suat Yilmaz
1:02:47

Also Sie schreiben sich bei uns ein, und Sie treffen, jeder der sich bei uns einschreibt, trifft auf unsere Mitarbeiter, die schauen sich Ihre Unterlagen an, Sie kommen ja mit Ihren Unterlagen, wollen sich einschreiben, man schaut sich die Noten an, man führt ein kurzes Gespräch, und dann entscheidet man, ob dieser junge Mensch eine Karte bekommt, und zwar um einen Termin mit der Talentförderung zu vereinbaren. Und den fischen wir da raus. Also einen Teil fischen wir in der Schullandschaft weg und die anderen, wenn sie zu uns an die Hochschule kommen. Und dieser Prozess, der war nicht so einfach, dem Studiensekretariat zu sagen, wir packen da jetzt mal so eine Einheit davor, das kostet ja alles Zeit, die müssen das alles organisieren usw. Das heißt die jungen Menschen kriegen auch einen Bogen mit, also wenn sie sich bei uns beworben haben online, dann gibt es einen Bogen, wo sie dann auch noch mal gewisse Sachen ausfüllen, ob sie aus nicht Akademikerverhältnissen kommen usw. Wir können also einige Daten abgreifen, wenn sie das ganze natürlich unterschreiben und mitmachen wollen, und dann gibt es wirklich diesen Filter bei der Einschreibung. Und das war zum Beispiel eine kleine Veränderung aber mit einem unglaublichen Effekt. Wir haben beispielsweise die Zahlen der Deutschlandstipendiaten, die vorher bei 15 lag innerhalb von einem Jahr auf 85 hoch bringen können. Weil wir auf einmal viel mehr Leute hatten. Wir konnten dann auf einmal viel mehr Talente vorweisen und auch Sponsoren gewinnen usw. Und die Hochschule hat da eine Sensibilität entwickelt, die Kollegen vom Studiensekretariat sind jetzt mit diesem Thema auch beschäftigt, Talentförderung. Und nicht nur der Yilmaz und seine Kollegen in den Schulen, sondern auch das Studentensekretariat. Das ist ein Beispiel. Was bei uns glaube ich auch noch mal ganz wichtig ist, das möchte ich hier ganz deutlich sagen, es ist eine Ausrichtung der Hochschulleitung, also das Präsidium steht hinter diesem Thema und treibt es auch immer stärker in die Hochschullandschaft hinein. Und auch diese Einstiegsakademie, die wir haben, die findet ja zwei Wochen vor Studienbeginn statt. Das ist auch eine Struktur, die aus diesem ganzen FA integrativ Talentförderungskomplex heraus entstanden ist. Das ist auch eine Veränderung. Sie müssen das mit den Fachbereichen abstimmen usw. Aber der Prozess ist lange nicht zu Ende. Die Hochschule braucht noch einige Jahre, um das System so anzupassen. D.h. Sie haben da einen Bohrkopf und Sie brauchen dann natürlich die Gerätschaften fürs Absaugen, abpumpen usw. wie auch immer. Da arbeiten wir daran, der Prozess ist nicht zu Ende. Wir haben ja, wenn Sie so wollen, 2012 mit der Arbeit in den Schulen begonnen. Und das ist, jeder der Hochschulsysteme kennt, weiß, dass das ein langer Prozess ist. Und deswegen bin ich froh, dass ich Beamter bin und nicht an Projektzeiten gebunden bin und nach drei Jahren weggehen muss, sondern eventuell einige Jahre noch hier bleibe und die Möglichkeit habe, diesen Prozess mit zu gestalten.

Tim Pritlove
1:05:37
Suat Yilmaz
1:05:56
Tim Pritlove
1:07:37
Suat Yilmaz
1:07:55
Tim Pritlove
1:09:29
Suat Yilmaz
1:09:33
Tim Pritlove
1:09:54
Suat Yilmaz
1:10:34
Tim Pritlove
1:11:18
Suat Yilmaz
1:11:24
Tim Pritlove
1:12:19
Suat Yilmaz
1:12:22

Weil sie natürlich die Möglichkeit haben, junge Menschen vorzuschlagen. Ich gebe Ihnen einfach ein Beispiel, wir haben in Deutschland 13 Stipendienwerke, die vom BMBF gefördert werden, und ich glaube jährlich mit 200 Millionen €, jährliche Steuermittel. Sie werden, wenn Sie sich die Zahlen anschauen, werden Sie feststellen, dass im Süden Deutschlands, zum Beispiel Freiburg, viel mehr Stipendien verteilt werden, als im Ruhrgebiet. Woran liegt das? Sind die Förderungswerke böse? Nein, sind sie nicht. Die gucken nur drauf, wer sich bewirbt und dementsprechend können Sie eine Auswahl treffen. Wir haben irgendwann einmal festgestellt, dass unsere Schulen, aber auch wir als Hochschule zu wenige Leute vorschlagen. Das liegt nicht daran, dass man es nicht machen möchte, sondern es ist einfach nicht ein Teil unserer Kultur. Wir sind erst seit den sechziger Jahren, Mitte sechziger Jahre ein Hochschulstandort. Wir sind kein über Jahrhunderte gewachsene Hochschulstandort, wo Stipendien dazugehören. Hier fragen sich manchmal Eltern, wir hatten ein junges Mädchen, der Vater ist da glaube ich Stallbursche, der ist wirklich Stallbursche, ich wusste gar nicht, dass es diesen Job noch gibt, aber ich glaube der war wirklich Stallbursche. Und er hat ernsthaft gesagt, Herr Yilmaz, was haben wir denn damit zu tun. So was gibt es bei uns doch gar nicht. Der wusste erst einmal gar nicht, worum es geht. Das ist also einmal die Familie, die mit diesem Thema nichts anfangen kann, dann haben sie aber auch ganz ganz viele Schulen, die einfach nicht vorschlagen. Und wir fragen, warum nicht? Und das liegt nicht daran, dass sie wie gesagt bösartig sind, sondern man kennt diesen Prozess nicht, man hat es einfach nicht gemacht.

Tim Pritlove
1:14:02
Suat Yilmaz
1:14:03

Nicht Teil der Routine und noch viel schlimmer, es ist nicht ein Teil der Kultur. Es muss ein Teil der Kultur werden. Wir müssen eine Vorschlagskultur hier entwickeln. Und ich habe jetzt die Schulen hier erwähnt, eigentlich müsste ich die Universitäten und Hochschulen erwähnen, weil die schlagen noch weniger vor. Und nicht alle, es gibt bestimmt Fachbereiche, tolle Professoren, die das machen. Und viele, die es eben nicht machen. Und damit müssen wir uns eben auseinandersetzen. Uns selber auch hinterfragen, bevor wir mit dem Finger auf andere zeigen, mit dem Finger auf die anderen zeigen, warum machen wir das nicht? Sind unsere Kids dümmer, als die in Freiburg oder in Bayern und Baden-Württemberg? Und ich glaube, die sind mit Sicherheit nicht dümmer, sondern wir haben halt diese Routine nicht, diese Kultur nicht des Vorschlagens. Das ist nur ein Beispiel. Und da haben wir noch sehr viel zu tun. Und ich muss Ihnen aber ganz deutlich sagen, ich bin ja auch jemand, der immer auch über die Probleme der Bildungskette spricht. Ich vergleiche ja immer die Bildungskette mit der Kühlkette und sage, fangen sie den tollsten Lachs der Welt, wenn die Kühlkette unterbrochen ist, stinkt der am Ende. Und ein Stück weit kann man das auch mit unserem Bildungssystem vergleichen, diese Bildungskette ist wichtig, wichtig nicht nur für uns, sondern wichtig für die einzelnen jungen Menschen. Damit sie am Ende nicht dort landen, wo sie hingehören, und dazu zählen solche Optimierungsmöglichkeiten von Biografien, wie Stipendien, privilegierte Praktika usw. und so fort. Damit müssen wir einfach viel viel mehr arbeiten. Tun wir nicht. Wissen Sie auch, warum wir ein Stück weit dieses Thema auf die Agenda setzen? Am letzten Ende sind es vielleicht 2 % die ein Stipendium kriegen, aber die Botschaft ist riesig. Ich habe ein junges Mädchen gehabt, an einer Schule, die hat während der Schullaufbahn ein Stipendium bekommen. Wir haben sie dabei unterstützt und sie hat dann als Schülerin ein Stipendium bekommen und konnte parallel ein Studium an einer privaten Hochschule aufnehmen. Parallel zum Abitur. Und die Schule hat das erst einmal gar nicht so wahrgenommen. Die hat dann das Stipendium bekommen, ja o. k. Bis die kapiert haben, wir können das vermarkten. Wir können jetzt in die Elternabende gehen, und sagen, unser Mädchen hat hier ein Stipendium bekommen, Abitur gemacht und parallel Scheine an einer privaten Hochschule und sie studiert jetzt in Rotterdam an einer sehr renommierten Universität Wirtschaftswissenschaften. Die Schule fängt an, damit Werbung zu machen. Schülerinnen und Schüler hören davon und können sich damit identifizieren, mit diesem Erfolg dieser jungen Frau. Ich bin auch auf dieser Schule. Und solche Erfolge müssen wir produzieren, sichtbar machen und diesen jungen Menschen auch an die Hand geben. Und sagen, du kannst auch ein Teil dieses Erfolgs werden. Und wissen Sie, auch für Lehrer ist das toll. Wenn Sie sagen können, wissen Sie, wir schlagen ganz viele Leute vor und wir haben eine ganz hohe Stipendiatenquote und dann überlegen die sich, und stellen fest, ach das können wir, wir sind ja ein Berufskolleg, dann können wir demnächst, wenn wir eine Werbeveranstaltung an den Realschulen haben, wo die Eltern da sind, da können wir Werbung für unsere Schule machen, denn dann sind wir eine Talentschule. So und das sind vielleicht auf den ersten Blick triviale Maßnahmen, aber glauben Sie mir eins, die sind mindestens genauso wirksam, wie die millionenschweren Projekte.

Tim Pritlove
1:17:13
Suat Yilmaz
1:17:29
Tim Pritlove
1:17:36
Suat Yilmaz
1:17:54

Die Frage ist berechtigt, Sie haben recht, Sie haben vollkommen recht. Da möchte ich vielleicht einen Abschnitt ergänzen. Wir haben mehrere Standorte, habe ich ja eingangs auch schon gesagt, und ich wir haben einen Standort in Bocholt, das ist der Kreis Borken, Richtung Münsterland, sehr ländlich, da habe ich auch eine Partnerschule, das Berufskolleg Borken. Da ist die Welt in Ordnung, wissen Sie, genügend Ausbildungsplätze, da haben Sie nicht solch eine, wie soll ich es nett formulieren, nicht solche sozioökonomischen Herausforderungen, wie in den Metropolen und auch nicht so, wie hier im Ruhrgebiet. Aber Sie haben da tatsächlich andere Probleme. Sie haben unglaublich niedrige Übergangsquoten von Schule zu Hochschule. Sehr niedrige Abiturquoten usw. Warum? Weil es dann einfach zur Tradition gehört, den Hof zu übernehmen. Da gehört zur Tradition, dass du bei Onkel Hermann in der Sparkassenfiliale arbeitest. Das ist halt so. Da sind die Wege kurz, die Netzwerke arbeiten fantastisch und da wird jeder versorgt. Und eine Hochschule, wofür denn? Das ist eine wirtschaftlich starke Region, uns geht es gut, was soll der Junge denn da jetzt experimentieren. Da müssen Sie auch intervenieren. Nicht, um die unglücklich zu machen, sondern sie intervenieren ja da, wo Talent vorhanden ist und wo ein Wille da ist, ein Wunsch da ist, ein Traum da ist, zu studieren. Und deswegen ist dieser Ansatz nicht nur, nicht nur in den Metropolen anzuwenden oder anwendbar, übertragbar, auch im ländlichen Bereich, jawohl. Als wir damit angefangen haben, habe ich mir so Sprüche anhören müssen, von einigen Kollegen, naja bist du sicher, im ländlichen, ich meine du hast eine Zuwanderungsgeschichte, da gibt es ja keine und da sind ja nicht so viele Arbeiterkinder. Wissen Sie was, die Kids die nehmen das so gut an. Denen ist das wurscht. Denen geht es um das Thema, die wissen, der ist einer, da ist eine Hochschule, der interessiert sich für mich und meine Biografie, wie kann ich davon profitieren. Das ist einfach, die jungen Menschen sind viel viel weiter, als wir denken. Junge Menschen können viel mehr Verantwortung übernehmen, als wir denken. Und dabei ist es tatsächlich egal, ob sie im Kreis Borken leben oder im nördlichen Ruhrgebiet. Wir sind für die da, die das Talent haben, und den Wunsch haben, an eine Hochschule zu gehen, sich aber nicht sicher sind. Die begleiten wir gerne dabei. Und mit Sicherheit kann man das auch in Richtung Ostwestfalen Lippe, das ist eine Region hier in Nordrhein-Westfalen übertragen, aber ich glaube die Metropolen sind so die ersten Ansprechpartner.

Tim Pritlove
1:20:32
Suat Yilmaz
1:20:52
Tim Pritlove
1:21:11
Suat Yilmaz
1:21:16
Tim Pritlove
1:22:33
Suat Yilmaz
1:22:50
Tim Pritlove
1:23:17
Suat Yilmaz
1:24:10
Tim Pritlove
1:24:12
Suat Yilmaz
1:24:13