Tim Pritlove
Der Herr Khan, der der Legende nach, für seine Cousinen, kommt aus dem Sri Lanka Milieu Hintergrund, Migrationshintergrund und der hat also denn Mathematik erklärt. Und das hat er ihnen so ganz roh und selbstgezeichnet in live und dazu sprechend hat er denen einfach gezeigt, wie das geht, so wie auf der Serviette so. Hey, komm mal her, ich erkläre dir jetzt, wie das mit der Kurvenfunktion ist, nämlich so. Und das hat dann 7-8 Minuten gedauert und das war einer der ersten Bildungsinhalte, die auf YouTube glaube ich ernsthaft hochgeladen wurden. So um 2005-2006, als YouTube so richtig abging. Und weil das einer der ersten Formen war, und weil er ein Format gefunden hat, der Mann kann gut reden, es klingt gut, das war wahnsinnig erfolgreich, das hat irrsinnige Klickzahlen gehabt, weil es gab ja auch nichts damals. Und der wird jetzt von der Gatesfoundation gefördert und es ist eine Nonprofit-Organisation und das gilt als Zukunft der Bildung für alle, für die ganzen benachteiligten Menschen da draußen und die brauchen sich jetzt einfach nur Kahn-Videos anschauen, was wahrscheinlich nicht funktioniert, aber was zumindest diesen Demokratisierungseffekt des Web schon auch spiegelt, den gibt es ja. Ich glaube man stellt sich das deutlich zu einfach vor und es gibt viele viele Probleme, die wir jetzt nicht mehr besprechen können und dieser künstliche Intelligenzmensch, lustigerweise wieder ein Deutscher, Sebastian Truhn ein migrierter Deutscher, der hat diese Khan-Akademie gesehen und hat gesagt, hey das mach ich auch. Also Thrun ist Google-Oberwissenschaftler gewesen, der hat das Googleglass diese berühmte fiese Brille und das selbstfahrende Auto beides tatsächlich mitentwickelt maßgeblich. Hat eben einen Grundkurs in künstlicher Intelligenz in Stanfort, wo sich Google auch den Nachwuchs holt und hat gesagt, hey ich habe das Gefühl, mehr Leute, als die paar hundert, ich glaube 200 oder so, die haben sie dann in Präsenz bedient. Und dann haben sie gesagt, okay wir stellen das mal online und schauen, wen es interessiert. Stanfort wollte gar nicht, dass das offen ist, aber er sagte, nein offen Web so alle, die ganze Welt soll da, wer Lust hat, wer das kann, der soll das probieren. Und der hat, ich muss kurz nachdenken, 300.000 Leute, die sich eingeschrieben haben und von denen haben erstaunlich viele den Abschluss gemacht und einige davon legendärerweise ein Mongole, nein das war ein anderer Kurs, aber es gab Leute mit fehlerlosen ... also die haben Tests gemacht und es gab Leute, die waren halt einfach sehr sehr sehr gut. Aus irgendwoher. Und das war die Geburt des Mooc-Hype. Witzigerweise gab es das Wort Mooc vorher schon, weil es gab nämlich vorher schon Geisteswissenschaftler, eben die andere Schiene, das waren die Ingenieure, das war das Silicon Valley, das war auch Elite so. Die Idee war natürlich, wir holen den supergenialen Mongolen und den holen sie tatsächlich. Also den haben sie geholt und der studiert jetzt da auch und so. Und die andere Variante ist tatsächlich von den Geisteswissenschaftlern vorher erfunden, die ständig eben das, eigentlich Leute wie ich faktisch, also Amerikaner auch und Kanadier, die gesagt haben, ja das Web ist eben so, wie wir uns Bildung immer vorgestellt haben und alles ausprobiert haben, was ging, so wie ich auch. Und die gesagt haben, oh wir haben jetzt diese Videos, wir haben Blogs, Wordpress können wir uns einfach aus dem Boden stampfen, da haben wir noch ein paar Plattformen. RSS, wir können Feeds machen. Jetzt machen wir ein riesen Seminar so. Ein großes Seminar für alle Leute, die auch so ein Thema aus diesem Sektor. Und das waren jetzt nicht mehr so 300.000, ich glaube das waren 3000. Also das war mehr so deutlich kleiner, aber halt doch noch verdammt viel. Und die haben da angefangen, das zu machen, das war vorher, also 2 Jahre vorher. Ich glaube der Thrun wusste gar nicht, dass es die gab und die haben das also angefangen, zu machen und haben da eigentlich eine völlig offene Form, also die haben wirklich gesagt, lass uns sehen, wo uns das hinführt. Der eine macht ein bisschen Input, ist wie ein Barcamp im Grunde auch fast schon ein bisschen und einer hat dann, ein Freund von mir tatsächlich, ein Amerikaner, der mal auf einer Konferenz war, die ich mal organisiert habe, den ich da hingeholt hatte. Der hat es dann Mooc genannt, nach den Massive Open Online Roleplaying Games. Und der hat gesagt, das ist ja wie ein Kurs, Massive Open Online Roleplaying Course. Und die experimentieren da weiter, das ist eine offene Form. Das ist eine Form, die quasi eigentlich so, wie du vorhin mal sagtest, utopisch. Also das ist eine utopische Form, aber es ist ehrlich gesagt, auch das, was an den Unis real schon existiert hat. Also meine Seminare, ich war in einem netten Ausschnitt der Universität, also wenn die gut waren, waren die so. Nur waren das halt dann 15 Leute.
Trotzdem wehren sich viele, das ist meine Erfahrung zumindest, wenn ich so rumfrage, viele so an den Universitäten, allein die Vorlesungen auch nur als Audioaufzeichnungen zu veröffentlichen. Da gibt es irgendwie extreme Berührungsängste.
Tolle Sendung! Gibt es noch Shownotes oder soll ich mich an die Arbeit machen?
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Tolle Sendung, aber manchmal zu wenig konkret in den Vorschlägen.
Was ich mir nicht vorstellen kann, kann ich auch nicht umsetzen.
Hm.
Das stört mich immer an den heutigen jungen Leuten… dass sie einfach nur Anleitungen wollen, wie sie (möglichst fehlerlos) vorgehen sollen. Wer soll denn diese Anleitungen geben?
Es geht darum, sich in einen Geisteszustand zu versetzen (lassen), aus dem dann etwas erwächst, was zuträglich ist. Das ist das schöne an Utopien: wir wissen alle, dass sie unerreichbar sind (?) und trotzdem machen sie etwas mit uns, wenn wir uns damit beschäftigen.
Sehr guter Podcast. Ich habe alle bisherigen Folgen mit großem interesse Verfolgt und freue mich sehr das dieses Format existiert. Die Erfahrungen mit der Universitätslandschaft kann ich nur bestätigen. Ich habe selbst für meine Magisterarbeit, welche ich gerade fertiggestellt habe, fast ausschließlich auf Internetressourcen zurückgegriffen und bin sehr zufrieden damit. Viele Artikel erscheinen Parallel in Printmedien und in digitaler Form. Aktuelles Spezialwissen findet man in Blogs welche von Akteuren der Forschung immer häufiger betrieben werden. Die reine Verwendung von Internetquellen wird jedoch von offizieller Seite erschwert da im Rahmen von schriftlichen Arbeiten immer darauf hingewiesen wird mit Internetquellen so sparsam wie möglich umzugehen.
Es bleibt spannend.
Da würde mich ja nun interessieren, was Du studiert hast und worüber Du Deine Magisterarbeit geschrieben hast. Bei uns (ich studiere Biochemie) sind Lehrbücher die einzigen Publikationen die man noch meistens als print verwendet. Alle Artikel, die ich in meiner Bachelorarbeit zitiere habe ich selbstverständlich in digitaler Form bezogen und größtenteils am Bildschirm gelesen.
Kann man das aber nun als „Webpublikation“ im eigentlichen Sinne bezeichnen? Einerseits erscheinen diese Artikel immer seltener auch als print und ich kenne auch tatsächlich niemanden, der die Journale noch in gedruckter Form lesen würde. Andererseits dient das Internet hier hauptsächlich als neues Distributionsmedium, die Strukturen sind ansonsten die gleichen wie zuvor. Am Ende steht in meiner Quellenangabe sogar noch die Seite und die Ausgabe des Journals in dem die Publikation erschienen ist, obwohl ich die Artikel natürlich einzeln herunterlade und niemals das entsprechende Heft in der Hand gehalten habe.
Schöne Geschichte über deine Schwiegermutter… das bin quasi ich. Mein Sohn hat 1995 meine Hand auf die Maus seines neuen Laptops (Windows 95) gelegt und gesagt: Du kannst das, Mama. Seitdem habe ich mir alles an Bildung nachgeholt, was früher nicht ging. Das war mir ein Bedürfnis.
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