FG050 Duft und Riechen

Über die Welt der Düfte und die Wahrnehmung der Welt über den Geruch

Hanns Hatt
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„Wir sollten im Leben öfter mal unserer Nase vertrauen“, sagt der Biologe und Mediziner Hanns Hatt. Kein Wunder: Sein Gebiet ist die Geruchsforschung. Mit seinem Lehrstuhl für Zellphysiologie an der Ruhr-Uni in Bochum ist er auf diesem Gebiet weltweit ziemlich einzigartig. Und überaus erfolgreich. Seine Forschungen über das Riechen eröffnen völlig neue Horizonte, beispielsweise in der Medizin. Neue Erkenntnisse in der Erkennung von Prostata- oder Darmkrebs sind nicht zuletzt ihm zu verdanken.

Und so lernen wir in dieser Folge wie das Riechen überhaupt funktioniert, was Düfte mit Lernen und Empfindungen zu tun haben, dass wir schon im Mutterleib riechen können und durch die Geruchswelt unserer Mutter geprägt werden, dass bestimmte Düfte die Menschen vertrauensvoller machen können, dass Düfte auch im Marketing wichtig sind, wie man mit den richtigen Düften auch junge Menschen zu Tausenden in den Kölner Dom locken kann und warum die Uni Bochum einen eigenen Duft namens „Knowledge“ bekommen hat.

Am Schluss erfahren wir noch Wissenswertes über die 'Union der Akademien der Wissenschaften' (deren Präsident Hanns Hatt ist), wie sich die Akademien neuen Vermittlungsaufgaben widmen, und diskutieren über manch wilde Auswüchse von „Open Access-Journals“, die sich in einer Art Startup-Phase befinden, in der alles machbar zu sein scheint.

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10 Gedanken zu „FG050 Duft und Riechen

  1. Wahnsinnig interessante Sendung. Ein wenig schockiert war ich, dass ich lernen musste, mir das Parfum nicht mehr auf die Haut aufzutragen. Sehr lehrreich auch, dass man sich mit Düften konditionieren kann.

    Ein wenig Schade fand ich, dass Tim nicht nachgefragt hat, wie wir mit der Industrie umgehen sollen, die uns Düfte in unseren Alltag schmuggeln (Kunststoffe, Autohäuser, Lebensmittelketten).

    • „Ein wenig Schade fand ich, dass Tim nicht nachgefragt hat, wie wir mit der Industrie umgehen sollen, die uns Düfte in unseren Alltag schmuggeln (Kunststoffe, Autohäuser, Lebensmittelketten).“

      Ja, das wäre eine sehr interessante Frage gewesen!

      • Wahrscheinlich leider eine ganze Weile lang gar nicht, so lange nicht anerkannt ist, dass das Methoden der Käuferbeeinflussung sind und irgendwann reguliert gehören. Wie so oft wird es erst mal gemacht, keiner hat es auf dem Schirm, hat Erfolg, wird öfter und mehr angewendet, und während der Einfluss groß und größer wird, muss sich die Politik erst mal auf das „Neuland“ begeben und in Ruhe abklären, ob denn Handlungsbedarf besteht. Bis dahin stopfen sich die Konzerne die Taschen voll.

    • Hallo! Diese Frage war auch die Meinige. Wenn man auf die ‚Cloud-Wolke‘ tippt, wird man fündig. Einfach statt m4a-Version mp3 auswählen und download aktivieren.
      Freundliche Grüße!

  2. TIM! Heiliger Bimbam, was für eine Sendung! (und ich bin noch nicht mal ganz durch)

    Kann dem Mann bitte jemand ganz viel Geld geben? Finanziert ihm einen Nachfolger! Oder drei. Die Herangehensweisen, die er zeigt, und die Fragen die er stellt, das möchte ich bei so vielen Menschen wie möglich sehen. Ich wusste noch nicht, dass es eine Akademieunion gibt, dass Herr Hatt im Vorstand ist, finde ich großartig.

    Langer Kommentar voraus.
    tl;dr: lest ihn trotzdem.
    Begeisterung über (Bio-)Chemische Implikationen, Dystopische Voraussagen, wie Konzerne aus den Ergebnissen Geld machen wollen könnten, und eigentlich lieber niemand wissen will, was wir so täglich einatmen. Geht öfter raus, macht öfter das Fenster auf! Und tragt „Knowledge“ beim nächsten Date!

    Ich dachte schon nach zehn Minuten des Hörens „Wow, was für ein großartiger Interviewpartner, der einerseits einfach und umgangssprachlich Prozesse erklärt, und dann wie im Vorbeigehen die Fachbegriffe nennt.“
    Dass du später in der Aufnahme erwähnst, dass er den Communikatorpreis 2010 verliehen bekommen hat, passt perfekt ins Bild.

    Er hat also Chemie und Biologie parallel studiert, in beidem einen Abschluß, und während er drei Jahre promoviert hat, hat er „nebenbei“ noch Medizin studiert? Wow. Ich schwanke zwischen Bewunderung und Neid. Sowas ginge heute nicht mal ansatzweise. Von der Finanzierung mal ganz abgesehen.

    Und dann *was* er da herausgefunden hat. Ich bin Chemiker mit Schwerpunkten auf organischer Chemie und Biochemie, daher machen viele Details für mich wahrscheinlich noch mal extra viel Sinn.
    Sämtliche Körperzellen mit einem individuellen Muster an Rezeptoren? Krebszellen, die man mit einem bestimmten Duft einschläfern kann? Hautzellen, die man zu mehr Aktivität anregen kann? Asthma Linderung mit einem Duft? Verringerung von Magensaftsekretion mit Mikrogramm eines Duftstoffs, anstatt grammweise Omeprazol zu schlucken? Das klingt wie ein heiliger Gral und riecht für mich (no pun intended) nach Nobelpreis (zum Glück *höre* ich nur Methodisch Inkorrekt, die haben da ja so einen Runninggag mit Nobelpreisvorhersagen).

    Andererseits hat die Pharmaindustrie daran ganz sicher kein großes Interesse. Omeprazol und Verwandte sind ein Milliardengeschäft (https://de.wikipedia.org/wiki/Protonenpumpenhemmer#Nebenwirkungen eine bessere Quelle habe ich ad-hoc nicht gefunden), und gehören zu den meistverschriebenen Medikamenten überhaupt (https://www.welt.de/gesundheit/article108595998/Das-sind-die-Lieblingsmedikamente-der-Deutschen.html) unsere Gesellschaft und unser Alltag gibt reichlich Anlass zu Magengeschwüren. Ähnliches dürfte für Blutdrucksenker gelten, ich wette, früher oder später werden auch Rezeptoren gefunden werden, die diesen beeinflussen können.

    Das Tragische: die Forschung und die Methoden sind teilweise ziemlich neu und fortgeschritten, man kann als Normalsterblicher kaum was davon nachvollziehen, und es ist besorgniserregend nahe an Pseudowissenschaften und Esoterik dran, bzw. könnte damit verwechselt oder als „Beweis“ verwendet werden. Wobei tatsächlich mit dem Ausblick, den der Podcast gibt, eine sehr interessante Fragestellung wäre, ob zumindest von den hochdosierten Homöopathiepräparaten einige hundert oder tausend Moleküle im Blutkreislauf landen und dort an Rezeptoren tatsächlich reproduzierbare Effekte erzielen. Wodurch das ganze aber keine Homöopathie mehr wäre, weil dann wirkt es ja auf eine plausible Art.
    Kann dem Mann bitte jemand ganz viel Geld geben? Finanziert ihm einen Nachfolger! Oder drei. Die Herangehensweisen, die er zeigt, und die Fragen die er stellt, das möchte ich bei so vielen Menschen wie möglich sehen. Ich wusste noch nicht, dass es eine Akademieunion gibt, dass Herr Hatt im Vorstand ist, finde ich großartig.

    Dann kann ich mir leider gut vorstellen, wie Manager von Geldinstituten die Dollarzeichen in den Augen stehen, wenn sie die Ergebnisse der Forschung über Hideon hören und jenes großzügig in den Büros ihrer Finanzberater versprühen. Die würden vermutlich massiv von ein bisschen Extravertrauen ihrer Kunden profitieren, wenn sie mal wieder irgendwelche faulen Wertpapiere oder übermäßig riskante Hedgefonds verkaufen müssen. Vielleicht wird es das neue Businessparfum für Versicherungsmakler. Oder Verkaufspersonal für Luxusgüter.

    Nächstes Szenario:
    Im 20. Jahrhundert wurde Asbest großzügig für seine brandhemmenden und isolierenden Eigenschaften geschätzt und verwendet. Es hat viele Jahrzehnte gedauert, von der Erkenntnis, dass Asbest eine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellt, bis das Material ganz allmählich rückgebaut wurde und „Asbest-versuchte“ Gebäude stillgelegt wurden.
    Wir sind in unseren Innenräumen von tausenden von organischen Molekülen in der Luft umgeben, die über viele Jahre aus den Materialien ausgasen. Kunststoffe haben unser Leben revolutioniert, so langsam kommt ans Licht, dass aus denen u.a. Weichmacher herausdampfen, die hormonartige Wirkung haben, und die Mengen an Plastikabfall diese Stoffe ins Meer getragen und den Hormonhaushalt von Fischen durcheinandergebracht haben.
    Wir kennen von unseren Eltern (hoffentlich) noch die Ermahnung „geh mehr an die frische Luft!“. In unserer westlichen Gesellschaft verbringen wir immer mehr Zeit in Gebäuden, und wie die vorgestellte Duftforschung nahelegt, in einer Atmosphäre ungeahnter Wirkung auf die Menschen, die darin ihrem Alltag nachgehen. Mich würde nicht wundern, wenn Herrn Hatts Forschung in den nächsten zehn Jahren ans Tageslicht brächte, dass wir in unseren Gebäuden schlimmerem als Asbest ausgesetzt sind. Falls das jemand wissen will. Leider ist Ignoranz viel angenehmer, und was man nicht sieht, ist auch nicht da. Bis Menschen mit tragbaren Gaschromatographen durch Gebäude laufen, und Formaldehyd und andere banale VOCs (https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCchtige_organische_Verbindungen) schon gar nicht mehr interessant sind.

    In meinem ersten Studiensemseter war grade das Thema „Acrylamid in Fritteusenfett“ in den Medien, und der Prof in der Grundvorlesung meinte dazu recht abgebrüht (paraphrasiert):
    „Acrylamid war früher auch schon im Fett, wir wussten es nur nicht, weil wir es nicht nachweisen konnten. Jetzt haben wir so genaue Analytik, dass wir es können, und dann wird es plötzlich ein Skandal.“
    Wobei https://de.wikipedia.org/wiki/Acrylamid schon mal prinzipiell giftig ist und sich z.B. besonders leicht bei der Zubereitung von Pommes Frites bildet. Es kann (und wird in Varianten) auch zur Herstellung von gelartigen Polymeren verwendet, die im Tonnenmaßstab in modernen Babywindeln zum Binden von Urin verwendet werden. Es ist nicht auszuschließen, dass noch Monomere in winzigen Mengen aus der Windel austreten, und die ersten paar Lebensjahre eines Babys quasi permanent und nur durch ein dünnes Plastikvlies getrennt auf der Haut liegen.
    Das ist erst mal nur eine Hypothese, die zeigen soll, dass Stoffe, die sehr lange und in großen Mengen sehr nahe an jedem Menschen zu liegen kommen – und kaum jemand hat auch nur auf dem Schirm, dass man in die Richtung mal gucken sollte. Ist ja normal, und man hat anderes zu tun.

    Um die Stimmung am Schluß wieder zu heben:
    Ich werde bei meinem nächsten Date mal einen Spritzer „Knowledge“ tragen (auf dem Revers natürlich), und schauen, ob ich dadurch meine Chancen bei meiner Begleitung verbessern kann. :-D

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  5. Noch späterer Kommentar:

    Großartige Folge, Herr Hatt konnte schon immer gut reden.

    Ein wenig schade fand ich den recht unkommentierten Teil über Open Access Journals (erschien mir so, als wären da Predatory Journals und seriöse Open Access Journale in einem Topf gelandet).

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