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FG096 Tierstimmenarchiv

Das Tierstimmenarchiv des Museums für Naturkunde in Berlin

Das Heulen eines Wolfrudels, ein frühmorgendliches Vogelkonzert, der Gesang der Wale oder das Trommeln einer Wolfsspinne: Mit der Art und Weise, wie die Tierwelt von sich hören lässt, befasst sich die Bioakustik – eine Spezialdisziplin der Zoologie. Am Berliner Museum für Naturkunde existiert eine der drei weltweit größten Sammlungen mit ca. 120.000 Aufnahmen von Tierstimmen. Karl-Heinz Frommolt ist wissenschaftlicher Leiter dieses Archivs.

So vielfältig die Fauna kommuniziert, so unterschiedlich erzeugen die Tiere diese Laute. Viele Wirbeltiere modulieren mit dem Luftstrom in einem Kehlkopf ihre Stimme, wie eben auch der Mensch. Es gibt aber auch andere Mechanismen: Insekten etwa produzieren Schall, indem sie Körperteile aneinanderreiben: So entsteht beispielsweise das für Grillen typische Zirpen. Eine erstaunliche Variabilität legen Vögel an den Tag, die auch den Gesang fremder Arten in ihr eigenes Repertoire einbauen. Der in Australien beheimatete Leierschwanz besitzt ein so ausgeprägtes Stimmorgan, dass er auch Geräusche aus der menschlichen Zivilisation täuschend echt nachahmen kann, wie etwa das Surren einer Kamera oder eine Alarmanlage.

Nützlich erweist sich das Tierstimmenarchiv beispielsweise für die Verhaltensforschung, wenn Biologen in Playback-Experimenten untersuchen, wie Tiere auf bestimmte Laute reagieren. Es wird für künstlerische Zwecke sowie natürlich für Bildung genutzt und zuletzt auch, um durch das automatische Erkennen von Arten zum Monitoring der Biodiversität beizutragen.

https://forschergeist.de/podcast/fg096-tierstimmenarchiv/
Veröffentlicht am: 26. Juli 2022
Dauer: 1:39:38


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:43.530
  3. Persönlicher Hintergrund 00:02:21.530
  4. Aufnahmen von Tierlauten 00:14:29.602
  5. Lauterzeugung der Tiere 00:27:34.179
  6. Der Leierschwanz 00:37:31.733
  7. Geschichte des Tierstimmenarchivs 00:47:06.762
  8. Aufnahmen und Digitalisierung 00:50:05.350
  9. Weitere Tierstimmenarchive 00:59:47.939
  10. Nutzung des Archivs für die Forschung 01:02:22.799
  11. Biosphären-Monitoring 01:10:41.832
  12. Zukünftige Pläne 01:28:44.619
  13. Ausklang 01:38:26.684

Transkript

Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
0:10:36

Das war auf jeden Fall eine wegweisende Erfahrung und was eigentlich auch eine sehr große Erfahrung war, dass eine Kombination von Untersuchungen an gekäfigten Tieren und Freilandstudien doch sehr produktiv sein kann. Und ich würde auch jedem, der jetzt akustische Kommunikation untersucht, den guten Rat geben, auf jeden Fall Freilanduntersuchungen auch zu machen. Also erst wenn man Freilanduntersuchungen macht, versteht man sehr viele Sachen sehr viel besser. Man sieht erst mal das Tier auch in der natürlichen Umwelt und kann dann den Kommunikationsprozess auch viel besser verstehen. Also gerade bei den Wölfen ist es ja eine ganz andere Sache, ob man jetzt eine gekäfigte Gruppe hat, also egal wie gut die Tiere gehalten werden. Also wenn sie im Wildpark gehalten werden, ein großes Gehege haben, dann werden sie natürlich auch heulen, aber diese Tiere können niemals oder in der Regel nicht die Interaktion mit anderen Wolfsrudeln oder diese ganzen räumlichen Prozesse der Kommunikation realisieren. Und das ist ja auch das, was wir in der Freilandstudie da untersucht hatten. Es ging um die räumlichen Prozesse der Kommunikation, um überhaupt zu verstehen, warum heulen die Wölfe überhaupt? Also die eine Sache ist, dass die Wölfe verstärkt während der Paarungszeit heulen. Wir waren aber jetzt nicht während der Paarungszeit draußen gewesen, sondern während der Zeit der Jungenaufzucht. Und da ist die Situation, dass die Wölfe mit ihren Welpen kommunizieren. Die Welpen werden tagsüber zurückgelassen, die Altwölfe gehen auf Jagd und wenn sie dann zurückkehren, dann heulen erst mal die Altwölfe und dann kommt die Antwort vom Lagerplatz der Welpen, oft sind da auch noch andere Alttiere da und es hat auch ein bisschen was damit zu tun, was man so als ein Zusammenheulen bezeichnen könnte, also sie heulen nicht einfach nur zusammen, und das hatten wir dann auch live erlebt, da an dieser, auf englisch würde man sagen, /unverständlich???/ sind die Welpen nicht etwa an einem Ort, sondern die sind verstreut, die sind da so über 100 Meter verstreut. In der konkreten Situation war das im Heidelbeergebüsch gewesen und bei unserer Heulimitation hatten wir dann auch richtig gesehen, wie die Welpen zusammengelaufen sind. Und das ist natürlich auch eine praktische Sache, jetzt ins Wolfsleben übertragen, ein Altwolf kommt mit Beute zurück, bereit zur Futterübergabe, es wird geheult und dann sind natürlich alle Kinderchen an einem Ort. Und die Beute kann übergeben werden.

Tim Pritlove
0:13:48
Karl-Heinz Frommolt
0:13:51
Tim Pritlove
0:14:30

Die Aufnahmen, die Sie gerade schon beschrieben haben, wenn ich so überlege, was jetzt heute mit aktueller Technik möglich ist, ich meine, man muss nicht mehr daneben sitzen, man hat natürlich sowieso gar kein Tonband mehr, es gibt eben ja auch die Möglichkeit auch automatisch. Also man kann ja im Prinzip jetzt den ganzen Wald voll mit Mikrofonen hängen und Kameras noch mit dazu, die irgendwie lange automatisch laufen, das sind ja ganz neue Dimensionen eigentlich der Aufnahmetechnik, was, glaube ich, dann so ein Archiv auch relativ umfangreich beeinflussen könnte. Aber vielleicht noch mal so ein bisschen davor gedacht, wann ist denn überhaupt die akustische Welt der Tiere so richtig in den Fokus der Wissenschaft geraten? Also ich meine, ich meine mich noch so erinnern zu können so aus meiner Jugend, man hat ja immer so ein bisschen das Gefühl dafür, wie so die Menschheit auf die Tiere blickt und Tieren wurde selten Intelligenz zugeschrieben, man hat nicht davon gesprochen, dass die miteinander kommunizieren. All diese ganzen Erkenntnisse, wie Delfine, Wale etc. miteinander und dass sie miteinander kommunizieren, wie komplex sie miteinander kommunizieren, erscheint mir persönlich jetzt so ein bisschen eher so eine Erkenntnis der letzten, weiß nicht, drei, vier Jahrzehnte vielleicht, das ist jetzt nur meine subjektive Wahrnehmung davon. Vielleicht können Sie ja mal sagen, wie Sie das sehen, seit wann ist quasi die Sprache der Tiere überhaupt ein Thema für die Wissenschaft und wie spielt das dann auch in so ein Archiv mit rein?

Karl-Heinz Frommolt
0:16:18

Ja, also die Sprache der Tiere ist eigentlich schon lange Thema der Wissenschaft. Bereits bei Aristoteles werden Sie Angaben zur akustischen Kommunikation finden. Also dass Tiere Laute erzeugen. Es ist natürlich immer die Frage, wie kann man etwas objektiv untersuchen? Und das ist das große Problem bei Lautäußerung. Also man kann sie zwar jetzt wahrnehmen, aber jeder wird eine Lautäußerung sehr subjektiv beschreiben. Und das merkt man ja auch ganz einfach, wenn man jetzt mal ein und dieselbe Lautäußerung nimmt und das vielleicht in unterschiedlichen Sprachen betrachtet, dann wird es sich unterschiedlich anhören. Der Hahn ruft in Deutschland Kikeriki, in anderen Ländern ist das Kukeruku. Und auch der Kuckuck hört sich dann für verschiedene unterschiedlich an. Also wir brauchen etwas, um jetzt die Lautäußerung erst mal objektiv zu beschreiben. Und da brauchten wir natürlich erst mal Edison, der die ersten Aufzeichnungsgeräte, Aufzeichnungsverfahren entwickelt hat mit seinem Phonographen und die erste Aufzeichnung von Vogelstimmen wurde auch mit diesem Phonographen gemacht. Von Ludwig Koch, einem Berliner Aufzeichner von Tierstimmen. Also er war auch einer der Pioniere der Bioakustik gewesen. Er hatte eine umfangreiche Sammlung von Vogelstimmenaufnahmen erstellt. Wobei das seiner erste Aufnahme, das war, glaube ich, so 1910 gewesen oder sogar noch früher, als er als Kind da Vogelgesang mit dem Phonographen, den er von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte, aufgezeichnet hatte, damit konnte man natürlich noch nicht sehr viel anfangen. Dann gab es die Möglichkeit, auf Schellackplatten aufzuzeichnen. Das Aufzeichnungsverfahren war noch sehr sehr aufwändig gewesen und in den führen Phasen der Schellackplatte wurde ja in ein Trichter reingesprochen und dieser Trichter hatte natürlich bestimmte Eigenschaften. Also wenn man sich so ganz alte Schellackplatten anhört, die klingen doch ziemlich dumpf und das hat ganz einfach den Grund, dass dieser Schalltrichter nur tiefe Frequenzen gut aufgezeichnet hatte. Also oberhalb von 4 Kilohertz sah es schon ganz schlecht aus, das heißt also, diese alten Aufnahmen sind für die Analyse von Vogelgesängen weniger geeignet, obwohl es auch einige Aufnahmen gibt von Vogelgesängen. Also wir haben eine alte Schellackaufnahme aus dem Jahr 1910 „Gesang einer Nachtigall“. Und da muss man sagen, ja die Aufnahme ist nur bedingt geeignet.

Tim Pritlove
0:20:06
Karl-Heinz Frommolt
0:20:08

Es fehlen die Obertöne. Es lag jetzt nicht tan der Schellackplatte, die Schellackplatte selbst hätte es gebracht, aber es lag an dem Tonaufnehmer. Und erst die Entwickler von elektrischen Mikrofonen so in den 30er Jahren, Anfang der 30er Jahre machte es möglich, den Frequenzbereich zu erweitern. Und deshalb können wir eigentlich sagen, also die ersten brauchbaren Aufnahmen für wissenschaftliche Untersuchungen, die liegen in den 30er Jahren vor. Und gerade da war Ludwig Koch einer der Pioniere, als er auch so seine Schellackserie rausbrachte gemeinsam mit Oskar Heinroth, „Gefiederte Meistersänger“, was damals wirklich eine Pionierarbeit war und wo eine Vielzahl einheimischer Vogelstimmen vorgestellt wurden. Und das war natürlich auch ein Aspekt dieser Platten, dass man dann auch lehren konnte, wie Vögel singen. Und das hat auch eine Vielzahl von Ornithologen, Hobbyornithologen geholfen, sich besser zurechtzufinden. Also das waren damals die Schellackplatten, später waren es dann die Schallplatten gewesen, die mit besserer Technik aufgezeichnet wurden. Ja, also Nachteil dieser Aufzeichnungsverfahren in den 30er Jahren war immer noch, dass das alles sehr sehr aufwändig war, und dass man das Ganze nicht in Masse aufnehmen konnte. Es musste ja erst mal ein Wachszylinder, besser gesagt, es waren keine Zylinder, sondern Wachsplatten gewesen, die als Rohling hergestellt wurden und da ging nicht viel drauf. Und da hatte man selbst, um jetzt den Gesang einer Amsel aufzunehmen, mehrere Stunden benötigt. Das, wofür man heute einfach mal kurz auf das Handy draufdrückt und den Vogel aufgenommen hat. Das war wirklich eine Heidenarbeit und wenn man sich dann noch vorstellt, mit was für Technik dann angefahren wurde, die brauchten in der Regel erst mal einen LKW, dann brauchte man auch entsprechend die Stromversorgung, sehr viele Bleibatterien, um das Ganze überhaupt zum Laufen zu bringen. Das waren so die Limitierungen. So ganz nebenbei bemerkt, das war in den 30er Jahren nicht die einzige Richtung, um jetzt Stimmen aufzuzeichnen. Eine andere Richtung war der Tonfilm gewesen, die Tonspur wurde ja dann optisch aufgezeichnet und sah im Prinzip aus wie so ein Oszillogramm und dann wurde dann abgegriffen. Also nur dass eben bei der Tonspur das optisch abgegriffen wurde und bei der Platte wurde mechanisch mit einer Nadel die Höhen und Tiefen abgegriffen und damit dann auch ein Ton generiert. Ja und die große Revolution war dann die Entwicklung der Magnetbandtechnik gewesen. Und erst die Magnetbandtechnik hat es ermöglicht, in größerem Umfang Tonaufnahmen zu erstellen. Und das war in den 40er Jahren und Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre ist es dann auch richtig mit der Bioakustik als Wissenschaft losgegangen, als man wirklich jetzt Tonaufnahmen machen konnte und das hat sich ja auch hier in Berlin ganz gut gezeigt. Günter Tembrock hatte damals eine Lehrstelle für Verhaltensphysiologie innegehabt, hatte da 1948 mit Verhaltensstudien angefangen und nicht für umsonst hat er sich dann die Lautäußerungen auch vorgenommen. Mit den Lautäußerungen hatte er nämlich eine Verhaltensform, die konnte er erst mal aufzeichnen und er konnte es analysieren und vermessen und man konnte dann objektive Vergleiche machen. Das war in den 50er Jahren noch sehr primitiv gewesen und zunächst erst mal einfach mit Oszillogrammen, wo man dann die Dauer bestimmen konnte, aber man hatte auch schon erste Möglichkeiten der Frequenzanalyse. Ja und es gab dann auch schon, wenn zwar auch sehr aufwändig, aber Verfahren, die dem heutigen Spektrogramm sehr nahe kamen, das war, also da gab es ein amerikanisches Gerät, das nannte sich Sonargraph und dieser Sonargraph hat schon den zeitlichen Verlauf von Frequenzänderungen illustrieren können. Er war sehr sehr aufwändig, muss man sagen. Dazu wurde erst mal ein Laut aufgezeichnet und man konnte dann eine ganz kurze Sequenz, in der Regel drei Sekunden, auf den Speicher des Analysegerätes überspielen und dann durchlief diese kurze Sequenz verschiedene elektroakustische Filter und sobald eine bestimmte Frequenz zu einem bestimmten Zeitpunkt da war, dann wurde ein Funken erzeugt und auf einem Funkenpapier wurde dann ein Bild erzeugt. Und man hatte dann schon so als schwarzweiß Darstellung oder besser gesagt als Grautondarstellung ein Spektrogramm gehabt, mit dem zeitlichen Verlauf und wenn jetzt eine bestimmte Frequenz ganz intensiv war, dann war sie richtig schwarz und die weniger intensiven waren dann grauer. Und das waren dann auch die Abbildungen, die man in wissenschaftlichen Publikationen immer gesehen hatte und wo man dann wirklich Lautäußerungen objektiv miteinander vergleichen konnte.

Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Ja.

Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Ja.

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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Ja.

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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Gut, aber der Waldkauz war noch keine wav-Datei damals, das war noch eine Magnetbandaufnahme, die erst mal digitalisiert werden musste. Ja, wie ging es dann weiter? Der Waldkauz war eigentlich mehr so eine Zufallsaufnahme gewesen. Dann lag der Schwerpunkt erst mal bei den Rotfüchsen, die das Forschungsprojekt von Günter Tembrock waren. Seit 1948 wurden im Institut Rotfüchse gehalten und natürlich waren die dann auch Gegenstand der akustischen Untersuchungen. Da werden wir wahrscheinlich die weltweit umfangreichste Sammlung von Rotfuchsaufnahmen haben. Und da ging es natürlich wirklich jetzt um Fragen der Kommunikation. In welcher Situation wurde welche Lautäußerung gebracht. Und anhand der spektrographischen Analyse wurden dann verschiedene Lautäußerungen beschrieben. Und da hat man auch schon gemerkt, dass das Ganze nicht so einfach ist. Also die Anzahl der verschiedenen Rufformen beim Rotfuchs die variierte dann mit der Zeit. Also es gibt Publikationen von Günter Tembrock, wo er von über 30 Lautäußerungen von Rotfüchsen spricht. Und später bei einer zusammenfassenden Arbeit zur Lautgebung von Hundeartigen, zu denen auch Füchse gehören, zu denen auch die Wölfe gehören, hat er alles in zehn große Gruppen eingeteilt. Also die Übergänge sind fließend und man kann schwer sagen, wo fängt jetzt eine Lautform an und wo hört eine andere auf. Auch beim Rotfuchs gibt es eigentlich einen ganz interessanten Nebeneffekt. Die Variabilität der Lautäußerung ist sehr groß. Eine typische Lautäußerung, die währen der Paarungszeit geäußert wird, ist die Bellstrophe. Aber es gibt auch noch ein einzelnes langanhaltendes Bellen, also wie so ein Schrei. Interessanterweise hatten sie den Schrei im Intro gehabt. Da hört man im Hintergrund einen Fuchsschrei, dieses wuah.

Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Ja.

Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
1:08:59
Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
1:10:12

Und dann werden dann natürlich die Tierstimmen nicht nur von Biologen genutzt. Also sehr oft werden die Aufnahmen auch für künstlerische Zwecke genutzt, für Bildungszwecke werden sie natürlich genutzt. Sehr viele Ausstellungen greifen auf das Tierstimmenarchiv zurück. Also da bekommen wir auch regelmäßig Anfragen und wird auch sehr aktiv genutzt. Ja und eine neue Form der Nutzung hat sich eigentlich erst so in den letzten Jahren herauskristallisiert. Also wir selbst arbeiten auch daran, dass wir die Tierstimmen für Aufgaben der akustischen Mustererkennung nutzen. Das heißt, dass eine Art anhand der Stimme dann automatisch erkannt wird. Die ersten Ansätze sind eigentlich die, dass man wirklich eine relativ saubere Aufnahme einer Tierstimme dann einer Art zuordnen kann. Also da wurden auch auf der Grundlage von Aufnahmen des Tierstimmenarchivs, also nicht nur von unserem Tierstimmenarchiv, sondern auch von anderen Sammlungen, dann Algorithmen entwickelt, um die Arten automatisch zu erkennen. Also dazu werden jetzt in jüngster Zeit neuronale Netze genutzt, neuronale Netze müssen trainiert werden und wir liefern dann quasi das Trainingsmaterial. Eingebettet ist das bei uns in ein Projekt, wo es darum geht, eine automatische Station zur Erfassung von Biodiversität zu errichten. Bei diesen sogenannten /unverständlich/-Stationen geht es darum, verschiedene Verfahren einer automatischen Erkennung an einem Ort zusammenzubringen. Welche Verfahren gibt es? Also neben akustischen Verfahren sind das natürlich dann auch bildgebende Verfahren, also dass man jetzt Kameraaufnahmen auswertet, ob da ein bestimmtes Tier auf der Kamera zu sehen ist. Dies bietet sich unter anderem für Nachtfalter an. Eine traditionelle Art und Weise der Nachtfalter diese zu fangen war der Lichtfang. Da wird eine weiße Leinwand aufgebaut, diese angestrahlt und da sammeln sich dann Nachtfalter. Und traditionell mussten diese dann mit einem Kescher abgefangen werden und wurden dann von Spezialisten bestimmt. Und die Idee ist, dass man jetzt ganz einfach ein Foto von dieser Leinwand macht und dann mittels optischer Mustererkennung bestimmen kann, welche Arten sich dort auf dieser Leinwand versammelt haben. Ja und andere Verfahren sind jetzt Verfahren des DNA-Barcodings. Dazu muss man die Tiere erst mal wirklich auch fangen und dass man dann mithilfe einer DNA-Analyse bestimmt, welche Arten sind da.

Tim Pritlove
1:13:50
Karl-Heinz Frommolt
1:13:53
Tim Pritlove
1:15:27
Karl-Heinz Frommolt
1:16:16

Genau daran arbeiten wir in einem anderen Projekt. Das Projekt nennt sich Devise(?), also ist ein Kooperationsprojekt mit einem Fraunhofer Institut, also mit dem Fraunhofer ITM hier in Oldenburg und der ASO GmbH in Oldenburg. Und Ziel des Projektes ist, die Entwicklung eines Verfahrens zum akustischen Tracking von lautgebenden Tieren. Und wir fokussieren uns dabei zurzeit auf zwei Vogelarten, zum einen die Waldschnepfe und zum anderen der Wachtelkönig. Und gerade beim Wachtelkönig macht es schon Sinn, genau die Position der Tiere zu bestimmen, hat auch einen ökonomischen Hintergrund. Der Wachtelkönig ist Bewohner von ausgedehnten Wiesen, insbesondere feuchte Wiesen. Wir selbst machen unsere Untersuchungen im unteren Odertal. Und der Wachtelkönig ist eine extrem bestandsbedrohte Vogelart. Und in der Regel ist es so, dass wenn ein Wachtelkönig an einem Standort nachgewiesen wird, gibt es Einschränkungen in der Bewirtschaftung. Das heißt, dass die Maht zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen muss, bzw. nicht eher erfolgen darf und auf der anderen Seite der andere ökonomische Aspekt ist, dass der Landwirt für diese späte Nutzung der Wiesenflächen in der Regel eine Ausgleichszahlung bekommt. Und da macht es natürlich Sinn, dass die Gelder auch wirklich sinnvoll eingesetzt werden und man sicher nachweist, wo sitzt wirklich der Vogel. Und mit diesem System können wir dann die rufenden Tiere recht genau orten. Und können dann auch sagen, der Wachtelkönig sitzt jetzt auf dieser Wiese und nicht auf der anderen Wiese. Und was natürlich ein ganz großer Vorteil von solchen automatischen Erfassungssystemen ist, man kann auch Negativbelege bringen. Also man kann die Technik über Nächte draußen stehen haben, dann aufzeichnen, und wenn auf der Aufzeichnung kein Wachtelkönig drauf ist, dann kann man mit hoher Sicherheit sagen, da brütet kein Wachtelkönig und diese Wiesenfläche kann dann mit ruhigem Gewissen für die Maht freigegeben werden.

Tim Pritlove
1:19:12
Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
1:19:50
Tim Pritlove
1:20:29

Aber das hat ja eine technologische Perspektive. Ich meine, wenn man sich anschaut, wie gut Machine Learning in den letzten zehn Jahren geworden ist, man kennt das so von dem Erkennen von Inhalten von Fotos etc.. Und im Prinzip dasselbe Prinzip wird ja letztlich auf die Akustik auch angewendet. Man hat halt das ganze klar markierte, wohlsortierte Trainingsmaterial in möglichst hoher Zahl. An der Stelle wäre ja auch wirklich, umso mehr Varietät und Quantität man hat, wo man sagen, kann, okay, das hier ist jetzt der Wachtelkönig und nur Wachtelkönige. Und wir sind uns auch sicher, dass es Wachtelkönig ist, aber wir haben nicht nur Wachtelkönig hier, sondern wir haben Wachtelkönig überall in allen Formen und Farben mit viel Hintergrundgeräuschen und ohne viel Hintergrundgeräusche, also es ist ja auch ein Vorteil manchmal, dass vielleicht die Aufnahmen nicht so isoliert sind, damit man sie eben auch noch unterscheiden kann, wenn anderes dabei ist. Und angenommen, man hätte also diese ganzen Modelle, sprich ein System, was mehr oder weniger in der Lage ist, so ziemlich alles zu erkennen, was in irgendeiner Form Töne von sich gibt, bis hin zu den Alarmanlagen, dann braucht es ja jetzt eigentlich nur noch so ein Sensornetzwerk, was man in einem Naturschutzgebiet aufhängt, wo, was weiß ich, alle 100 Meter so ein Mikrofon ist. Und in einer idealer Welt hätte man so auf dem Bildschirm für jede Nacht die Information, also hier fliegen 300 von dieser Spezies rum und 20 davon und von dem haben wir seit drei Tagen nichts gehört etc. pp. und da heult auch noch ein Wolf.

Karl-Heinz Frommolt
1:22:07
Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
1:24:24
Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
1:24:33
Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
1:26:56
Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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Tim Pritlove
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Karl-Heinz Frommolt
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