Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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FG086 Klugscheißen im Fernsehen

Wissenschaftsjournalismus im Fernsehen in Zeiten von Corona und Klimawandel

Er ist eines der populärsten Gesichter der Wissensvermittlung im deutschen Fernsehen: Ralph Caspers kennen Millionen aus der Sendung mit der Maus, „Wissen macht Ah!“ und „Quarks“ – also Bildungsfernsehen im besten Sinne. Doch diese Programme sind keineswegs nur für Nerds, die es cool finden, Neues zu lernen. Ihr Erfolgsrezept liegt darin, die Wissensinhalte unterhaltsam zu verpacken.

Fernsehen heißt: Geschichten erzählen, und das durchaus mal mit Mut zur Lücke. Denn es hilft nicht, sich in Details zu verlieren, bevor das große Bild noch nicht vor dem geistigen Auge entstanden ist. Warum nicht mal mit Humor arbeiten oder mit Herzblut sein Publikum mitreißen? Von solchen Regeln, die für TV-Formate gelten, könnte sehr wohl auch der klassische Bildungsbereich profitieren. Für Caspers (Jahrgang 1972) hat weniger der Unterricht den Spaß entfacht, Neues zu entdecken, sondern das Yps-Heft. Er meint: Die Form von Wissensvermittlung, wie sie an Schulen und auch Hochschulen bis heute praktiziert wird, hat sich im Grunde überlebt. Viel zu viele junge Menschen wurden davon überzeugt, dass lernen vor allem eines sei: langweilig. Aber das muss nicht sein. Geschichten erzählen zu können, ist sehr viel Handwerk, also etwas, das man lernen kann.

Während der Corona-Pandemie hat die Öffentlichkeit mehr denn je wahrgenommen, welch existenzielle Rolle Forschungsergebnisse in unserem Leben einnehmen. Das hat auch Skepsis auf den Plan gerufen, berechtigterweise. Denn Wissenschaft ist nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern ein Schritt auf dem Weg dahin. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was heißt das nun für die Arbeit der Medien? Caspers plädiert dafür, eigentlich immer den wissenschaftlichen Konsens abzubilden und dabei Unsicherheiten transparent zu machen. Und er hofft, dass die Anerkennung für die Funktion von Wissenschaftsredaktionen als Schnittstelle zwischen Forschenden und Publikum auch anhalten wird, wenn die Pandemie einmal vorbei ist.

https://forschergeist.de/podcast/fg086-klugscheissen-im-fernsehen/
Veröffentlicht am: 13. Oktober 2021
Dauer: 1:49:21


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:41.463
  3. Yps und Mad 00:02:21.409
  4. Begegnung mit dem Fernsehen 00:05:57.493
  5. Sesamstraße 00:10:34.463
  6. Erste Fernsehjobs 00:11:33.008
  7. Lach- und Sachgeschichten 00:12:35.961
  8. Wissen und Humor 00:17:16.620
  9. Wissensvermittlung in der Schule 00:20:30.809
  10. Wissen macht Ah! 00:25:49.194
  11. Dinge so machen, wie man sie mag 00:37:41.524
  12. Klugscheißen ist cool 00:42:13.708
  13. Quarks & Co. 00:50:27.713
  14. Mut zur Lücke 00:56:14.436
  15. Kreativbildung und Reizverknüpfung 01:01:16.708
  16. Feedback einholen 01:09:54.092
  17. Wissenschaftsfernsehen in der Corona-Krise 01:16:28.723
  18. In der Öffentlichkeit stehen 01:32:49.073
  19. Auf dem Weg zur Wissensgesellschaft 01:39:26.480
  20. Ausklang 01:48:17.691

Transkript

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Nein, ich wollte eigentlich immer nur Quatsch machen, glaube ich. Also ich wollte immer nur Sachen ausprobieren. Und ich hatte auch tatsächlich nach dem Abitur überhaupt keine Ahnung was ich machen sollte. Ich war total neidisch auf alle meine Freunde, die wussten, so ich gehe jetzt zum Bund und dann mache ich Berufsakademie und dann habe ich meine Ausbildung und dann bin ich Ingenieur und das war es dann. Und da dachte ich, boah ich wünschte, ich wüsste, was ich machen sollte. Ich hatte null Ahnung, es war für mich so, die Zukunft war ein Buch mit sieben Siegeln. Alle hatten einen Plan nur ich nicht und das war wirklich, das hat mich echt frustriert. Ich habe dann erst mal Zivildienst gemacht und habe geguckt, so ein bisschen Zeit tot zu schlagen, damit ich irgendwie das überbrücken konnte, aber ich hatte null Ahnung und dann habe ich natürlich immer geguckt, was kann ich denn so machen? Wo ergeben sich irgendwelche Möglichkeiten? Dann habe ich irgendwann angefangen, beim Fernsehen als Praktikant zu arbeiten. Ich habe bei „Geh auf’s Ganze“ mir Spiele mit ausgedacht. Das war diese Sendung mit dem Zonk und am Ende den drei Toren, wo Jörg Dräger den Leuten, die mitspielen, immer so Wahlmöglichkeiten gegeben. Also entweder nimmst du das, was ich hier in dem Umschlag habe oder das, was in der Kiste ist. Und dann haben die sich entschieden für die Kiste, weil die größer ist und dann hat er gesagt, ich gebe dir aber noch 100 Euro, wenn du das, oder 100 Mark, wenn du das nimmst, was im Umschlag drin ist. Und so haben die halt hin und her gedealt. Und die Niete war der Zonk, das war so eine rote Stoffratte. Ich weiß nicht, ob du dich an die erinnerst.

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Zum Beispiel ja. Und das hat sich so ein bisschen gewandelt. Also es gibt inzwischen auch Sachgeschichten, die total unterhaltsam sind. Auf eine Art unterhaltsam, die es vor 40 Jahren vielleicht so nicht gegeben hätte. Und das finde ich ganz gut, weil das ist ja auch bei „Wissen macht Ah“ der Fall. Ich finde, dass Fernsehen in erster Linie ein Unterhaltungsmedium ist. Es muss einfach Spaß machen, das zu gucken. Wenn es keinen Spaß macht, wenn es langweilig ist, dann schaltet es keiner ein und dann, wenn es keiner einschaltet, dann kannst du die tollsten Sachen erklären, wenn es keiner mitbekommt, ist es irgendwie sinnlos. Und das ist so ein bisschen der Angang gewesen bei „Wissen macht Ah“ eigentlich, dass wir versucht haben, das immer unterhaltsam zu machen So ein bisschen wie bei dem Hund von meinen Eltern. Das war ein Bobtail und dieser Bobtail hatte immer ordentliche Verdauungsprobleme und hat Durchfall gehabt und weil da viel Fell am Hintern ist, verklebte das Fell am Hintern und das war wie so ein Pfropfen. Das heißt, der Durchfall fiel weiter durch, kam aber nicht raus, der Druck wurde immer größer und irgendwann platzte das auf und das war echt unschön, vor allem wenn man das Sonntagmorgens beim Frühstück erlebte. Und irgendwann hat dann, ich weiß nicht, meine Mutter die Idee gehabt, die auf der Hand liegt, die Medizin für den Hund ihm nicht einfach so zu geben, weil das spuckte er immer wieder aus, sondern schön in Leberwurst eingepackt. Wenn also die Pille in Leberwurst drin ist, dann frisst der Hund einfach nur, freut sich, denkt sich, oh geil Leberwurst und merkt gar nicht, wie er diese Pille mit runterschluckt und wird gesund. Und so ähnlich ist es eigentlich auch beim Fernsehen. Das heißt, die Unterhaltung ist die Leberwurst und die Fakten, die man vielleicht vermittelt oder das Wissen, was man vermittelt, ist im Grunde diese Pille.

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Naja, nicht ganz. Also die Produktionsfirma, die vorher den Maus-Club produziert hat, die haben eigentlich ja, die haben die ersten paar Sendungen auch vorbereitet. Aber das war nicht so vorbereitet, dass wir das Gefühl hatten, wir sind jetzt hier irgendwie, das war alles sehr improvisiert. Und nach ein paar Sendungen habe ich dann gesagt, so geht es nicht, weil das kommt von der Zeit nicht hin und das ist irgendwie so ein bisschen einfach nur heiße Luft, was wir sagen. Da fehlt mir Inhalt. Und dann habe ich angefangen zu schreiben, habe einfach dann die Texte geschrieben. Ich glaube, nach der fünften Sendung. Und habe das bis heute mache ich das so, dass ich eben mir genau überlege, okay was sind die Beiträge und was kann man zwischendurch machen, um die Beiträge vielleicht noch ein bisschen gehaltvoller zu machen oder vielleicht fehlt irgendwie eine Information oder müsste man noch irgendwie ein bisschen genauer drauf eingehen. Oder vielleicht gibt es Versuche, die man nebenher machen kann, um den Beiträgen noch mehr mitzugeben. Und so kam das, dass ich angefangen habe, mir das eben alles aufzuschreiben haarklein. Dass wir auch wussten, okay wir haben so und so viel Zeit und mit dem Text, den wir machen, kommen wir gut über die Sendung und müssen nicht irgendwie am Ende noch fünf Minuten füllen und wissen nicht, was wir sagen sollen. Das war es, wie es dann dazu kam. Und dann irgendwann hatte die Redakteurin vom KiKa das Angebot, dass „Wissen macht Ah!“ Täglich ausgestrahlt werden könnte. Das war eigentlich nur eine Sendung für den Samstagmorgen. Und ich fand das ehrlich gesagt total, das war wie so, also das hat sich mir überhaupt nicht erschlossen, warum man eine Sendung, die für wöchentlich konzipiert ist, plötzlich täglich ausstrahlen sollte. Weil das bedeutete ja, erstens haben wir nicht genügend Sendungen, es muss total viel wiederholt werden und zweitens werden wir uns wahrscheinlich tot senden und Leute finden das langweilig, weil sie nur noch „Wissen macht Ah!“ jeden Abend sehen. Aber sie war da hartnäckig und meinte, doch das ist genau richtig und da hatte sie auch echt recht. Weil durch dieses von montags bis donnerstags immer um 19:25 Uhr kam „Wissen macht Ah!“. Das hat der Bekanntheit, es war wie so ein Raketenantrieb, das war unglaublich.

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Ja und dieses Gefühl dafür zu haben, was ich selbst eigentlich gut finde, das ist etwas, was total wichtig ist. Das trifft für alle Menschen zu, glaube ich, für Lehrerinnen und Lehrer, die denken, ich möchte eigentlich gar nicht hier Entertainment machen, ich möchte hier meine Formeln ganz normal aufschreiben. Und das kommt dann authentisch rüber und auch lustig. Also ein Mathelehrer von mir, der mal, ich glaube, irgendeine lange Formel aufgeschrieben hat und hat so doof an der Tafel angefangen, dass die Tafel nicht ausreichte, hat dann einfach an der Wand weitergeschrieben und so was bleibt natürlich irgendwie hängen, weil das lustig ist, weil er plötzlich so ein Regelbrecher ist, obwohl er Mathelehrer war. Und dieses Gefühl dafür zu haben, was ich selbst mag und was ich selbst gut finde, sich daran zu halten ist total wichtig. Das war ja, eigentlich wollte ich ja Design studieren und wenn man so was studieren will, dann musst du halt eine Mappe abgeben. Und ich habe bei dem ersten Mal mir überlegt, okay, was könnte denn wohl diese Prüfungskommission sehen wollen und habe versucht, deren Geschmack zu treffen und damit bin ich halt komplett gescheitert, weil das natürlich Schwachsinn ist, den Geschmack von irgendjemandem zu treffen, den du gar nicht kennst. Und das war insgesamt eine sehr frustrierende Erfahrung und ich habe mir geschworen, nie wieder so einen Scheiß wie eine Mappe zu machen, weil das war einfach nicht für mich. Und dann irgendwann, als ich bei „Geh auf’s Ganze“ arbeitete, war eine Kollegin, die sich an der Kunsthochschule für Medien in Köln beworben hat und die hat mir mal gezeigt, was sie so alles macht für die Mappe und ich dachet, ach das ist aber nett, das klingt wie nach einer guten Schule, das könnte mir gefallen. Und habe dann doch noch so eine Mappe gemacht für die Schule. Habe aber eigentlich nur Sachen reingetan, die ich so für mich in den vergangenen Monaten so gemacht habe und habe das einfach nur zusammengestellt und habe die Mappe abgegeben und dachte, wenn die mich annehmen, super, dann bin hundertprozentig ich angenommen worden, weil ich mich nicht verstellt habe. Und wenn die mich nicht annehmen, dann passt es auch nicht.

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Und dann kam diese, ich weiß, dass die auch so eine Woche hatten mit Gesprächen mit der Prüfungskommission, wo dann sozusagen die Leute, die sich bewerben, dann noch mal auf Herz und Nieren geprüft werden im persönlichen Gespräch. Die Woche kam und ging und ich hatte keine Einladung bekommen und ich dachte, okay, das ist ein bisschen schade, aber ist auch okay, also war jetzt nicht so super frustrierend wie die ersten Mappen, die ich abgegeben habe. Weil ich eine ganz andere Haltung hatte. Und dann kam irgendwann wieder ein paar Wochen später dann der Brief von der Kunsthochschule, und das hat mich ein bisschen gewundert, weil der nicht per Einschreiben kam wie alle anderen Absageschreiben. Und ich habe den so aufgemacht und wie man das so macht, man zieht so den Brief so ein bisschen aus dem Umschlag und liest erst mal, okay, da steht jetzt „Lieber Ralph Caspers“, da steht nicht „sehr geehrter Ralph Caspers“, war überhaupt nicht förmlich und das Gefühl war, also die Absagen von denen sind aber sehr sehr locker gehalten. Und dann habe ich den komplett aufgemacht den Brief und habe gesehen, dass ich angenommen worden bin. Und es war wie so ein Schlüsselerlebnis, dass ich plötzlich merkte, ah, also wenn ich Sachen so mache, dass sie mir gefallen, dann ist es viel besser, als wenn ich versuche, den Geschmack von jemand anderem zu treffen. Weil selbst wenn ich der einzige Mensch bin, dem das gefällt wie ich es gemacht habe, gibt es wenigstens einen Menschen, dem es gefällt. Wenn ich aber was mache, was nicht mal mir gefällt und was auch nicht so einer Prüfungskommission gefällt, dann bin ich im Grunde doppelt gearscht, weil ich habe damit überhaupt nichts erreicht. Und das fand ich irgendwie …

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Absolut. Aber ist halt so dieses, ich meine, „Wissen macht Ah!“ und so die Maus und eben so Sesamstraße mit Abstrichen, diese Einflüsse so aus dem Fernsehen haben es ja dann auch geschafft, so einen gewissen Kultstatus zu erlangen, eben für die Nerds, also so für die Leute, oder sagen wir mal so, die Wissensliebhaber, so die das irgendwie auch cool finden, dass die sportliche Ertüchtigung auch im Hirn stattfinden kann. Im Prinzip ist ja, man sagt ja auch so Denksport, für viele Leute ist es dann nur so Kreuzworträtsel, gut das trägt sicherlich auch dazu bei, sich da irgendwie so halbwegs fit zu halten. Andere wollen es ja dann noch ein bisschen weiter treiben und in gewisser Hinsicht sind ja dann die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind ja so die Spitzensportler in diesem Feld, die dann eben auch wirklich noch das letzte rauskäsen wollen und ich versage dann auch immer so ein bisschen dabei, insbesondere mit diesen ganzen mathematischen Exkursen, die da zu durchlaufen sind, um dem Ganzen dann irgendwie noch den entsprechenden Rahmen zu bieten, da noch irgendwie zu folgen, finde das aber natürlich dann auch toll. Und es hat sich schon, denke ich, auch was verändert. Wir hatten das ja auch in zahlreichen Sendungen immer wieder so am Rande die Feststellung, Wissenschaft ist ja eigentlich was neues. Es gibt den Beruf des Wissenschaftlers, der Wissenschaftlerin gibt es eigentlich so ja auch erst seit 100 Jahren. Vorher gab es Leute, die waren halt in irgendeinem Feld vielleicht ganz gut oder so, aber man hätte jetzt nie davon gesprochen, dass sozusagen das Erarbeiten von Wissen als solchem an sich so einen Berufsstatus hat. Früher gab es halt so diese Superhelden, so Galileo Galilei und so weiter, die konnten ja alles mögliche, also so Maler und so Leonardo da Vinci, der hat irgendwie Konstruktionen gemacht, hat Bilder gemalt und so weiter, die haben sich halt einfach in vielen Bereichen getummelt, weil sie überall in irgendeiner Form ihre Fertigkeiten weiterentwickeln konnten und so und waren natürlich dann so nebenbei eben auch bei dem ein oder anderen wissenschaftlichen Durchbruch beteiligt und jetzt haben wir eigentlich erst seit 100 Jahren eben auch wirklich so dieses Berufsbild, so eben so Spitzensportler des Denkens, so Wissenschaftler, Leute, die halt Wissen schaffen, die einfach das so quasi wie in so einem Bergbau quasi immer wieder so aus dem Nichts herausklöppeln. Und das ist natürlich dann auch etwas, was nach Vorbildern schreit, um eben auch Jugendlichen vor allem oder überhaupt auch allen in der Gesellschaft zu zeigen, so ja das ist halt auch cool. Die Klugscheißer sind halt eigentlich gar nicht so scheiße, sondern das ist eben auch etwas, was einen gesellschaftlichen Wert hat, das ist auch etwas, was sozusagen herausragende Leistungen, auf die man stolz sein kann, schaffen kann, die dann eben auch ihre Anerkennung erfahren. Und ich habe immer so den Eindruck, in gewisser Hinsicht, obwohl da jetzt schon so viel passiert ist, braucht es noch ein bisschen, um wirklich auch diesen Status anzunehmen. In Teilen der Gesellschaft ist es sicherlich so, aber wir erleben ja auch gerade in dieser Corona-Krise da so ein Battle. Da können wir sicherlich auch gleich noch mal drauf eingehen. Vielleicht klappern wir noch mal eine andere Zwischenstation ab, weil das ja auch damit dann was zu tun hat, du hast ja dann auch bei „Quarks & Co“ mitgemacht, was ja Ranga Yogeshwar ja so auch auf seine einmalige Art und Weise auch so über einen längeren Zeitraum, ich weiß gar nicht, wie lange das schon läuft.

Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Ralph Caspers
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Mehr oder weniger ja. Ich muss mir die Sachen durchlesen, die dann Autorinnen oder Autoren recherchiert haben, muss selbst recherchieren und mit Leuten sprechen, damit ich sozusagen das alles, von dem ich keine Ahnung habe, damit ich Ahnung bekomme und damit ich dann alles das wegschneiden kann, was für die eigentliche Erklärung nicht notwendig ist, so dass ich im Grunde mit der einfachsten Form erst mal anfangen kann. Die einfachste Form, die, auch wenn viel weggelassen worden ist, trotzdem noch richtig ist, das ist ja das A und O. Das ist ja auch das schwierige, wenn wir zum Beispiel mit Forschenden sprechen und die alle Aspekte ihrer Arbeit mit reinbringen wollen und alle kleinen Eventualitäten auch mit reinbringen wollen, die aber für’s Fernsehen einfach, das hat keinen Platz, weil das dann zu ausufernd ist. Und das ist, auch wenn es ein Wissenschaftsmagazin ist, es ist ja kein Peer Review eigentlich. Es ist ja, wir stellen ja nur Forschungsarbeiten vor und versuchen, die Quintessenz da rauszuholen, ohne noch auf alle anderen Möglichkeiten, welche Bedeutung das haben kann, hinzuweisen. Vielleicht wenn wir Zeit haben, aber grundsätzlich ist es so, das, was eine Forscherin rausgefunden hat, ist wie so ein großes Gebilde mit Skelett und viel Fleisch drumherum und Haaren. Und das, was wir machen, ist, erst mal alles wegzunehmen, dass nur das Skelett da ist und dann kann man noch gucken, wieviel von dem Rest können wir noch dazu packen, damit es vielleicht noch ein bisschen voller wird. Aber im Großen und Ganzen müssen wir erst mal uns auf das Skelett konzentrieren und gucken dann, was wir zeitmäßig noch reinkriegen.

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Ja, also ich glaube, da spielt total viel rein. Erstens ist ja ganz wichtig Reizverknüpfung, das ist das was ich meine, das muss unterhaltsam sein, also zumindest beim Fernsehen. Und es hilft auch, wenn es so ein gewisse Art von innerer Komik vielleicht auch manchmal hat bei dem Vortragenden, der dieses Thema so total in- und auswendig kann, also der es by heart kennt. Und der wirklich so mit Herzblut auch dabei ist, weil es ihm Spaß macht. Und wenn sich das vermittelt, dann ist das schon mal das A und O. Das ist ja oft bei vielen meiner Lehrerinnen und Lehrer, dass ich oft mich gefragt habe, warum haben die eigentlich sich dieses Fach ausgesucht? Wo du dir denkst, da ist überhaupt keine Leidenschaft. Wieso erwarten die von mir Leidenschaft für ihr Fach, wenn sie es selbst nicht mal haben? Also dieses Herzblut ist ganz wichtig. Dass man eben auch versucht, das Thema mit anderen Reizen zu verknüpfen. Also ein guter Reiz ist Humor, wenn du etwas lustig findest und lachen musst, dann kannst du dir wahrscheinlich das, was gerade noch vermittelt wurde, viel besser merken. Was du ja eben auch gesagt hast, das mit dem Suspicious. Wenn dein Lehrer sich da an die Tafel stellt und irgendwie einen pantomimischen Ziegelstein in der Hand hoch und runter wirft, das prägt sich einfach ein, das ist eine klassische Reizverknüpfung irgendwie und das ist total wichtig, so was auch auszunutzen, dass unser Gehirn so funktioniert. Und dann kommt noch ein Sache dazu, die glaube ich hier in Deutschland total unterschätzt wird, aber im englischsprachigen Bereich Gang und Gäbe ist, das ist so was wie, jeder kann lernen Geschichten zu erzählen. Es gibt Creative Writing Classes und das ist bei uns, glaube ich, immer noch so, dass man davon ausgeht, dass nur derjenige Geschichten wirklich gut erzählen kann, der irgendwie so ein gewisses Naturtalent mitbringt oder von der Muse geküsst ist, aber dass es einfach Handwerkskunst ist, das ist vielen gar nicht klar. Dass man es lernen kann, wie man Geschichten schreiben kann, wissen, glaube ich, die meisten gar nicht. Und dass man bestimmte Samen pflanzen kann am Anfang der Geschichte und die kann man dann am Ende ernten und plötzlich wird das so was ganz rundes, das sind einfach …

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Dass das von den Schülern sehr früh schon abverlangt wird und gut, man weiß jetzt nicht, was das eine und das andere bedingt, aber natürlich ist diese ganze Showmanship und dieses Entertainment ist ein riesiger Exportschlager eigentlich auch der USA, dass sie es halt einfach geschafft haben, so Unterhaltung als solche irgendwie auch wirklich fassbar zu machen und auf eine Art und Weise unterhaltsam zu sein, dass es schon fast industriellen Rahmen hat. Von daher spielt es natürlich da eine andere Rolle und bei uns ist das halt einfach nicht so. Und es ist halt eigentlich, ich will jetzt nicht, dass wir jetzt gleich unbedingt mit derselben Oberflächlichkeit dann auch auftreten, wie das ja dann oft auch so ein Nebeneffekt ist, aber dass das dem Präsentieren, dem selber tun und dem selber auch Vorlieben sozusagen dann auch zu berücksichtigen, mehr Raum eingeräumt wird, ist glaube ich erforderlich. Was du sagst so mit diesen Nebenreizen, ich meine, es ist ja zum Beispiel auch so ein Erfolgsfaktor bei Podcasts, ja, weil man eben einfach nur Hörmaterial erzeugt, was sich wunderbar so nebenbei weghören lässt, kann man es ja wunderbar mit anderen Aktivitäten machen. Also ich merke das immer wieder, wenn ich gerade so an neuen Orten bin, Urlaub oder so oder man fährt halt überhaupt mal in eine Stadt, wo man noch nicht war, und dann laufe ich gerne mal einfach zwei Stunden nur durch die Stadt und höre dabei einen Podcast und kann mich meistens Jahre später noch daran erinnern, an welcher Straßenecke ich gerade welches Thema gehört habe, weil sich einfach das Bild und der Ton in dem Moment irgendwie paart. Und ähnlich muss man es dann, glaube ich, an der Stelle machen, da hat das Fernsehen natürlich auch ein hohes Potenzial an Wirkmächtigkeit es richtig zu machen, aber natürlich auch eine ganze Menge falsch zu machen. Sagt dir zum Beispiel das Format Pecha Kucha, deutscher ausgesprochen Pecha Kucha, etwas?

Ralph Caspers
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Ralph Caspers
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Ralph Caspers
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Genau, das ist ja diese Selbstverstärkung, die uns ja auch eine ganze Menge üble Debatten gebracht haben. Das bringt mich tatsächlich genau auf den Punkt, auf den ich jetzt eigentlich noch so hinaus wollte, nämlich der Status von Wissen, jetzt haben wir schon viel über den Wert von Wissen und wie der so in der Gesellschaft reflektiert wird gesprochen, was so wie cool oder nicht cool jetzt klugscheißen ist. Jetzt haben wir durch diese Corona-Krise auf einmal so eine Bewegung gehabt, wo auf einmal Wissenschaft eine existentielle Rolle auf einmal übernommen hat. Und während ich mal unterstellen würde, dass es sicherlich noch einen Großteil der Gesellschaft, der auch bereit ist, diesem Wissen zu folgen und daraus für sich auch entsprechende Handlungsempfehlungen abzuleiten, sehen wir natürlich auf der anderen Seite auch eine ganze Menge Leute, die einfach mit einer generellen Skepsis dem begegnen. Jetzt finde ich es grundsätzlich nicht falsch, wenn man Dingen skeptisch gegenüber steht, das ist in vielen Bereichen auch absolut wichtig und sicherlich auch, was die Wissenschaft betrifft, zumal ja die Wissenschaft auch selber von sich eigentlich im Idealfall niemals behauptet, die Wahrheit zu kennen, sondern halt immer nur einen aktuellen Stand, der irgendwie beliebig nahe an dieser Wahrheit sein kann, der sich aber auch täglich ändern kann, was ja dann der Wissenschaft auch vorgeworfen wird, ja aber gestern habt ihr ja noch das behauptet, ja da haben wir das ja noch nicht gewusst und so. Das ist ein schwieriger Diskurs, der sich da entwickelt hat.

Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ja nein, genau darüber wollte ich halt reden. Ich meine, ich habe es tatsächlich an der Quarks-Redaktion so ein bisschen wahrgenommen, vielleicht kannst du das bestätigen, vielleicht war es ja auch anders, aber ich hatte so den Eindruck, die sind ja dann mit so einigen Produktionen auch im Netz unterwegs gewesen, Videos gemacht so, wo sie irgendwie so, hier ist jetzt auch mal so unser aktueller Blick auf die Dinge und sind auch, glaube ich, auf diese Wissenschaftsskeptiker, -leugner etc. ein Stück weit eingegangen, einfach eben durch einerseits das Nachlegen von Fakten, aber ich hatte auch so den Eindruck, dass die nicht nur so im Sinne von, und hier unsere neueste Produktion über Wissenschaft und ach Corona-Krise ist das nicht schön, gucken wir mal was wir alles wissen, sondern das ist schon so eine gewisse, ich weiß nicht wie ich es nennen soll, Alarmierung vielleicht auch schon so ein bisschen im Hinterkopf war, so nach dem Motto, jetzt geht es hier aber auch wirklich mal ums Ganze, jetzt ist es nicht nur so, ich weiß was oder ich weiß es nicht und wenn ich es nicht weiß, ist auch egal. Das ist nicht nur so ein Angebot, sondern man hatte wirklich so den Eindruck, die sehen sich so einem Feind gegenüber, wo man mal eine Barrikade aufziehen muss. Jetzt bin ich in so militärischen Worten, soweit ich ich es gar nicht machen. Aber halt einfach sozusagen auch ein bewusstes Statement zu setzen und sagen so, nein Leute, jetzt müsst ihr aber auch wirklich mal langsam mal was verstehen, /unverständlich/

Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Ja.

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Ralph Caspers
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Also ich glaube, da muss man zweigleisig fahren wahrscheinlich. Einerseits das machen, was wir sonst auch immer machen, nämlich den aktuellen Stand der Forschung darstellen, und erzählen, in welche Richtung die Reise geht. Und das zweite, was genauso wichtig ist, ist vielleicht so ein bisschen wissenschaftliches Arbeiten auch so zu vermitteln, wie das funktioniert, sprich, nach welchen Kriterien kann ich eigentlich sagen, dass jemand Ahnung von etwas hat oder auch nicht? Also hat derjenige vielleicht Arbeiten veröffentlicht zum Klima oder ist der eigentlich nur Verkehrswissenschaftler und ist der eigentlich befähigt dazu, zu dem Thema was zu sagen oder ist eigentlich sein Fachgebiet ein ganz anderes und nur weil er einen Doktor hat denken wir, der kann auch dazu was sagen. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, dass man diesen Schritt zurückgeht und guckt, okay wer kann jetzt was zu welchem Thema sagen und das ist auch wirklich glaubwürdig und glaubhaft und der hat wirklich Ahnung davon? Und dieses Gefühl zu vermitteln, dass man das auch selbst rausfinden kann, dass es da auch Kriterien gibt, die man anwenden kann, das ist, glaube ich, so der nächste Schritt, der wichtig ist, neben dem puren Vermitteln von Forschungsergebnissen und wissenschaftlichem Arbeiten, dass man als Zuschauer oder Zuschauerin merkt, ah okay, der redet jetzt über, keine Ahnung, Virologie, ist aber eigentlich in einem ganz anderen Bereich tätig und hat vielleicht von Viren gar nicht so die Ahnung, dann ist es vielleicht auch gar nicht so richtig was der sagt, vor allem wenn es nicht vielleicht dem wissenschaftlichen Konsens entspricht, sondern aus einer ganz anderen Richtung kommt. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, dass man das Leuten auch so ein bisschen vermittelt.

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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… ein anderer, der sozusagen aus der anderen Seite kommt und die bekommen zum Beispiel gleiche Redezeit. Und dann denkt man, okay ich habe zwei unterschiedliche Ergebnisse, zwei Meinungen, die werden gleichstark gefeatured, also kann ich mir aussuchen, für welche ich mich entscheide. Aber tatsächlich ist es ja so, der wissenschaftliche Konsens, das müssten eigentlich tausend Wissenschaftler sein, die diese Redezeit bekommen und der eine müsste dann eben nur ein tausendstel dieser Redezeit bekommen. Und dieses Ungleichgewicht das wird gar nicht bedacht eigentlich bei der ausgewogenen Berichterstattung, die eben nicht ausgewogen ist, weil der Konsens viel zu kurz kommt. Wenn du jetzt aber jemanden hast, bist auf einer Party und hundert Leute sagen dir, der Kuchen schmeckt super, den musst du essen und einer sagt, lass ja die Finger davon, ich habe so Durchfall bekommen, dann denkst du, ja aber hundert Leute sagen, der ist gut, also probiere ich den natürlich, wenn du aber nur zwei Leute hast und einer sagt, der ist super, da passiert nichts und der andere sagt, da musst du echt wahnsinnig lange aufs Klos gehen danach, da wäre ich auch vorsichtig, weil ich sage, okay, das sind jetzt zwei Leute, ich bleibe besser mal vorsichtig und skeptisch und probiere nichts von dem Kuchen. Und das passiert eben auch im Fernsehen ganz oft bei Talkshows, dass dann zwei Leute eingeladen werden, wo eigentlich hundert von dem einen und die Gegenmeinung da sein müssten, dann würde das auch einen ganz anderen Eindruck machen.

Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Jetzt sind wir ja im Prinzip schon bei dem nächsten großen Ding, also nach der Corona-Krise ist natürlich jetzt der Klimawandel voll in den Fokus geraten, nicht nur durch die Bundestagswahl, sondern natürlich auch durch die ganzen immer weiteren Verschlimmerungen der Gesamtsituation. Und ja ich habe so den Eindruck, der Übergang ist fließend. Also so wie man sich jetzt um die Corona-Krise gekümmert hat, also jetzt aus der Perspektive der wissenschaftlichen Redaktionen heraus gilt es jetzt eigentlich beim Klimawandel auf dieselbe Art und Weise nach zu legen und solche Zusammenhänge klarzumachen, aber man macht sich damit ja auch Feinde von Leuten, die es eben, weiß ich nicht, nicht wahrhaben wollen, oder vielleicht auch einfach nicht verstehen oder eben sich in ihrer persönlichen Ausdrucksform eingeschränkt fühlen, was ja dann solche Abwehrreaktionen hervorbringt. Ich meine, es sind ja teilweise auch wirklich vollkommen absurde Postionen. Auch in der Corona-Krise hat man das gesehen, letztlich gingen im Netz halt so alte Fernsehberichte rum, Interviews mit Leuten, als die Gurtanschnallpflicht eingeführt wurde. Dieselben Ausreden im Prinzip wirklich nur noch mal mit einer anderen Farbe, die jetzt auch bei Maskenpflicht etc. gebracht werden. Das sind immer wieder so Dinge, die immer wiederkehren und die man wahrscheinlich einfach so aus den Leuten nicht so ohne Weiteres herausbekommt. Sprich, es dauert einfach seine Zeit. Aber in dem Moment, wo sich Leute dann eben auch in ihrem Freiraum, Freiheiten oder einfach nur in ihrem eingespielten Way of Life, von dem sie sich selber, wo sie keine Bereitschaft sehen oder diese Verantwortung für andere so spüren und mehr so ichorientiert unterwegs sind, dann nehmen sie natürlich auch schnell Leute, die eben sagen, ja, du musst jetzt mal deinen Lebenswandel ändern, schnell auch mal als Feinde wahr. Und dann kommt man doch schon so ein bisschen in so eine Zielscheibe. Aber ist sozusagen noch nicht so weit bei dir?

Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ja, also das sind so Leute, die offensichtlich ja nicht belehrbar sind. Ich hatte mal eine interessante Analyse gesehen, als es in den USA mit diesem auch wirklich unfassbar absurden QAnon Verschwörungsblog losging, da hatte das nämlich den interessanten Effekt, dass auf einmal die ganze Nachfrage nach Flat-Earth-Videos, die in den Jahren davor ja so durch die Decke gegangen ist, auf einmal wieder stark absank. Und das mag nur ein Indikator sein, ich fand das allerdings relativ einleuchtend diese Sichtweise, dass es einfach eine Gruppe von Leuten gibt, die durch was auch immer in ihrem Leben auf so eine bestimmte Art und Weise so verhärmt sind, dass sie geradezu manisch irgendeinem Kult sich anschließen und da irgendwie reininvestieren, obwohl sie eigentlich wissen, dass das Unsinn ist, aber dadurch dass sie in der Lage sind, andere Leute da auch noch mit reinzuziehen und dann innerhalb dieser Szene dann schnell zu irgendwelchen Königen aufsteigen, weil sie ja sozusagen durch den ganzen Unsinn, den sie dann aufeinander türmen, von den anderen Leuten noch angehimmelt werden, die dann auf Konferenzen irgendwie groß belobt werden etc., so dass es eigentlich nur so ein Wettbewerb ist, den maximalen Unsinn zu bekommen, um dort irgendwie eine gewisse Anerkennung zu bekommen. Und man wird akzeptiert dadurch, dass man bereit ist, quasi sein Gehirn an der Garderobe abzugeben und diesen ganzen Quatsch zu glauben und dann war halt QAnon dann einfach der nächste Schritt, wo alle hingerannt sind.

Ralph Caspers
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Tim Pritlove
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Ralph Caspers
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