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FG079 Wüstenforschung (Teil 2)

Weitere Einblicke in die verborgene Welt der Wüsten

Seit vielen Jahren zieht es Stefan Kröpelin in die Wüste. Denn sie ist nicht nur eine faszinierende Landschaft, sondern auch ein einzigartiges Forschungslabor: Der Geoarchäologe und Klimawissenschaftler von der Universität zu Köln untersucht dort, welche Spuren die Natur und der Mensch in dem heute so lebensfeindlichen Raum hinterlassen haben.

Vor allem die östliche Sahara im Schnittpunkt zwischen Libyen, Ägypten, dem Tschad und dem Sudan hat es Kröpelin angetan. Es ist das trockenste Gebiet der Erde mit statistisch weniger als zwei Millimetern Niederschlag pro Jahr -– und einer Hitze, die die 500-fache Menge verdunsten ließe. Auf seinen Forschungsexpeditionen spürt er beispielsweise Felsbilder auf – farbige Malereien oder einfache Gravuren, die in den Sandstein geritzt wurden. Teilweise sind diese Zeugnisse nomadischer Kultur Jahrtausende alt, konnten sich aber durch die besonderen klimatischen Bedingungen bis heute erhalten.

Einst war die Wüste von Tausenden Oasen durchzogen. Jetzt sind nur noch wenige übrig. Und ihre Zeit ist gezählt, denn sie graben sich buchstäblich selbst das Wasser ab. Sie speisen sich aus sogenanntem fossilen Grundwassser, der vom Regen von vor 100.000 Jahren stammt. Ist diese Quelle erst einmal versiegt, kommt nichts nach.

Die Wüste ist ein großartiger Platz, um Klimaveränderungen zu studieren. Aber auch viele andere Wissenschaften profitieren von den Forschungsergebnissen. Stefan Kröpelin berichtet auch von Marsmeteoriten, die im Sandmeer zu finden sind. Und darüber, dass es eine Fata Morgana, wie man sie aus Filmen kennt, tatsächlich gibt.

Diese Episode knüpft an Folge 047 an, in der Stefan Kröpelin bereits zu Gast war.

https://forschergeist.de/podcast/fg079-wuestenforschung-teil-2/
Veröffentlicht am: 29. April 2020
Dauer: 1:37:56


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:42.847
  3. Der Lieferservice der Wissenschaften 00:02:41.938
  4. Fokus Ostsahara 00:05:55.321
  5. Was ist schon erforscht worden? 00:14:23.742
  6. Expeditions-Besetzung 00:17:34.476
  7. Ein Forschungstag 00:19:53.605
  8. Felsbilder und menschliche Besiedlung 00:25:08.882
  9. Interdisziplinäre Zuarbeit 00:36:10.326
  10. Geoarchäologische Forschung 00:39:35.474
  11. Interessante Orte 00:45:11.572
  12. Flussbetten und Seeablagerungen 00:47:23.586
  13. Pflanzenwelt 00:49:34.771
  14. Oasen 00:52:40.513
  15. Fata Morgana 00:57:30.907
  16. Meteoritenfunde 01:00:04.608
  17. Zusammenarbeit mit der NASA 01:06:34.720
  18. Tierskelette 01:11:15.975
  19. Probenlagerung und Untersuchung 01:14:23.073
  20. Archäozoologie und Paläoontologie 01:20:14.600
  21. Wüstenroboter 01:23:54.924
  22. Paläoklimatologie 01:31:40.703
  23. Ausklang 01:36:46.348

Transkript

Tim Pritlove
0:00:43
Stefan Kröpelin
0:01:35
Tim Pritlove
0:01:35
Stefan Kröpelin
0:02:49
Tim Pritlove
0:02:58

Ja. Ja Geoarchäologie und überhaupt ist mir eins so ein bisschen klar geworden, nämlich dass die Wüstenforschung insofern ein wenig anders ist als andere Forschungsbereiche, weil üblicherweise haben Forscher und Wissenschaftler halt so ihren Fokus und dann nehmen die sich dieses Themas an und in der Regel ist das Objekt mehr oder weniger direkt beobachtbar. Man kann sich dann halt dem einfach zuwenden, muss vielleicht einen gewissen Aufwand treiben. Bei der Wüstenforschung habe ich so mehr das Gefühl gehabt, das ist so ein bisschen mehr so der Lieferservice auch für andere Bereiche, weil eben die Sahara so unfassbar unerreichbar ist. Man denkt sich immer so, naja wieso ist doch hier gleich um die Ecke, kann man ja hinfliegen. Wir haben schon drüber gesprochen und werden auch nochmal drüber sprechen, was für ein Aufwand das ist, dort zu sein. Dort gibt es keine Infrastruktur, die Wetterbedingungen sind extrem, man muss alles mitnehmen, was man eben braucht für viele Leute über einen sehr langen Zeitraum, die Expeditionen sind auch sehr sehr sehr lange, weil alleine schon die Vorbereitung so lange dauert, damit es sich überhaupt lohnt, muss man eben auch entsprechend lange bleiben, das bläht den ganzen Apparat und die ganzen Vorbereitungskosten dann natürlich auch nochmal enorm auf. Aber am Ende ist man halt dort, sammelt quasi alles ein, was dort ist. Und man kann sich das ja auch nicht aussuchen, sondern wo auch immer man hinkommt, man findet das eine oder man findet das andere, das bringt man dann am Ende wieder mit zurück und dann können andere Wissenschaften und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überhaupt erst mal dieses Material sehen und sich neue Fragen stellen, weil sie ja vorher gar nicht wissen konnten, was denn da alles so auf einen zukommt. Von daher ist das mal eine ganz interessante interdisziplinäre Kombination. Trifft es das?

Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Nein, das nicht mehr, Ostsahara ist natürlich auch eine Definitionssache wie alles, aber im weitesten Sinne kann man auch sagen, dass Teile des Tschads, wo ich arbeite, im Tibesti, dass es schon eher zur Zentralsahara gehört, aber entscheidend ist eben die sogenannte historisch genannte libysche Wüste, also seit der Römischen Zeit, seit der Geschichtsschreibung und die umfasst eben praktisch den östlichen Teil Libyens, den westlichen Teil Ägyptens, den nordwestlichen Teil des Sudans und den nordöstlichen Teil des Tschad. Dieses vier-Länder-Gebiet und das ist eben der heute trockenste Raum der Erde, wo eben im langjährigen Mittel, soweit man das überhaupt weiß, mangels Klimastationen, eben weniger als zwei Millimeter Niederschlag pro Jahr fallen, gegen eine Verdunstung von tausend Millimetern und damit ist es eben ein hyperarider Raum, der halt ein ideales Forschungslabor darstellt, um zu sehen, war der immer so hyperarid und wenn nicht, wie lange und wie war der in der Zeit der grünen Sahara ausgebildet? Und das sind eben Bedingungen, die man eigentlich in keiner anderen Wüste der Erde in dieser Weise hat, da sie entweder zu nahe an den Meeren liegen, wie die Atacama, die ja eigentlich nur ein Handtuch ist, ein langes Handtuch, aber ein sehr schmales winziges Handtuch, also von der Gesamtgröße her bedingt durch den Atlantik, also wo viele Einflussmöglichkeiten sind oder andere Wüsten, wie, sagen wir mal, die Namib, die halt einfach nicht diese Vielfalt und vor allem diese Größe bieten. Wie gesagt, man darf nie vergessen, dass die gesamte Sahara eben größer ist als die USA und dass man deswegen ja gar nicht von der Sahara reden kann, sondern von vielen Saharas, da ist ein riesiger Unterschied zwischen der westlichen Sahara, der zentralen und der östlichen Sahara oder der nördlichen Sahara und der südlichen Sahara und das sind eben riesige Unterschiede und die kann man dort eben ganz besonders gut vergleichen, einfach durch diese riesigen Distanzen, also West-Ost über 5.000 Kilometer und Nord-Süd über 2.000 Kilometer und das ist eben die Besonderheit, die eben gerade diesen östlichen Teil so interessant machen.

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Also je nachdem, es kann sehr kalt werden. So kalt haben wir es nicht erlebt, aber es gibt also Berichte von den wenigen militärgeografischen Expeditionen in den 30er Jahren, die Temperaturen von unter Minus 15 Grad hatten, was ja gar nicht so schlimm ist, das Schlimme sind halt diese starken Winde, die dann durch den Abkühlungsfaktor, den Chill-Faktor eben die empfundenen Temperaturen noch viel weiter absenken, wo man sich wirklich also totfrieren kann in kürzester Zeit, wenn man nicht entsprechende Kleidung besitzt und Schlafsäcke. auf anderen, dem zweithöchsten Berg des Tibesti und damit ja zweithöchsten Berg der Sahara, haben wir auch da mit über 30 Kilogramm schweren Rücksäcken die dicksten Schlafsäcke hochgeschleppt, um oben dann zu merken, es ist gar nicht so kalt und deswegen, weil dieser zweithöchste Berg, der Pick Toussidé eben noch vulkanisch aktiv ist und das eben durch die Erdwärme, die nach oben dringt, es dann richtig angenehme Temperaturen hat, solange man am Boden liegt und so weiter. Ist also noch längst nicht vulkanisch inaktiv, es ist nicht so aktiv wie Hawaii, aber sonst gibt es schon viele Ähnlichkeiten. Aber generell ist es ein extrem zerklüftetes Gebirge, wo noch nicht mal Einheimische jemals waren und wir hatten auf einer Expedition waren wir quasi die erste wissenschaftliche Expedition, die diesen Punkt, dieses Herz des Tibesti, das sogenannte Tio Rocko-Massiv eben überhaupt erreicht haben und da reingekommen sind und ein paar Proben nehmen konnten. Und das zeigt eben einfach halt, dass dort noch unheimlich viel zu holen ist und ich hoffe, dass das irgendwann kommen wird.

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Ja, das kommt natürlich drauf an, wenn man jetzt sagt, erforscht ist, wenn man eben mit dem Flugzeug rüberfliegt und da Untersuchungen macht, zum Beispiel um Erdöl zu finden, dann sind schon große Areale abgeflogen. Es gibt auch gerade in dem Teil, der früher zur französischen Kolonialmacht gehört hat, die sind auch zum Teil relativ gut kartiert, wogegen es zum Beispiel in der Ostsahara ja im Grunde keine verfügbaren Karten hatte. Wir mussten die ersten Karten Ende der 70er/Anfang der 80er erst selbst erstellen auf der Basis der damals ja aufkommenden, noch sehr schlechten Satellitenaufnahmen und so weiter. Wenn man, sagen wir mal, Standards anlegt von egal welchem Ort, sagen wir mal in Deutschland, dann sind es wirklich nur 0,000 und man muss sich überlegen, dass jede Ausgrabung, wo man hier an einem Platz, wo Jahre, Jahrzehnte lang ausgegraben wird und dort sind es dann bei Grabungen vielleicht mal ein paar Tage mit wenigen Leuten, dann sind es bis heute fast überall nur Nadelstiche im Grunde, wenn man das eben vergleicht, zum Beispiel die Forschung, die in USA getan ist, vergleichbar mit der gleichgroßen Sahara, dann geht das gegen nichts. Umgekehrt ist natürlich der große Vorteil, dadurch dass die Sahara so ein relativ homogener Raum ist, eben so ein ideales Forschungslabor, was den Drittel eines ganzen Kontinents einnimmt, sind natürlich viele Ergebnisse, die man an diesen Nadelstichen findet, auch übertragbar auf viel größere Areale. Das heißt, das Klima ist relativ einheitlich, ist sehr verschieden zwischen der viel feuchteren West-Sahara und der hyper-extremen Ost-Sahara, aber es ist natürlich überall beherrscht durch die Passatwinde. Es ist überall charakterisiert durch diese Trockenheit und so weiter, und dadurch kann man eben durch geologische Funde, durch archäologische Funde, durch biologische Funde und so weiter dann auch immer Rückschlüsse auf größere Areale treffen, die zum Beispiel jetzt, sagen wir mal, gehen wir in die Schweiz, viel schwieriger sind, denn dort ist es eben in jedem kleinen Tälchen ein bisschen anders. Und die Untersuchung eines Sees, die ist nicht übertragbar auf einen See, der nur zehn Kilometer entfernt ist, aber unter anderen Rahmenbedingungen, etwas höher, etwas tiefer, stärker bewaldet außenrum und so weiter. Dagegen wenn man jetzt einen Bohrkern aus der Sahara hat, zum Glück unser Bohrkern in dem Yoa-See, in den Ounianga-Seen im Nord-Tschad, der ist übertragbar auf riesige Areale. Und das könnte man eben meistens in jedem anderen Ort in den USA oder in Europa nicht so machen.

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Also die Zeit haben wir natürlich nicht, so schön es wäre, irgendwo hinzufahren und dann tagelang rumlaufen. Was manchmal so Wüstenamateure, die ja oft die tollsten Funde machen, machen, die gehen wohin, gehen alleine oder mit einem Kamel tagelang. Das habe ich mir immer geträumt, ist kaum passiert, wenn man also mit halt Teams unterwegs ist. Aber es ist natürlich eine Kombination. Es ist einmal die Vorbereitung, dass man also zum Beispiel jetzt guckt auf Satellitenbildern, die heute extrem gut sind. Von solchen Bildern, wie man sie jetzt in GoogleEarth hat, hätte man ja nicht träumen können vor 30-40 Jahren. Nicht in den entferntesten Vorstellungen, dass man dann eben guckt, wo könnte ein See Existenz haben? Wo sieht man Spuren auf ehemalige Flusssysteme oder Wadi-Systeme. Und in extremen Fällen kann man sogar schon eben aus Satellitenbildern Hinweise finden, wo könnte es zum Beispiel im Umfeld dieser ehemaligen längst ausgetrockneten Seen auch archäologische Fundplätze finden. Aber es ist gleichzeitig natürlich, man kann natürlich nicht alles sehen, außer von den besten Satellitenbildern, ist auch einfach, man fährt und manchmal durch einen Zufall, man hat eine Reifenpanne und solange irgendjemand die Reifen wechselt, läuft man ein bisschen rum und findet die tollsten Plätze. Also es ist eine Kombination aus einmal Vorbereitung, von Zufallsfunden und natürlich Erfahrung. Wenn man also wie ich 40 Jahre lang jedes Jahr monatelang in die Sahara fährt, dann entwickelt man ein Gefühl, dass man manchmal sagen kann, da hinten dieser Felsen, ich wette sonst was, dass es dort Felsbilder gibt oder dass es dort einen interessanten prähistorischen Siedlungsplatz gibt oder dass es was anderes gibt, da man sich natürlich reinversetzen kann in die früheren Bewohner, für die solche Landmarken, solche herausragenden Felsen, die ja manchmal die tollsten Formen einnehmen, von Elefanten bis Pyramiden bis alle Arten von Tieren und so weiter, die haben natürlich auch schon die prähistorischen Menschen, die eben grob vor 5000-10000 Jahren in der Ost-Sahara gelebt haben, fast überall, auch angezogen und das waren dann bevorzugte Siedlungsplätze, wo man dann auch hohe Chancen hat, eben zum Beispiel Felsbilder zu finden. Und davor sind dann häufig, da ja Menschen immer Wasser brauchten, auch meistens in der Nähe befindliche ehemalige Wasserquellen gewesen. Also halt entweder temporäre Seen, so Regentümpel, manchmal auch permanente Seen, weiter im Süden oder eben Quellaustritte, die damals waren, als es noch mehr geregnet hat und so weiter. Und dann hat man so ein gewisses Ensemble, was man dann immer wieder finden kann, aber ich bin sicher, dass wir die besten Plätze auch nach 40 Jahren Großforschungsprogrammen noch nicht gefunden haben, dass die noch schlummern und man sieht, was allein in den letzten zehn Jahren an neuen Felsbildfunden in den Regionen, wo man eben für eine gewisse Zeit hinkommt, wie jetzt Nordtschad gefunden hat, das hätte sich auch vor 50 Jahren niemand träumen lassen können. Also es ist noch unendlich viel zu tun, bloß die Rahmenbedingungen werden halt immer schlechter.

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
0:26:22

Ja, von tausend … Passatwinde sind sehr stabil, die kommen halt meistens aus nordnordöstlicher Richtung, und dadurch, wenn da jetzt schon, wenn man so will, Millionen oder hunderttausende von Sandstürmen in den letzten 5.000 Jahren drüber gegangen sind, da wird natürlich alles abgeschmirgelt wie ein Sandstrahlgebläse. Heißt, man muss schon da gucken, wo sie ein bisschen geschützt sind und das sind eben meistens die Felsüberhänge oder die Rückseiten, die Leeseiten von solchen Sandsteinpfeilern oder Schichtstufen und so weiter. Und da, wenn man genau guckt, findet man, wie gesagt, immer was. Das können kleine Gravierungen sein, ganz primitiv, fast wie von Kindern rein gravierte, Kinder könnten das kaum machen, weil das sehr hart Fels meistens ist, einfache Darstellung von irgendwelchen Gazellen, aber das können auch 10-20 Meter lange riesige, also Felsbildpanels sein mit unzähligen Details und dem Extrem, wie dieser eine herausragende einzigartige Platz in Südost-Ägypten, wo rund 10.000 Darstellungen sind an einer einzigen solchen Felsbildwand, die also von zwei Millimetern bis zwei Meter groß sind, in Farben gemalt und die sich erhalten haben über die Jahrtausende. Da gibt es ein Riesenspektrum. Das gleiche ist im Tassili in Algerien zum Beispiel, weil es da auch sehr bekannt ist für die Felsbilder, wo man auch überall was findet. Und ich denke, allein zum Beispiel im Ennedi und im Tibesti da sind noch sehr sehr viele Felsbildplätze zu finden. Und die sind halt von herausragender Qualität, von erstaunlicher Farbigkeit und das Besondere bei den Felsbildern, die jetzt im Tschad sind, also im Tibesti und im Ennedi ist eben, dass dort bis heute Menschen leben, weil es eben das Ennedi sich um ein Gunstgebiet handelt, was bis heute noch ein bisschen Regen bekommt in den Sommermonaten.

Tim Pritlove
0:28:10
Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Und dann gibt es natürlich Pflanzen, solange die Wurzeln der Bäume, der Pflanzen ins Grundwasser können, ist es grün. Das erzeugt natürlich wieder Lebewesen und so weiter. Wenn dort Lebewesen kommen und Weiden entstehen, dann kommen auch Menschen oder bleiben dort. Und die Besonderheit ist da eben jetzt speziell eben in diesem Ennedi-Plateau, was seit ein paar Jahren Welterbe ist, dass dort man praktisch die Klima- und Umweltentwicklung und gleichzeitig die menschliche Besiedlung über einen Zeitraum von 10.000 Jahren verfolgen kann und zum Teil im besten Fall, im idealen Fall an einer Felsbildwand. Dass also dort zu acht Lagen übereinander angebracht sind, die von der Ergrünung der Sahara, sagen wir mal ganz grob, vor 10.000 Jahren, um nicht ins Detail gehen zu müssen, begonnen hat, als es nur Wildtiere gab und zum Teil auch rundköpfige Menschen, die ganz friedlich inmitten von Herden von Nashörnern sich bewegt haben, um ein Bild herauszugreifen. Und dass dann später umringt, wo dann Tiere dargestellt sind, eben zum Beispiel wie Giraffen und Elefanten und sonst was. Und dann kam eben eine spätere Periode und die war dominant, die war auch die längste eben, diese Zeit der Rinderhüter, dass dort eben die Rinder, die wirklich ja majestätische Tiere sind mit langen Hörnern, hervorragend dargestellt sind und im Mittelpunkt stehen, weil sie einfach eine riesige Bedeutung hatten in der Zeit und da gibt es auch noch viele detaillierte, fast fotografieähnliche Darstellungen von den damaligen Lebensbedingungen, wie die Menschen gelebt haben, wie sie gekleidet waren, welche Tattoos sie hatten, wie sie ihre Nahrung zubereitet haben, wie die Hütten ausgestattet waren und so weiter. Das sind ganz tolle Bilder. Und dann, als diese Zeit zu Ende ging, weil die Niederschläge zurückgingen, dann gab es eine Periode, die wahrscheinlich plus/minus mit der Eisenzeit damals, die ja auch in der Region des Ennedis ihr Zentrum hatte, ob es das einzige Zentrum war, übersteigt jetzt mein Wissen, aber es war sicher ein Zentrum der Eisenentstehung, da kam dann die Reiter…

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Die sind dann die oberste Schicht von diesen acht Lagen. Die muss man natürlich durch Bildbearbeitung rausziehen, das ist auch ein Ideal, manchmal sind es ein bisschen ältere Darstellungen an einer Stelle, da sind Krokodile undeutlich und dann kommen die ganzen anderen Abfolgen, aber insgesamt hat man dort eine Abfolge, die nicht aufhört. Dass zum Beispiel in Gilf el-Kebir, wo ja seit 5.000 Jahren im Grunde kein Mensch mehr leben konnte und deswegen gibt es auch keine Felsbilder aus den letzten 5.000 Jahren. Es gibt also keine Darstellung von Pferden, es gibt keine Darstellung von Kamelen, weil nicht mal die mehr dort hingekommen sind oder von irgendeinem, die Nomaden malen da keine Felsbilder normalerweise, bis heute nicht, und dagegen eben im Nord-Tschad da hat man das gesamte Holozän von der Ergrünung der Sahara bis zu ihrer Austrocknung, bis zum heutigen Tag, bis in die Gegenwart und das ist eben eine ganz ganz große Besonderheit, die eine großartige Ergänzung ist zu den Ergebnissen aus der geologischen Klimageschichte und aus den archäologischen Ausgrabungen, die dann natürlich viele zusätzliche Details liefern über die Lebensbedingungen, über die ökonomischen Verhältnisse sozusagen der prähistorischen Siedler damals und das gibt eben so ein Gesamtbild, was einfach unheimlich viel Spaß macht und wir haben zum Beispiel einen Artikel gemacht mit zwei Kollegen, einen Archäologen, dem Heiko Riemer und einem Felsbildspezialisten, den Andras Zboray, wo wir praktisch unsere unterschiedlichen Ergebnisse zusammengelegt haben. Das heißt, ich habe jetzt die geologischen Ergebnisse zum Klimawandel der letzten 10.000 Jahre eingebracht hauptsächlich. Der Andras Zboray hat die Felsbilder, eine Typologie der Felsbilder, also die unterschiedlich gemalt sind, mit unterschiedlichen Formen, jede Periode oder jede Epoche hat ja ihre spezielle Kunst sozusagen.

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Also es gibt, wie gesagt, ein sehr sehr weites Spektrum und da fallen mir jetzt nur ein paar Beispiele ein. Zum Beispiel genetische Biologe jetzt Proben wollen von irgendwelchen Schneckenresten, die wir gefunden haben. Sowohl die 10.000 Jahre alt sind, wie die sich in Isolation erhalten haben bis heute in diesen letzten verbleibenden Süßwasserseen der Sahara, im nördlichen Tschad, in der Ounianga-Region. Und das geht über Hinweise auf Lagerstätten, die wir halt nebenher, wir haben sie nie gesucht, aber wir haben eben Hinweise auf Gold, Hinweise auf Uran, Hinweise auf Bauxit-Vorkommen und so weiter gefunden, an denen dann die jeweiligen Landesämter natürlich immer interessiert sind. Die meisten von denen sind bis heute nicht gefördert, weil eben alles viel zu weit entfernt ist und sich das überhaupt nicht lohnt, in diesen Gebieten eben die abzubauen. Und das geht halt im Extrem hin bis halt wirklich in die Sprachwissenschaften zum Beispiel, die dann sagen, oh ihr habt da mal Seen gesehen und ihr habt da ein Wadi, wie das große Wadi Howar, ehemals der größte Nebenfluss des Nils aus der Sahara, gefunden. Und die dann darauf basierend, auf diesen früheren naturräumlichen Bedingungen, also auf der früheren Landschaft sozusagen geschlossen haben, oh diese zwei Sprachgruppen, sagen wir mal, aus dem zentralen Afrika im heutigen Tschadsee-Bereich und dem Nil, diese Sprachgruppen die hatten eine Verbindung und die müssen sich zu dieser Zeit ausgebreitet haben. Also es geht wie gesagt da bis hinein so weit aus den Naturwissenschaften heraus. Und auch zum Teil Anwendungen, an die man nie gedacht hätte, dass man zum Beispiel veröffentlicht jetzt eben über dieses Wadi Howar, wo dann Zuschriften kamen von Spezialisten, die die alten historischen Quellen im alten griechischen neuinterpretiert haben und Herodot und gesagt haben, oh könnten das in der damaligen Zeit dieses Wadi Howar die damaligen Menschen nicht als die Quellen des Nils betrachtet haben, obwohl es ja nur ein Zufluss war und dass dann auf dieser Basis dann eben Neuübersetzungen entstanden sind, die dann viel mehr Sinn machen, wo es dann Geschichten gab eben von den damaligen Siedlern, die dem Nil gefolgt sind und dann irgendwie zurückkamen ans Mittelmeer, wo sich dann neue Erläuterungen gaben oder diesen alten See, den wir westnubischer Paläosee genannt, so also im Nordwest-Sudan, dass es sich dabei um die Ptolemäischen Sümpfe der Cheloniden, der Schildkröten gehandelt haben muss. Wir haben auch Wasserschildkröten gefunden, dass also praktisch so historische Übertragungen, die also durch halt mündliche Übertragungen ja Jahrtausende gemacht haben, dass sie sie noch vom Ptolemäus oder von Herodot aufgeschrieben werden konnten, aber da die eben einen wahren Grund haben und dass praktisch dann jetzt der geologische, archäologische Beweis erbrachte, dass es diese Seen oder Flüsse tatsächlich gab.

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
0:42:26

Das ist der Volltreffer, das ist dann schon zu viel des Guten. Aber der Unterschied ist eben dagegen die Archäologen, deswegen die Frage, die Archäologen die brauchen Zeit. Die brauchen für die kleinsten Ausgrabungen Tage bis Wochen und selbst dann haben sie oft nur ein paar Quadratmeter untersucht, weil es einen unglaublich aufwendige Arbeit ist, Zentimeter für Zentimeter die Schichten abzutragen, zu dokumentieren, zu fotografieren, einzumessen und so weiter, das ist sehr sehr sehr aufwendig. Und deswegen ist es ein Unterschied, wenn man in geologischen Teams ist, dann ist man selten bei einer langen Bohrung, wie in den Ounianga-Seen, da wo ich wirklich schon mehrfach wochenlang war, aber das ist die Ausnahme. Es war meistens selten an einem Ort mehr als ein-zwei Tage. Und dann hat man das im Kasten und man fährt weiter zum nächsten Profil, zum nächsten Baggerloch, zur nächsten Bohrung. Die Archäologen wollen am liebsten, und müssen auch, am liebsten eben an einem Ort so lange wie möglich bleiben, wenn der genug hergibt, auch wenn sie nur einen Bruchteil, Promille manchmal von archäologischen Plätzen ausgraben können. Und die Zusammenarbeit ist dann eben das Tolle, dass eben die Archäologie die Präzession bringt und die Datenmenge über die damaligen Lebensbedingungen, die eben dann Aussagen geben über die damalige Ökologie und die Geologen, die halt den großen Rahmen bringen über die Altersstellung, über die Umweltbedingungen von geografischen Verhältnissen und so weiter. Und das Zusammenspiel ist unheimlich fruchtbar, ganz fruchtbar, diese Geoarchäologie. Problem ist natürlich im Gelände, dass die Geologen immer weiter wollen und die Archäologen wollen immer bleiben. Und da einen Kompromiss zu finden, das geht manchmal so, dass man sich eben aufteilt und die Archäologen bleiben da, während die Geowissenschaftler rumfahren, dann wieder zurückkommen und so weiter. Also das ist dann eben der Abgleich immer, dass natürlich jede Forschungsrichtung seinen eigenen Zeitbedarf hat und seine eigene Präferenz hat, Botaniker normalerweise sind auch ziemlich schnell, weil die nehmen Pflanzenproben, wenn es noch Pflanzen gibt natürlich nur in den wenigen Bereichen oder im Tibesti-Gebirge und die sind auch immer relativ schnell fertig und wollen weiter. Und die Archäologen sind sehr sesshaft, muss man auch so sein, sonst kann man diese Arbeit gar nicht durchführen und die haben dann auch einen relativ regelmäßigen Lebenslauf, Tagesablauf, also frühstücken, zur Arbeit gehen, mittags zurück Mittagspause machen, nachmittags wieder zur Arbeit gehen und das eben sieben Tage die Woche, auch wenn es Monate dauert. Das ist regelmäßig. Die Geowissenschaftler wollen halt immer in die Fläche gehen und so viele Vergleichsorte untersuchen, um eben zum Gesamtbild zu kommen über dieses riesige Gebiet der Ostsahara, wie gesagt, Arbeitsgebiet ein-zwei Millionen Quadratkilometer, so viel kann man gar nicht rumfahren, so viel Diesel hat man nicht.

Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Am Flussbett, was ja meistens aus Sand oder Kies besteht, wenn man das aufgräbt und das nicht längst ausgetrocknet ist, dann findet man dort immer noch genug Wasser und damit auch eben Besiedlungsreste aus dieser Zeit. Und noch interessanter sind natürlich immer die Seeablagerungen in den Seen, die es damals gab, die auch … es gab in dem südlichen Teil, sagen wir mal, Nord-Sudan, gab es Seen oder natürlich im Nord-Tschad, die über Jahrtausende lang Wasser geführt haben. Die Süßwasserseen waren, nicht Salzwasserseen wie heute wie fast alle verbleibenden Seen auf der ganzen Welt, das sind alles Salzseen, weil sie sehr schnell versalzen durch die Anreicherung der im Wasser befindlichen Salze, so gering sie auch sind, aber er reichert sich an, also jeder Süßwassersee wird ziemlich schnell innerhalb von Jahren zum Salzwassersee, mit der Ausnahme der Seen von Ounianga im Nord-Tschad, aber das ist ein anderes Thema, und die sind natürlich noch viel bessere Sedimentfänger oder Sedimentfallen, weil dort normalerweise, vor allem wenn es tiefe Seen waren, die Ablagerungen ja versunken sind und sich dann übereinander aufgeschichtet haben, so dass man dort eben viel bessere geologische Informationen über die Entwicklung der Seen über die Klimaentwicklung finden kann als in einem Wadi, weil da können tolle Ablagerungen abgelagert sein, aber dann kommt ein neuer Abfluss und der schwemmt das wieder alles weg und dann kommt der Wind, bläst einen Großteil weg und dann kommt wieder ein Wasser und legt was ab, das heißt, das sind viel schlechtere Klimaarchive, wie wir sagen, als eben die Ablagerungen an den Seen, ob sie ausgetrocknet sind inzwischen oder seit Jahrtausenden oder ob sie noch existieren wie im Nord-Tschad.

Tim Pritlove
0:49:35
Stefan Kröpelin
0:49:54
Tim Pritlove
0:49:55
Stefan Kröpelin
0:50:13

Es ist eben mit der Botanik, das sind auch immer sehr angeregte Diskussionen mit den Botanikern und eben also einem Freund und langjährigen Kollegen, dem Frank Darius, wenn ich sage, gut wir fahren jetzt hunderte Kilometer, ich sage mal, durch die ägyptische Wüste und da war nicht ein Hauch von Vegetation. Und dann kommt er und sagt, nein, also hier war ein winziges Pflänzchen oder hier ist eine Grünalge auf der Rückwand, das heißt, es gibt Regionen, die absolut steril sind, wo wirklich nichts übrig ist, aber es gibt natürlich sobald irgendwo das Grundwasser noch bis heute näher ist, das fossile Grundwasser, der Regen, der vor 10.000-5.000 Jahren gefallen ist, immer noch diese Grundwasserspeicher so hoch hält, dass dort die Wurzeln rankommen, dann gibt es natürlich Pflanzen. Es gibt auch manchmal, man fährt hundert Kilometer und man stößt auf einen einzelnen Baum, den man sich nicht erklären kann, aber der dann wahrscheinlich durch ganz besondere Felsnischen im Untergrund mit zum Teil ja 50 Meter tiefen Wurzeln noch das Grundwasser erreicht und dann da alleine rumsteht. Also es gibt wirklich immer wieder, dass man sich fragt, wie kann das, wo kommt das Wasser hier in diesem praktisch regenlosen Gebiet und zum Teil eben Sträucher und Bäume auch her. Also das ist immer faszinierend, aber insgesamt ist es wirklich die trockenste Wüste, die Atacama-Wüste ist wesentlich, da regnet es zwar genauso wenig oder manche behaupten, noch weniger, aber auf jeden Fall auch so gut wie nicht, aber dort kommt natürlich die ganze Feuchte vom Humboldtstrom rüber vom Meer, deswegen ist die Pflanzenwelt in der Atacama ja viel viel besser ausgeprägt als in der östlichen Sahara und jetzt von Südwest-Ägypten ganz zu schweigen. Das ist ja, sagen wir mal, nach unseren Maßstäben überhaupt keine Wüste, sondern ist eine Halbwüste, sonst könnte sie auch nicht leben, die Wüste lebt und so weiter. Also da muss man halt da genauer sagen, ab wieviel Millimeter Niederschlag und welcher Vegetation nennt man es überhaupt eine Wüste, und Wüste wird es erst, wenn man nicht mehr von Strauch zu Strauch springen kann. Und da gibt es auch etwas wissenschaftlichere… Wenn man ins Gebirge geht, zum Beispiel ins Tibesti-Gebirge, der durch die Höhe noch viel mehr Regen erhält in der Höhe und dort feuchter ist, dann gibt es natürlich sofort mehr Pflanzen, das ist ganz klar. Und sobald man in die Flachländer geht, die weit entfernt ist, da wo man wirklich über hunderte Kilometer keinen Strauch und kein Gras findet.

Tim Pritlove
0:52:37
Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
0:55:54

Genau, dann ist es ground water mining, dann nimmt man es wie Erdöl, kann man einmal fördern, dann ist es weg bis zur nächsten Feuchtzeit, die ja normalerweise vielleicht erst in 50-60.000, 70.000 Jahre käme, warten wir mal ab, außer es geht doch schneller. Und das ist natürlich die Gefahr, wenn man dann zu engmaschig das abpumpt, was gerade in Ägypten getan wurde, ja auch in Libyen, dass dann sich Grundwasserabsenkungstrichter bilden, weil das Grundwasser ja nur sehr langsam nachfließt. Das ist ja nicht wie ein Wasserhahn, sondern es fließt ja zum Teil mit Geschwindigkeiten im Extrem von wenigen Metern pro Jahr. Das heißt, das nachfließende Grundwasser wird dann in diesen Grundwassertrichtern schnell abgesenkt und erlöscht dann und dann lohnt es sich nicht mehr und deswegen sollte man eigentlich dieses fossile alte Regenwasser aus den Feuchtzeiten vor 10.000, vor 100.000 Jahren, vor 200.000 Jahren eigentlich nur für die allerwichtigsten Anwendungen nutzen, die dann wirklich auch ökonomischen Nutzen haben und nicht jetzt um Tomaten anzubauen, die dann meistens auf dem Transport nach Kairo sowieso kaputt gehen oder alles mögliche. Also sagen wir mal, das Grundwasser, die Grundwasserthematik ist eigentlich die allerwichtigste in diesen ja auch extrem bevölkerungsreichen Gebieten, die eben halt Ägypten, ohne Wasser kann niemand leben und das Grundwasser kann man zwar kurzfristig fördern, man muss aber wissen, nach ein paar Jahren, nach ein paar Jahrzehnten ist es aus, da halt praktisch reell nichts mehr nachgebildet wird. Und das ist natürlich viel wichtiger als Erdöl noch in den ganzen Trockengebieten vom Atlantik bis nach Zentralasien.

Tim Pritlove
0:57:30
Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Das sind bestimmte geologische Flächen, das hängt natürlich ab davon, ob drunter jetzt ein flacher Sandstein ist, wo sich der Sand erhalten hat. Also Wanderdünen, eben die Barchane ziehen dann schon durch in verschiedenen vogelschwarmartigen Abfolgen und so weiter, aber die Hauptfläche ist gerade, das liegt halt einfach an der strukturellen Geologie, wo kein Gebirge ist, wo es wirklich flach ist und keine Schichtstufe ist, da bilden sich solche Flächen aus, der Wind spielt auch eine Rolle und das ist flach. Und das heißt, alles was man findet, man fährt vom Auto, man kann ja 100 Meter, 200 Meter, bei guter Sicht auch noch weiter größere Objekte entdecken und man fährt hin und entweder ist es meistens eine Hinterlassenschaft der Menschen, weil es kann ja dort nicht wie im Eis, wenn da ein Fundplatz ist oder ein Meteorit liegt in der Antarktis und es ist mal im Sommer wärmer und dann heizt der sich schneller auf und versinkt im Eis, dagegen an der Oberfläche auf dem Sand kann der nicht versinken, der könnte höchstens zugeschüttet werden durch eine Düne, die dann irgendwann auch wieder weiterläuft, aber die bleibt da liegen, und dadurch ist es eben ein hervorragender Ort, um Meteoriten zu finden. Und es gibt eben auch Meteoriten, natürlich die meisten, haben Sie völlig recht, das sind also Eisenmeteoriten, die man zum Teil in großen Quantitäten findet, die schwarz sind, die entsprechende Erscheinungsform haben, aber es gibt eben auch Marsmeteoriten, die eben viel schwerer zu identifizieren sind, weil sie eben so rötlich aussehen und weil sie genauso aussehen wie jeder Stein, der auf der Oberfläche ist. Das heißt, den würde man auf einer Sandstein-Hamada, auf so einer Sandsteinfelsfläche niemals identifizieren können, aber wenn der natürlich in dem Sand liegt… Es gibt auch in der Westsahara, ich habe da auch Einheimischen geholfen, die untersuchen zu lassen, weil die natürlich sehr wertvoll sind, wenn Sie wirklich als Marsgestein identifiziert werden, dann hat die NASA da früher auch 20 Millionen für ein faustgroßes Stück gezahlt. Und heute sind die Preise gefallen, aber immer noch, die sind dann wirklich sehr gut. Und die haben eine rötliche Farbe und es ist ja so, es gibt einmal diese größeren Formen, die wirklich auch große Durchmesser haben, es gibt Einschlagkrater, die sehr jung sein können, wo man weiß, da geht noch ein Kamelpfad durch und da ist jetzt ein Krater, da weiß man, der kann also allerallerhöchstens 2.000 Jahre alt sein, selbst wenn man noch nicht irgendeine Datierung hat. Und es gibt eben halt auch jüngere Meteoritenregen, wie zum Beispiel im Sudan, vor einigen Jahren, der wurde ja beobachtet und dann alle Leute, die dort wohnten, sind rumgelaufen und haben die eingesammelt. Und ich habe ja auch Meteoriten in Nähe einschlagen sehen, also ich habe die gehört, was oft bestritten wird, ich habe sie wirklich gehört und so weiter, da hatten wir keine Zeit zu suchen, aber diese Mikrometeoriten, die man findet, die wirklich mikroskopisch klein sind, also weit unter einem Millimeter, die gibt es jetzt, sagen wir mal, fast überall und die kann man auch gut finden. Und die Spezialisten haben dann so ein rasenmäherähnliches Gerät mit starken Magneten und dann gehen die nur zehn Meter entlang über eine anscheinend völlig sterile reine Sandfläche und schaben das dann ab unter dem Mikroskop und es sind fast nur eben Mikrometeoriten. Das heißt, die sind wirklich extrem weit verbreitet in den Flächen, die eben stabil sind, die nicht ständig zugeschüttet werden. Und deswegen ist die Sahara wirklich schon ein optimales Gebiet, um nach Meteoriten zu suchen. Andererseits ist es natürlich extrem aufwendig, weil die das zum Beispiel in Libyen professionell gemacht haben, die sind ja zigtausende Kilometer in Abstand, also in Sichtweite, abgefahren in einem Gitter, du hast ja einen gigantischen Zeit- und Treibstoff- und sonstigen Aufwand erfordert und haben über Wochen und Monate da bestimmte Areale abgesucht, und jeden Stein umgedreht, um zu sehen, ist das vom Menschen hingebrachtes Rohmaterial oder ist das wirklich Meteorit? Und das ist dann eben sehr aufwändig und heute ja wegen der Unsicherheit auch nicht mehr machbar. Aber da ist sicher noch viel zu holen. Und auch wenn wir dort sind, kriege ich also häufig von, gerade in Libyen, dann immer wieder, wo so Meteoritensammler, Einheimische, die dann auch also zumindest irgendsoeinen Toyota Pickup haben, einem die tollsten Fundstücke anbieten, aber ich bin nun kein Meteoritenforscher, deswegen habe ich da nie zugegriffen, aber da ist noch viel zu holen.

Tim Pritlove
1:05:56
Stefan Kröpelin
1:06:12
Tim Pritlove
1:06:29
Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
1:06:54
Tim Pritlove
1:06:55
Stefan Kröpelin
1:06:56

Also es ist ja, wir hatten schon Kontakte, vor allem mit US-amerikanische Kollegen, schon Ende der 70er. Als damals 1978 die NASA eine Expedition finanziert und losgeschickt hat in das südwestliche Ägypten, die war sehr kurz, war eine gute Woche lang, aber mit hervorragenden Spezialisten aus den unterschiedlichen Fächern und die waren unglaublich ergiebig. Also da merkt man, wenn ein wirklich hochkarätiges Team mit guter Unterstützung damals hinfährt, da findet man manchmal in einer kurzen Zeit viel mehr als man dann mit längeren Expeditionen später findet, wo man mehr ins Detail geht. So dass man häufig ja sagt, in vielen Fächern, das gilt jetzt nicht für die Archäologie, aber dass man sagt, also mit zehn Prozent des Aufwandes hat man 90 Prozent der Ergebnisse, und mit den 90 Prozent des Aufwandes hat man dann nur noch zehn zusätzlich Prozent an detaillierteren Informationen. Das ist sicher sehr vereinfacht und gilt nicht überall, aber die war unglaublich ergiebig. Und damals hat eben die NASA gesagt, der hieß ja auch praktisch so, dass eben die Landformen, die Geomorphologie Südwest-Ägyptens ist das beste Analogon zu der Geomorphologie, zu den Oberflächen auf dem Mars. Und deswegen haben die das finanziert und daran hat sich eigentlich nichts geändert, dass wirklich man die Fotos, die damals ja noch sehr schlecht waren, die ersten Mariner-Aufnahmen schwarz-weiß und sehr grob und heute mit diesen spektakulären Fotos, die ja viel besser sind als unsere eigenen Fotos aus der Sahara. Wir haben da nicht eine Terrabit-Auflösung vom Panorama oder so, also unvergleichlich besser, aber dass man dort eben wirklich unglaublich viele Ähnlichkeiten sieht, außer dass auf dem Mars eben alles größer ist. Die Canyons sind viel größer, die Dünen sind viel höher, die …

Tim Pritlove
1:08:43
Stefan Kröpelin
1:08:44
Tim Pritlove
1:09:02
Stefan Kröpelin
1:09:10

Ja, das war halt einfach, dass da hervorragende Geologen waren, die das erste Mal dort waren und viele nur ein einziges Mal auf dieser ja knapp zweiwöchigen Tour damals, dass die eben halt die geologischen Grundstrukturen schon sehr gut erkannt haben. Dass andere die Geomorphologie oder die Entstehung … Manche lagen auch falsch, das ist Teil der Wissenschaft, es ist ja nie jemals irgendwas hundert Prozent sind und nicht mal in der Naturwissenschaft, in der Geologie und beim Klima, aber auf jeden Fall, dass die erkennen wie die entstanden sind, dass da Botaniker da waren, hervorragende Botaniker, die in dieser kurzen Zeit schon die wichtigsten Pflanzenarten und Gattungen identifiziert und beprobt haben. Dass Fernerkundungsspezialisten dabei waren von der NASA halt, die dann sofort die Ähnlichkeiten herausgearbeitet haben und die wirklich bis ins Detail gehen. Also die Sachen, die wir dann durch viele, viele spätere Expeditionen viel mehr ins Detail gehend gemacht haben, nicht alle zum Glück, wir haben auch viele Neuentdeckungen, aber das war eine ganz tolle wissenschaftliche Grundlage und die erste wissenschaftliche Untersuchung seit eben der englische Patient in den 30er Jahren und Frobenius und die ersten Militärs, englische Militärs, die dann praktisch in ihrer Freizeit die ersten Erkundungen durchgeführt haben und die ersten Landvermesser, also da war ja praktisch eine Lücke von 40 Jahren, wo nichts passiert ist und das hat einen großen Schub gegeben und ab 1980 haben dann eben diese großen deutschen Forschungsprojekte an den Berliner Universitäten, an den Kölner Universitäten begonnen, an denen ich das Glück hatte eben meine gesamte Laufbahn, vom Studenten bis in den Ruhestand, verbringen zu können, im Rahmen von vier Sonderforschungsbereichen. Das war schon praktisch, also das war schon natürlich ein riesiges Glück, diese Möglichkeiten zu haben und seitdem ist eben die Forschung der östlichen Sahara also schon weitestgehend jetzt von Deutschland aus erfolgt, natürlich mit großer internationaler Zusammenarbeit, weil ohne die Spezialisten, die ja weltweit verbreitet sind, geht ja auch moderne Forschung überhaupt nicht mehr.

Tim Pritlove
1:11:16
Stefan Kröpelin
1:11:39
Tim Pritlove
1:11:42
Stefan Kröpelin
1:11:42

Das war der frühere Begriff und Archäobotanik für die alten Pflanzenreste oder Holzkohlenreste, die man ja genau bestimmen kann und gleichzeitig datieren kann, also eine sehr gute Vorgehensweise. Zum Beispiel meine frühere Kollegin Katrine Neumann in Frankfurt eben da auch wirklich so richtig eingeführt hat in der Ostsahara, dass man eben, man findet wo Holzkohle, man kann genau bestimmen, was das für ein Baum war und dann datieren, dann weiß man, in welcher Zeit ist welcher Baum gewachsen, zum Teil viel besser und einfacher als Pollenanalyse, weil Pollen gibt es ja auch in vielen Ablagen wie in unserem Yoa-See im Nord-Tschad, aber die sind natürlich viel schwieriger, weil die ja weit transportiert werden können, im Extrem tausende Kilometer. Und da ist natürlich Holzkohle, ein Baumstamm, der wurde nicht weit transportiert und deswegen ist das eine sehr gute Grundlage, um die früheren Vegetationsverhältnisse zu rekonstruieren. Und bei den Tierresten ist es genau. Manchmal findet man auf ganzen Touren so gut wie nichts und ein anderes Mal kommt man in ein ehemaliges Seengebiet, wie eben den von uns westnubischen Paläosee genannten See im Nordwesten des Tschad. Es gibt da keine lokalen Bezeichnungen, weil es keine Menschen gibt, seit Jahrtausenden gibt es keinen Namen, deswegen müssen wir unsere Namen und die bürgern sich auch erstaunlicherweise dann immer sehr gut in den Ländern früher oder später ein. Und wo wir den wirklich Zentner von Knochen gesehen und gefunden haben, wo ein See irgendwie, wurde eben eine alte Seeoberfläche freigeweht durch den Wind und wo man dann fünf Minuten rumgeht und man eine Quadratmeter große Fläche mit Knochen von Fischen, Nilbarschen, die bis 1,80 groß waren. Von Flusspferden, von Krokodilen, von sämtlichen aquatischen Arten, die es dort gibt, und die dort, was man nennt, in einem Deflationspflaster angereichert wurden. Denn der Wind hat eben den Sand, der drüber lag, immer mehr ausgeblasen und dann diese relativ weichen diatomitischen und anderen Seeablagerungen und dann reichern sich praktisch die Knochen aus diesem See an an der Oberfläche. Und da hat man dann natürlich manchmal nach fünf Minuten sammeln einen Überblick über die Fauna, die Großfauna, eben wie gesagt, 20, an die 30 Arten von verschiedenen Fischen, die dort gefunden wurden, von Schnecken, von Muscheln, von Austern, von dem gesamten Gehalt und das geht ja runter bis in Mikrofossilien, eben zum Beispiel Diatomen, diese Kieselalgen oder Ostragoden, diese kleinen Muschelkrebse, die ja kleiner als ein Millimeter sind und so weiter, und alles ist da zum Teil in der Probe enthalten, die nur eine Hand voll groß ist und das sind natürlich unglaublich gute Anzeiger über die ökologischen Verhältnisse, die es dort damals gegeben hat über Jahrtausende.

Tim Pritlove
1:14:24
Stefan Kröpelin
1:14:27

Ja alles natürlich nicht. Das ist so, war natürlich noch einfacher, früher wo wir mit unseren LKW und Unimogs /unverständlich/ von Berlin gestartet, in Köln gestartet und dann zurückgefahren. Da konnte man wirklich die ganzen leergefressenen Lebensmittelvorräte tonnenweise auffüllen mit Proben. Das haben wir auch gemacht. Die Möglichkeiten sind ja heute viel schwieriger. Aus Ägypten darf man nicht mal ein Gramm Sandprobe offiziell ausführen, außer mit riesigem bürokratischen Aufwand. Nicht mal mehr zum datieren. Die extrem restriktiv sind, weil sie Angst haben, man könnte ja heimliche Exploration machen, was ja stimmt. Theoretisch könnte man das, haben wir nie getan, ich jedenfalls nie und so weiter. In anderen Ländern ist natürlich die Probenausfuhr, gerade von archäologischem Material, auch extrem eingeschränkt, weil das Bewusstsein gewachsen ist. Früher hieß es, ach alte Keramik, Mensch, wenn die Deutschen es nehmen, gut ist es weg, haben wir sowieso keinen Platz. Inzwischen ist die Bedeutung der Keramik natürlich sehr wichtig geworden, von Steinwerkzeugen und so weiter und deswegen kann man aus den allermeisten Ländern, mit wenigen Ausnahmen, auch so gut als Archäologe nichts mehr ausführen. Oder es gibt eine Fundteilung, nur die Hälfte darf man ausführen, dann wird die Hälfte zurückgegeben, kriegt man die andere Hälfte, was natürlich es manchmal sehr schwierig macht auf Fundplätzen dann und so weiter. Deswegen diese goldene Zeit der Probenahme ist eigentlich auch weg, von den Kosten ganz abgesehen. Denn man muss das ja dann zum Teil mit Luftfracht zurückfliegen.

Tim Pritlove
1:15:49
Stefan Kröpelin
1:15:58
Tim Pritlove
1:16:08
Stefan Kröpelin
1:16:11

Ach so, man nimmt nicht aus dem Land raus. Ja, also da ist auch wie gesagt in manchen Ländern viel schwieriger geworden als es früher. Dagegen zum Beispiel Länder wie Sudan und Tschad, da könnte ich Tonnen ausführen ohne Probleme, bloß die muss man halt transportieren und versenden, das ist alles auch sehr kostspielig und verpacken und nummerieren und Listen schreiben, das ist sehr sehr aufwendig, aber jede Probe ist im Grunde Gold wert, auch wenn ein großes Problem heute entstanden ist, man archiviert ja alles. Ich meine, das Kölner Stadtarchiv wird für Milliarden alles restauriert, was sehr wichtig und gut ist, mit den vielen vielen Proben, die genommen wurden, auch in unseren Projekten, wenn dann ein Institutsleiter pensioniert wird, wenn ein Institut geschlossen wird, kommt ein Nachweis, es ist kein Platz mehr, kein Store, dann wird das Material zum Müll gebracht. Das sind Proben, die man vielleicht nie wieder kriegt. Und da müsste es wirklich eine Einrichtung geben, wo man eben diese Proben, die nicht untersucht werden, die halten sich ja bei uns im Vergleich zur marine Forschung, die ja hunderte Kilometer Bohrkern aus den Ozeanböden haben und die haben ja auch die Facilitys in Bremerhaven, wo dann wirklich diese zig hunderte Kilometer von Bohrproben schön gekühlt gelagert sind, das gibt es für die terrestrischen Proben in dieser Weise nicht. Und die müssten eigentlich aufbewahrt werden, weil dann wie gesagt, auch wenn in 50 oder 100 Jahren jemand das erforschen will, dann sind die Proben da, wenn die auf dem Müll landen, ist das eigentlich eine Katastrophe, aber man steht vor dem Problem, also wohin mit den Proben, wie jetzt konkret, wenn die Forschungsstelle Afrika geschlossen wird demnächst, das sind so viele Proben, die dort lagern, ich kann sie nicht zu mir in den Keller nehmen, also es ist wirklich ein großes Problem mit den Proben, aber sie sind sehr wertvoll. Aber es stimmt natürlich, dass immer die zeitaufwendigste Arbeit beginnt, wenn die Proben dann hier in Europa sind oder halt Übersee und wenn dann die Analyse losgeht. Und ich sage immer wieder, eine einzige Pollenanalyse kann im Extrem einen Tag dauern, wenn man den Gesamtaufwand nimmt, vielleicht auch mal zwei, vielleicht auch mal drei. Aber wenn man dann zum Beispiel wie wir in dem Bohrkern aus Yoa weit über 20.000 Schichten hat, dann kann man sich ausrechnen, dann braucht man einen Spezialisten oder Spezialistinnen überwiegend, die das analysieren, von denen es ja kaum mehr welche gibt, weil in der Sahara ja praktisch nicht mehr geforscht wird. Diese goldene Zeit ist ja vorüber. Dann kann man sich ausrechnen, welcher Aufwand getrieben werden müsste, um alles rauszuholen was drinsteckt. Aber wenn man es rausholen würde, hätte man auch einen Datensatz, der weltweit seinesgleichen sucht. Aber trotzdem, wie gesagt, es gibt nicht die Finanzierung, es gibt nicht die Stellen, es gibt auch noch nicht das Bewusstsein, wie wichtig manche Analysen sind, und das kann man eben nicht mit einer halben Doktorandenstelle machen. Oder mit Spezialisten, die schon sehr beschäftigt sind, die zum Teil Leiterinnen von großen Instituten sind und das in ihrem Urlaub machen oder am Wochenende. Und da braucht man dann eben die Mittel und die Mittel, wir hatten immer hervorragende Forschungsbedingungen jetzt seit 40 Jahren von der deutschen Forschungsgemeinschaft, was die Geländeforschung angeht. Wir hatten auch natürlich eine gute personelle Unterstützung, was die Archäologie vor allem angeht und so weiter. Da dürfte sich niemand beschweren, aber es ist halt, wenn man so ganz besondere Orte hat, wie diesen Bohrkern aus dem Ounianga-See, dann bräuchte man ein eigenes Großforschungsprojekt mit zig Spezialisten und da würde man auch belohnt werden für diesen Aufwand, aber wie gesagt, es gibt so gut wie niemanden mehr, der seine akademische Karriere noch auf der Sahara aufbaut, weil es gibt keine Beschäftigung mehr, es gibt keine Forschungsprojekte mehr, es gibt keine Verwendung in den Museen, auch nicht im Tourismus, auch nicht in Landesmuseen, das wird überall runtergefahren und deswegen ist also dieses goldene Zeitalter der Wüstenforschung der letzten 40 Jahre, da muss man viel Optimismus haben, um das in der Zukunft sich wiederholen zu sehen.

Tim Pritlove
1:20:14
Stefan Kröpelin
1:20:35
Tim Pritlove
1:21:25
Stefan Kröpelin
1:21:26
Tim Pritlove
1:21:45
Stefan Kröpelin
1:21:46
Tim Pritlove
1:22:33
Stefan Kröpelin
1:22:36
Tim Pritlove
1:22:55
Stefan Kröpelin
1:22:56
Tim Pritlove
1:23:54

Wenn die Zukunft der Wüstenforschung jetzt so ein bisschen ein Fragezeichen ist, weil zu teuer, zu aufwendig, keinen interessiert es und man kann das Zeug nicht mitnehmen, okay, gut, das sind Bedingungen, die könnten sich ja vielleicht auch wieder ändern. Aus irgendwelchen Gründen wird es mal wieder interessant, man will da irgendwas finden, wo man weiß, ah das liegt ja alles in der Sahara rum und das wäre jetzt mal total wichtig, Beispiel habe ich jetzt gerade nicht parat. Könnte zum Beispiel ein Meteorit sein, dass man irgendwie irgendetwas ganz besonderes nochmal finden möchte oder eben auch im Bereich von Dinosauriern, so nach dem Motto, oh mein Gott wir haben da eine ganz grundlegende bahnbrechende Erkenntnis, wo könnten jetzt nochmal größere Mengen rumliegen, oh ja zack Sahara. Man könnte ja auch drüber nachdenken, genauso vorzugehen wie in dem vergleichbaren Bereich, der auch sehr schwer zu erreichen ist, nämlich dem Mars. Da fährt jetzt mittlerweile ein VW großer Wagen herum, atomgetrieben, liefert bestechend scharfe Fotos und hat sehr viele Gebiete schon bereist. Hat ja im Prinzip auch ein ähnliches Umfeld dort. Also man könnte ja sagen, man nimmt jetzt mal Curiosity und passt ihn quasi für Sahara-Verhältnisse ja. Also ist natürlich nicht alles gleich, wir hatten ja schon gesagt, so von der ganzen Formation her alles sehr vergleichbar, aber natürlich ist es viel viel heißer, weiß nicht, Sandstürme gibt es halt auch auf dem Mars, aber das ist natürlich in der Sahara nochmal ein ganz anderes Problem, egal. Aber es sind ja irgendwo auch alles lösbare Probleme. Könnten Sie sich das vorstellen, dass man so einen Roboter einfach losschickt in die Sahara?

Stefan Kröpelin
1:25:40
Tim Pritlove
1:25:41
Stefan Kröpelin
1:25:49
Tim Pritlove
1:26:21
Stefan Kröpelin
1:26:23
Tim Pritlove
1:26:25
Stefan Kröpelin
1:26:26

Genau, nein ich denke, das wird kommen. Und ich kann mich erinnern, dass Lonnie Thompson, berühmter Gebirgseisforscher damals bei Clinton war, wo es darum ging, eben so ein Massenspektrometer zu entwickeln, damit man nur einen halben Meter Bohrkern auf dem Mars untersuchen kann, einen halben Meter. Und der dachte dann immer, was hunderte Millionen kostet Entwicklungsarbeiten und wo er sagt, mein Gott mit einem Bruchteil, mit einer Million könnte ich schon die ganzen Gletscher der Erde erforschen bis zum geht nicht mehr, aber da konnte er nicht eintauschen. Aber wenn diese Technologie so fest ist und wie gesagt, auch weil die Wüste ruiniert alles, fast alles. Es gibt ganz wenige Geräte, die mehrere Touren durchhalten. Schweizer Messer, das kann dann natürlich knirschen und nicht mehr aufgehen, aber das sind so die wenigen Ausnahmen, die viele mehrere Expeditionen überstehen können. Elektronik ist extrem anfällig, da ja dieser feinste Staub, der ist ja fast wie Wasser und selbst wenn man doppelt und dreifach verpackt, macht man auf, kommt was rein, setzt es aus, es wird zu heiß und so weiter. Aber wenn diese Geräte so entwickelt sind, jetzt auch über die Marsforschung, dass sie wirklich autonom, eben solargetrieben, ausgerüstet mit unheimlich vielen Analysemöglichkeiten vor Ort, da gibt es ja riesige Fortschritte in den letzten Jahrzehnten, dann wird das so kommen und dann lässt man die loslaufen. Also solange keine Düne drüber geweht wird oder sonst was, also ich würde sagen, die werden auch kaputt gehen, weil es extrem raue Bedingungen sind, aber wenn die so abgekapselt sind, so perfektioniert sind, dann sitzen wir am Bildschirm und sieht schon die Auswertungskurven der Ablagerungen. Natürlich bis es solche gibt, die dann 25 Meter oder 16 Meter lange Bohrkerne ziehen oder jetzt riesige Löcher graben, das ist also nochmal eine größere Liga. Technologisch machbar wäre es und dann könnte man natürlich auch viel mehr in die Fläche arbeiten. Umgekehrt für die Meteoritenforschung, das hatte ich schon vor über zehn, fast vor 20 Jahren angedacht, dass man eben zum Beispiel auf dieser Selima Sand Sheet, diesem großen flachen Gebiet, Sandgebiet im Nordwest-Sudan, wirklich solargetriebene Roboter loslaufen lässt, die eben halt systematisch das abfahren, wie heute so ein Rasenmäher und die dann zumindest lokalisieren und dann man dann nachher hingeht und automatisch die dann geprobt oder halt einsammelt. Also das wäre sicher heute schon möglich. Aber es ist schon ein großes Unternehmen und so ein paar Roboter, die da rumfahren, reichen eben nicht. Ich sage mal, nur der Selima Sand Sheet hat die Größe Bayerns oder größer. Die müssten ja auch wirklich engmaschig das abfahren, und da kommt man dann gleich wieder in Größenordnungen, wo man wahrscheinlich dann abertausende, wenn nicht zigtausende bräuchte. Außer für Stichproben wäre es sicher möglich.

Tim Pritlove
1:29:21
Stefan Kröpelin
1:29:53
Tim Pritlove
1:29:55
Stefan Kröpelin
1:30:03
Tim Pritlove
1:30:05
Stefan Kröpelin
1:30:31

Fast so fein, es dringt überall ein. Wir haben auch wirklich zum Teil so Behältnisse, die sind für Taucher und selbst da, weil man macht auf und im Auto und geschützt unter einer Decke, also Kameras halten selten mehr als eine Tour durch, also ob das jetzt Filmkameras sind oder Fotokameras oder empfindliche Geräte, geophysikalische Messgeräte, es ist unglaublich anfällig, weil eben Staub und Sand, Sand jetzt geht noch, Sand ist ja nur bis 63 Mikrometer groß, aber der Staub, der halt wirklich bis in die Atomfraktion reingeht, dann dringt das überall ein, ein-zwei Mikrometer die kommen überall rein und da ist halt Elektronik sehr empfindlich. Und dann kommt die Hitze dazu und die mechanischen Belastungen auch, es wird den ganzen Tag rumgeschüttelt in den Geländefahrzeugen. Also die Belastungen sind extrem und wie gesagt, die Wüste frisst fast alles, auch Autos und sonst was. Aber sicher ist alles machbar. Wenn jetzt Elon Musk oder Larry Page jetzt sich dafür begeistern, da wäre unglaublich viel möglich. Bloß es müsste halt gezielt sein, jetzt glaube ich für Meteoriten weiß ich nicht, ob sich das mal lohnen wird. Aber eben wenn man jetzt einfach überlegt, dass die Sahara ja wie gesagt in paläoklimatischer Hinsicht eine unglaubliche, noch wenig beachtete Quelle der Erkenntnis ist, dass es ja immer hieß in den 80er oder vor allem 90er Jahren auf der Basis eben der Eisbohrkerne in Grönland, dass man sagt, das Holozän, das Nacheiszeitalter, die letzten 10.000 Jahr grob waren stabil und wo der sagt, gut vorher ging es rauf und runter mit den Temperaturen, mit allem, wie man das eben in Grönland sieht und dann guckt man in die Sahara und sagt, was die Sahara ist heute die größte trockenste Wüste? Und die war mal fast komplett grün und belebt, also einen dramatischeren Klimawandel kann man sich gar nicht vorstellen und der nimmt ein Drittel des afrikanischen Kontinents ein. Und wenn man jetzt sagt, wenn jetzt wirklich eben die globale Temperatur anthropogen bedingt, ausschließlich glaube ich nicht dran, also viele nicht, aber mitbedingt, dass sieben Milliarden Menschen auch das Klima beeinflussen und wenn es dann wirklich global wärmer wird und die Ozeane erwärmen sich und die Monsunwinde verstärken sich und der Gegensatz zwischen den Kontinenten und den Weltmeeren wird verstärkt und es wird viel mehr Wasserdampf wieder weit über die Sahara getrieben und dann bilden sich wieder Wolken, die abregnen, dann würde ich sagen, wiederholt sich das, was beim letzten Mal am Ende der letzten Eiszeit vor 11.000 Jahren schon mal passiert ist. Und das würde natürlich einen verstärkten Forschungsaufwand durchaus rechtfertigen, denn das wäre eine positive Auswirkung, die man ja geologisch greifen kann. Die muss man nicht modellieren, das wird kein Mensch bestreiten heute, dass die Sahara weitestgehend grün war, dass es fast überall in der Sahara geregnet hat, wo es heute nicht mehr regnet. Und dass natürlich ein Drittel eines so großen Kontinents wie Afrika ja dann auch Auswirkungen hat auf den Rest der Erde und dass ja dieser Wüstengürtel, in der Sahara sieht man es am besten, aber das, was in der Sahara passiert, ist ja im Prinzip übertragbar auf die Saudiarabische Halbinsel, durch Pakistan in die altweltlichen Wüsten eben bis hin in die zentralasiatischen chinesischen Wüsten, dann ist das scho nein riesiger Raum, wo glaube ich die Paläoklimaforschung eigentlich jetzt erst das richtig große Gewicht bekommen sollte und nicht so als handliche Forschung im Vergleich zur marinen Forschung, die auch unglaublich wichtig ist, natürlich die Ozeanböden sind immer noch viel unbekannter als die Sahara an der Oberfläche, da hat man ja jetzt die fantastischen Satellitenbilder, das ist ganz klar. Aber ich denke, nach diesen Jahrzehnten von den Forschungen in den Polargebieten wäre es wirklich an der Zeit, mal auch diesen Aspekt dieser Bedeutung dieses idealen Forschungslabors sozusagen anzuwenden für die Prognostik und für die Klimamodelle und auch zur Überprüfung der Klimamodelle. Und da haben wir schon festgestellt, dass eben so manche Klimamodelle, die für die Vergangenheit gerechnet wurden, eben nicht so zutreffen können, weil es eben nie eine schlagartige Austrocknung der Sahara gab, sondern das war ein ganz kontinuierlicher Prozess und da würde ich sagen, aus unserer Sicht ist der aufgrund der archäologischen und geologischen Befunde steht der felsenfest im Gegensatz zu numerischen Modellen, wo natürlich nur wenige Faktoren berücksichtigt werden können, die dann entsprechende Fehler haben. Also kurz und gut, im besten Fall kommen dann die Roboter, die dann noch viel mehr Daten liefern auf die Fläche über die gesamte Sahara. Irgendwann, ich werde es, glaube ich, nicht mehr erleben oder sicher nicht erleben und damit könnte man halt dann dieses riesige Areal natürlich noch viel mehr auswerten. Auch mit ganz neuen Ansätzen, es gibt ja ständig neue Methoden, wo viele dann das nicht bringen, was erst mal erhofft oder versprochen wird, dass sie immer mit einer neuen Methode sagen, jetzt haben wir den Stein der Weisen für Fragestellungen gefunden und nach ein paar Jahren stellt sich dann doch raus, oh so gut war es doch nicht. Da gibt es ja dann viele Unsicherheiten und Jahrzehnte später wird dann die ganze Methodik wieder weggelegt und so weiter, aber wenn es irgendwelche neuen Ansätze gäbe, die man in diesem großen Trockenraum eben dann untersucht, da kann viel rauskommen. Aber man sollte es machen in Gebieten, die völlig menschenleer sind, weil sobald irgendwo Menschen sind, werden die sicher das tollste Gerät sofort einsammeln, um sich da irgendwas draus zu basteln.

Tim Pritlove
1:36:07
Stefan Kröpelin
1:36:26
Tim Pritlove
1:36:27
Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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Stefan Kröpelin
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Tim Pritlove
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