Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
https://forschergeist.de


FG051 Gründungsmanagement

Gründerkultur an der Universität als Maßnahme und Lehre

Obwohl Deutschland eine ausgeprägte Wirtschaftsnation ist, die von unternehmerischem Handeln und Mut lebt, wird das Thema Gründung hierzulande immer noch skeptisch und zurückhaltend beäugt. Risikobereitschaft ist nicht so ausgeprägt wie beispielsweise in den USA. Und: Wir haben keine etablierte Kultur des Scheiterns. Doch gerade weil Entrepreneure/ Gründer der Volkswirtschaft innovative Impulse verleihen können und Arbeitsplätze schaffen, gibt es immer mehr Initiativen, die die Idee des Gründens populärer machen wollen.

Mit seinem „Gründungsradar“ nimmt der Stifterverband regelmäßig die Gründungskultur an Hochschulen in den Blick. Im Fokus der Studie steht die Frage, wie Hochschulen die Gründung von Unternehmen fördern - durch Gründungssensibilisierung und -unterstützung sowie durch institutionelle Verankerung einer nachhaltigen Gründungskultur.

Wir sprechen deshalb in dieser Folge mit Carolin Bock. Sie kümmert sich an der TU Darmstadt um das Thema Gründungsmanagement. Ihre Professur war Teil des Konzepts, mit dem sich die Uni 2013 erfolgreich für ein Gründerprogramm des Bundes bewarb. Auch beim Gründungsradar präsentiert sich die TU Darmstadt mit klar aufsteigender Linie: Grund genug also, bei Carolin Bock mal nachzufragen, wie Gründungsberatung, -lehre und -forschung in die Kultur einer Hochschule implementiert werden können.

https://forschergeist.de/podcast/fg051-gruendungsmanagement/
Veröffentlicht am: 5. Dezember 2017
Dauer: 1:18:27


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Persönlicher Hintergrund 00:00:41.909
  3. Ein neuer Fachbereich 00:04:57.483
  4. Gründungskultur in Deutschland 00:18:56.373
  5. Gründungsmanagement 00:28:24.927
  6. Motivation zur Teilnahme 00:35:40.546
  7. Grundungsmanagement als Forschungsgebiet 00:39:12.753
  8. Social Entrepreneurship 00:47:30.398
  9. Interdiszipliarität der Forschung 00:54:07.894
  10. Initiativen an der Universität 00:56:19.756
  11. Gründen an der Uni 01:02:05.746
  12. Gründungsradar 01:10:27.830
  13. Ausklang 01:17:26.723

Transkript

Tim Pritlove
0:00:43
Carolin Bock
0:01:25
Tim Pritlove
0:01:26
Carolin Bock
0:01:41
Tim Pritlove
0:01:42
Carolin Bock
0:01:44
Tim Pritlove
0:01:46
Carolin Bock
0:01:49
Tim Pritlove
0:02:37
Carolin Bock
0:02:41
Tim Pritlove
0:03:43
Carolin Bock
0:03:49
Tim Pritlove
0:04:06
Carolin Bock
0:04:09
Tim Pritlove
0:04:57
Carolin Bock
0:05:05
Tim Pritlove
0:06:20
Carolin Bock
0:06:40
Tim Pritlove
0:07:26
Carolin Bock
0:07:31
Tim Pritlove
0:08:34
Carolin Bock
0:08:37
Tim Pritlove
0:08:39
Carolin Bock
0:08:44
Tim Pritlove
0:10:05
Carolin Bock
0:10:07
Tim Pritlove
0:10:08
Carolin Bock
0:10:11
Tim Pritlove
0:10:41
Carolin Bock
0:10:42
Tim Pritlove
0:11:13
Carolin Bock
0:12:19
Tim Pritlove
0:13:12
Carolin Bock
0:13:16

Ja oder zumindest die Möglichkeit haben, dass sie auf Fonds bestehen, die für solche Investitionen eingesetzt werden dürfen. Aber hier auch sich zeigt, dass sozusagen langfristig gedacht, also über mehr als 10 Jahre, die finanziellen Rückflüsse für die Universität wesentlich höher und um ein vielfaches höher sind, wenn sie sich über eine Beteiligung am Unternehmen beteiligt, im Gegensatz zu Lizenzierungsmodellen beispielsweise. Und das ist schon interessant. Das ist glaube ich was, was in den Köpfen in der deutschen Hochschullandschaft vielleicht ja viel viel Überzeugungsarbeit braucht, bis so was flächendeckend eingesetzt werden kann und dann wirklich auch praktiziert wird. Und muss auch nicht der Weg sein. Aber wenn wir vielleicht nochmal einen Schritt zurückgehen, warum sollten Universitäten das machen, Ausgründungen fördern, oder überhaupt eine Gründungskultur fördern, ist es sicher so, dass die Universitäten als eine wesentliche Mission Grundlagenforschung betreiben sollten. Weil wir erstens glaube ich hier auch in Deutschland gut sind und es auch eine Mission sein muss. Ein gewisser Bereich, der muss nicht immer gleich anwendbar sein und man muss nicht immer gleich schauen, was kommt denn am Ende dabei rum als Ergebnis. Sondern viele bahnbrechende Dinge können nur über Grundlagenforschung der Grundstock gelegt werden. Es gibt aber ja schon ganz natürlich durch sehr viel Zusammenarbeit mit Praxispartnern, durch Kooperationen zwischen Unternehmen und der Universität. Oder auch allein durch den Anwendungsbezug, den oft Forschungsergebnisse haben, oder Forscher und Wissenschaftler, die an der Universität tätig sind, gibt es schon sehr viele Entwicklungen, die dazu taugen, dass man was ausgründet oder dass man es kommerzialisiert. Und oft verschwinden viele von diesen Dingen in den Schubladen. Weil der Wissenschaftler mit der Doktorarbeit fertig ist, dann die Universität verlässt, weil vielleicht niemand sonst direkt die Nachfolge antritt oder ein eigenes anderes Projekt hat, weil der Institutsleiter oder Professor auch nicht die Zeit hat, sich mit einer möglichen Kommerzialisierung von diesen Forschungsergebnissen zu beschäftigen. Und hier können die Universitäten schon sehr viel Unterstützungsarbeit leisten und das wird auch unter anderem durch dieses BMWI, Exist-4-Projekt gefördert. Dass es meinetwegen eine Anlaufstelle oder Ressourcen an der Universität gibt, die versuchen, derartige Forschungsergebnisse ausfindig zu machen und auch zu sagen, hey lass es nicht in der Schublade liegen, wir wissen vielleicht auch, ihr könnt euch nicht drum kümmern, aber vielleicht kann sich jemand anderes darum kümmern. Und es ist auch ganz häufig der Fall, jetzt ist es auch so, nicht jeder ist eine Gründerpersönlichkeit, nicht jeder ist ein Manager eines Unternehmens. Und vielleicht ist es sogar sehr häufig so, dass der gute Wissenschaftler, die sehr tief in ein Thema einsteigen können, hier vielleicht auch sehr spezialisiert sind oder in ihrem Fachgebiet top Forschungsergebnisse erbringen, vielleicht nicht unbedingt diejenigen sind, die dann rausgehen mit potenziellen Kunden telefonieren. Dann sagen, wollt ihr das, unsere Anwendung kann folgendes, das braucht ihr unbedingt und wir wollen auch folgendes Geld dafür. Aber, und das kann eine Universität schon leisten, diese Schnittstelle zwischen meinetwegen der Wirtschaftswelt da draußen und der Universitätsforschungswelt hier, diese Schnittstelle zu forcieren. Und dann beispielsweise zu sagen, hey ihr als Institut habt ein top Entwicklung gemacht, das ist ganz toll, wir brauchen euch weiter an Bord, um die Forschung voranzutreiben. Aber wir stellen euch gern Personen zur Seite, die beispielsweise das betriebswirtschaftliche Know-how haben, die den Vertrieb organisieren möchten, die hier jetzt versuchen, diese Schnittstelle in die Wirtschaft hinein oder in die Kommerzialisierung zu bauen.

Tim Pritlove
0:17:07
Carolin Bock
0:17:12
Tim Pritlove
0:17:14
Carolin Bock
0:17:33
Tim Pritlove
0:18:07
Carolin Bock
0:18:50
Tim Pritlove
0:18:56
Carolin Bock
0:19:40
Tim Pritlove
0:19:53
Carolin Bock
0:19:58

Gut, ich glaube schon, dass sich mittlerweile einiges tut. Jetzt auch wenn ich sehe, jetzt bin ich doch schon über 10 Jahre auch nicht mehr als Student an der Uni, dass sozusagen viele, die studieren, oder die auch mit dem Studium fertig werden, es gibt ja im Prinzip drei Wege, die bleiben entweder in der Wissenschaft nach dem Studium, die gehen in die Industrie oder sie gründen selbst. Und sozusagen diesen dritten Faktor Gründung auch in die Köpfe zu kriegen bei unseren Absolventen ist eine wesentliche Mission, die ich auch verfolge. Dass das eine dritte Option ist, die sie gehen können. Und hier habe ich schon die Wahrnehmung, dass sich in den letzten 10-15 Jahren einiges getan hat. Dass einige Absolventen mir sagen, ich ziehe diesen Aspekt Gründung auch in Erwägung. Oder ich kann mir auch vorstellen, selbst zu gründen oder ich habe sogar schon Ideen und möchte das unbedingt umsetzen, aber brauche noch genau, wie finanziere ich denn noch meine Miete und meinen Lebensunterhalt, wie kriege ich das unter einen Hut? Man sieht jetzt auch durch die Startup-Landschaft Berlin, was ja medial sehr gehypt wird, wo aber dennoch ja auch was dahinter ist, dass dort viele Unternehmen gegründet werden, tut sich hier glaube ich schon was. Es ist nicht so, dass wir von heute auf morgen zu einer Gründernation werden. Ich weiß auch nicht, ob wir es tatsächlich wirklich irgendwann werden, dass wir uns auf die Fahnen schreiben können, wir sind eine Gründernation. Aber es zeigt sich jetzt nicht zur Zeit an der Zahl der aktuellen Gründungen, die sind eher rückläufig in den letzten Jahren, der Gesamtanzahl an Gründungen. Was aber schon zunimmt, zumindest leicht, ist der Anteil an hochinnovativen Gründungen oder auch an Ausgründungen von Akademikern und dergleichen. Und ich habe schon auch durch die zunehmende Digitalisierung, wo genau viele Kompetenzen, die auch Absolventen von Unis mitbringen, sei es IT-Kenntnisse, Entwicklung von Maschinen oder Vernetzung von unterschiedlichen Maschinen, dass sich hier schon einiges tut. Wo viele die Chance ergreifen, um zu sagen, jetzt habe ich neben dem Studium so ein bisschen was gemacht, vielleicht auch meine eigene Agentur gehabt und ein bisschen so. Jetzt versuche ich, das wirklich groß zu machen.

Tim Pritlove
0:22:18
Carolin Bock
0:22:24

Eine der wesentlichen Gründe in Deutschland ist glaube sich schon zum einen Arbeitsplatzsicherheit, gerade für Hochschulabsolventen, also es ist so, dass da viele schon ganz normal entweder Angebote haben oder sehr leicht eine Einstellung bekommen, auch zur Zeit durch die konjunkturelle Lage, in etablierten Unternehmen. Seien es Mittelständler, seien es Großunternehmen. Und natürlich bringt eine Gründung ein hohes Risiko mit sich. Jetzt habe ich vielleicht das Angebot aus der Wirtschaft mit einem ganz tollen Jahresgehalt, wo ich ganz problemlos jede Nacht ruhig schlafen kann, auch einen interessanten Job habe. Und dann zu sagen, nein das mache ich nicht, aber ich versuche jetzt hier mein eigenes Unternehmen hochzuziehen, habe noch keine Ahnung, wer könnte überhaupt Kunde sein, wieviel zahlt der mir, kann ich hier überleben oder sitze ich in drei Monaten auf der Straße? Das ist natürlich ein wesentlicher Faktor, wo viele sagen bei dieser Entscheidungstendenz, dass sie eher den sicheren Weg gehen und einen sicheren Job in der Industrie nehmen. Dann glaube ich ist sehr viel kulturell bedingt. Also es ist so, dass wie Sie sagen, dass es einige Mittelständler gibt, die vielleicht auch mehr oder weniger im persönlichen Umfeld, wo wir sehen, wie so was gehen kann, aber wir sehen nicht unbedingt die direkte Verbindung zu uns. Also ist nicht unbedingt ein Vorbild, wo wir sagen, ja genauso wie der mache ich das auch und sind ja viele Ähnlichkeiten und Parallelen zu mir und dann mache ich einfach was ähnliches und ziehe das hoch. Das ist was, was wir wenn dann stärker etablieren müssten, auch diesen Vorbildcharakter, diese Berichte, Einbindung in die Medien, in unsere Ausbildungssysteme, sowohl in der Schule als auch im Ausbildungssystem an den Hochschulen. Diese Vorbilderfunktion von Gründern, dass die erzählen, wie haben sie es gemacht. Und man dann sieht, ah da hat er eine ähnliche Entscheidungslage wie ich selbst. Oder der hatte auch keine Ahnung so richtig am Anfang, wo es hingehen soll, jetzt läuft es ja ganz gut. Was ganz wichtig ist, was damit zusammenhängt, auch unser, was Sie angedeutet hatten, unsere Einstellung zu Risiko und Unsicherheit. Also dass jetzt viele Menschen in Deutschland sagen, ja nichts lieber als das, begebe ich mich mal ins Risiko, da gründe ich mal ein Unternehmen, das ist ja nicht unbedingt das erste, wozu viele von uns tendieren.

Tim Pritlove
0:24:51
Carolin Bock
0:25:44
Tim Pritlove
0:26:11
Carolin Bock
0:26:15

Exakt. Das kann ich nicht machen. Nein würde ich auch gar nicht. Was hier aber schon entscheidend ist oder sich glaube ich wandelt zur Zeit, wenn ich das richtig beobachte, ist, dass dieses Ansehen von einem guten Angestelltenverhältnis zu einem Gründerdasein sich ein bisschen verschiebt dahingehend, dass ich wahrnehme, dass sich die Präferenzen von Studierenden sich eher verschieben, dass sie sehr viel auch nach Autonomie streben, nach Freiheit. Also jetzt weiß ich nicht vor 10-15 Jahren konnte man viele vielleicht auch noch locken, wenn man gesagt hat, ja und hier ist on top zu dem fixen und variablen Jahresgehalt auch noch ein Dienstwagen drin und es kann folgendes Modell sein. Jetzt heutzutage lockt man damit wenige Absolventen. Die sagen eher, ich hätte lieber für folgendes Carsharing-Portal oder eine BahnCard 100 oder was auch immer. Was die eher als Anreiz dann auch nehmen, dass sie sagen, ich möchte gern, gibt es nicht ein Modell, dass ich mal ein Jahr Auszeit nehmen kann, auch unbezahlt, aber dafür eben für mich um die Welt reisen oder was auch immer machen. Dass die dann sagen, ich weiß ich muss dann sehr viel arbeiten in dem Job, ich muss da auch sehr viel bringen und ich möchte das auch gerne und es ist eine interessante Tätigkeit, aber ich lasse mich nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze „ausbeuten“, sondern ich will auch selbst noch leben und diese Work-Live-Balance hochzuheben, steht schon bei vielen sehr sehr hoch mittlerweile. Und das ist natürlich auch mit einer Tätigkeit als Unternehmensgründer sehr sehr leicht umsetzbar. Da habe ich meine Freiheit, ich kann entscheiden, wie auch immer mach ich es? Die meisten arbeiten sehr viel, aber wissen wofür. Nämlich für die eigene Sache und tun das daher sehr gern, haben aber auch gewisse Freiheiten, wenn die mal ein Freitag bei schönem Wetter es sich zeitlich leisten können und ins Freibad möchten oder wohin auch immer übers Wochenende hin, dann können die das machen.

Tim Pritlove
0:28:15
Carolin Bock
0:28:38
Tim Pritlove
0:28:59
Carolin Bock
0:29:11
Tim Pritlove
0:30:32
Carolin Bock
0:31:11
Tim Pritlove
0:32:17
Carolin Bock
0:32:24
Tim Pritlove
0:33:33
Carolin Bock
0:33:44

Ja.

Tim Pritlove
0:33:45
Carolin Bock
0:33:46
Tim Pritlove
0:33:58
Carolin Bock
0:34:07
Tim Pritlove
0:34:30
Carolin Bock
0:35:47
Tim Pritlove
0:36:08
Carolin Bock
0:36:12

Richtig. Dann gibt es sehr viele Gründungsinteressierte. Die sich vorstellen können, würde ich mal sagen, das sind so 40%, die sich vorstellen können, ein eigenes Unternehmen zu gründen und deshalb diesen Schwerpunkt auch mit wählen. Die anderen, warum auch immer, das müsste ich dann genauer ergründen, da habe ich erstens nicht so viel Zeit und müsste es vielleicht auch anders abfragen, mit unterschiedlichen Möglichkeiten, die hier bestehen. Ob die das machen, weil es Credits dafür gibt oder weil es von der Zeit her die Vorlesung günstig liegt, das wag ich nicht zu mutmaßen. Aber was auch ist, die müssen gar nicht … das sage ich auch in meiner Vorlesung, die behandelt die Grundlagen des Entrepreneurship, aber es ist eine wissenschaftlich basierte Vorlesung. Also hier behandeln wir unterschiedlichste Aspekte, die mit einer Unternehmensgründung zusammenhängen von der Teamzusammensetzung idealerweise bis hin zu finanziellen Buchführungsaspekten, die wichtig sind. Marketinggrundlagen, Strategiegrundlagen im Umgang mit Wachstum. Internationalisierung, aber auch unternehmerisches Scheitern und solche Fragen. Also eine sehr große Bandbreite. Wir können nicht bei jedem Aspekt logischerweise bei einer Vorlesung ins Detail. Und es ist auch eine wissenschaftlich basierte Vorlesung, das heißt hier behandeln wir auch die Ergebnisse von Studien und die Erkenntnisse, die bislang aus wissenschaftlicher Sicht auf dem Gebiet gewonnen wurden. Es ist jetzt nicht unbedingt eine Vorlesung, die ein Rezeptbuch an die Hand gibt am Ende, wenn die Studenten die Prüfung geschrieben haben, was sie machen müssen, um erfolgreich zu gründen. Das sage ich denen auch ganz offen zu Beginn. Und da gibt es auch noch andere Veranstaltungen, die ich anbiete, die da expliziter darauf eingehen. Oder dann in Zusammenarbeit mit unserem Gründungszentrum, die bieten auch sehr viele Veranstaltungen an, wo dann eher auch – und das kann jeder Studierende hier aus der TU Darmstadt und jeder Absolvent – kann sich an unser Gründungszentrum wenden und bekommt hier wirklich eine Gründungsberatung ganz individuell für eine Idee meinetwegen zur Verfügung gestellt. Und auch kostenfrei für ihn angeboten, wo er sich gezielt auch für die eigene Idee Hilfestellung holen kann. Und das auch nach einem sehr vorgefertigten Schema, das möglichst objektiviert die Beratung sicherstellt auf einem gewissen Qualitätsniveau.

Tim Pritlove
0:38:29
Carolin Bock
0:38:47
Tim Pritlove
0:39:10
Carolin Bock
0:39:43
Tim Pritlove
0:40:18
Carolin Bock
0:40:20
Tim Pritlove
0:40:31
Carolin Bock
0:40:34
Tim Pritlove
0:40:43
Carolin Bock
0:40:47
Tim Pritlove
0:40:51
Carolin Bock
0:40:53
Tim Pritlove
0:40:57
Carolin Bock
0:41:08

Genau, und das ist eine sehr junge Disziplin und hier gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Also es geht immer um den Bereich etwas zu gründen, etwas neu zu schaffen. Und es gibt hier ganz unterschiedliche Teilbereiche. Also welche, in dem ich auch viel mache, den Bereich Gründungsfinanzierung oder Entrepreneurial Finance, wo es darum geht, wenn diese Unternehmen wachsen möchten, woher bekommen die Geld? Dann gibt es natürlich was, wo es mit dem Verhalten von Gründern zu tun hat. Oder der Teamzusammensetzung, was sind hier Probleme, die auftreten, was sind typischerweise Rollen, die in Gründerteams auftreten? Welche Eigenschaften sollten Gründerteams idealerweise aufweisen? Welche Teams sind erfolgreicher als andere? Was sind auch sozusagen die Schwierigkeiten oder die Grundlagen von jungen Unternehmen und wie wirkt sich das auf deren Erfolg aus? Also wir sprechen da immer von dieser ressourcenorientierten oder Ressource based view. Jedes Unternehmen und ein junges Unternehmen hat andere Ressourcen oder eine Ressourcenbasis, die zur Verfügung gestellt hat. Es ist meinetwegen die Technologie, die Mitarbeiter, das Team, also die Human Ressources, das ist Kapital und vielleicht darüber auch noch soziale Ressourcen, das Netzwerk, verschiedene Akteure, mit denen man Kooperationen eingehen kann. Und hier kann man natürlich sagen, je nachdem wie diese genutzt werden, diese Ressourcen, ergibt sich ein unternehmerischer Erfolg. Und es kann sich durchaus bei etablierten Unternehmen entscheiden oder unterscheiden von neugegründeten Unternehmen. Weil ein Gründer vielleicht nicht 100.000 Mitarbeiter hat, sondern nur das Gründerteam von vielleicht 3-4 Personen, vielleicht zwei Praktikanten und dann nochmal zwei Festangestellte und wächst dann aber vielleicht schnell. Auch das Wachstum von Unternehmen, die Internationalisierungstendenzen oder Internationalisierungsbemühungen sind vielleicht anders bei etablierten Unternehmen als bei jungen Unternehmen. Das sind viele Fragestellungen. Oder auch unternehmerisches Scheitern ist natürlich sehr relevant bei neugegründeten Unternehmen, weil sehr viele scheitern. Aber das zu analysieren, warum ist das der Fall? Was sind die Hauptgründe? Wie könnten die vielleicht ausgemerzt werden? Dass es nicht zum Scheitern kommt. Das sind so wesentliche Faktoren da.

Tim Pritlove
0:43:33
Carolin Bock
0:43:36
Tim Pritlove
0:43:39
Carolin Bock
0:43:56
Tim Pritlove
0:43:56
Carolin Bock
0:44:02

Ja, was man schon sehr … es ist unterschiedlich, wenn wir beispielsweise die Rahmenbedingungen ansehen, auch in gesellschaftlicher, politischer und kultureller Hinsicht. Macht sehr viel aus eine etablierte Gründungskultur. Entweder generell in der Wirtschaft oder auch in der Gesellschaft, dass man sieht, man zieht es in Erwägung, überhaupt zu gründen, das fördert natürlich Gründungsaktivitäten. Aber auch was dazu führen kann, das zu stimulieren und eine Art Startup-Kultur, Gründungskultur zu schaffen in der Gesellschaft. Und da gibt es politische Stellhebel, das ist nochmal ein eigener Punkt für sich. Aber auch eben kulturelle, wo das gefördert wird, dass man sagt, man trägt das schon in die Ausbildung rein, meinetwegen auch schon in Schulen. In die universitäre Ausbildung, dass man sagt, wir kommen überhaupt irgendwann mal in Kontakt mit dem Thema und können es dann für uns auch in Erwägung ziehen. Sonst berühren wir das vielleicht im ganzen Studium nie oder auch in unserem Ausbildungsleben kommen wir da gar nie drauf. Das ist ein wesentlicher Aspekt. Ein weiterer ist, dass schon auch diese Teamzusammensetzungen sehr entscheidend sein können und auch die … Also dass beispielsweise wenn die Kompetenzen im Gründungsteam relativ heterogen sind, also sich gut ergänzen. Wenn ich jemanden habe, der sich eher um die Entwicklung kümmert, jemanden, der sich eher um den Vertrieb kümmert, jemanden, der sagt, ich kümmere mich dann darum, dass wir das Wachstum stemmen oder die Kooperation mit anderen Partnern abzustimmen. Also das ist einer der Erfolgsfaktoren.

Tim Pritlove
0:45:38
Carolin Bock
0:45:41

Ja.

Tim Pritlove
0:45:42
Carolin Bock
0:45:51
Tim Pritlove
0:47:29
Carolin Bock
0:48:27

Ja das ist ein ganz interessanter Ansatz. Es ist ja oft so, dass ein Kriterium, selbst jetzt in steuerrechtlicher Hinsicht gilt ja ein Unternehmer als Unternehmen, wenn es als Hauptziel eine Gewinnerzielung hat. Das sich in finanziellem Gewinn äußert in der Regel. Das ist bei Sozial Entrepreneur oder sozialen Unternehmen nicht unbedingt so. Sondern die verfolgen oft ja einen gesellschaftlichen Mehrwert durch einen unternehmerischen Ansatz. Also da ist es die Beseitigung von einem gesellschaftlichen Missstand oder gesellschaftlichen Problemen, aber nicht durch reine Fördergelder und Verteilung mit der Gießkanne oder wie auch immer durch reine Zuwendung. Sondern es steckt immer ein unternehmerischer Ansatz dahinter. Das ist mehr oder weniger auf populär geworden durch Mohammad Yunus, der ja dann auch den Friedensnobelpreis bekommen hat dafür, dass er Mikrokredite an die ärmere Bevölkerung vergab. Und wo von vielen etablierten Banken oder auch Wirtschaftsvertretern gesagt wurde, ja wie kann man das machen? An die arme Bevölkerung finanzielle Mittel vergeben, das tun wir eben gerade nicht oder haben auch Vorschriften, die uns das verbieten als Banken, weil die Ausfallrisiken und Ausfallraten hier besonders hoch sein werden. Und Mohammad Yunus ist im Prinzip dennoch diesen Weg gegangen und hat gesagt, ich gebe auch armen Menschen Kredite, damit sie sich eine Art Unternehmen aufbauen können. Also meinetwegen dass sie auch auf den Markt gehen können und Waren verkaufen können, aber die Waren natürlich erst mal mit einem Kredit einkaufen müssen. Und so hat sich das dann gezeigt, dass ja die ganzen Kritiker Unrecht gestraft wurden, weil die Ausfallrisiken waren extrem gering. Er hat fast immer das Geld wiederbekommen und hat dann auch gezeigt, dass er dadurch auch wirklich nachhaltig es schaffen konnte, dass das Überleben der armen Bevölkerung gesichert oder auch wesentlich verbessert wurde, weil sie jetzt sogar eigenes Einkommen generiert haben und nicht mehr auf andere Formen der Unterstützung angewiesen waren.

Tim Pritlove
0:50:41
Carolin Bock
0:50:48
Tim Pritlove
0:51:00
Carolin Bock
0:51:08
Tim Pritlove
0:51:09
Carolin Bock
0:51:12
Tim Pritlove
0:51:14
Carolin Bock
0:51:39

Richtig. Vor allem weil es ja unterschiedliche Arten gibt, das dann gegen zu bewerten, braucht man die jetzt nicht mehr unterstützen und rechnet entgegen, was man denen als Unterstützung hätte zukommen lassen oder man sagt, es ist ja dennoch eine Art meist unternehmerischer Ansatz dahinter, der vielleicht ein bisschen Gewinn oder Rendite abwirft, wie misst man das jetzt dann? Das kann man aber so nicht aufrechnen, das ist sehr schwer, das zu bewerten. Es gibt aber auch hier Ansätze, die versuchen das zu tun. Und da hat auch eine ehemalige Kollegin von mir an der TU München, Barbara Scheck, hat einen social reporting Standard in ihrer Dissertation entwickelt, der auf verschiedene oder eine Methodik aufzeigt, wie man derartige gesellschaftliche Verbesserungen, politische Verbesserungen, Verbesserung von sozialen Missständen auch bewerten kann und so einen gesellschaftlichen Impact hat. Also dann wirklich auch, was ist ein messbarer Wert für dieses social Entrepreneur Unternehmen, was ist hier ein Mehrwert, der geschaffen wird auf unterschiedliche Art und Weise und wie kann man den darstellen, abbilden, messbar machen? Auch durch unterschiedliche Größen und die vielleicht auch vergleichbar machen. Und es ist insofern auch eine sehr interessante Initiative, die immer wieder Wellen schlägt, aber meiner Ansicht nach noch nicht weit genug. Weil immer noch zum Beispiel bei der Vergabe von öffentlichen Mitteln oder Fördermitteln auch an soziale Institutionen oder auch soziale Unternehmer oft derartige Kriterien oder auch eine Vergleichbarkeit oder eine Art von Impactmessung oft gar keine Rolle spielt. Sondern das wird vergeben nach welchen Kriterien auch immer, aber nicht unbedingt nach messbaren Größen, die natürlich auch abzielen auf solche Beseitigungen von sozialen Missständen oder dergleichen. Und da könnte man schon eher versuchen, das auch zu vereinheitlichen, auch zwischen unterschiedlichsten Ansätzen im sozialen Bereich und hier stärker auf so eine Art Standard abzustellen.

Tim Pritlove
0:53:44
Carolin Bock
0:53:48
Tim Pritlove
0:54:08
Carolin Bock
0:54:28
Tim Pritlove
0:55:17
Carolin Bock
0:55:29
Tim Pritlove
0:56:20

Werden wir doch nochmal ein bisschen praktisch zum Abschluss. Wenn ich jetzt hier studieren würde, irgendein Feld, vorhin habe ich Maschinenbau genannt, bleiben wir einfach mal dabei, letztlich auch egal, ich denke mir erst mal nichts böses und studiere hier so vor mich hin. Angenommen ich komme jetzt selber noch nicht so auf die Idee, was gibt es hier für Incentives, was werden hier für Maßnahmen seitens entweder dieses Studiengangs oder vielleicht auch des Gründerzentrums oder der Uni an sich genommen, um sozusagen Studierende auch überhaupt erst mal auf diesen Pfad zu bringen? Überhaupt erst mal so diese Vorstellung in den Kopf zu bekommen mit, ja du kannst jetzt hier nicht nur eine Wissensauskunftei und Dienstleister werden, sondern du hast vielleicht auch die Berufung selber ein Business zu schaffen, was eigentlich deinen eigenen Fähigkeiten mehr entgegenkommt. Weil ich denke, und das ist ja auch nochmal so ein kleiner Nebenaspekt, den ich auch so aus der eigenen selbständigen Arbeit heraus kenne. Man kann sich ja im Prinzip, wenn man so diese Freiheit der eigenen wirtschaftlichen Entfaltung hat, man kann sich ja sozusagen auch seinen Beruf so zusammenzimmern, wie man ihn braucht. Einerseits von dem technischen Interesse her, andererseits auch sagen wir mal von der Ausgestaltung der konkreten zeitlichen und inhaltlichen Ausgestaltung der Tätigkeit, das ist ja durchaus attraktiv. Aber wie erreicht man Leute überhaupt oder was für Maßnahmen werden jetzt hier konkret unternommen, um Studierende überhaupt erst mal in Berührung zu bringen mit dieser Vorstellung?

Carolin Bock
0:57:57

Hier ist es ganz wichtig, oder hier machen wir zum Beispiel was oder eine Sache, die entscheidend ist, jetzt kann ich nicht, ich bin nicht in jedem Studiengang direkt in den Fachveranstaltungen vertreten. Als der Maschinenbauer, wenn er nicht will, kann er gut um mich herumkommen. Es ist aber so, dass ganz viele meiner Kollegen schon Initiativen oder auch Veranstaltungen haben, die das Thema Gründungen beleuchten, was ich auch sehr interessant fand, als ich hierher kam, dass das nicht, obwohl es ja ein neu geschaffenes Fachgebiet war, nicht so war, dass es hier nur eine grüne Wiese gab und ich alles aufbauen musste. Sondern es gab schon sehr sehr viele Kollegen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Und das ist auch eine der entscheidenden Sachen, was wir auch versuchen zu forcieren, das jetzt verschiedene Kollegen, die in den unterschiedlichsten Studiengängen in den fachspezifischen Veranstaltungen tätig sind, dass die auch schon mal hinweisen oder dieses Thema Gründungen aufgreifen in ihren Veranstaltungen. Jemand es dann spannend findet und sagt, ach das möchte ich vertiefen und dann vielleicht weitere Veranstaltungen wählt. Zum anderen haben wir natürlich unterschiedliche Initiativen, unser Gründungszentrum Highest an der TU Darmstadt hat zum Beispiel auch einen Gründerstammtisch oder hat unterschiedliche Veranstaltungen. Eins davon ist auch ein ganz zwangloser Gründerstammtisch, der in regelmäßigen Abständen, was auch bekannt gegeben wird auf der Homepage, stattfindet in der Kneipe hier in Darmstadt. Wo Gründer hingehen und sich austauschen, aber ganz zwanglos beim Bierchen am Abend. Und wenn jemand Interesse hat, kann er sagen, ah da setze ich mich einfach mal dazu. Ich höre vielleicht beim ersten Mal nur hin, finde ich vielleicht spannend, geh beim nächsten Mal wieder hin oder sowas. Dann haben wir auch einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben, der einmal im Jahr läuft. Den wir jetzt ja glaube ich seit 5-6 Jahren durchführen, und der sehr regen Zuspruch findet. Wir haben auch im letzten Jahr das erste Mal auch sozusagen alle Preise auf zwei unterschiedlichen Kategorien ausgeschrieben. Also einen für Studierende, studentische Ideen, und einen für Ideen von wissenschaftlichen Mitarbeitern. Und es ist auch ganz bewusst als Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Es müssen keine tatsächlichen Gründungsideen sein, es müssen auch nicht schon gegründete Unternehmen sein hier von Studierenden oder Mitarbeitern. Sondern wer eine Idee hat und sagt, ich habe eine Entdeckung gemacht oder ich habe da was im Kopf und das würde ich gern ausarbeiten, kann dieses Konzept einreichen und nimmt an diesem Ideenwettbewerb teil. Und er hat auch über diese Zeit hinweg massiven Zulauf gefunden. Jetzt von der Anzahl der eingereichten Ideen kann ich es nicht aus dem Kopf sagen, aber allein die Teilnehmerzahl, also auch die Zuhörer natürlich, war im letzten Jahr bei über 1000 und ich glaube im Jahr davor bei ca. 500. Und so ist das wirklich massiv auch angewachsen. Was eine enorme Veranstaltung ist, die dann natürlich auch Tragkraft hat und Bekanntheit innerhalb der Universität.

Tim Pritlove
1:00:47
Carolin Bock
1:00:47
Tim Pritlove
1:01:45
Carolin Bock
1:01:46
Tim Pritlove
1:01:51
Carolin Bock
1:01:53
Tim Pritlove
1:02:05
Carolin Bock
1:03:00
Tim Pritlove
1:03:07
Carolin Bock
1:03:08
Tim Pritlove
1:03:15
Carolin Bock
1:03:15
Tim Pritlove
1:03:18
Carolin Bock
1:03:20
Tim Pritlove
1:03:33
Carolin Bock
1:03:42

Ja, gibt es auch, ist ein reeller Fall auch, der hier immer wieder vorkommt. Viele sagen dann, ich möchte das auch gründen, ich möchte das vorantreiben. Machen es in der Regel oft nebenher neben dem Studium. Manchmal merkt dann einer, entweder das Studium ist eh nicht so seins oder er macht vielleicht den Bachelorabschluss fertig und dann den Master erst mal nicht weiter. Weil er sagt, er widmet sich erst mal dem Vorantreiben der Idee. Was sich dann immer anbietet ist, wirklich zu unserem Gründungszentrum zu gehen, in die Gründungsberatung. Weil wir hier auch ein Konzept entwickelt haben, das konkret dann mit den Gründern bespricht, was sie von der Idee halten. Die müssen dann auch genau durchgehen, gibt es das wirklich noch nicht? Wenn ja, wo gibt es das, in welcher Form, wie möchte ich das umsetzen? Auch quasi selbst dann sich klarmachen, will ich das nebenbei vorantreiben oder möchte ich das hauptberuflich machen? Was sind die Vor- und Nachteile von beiden Optionen? Was auch damit zusammenhängt, wie sehe ich mein Leben in 5-10 Jahren. Will ich da vielleicht ein sicheres Einkommen haben, weil ich schon zwei Kinder und Familie habe und die auch irgendwie durchbringen muss und nicht 80 Stunden die Woche arbeiten möchte an meiner Gründungsidee und nicht weiß, ob die je floriert. All das sind da so Sachen, wo es auch ganz gut ist, mal mit einem Berater darauf zu blicken. Ich sage es, weil unser Gründungszentrum bietet dieses Anlaufstelle, bietet die auch kostenfrei. Aber es ist immer eine gute Möglichkeit das durchzusprechen mit einer externen Partei. Weil jemand einen anderen Blickwinkel drauf wirft, vielleicht Fragen stellt, die man sich selbst so noch nicht gestellt hat. Und es soll nicht unbedingt die Oma sein, die eh schon ihr ganzes Erspartes in die Idee gesteckt hat, weil sie an den Enkel oder die Enkelin glaubt, sondern die ist natürlich vielleicht voreingenommen. Jemanden der mit kritischen Fragen rangeht oder eine möglichst neutrale Position hat. Oder sich Beratung holen mit anderen Parteien, sich auch vielleicht bewerben. Es gibt zahlreiche Gründungswettbewerbe, auch hier bekommt man Feedback. Sich das einzuholen ist immer wichtig. Und jetzt abgesehen vom Gründungsprozess selbst, dass ich sage, ich versuche Anlaufstellen, die mir Hilfestellung geben bei dem Vorantreiben meiner Geschäftsidee, die mir hier helfen, ist es immer auch wichtig und eins der wesentlichen Sachen, dass man zuerst versucht was ich da vorantreiben will, gibt es dafür einen Markt? Also gibt es potenzielle Kunden oder Nutzer, die das brauchen und die auch bereit dafür sind, Geld zu zahlen. So dass ich vielleicht irgendwann …

Tim Pritlove
1:06:16
Carolin Bock
1:06:17
Tim Pritlove
1:06:58
Carolin Bock
1:06:59
Tim Pritlove
1:07:10
Carolin Bock
1:07:15
Tim Pritlove
1:07:19
Carolin Bock
1:07:22
Tim Pritlove
1:08:22
Carolin Bock
1:08:40

Ja. Bin ich völlig bei Ihnen. Wenn es darum geht zu sagen, ich möchte was visionäres voranbringen. Aber sobald ich mal eine Art Prototyp habe oder eine Grundlage der Entwicklung, dann mit potenziellen Nutzern zu sprechen, ist schon entscheidend. Weil ganz häufig ist es bei Gründungen, das zeigen auch Forschungsergebnisse, dass diese Kundennähe oder die Bereitschaft sozusagen das Produkt anzubieten für das, was der Kunde auch wertschätzt, wofür er auch vielleicht am Ende bereit ist, wirklich Geld zu zahlen, dass das sehr sehr gering ausgeprägt ist. Und ich glaube auch, dass das, wenn wir nochmal auf unsere Kultur in Deutschland zu sprechen kommen, auch was ist, wo wir an uns arbeiten können, weil diese technische Perfektionierung, das haben wir auch historisch gesehen sehr sehr gut drauf, dann aber zu sagen, ich gehe her, wie es oft in den USA der Fall ist und sage einfach mal, was braucht mein Kunde eigentlich? Oder wie es jetzt von diesen Social Network oder auch den E-Commerce Unternehmen zur Exessivität betreiben, dass die schon was nutzt der Kunde, was ist für den bequem, wann kriegt der sein Produkt geliefert, wie schnell? Er muss vielleicht nichts zusätzlich zahlen und trotzdem hat er folgende Dinge on top. Die funktioniert aber noch nicht perfekt, der hat es vielleicht, obwohl ich versichert habe, er kriegt es noch am selben Tag, doch erst einen Tag später bekommen. 10% der Fälle, dann würden wir das in der Tendenz her in Deutschland eher nie veröffentlichen oder noch gar nicht umsetzen, sondern erst wenn vielleicht 1% es nicht am gleichen Tag bekommt, sondern erst einen Tag später. Und in den USA probiert man es erst mal aus, merkt dann, ach aber viele sind gar nicht böse, wenn sie es da noch gar nicht haben, das müssen wir gar nicht unbedingt ausbauen als Feature.

Tim Pritlove
1:10:27
Carolin Bock
1:10:53

Ja auf jeden Fall. Also da wird ja beleuchtet auch in der deutschen Hochschullandschaft, wie gut sind hier die Gründungsaktivitäten in unterschiedlichen Teilbereichen umgesetzt und auch ausgebaut? Und es ist ja schon sehr sehr interessant dahingehend, dass unterschiedliche Stellhebel betrachtet werden. Also wie gut ist beispielsweise die Strategie umgesetzt in der Universität, dass Gründungen gefördert werden? Wie gut ist beispielsweise die finanzielle Ausstattung, was gibt es hier auch für eine Heterogenität innerhalb von deutschen Hochschulen? Was setzen die denn auch um? Also hat vielleicht eine Hochschule sehr sehr wenig finanzielle Mittel zur Verfügung, ist aber trotzdem super stark an der Anzahl an Ausgründungen, die aus der Hochschule hervorgehen. Und das liefert schon interessante Indikatoren. Erstens was hier möglich ist, auch im Vergleich der Hochschulen untereinander, was haben andere, was haben wir? Auch eine Art Messbarkeit. Und hier zeigt sich ja zum einen auch, dass beispielsweise viele der Universitäten, die ausgewählt wurden, also eine dieser Exist-4 geförderten Gründerhochschulen, dass die sehr starke Aktivitäten haben. Jetzt müsste man das natürlich genauer untersuchen als einzelnes Förderprogramm. Aber was einen Indikator zumindest liefert, dass diese öffentlich vom Ministerium geförderte Initiative doch auch Früchte trägt. Darüber hinaus gibt es dann gewisse Maßzahlen und Indikatoren, die ja auch angeben, wie wird diese Gründungsförderung gelebt und umgesetzt in den Universitäten? Also ganz wichtig ist hier häufig genannt, dass es auch in der Hochschulzeitung verankert ist. Das kann aber immer noch auf vielfältige Art und Weise geschehen. Das kann in einem Programm stehen, das kann an zentraler Stelle, gleich wenn man die Hauptseite der Homepage ansurft, gleich hier irgendwo verankert sein. Es kann auch jemand zuständigen explizit in der Hochschulleitung geben, der mit dem Thema vertraut ist. Was natürlich auch nochmal die Verbindlichkeit fördert in der Regel. Ja und ganz unterschiedliche Aktivitäten. Es ist hier auch sehr interessant, und deswegen … Oder ein wesentliches Element, wo ich immer glaube, was entscheidend sein kann, jetzt in unterschiedlichen Settings sind ja die Anreizstrukturen, in denen wir tätig sind. Und hier ist zum Beispiel sehr oft an Universitäten in den Anreizstrukturen, die auch Institutsleiter, Professoren oder wissenschaftliche Mitarbeiter haben, die Forschung oft hochgehalten. Es ist selten der Fall, dass es wirklich einen Anreiz gibt. Jetzt in unterschiedlicher Hinsicht. Dass jemand sagt als Professor oder wissenschaftlicher Mitarbeiter, mir ist auch dran gelegen, ich habe einen Anreiz, Gründungen aus meinem Institut oder aus meinem Fachbereich hervorzubringen. Und solche Anreizstrukturen zu schaffen ist nicht einfach. Aber wenn man auch diesen Gründungsradar anschaut, gibt es doch unterschiedliche Maßnahmen, die anscheinend praktiziert werden. Und das kann jetzt sein, dass es auch finanzielle Anreize für den einzelnen Forscher gibt. Dass es eher ich sage mal kreative Möglichkeiten sind, wie dass man auch eine Art … Man hat ja oft an der Universität, auch wenn man spezielle Forschungsvorhaben hat, beispielsweise ein Forschungsfreisemester, wo man in dem Semester keine Lehre erbringen muss, aber sich explizit dann für das Voranbringen des Forschungsvorhabens einsetzt. Und was ähnliches könnte es beispielsweise auch umgesetzt kriegen, wenn man sagt, man macht das eben für eine Ausgründung, die man vorantreiben möchte und hat deshalb eine Reduzierung der Lehrbelastung.

Tim Pritlove
1:14:43
Carolin Bock
1:14:44
Tim Pritlove
1:15:22

Und das Radar liefert sozusagen Material für eine Vergleichbarkeit und vielleicht auch für neue Ansätze an anderen Standorten, die ja sicherlich auch alle von unterschiedlichen Grundlagen ausgehen. Mit anderen Studiengängen aufgestellt sind, andere Förderungsoptionen haben in ihren Ländern etc. Ich finde das ganz interessant, hier wird ja auch sehr detailliert unterschieden zwischen den Bereichen, wie wir sie im Prinzip auch schon aufgeschlüsselt haben, wenngleich auch nicht unbedingt so benannt. Also es wird von einer Sensibilisierung gesprochen. Also welche Motivation bringt man überhaupt erst mal ins Feld dann eben über die konkrete Unterstützung und dann wird auch noch betrachtet, wie die konkreten Aktivitäten denn aussehen. Und was letzten Endes auch an den Universitäten herausfällt. Ja Frau Bock, Gründungsmanagement ist ein weiteres Metathema. Ich finde das immer ganz interessant, wenn so Studiengänge quasi Fachgebiete mit Angeboten bekommen, die irgendwie gar nicht dazu passen, aber dann doch eben doch. Anderes Extrem, was wir hier auch schon behandelt haben, ist so, zum Beispiel Wissenschaftshistorie. Dass man sozusagen einfach auch mal mehr lernt über das, wie hat sich denn Wissenschaft überhaupt so entwickelt über die Jahrhunderte auch. Woraus man eben sehr viel ziehen kann für die grundlegende Arbeit. Und hier haben wir so ein anderes Extrem, wo man sagt, okay ja Wissenschaft für sich, Forschung, Lehre, alles schön und gut, aber es gibt halt auch noch eine wirtschaftliche Realität, die wird euch früher oder später ohnehin betreffen, wir legen jetzt hier mal so ein Besteck an den Tisch, kannst ja mal gucken, wie du damit klarkommst. Wir bieten auf jeden Fall die Möglichkeit einerseits eben Handlungsoptionen zu erkennen vielleicht, die dann eben auf dem Tisch liegen. Oder eben am Ende auch ein neues Forschungsfeld, was einem vielleicht auch selber am Herzen liegt, um das dann zu verfolgen. Insofern bedanke ich mich schön für das Gespräch.

Carolin Bock
1:17:29
Tim Pritlove
1:17:32