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FG045 Martin Luther

Über den Menschen Martin Luther und die Erforschung des Mittelalters

2017 ist das Luther-Jahr. Die evangelische Kirche feiert 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

In dieser Folge sprechen wir mit der in Oxford lehrenden australisch-britischen Historikerin Lyndal Roper über den Menschen Martin Luther, über seine Widersprüche und frühen Prägungen. Wer war dieser Mensch, der, wie Lyndal Roper sagt, mit dem Körper gedacht hat?

Lyndal Roper forscht zu Geschlechterrollen, Hexenverfolgung und Körpergeschichte der frühen Neuzeit. Pünktlich zum Luther-Jahr erschien ihre wegweisende Luther-Biografie „Der Mensch Martin Luther“, in dem sie ein sehr differenziertes Bild des Reformators zeichnet. „Luther konnte“, so Roper, „ ein wunderbarer Tröster sein, aber Menschen auch richtig niedermachen.“

https://forschergeist.de/podcast/fg045-martin-luther/
Veröffentlicht am: 9. Juni 2017
Dauer: 1:01:52


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:42.645
  3. Persönlicher Hintergrund 00:01:17.725
  4. Auswirkungen des Brexit 00:06:28.942
  5. Die Person Martin Luther 00:11:12.223
  6. Luthers Glaubensverständnis 00:14:50.873
  7. Luthers Thesen 00:24:32.358
  8. Der Freie 00:29:38.309
  9. Luther und die Kirche 00:33:56.128
  10. Luthers Reisen 00:36:31.141
  11. Der Bruch mit der Kirche 00:38:04.652
  12. Lutherbibel 00:40:51.869
  13. Bedeutung Luthers 00:43:12.919
  14. Ordensaustritt und Heirat 00:48:37.417
  15. Unser Lutherbild 00:52:28.890
  16. Ausklang 00:59:51.886

Transkript

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Mit Klebstoff, es ist eher wahrscheinlich, dass er Klebstoff benutzt hat. Aber er hatte bis dann sehr wenig publiziert, er war unbekannt. Er war Theologieprofessor, aber in einer ganz abgelegenen neuen Universität. Und ich finde, um diese Hartnäckigkeit und Unabhängigkeit zu verstehen, da ist seine Kindheit in Mansfeld schon von großer Bedeutung. Denn Mansfeld war und das hat mich fasziniert bei der Forschung, ich bin lange in Wernigerode gesessen, habe mir viele Kopien bestellt, weil ich wollte wissen, wie haben diese Gesellschaften, wie haben diese Firmen funktioniert. Wie haben sie zusammenhalten können? Was waren die Gründe von Vertrauen? Wie haben die Verträge funktioniert? Und das alles ist überhaupt nicht in dem Buch drin, aber es war für mich wichtig, um mir ein Bild zu schaffen. Was für eine Welt war das? Und ich finde es ist sehr klar, dass das eine sehr unsichere Welt war, wo man zwar Verträge machen konnte, und zwar immer mit Partnern gearbeitet hat, aber diese Partner haben dann ständig gewechselt. Also man arbeitete 3-4 Jahre zusammen und dann hat man gewechselt und hat mit jemand anders gearbeitet. Und man führte immer ein Buch zu jeder Partnerschaft. Aber die Verträge und das Recht, Bergbau zu machen, das war alles unsicher rechtlich gesehen. Und man musste sich immer absichern. Und wie konnte man sich absichern? Eben durch starke persönliche Bindungen und womöglich durch Verwandtschaft. Das heißt wen man heiratet war sehr wichtig. Und wenn man schaut, das sind vielleicht 40 Familien und die sind alle verschwägert. Die haben alle zusammen geheiratet. Und Luthers Geschwister haben dann in diese Elite eingeheiratet.

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Es sind eine Reihe von Gedanken, die zusammenkommen, zusammenfließen. Und eins davon ist etwas, was in Disputation mit Johannes Eck in Leipzig zuerst formuliert wird und wahrgenommen wird. Und zwar ist das dieses Prinzip, dass die Tradition der Kirche nicht das bedeutende ist, sondern die Schrift, die heilige Schrift, die Bibel, die ist die einzige Autorität. Und es geht nicht darum, die verschiedenen Kanones der Kirche nachzuforschen und da die Autorität zu finden, sondern die Schrift allein ist die Autorität. Und diese Ansicht ist für Luther extrem wichtig. Und dann ist die Erfahrung, dass man durch Gottes Gnade erlöst wird. Das ist für Luther auch sehr sehr wichtig gewesen. Und das hängt mit seinem Augustinismus zusammen. Und diese Ansicht, dass wir Sünder sind, dass wir alle Sünder sind und dass wir die Gnade Gottes niemals verdienen können. Wir können nicht gute Werke tun und so unser Heil dann durch diese Werke verdienen. Das geht einfach nicht. Sondern Gnade ist eine Gabe, die von Gott kommt. Und wir werden es nie wert sein. Wir werden es nie verdienen können. Und diese Ansicht war, also hing für Luther mit seinen Anfechtungen zusammen. Er behauptete, er sei ein guter Mönch gewesen, er war sehr papsttreu, er hat gefastet, er hat sehr viele gute Werke getan. Aber er war ständig von Anfechtungen geplagt. Und es ist sehr interessant diese Beziehung, die er zu seinem Beichtvater gehabt hat, Johannes Staupitz, der seine Anfechtungen verstanden hat und ein bisschen darüber lachen konnte.

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Ach das ist ein Glaubensbekenntnis, ein Glaubensdogma für Historiker, dass man eben Menschen nicht aus ihrer Zeit herausnehmen darf. Und dass sie so sehr von ihrer Gesellschaft und von ihrer Zeit geprägt sind, dass man sie sich ohne das überhaupt nicht vorstellen kann. Also das ist mein Ausweg. Ich finde, man ist immer geneigt, Luther mit Trump oder irgendjemandem gleichsetzen zu wollen und das finde ich das hilft uns nicht weiter. Und es verkleinert Luther. Er ist viel interessanter und viel wichtiger. Und seine Zeit ist einfach sehr wichtig, um ihn richtig verstehen zu können. Und wir sind zu geneigt, ihn übersetzen zu wollen oder zu vereinfachen oder in irgendeinen anderen Zusammenhang bringen zu wollen. Aber es gibt Sachen, die er getan und gemacht hat, die uns heute noch inspirieren können. Und ich sage das wohlwissend, dass es sehr viele Facetten von seiner Persönlichkeit gibt, die man also nicht mehr akzeptieren kann. Wie zum Beispiel seinen Antisemitismus. Das war viel schlimmer als ich mir vorgestellt hatte, viel körperlicher, viel kruder und lag auch viel tiefer und ist auch Teil seiner Theologie. Aber er ist auch einer, der die Übersetzung von dem Koran befürwortet hat. Und er hat sich auch eingesetzt beim Basler Rat, dass der Koran gedruckt werden sollte. Und ich finde, das ist etwas, wo wir uns Gedanken machen sollen. Denn ich finde, die Frage, mit der wir konfrontiert sind im Moment, die Fragen, sind nicht so sehr, wie kommen Katholiken und Protestanten miteinander aus? Was würde der Papst zu Luther meinen? Natürlich diese ökumenische Entwicklung ist natürlich eine gute und positive. Aber wenn wir es dabei belassen, ist das nicht so gut. Denn die eigentliche Frage, was unserer Gesellschaft jetzt bevorsteht, ist, wie verstehen wir Islam, wie können wir Islam besser verstehen? Wie gehen wir miteinander um? Und diese ist die Frage, die wir uns in diesem Jahr stellen sollen.

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