Forschergeist
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Über die Bedeutung der Erforschung der Meere und der Tiefsee
70 Prozent der Erde sind von Meer bedeckt, davon sind mehr als 90 Prozent Tiefsee. Es ist der größte Lebensraum, das größte Ökosystem der Erde. Dennoch ist unser Wissen über dieses System immer noch äußerst gering, sagt die Hamburger Meeresforscherin Angelika Brandt. So sind deutlich weniger Meeresorganismen als Landlebewesen bekannt. Ihre Aufmerksamkeit konzentriert sich deshalb auf die marine Biodiversität und ihre Erforschung.
Und so begeben wir uns in dieser Folge gemeinsam mit Angelika Brandt auf eine Expedition: Doch bevor wir mit ihr das Forschungsschiff „Sonne“ betreten, erfahren wir von den oftmals jahrelangen Planungen und Vorbereitungen einer solchen Expedition, von Forschungsanträgen und minutiös zu planenden Logistik-Aufgaben: Schiffszeiten müssen ausgerechnet, internationale Mannschaften zusammengestellt, Container müssen verschifft, Gefahrgutdeklarationen gemacht werden etc.
Auch die Expedition selbst ist beileibe keine Kaffeefahrt: Angelika Brandt erzählt von von anstrengenden 24-Stunden-Schichten, dem Forscher-Stress bei anhaltend schlechtem Wetter, schwierigen Tauchoperationen und der herausfordernden Aufgabe, multinationale Forscherteams zu koordinieren. Aber wenn dann achtern ein Buckelwahl kreuzt, zücken auch Tiefseeforscher beglückt ihre Kameras.
https://forschergeist.de/podcast/fg029-meeresforschung-und-tiefsee/
Veröffentlicht am: 17. Mai 2016
Dauer: 1:27:10
Das sind alles die, die keine Wirbelsäule haben. Also es geht im Prinzip von den Schwämmen bis hin zu den Stachelhäutern. Die Tierstämme, die hier vertreten sind. Wir teilen uns das mit mehreren Kollegen auf. Wir haben eine Malakologie, die mit Weichtieren sich beschäftigt, die Entomologie, die Abteilung, die sich eben mit den Insekten beschäftigt. Arachnologie, die Spinnentiere. Ein Kollege von mir leitet die Abteilung Invertebraten, also wirbellose eins. Bei mir die wirbellosen zwei. Bei mir sind vor allem die Krebstiere und die Meeresborstenwürmer, so zwei Tiergruppen, die mit sehr sehr viel Typusmaterial hier vorliegen am zoologischen Museum, und das bedeutet, dass wenn eine Art zum Beispiel neu beschrieben wird, wenn man in einen Lebensraum fährt, der relativ unbekannt ist – das passiert in der Tiefsee oder in den Baumkronenregionen tropischer Regenwälder zum Beispiel – dass man eben immer wieder auf Arten trifft, die überhaupt noch gar keinen Namen haben und eigentlich für die Wissenschaft nicht existent sind. Und dann kann man sie beschreiben. Dann wenn sie wissenschaftlich eine große Bedeutung haben zum Beispiel für die Evolutionsforschung oder die geografische Forschung. Und dann muss man sie eben genau dokumentieren, und das Objekt, das tatsächlich dann namensgebend ist, in einem zoologischen Museum in Hamburg oder irgendwo anders in der Welt hinterlegen. Das heißt unsere zoologischen Museen und so etwas wie Datenbanken, also im Prinzip wie Büchereien der Natur, in der man dann tatsächlich auch immer die Referenz zu dem ersten Objekt einer Art, die beschrieben worden ist, hat. Und es sind insofern Zeit-, Raum- und Gendatenbanken. Zeit, zu dem Zeitpunkt, an dem sie gesammelt wurden, haben sie ein bestimmte Lokalität gehabt, die Tiere hatten dann eine Verbreitung, nämlich dort wo wir sie gefunden haben. Und es ist teilweise so, dass wir eben heute Arten bei uns in den Sammlungen haben, die dort aber schon gar nicht mehr vorkommen, weil sie von anderen Arten verdrängt wurden oder weil sie ausgestorben sind und überhaupt gar nicht mehr existieren. Insofern sind unsere Bibliotheken der Natur also Nachschlagewerke eigentlich, die eben über die Örtlichkeit, über den Beschreiber, über das Tier selbst Auskunft geben, aber zusätzlich auch noch die Gene beherbergen, mittels deren wir zusätzlich zu den morphologischen, also den äußeren Merkmalen dann zusätzlich Erkenntnisse zum Beispiel über die Verwandtschaft zwischen den Organismen ziehen können. Also es sind wirklich sehr sehr wichtige Daten, die wir hier haben in den verschiedenen Sammlungsabteilungen und die wir auch für unsere Arbeit der Biodiversitätsforschung oder auch der biogeographischen Forschung ständig nutzen.
Zufall. Also ich war schon immer ein wissenschaftlich interessierter Mensch. Ich habe als Kind immer sehr gerne mit Tieren gespielt oder ihnen nachgestellt der sie beobachtet, aber eigentlich wollte ich immer Lehrerin werden. Und habe auch angefangen, Lehramt zu studieren. Habe mein erstes Staatsexamen gemacht, Biologie und Anglistik für Lehramt an Gymnasium. Hatte dann zwischendurch eigentlich auch das Ziel, tatsächlich in die Schule zu gehen. Habe eine Schule gegründet während meiner Studienphase und bin dann aber eigentlich sukzessive – habe auch Diplompädagogik studiert, also ein Doppelstudium angefangen, weil es einfach mein Ziel war, ich werde Lehrerin. Bin ich ja jetzt im Grunde auch für die etwas älteren Kinder, aber es ist eigentlich dann mehr so ganz anders gekommen, weil mich die Faszination eigentlich für die Naturwissenschaften ziemlich gepackt hat. Ich war als Kind schon immer sehr interessiert eben an Organismen. Habe also Filme von Jacques Gusto einfach mit Begeisterung angeschaut. Also im Prinzip das Leben im Meer hat mich schon immer fasziniert. Und als ich dann in Oldenburg studiert habe, habe ich in einer Arbeitsgruppe gearbeitet, die eben auch an Krebsen gearbeitet haben und habe eigentlich auch während des ersten Semesters gleich so mein Herz an die Athropoden, die Gliedertiere, verloren. Und dann war einfach die Frage, arbeite ich vielleicht später mit Insekten oder mit Krebsen, die einfach morphologisch sehr divers und sehr interessant sind und habe dann einfach aufgrund der wissenschaftlichen Fragestellungen in der Arbeitsgruppe, in der ich gearbeitet habe, und der Tatsache, dass Krebse im Meer, aber Insekten an Land vorkommen und mich das Meer eigentlich mehr fasziniert hat, eigentlich mich mehr oder weniger von der Pädagogik und von der Frage, in die Schule zu gehen, immer mehr in Richtung Naturwissenschaften und damit dann in Richtung Meeresforschung bewegt.
Nein das ist natürlich schon so, dass man Material sammelt, Proben nimmt. Wissenschaftliche Fragestellungen versucht zu klären, also Hypothesen aufwirft. Fragen stellt und versucht, dann mittels einer entsprechend methodischen Herangehensweise diese Fragen zu klären. Und die können natürlich vielfältig sein in der Meeresbiologie. Also können vom Kohlenstoffkreislauf über globale Netzwerke, vom Flachwasser bis in die Tiefsee sich erstrecken. Und bei mir ist das einfach so, dass mich die Faszination für die Tiefseeforschung relativ früh gepackt hat, weil während meiner Doktorarbeitsphase, wie ich schon erwähnte, ich an dem Ursprung von Krebsen in der Antarktis gearbeitet habe und dabei eben biogeografische und evolutionsbiologische Analysen gemacht habe und einfach festgestellt habe, dass die Tiefsee um die Antarktis – die Antarktis ist ja im Gegensatz zu den übrigen Kontinenten sehr gut isoliert von Amerika, Afrika und Australien. Und dass in der Tiefsee um die Antarktis einfach nur schwarze Landkarten existieren mit sehr sehr wenig Daten. Wo man eigentlich gar nicht weiß, was kommt dort vor. Generell in der Tiefsee ist sehr sehr wenig bekannt. Und wenn wir uns unseren Planeten anschauen, jeder kennt das Bild der Erde aus dem Weltall, der blaue Planet Erde. Das bedeutet einfach, 70% unserer Erdoberfläche sind Meer und davon sind nochmal 90% Tiefsee. Das heißt der Durchschnitt der Meere liegt im Abyssal, dem Lebensraum, den wir analysieren. Und das ist auch gleichzeitig der Lebensraum, der eben im Meer am unbekanntesten ist. Die großen Tiefseeebenen, die normalen Tiefseeebenen, wo wirklich relativ wenig an Forschung gemacht wurde.
Ja, aber ich würde es nicht auf die Frage des Klimawandels per sé zurückführen, sondern auch auf generelles Interesse natürlich an der Verbreitung von Organismen. Also der Klimawandel klar ist von Bedeutung im Prinzip auf jedem Niveau. Also von der Atmosphärenforschung bis hin natürlich zur Biodiversitätsforschung und dem Einfluss eben auf die Biodiversitätsforschung. Aber man kann natürlich auch in der Erdgeschichte zurückblicken und sagen, Klimawandel hat es immer gegeben. Es hat bereits fünf große Einbrüche in der Diversität gegeben, Artenextinktionen, angefangen vom Kambrium bis hin zu dieser Hypothese, dass wahrscheinlich der Meteoriteneinschlag im Jura dann dafür gesorgt hat, dass die Dinosaurier ausgestorben sind und sich eigentlich global das Klima eben sehr geändert hat dadurch und eine ganz andere Lebewelt entstanden ist. Aber all diese Fragen haben natürlich auch von Vornherein oder in der früheren Zeit eine große Bedeutung gehabt. Und ich glaube, dass die Meeresforschung gerade auch was die öffentliche Wahrnehmung angeht in den letzten zehn Jahren durch den sogenannten Zensus of the marine life auch einen großen Aufschwung erfahren hat. Ganz einfach weil eben durch diese vielen Feldprojekte in Verbindung mit einem historischen Projekt, was sich eben mit der Vergangenheit von marinen Tierpopulationen beschäftigt hat und diesem Modellierungsprojekt, was daraus versucht hat abzuleiten eben, aus den ganzen Daten, die diese Feldprojekte gesammelt haben, wie sich möglicherweise die Tierpopulation in der Zukunft entwickeln könnten. Ich glaube dieses Feldprojekt mit dieser enormen Öffentlichkeitsarbeit, also diese große Volkszählung der Meere, der Zensus of the marin life, hat glaube ich die Wissenschaftler auf der einen Seite sehr miteinander vernetzt und neue Möglichkeiten geschaffen, in der Zusammenarbeit, einfach ganz einfach weil das Netzwerk sich noch sehr viel enger gespannt hat in der vergangenen Dekade. Und eben er hat der Öffentlichkeit, der Politik eben auch aufgezeigt, wie zerbrechlich bestimmte Ökosysteme im marinen Bereich sind. Und wie wichtig eben auch die Erforschung dieser Regionen entsprechend ist.
Ja das ist ganz interessant. Also dieses Tiefseeprojekt oder sagen wir dieser Census of marine life wurde eigentlich von einem Tiefseebiologen initiiert. Das war Fred Grassle, Fred Grassle sitzt an der Rutgers-Universität in den Vereinigten Staaten und der hatte halt Kontakt zur Sloan Foundation und hat mit Jesse Ausubel irgendwann darüber gesprochen, dass eben genau dieses Problem, dass die größten Flächen unseres Planeten im Meer sind, dieses auch genau eigentlich die Regionen sind im Meer, die so gut wie unbekannt sind oder wir dort nur relativ wenig Wissen haben. Wir aber, und die Sloan Foundation in den vergangenen Dekaden immer ganz große Forschungsprojekte außerhalb der Biologie finanziert hat, aber irgendwie wir unseren eigenen Planeten gar nicht richtig kennen. Und aus dieser Situation heraus hat sich dann irgendwann diese Idee kristallisiert, mal eine Volkszählung der Meere zu machen. Und die Idee war, sozusagen mit diesen verschiedenen Feldprojekten, die sukzessive dann auch etabliert wurden, eine große biogeografische Datenbank aufzubauen, die ja auch entstanden ist, sogenannte OBIS, Ocean Bio Geographic Information System. Und in OBIS war von Anfang eigentlich so das Ziel, irgendwo auf den Globus zu klicken und dann sämtliche Namen von Arten, die an dieser Stelle jemals gesammelt worden sind, zu erhalten. Und da sind eben sehr sehr viele Datensätze von verschiedenen Forschern in OBIS eingeflossen und dieses ist eine Datenbank, die obwohl der Zensus of marine life 2010 beendet wurde – also der lief von 2000 bis 2010 – auch heute noch gespeist wird von Wissenschaftlern.
Das ist sehr unterschiedlich. Also das kann man schwer quantifizieren. Also ich bin mal nur alle drei Jahre unterwegs. In der letzten Zeit war es sehr häufig. Ganz einfach durch verschiedene Zusammenarbeiten, zu verschiedenen Kooperationen, die wir haben. Also mit russischen Kollegen haben wir seit 2007 oder eigentlich habe ich mit einer russischen Kollegin seit Anfang 2000 zusammen gearbeitet. Wir haben dann 2007 im Rahmen des Zensus of marine life einen internationalen Workshop von der deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert in Wladiwostok durchgeführt, um dort mit Kollegen des Institutes uns zu überlegen, ob wir nicht gemeinsame Expeditionen durchführen wollen. Haben dann zunächst einmal ein Memorandum of Understanding formuliert. Haben damit begonnen, Wissenschaftler auszutauschen, uns gegenseitig bei der Ausbildung von Doktoranden zu unterstützen. Und haben dann ein erste gemeinsames Expeditionskonzept entworfen und durchgeführt. 2010 sind wir mit einem russischen Schiff der Academic Lavrentiev ins japanische Meer, also direkt vor die Küste von Wladiwostok gefahren. Haben dort das Tiefseebecken analysiert und haben dann 2012 mit dem alten Forschungsschiff „Sonne“, was jetzt an die Argentinier verkauft wurde, den offenen Kuril im Kamtschatka-Bereich mit russischer Genehmigung bearbeitet. Sind im letzten Jahr 2015 wiederum mit dem russischen Schiff, also wieder auf einer russisch-deutschen Expedition im Ochotskischen Meer gewesen. Haben dort das Kurilenbecken analysiert und werden dieses Jahr im Sommer eben wieder eine deutsch-russische Expedition durchführen mit unserem neuen Forschungsschiff „Sonne“ und direkt im kurilen Kamtschatka-Graben bis in 9500 Meter Tiefe operieren. All diese Projekte haben zum Ziel eigentlich so den biogeografischen Zusammenhang der Fauna zu analysieren. Und zu analysieren eben auch, haben Tiefseegräben oder Isolationsbarrieren, wie zum Beispiel das japanische Meer ist sehr stark isoliert. Also durch flache Straßen. Das heißt, kann da überhaupt ein Faunenaustausch mit der offenen Tiefseeregion des Pazifiks stattfinden? Also das kann man natürlich nur klären, wenn man auch tatsächlich die Tiefseefauna sich anschaut. Und solche Daten sind wichtig, einfach auch um zu wissen, stellt jetzt so ein Grabensystem zum Beispiel eine Barriere dar, um im Prinzip in der Tiefsee natürlich auch Meeresschutz zu betreiben. Denn es gibt ja im Pazifik, zwar etwas weiter sozusagen im offenen Pazifik, diese sogenannte Manganknollen-Region. Clarion Clipperton Zone, wo auch Deutschland einen Claim hat. Franzosen, Amerikaner, eben verschiedene Länder, die dort im Prinzip sage ich jetzt mal in Lauerstellung darauf warten, tatsächlich auch Manganknollen-Abbau zu betreiben. Und mann kann natürlich auch nur den Meeresboden schützen und nur schützen was man kennt und insofern ist es schon wichtig zu wissen, wie weit sind eigentlich Organismen verbreitet. Wie groß sind die Flächen, wo bestimmte Arten vorkommen, sind sozusagen meinetwegen 100 oder 1000 Kilometer weiter noch die gleichen Arten zu finden. Das heißt wenn wir dort arbeiten, finden wir dann woanders Arten sozusagen, die dann diese Regionen wieder besiedeln könnten und all diese Informationen kann man natürlich nur erhalten, wenn man überhaupt auch Proben nimmt und den Meeresboden erforscht.
Es gibt zwei, eins was schon so heißt, die neue Sonne ist 2014 in Dienst gestellt worden, die trägt den Namen des alten Schiffes, das ist einfach deutsche Tradition. Wir hatten verschiedene Schiffe, die Valdivia hießen, jetzt verschiedene Meteorversionen. Es wird eine zweite Polarstern geben. Und die alte Sonne ist verkauft worden an das Land Argentinien. Ist umgetauft worden in Austral von den Argentiniern und soll jetzt eben auch für die Forschung direkt am argentinischen Kontinentalhang und in der angrenzenden Tiefsee dann benutzt werden. Ja solche Forschungsexpeditionen werden bei uns in Deutschland von längerer Hand geplant. Also meistens mit Vorlauf von 2-3 Jahren, eher drei Jahre, manchmal können es auch vier sein. Gerade bei solchen Expeditionen, wo Genehmigungen zur Arbeit in internationalen … nationalen Gewässern notwendig sind. Ist es einfach so, dass Forschungsanträge gestellt werden müssen, um eben in diesen Regionen arbeiten zu können. Also in internationalen Gewässern ist das kein Problem, aber man braucht einfach den Vorlauf, um zunächst einmal überhaupt die Schiffszeit zu bekommen. Also man schreibt einen Antrag, der wird begutachtet. Wenn man dann Schiffszeit hat, muss man eben häufig, kommt darauf an, ob man sich beim Bundesministerium oder bei der deutschen Forschungsgemeinschaft dann bewerben muss, um finanzielle Unterstützung … Muss man einen weiteren Forschungsantrag häufig schreiben und wie gesagt dann dafür sorgen, dass man überhaupt die Forschungsgenehmigung, also die Sammelgenehmigung in den Hoheitsgewässern einer Nation bekommt. Und das braucht einfach mindestens ein halbes Jahr, bis ein Jahr Vorlauf, um diese Genehmigung zu erhalten und die Schiffszeit wird meistens eben auch sehr viel weiter vorher vergeben, weil eben sehr viel Logistik und Planung erfolgen muss, um diese Expedition dann auch zu realisieren.
Das ist genau die variable Komponente in Abhängigkeit von der Bewilligung oder dem Antrag, der gestellt worden ist. Also kann mal Geophysik sein, kann Biologie sein, es kann Ozeanographie sein, also ganz unterschiedlich. Und die maximale Kapazität ist so in der Regel 42/45 Tage, dann muss gebunkert werden, dann muss Sprit erneuert werden auf einem Schiff. Dann wird ein Hafen angelaufen. Häufig auch je nach Fragestellung und Fahrtabschnitt dann früher. Dann wird die wissenschaftliche Mannschaft in der Regel ausgetauscht. Das bedeutet, alles was die eine Gruppe gebraucht hat, die Wissenschaftler, wird wieder zurück gepackt in Kisten, in Container, geht vom Schiff und dann kommen die nächsten Wissenschaftler mit ihren Fragestellungen und entsprechend dann auch nicht nur ihrem wissenschaftlichen KnowHow, sondern entsprechend auch den Geräten, um eben diese Fragestellung dann zu versuchen zu bearbeiten. So dass eben die Mannschaft natürlich auch ausgetauscht wird. Sie können ja nicht auf dem Schiff leben. Sie tun das ein halbes Jahr in der Regel oder fünf Monate. Haben dann entsprechend auch längere Zeiten wieder Abwesenheit mit der Familie. Also jede Reederei hat in der Regel so zwei große Mannschaften, die sie dann eben im Wechsel immer auf den Schiffen hat. Und entsprechend hat man manchmal eben unterschiedliche Mannschaft eben auch auf den Schiffen, aber vor allem ist es der Stab der Wissenschaftler, der ausgetauscht. Und ein Schiff ist im Prinzip leer. Es gibt natürlich schon jetzt die Bestrebungen, zum Beispiel einige Geräte einfach auf dem Schiff anzuschaffen, direkt von der Regierung, weil sie von vielen wissenschaftlichen Gruppen genutzt werden. Wie zum Beispiel so eine CTD, das ist eine Sonde, mit der man auf der einen Seite Wasserproben, Wasserschöpfer nehmen kann. Gleichzeitig aber auch Daten durch die Wassersäule eben über hydrographische Parameter, wie Temperatur, Salinität, Dichte, Strömungsrichtung erlangen oder erhalten kann. Und eigentlich braucht ein solches Gerät jede Arbeitsgruppe. Das heißt das bleibt dann auf dem Schiff. Aber so Sonderwünsche wie bestimme Greifersysteme mit Kameras oder Landersysteme brauchen eben manchmal einige wissenschaftliche Fragestellungen oder Wissenschaftler brauchen ein solches System, was eben unabhängig dann von dem Schiff selbst eingesetzt wird, während andere dann Kabel einsetzen, um eben wissenschaftliche Geräte über diese Kabel dann zum Meeresboden zu führen.
Also man kann so einen Antrag sicherlich über ein Jahr planen, je nachdem wie komplex tatsächlich die Fragestellung ist und wie man die Mannschaft dann auch international zusammenstellen muss. Man kann einen Antrag aber sicherlich auch in kürzerer Zeit schreiben. Also es kommt tatsächlich immer darauf an. Also häufig ist es so, dass sich dann ein Antrag wandelt, in Abhängigkeit sozusagen von der wissenschaftlichen Zusammensetzung. Also wenn jetzt Wissenschaftler auf einmal mit neu dazukommen und sagen, ja aber ich habe hier nochmal eine interessante Fragestellung, dann kann es schon sein, dass es dem Antrag dann auch nochmal eine Wende oder eine leichte Veränderung eben mit auf den Weg gibt, aber hat man dann den Antrag durch, ist dann im Prinzip die Hauptarbeit eher eine logistische Arbeit, tatsächlich dann diese ganzen Genehmigungsverfahren in die Wege zu leiten, mit den entsprechenden Logistikunternehmen zu sprechen, wann Container gepackt werden müssen. Wann die Container verschifft werden. Wie lange die unterwegs sind. Da müssen Gefahrgutdeklarationen gemacht werden. Also für jedes einzelne Gefahrgut, für jede Chemikalie müssen entsprechend die dangerous goods Formulare ausgefüllt werden, also welche Gefahrklassen das sind, was passieren kann. Die müssen in bestimmten Behältnissen dann transportiert werden. Dann muss natürlich auch überlegt werden, ob man Proben gekühlt für genetische Untersuchungen zum Beispiel oder biochemische Analysen wieder später nach Hause nehmen muss oder schicken lassen muss. Dann muss man mit World-Kurier und Trockeneis eben mit -80 Grad versuchen, dann entsprechend auch das Material wieder so nach Hause zu bringen, damit man eben auch die wissenschaftlichen Fragestellungen tatsächlich weiter bearbeiten kann.
Die letzte Expedition war tatsächlich die mit einem britischen Schiff. Ich bin eingeladen worden, eine Expedition in die Antarktis mit durchzuführen mit dem Schiff James Clark Ross. Die letzte Expedition mit der Sonne, auf die wahrscheinlich gerade anspielen, war die mit der neuen Sonne, das war die Jungfernfahrt, die wir gemacht haben. Die Atlantiküberquerung, die wir entlang einer Bruchzone im Atlantik gemacht haben, der sogenannten Clipperton Fracture Zone. Wenn man sich den Atlantik oder die Erde sozusagen vom Weltall aus ansieht, dann sieht man den mittelatlantischen Rücken. Der mittelatlantische Rücken ist im Prinzip durch verschiedene Blattspreizungszonen nochmal unterbrochen. Das heißt, man hat eigentlich erst mal so die Vorstellung, da unten ist ein Gebirge von einer Höhe bis zu 2000 Meter Höhe. Also wenn man sich das so vorstellt, der mittelatlantische Rücken kann große Höhen erreichen, aber er wird eben durchzogen im Prinzip durch Bruchzonen. Also er ist unterbrochen und versetzt, also es ist keine gerade Linie. Und da ist eben die Frage, welche Bedeutung haben eigentlich solche Strukturen am Meeresboden eben für Organismen in der Verbreitung. Es kommt ja relativ wenig Futter da unten an. Also maximal 5% von dem was oben produziert wird, in der Tiefsee bei 4000 Meter sind das höchstens noch 1% was tatsächlich an Phytoplankton oder organischem Material den Meeresboden noch erreicht. Das heißt die Konkurrenz ist groß oder es müssen eben andere Wege der Nahrungsaufnahme gesucht werden. Wie zum Beispiel viele Organismen essen Aas, wenn irgendwo tote Tiere am Meeresboden verenden, versuchen sie schnell dort hinzuschwimmen oder sind Räuber oder Parasiten, Ektoparasiten, saugen Blut an anderen Tieren zum Beispiel. Da gibt es also vielfältige Möglichkeiten und Mechanismen, die sich entwickelt haben.
Also das ist sehr unterschiedlich. Also in der Antarktis ist man schon mal drei Monate unterwegs, ganz einfach weil man schon zehn Tage braucht, um von Kapstadt zum Beispiel die Antarktis zu erreichen. Im Schnitt sind es so sechs Wochen, die man eben mit einem großen Forschungsschiff unterwegs ist, 5-6 Wochen. Ja man muss sich das so vorstellen, dass man im Prinzip wirklich von einem Zellstoffpapier und Gummihandschuhen bis hin zu den Chemikalien, die man braucht, die Behältnisse, die man braucht, bestimmte Plastiktüten, die man braucht, um Organismen zum Beispiel einzufrieren, alles mitnehmen muss. Also die Geräte, jedes Gerät, was man braucht für den Einsatz, weil ja jede Wissenschaftlergruppe andere Fragestellungen verfolgt, ist das Schiff in der Regel leer und all das was man braucht bringt man mit. Das heißt man hat dann zwei oder drei Container entsprechend mit Kisten, mit Expeditionsgut. Das muss vorher gepackt werden, die Zollformalitäten müssen erledigt werden. Je nach Land muss man Visa beantragen oder man braucht eben keine und bekommt ein Touristenvisum dann eben für den Moment, bis man aufs Schiff geht. Dann fährt man aus dem Hafen aus und fängt im Prinzip sofort an, Container aufzumachen, die Labore einzurichten und alles an den Platz zu bringen, wo man das dann nachher auch haben möchte, wenn man mit den ersten Probenahmen beginnt. Und wenn ich jetzt einfach mal so mit unseren Probenahmen beginne und dann einfach so darüber berichte, wenn man jetzt zum Beispiel Greifersysteme einsetzt in 4000 Meter Tiefe, dann hat man ungefähr 4000 Meter Tiefseedraht, die sozusagen zum Meeresboden gehen. Nimmt dann sozusagen eine Tiefseeprobe, holt die an Deck und dann wird im Prinzip wirklich Sedimentschicht für Sedimentschicht, also Zentimeter für Zentimeter analysiert auf die Sedimente, auf den organischen Kohlenstoffgehalt, verschiedene biotische, abiotische Parameter und natürlich dann eben die Organismen. Und je höher im Sediment man sich befindet, desto mehr Organismen sind natürlich auch drin. Das heißt dann im obersten Zentimeter sind eigentlich 98% sage ich jetzt mal der Organismen zu finden. Setzt man geschleppte Geräte ein, bekommt man in der Regel eine höhere Ausbeute, mehr Biomasse, mehr Organismen, eben auch für verschiedene Fragestellungen der Ökologie oder der Biogeografie zum Beispiel. Das beutetet aber auch, um diese Geräte dann zum Meeresboden zu bekommen und schleppen zu können, muss ich mehr Kabel ausstecken. Das heißt wir fahren in der Regel anderthalbfache Kabellänge zur Wassertiefe. Das heißt wenn ich in 4000 Meter Tiefe operiere, dann muss ich schon 6000 Meter Kabel ausstecken. Und das muss man sich einfach mal vorstellen, dass man dann teilweise so ein kleines Gerät hat, was 2 Meter lang oder 2,50 Meter lang ist, was dann eigentlich 6 Kilometer hinter einem solchen Schiff dann in der Tiefsee hinterhergeschleift wird.
Das ist für einen Wissenschaftler 100% der Aufgabe. Denn wir arbeiten 24 Stunden Schichten rund um die Uhr. Die Mannschaft besteht in der Regel auch aus zwei Schichten oder der Bootsmann teilt dann entsprechend die Leute ein, so dass halt immer genügend Zeit eben auch bei der Mannschaft da ist, um wieder zu regenerieren, zu schlafen. Bei der Wissenschaft gibt es da unterschiedliche Möglichkeiten und Methoden. Manche sagen, man fährt 12 Stunden Schichten oder fährt 8 Stunden Schichten. Wir machen das bei der Tiefseeforschung in der Regel so, dass wir Geräteverantwortlichkeiten verteilen und sagen, es gibt Wissenschaftler, die arbeiten immer mit dem Argassus-Trawl oder immer mit dem Epibenthosschlitten oder immer mit dem Multicorer, ganz einfach weil dann eben bestimmte Handgriffe, die Probennahme nachher nach einer gewissen Zeit einfach sehr schnell, sehr routiniert und sehr gut abläuft. Die wissen ganz genau, was sie zu tun haben. Vor allem fixieren sie und bearbeiten sie das Material, was sie dann selbst auch wissenschaftlich bearbeiten wollen. Ich sehe da einfach einen Vorteil drin, im Gegensatz zu diesen 12 Stunden Schichten, wenn man dann auch Material für andere mit bearbeiten muss. Und bei der Tiefseeforschung hat das einfach den Vorteil, es dauert einfach sehr lange, bis ein solches Gerät zum Deck wieder kommt. Also geschleppte Geräte können durchaus 6-8 Stunden unterwegs sein. Und in der Zeit zum Beispiel, wenn ich oder irgendjemand anders dann im Leitstand oder auf der Brücke sitzt, dieses Gerät fährt, können im Prinzip alle anderen schlafen. Also es gibt immer genug Regenerationszeit. Die Regenerationszeit wird eben aber nicht nur zum Schlafen benutzt, muss sie natürlich aber irgendwann, sonst wird es ja gefährlich auf einem Schiff, sondern sie wird natürlich auch für Laborarbeit genutzt. Das heißt es wird schon sortiert, es wird schon extrahiert oder es wird Material für die genetische Untersuchung vorbereitet, entsprechend fixiert und ausgewählt. All diese Arbeitsschritte erfolgen eben auf einem Forschungsschiff und wir versuchen einfach die Zeit so gewinnbringend und so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Denn wir alle wissen, wenn wir später wieder im Büro sind, klingelt das Telefon, wir bekommen E-Mails, die Leute stehen vor der Tür. Also die Zeit, die wir auf dem Schiff sind, ist wirklich reine Wissenschaftszeit und es ist einfach sehr schön, dass wir eine wirkliche sehr sehr gute Forschungsflotte haben in Deutschland. Dass wir sehr gute Möglichkeiten haben und als Wissenschaftler uns dann auf der Expedition auch tatsächlich auf die Wissenschaft konzentrieren können. Wir werden versorgt, wir werden wirklich vorzüglich bekocht auf unseren Forschungsschiffen und müssen uns im Prinzip wirklich um nichts kümmern als um den wissenschaftlichen Output und entsprechend dann das Herangehen an das Material und die wissenschaftliche Probenahme.
Kommt drauf an. Das kann man so nicht sagen. Also die mentale Belastung kann schon sehr groß werden, wenn man zum Beispiel zwei Wochen Zeit verliert oder aufgrund von Schlechtwetter abwettern muss und im Prinzip nicht genau weiß, wann kann ich überhaupt die Forschung fortsetzen. Das wirkt sich dann besonders natürlich bei jungen Wissenschaftlern aus, die Master- oder Bachelorstudenten, also früher Diplomstudenten oder Doktoranden, die im Prinzip dann wirklich davon abhängig sind, auf einer 6-Wochen-Expedition wirklich gutes Probenmaterial mit nach Hause zu nehmen. Da ist es dann schon manchmal so, dass man die wissenschaftlichen Fragestellungen abwandeln muss. Also das kann dann schon natürlich zu mentalem Stress führen auf solchen Expeditionen. Es ist teilweise auch natürlich sehr anstrengend, 24 Stunden Schichten zu fahren. Wie wir sie fahren, kann es schon mal sein, dass man mal nachts arbeitet, dann arbeitet man tagsüber. Das heißt also, es ist ein unregelmäßiger Rhythmus, den man dann teilweise hat. Und es ist eben auch sehr sehr viel Arbeit. Also es ist eigentlich kein Wochenende, kein Feierabend. Man kommt dann nach 6 Wochen vom Schiff, hat keinen Samstag gehabt, hat keinen Sonntag gehabt, hat keinen Tag frei gehabt und die Kollegen sagen, und war es schön auf der Expedition? Sie sind ja schön braun geworden, weil man dann vielleicht bei 10 Grad Nord 26 Grad draußen an Deck gestanden hat und gearbeitet hat. Aber man sieht dann einfach gut erholt aus.
Ja ist es, sicherlich. Und ich meine, es gibt natürlich immer solche Momente, wo man im Prinzip zum Beispiel darauf wartet, das Gerät kommt jetzt hoch, es hat noch 1000 Meter und irgendjemand brüllt, Buckelwal vor Achtern. Und dann laufen erst mal alle und holen schnell ihre Kamera und gucken nach dem Buckelwal. Oder es sind jetzt in der Antarktis Albatrosse, die ums Schiff kreisen und das ist einfach wunderschön, dann diese Tierwelt zu beobachten. Oder es sind Pinguine, die irgendwo auf Eisschollen sich ausruhen oder auch Robben, wenn man durch Eisfelder fährt. Wir hatten jetzt zum Beispiel bei dieser Antarktis-Expedition einfach durch Zufall das Glück, an einem Eisfeld vorbeizufahren, das sich eben vom östlichen Wedell-Meer nach Norden erstreckt hat. Ein riesengroßer Eisberg ist zerfallen und dort wo Eis ist ist auch Krill, weil der Krill sich eben von den Untereisalgen ernährt und wo Krill ist sind auch Wale. So dass wir da einfach mit dem Schiff eben auf dem Weg zu unserem Probenahmengebiet durch eine Region gefahren sind, wo unheimlich viele Wale waren und auf einmal war rechts und links überall Walblas und natürlich lässt jeder in dem Moment dann alles stehen und liegen und geht erst mal eine halbe Stunde raus. Das muss dann einfach auch sein. Das ist dann die Entlohnung sozusagen für die Arbeit und für den Mangel an Freizeit und Wochenenden.
Ja genau. Oder die man halt vorher programmiert. Also in der Ozeanographie haben ja in den letzten Jahren so Floats und Gliders, also im Prinzip Computer, die man sozusagen ins Meer einsetzt und die dann Daten sammeln und an Satelliten die Daten sozusagen übermitteln. Das hat also wirklich die Ozeanographie revolutioniert, solche Methoden. Und es ist klar, dass so was in der Tiefsee einfach fehlt. Das ist auch eines der Ziele eigentlich würde ich sagen der Tiefseeforschung für die nächsten Dekaden. Wir haben jetzt so gute Forschungsschiffe. Unsere Forschungsflotte wird in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern erneuert. Wir haben teilweise aber eben immer noch Geräte, die eingesetzt werden, die erinnern noch an die Kinderstube der Tiefseeforschung, also Geräte zum Beispiel hinter dem Schiff her zu schleppen. Sind zwar verbesserte Methoden, verbesserte Geräte, feinmaschigere Geräte, die bessere Proben und umfangreichere Proben zutage bringen, dennoch dauert das immer noch sehr lange, und solche Schiffszeittage kosten natürlich auch sehr viel Geld. Und da kann man sicherlich mit der heutigen Technik, die im Prinzip zur Verfügung steht, sehr viel mehr machen.
Genau, in der Zeit kann man kein anderes Gerät fahren. Das heißt eine solche Probennahme kann von 8-12 Stunden dauern, wenn wir jetzt im Hadal operieren, also in mehreren tausend Meter Tiefe, also mehr als 6.000 Meter Tiefe, dann muss ich im Prinzip 9.000 Meter Kabel ausstecken, bei 8.000 Meter sind es schon 12.000 Meter Kabel. Also die maximale Nutzlänge sind 11.000 Meter und da bin ich dann wirklich bei einer Probenahme bei 8-9 Stunden. Also es gibt einfach von den technischen Möglichkeiten vielleicht doch auch die Möglichkeit, Unterwasserroboter zu bauen, die einfach auch autonom Proben nehmen. Das Problem bei den momentan bestehenden oder genutzten Systemen, wie ROVs ist, dass die Probenmenge noch teilweise zu klein ist für Fragestellungen der Evolutionsbiologie oder der Ökologie, wo man einfach mehr Material braucht. Und da muss eigentlich jetzt auch die Entwicklung hingehen, autonome Sammelgeräte zu entwickeln für die Zukunft, die unsere Forschungsschiffe einfach von der Zeit her, von dem zeitlichen Einsatz ein bisschen entlasten. Aber gleichzeitig eben auch der Ökologie, der Evolutionsbiologie, der Biodiversitätsforschung die Möglichkeit geben, mehr an Proben zu nehmen und gleichzeitig eben automatisiert zum Beispiel Fotos während der gleichen Zeit zu machen, so dass man eine Vorstellung über die Biomasse der großen Organismen pro Flächeneinheit bekommt. Dann gibt es die Möglichkeit, auch schon genetische Marker im Prinzip zu nehmen. Aber solche Geräte, die all das sozusagen zusammengesetzt können, gibt es noch nicht. Die entwickelt worden sind bisher, in der Tiefsee dort Einsatz zu finden.
Genau. Das gibt es ja für, ich sagte in der Weltraumtechnik, Robotnik, also Geräte, die tatsächlich da über den Mars fahren, Proben nehmen und dann auch wieder irgendwohin zurückfahren. Und wenn das möglich ist, muss das auch am Tiefseeboden möglich sein. Die Möglichkeiten bestehen im Prinzip in Einzelmodulen, aber es ist eben noch nichts gebaut oder geplant, was eben da die deutsche Tiefseeforschung in Bezug auf größere Mengen an Organismen entlasten würde. Aber es gibt die Möglichkeiten. Also das deutsche Zentrum für künstliche Intelligenz, DFKI, hat drei Standorte in Deutschland. Ein Standort ist in Bremen. Und die haben in Bremen auch ein ganz großes Tauchbecken, wo sie im Prinzip also Geräte, die sie entwickeln, dann eben auch direkt einsetzen können. Autonome Geräte genau. Und dort testen können. Das heißt natürlich nicht unter Druck. Also dieses riesige Becken kann da nicht abgedrückt werden, sage ich jetzt mal, auf 300 Bar, so dass man 3.000 Meter Tiefe simulieren kann, aber zumindest ist es ein guter Anfang, um mal überhaupt die Funktionalität dieser Geräte, die entwickelt werden, zu testen. Und da denke ich wird in der Zukunft auch die Tiefseeforschung deutlich voranschreiten müssen.
Also autonome Geräte da bauen. Ja der Vergleich mit der Raumfahrt und dem Mars, der ist immer schnell gesagt, aber eigentlich müsste man es ja mit der Venus-Forschung vergleichen, so wie die Druckverhältnisse unter Wasser sich da eben präsentieren. Und auch da hat ja die Raumfahrt so ihre Schwierigkeiten, überhaupt erst mal was auch nur auf den Boden zu bekommen. Wie groß ist denn noch die technische Herausforderung? Also ist sozusagen das Problem des Herablassens von Technik in diese ultratiefen Bereiche, - ich weiß gar nicht, was ist der tiefste Punkte des Ozeans, den wir kennen?
Ja also ich meine Herausforderungen sind natürlich einmal die Kapazität an Energie, Powersupply???, also autonome Geräte, die jetzt eben ohne Draht gefahren werden, müssen entsprechend dann bei Kälte, unter starkem Druck eben teilweise sehr sehr lange arbeiten können. Es gibt schon solche Systeme, die im Prinzip so etwas wie so eine Dockingstation haben, Crawlersysteme???, so kleine Unterwasserfahrzeuge. Die fahren dann los, können im Prinzip Proben nehmen. Sind auch für andere Zwecke im Prinzip eher für Biogeochemie oder Fragestellungen des Abscannens des Meeresbodens, aber noch nicht der Probenahme entwickelt. Könnten dann zurückfahren im Prinzip zu dieser Dockingstation, sich dort wieder aufladen. Irgendwann muss die Dockingstation natürlich auch aufgeladen werden oder sie wird eben sozusagen dann über Powersupply von oben dann von einer Plattform aus zum Beispiel betrieben. Aber im Prinzip so weit sind wir noch nicht. Aber diese Möglichkeiten, im Prinzip über eine Plattform die Energie wiederum zu ziehen, bestehen bereits. Wenn man jetzt solche Systeme hat, die dann tatsächlich auch Proben nach oben bringen müssen, ist das Problem einfach sozusagen diese Sedimentmengen loszuwerden und im Prinzip vor Ort im Wasser schon zu versuchen, ein Teil der Sedimentfracht wegzuwerfen, aber die Proben eben zu haben, die Tiere zu haben. Und das ist eigentlich eine Herausforderung. Weil man dieses Gewicht natürlich, diese Tonnen an Schlick natürlich nicht nach oben befördern kann.
So lange ist das noch gar nicht her eigentlich, dass wir intensive Tiefseeforschung betreiben. Also unter Colin Forbes???, der im 19. Jahrhundert gearbeitet hat, der britischer Malakologe, also Weichtierforscher und hat eben auch an der biogeografischen Forschung sehr stark mitgearbeitet. Der hat halt die Abyssus-Theorie aufgestellt. Und hat anhand von Proben, die er von Seesternen vorliegen hatte, halt festgestellt, dass die Anzahl der Seesterne mit zunehmender Tiefe immer mehr abnimmt und hat bei 400 Meter Tiefe noch einen Seestern gefunden und hat gesagt, da ist wahrscheinlich dann die Grenze, ab 500 Meter Tiefe ist das Leben im Meer azoisch???, da gibt es nichts mehr. Und wir alle wissen, dass die ersten Tiefseeexpedition der Challenger dann Ende des 19. Jahrhunderts die Wissenschaft da aufgeklärt haben, dass das ganz anders aussieht. Dass sehr sehr viele Tiere am Meeresboden leben, Organismen eigentlich von Schwämmen bis hin zu Stachelhäutern, die man auch in Flachwasserregionen kennt. Und das war eigentlich revolutionär, weil man einfach überhaupt gar nicht davon ausgegangen ist, dass da unten überhaupt noch Leben existiert. Und wenn man sich das vorstellt ist das natürlich auch so wie ich schon eingangs versucht habe zu verdeutlichen, alles Leben im Meer hängt natürlich ab letztendlich von der Primärproduktion, also Nährsalzen und Sonnenenergie, die eben Phytoplankta bilden und das ist letztendlich die Grundlage allen Lebens und man hat eigentlich nur in der lichtdurchfluteten Zone überhaupt die Möglichkeit oder Organismen und Algen bilden oder unter dem Eis Eisalgen, so dass eigentlich das ganze Leben im Meer indirekt eigentlich durch diese Primärproduktion gespeist wird. Und man sagt eigentlich immer so als generelle Definition, ab 200 Meter Tiefe, da haben wir dann den kontinentalen Schelf, da geht es dann in den kontinentalen Hang über, beginnt dann im Prinzip schon so die Zone der Dunkelheit. Ab 1000 Meter ist es dann komplett dunkel und in diesen Zonen ist es so, dass das Leben eben immer geringer wird. Und das ist eigentlich das Faszinierende, dass wir eben im Prinzip in Regionen, die unterhalb von 200 Meter liegen, teilweise sehr geringe Kenntnisse haben. War sehr spektakulär eigentlich, weil der Zensus of Marine Life zu Anfang aufgezeigt hat, dass über 90% unseres Wissens aus den obersten 50 Metern der Wassertiefe tatsächlich herrühren. Planktonproben, die genommen worden sind. Sobald wir unter 100 Meter Tiefe sind, wir nur noch sozusagen 1% des Wissens haben und unterhalb von 1000 Meter nur noch 0,09%, also wirklich extrem geringe Kenntnisse, als der Zensus of Marine Life begonnen hat. Also mit zunehmender Tiefe wissen wir einfach relativ wenig.
Also die befinden sich vor allem in der Dunkelzone. Ich kann Ihnen jetzt keine Jahreszahl nennen, wann also Biolumineszenz tatsächlich entdeckt worden ist, ganz einfach weil das jetzt nicht mein Arbeitsbereich ist, aber es ist einfach in der Evolution, also in der Entwicklungsgeschichte der Organismen im Meer, an Land, dass natürlich irgendwo mit jeder Eroberung eines neuen Lebensraumes dann teilweise auch Neuerungen einhergehen. Und Biolumineszenz wird von Organismen eben in vielerlei Hinsicht benutzt. Das typische Beispiel, was jeder am ehesten noch kennt, sind Anglerfische. Wo dann zum Beispiel in bestimmten Strukturen, also in der sogenannten Angel im Prinzip, einen verlängerten Flossenstrahl zum Beispiel ein Paket an Photobakterien hängt, die eingeschaltet werden können, wo dann aufgrund eines oxidativen Prozesses Luciferin, also über Luciferase da oxidiert wird, und dann zum Leuchten gebracht wird. Diese Bakterien, die dann kurzzeitige Lichtblitze aussenden, locken dann Organismen an. Häufig haben die Tiefseeorganismen noch rudimentäre Augen, können noch Lichtblitze wahrnehmen, weil sie sich ganz einfach an der Evolution abgeleitet haben von verwandten Organismen, die zum Beispiel auf den kontinentalen Schelfen vorkommen, dort Jäger sind oder überhaupt ihr Futter finden müssen, gute Augen haben, gute Nasen oder chemische Sinnesorgane haben und können also praktisch noch Lichtblitze sehen und die werden dann angezogen von dem Licht und schon hat der Fisch ein mögliches Beutetier im Prinzip vor seiner Angel und kann es fressen. Das hat einen Vorteil verschafft, dadurch haben dann vielleicht die Nachkommen auch wiederum im Prinzip einen Vorteil gehabt, so dass eben über diese Selektion dann sich sukzessive in der Evolution diese Besonderheit entwickelt hat. Andere haben zum Beispiel geben Biolumineszenz, diese Photobakterien ab und produzieren dadurch eine Wolke, fliehen dann. Also ist ein ganz anderer Prozess im Prinzip, wo zum Beispiel von Ruderfußkrebsen, kleinen Krebsen, dieser Mechanismus genutzt wird zur Flucht, um eben potenziellen Fressfeinden zu entgehen.
Also ich denke, es ist schon Alarm angesagt. Also man sollte die Verschmutzung unseres Planeten nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist bekannt, dass im Pazifik es Regionen gibt, The Great Garbage Road, wo einfach im zentralen Pazifik aufgrund von Strömungsmustern tatsächlich große Flächen im Prinzip der Meeresoberfläche von Plastikmüll bedeckt sind. Wo man mit dem Schiff dann hindurchfahren kann und dieser Plastikmüll dann dort zu sehen ist. Der begibt sich auf Reise natürlich auch rund um den Globus. Also faszinierend war für viele dieses Beispiel des umgekippten Containers mit den gelben Quietscheentchen, die sich also im Laufe sozusagen der Jahre jetzt über den ganzen Pazifik ausgebreitet haben, wohl im arktischen Ozean angekommen sind. Das ist eine sehr schöne Ausstellung, die im deutschen Meeresmuseum in Stralsund im Katharinenkloster, also in dem Hauptmuseum zu sehen ist. Also im Prinzip der Gang des Plastikmülls oder die Verbreitung des Plastikmülls über die Meere. Wir haben einfach bei unseren Expeditionen im kurilen Kamtschatka-Graben an den tiefsten Stationen in 5.800 Meter Tiefe, die wir bisher beprobt haben, auch schon sehr sehr viel Plastikmüll in den Proben gehabt. Wir hatten zwei Stationen, wo unser Epibenthosschlitten, der also 2,5 Meter Länge aufweist, tatsächlich komplett von Planktonnetzen und Treibnetzen mit sehr sehr vielen Haken aus der Fischerei umgeben war. Also im Prinzip eingepackt wie ein Bonbon in Treibmüll, in Netzen, Fischereinetzen. Also das ist schon sehr bedenklich. Denn wenn der Müll erst mal die Gräbensysteme erreicht hat, dann wird er dort bleiben. Also er wird aus den Gräbensystemen nicht mehr in andere Regionen wieder abtransportiert werden können.
Das ist schon sehr beängstigend. Also man sieht schon die Bedrohung des Menschen, die Bedrohung der Meere, die von den Menschen ausgeht, wenn man in bestimmten Regionen sich die Zusammensetzung der Tiefseefänger ansieht. Also es gibt einige Regionen im Mittelmeer zum Beispiel, die aufgrund der vielen Schifffahrtswege so zugemüllt sind, dass also im Rahmen des Zensus of Marine Life dann auch wissenschaftliche Projekte komplett verändert werden mussten, und diese Projekte dann den Schwerpunkt Müll bekommen haben und eben sozusagen eher erforscht wurde, welche Organismen kommen denn überhaupt noch mit dem Müll vor? Wenn man die Proben hochgeholt hat, war eigentlich der größte Teil Müll und nur noch sehr sehr wenig Tiere da. Welche Tiere kommen überhaupt noch vor? Welche Bestandteile in dem Müll finden wir? Und dann hat sich eigentlich auch erst, sage ich jetzt mal, im Prinzip diese Folgeforschung, was passiert eben mit dem Müll, sukzessive entwickelt. Das ist in den letzten Jahren eben auch sehr populär geworden, überhaupt an Müll und Mikroplastik zu arbeiten.
Das ist sehr schwer zu sagen. Also ich denke schon, dass wir sehr vorsichtig mit unserem Meer umgehen müssen und sehr verstärkt Naturschutz betreiben müssen. Auf der anderen Seite ist das Meer natürlich auch sehr groß und es ist schon so, dass es natürlich auch eine Selbstregenerierung über lange Zeiträume gibt. Also ich glaube nicht, dass der Mensch es schaffen wird, diesen Planeten zu ruinieren, aber er wird ihn verändern und das ist im Moment einfach sehr sehr schwer abzusehen, welche Folgen das tatsächlich dann für das Leben im Meer und dann in letzter Konsequenz natürlich auch letztendlich für unsere eigene Gesundheit hat. Denn also es ist ganz klar, dass Biodiversität und eine reiche Biodiversität ein gesundes Ökosystem eigentlich auszeichnet, und wenn wir die zu sehr verändern, dann bringen wir das Ökosystem ganz einfach in Ungleichgewicht. Wir wissen aber noch viel zu wenig über die Prozesse tatsächlich, die die Biodiversität bewirkt, vor allem eben in Regionen, die so schwer erschließbar sind, wie zum Beispiel die Tiefsee. Und welche Konsequenzen da eben dann die Verschmutzung haben wird, das ist einfach momentan wirklich nicht abzuschätzen.
Im Prinzip eine sehr starke Düngung ja. Und es ist schon unsere Aufgabe zu versuchen, diese Diversitätsveränderung zu erfassen und ich glaube, da muss einfach in der Biodiversitätsforschung ähnlich wie in der Klimaforschung eine Verbesserung der Aufnahmemöglichkeiten erfolgen. Klimaforschung hat eben diese Möglichkeiten über Satelliten Daten aufzunehmen. Und wir müssen da in der Meeresforschung und in der terrestrischen Forschung besser werden. Wir brauchen eigentlich Standorte, wo ständig auch Monitoring betrieben wird. Wo ständig auch Veränderung tatsächlich dann wahrgenommen werden. Und da gibt es momentan noch viel zu wenig Standorte, gerade im Meer. Es gibt solche sogenannten Long Term Monitoring Stations, aber da müsste eigentlich ein dichteres Netz wirklich auch gelegt werden, um überhaupt aufzuzeigen was passiert, wenn zum Beispiel die Temperatur sich verändert. Was passiert, wenn die Temperaturzunahme in den nächsten fünf Jahren ein Grad sein wird? Es wird ja prognostiziert, dass es bis zu vier Grad in den nächsten 100 Jahren an Temperaturzunahme geben wird und dass die eben besonders stark in der Nordhemisphäre sich auswirken wird. Besonders im arktischen Ozean. Im arktischen Ozean haben wir sehr viele Anrainerstaaten, die darauf angewiesen sind, eigentlich vom Meer zu leben. Also sehr viel die russischen Nationen, Sibirien, die tatsächlich auch, für die das Meer wichtig ist. Und da wird die Veränderung zu Rückgang in der Population vieler Organismen der Fische, damit letztendlich dann auch wahrscheinlich der Meeressäuger führen und das wird für viele Nationen wahrscheinlich dann auch zu Problemen in der Ernährungsbiologie führen. Grönländer zum Beispiel sind einfach darauf angewiesen, tatsächlich Robben zu jagen. Das gehört einfach sozusagen zu ihrem Überleben dazu.