Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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FG014 Wissenschaftsgeschichte Asiens

Ein Blick auf die Entwicklung von Wissen und Forschung im asiatischen Raum

Unser heutiges Bild von Wissenschaft ist stark geprägt von den Errungenschaften und Fortschritten der europäischen und amerikanischen Gesellschaften der letzten Jahrhunderte. Und während hier zweifelsohne bahnbrechende und wichtige Ergebnisse erzielt wurden, sind Erfindungen, Erkenntnisse und wissenschaftliche Arbeit keineswegs auf diesen Raum beschränkt. Zur Justierung des Gesamtbildes hilft ein Blick auf die Wissenschaftsgeschichte Asiens und Chinas im Besonderen.

Wir sprechen mit Dagmar Schäfer. Sie ist Sinologin und Direktorin der Abteilung "Artefakte, Handeln und Wissen" des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte. Im Gespräch erörtert sie, welche wissenschaftlichen Entwicklungen Asien über die Jahrhunderte genommen hat, wie das Kräfteverhältnis von Politik, Wissenschaft, Herrschaft und Religion zu deuten ist und welche Weltbilder chinesische und andere asiatische Gesellschaften prägten.

https://forschergeist.de/podcast/fg014-wissenschaftsgeschichte-asiens/
Veröffentlicht am: 6. Juli 2015
Dauer: 1:48:40


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:42.752
  3. Vorstellung 00:02:12.981
  4. China 00:06:52.584
  5. Geschichte 00:17:35.464
  6. Weltsicht 00:47:17.955
  7. China in der Moderne 01:15:21.806
  8. Lernen aus China 01:37:34.445

Transkript

Tim Pritlove
0:00:42

Hallo und herzlich willkommen zu Forschergeist, dem Podcast des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft. Mein Name ist Tim Pritlove und ich begrüße alle hier zur 14. Ausgabe. In der Reihe, wo wir schon viel über Wissenschaft gesprochen haben und teilweise viel ins Detail gegangen sind, teilweise viel uns auch auf der Metaebene bewegt haben. Wie zum Beispiel auch gleich ganz am Anfang in der ersten Ausgabe, als wir die Wissenschaftsgeschichte beleuchtet haben. Und im Verlauf des Gespräches ist uns auch bewusst geworden, dass das so mit der Geschichte eine sehr relative Angelegenheit ist und wir vor allem den bei uns verbreiteten europäischen Blick aufgehabt haben, der sicherlich auch sehr interessant war und ist. Trotz alledem reifte so die Erkenntnis, dass man diesen Blick vielleicht auch mal ein wenig erweitern sollte, denen der Planet ist ja rund und außerdem sehr groß und andere Leute haben auch kluge Sachen getan. Und wollen von daher einen Blick nach Asien richten, wo sich ja nun auch über die Jahrhunderte und Jahrtausende eine Menge getan hat, was bei uns eben nicht so bereitliegt, wie das Wissen über Newton und andere Helden. Ja und um dieses Thema mal aufzurollen und die Wissenschaftsgeschichte aus einer anderen Perspektive zu betrachten, begrüße ich Dagmar Schäfer bei Forschergeist, hallo. Sie sind beim Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte hier in Berlin und dort eine von drei Direktorinnen von der Abteilung Artefakte, Handeln und Wissen.

Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
0:02:29

Ja.

Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Ja ich glaube, das sehen die Asiaten jetzt schon anders. Vor allen Dingen China möchte das ganz gerne anders sehen. Das sah man eben genau sehr gut bei der Olympiade. Dass auf der einen Seite natürlich betont wird, dass sie eigentlich das erste Land waren, das die vier großen Erfindungen tatsächlich hervorgebracht hat, also Papier, Kompass, Buchdruck und Schießpulver, die Bacon'schen Erfindungen, aber auch dass sie das Land sind, das mit großen Schritten in die Moderne hinein marschiert. Also während wir wahrscheinlich hier in Europa noch das Gefühl haben, China ist tatsächlich ein Produktionsstandort, sieht China sich eben als eine Nation, die auf Richtung Grundlagenforschung, Basisforschungen, wichtige neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur zumarschiert, sondern tatsächlich dort schon ist. Und das macht auch die Wissenschaftsgeschichte eben für sie so sehr interessant. Man blickt zurück und man kann stolz darauf sein und man blickt nach vorne und kann nicht minder stolz darauf sein, was man in den letzten 20 oder 30 Jahren erreicht hat. Und das ist natürlich begründet, wenn ich soweit ausholen darf, auch sehr stark in der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, als China eben nicht so gut dastand. Und was China damals dachte, was sie sozusagen aus dieser schlechten Position herausholen kann, also denke an Opiumkriege, 1. und 2. Weltkrieg, als die erstens einmal die große Nation China dann tatsächlich einfach auch zerfiel. Es also kein einheitliches Territorium gab. Aber als auch eben die britischen, die französischen, die russischen Mächte in China einmarschierten und sich eben nahmen, was sie wollten. Die Japaner, ich glaube das ist auch den Europäern bekannt, dass es hier eben ..

Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Ja genau. Die sich um diese Flüsse herum tatsächlich angesiedelt haben. Da findet man natürlich auch sehr viele Zeugnisse von eben früher Schriftkultur, aber eben auch von technischer Entwicklung, Hausbau, Schiffsbau, Keramikherstellung. Also alles Dinge, die man heute tatsächlich in die Wissenschaftsgeschichte hineinzählt. Also früher hat man eine sehr starke Unterscheidung zwischen Wissenschafts- und Technikgeschichte gemacht, das macht man heute eigentlich nicht mehr so. Das heißt Sie fangen ganz früh eigentlich in der Archäologie an und dann ist es natürlich eben sehr stark davon abhängig, wie es tatsächlich einfach Dokumente in den verschiedenen Regionen gibt. Es gibt also im nahen Osten eine große Periode eigentlich zwischen diesen archäologischen Funden bis zum 6./7. Jahrhundert, wo es nicht viel Schrifttum gibt. Also relativ wenig Forschung über Naturwissenschaft und Technikgeschichte. In Indien sieht es noch dramatischer aus. Also besonders, wenn man über diesen Subkontinent nachdenkt, weil der war ja nicht immer von den gleichen Mächten beherrscht. Es gibt eigentlich nur eine Kontinuität in der Hochschrift, also im Sanskrit, aber es gibt natürlich viele andere Sprachen, die auch gesprochen oder bzw. in denen auch geschrieben wurde, wo es einfach keine Zeugnisse gibt. Auch aufgrund der Kolonialisierung, vieles ist tatsächlich auch zerstört worden. In Südostasien sieht es fast noch schlimmer aus. Ich denke, viele Hörer werden Angkor Wat kennen. Das heißt es gibt relativ viele …

Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
0:26:53

Also es gibt natürlich nicht den Wissenschaftler, wie Frau Voigt eben auch schon gesagt haben wird, aber es gibt viele Gelehrte in China. Man sagt eigentlich, dass wenn man so die Gesellschaftsstrukturen anschaut, dann fängt das mit einem Feudalherrentum, Aristokratie an und was China so besonders macht, dass es im 10. Jahrhundert so eine Art Meritokratie, also eine auf Prüfungen basierende Gesellschaft sich entwickelt, wo also die Elite sich dadurch rekrutierte, dass sie eben Prüfungen durchlaufen musste. Aber Gelehrtentum von Anfang an eben sehr, soweit man in das dynastische China zurückblicken kann, also ab dem 2. Jahrhundert vor Christus, vielleicht noch ein bisschen früher, die Leute, die lesen konnten, halt immer schon sehr wichtig waren. Und diese Gelehrten beschäftigen sich natürlich mit dem, was wir heute für Wissenschaft oder Technik halten. Und von diesen Leuten wissen wir, weil sie a) kanonische Werke geschrieben haben. Eines was zum Beispiel allgemein bekannt ist, wobei man nicht genau weiß, wer der Autor ist, das ist das Buch der Wandlungen, das I Ging oder das Buch der Dokumente, die alle in dieser Periode vor dem dynastischen China entstanden sind. Und die sich eben mit Dingen beschäftigen, wie Naturbeobachtung, wie laufen die Jahreszeiten ab, was sehe ich am Himmel, wie gehe ich mit Nahrungsmitteln um etc. Landwirtschaft, solche Themen sind halt dort angesprochen. Nicht unbedingt so wie wir sie heute verpackt wissen. Aber tatsächlich gibt es diese Themen halt in dem Schrifttum.

Tim Pritlove
0:28:32
Dagmar Schäfer
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Genau. Und eigentlich sind es historische Werke. Also es sind so was wie Geschichtsschreibungswerke oder philosophische Werke, wie man eben einen Aristoteles ausschreibt. Nur bei den meisten dieser Werke muss man davon ausgehen im chinesischen Kontext, dass sie nicht nur einen Autor haben, sondern dass sie Sammlungen sind. Und dann gibt es ab dem 2. Jahrhundert vor Christus immer eine dynastische Geschichtsschreibung. Das heißt die Dynastien haben immer ihre Geschichten aufgeschrieben. Und die nächste Dynastie hat sie dann meistens umgeschrieben, um sich zu legitimieren. Aber in diesen Geschichtsschreibungen, also wenn ich jetzt relativ weit ausgeholt habe, aber da gibt es Biografien drin. Und diese Biografien sind eben über wichtige Personen. Und das können Philosophen sein. Das sind natürlich ganz oft einfach Herrscher. Leute, die politisch oder sozial relevant waren, Künstlern. Und da gibt es eben auch bestimmte Gruppen, Philosophengruppen, die sich sehr viel mit Themen beschäftigt haben, die wir als naturwissenschaftlich oder technisch bezeichnen würden, wie die Daoisten. Und das ist so eine Gruppe, die eben sehr interessiert an Naturbeobachtung war. Daoismus ist glaube ich heute auch so ein bisschen ein Begriff. Da gibt es dieses YingYang-Modell, die Idee eine relativ holistische Weltvorstellung, wenigstens wenn man von der Hauptrichtung des Daoismus ausgeht. Und diese Leute haben eben tatsächlich zum Beispiel sich viel mit Alchimie beschäftigt, mit dem Körper, mit Jahreszeiten, mit Zeitberechnung und dergleichen. Da gibt es dann einzelne Werke eher, als dass man sagen kann, es gibt einzelne Figuren. Und richtige so Helden gibt es, oder so eine Heldengeschichtsschreibung der Wissenschaftler gibt es eben erst im 19. Jahrhundert, basierend auf diesen Biografien. Und die Personen, die man dann findet, sind meistens Personen, die irgendwas mit der Regierung zu tun hatten, mit Politik zu tun hatten ab dem 7./8./9./10. Jahrhundert. Also Leute, die zum Beispiel Brückenbau gemacht haben. Die sich mit Deichen beschäftigt haben. Die architektonisch tätig waren. Die den Himmel beobachtet haben und neue astronomische Theorien aufgestellt haben und dann in diesen Biografien verewigt sind. Die sind aber tatsächlich nicht darin gelandet, weil sie berühmte Wissenschaftler waren, sondern weil sie wichtige Staatsmänner waren.

Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Ich glaube, das ist bei vielen Dingen, wenn man heute wirklich tatsächlich eine bessere Dokumentation hat, man keine solchen Aussagen machen kann. Dass irgendjemand die Nase irgendwo wirklich vorne hatte. Man spricht heute in der Wissenschaftsgeschichte ja auch oft von der multiple origin theory. Also es gibt eben viele Ursprünge. Also es gibt ja eigentlich auch nicht mehr die Idee davon, dass es so was wie eine lineare Entwicklung gibt. Also dass Wissen sich immer akumuliert hat. Sondern es kommt halt Wissen auf und dann geht es verloren und dann kommt es wieder auf und irgendwann hat es Relevanz und dann hat es eben tatsächlich keine Relevanz. Und es gibt natürlich auch Traditionen in der Geschichtsschreibung. Japan zum Beispiel stellte sich sehr oft so dar, als würde es eben sehr viel von China übernehmen und nicht selber entwickeln, weil sie halt eben die chinesische Kultur in Perioden eben als sehr wichtig empfunden haben und sie wahrscheinlich eben auch war. Es gibt zum Beispiel im 10. oder 11. Jahrhundert und im 16. und 17. Jahrhundert hat Japan unheimlich viele wissenschaftlich und technisch interessante Werke massenhaft nach Japan verschiffen lassen und hat dann angefangen, diese zu rezipieren und völlig neu zu entwickeln. Hat aber immer sehr viel Wert darauf gelegt, also die Gelehrten dieser Zeit haben sehr viel Wert darauf gelegt, immer wieder sich selber an dieser chinesischen Tradition zu verankern und dadurch entsteht natürlich auch für den Historiker einfach das Gefühl, dass hier, wie Sie so schön sagten, Japan so ein bisschen am Rockzipfel von China gehangen hat. Aber wenn Sie genauer hinsehen, dann sehen Sie halt, sie haben eine Entwicklung tatsächlich gesehen, die in China stattgefunden hat, haben sich dann aber völlig anders entwickelt und haben auch ganz ganz besondere Entwicklungen oder Neuerungen tatsächlich auch vorgebracht, die in China zum Beispiel nie stattgefunden haben.

Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Ja und nein. Es hatte nichts mit Religion zu tun, aber es hatte sehr viel mit Politik zu tun. Weil der Kaiser sich dadurch legitimiert oder das kaiserliche Haus legitimiert sich dadurch, die herrschende Klasse, dass sie die Muster des Himmels lesen kann. Aus den Mustern des Himmels, vor allen Dingen aus den Himmelsbewegungen kann man, also man hat daran geglaubt, dass es eine Verbindung zwischen den Mustern im Himmel und dem was auf der Erde passiert tatsächlich gibt. Das gibt natürlich den Astronomen am Hof eine unheimlich wichtige Stellung. Die beobachten den Himmel. Die sehen zum Beispiel einen Kometen, sie sehen sich den Lauf bestimmter Planeten an und entscheiden dann daraufhin, wie der Kaiser herrschen muss. Also ob es zum Beispiel ein Komet kann zum Beispiel ein gutes oder ein schlechtes Omen sein. Kann bedeuten, dass irgendwo eine gute Ernte stattfindet oder ein Erdbeben stattfindet oder dergleichen. Also es gibt zum Beispiel eine Karte aus dem 9. Jahrhundert, wo man so eine Art Schachbrettmuster das asiatische Territorium geht und dieses Schachbrettmuster hat halt immer ein Äquivalent im Himmel. Das heißt wenn man in dem Quadranten im Himmel was beobachtet, dann wird auf dem Quadranten auf der Erde xyz passieren. Das heißt also insofern war auf jeden Fall Wissenschaft nicht unpolitisch. Es war vielleicht nicht gerade religiös, aber es definitiv nicht unpolitisch und es war sozial eben wirklich sehr relevant. Ein Kaiser, das passiert dann auch so zwischen dem 7. bis zum 11.-12. Jahrhundert, der den Kalender zum Beispiel nicht berechnen kann oder ein Kaiserhaus, der eben nicht die richtigen Experten anstellt, um die Jahreszeiten zu berechnen, wann die Sonnenwende kommt, wie lang die Tage sind, wann es zu einer Mondfinsternis zum Beispiel kommen wird. Der war einfach nicht legitimiert zu herrschen. Das gibt der Astronomie natürlich einfach wirklich eine ziemliche politische Gewalt.

Tim Pritlove
0:50:52
Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Nein, eigentlich nicht. Also es gibt tatsächlich ein Selbstverständnis für Astronomen. Also das sind diejenigen, die den Himmel lesen. Das hat immer auch etwas mit Astrologie zu tun oder mit Meteorologie. Es gibt grundsätzlich den Begriff der Gelehrten. Das bedeutet aber in chinesischen .. also zu bestimmten Zeiten bedeutet es natürlich unterschiedliche Sachen. Aber es bedeutet, dass man die kanonischen Werke kennt. Meistens auswendig von hinten bis vorne und dass man die Kommentarliteratur dazu kennt. Weil halt einfach Schrift lesen, schreiben und interpretieren, das war die wichtige Kenntnis, die man haben musste, um regieren zu können. Und dann gibt es eben ab diesem 10./11. Jahrhundert mit der Idee, dass Gelehrte an der Macht sein sollten, dass die also die Elite stellen sollten und nicht Aristokraten, also kein Geburtsrecht, gibt es eben eine Geschichtsschreibung, die das tatsächlich auch sehr stark hervorhebt und andere Trends halt auch unter sich begräbt. Also da finden Sie, man kann sich vorstellen bei vielen Biografien, dass diese Personen vielleicht die Schrift nicht so gut gekannt haben, sondern eben wirklich exzellente Ingenieure waren oder Brückenbauer, aber die Dokumente geben das nicht mehr unbedingt im Detail her. Weil sie versuchen, die soziale Stellung herzustellen. Bisschen wie bei der Royal Academy in England, in der ja auch Gelehrte tatsächlich eine Stellung hatten, aber die aristokratische Stellung auch sehr stark betont wird, um zu zeigen, dass man dieser Person vertrauen kann, also dass diese Person jetzt auch ein respektabler Wissenschaftler ist war ja nicht nur einfach .. sagt man ja nicht einfach auf der Basis dessen, was die Person sagte, weil das glaubwürdig war, sondern weil diese Person eben eine wichtige soziale Stellung inne hatte.

Tim Pritlove
0:54:50
Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
0:55:56
Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Genau, ist auch eine recht moderne Sicht. Und diese Sicht ist tatsächlich sozusagen diese kosmischen Bildern, also diese Ideen von Kosmos, die sind halt immer wieder angezweifelt worden. Dann kamen halt die Inder und die haben ja ihre neun verschiedenen Himmel. Und dann die Perser bzw. das mechanistische Weltbild, das aus dem nahen Osten kommt, die sich da vermischen und die auch einen gewissen Einfluss aufeinander haben. Und es gibt da eben, weil es eben politisch wichtig ist, gibt es da viele Zäsuren drin. Also Sie finden da nicht einen Bruch. Und einen wesentlich Bruch, der relativ stark in der Wissenschaftsgeschichte betont ist, ist dann eben die Jesuiten, die gar nicht mal so sehr erklären, dass die Welt rund ist, als dass sie versuchen so eine Art tychonisches Weltbild in China zu etablieren, um den Kalender besser berechnen zu können. Und das hat ein relativ großen Einfluss auf China, vor allen Dingen weil die damaligen Herrscher, die Manschuren, also die ja dann tatsächlich keine Chinesen mehr sind, eben auch einen echten Zwang hatten, sich zu legitimieren und sich eben nicht auf die traditionellen Ideen berufen, sondern darauf, dass sie mit Hilfe der Jesuiten das eben tatsächlich besser können. - Und die richtige Zesur kommt dann eigentlich erst im 18./19. Jahrhundert, als die Europäer nach und nach wirklich nach China eindringen und tatsächlich das damals auch relativ schwache China, die Qing-Dynastie eben anfangen zu zerstören. Also die politische Einheit tatsächlich zerstören. Mit den Opiumkriegen um 1850. Dann tatsächlich auch de facto den Chinesen oder den damaligen Herrschern erklären, dass sie die Welt besser verstehen und sie kommen mit Dingen wie der Eisenbahn, wie den Dampfschiffen, das alles scheint sehr – oder dem haben die Chinesen tatsächlich nichts entgegenzusetzen in dieser Zeit. Und es kommt dann schnell so ein Narrativ auf, dass diese wissenschaftliche oder technische Entwicklung, die Dampfschiffe, die Eisenbahnen, die medizinische Entwicklung, die rüberkommt, dass man das braucht, um die Ausländer wieder rausschmeißen zu können. Und das ist so die große Zäsur, die man in der Geschichte auf jeden Fall in Richtung auf wissenschaftliches und technisches Denken sieht.

Tim Pritlove
1:00:47
Dagmar Schäfer
1:01:01
Tim Pritlove
1:02:21
Dagmar Schäfer
1:02:21
Tim Pritlove
1:02:48
Dagmar Schäfer
1:03:23
Tim Pritlove
1:04:51
Dagmar Schäfer
1:05:56

Auch das finden Sie tatsächlich, es scheint repetitiv, aber man findet das tatsächlich auch ab dem 5. Jahrhundert vor Christus. Herrscher haben Akademien und Schulen eingeführt. Dann die dynastischen Herrscher ab der Han-Dynastie haben Bibliotheken etabliert. Zuerst am Hof, dann gibt es bestimmte Perioden in der Tang-Dynastie, wo es monastische Schulen gibt und man findet so einen richtigen Schub nach vorne, auch hier eigentlich muss man sagen, also zwischen dem 10./12./13. Jahrhundert und dann nochmal ab dem 14./15. Jahrhundert, wo dann tatsächlich der Staat systematisch in allen Kreisen überall öffentliche Schulen eingerichtet hat. Sie hatten einen großen Bedarf an Beamten. Also die Idee war tatsächlich, dass man zuerst einmal lernt, zu denken. Und wenn man gelernt hat zu denken, auf der Basis also wirklich theoretischen Wissens, ohne zu forschen zu verstehen, philologisch zu denken, Dinge zu durchdenken, dann ist man in der Lage mit weltlichen Dingen umzugehen. Und so hat man dann die Beamten rekrutiert. Und weil das eine Möglichkeit war, gesellschaftlich vorwärts zu kommen, haben unheimlich viele Leute, man spricht heute davon, dass mindestens – also es gibt verschiedene Schätzungen, wild Idee, man hat einmal gesagt, das sind vielleicht irgendwie 80% der Leute konnten schreiben und lesen und meinte damit, sie konnten definitiv ihren Namen schreiben und lesen, aber eben vielleicht von 5-20% der Bevölkerung in diesen Perioden konnte die Klassiker lesen würde man sagen. Und wie gesagt es gibt unterschiedliche Schätzungen davon. Die bewegen sich in diesen Zahlen. Aber wenn man sich schon alleine die Millionen vorstellt, dann sind das Massen, dann sind das relativ viele Massen, die sich damit beschäftigen, nicht Reis anzubauen, keinen Schiffsbau zu betreiben, keine Schreinerei zu machen, sondern Bücher zu lesen und zu forschen, die Welt zu verstehen, sich mit Linguistik zu beschäftigen. Also Dinge, die keinen, wenn man es so sagen möchte, kein direkten Nutzen haben.

Tim Pritlove
1:08:11
Dagmar Schäfer
1:08:13
Tim Pritlove
1:09:11
Dagmar Schäfer
1:09:13
Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
1:09:17
Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
1:09:59

Nein. Also die ganz klare Antwort ist, nein. Die gab es nicht. Es gab den Namen eines Gelehrten. Und es gab einen Schüler und einen Lehrer. Aber es gab keinen Namen für den Wissenschaftler. Es gab auch keinen Namen für den Techniker. Es gibt einen Begriff, den man mit so was wie Kunst oder Kunstfertigkeit in Verbindung bringt, aber der hat auch oft einen negativen Anklang, im Sinn dass jemand, der Künstler oder Kunst ist, nicht immer unbedingt derjenige ist, der es mit der Wahrheit so genau nimmt. Also man könnte vielleicht sagen, so was wie ein Trickster. Oder jemand der sich mit Astrologie und Vorhersagen beschäftigt, Devination. Das kann einen positiven Anklang haben, kann aber auch negativen Anklang haben. Aber der Wissenschaftler an sich war auch nicht wirklich viel wert. Weil der die tatsächliche – dass man Brücken bauen konnte war ja nur dann relevant, wenn man wusste, warum man die Brücke baut und welchen sozialen Effekt sie zum Beispiel hat oder welchen politischen Effekt sie hat. Das heißt das Wissen an sich ist einfach ganz anders bewertet worden. Wie moralisch ist das. Welchen gesellschaftlichen Nutzen hat es tatsächlich. Das findet man ganz oft in diesen Dokumenten. Also das reine Wissen, um zu wissen, hat nicht immer unbedingt einen guten Anklang gehabt in Asien. Und zwar im Sinne von, jedes und da kommt vielleicht auch dieser Begriff der Abteilung, also jedes Wissen, es gibt kein aktionsloses Wissen. Kein handlungsunspezifisches Wissen. Jedes Wissen ist tatsächlich mit irgendeiner Handlung verbunden und das bedeutet, man muss sich über die moralischen Konsequenzen Gedanken machen. Da gibt es dann eben so ab dem 15./16. Jahrhundert einen sehr intensiven Diskurs drüber. Aber eben auch ich denke auch im gewissen Sinne so eine Überzeugung, dass sich Moral, Wissen und Handlen nicht voneinander trennen lassen.

Tim Pritlove
1:12:24
Dagmar Schäfer
1:12:33
Tim Pritlove
1:13:55
Dagmar Schäfer
1:14:22
Tim Pritlove
1:15:19
Dagmar Schäfer
1:16:25

Also dieser ganze Diskurs von der Wissenschaftsgeschichte und der Wissenschaftsgeschichte oder der Wissenschaft als europäisches Phänomen hat in ganz Asien würde ich sagen, und ich würde da sowohl China als auch Indien als auch Südostasien mit einbeziehen, einen völlig anderen Stellenwert, weil halt die eigene Modernität dadurch in Frage gestellt wird oder nicht. Das heißt in diesen Regionen besteht das Gefühl, dass sozusagen die Naturwissenschaften ihren Ursprung in Europa haben. Und dass man deswegen in Asien sehr lange hinterher gehinkt ist. Das macht natürlich die wissenschaftliche oder technische Entwicklung heute eben auch sehr relevant dazu, wie man seinen eigenen Entwicklungsstand sieht. Das heißt es wird als eine Frage der nationalen Identität gesehen, dass man a) auf jeden Fall in China, das ist in Indien und Südostasien aufgrund der anderen Geschichtsschreibung einfach nicht so leicht zu legitimieren, dass man auch wesentlich an wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen mitgewirkt hat, wenn nicht sogar sie bestimmt hat. Das ist sozusagen eine Frage des eigenen Nationalstolzes. Wie man bei dieser Olympiade in 2008 gesehen hat, wo diese vier Erfindungen ja ganz hochgehoben wurden in dem Feuerwerk. Aber auch in Indien und dergleichen ist halt Wissenschaft und Technik einfach zur Definition des neuen, des modernen, des fortschrittlichen Staates geworden, über diese ganze Diskussion des 20. Jahrhunderts, Kapitalismus, Kommunismus etc. Hinweg. Auch über diese politischen Diskrepanzen hinweg, ist Wissenschaft und Technik einfach das Emblem der Modernität. Und das muss tatsächlich dann einfach vorangetrieben werden. Und diese Wissenschaft und Technik ist ziemlich ahistorisch. Das heißt sie ist modern, sie besteht hauptsächlich aus den Naturwissenschaften, sie besteht aus der Idee, dass ist in Japan in Korea und China so, selbst in Regionen, die sagen wir mal entwicklungstechnisch wesentlich weiter weg sind, wie der Mongolei. Dass man nicht nur versucht, industriell hinterher zu kommen, sondern eben einfach auch naturwissenschaftlich und so was ähnliches wie Basisforschung, Grundlagenforschung vorantreibt, weil das ein Emblem sehr lange ein Emblem des Westens war in seiner Fortschrittlichkeit.

Tim Pritlove
1:19:02
Dagmar Schäfer
1:19:06
Tim Pritlove
1:19:56
Dagmar Schäfer
1:19:58
Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
1:20:19
Tim Pritlove
1:20:27
Dagmar Schäfer
1:20:27
Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
1:20:44

Es ist ganz lustig, weil tatsächlich verbringe ich oder bestreite ich meinen Lebensunterhalt damit, mir diese Personen genau anzuschauen, die eben eigentlich Newtons und Galileos sind. Aber nie zu diesem Ruhm gelangt sind. Also die ähnliche durchbrechende Erkenntnisse hatten, ob das jetzt in der Evolutionsbiologie war oder in der Physik oder in der Astronomie. Aber die Chinesen selber haben ein relativ ambivalentes Verhältnis dazu. Das heißt sie finden im Museum der Geschichte finden Sie solche Personen. Das heißt Sie finden einen, also Galileo ist zum Beispiel Shen Gua. Das ist ein Astronom, eigentlich ist es ein Polymat. Also jemand, der zum Beispiel auch ein Gefäß erfunden hat, mit dem man Erdbeben vorsehen, einen Seismographen erfunden hat, mit dem man Erdbeben voraussagen konnte. Auf jeden Fall relativ gut sagen konnte, wie lange es dauert, bis die Wellen von einem Erdbeben, das zum Beispiel in Tibet stattfand, in Sichuan angekommen sind. Also ein wirklich sehr intelligenter Mensch, den man hier in Europa wahrscheinlich gar nicht kennt. Diese Person findet man in China dargestellt in einem Geschichtsmuseum. Wenn Sie aber zum Beispiel in dem modernen, in Shanghai gibt es ein ganz großes Naturwissenschaftsmuseum, gehen, dann finden Sie diese Person nicht, Sie finden aber Einstein und Galileo und den Hinweis darauf, dass Einstein Anfang des 20. Jahrhunderts in Shanghai war, also es ist ein sehr schwieriges Verhältnis, das hier zu Naturwissenschaft und zur Technik eben einfach auch offengelegt wird.

Tim Pritlove
1:22:28
Dagmar Schäfer
1:22:50

Der Grund ist, Sie fragen einen Historiker, der Grund ist tatsächlich die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der Kolonialismus, der Postkolonialismus, die Dominanz, die aus dem Westen kam, die Idee, dass die Wissenschaften aus dem Westen kamen und man muss sich nur vorstellen, dass die Idee, dass es außerhalb von Europa eine wissenschaftliche und technische Entwicklung gegeben hat, mit besonderer Bezugnahme zum Beispiel auf China, von einem Briten stand. Von Joseph Needham. Es kommt ja noch nicht einmal sozusagen von den Chinesen selber, die sich hingestellt haben und gesagt haben, wir hatten aber auch Personen wie Shengua oder Hoang-Sung-Shi oder Wuang-Fut, die ganz tolle mathematische Ideen hatten. Die ein neues Weltbild entworfen haben. Die den Seismografen, wie ich gerade gesagt habe, entwickelt haben. Das kam nicht von den Chinesen selber, sondern das kam von Joseph Needham. Und es war Joseph Needham, ein Brite, ein Diplomchemiker, der sich mit Evolutionstheorien beschäftigt, der in den 30er Jahren als Diplomat nach Sitschuang gegangen ist, um die britische Regierung dort zu vertreten, der zu einem Kollegen, Robert Merton und dergleichen, erzählt hat, da gibt es aber viele Sachen, da dachten wir, die sind europäisch, das haben die Chinesen aber schon viel früher gewusst. Und das haben die Japaner viel früher gewusst. Er hat versucht, es selber auch mit Indien zu machen, nur leider war die politische Situation in Indien so, dass er es nie geschafft hat, oder dass es nie zu einem Geschichtswerk gekommen ist, der sich das so systematisch angeguckt hat, was hat die Kultur wissenschaftlich und technisch eigentlich hervorgebracht. Und das ist auch heute noch so, dass Sie durch die Straßen von China gehen, ich schwöre Ihnen, Sie sagen, den chinesischen Namen von Joseph Needham und jedes Kind in China kennt Joseph Needham.

Tim Pritlove
1:24:47
Dagmar Schäfer
1:24:48
Tim Pritlove
1:24:53
Dagmar Schäfer
1:24:54
Tim Pritlove
1:26:08
Dagmar Schäfer
1:26:51

Also die Chinesen haben ja unter anderem auch die Raketen erfunden. Das ist einer der Dinge, die es tatsächlich bis ins Naturwissenschaftsmuseum gemacht hat. Die Raumfahrtstechnologien war immer extrem wichtig, insbesondere für die Volksrepublik China. Sogar über die Kulturrevolution hinaus. Also während dieser Periode, als fast alle anderen Naturwissenschaften oder viele von diesen Bereichen mehr oder minder eingefroren wurden. Diese Forschung macht gerade ein Kollege von mir Fanfati aus Binghampton, wurde zum Beispiel die Raumfahrt weitergeführt. Das andere, was ich ganz spannend finde, die Raumfahrt und die Paläoarchäologie, die wurde zum Beispiel auch weitergeführt. Also China-Man, der erste der Peking-Mann das sind so zwei der Bereiche, die tatsächlich über diese ganzen politischen Spannungen und die Schwierigkeiten in dieser Periode immer einen wichtigen politischen Anspruch geltend gemacht haben. Und das ist für die Chinesen tatsächlich immer noch sehr wichtig. Ich denke aber, soweit ich das als Historikerin beurteilen kann, es ist nicht unbedingt etwas, was man nach außen trägt. Aber Sie sehen ja zum Beispiel die Chinesen haben sehr stark in die Teilchenforschung investiert und sie machen das ja teilweise auch sehr schnell und unbeobachtet von der Öffentlichkeit. Also vor ungefähr zwei Jahren, die Max-Planck-Gesellschaft ist da übrigens auch dran beteiligt, hat ein Physiker, ein chinesischer Physiker, der auch sehr lange in CERN gearbeitet hat, tatsächlich herausgefunden, mehr oder minder überraschend, dass beim Bau der Bahn von China nach Tibet, die gibt es ja jetzt seit einiger Zeit können Sie da rüberfahren. Dass es einen Berg gab, der eine besondere Gesteinszusammensetzung hat, der es optimal für solche Forschungen macht, weil halt eben diese Teilchen nur durchkommen. Es ist glaube ich hauptsächlich Marmor. Ich habe die tatsächliche Zusammensetzung vergessen. Und dann wurde innerhalb von einem Jahr beschlossen, dass man unter diesem Berg, unter den sowieso ein Tunnel geführt wurde, eben zusätzlich noch ein Labor baut, um diese Teilchenforschung ..

Tim Pritlove
1:29:20
Dagmar Schäfer
1:29:21
Tim Pritlove
1:30:10
Dagmar Schäfer
1:31:35

Also Sie sagten vorhin, drei Jahre, ich glaube, also Imitation, wenn sie in Asien drei Monate dauert, dann ist das schon sehr pessimistisch geschätzt, im Sinne von es dauert nicht so lange. Und zwar weil einfach die Masse und das Interesse an solchen Imitationen und der Weiterentwicklung solcher Imitationen wirklich schnell ist. Ich versuche nicht, hier ein positives Bild zu zeichnen, aber wenn man tatsächlich in Asien sich bewegt und ich schließe hier zum Beispiel auch Indien ein. Wenn Sie zum Beispiel über die IT-Entwicklung dort nachdenken. Es gibt einfach eine sehr viel positivere Haltung gegenüber solchen technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen. Genetische Forschungen zum Beispiel. Embryonalforschung. Es gibt Bereiche, die werden dort eben extrem stark vorangetrieben, die in Europa zurecht vielleicht mit sehr viel Misstrauen betrachtet werden. Und ich glaube, man kann heute zurecht sagen, dass es Bereiche gibt, in denen, zum Beispiel Astrophysik ist China weiter als die meisten anderen Nationen, es wird halt tatsächlich einfach nicht wahrgenommen. Aber das heißt nicht, dass es nicht stattfindet. Evolutionsbiologie, genetische Manipulation von Getreidesorten. Ganz klar sind die meisten Laboratorien, die sich mit solchen Fragen beschäftigen in Asien angesiedelt. Nicht mal unbedingt in China, aber definitiv in Asien. Und da sollte man sich nicht vormachen, dass die Hauptentwicklungen tatsächlich heute in Europa stattfinden. Das ist vielleicht schon zu optimistisch gedacht.

Tim Pritlove
1:33:24

Könnte es sein, dass wir uns auch so ein bisschen in so einer Sättigungsphase befinden? Also wenn ich so ein bisschen zurückdenke, auch noch Nachkriegszeit, als die Nutzung der Kohle eigentlich überhaupt erst so richtig einsetzte, und sehr schnell technologische Fortschritte aufeinander folgten, die allesamt erhebliche Auswirkungen hatten auf die Ernährung, wie man wohnt, wie man Arbeit abgenommen bekommt. Sei es nur eine Waschmaschine oder ein Kühlschrank. Also all diese grundlegenden Sachen, die für uns jetzt vollkommen selbstverständlich sind, weil sie einfach da sind. Die aber im Prinzip die Lebensverhältnisse in Europa innerhalb von 50-60 Jahren so radikal umgeschaufelt haben, dass es da auch noch so eine Begeisterung gab. Das ist ja Fortschritt, das Wort an sich fing ja schon an zu strahlen, weil das sozusagen immer der Blick auf die noch schönere Zukunft war. Und da gab es ja dann auch noch das Jahr 2000, das war ja überhaupt das tollste so. Und jetzt ist 2000 so ein bisschen durch. Man hat so das Gefühl, naja lebt sich ja jetzt eigentlich ganz gut. Und so diese Verheißung von Wissenschaft und Forschung, im Sinne von der Verbesserung der Lebensumstände ist so ein bisschen in die zweite Reihe geraten. Während das natürlich in China und insbesondere auch nochmal in Indien eine ganz andere Geschichte ist, weil eben einfach die Zivilisation, wie wir sie als Mitteleuropäer vor allem wahrnehmen, so einfach gar nicht existent ist. Und dass deswegen so eine Grund – das ist jetzt so ein bisschen der Versuch einer Schlussfolgerung und auch dieses mit dem Imitieren sehr positiv zu sehen, weil selbstverständlich, wenn man quasi Nachholungsbedarf hat, dann ist man ja offen, dann ist man aufgeschlossen und dann lernt man schnell wie ein Kind und imitiert halt. Weil das einfach nun mal der schnellstmögliche Weg ist, Fortschritt zu beschreiten.

Dagmar Schäfer
1:35:32
Tim Pritlove
1:37:03
Dagmar Schäfer
1:38:02
Tim Pritlove
1:39:33

Aber welche waren es denn? Heißt das jetzt, wir brauchen eine Planwissenschaft und wir brauchen sozusagen so ein gesamtgesellschaftlich vielleicht sogar eben auch staatlich getragen. Ich meine solche Entscheidungen, wie mit diesem Beschleunigungsring, das ist ja so eine Entscheidung innerhalb von einem oder zwei Jahren durchzuführen heißt jetzt, dass im Prinzip entweder alle an einem Strang ziehen oder es zumindest von oben, also so weit oben, wo sozusagen solche Entscheidungen auch finanziell getätigt werden können, es ja eine relativ klare Aufteilung darüber geben muss, was denn jetzt die Zukunftstechnologien oder die Forschungsbereiche sind, in die man investieren will oder sollte oder muss sogar. Was ja wiederum für mich so ein bisschen klingt, als ob sich die politische Ebene an der Stelle sehr viel mehr mit diesen Fragen auch selbst auseinandersetzt? Während es hier vielleicht sagen wir mal eher der Wissenschaft selbst überlassen wird und nicht so sehr angestoßen wird. Ich meine es ist so ein bisschen so, jetzt habe ich so Kennedy vor meinem geistigen Auge, der meinte, ja wir müssen ja jetzt hier mal zum Mond, weil das ist nämlich total schwierig. Und wir brauchen das sozusagen als kollektive Aufgabe. Wir verstehen das jetzt sozusagen als gesamtgesellschaftliche Anstrengung, das zu machen. Was dann ja auch gemacht wurde und als es dann geschafft war, haben sich alle wieder in den Sonnenstuhl gelegt. Und so einen Eindruck macht so ein bisschen auf mich diese Entwicklung in China. Dass es sozusagen eher eine Frage der gesamten Gesellschaft ist, die das trägt und das bis in die politische Ebene mitbringt, dass sich das sozusagen als Gesamtprojekt versteht? Ist das eine realistische Wahrnehmung oder bilde ich mir das jetzt nur gerade so ein?

Dagmar Schäfer
1:41:16

Das ist auf jeden Fall eine von der chinesischen Regierung und von sicherlich vielen anderen Regierungen, die eben auf einem anderen Entwicklungsstand stehen als Europa, gewollte Perspektive. Weil sie halt eben auch das Paradigma der Modernität, dessen wo alle hin wollen, eben tatsächlich sehr gut verkörpert. Aber es geht ja hier eigentlich um die Frage sozusagen, die Werte die mit wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen kommen, sind sehr stark dadurch bestimmt, wie Europa seinen eigenen Narrativ geprägt hat. Die Frage ist ja, gibt es zum Beispiel eigentlich eine Naturwissenschaft, die nicht gepant ist? Jedes Experiment ist geplant. Ja natürlich hat es ein offenes Ende, aber es gibt ein Planungselement darin. Was macht dieses Planungselement darin? Wie unterschiedlich plant jemand? Und was für eine Auswirkung hat das zum Beispiel auf die wissenschaftliche Entwicklung, ob man zum Beispiel sehr kleinteilig plant, sehr großteilig plant. Das sind ja Fragen, die wir zum Beispiel in der Wissenschaftsgeschichte bisher nie gefragt haben. Weil das Paradigma der Wissenschaftsgeschichte ist, Wissenschaft muss kreativ, open ended, der Held der einsame Held, der tatsächlich sozusagen Galileo, ein Newton, der alleine auf die Idee gekommen ist. Was die Wissenschaftsgeschichte in Europa heute auch ganz klar sagt, nicht der Fall war. Es gibt eigentlich sehr sehr wenige Einzelhelden und es gibt eben sehr sehr wenige völlig losgelöste Entwicklungen. Sondern die meisten Entwicklungen sind generisch, die meisten Entwicklungen sind tatsächlich auf vielen Vorentwicklungen basierend. Die ersten echten Durchbrüche sind oft rhetorische Durchbrüche, aber nicht faktische wissenschaftliche Durchbrüche. Und ich glaube, hier kann die Wissenschaftsgeschichte im nichteuropäischen Raum einfach wirklich auch diesen anderen Blick zeigen. Auf was man vielleicht auch schauen muss, was die europäische wissenschaftliche Entwicklung vielleicht auch irgendwie hatte. Wie zum Beispiel das Planungselement. Aber auf das man nie geguckt hat, weil es eben einfach nicht der Narration, dem Ideal einer modernen Wissenschaft entspricht. Darauf wollte ich eigentlich so ein bisschen hinaus. Und dann ist natürlich auch die Frage, wenn man sich die moderne Entwicklung in so einem Land wie Asien oder Indien anguckt, die eben sehr stark geplant ist, wo zum Beispiel, es ist ja immer noch ein open ended Enterprise, weil man ja trotzdem nicht weiß, was hinten rauskommt. Aber wo man eben auch ganz kritisch seine eigenen Wertigkeiten hinterfragen kann und aus denen muss es da eigentlich Dinge ablaufen, die man in dem Blick holen muss. Also die man nicht negieren darf, nur weil sie eben diesem Ideal nicht entsprechen. Sie haben vorhin selber gesagt, wenn man tatsächlich als Asienreisender so ein bisschen nur unterwegs ist, selbst als Tourist, dann sieht man eben, dass da Dinge passieren, die in Europa oder ich würde sogar sagen, im Westen, was immer das ist, in der westlichen Welt oft unterschätzt werden. Und da ist tatsächlich ein echter Nachholbedarf, da sollte man sich nicht – ich will keine Ängste schüren – aber da sollte man tatsächlich nicht glauben, dass man sich einen Platz geschaffen hat und den tatsächlich auch immer halten wird.

Tim Pritlove
1:44:46
Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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Dagmar Schäfer
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Tim Pritlove
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