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FG085 Coronavirus Structural Task Force

Ein internationales Team von Strukturbiologen rückt dem Coronavirus mit modernsten Mitteln auf den Pelz und entschlüsselt seine Funktion.

Noch nie etwas von Strukturbiologie gehört? Dieses Spezialgebiet befasst sich damit,den Aufbau von Molekülen zu entschlüsseln, beispielsweise durch die Messung des von ihnen reflektierten Röntgenlichts. Doch weil die Forschungsobjekte so unfassbar klein sind, bedarf es ausgefeilter Messmethoden und Software, um am Computer dreidimensionale Modelle von Molekülen zu bauen – so auch von jenen 28 Proteinen, die man landläufig als das Coronavirus bezeichnet.

Andrea Thorn, die am Institut für Nanostruktur- und Festkörperphysik an der Universität Hamburg arbeitet, hatte früh erkannt, was ihr Fachgebiet sozusagen hinter den Kulissen zur Bekämpfung der Pandemie beitragen kann. Denn wenn man weiß, wie die Proteine aufgebaut sind, die eine menschliche Zelle in eine Virusfabrik umfunktionieren, gibt es einen Ansatzpunkt für Abwehrmaßnahmen. Hat man etwa ein Bild von der „Kopiermaschine“, mit der das Virus sein eigenes Erbgut tausendfach vervielfältigt, gewinnt man einen Hebel, um diesen Mechanismus zu sabotieren.

Die Coronavirus Structural Task Force, die Thorn leitet, hat seit März 2020 nicht nur Basisarbeit für die Entwicklung von Impfstoffen geleistet. Die Truppe selbst ist ein für den Wissenschaftsbetrieb total untypischer, lockerer Zusammenschluss von jetzt weltweit 27 Forscherinnen und Forschern meist aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Sie alle haben sich kurzentschlossen selbst organisiert, weil es ihnen einfach wichtig war, ihr Wissen zu teilen und die Beschaffenheit des SARS-CoV-2-Virus zu verstehen. Die Erkenntnisse der Task Force wurden für alle frei im Internet veröffentlicht – um anderen Wissenschaftlern zu helfen, die Pandemie zu stoppen. Als Methodenentwickler stehen sie kaum im Rampenlicht, doch viele Forschungserfolge, die später mit Medizin-Nobelpreisen belohnt wurden, wären ohne die Strukturbiologie undenkbar gewesen.

Das Gespräch wurde Ende März 2021 aufgezeichnet.

https://forschergeist.de/podcast/fg085-coronavirus-structural-task-force/
Veröffentlicht am: 6. April 2021
Dauer: 1:47:36


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:44.638
  3. Persönlicher Hintergrund 00:02:03.485
  4. Strukturbiologie 00:05:53.401
  5. Die Entschlüsselung von SARS-CoV-2 00:17:03.842
  6. Coronavirus Structural Task Force 00:34:22.281
  7. Interne Organisation 00:48:40.258
  8. Wissenschaftskommunikation 00:52:05.733
  9. Vom Umgang mit der Angst 01:00:39.389
  10. Dynamische Projekte und universitäre Strukturen 01:05:32.677
  11. Fehlerkultur und die Suche nach der Wahrheit 01:18:39.437
  12. Notwendige Reformen für Universitäten 01:33:28.504
  13. Zukunft des Projekts 01:41:49.737
  14. Ausklang 01:46:00.488

Transkript

Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Ja.

Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
0:06:05

Es ist Chemie. Naja es ist Chemie und du hast halt noch Biochemie gehört. Also es ist wirklich, wir waren einer der wenigen Masterstudiengänge, das war noch bevor alles Masterstudiengang war und die Uni Erlangen hat diesen neuen Studiengang eingeführt, der, je nachdem in welche Richtung man sich fokussiert hat, entweder Nano Science oder Life Sciences gegangen ist, aber das gesamte Grundstudium war ausgerichtet nach dem Chemikergrundstudium. Und warum ich das weiß, weil mein Ehemann Chemie studiert hat auf Diplom gleichzeitig. Und wir haben viele Vorlesungen gleich gehabt. Und ja da habe ich mich schon ganz früh im dritten Semester habe ich mich verliebt in ein Thema namens Kristallographie, von dem die meisten Menschen halt überhaupt gar nicht wissen, dass es überhaupt existiert. Kristallographie ist die Hauptmöglichkeit für uns, die dreidimensionale Struktur von Molekülen zu begreifen. Also Moleküle, so wie man das halt irgendwie sich aus dem Fernsehen vorstellt, also Bälle mit Stäben dazwischen, keine Ahnung, Zucker, DNA, Diamanten, Kristallgitter. Man beschießt einen Kristall mit Röntgenstrahlen und wie wenn man einen Kristall ins Sonnenlicht hält gibt es Reflexe. Röntgenstrahlung ist ja nichts anderes als sehr kurzwelliges Licht und das mit den Reflexen, das ist Dif­frak­ti­on, ist ein bisschen anders, aber man kann sich das so vorstellen. Und dann nimmt man diese Reflexe auf, weil angucken ist bei Röntgenstrahlen so ein bisschen blöd. Also klemmt man ein Foto dahinter. Früher, als ich studiert habe, waren das CCDs, heute sind es Pixel Area Detectors, aber man macht eine Aufnahme von den Reflexen. Und aus den Reflexen kann man zurückrechnen auf die Lage von jedem einzelnen Atom in dem Kristallgitter und dadurch natürlich auch auf die Struktur der Moleküle, aus denen der Kristall besteht. Wenn es zum Beispiel ein Zuckerkristall ist, kann man damit die Struktur von Zuckermolekülen bekommen. Und das habe ich schon im dritten Semester das erste Mal gehört und ich habe mich sofort in dieses Feld verliebt und das war eher ungewöhnlich. Also es ist total ungewöhnlich, dass man im dritten Semester schon irgendwie weiß was man machen möchte und hat dazu geführt, dass ich ganz viele Vorlesungen geschwänzt habe. Meine Bachelornoten waren auch nicht so toll, weil ich halt irgendwie von meinen Pflichtklausuren die meisten Vorlesungen irgendwie halt nur so halbherzig gehört habe und stattdessen für mich wäre ein Studium universale auch ganz gut gewesen, glaube ich manchmal. Also ich habe komplexe Systeme in der Physik gehört und der Mythos Salome in der Jugendstilliteratur und Tandemübersetzung in Japanisch gemacht. Und ich muss also dutzende von ECTS Credits gesammelt haben, die überhaupt gar nichts mit Molecular Life Sciences zu tun hatten. Und von da habe ich erst mal ein paar Strukturen von kleinen Molekülen gelöst, von sogenannten metallorganischen Komplexen in der Bachelorarbeit. Und dann, ich war auch furchtbar fasziniert von Arzneimitteln und von Physiologie und davon wie Zellen funktionieren, wie Leben funktioniert. Woher weiß die Pflanze, dass sie braun werden muss, damit der Pilz sie nicht frisst, wie vererben sich Dinge? Wie funktioniert das alles auf einer molekularen Basis? Und dann hat mir jemand gesagt, weißt du Andrea, man kann nicht nur so normale chemische Moleküle mit Kristallographie lösen, es gibt da so einen Lehrstuhl und da lösen die Biomoleküle, Proteine, RNA und DNA mit Kristallographie. Und ich war so, was, wie kristallisiert man Eiweiß? Also ich weiß nicht, wie das für Laien so ist, aber die Vorstellung, dass man so ein großes Molekül kristallisieren kann, war für mich, das ist ja Schleim.

Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Genau und SARS war ja schon zehn Jahre alt. Und das Genom, diese Sequenzen kodieren für Proteine, für große Moleküle, die es dem Virus erlauben, die Wirtszelle zu übernehmen. Zum Beispiel eins ist der Stachel auf der Oberfläche, die es erlaubt, an die Wirtszelle zu binden. Und eins ist die Kopiermaschine für die RNA, um mehr RNA für mehr Viren zu produzieren und so weiter. Und diese Molekülstrukturen waren für SARS schon bekannt und man wusste auch, dass ihre Sequenz sehr ähnlich ist mit der von dem neuen Virus. Und dann kann man so etwas machen, das heißt Homologiemodellierung. Man nimmt das Modell von der ähnlichen Struktur und kombiniert es mit der neuen Sequenz und weiß dann, welche Bereiche gleich bzw. anders sein sollten. Und das heißt, dass diese SARS-Molekülstrukturen gerade am Anfang der Pandemie, Januar/Februar, enorm wichtig waren, weil sie uns verraten konnten, wie die SARS-Strukturen aussehen, solange wir die noch nicht gelöst hatten. Aber da für war es halt wichtig, dass diese Strukturen so richtig, so korrekt wie möglich sind, dass sie die bestmögliche Interpretation der Messdaten darstellen. Und das war nicht unbedingt der Fall, weil diese Strukturen einfach mit veralteten Methoden gelöst worden waren und weil Fehler einfach in der Strukturbiologie sehr leicht passieren. Also es gibt fast keine Struktur ohne Fehler. Und wir sind Spezialisten darin, Fehler zu finden, das ist Teil unseres Jobs als Methodenentwickler, weil wir die Methoden verbessern müssen, da müssen wir wissen, wo die Fehler passieren.

Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Ja.

Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Ja.

Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Also ich glaube, das frühe Verständnis war ganz viel, das sind die Krankheitssymptome, so schnell scheint es sich zu verbreiten, also epidemiologische Daten. Die Molekülstrukturen zu verstehen ist wichtig aus zwei Gründen. Zum einen, wenn man die Molekülstrukturen, für die das Genom kodiert, also diese RNA von dem Virus die übersetzt sich in insgesamt 28 große Proteinmoleküle. Und wenn man weiß wie die aussehen, dann kann man verstehen mit diesem Aussehen wie sie funktionieren, wie sie zum Beispiel eine Kopie von der RNA machen, wie sie an die Wirtszelle binden, wie sie Proteine zerschneiden, wie sie das Immunsystem manipulieren, aber dafür muss man erst die Struktur kennen. Das heißt, um den Lebenszyklus des Virus zu verstehen, um zu verstehen wie er die Zelle umbaut, sind diese Strukturen zum einen wichtig. Und das andere ist, 28 Proteine sind nicht sehr viel und mit diesen 28 Proteinen gelingt es dem Virus, die menschliche Zelle zu übernehmen und in eine Virusfabrik umzubauen. Es steht anzunehmen, dass wenn man eines der 28 an seiner Funktion hindern kann, dass man einen möglichen Arzneistoff gefunden hat. Also zum Beispiel, wenn der Stachel nicht mehr binden kann oder wenn nicht mehr RNA hergestellt werden kann, weil man die sogenannte RNA-Polymerase, die Kopiermaschine verstopft hat, dann kann man eine Infektion hindern. Also die erste passiert noch, aber es können dann nicht mehr Viren produziert werden zum Beispiel. Und diese Stoffe, die etwas hindern die nennt man Inhibitoren, Hemmstoffe. Und Inhibitoren kann man entwickeln, indem man die Struktur von dem Protein, das man an der Funktion hindern will, genau anguckt und sich überlegt, okay, was bindet da jetzt an einer Stelle, wo die mechanistische des Proteins so stark eingeschränkt wird, dass es kaputt ist, dass es seine Funktion nicht mehr erfüllt? Und zum Beispiel Remdesivir, das war die Überlegung dahinter, das ist genau so was. Das Remdesivir verhält sich, als ob es ein Baustein für neue RNA wäre, wird von der RNA-Polymerase, der Kopiermaschine eingebaut in den neuen RNA-Strang für neue Viren und verstopft aber nach drei mehr Bausteinen die RNA-Polymerase und die ist dann gehemmt. Leider hat sich bei Corona-Virus herausgestellt, dass die Kopiermaschine so toll ist, dass sie zurückspulen, das Remdesivir wieder rauskicken kann und dann weitermachen als ob nichts passiert wäre, aber das hat man damals alles noch nicht gewusst.

Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Ja.

Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Ja.

Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Ja.

Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Nein, es gab die in der Proteindatenbank. Wir haben ja die Strukturen nicht alle gefunden. Wir haben die Strukturen genommen, die andere Leute gelöst hatten, die Modelle, die andere Leute gebaut hatten und wir haben sie durchgeguckt, ob sie richtig sind und wenn wir noch was finden konnten, wo wir noch ein bisschen mehr Informationen rausholen konnten oder einen Fehler korrigieren, haben wir es gemacht und die Daten zurück an die originalen Autoren geschickt und gesagt, wir haben eure Struktur ein bisschen besser gemacht, vielleicht nützt es ja was, viel Glück. Und wir haben diese Sachen halt auch alle online gestellt. Aber anscheinend haben sich Arzneimittelentwickler darauf verlegt, unsere Daten zu benutzen, weil die halt alle gecheckt waren. Aber die Proteindatenbank, in der alle Molekülstrukturen von biologischen Makromolekülen jemals hinterlegt sind, die gibt es und sie hat parallel mit uns auch eine Knowledgebase zu COVID-19 gehabt und wir haben immer viel mit denen geredet und unsere Daten haben auf deren Daten basiert. Aber es war halt auch zum Beispiel so, dass in den frühen Tagen Strukturen aus dem neuen Coronavirus zum Beispiel als Source Organism Homo Sapiens hatten zum Beispiel. Also die Strukturen sind zum Teil auf eine Art und Weise deponiert worden, dass es nicht so ganz einfach war, die zu finden und wir waren am Anfang die einzigen, die eine Sequenzanalyse haben laufen lassen, um zu sehen, ob die neuen Strukturen, die diese Woche rausgekommen sind, irgendwas enthalten, was Coronavirus ist. Und das heißt, wir hatten halt eine komplette Sammlung. Man hat bei uns gucken können und hat auf einen Schlag alle Strukturen vom Stachel auf SARS und SARS-CoV-2 finden können. Und ich glaube, das hat uns populär gemacht. Und in der gleichen Woche haben wir dann über die EU erfahren, dass Folding@Home unsere Daten benutzt. Und das war der Moment, wo zumindest ich angefangen habe zu hyperventilieren und mich erst mal hinsetzen musste. Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber Folding@Home hat um April/Mai rum 2,4 Exaflops an Computing Power gehabt, nur mit Heimcomputern von Leuten, die helfen wollten, die Pandemie zu bekämpfen. Und das heißt, die haben ganz viel Simulationen von Molekülstrukturen des Coronavirus gemacht. Wie binden die, welche Arzneimittel würden dagegen wirken, wie kann man das inhibieren, wie faltet sich das, wie verhält sich das in Schleim, Wasser? All diese Fragen haben die versucht zu beantworten und sie haben das anscheinend zum Teil mit unseren Strukturen getan.

Tim Pritlove
0:39:48

An der Stelle müssen wir vielleicht noch mal so ein bisschen darauf eingehen, was auch so gerade noch das Problem ist. Also Proteine sind halt diese komplexen Gebilde, die werden halt in der DNA oder RNA beschrieben und in dem Moment, wo sie dann kopiert werden, bauen sich halt lange Ketten von Aminosäuren aus einer Liste von 20, glaube ich, Aminosäuren sozusagen werden immer unterschiedliche herausselektiert je nachdem was eben in dieser RNA oder DNA drin steht. Daraus ergibt sich dann sozusagen so eine lustige Kette und ich vergleiche das immer gerne mit so einem verdrehten Seil. Also man verdreht halt irgendwie so ein Seil und lässt es dann irgendwie los und man kann nicht vorher genau sagen, wie es sich dann um sich selbst herumschlingt und was es dann am Ende für so eine Struktur herausgibt oder auch ein Gummiband oder so was, irgendwas was sich so ein bisschen dann zusammenzieht und zusammenquetscht. Und auf molekularer Ebene wird das ja eben durch sehr viele Faktoren bedingt, das hat dann einfach was mit dieser chemischen Paarung und viel Elektromagnetismus und was weiß ich noch was für Faktoren zu tun. Sprich, man kann jetzt so einer Gensequenz oder zumindest sind wir so als Wissenschaftswelt, als Menschheit heutzutage, noch nicht vollständig dazu in der Lage, man kann nicht jetzt einfach auf diese Gensequenz schauen und sagen, wenn diese Kombination rauskommt, dann sieht das danach so aus, so wird sich das Seil verdrillen und das ist die Struktur, die wir danach sehen, der man dann eben deren Funktion auch dann ansehen könnte. Das ist sozusagen eine generelle Herausforderung, diese Vorhersage des Faltens. Und da gibt es eben verschiedenste Projekte, die versuchen, dieses Mysterium zu lösen, eins davon ist dieses Folding@Home, was halt sagt, naja okay, wir rechnen das einfach mal durch, brauchen wir aber ganz viele Computer für. Richtig oder falsch?

Andrea Thorn
0:41:49
Tim Pritlove
0:41:59
Andrea Thorn
0:42:06
Tim Pritlove
0:43:19
Andrea Thorn
0:43:24
Tim Pritlove
0:43:29
Andrea Thorn
0:43:31

Also wie ich schon gesagt habe, eine Struktur zu lösen bedeutet eigentlich, ein Modell zu bauen, das zu den Messdaten passt. Damit ist aber halt nicht garantiert, dass das erstens das allerbeste Modell ist, das du mit diesen Messdaten bauen kannst und dann kannst du halt auch eine Menge Fehler machen. Also du kannst schon chemisch zum Beispiel Fehler machen. Zum Beispiel da ist ein Zink und das ist 2plus geladen und dann sollte es vier Bindungspartner haben, aber du hast halt nur drei modelliert. Also manchmal hilft einfach chemisches Grundverständnis, Fehler zu finden. Oder du hast Daten gehabt, aber irgendeine Grundannahme war falsch, zum Beispiel wie die Symmetrie von Kristall war. Oder du hast beim Messen einen Fehler gemacht und hast aber hinterher dafür nicht korrigiert. Oder du hast angenommen, dass die Aminosäurereihenfolge eine bestimmte war, aber in Wirklichkeit war in der Sequenzierung ein Fehler und jetzt hast du, die experimentellen Daten sagen das eine und die Sequenz sagt das andere, was machst du jetzt? Und diese Sorte Fehler passiert ganz viel, weil die Deckungsgleichheit zwischen Modell und Daten bei großen Makromolekülen, Proteinen und so was, ist ungefähr 80 Prozent. Also ein gutes Modell gibt zu 85 Prozent wider, was wir gemessen haben und 15 Prozent sind, wir wissen nicht genau, ob die Daten oder das Modell hier verantwortlich sind. Und das ist das, was uns als Methodenentwickler natürlich im normalen Betrieb umtreibt. Warum passen die Modelle nicht so gut zu den Daten? Müssen die Daten besser werden? Fehlt dem Modell irgendwas ganz grundsätzliches, was wir übersehen haben? Aber in dieser Situation, wo die Strukturen wirklich die allerbesten sein mussten, die wir haben können, damit die Arzneimittel eventuell dann hinterher auch funktionieren, die am Computer entwickelt werden, konnten wir dieses Wissen einsetzen, um quasi diese Fehler, die man mit neuer Software, großer Sorgfältigkeit und sehr sehr viel Fachwissen beseitigen kann, auch zu beseitigen. Und das ist das, was ich mit gecheckt meine.

Tim Pritlove
0:45:33
Andrea Thorn
0:45:36
Tim Pritlove
0:45:38
Andrea Thorn
0:45:48
Tim Pritlove
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Andrea Thorn
0:46:48
Tim Pritlove
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Andrea Thorn
0:47:18
Tim Pritlove
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Andrea Thorn
0:48:17
Tim Pritlove
0:48:21
Andrea Thorn
0:48:21
Tim Pritlove
0:48:40
Andrea Thorn
0:49:08
Tim Pritlove
0:49:42

Ja.

Andrea Thorn
0:49:43

Oder auch mehrere. Und weil das Strategie ist und weil das ein aktuelles Forschungsthema ist, da müssen wir was machen. Aber in diesem Fall haben wir einen Haufen von Postdocs und Studenten beschlossen, dass wir das jetzt machen und es ist größer und größer geworden und irgendwann ist man an uns herangetreten und hat uns gesagt, wenn wir jetzt also beim BMBF Mittel beantragen würden, würde es wahrscheinlich eine gute Chance geben, dass wir finanziert werden. Und dann haben wir das halt gemacht, aber die Finanzierung kam, da haben wir schon drei oder vier Monate existiert. Wir haben am Anfang gearbeitet, bis September hatten wir offiziell zwei Laptops für damals schon 20 Leute. Wir haben allerdings wo wir konnten Computing Zeit rekrutiert und Leute und haben einfach alle aufgesaugt, die auch Strukturen, man nennt das validiert, die auch Strukturen gecheckt haben. Wann immer jemand sich gemeldet hat im Internet und gesagt hat, ja, also ich habe da diese Struktur angeguckt und ich habe das und das herausgefunden, konnte der drauf zählen, dass am nächsten Tag eine Email von mir im Postfach ist, hey wir sind die Coronavirus Structural Task Force, wir checken Strukturen, willst du mitmachen? Und das war einfach, so läuft der Wissenschaftsbetrieb halt normalerweise nicht. Aber wir haben es halt getan und stellt sich raus, der Großteil der Leute, die wir angeschrieben haben, haben gesagt, ja coole Sache, ich bin dabei. Mein Postdoc hat gesagt, wir waren eine Zusammenkunft der spontanen Willigkeit. Alle Leute, die aus dem Projekt bezahlt werden, sind Studenten, Hiwis, studentische Hilfskräfte, es gibt keine feste Stelle, die aus diesem Projekt finanziert wird, noch nicht, das könnte sich demnächst ändern. Aber es war wirklich, alle Leute haben ihre Arbeitszeit, ihre Computer, ihre Mittel geopfert für etwas, was einfach Sinn gemacht hat in dieser Situation. Und ich bin unendlich dankbar, weil wir haben ein Netzwerk geschaffen, nicht nur ein Netzwerk von Wissenschaft um den Coronavirus, sondern wir haben Kollaborationspartner und Freunde gefunden in dieser Zeit. Und ich würde mir fast wünschen, wenn ich, weiß nicht, wenn du eine Fee wärst, kann Wissenschaft nicht immer so sein?

Tim Pritlove
0:52:01
Andrea Thorn
0:52:20
Tim Pritlove
0:52:22
Andrea Thorn
0:53:00
Tim Pritlove
0:53:55
Andrea Thorn
0:53:57
Tim Pritlove
0:54:25
Andrea Thorn
0:54:53
Tim Pritlove
0:54:54
Andrea Thorn
0:56:09

Ich wollte gerade sagen, also der Journalist muss ja auch erst mal verstehen was man da erzählt und das ist schon mal als Wissenschaftler eine Herausforderung. Also ich hoffe, dass ich einen einigermaßen guten Job mache. Aber klar verstehe ich die Dinge auf einer viel komplexeren Ebene, als ich es so einfach erklären kann. Ich habe manchmal das Gefühl, die Leute haben zu wenig Vertrauen in die Menschen. Weil wenn man sich die Zeit nimmt, etwas gründlich zu erklären, verstehen es die Leute auch meistens. Und manche Abstraktionen, die man so im Fernsehen hört von Politikern oder Journalisten finde ich ehrlich gesagt auch ein bisschen übertrieben. Also da denke ich mir, naja das hätte man ja jetzt aber eigentlich auch komplizierter erklären können, das hätte der Tankstellenwart dann doch trotzdem noch verstanden. Also ich weiß nicht, ich habe einfach großes Vertrauen darin, dass die Leute heutzutage, insbesondere in unserem Informationszeitalter, auch ziemlich komplexe Zusammenhänge verstehen können. Etwas womit man auch immer mal wieder kämpft, aber ich habe noch nie so richtig schlimm Begegnung gehabt, dass ich als Wissenschaftlerin halt oft keine hundertprozentigen Aussagen treffen kann. Also insbesondere bei so Fragen wie, wann kommt denn jetzt der Arzneistoff? Was soll ich denn da sagen? Also ich kann eine Schätzung abgeben, also ich kann sagen, dass ich hoffe, dass er bald kommt, aber ganz bestimmt werde ich nicht sagen, sieben Monate, zwei Wochen und drei Tage. Und keine Ahnung, auch wenn Leute sagen, schützt der Impfstoff gegen COVID-19? Dann muss man sagen, der Impfstoff schützt gegen COVID-19 mit so und so viel Prozent Effizienz, aber es ist kein hundertprozentiger Schutz. Und ich glaube, dass die Leute auch mehr Akzeptanz für solche Aussagen entwickelt haben. Mein Gefühl ist, die Leute verstehen mehr, dass Wissenschaft einfach eine Suche nach der Wahrheit ist, die gewissermaßen niemals endet. Wir stellen eine Hypothese auf, wir widerlegen sie, wir finden etwas, was eine bessere Antwort ist, aber als das CDC-Modell rauskam, war diese rot-graue Abbildung das beste Modell, was wir auf der ganzen Welt hatten. Aber hinterher haben wir eins gefunden, das noch besser war. Wissenschaft ist ein Prozess. Und wenn man gerade etwas erforscht, dann ist es halt kein Textbuch, dann ist es nicht etwas, was man in der Schule einmal lernt und dann ist es so. Und ich glaube, die Leute haben das verstanden, also zumindest wenn ich Berührungen mit ihnen habe.

Tim Pritlove
0:58:49
Andrea Thorn
0:59:42
Tim Pritlove
1:00:27
Andrea Thorn
1:00:39
Tim Pritlove
1:01:29

Ja.

Andrea Thorn
1:01:30
Tim Pritlove
1:01:46
Andrea Thorn
1:01:50

Ich habe gelernt, dass es Leute gibt, die quasi die gesamte Wikipedia auswendig können, ohne den Zusammenhang zu verstehen. Und dass immer, wenn ich ein Argument widerlege, dass sie mit irgendeinem anderen schlecht recherchierten Fakt kommen. Ich habe aber auch gelernt, was für Gehirngespinste es gibt, um wissenschaftlichen Erklärungen zu entkommen. Also eins von denen ist zum Beispiel die sogenannte Exosomen-Theorie, die sagt, ja also man kann die Viren ja unter dem Elektronenmikroskop sehen, aber in Wirklichkeit sind es bloß Abkapselungen von den Zellen, die zufällig Stacheln, die an andere Zellen binden können, auf der Oberfläche haben. Und das Problem bei diesen ganzen Theorien ist, dass sie auf den ersten Blick relativ gut ausschauen und der Großteil von ihnen auch wissenschaftlich bestätigt ist, aber irgendwo gegen Ende der Geschichte, wenn du schon keinen Bock mehr hast, dem YouTube-Video zuzuhören oder den Blogeintrag zu lesen, machen sie irgendeinen Sprung, der dann nicht mehr wissenschaftlich belegt ist, um ihre komische Hypothese zu stützen. Und das ist ein Problem. Aber was ich auch verstanden habe ist, dass diese Leute mir gegenüber ihre Angst geäußert haben. Die haben sich bedroht gefühlt und sie haben halt gesagt, ich fühle mich bedroht durch die Maßnahmen und das haben die mir wörtlich so gesagt, ich fühle mich bedroht durch diese Maßnahmen, der Staat nimmt mir meine Grundrechte. Und ich glaube, sie fürchten sich vor den Maßnahmen, weil das Virus unsichtbar ist. Und in Wirklichkeit fürchten sie sich halt auch vor dem Virus, aber es ist einfacher gegen die Maßnahmen zu sein als gegen COVID-19.

Tim Pritlove
1:03:27
Andrea Thorn
1:03:30
Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Ja.

Andrea Thorn
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Andrea Thorn
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Tim Pritlove
1:07:34
Andrea Thorn
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Ja, also ich habe auch ein paar Dinge gelernt, die ich jetzt öfter mal sage, nämlich die Tatsache, dass meine Bachelorstudenten Reviews für Proteine schreiben können. Dieses Reviews schreiben ist in der Wissenschaft etwas, das tut man normalerweise im Alter 50+, nachdem man 15 Jahre auf dem Gebiet geforscht hat. Dann wird davon ausgegangen, man kennt sich gut genug aus, um einen Literatur Review zu schreiben. Aber meine Studenten haben halt in der Situation, wo wir das unbedingt mussten, die relevante Literatur zu irgendeinem Protein gelesen und haben eine Review geschrieben. Und so wie es aussieht werden diese Reviews jetzt tatsächlich auch in einer Fachpublikation erscheinen und die sind halt zum Teil erst 21 oder so. Also die können alle super viel, die sind auch super klug, ich bin mit so klugen Studenten gesegnet, aber ich selber bin halt auch noch keine 40 und kein Professor und ich verstehe überhaupt nicht mehr, warum man so alt sein muss in Deutschland, um Professor zu werden. Kann mir das bitte mal jemand erklären? Ich weiß es nicht. Ich sehe einfach irgendwie halt nicht wie sich das rechtfertigt. Ich bin jetzt neun oder zehn Jahre aus meiner Doktorarbeit raus und es scheint alles möglich zu sein. Ich glaube, dass wir echt ein Problem haben, das Profs älter und älter werden und wir machen lauter Zwischenstufen im System, Nachwuchsgruppenleiter und Juniorprofessuren und Postdocs, die irgendwie sieben Jahre lang sind, Postdoc ist die Phase nach der Doktorarbeit und lange Doktorarbeiten zum Teil. Ich weiß nicht warum, ich verstehe nicht mehr, warum wir das brauchen. Also klar, ein Postdoc ist cool, aber wirklich? Wieso brauchen wir diese ganzen Zwischenstufen, macht das überhaupt Sinn? Macht es Sinn, dass wir die Studenten so ewig lang von der echten Wissenschaft fernhalten und sagen, na also in der Bachelorarbeit darfst du mal schnuppern und in der Masterarbeit darfst du dann das erste Mal wirklich was beitragen, aber erst in der Doktorarbeit machst du dann richtig so ein bisschen eigenständig. Wenn ich halt sehe, dass meine jungen Leute irgendwie Dinge eigenständig tun können, die können das einfach, die sind nicht zu jung. Wir hatten nie darüber nachgedacht, dass wir anders sind als anderen, bis eine Editorin von Nature uns vor einer Weile mal gefragt hat, ob wir glauben, dass wir als Modell dienen könnten dafür, wie Wissenschaftsprojekte aussehen könnten. Eine Antwort ist, ja wahrscheinlich schon, aber nur wenn es mehr administrativen Support dafür gebe. Denn was man halt irgendwie auch sagen muss ist, wir hatten keine Führungserfahrungen oder sehr wenig und wir hatten auch relativ wenig administrative Unterstützung. Und 27 Leute managen ohne Sekretärin ist schon so ein bisschen hart. Also ich habe halt schon mal einen Tag damit verbracht, von allen 27 die Adressen einzusammeln. Etwas, wofür ich mich latent überqualifiziert fühle, aber es hat halt außer mir keiner gemacht. Oder neue Webcams zu bestellen vier Stück und herauszufinden wie das SAP funktioniert. Also die Infrastruktur müsste sich ein bisschen ändern für solche Dinge. Aber das wird ja auch von andere Stelle schon lange gefordert, dass es irgendwie zu viel Administration gibt, ansonsten war es cool. Also ich würde es wieder so machen. Ich bin ein bisschen überrascht gewesen, dass es anders war als was davor war, war mir nicht bewusst bis so mindestens November letzten Jahres war mir nicht so ganz klar, dass wir anders sind. Aber es stimmt schon natürlich.

Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Ja, aber nicht nur weil es an sich etwas ist, sondern weil es halt alle mehr oder weniger auf dieselbe Art und Weise betrifft, in unterschiedlichen Ausführungen, aber alle haben erst mal so dasselbe Problem und deswegen fokussiert sich das und das sieht man ja auch in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft, der Wissenschaft auch, dass da eben so ähnliche Kräfte wirken und auf einmal Dinge ändern. Dann ist es eben dann, glaube ich, auch noch mal spezifisch in Deutschland auch so dieses finale Urteil mit, ja das Internet ist in der Tat hilfreich, wäre schon gut, wenn man das auch mal benutzt. Das ist ja, man hat wirklich das Gefühl, man hat es immer wiederholt, aber es wurde halt nicht so richtig geglaubt. Und man kniet dann doch immer noch wieder nieder am Altar des Faxgerätes und man fragt sich manchmal wirklich, in welcher Welt man eigentlich lebt. Das ist jetzt irgendwie auch noch mit dazu gekommen, dass man einfach sieht, ja man kann sich darüber organisieren. Man kann sich nicht nur gerade so eben so ein bisschen organisieren, sondern man kann auch tatsächlich einen Großteil der Lehre auf einmal darüber abwickeln. Ich meine, die Universitäten sind ja im Prinzip seit einem Jahr komplett zu. Und darüber hinaus ermöglicht es eben auch noch ein interdisziplinäres, gezieltes Arbeiten, was mit sehr hohem Turnaround rauskommt, was auch sich an den etablierten Hierarchien ein wenig vorbeischummelt und dann eben auch noch was sinnvolles dabei herauskommt. Und das, finde ich, ist an sich schon mal eine ganz interessante Botschaft, da muss man dann mal schauen, was es dann am Ende bringt. Ihr habt ja auch nun Öffentlichkeitsarbeit, hast du schon angesprochen, ihr beobachtet aber auch, sagen wir mal, die Öffentlichkeit ja auch noch auf eine andere Art und Weise mit. Dazu gehört einerseits so die Arbeit auch in sozialen Medien mit dazu. Nicht, dass man das Geschehen ja versucht, dort auch ein wenig zu unterfüttern. Jetzt hattet ihr vor ein paar Wochen aber auch noch mal relativ viel Arbeit reingeschickt, so ein Replik zu erarbeiten aufgrund dieses Papers, was auch an der Universität Hamburg veröffentlicht wurde, was sich mit dieser Theorie befasst hat, was denn sozusagen der Ursprung dieses Virus ist. Bevor wir da vielleicht konkret drauf eingehen, möchte ich ganz gerne noch mal so ein bisschen auch erfragen, was eigentlich jetzt konkret eure Arbeit oder sagen wir mal die Forschung am Virus an sich es uns erlaubt, Aussagen darüber zu treffen, woher etwas kommt. Ich meine, dieses Virus wird getrackt über Mutationen, die dann in Varianten münden, die mittlerweile auch viel diskutiert sind. Man kann anhand dieser Mutationen schnell sehen, wo ein Virus hingeraten ist, wo es den Teich übersprungen hat, wo es andere Länder infiziert hat, wo es sich vielleicht mit anderen Varianten und Mutationen vermischt hat.

Andrea Thorn
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Ja.

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Ha, ja, aber wir haben Stellung genommen zur wissenschaftlichen Qualität dieser Publikation. Wir haben keine Stellung bezogen zu der Frage, ob das Virus aus einem Labor kam oder von dem Markt oder sonst wo her. Wir haben lediglich geschrieben was bekannt ist, aber vor allem haben wir diese Stellungnahme veröffentlicht, weil wir der Meinung sind, dass diese Publikation hätte viel besser sein können und dass sie nicht den Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis entspricht. Also das ist das wozu wir Stellung bezogen haben. Und wir haben anhand verschiedener Dinge, die genannt worden sind, gezeigt, warum es keine gute wissenschaftliche Praxis ist. Aber selbst ich heute hier wäre nicht in der Lage zu sagen, ich weiß hundert Prozent, dass das Virus nicht aus einem Labor in Wuhan kam, mit all meinem Wissen, das ich habe. Aber mein Problem ist wirklich damit, dass diese Publikation in ihrer Form höchst unüblich war, dass sie nicht, man nennt das, peerreviewed von anderen Fachleuten angeguckt wurde, dass die Veröffentlichung nicht auf einen konventionellen Weg in einer Fachzeitschrift passiert ist. Und ja, ich weiß, auch wir haben ganz viel von unseren Daten nicht in Fachzeitschriften publiziert, aber wir haben unsere Hypothesen gegengecheckt und wir haben keine Hypothesen aufgestellt, die so umstritten sind. Bei den meisten Fehlern, die wir gefunden haben, haben wir die Originalautoren angeschrieben und die Originalautoren haben gesagt, oh da habt ihr recht, da ist uns ein Fehler unterlaufen, wir korrigieren den. Ja, da ist die Beweislage sehr klar gewesen und wir hatten keine formale Peer-Review, aber es hat uns auch keiner widersprochen. Und wenn uns mal jemand widersprochen hätte, hätten wir uns damit sehr kritisch auseinandergesetzt. Mein Problem war wirklich, dass die gute wissenschaftliche Praxis nicht eingehalten wurde, dass einige der genannten Quellen fraglicher Natur sind, dass die Hypothesen aus meiner Sicht nicht aus den gelisteten und aufgeführten Beweisen hervorgehen. Und wenn übermorgen ein Artikel, ein Kommentar in Nature erscheinen würde, aus diesem und jenem Grund ist es wahrscheinlich, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan kam, das an Coronaviren aus Fledermäusen geforscht hat und das ein Unfall war, das und das spricht dafür und dieser Kommentar den Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis genügen würde, hätte ich kein Problem damit, ich fände das sehr interessant zu lesen.

Tim Pritlove
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