Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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Der Blick in die Vergangenheit mit den Werkzeugen der Zukunft
Gemeinsam mit Monika Trümper erkunden wir erstmals bei Forschergeist die Archäologie. Die Professorin für Klassische Archäologie an der FU Berlin erforscht die Geschichte des antiken Bades - und der damaligen Körperkultur. Sie beschäftigt sich mit der Planung und Entwicklung antiker Städte, Platzanlagen, der Bade- und Wohnkultur, der Bedeutung und dem Management von Wasser in antiken Heiligtümern, den archäologischen Quellen zur Wirtschaft sowie der archäologischen Erforschung der Sklaverei.
Wir lernen in dieser Episode, wie sehr sich die Arbeitsbedingungen von Archäologen mit dem Fortschreiten neuer Technologien verändern. Der Einsatz von Drohnen oder neue Möglichkeiten in der Fotografie ermöglichen es, Grabungsstätten und Fundstücke viel detaillierter als bisher zu erfassen und für die (wissenschaftliche) Nachwelt zu dokumentieren.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts für den Exzellenzcluster Topoi – einem altertumswissenschaftlichen Forschungsverbund von Freier Universität und Humboldt-Universität – hat Monika Trümper in zwei römischen Bädern in Pompeji in den vergangenen Jahren Grabungen durchgeführt. Hier erforschte sie, wie Heiz- und Gewölbetechnik sowie Wasserversorgung über Jahrhunderte immer mehr perfektioniert worden sind.
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Veröffentlicht am: 17. Februar 2017
Dauer: 1:44:55
Sportkarriere nicht gerade. Also ich würde sagen, in der Schule so in der Oberstufe zeichnete sich schon Interesse ab für Kultur/Kunst im weitesten Sinne. Ich hatte Geschichte und Latein als Leistungskurse, die gab es damals noch. Aber dann habe ich zunächst einen Umweg über eine andere Leidenschaft genommen. Ich habe Musik studiert, Geige und das auch abgeschlossen und war dort auch beruflich tätig. Dann allerdings doch relativ schnell gemerkt, dass das nicht das ist, was ich mein Leben lang vielleicht machen möchte und habe parallel während des Musikstudiums schon begonnen an der Universität damals in Köln zu studieren. Meinen Neigungen aus der Schule folgend. Ich bin auch sehr viel gereist mit meinen Eltern. Also ich kannte mich durchaus gut aus, vor allen Dingen in Italien in verschiedenen Perioden und Epochen und habe dann Kunstgeschichte und klassische Archäologie und zunächst Italienisch, später alte Geschichte, studiert. Und relativ schnell hat sich dann abgezeichnet, dass die klassische Archäologie wirklich das ist, was mich wissenschaftlich am meisten fasziniert. Zunächst sage ich mal ohne konkrete Berufsperspektiven, das war ein gewisser Luxus, den ich mir leisten konnte, denn ich hatte ja immer die Musik im Hintergrund. Habe da damals auch recht gut verdient. Also ich habe unterrichtet oder mit Orchestern, mit kleineren, gespielt. Konnte mich auch selbst finanzieren, von daher hatte ich nicht diesen Druck unbedingt, das als Beruf zunächst anvisieren zu müssen. Aber je weiter ich dann fortgeschritten bin mit Magister und Dissertation, zeichnete sich das dann doch irgendwann ab, dass ich das beruflich machen möchte.
Die unglaubliche Vielfältigkeit. Also klassische Archäologie ist vielfältig anschlussfähig. Wie sehr, das weiß man vielleicht nicht direkt am Anfang, wenn man das studiert, aber zunehmend und ich denke einmal mehr heute erfahren das Studenten viel früher als noch zu meiner Zeit. Man kann quasi mehr in die ausgrabungstechnische Seite gehen. Man kann sehr viel mit Naturwissenschaften machen, bis hin sage ich mal zu einer sehr stark kunsthistorischen Seite, wo man mit der Kunstgeschichte oder auch mit Literaturwissenschaften, Philologien zusammenarbeitet. Es gibt eben eine ganze Bandbreite, weil die klassische Archäologie heute die gesamte materielle Kultur der Antike untersucht. Früher war der Schwerpunkt vielleicht mehr tatsächlich auf Skulpturen und Bildern und vielleicht Tempel, was wir so als Hochkultur bezeichnen, heute ist es tatsächlich bis hin zu den Löffeln oder Webgewichten, die sie ausgraben. Also ein sehr viel breiterer Zugang zu Kultur, materieller Kultur im wahrsten Sinne des Wortes. Und das macht es auch extrem reizvoll. Und hinzu kommt, früher war der Schwerpunkt sag ich mal mehr chronologisch auch wieder auf dem, was man als die Blüte der Kultur bezeichnen konnte. Also etwa Athen im 5. Jahrhundert oder 6./5./4. Jahrhundert und Rom. Heute hat man ein sehr viel breiteres Verständnis chronologisch und auch geografisch und nimmt also viele Randkulturen – schon der Begriff ist etwas fragwürdig – mit, also zum Beispiel Phönizier oder Skythen. Also man weitet die Perspektive extrem aus.
Ja in jedem Fall. Also anschlussfähig … wir zum Beispiel an der FU haben ein Bachelorprogramm, was die fünf verschiedenen Archäologien oder Fächer miteinander kombiniert. Also da hat man schon die Breite in der Antike. Und anschlussfähig, wie ich eben sagte, das ist jetzt etwas, was vor allen Dingen im Exzellenzcluster Topoi auch sehr stark zur Sprache kommt, in vielfältige andere Disziplinen. Zum Beispiel wenn man klassische Archäologie mehr mit Feldforschung macht, dann bietet es sich sehr an mit der physischen Geografie oder mit der Geoarchäologie zusammenzuarbeiten oder mit Umweltarchäologie, also mit zahlreichen naturwissenschaftlichen Methoden, die uns helfen viel besser zu verstehen, was wir ausgraben. Das sind mittlerweile solche Spezialkenntnisse, die können sie gar nicht alleine liefern und leisten als klassischer Archäologe. Oder es gibt vielfältige mittlerweile digitale Dokumentationsmethoden. Faszinierende Sachen, für die man eben auch wirklich die Kollegen braucht. Oder ich sagte auf der andren Seite, wenn Sie tatsächlich ein großes Interesse an der Bildwissenschaft haben, dann können Sie sich Ihren Kollegen aus der Kunstgeschichte oder mit den Kollegen aus der Literaturwissenschaft, den Philologien eben bestens kombinieren und unterhalten.
Ja das stimmt schon. Also ich meine die Archäologie hat sich immer weiterentwickelt und muss sich immer weiterentwickeln und man ist einfach smart und gut bedient, wenn man sich umguckt, was gerade zur Verfügung steht, um das Fach weiter zu entwickeln. Wie gesagt, C14 hat es auch schon lange gegeben, aber heute gibt es zusätzliche andere Methoden, gerade in den Keramikanalysen, das ist jetzt nicht ganz mein Spezialgebiet, aber kann man die Rückstände etwa in Gefäßen untersuchen, um herauszufinden, was darin gelagert wurde, was die Leute gegessen haben, also solche Analysen schreiten permanent fort. Eine der ganz großen neuen Geschichten sind etwa DNA-Analysen, die jetzt zunehmend eben auch angewendet werden in der Archäologie, da gibt es sicherlich ganz aufregende neue Entwicklungen. Und gerade sehr stark auch in der digitalen Dokumentation. Das klingt zunächst nur, ja gut wir wenden das an und dann sieht das Foto irgendwie hübscher aus, aber es gibt da tatsächlich neue Erkenntnisse. Also man kann ganz anders graben, man kann tatsächlich während des Grabungsprozesses etwa quasi 3D abbilden, wo man bestimmte Kontexte und Schichten ausgräbt und das hinterher eben auch visualisieren und viel besser nachvollziehen, wie man das zu interpretieren hat. Also da gibt es wie gesagt aufregende Verbindungen zwischen Archäologie und anderen Disziplinen und Technik.
Ja ganz sicher. Also man hat heute auf der einen Seite viel weniger Zeit als früher, um zu graben und eben nicht mehr Heerscharen von Arbeitern, die schlicht die Erde wegschaffen. Also die ganzen Konditionen fürs Graben haben sich geändert, aber natürlich auch die Fragestellung und der Anspruch, was man dokumentiert. Also früher hat man sich für viele Details nicht interessiert, die man heute eben erforschen will. Und es gibt man kann sagen einerseits eine Art Standardprogramm, das man heute bei den meisten Grabungen fährt, andererseits muss man immer gucken, was jetzt gerade die Stätte bietet, was geboten ist, was angesagt ist, was die Finanzierung ist, muss man auch klipp und klar sagen, was das Zeitfenster ist, was man zur Verfügung hat. Aber etwa tatsächlich fängt man heute nicht sofort an zu graben oft, man macht sehr häufig Surveys verschiedene. Also einmal den geophysikalischen, den ich erwähnte, das ist eine aufregende Entwicklung vielleicht der späten 80er, frühen 90ern, da war das so Vorreiterrolle. Troja war eines der ersten was erforscht wurde. Und man guckt gewissermaßen mit verschiedenen Techniken in den Boden rein und versucht festzustellen, also etwa, ob da eine Stadtanlage ist, wie die Stadtanlage geplant ist, ob man besonders interessante Bauten identifizieren kann, die man gezielt graben möchte. Also man großflächig zunächst erforschen und dann versuchen, sehr viel gezielter nachzugraben. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten und man kann das mit Luftbild machen, mit verschiedenen Technologien, aber die Idee ist immer erst mal nicht invasiv, sehr großflächig erste Aussagen zu bekommen. Was Sie damit nicht können, a) es ist nicht immer 100% sicher. Es gibt also bei Nachgrabungen durchaus auch böse Überraschungen oder Überraschungen neutraler Art und Sie bekommen dadurch nie eine Datierung, die wir als Archäologen oder auch Historiker immer brauchen. Sie kriegen dadurch auch keine chronologische Abfolge und Entwicklung, Sie kriegen ein gewisses Bild, so eine Art Ist-Zustand. Dann gibt es andere Survey-Methoden, wo man tatsächlich übers Feld läuft und Artefakte kartiert oder vielleicht auch aufsammelt und bestimmt. Auch das eine eher rezentere Methode, die die klassischen Archäologen in Deutschland zunächst gar nicht also angewendet haben und auch nicht populär fanden. Das waren eher die Historiker, die geografische Landeskunde machten. Und die hatten große landschaftshistorische Fragestellungen, wenn Sie so wollen und haben das also initiiert. Und man kann recht grob, also zum Beispiel Siedlungsmuster, wo ist überhaupt großflächig im Hinterland von einer Stadt, wo sind da Siedlungsreste nachzuweisen, also eine ganze Reihe von interessanten Fragestellungen, die gucken auch sehr stark nach dem Terrain, nach der Topografie, wie das aussieht. Das ist eine Methode und dann können Sie natürlich gezielt ans Graben gehen. Und wenn Sie dann graben ist invasiv, wie man so schön sagt, potenziell zerstörend, weil Sie ja Schichten abtragen und unwiederbringlich sind die Sachen verloren. Und da kann man heute mit den Grabungsmethoden oder auch mit den Dokumentationsmethoden eben quasi versuchen, das optimal zu rekonstruieren oder zu modellieren, dass man es nachvollziehen kann. Also wunderbare Methoden, Structure from Motion, das kennen viele Leute privat, wo sie quasi Fotomosaike zusammenstellen und relativ schnell und einfach 3D-Ansichten bekommen. Das können Sie quasi georeferenziert entzerrt machen, aber auch schon ganz einfach mit simplen Online-Programmen, die kostenlos verfügbar sind. Und 3D-Laserscanning macht man natürlich auch und Drohnen und ähnliche andere Methoden kann man alle einsetzen, um optimal zu dokumentieren.
Ja, im Idealfall ja. Da träumen wir alle von. Ich sehe es mit gewisser, also einerseits Begeisterung, andererseits Skepsis. Begeisterung weil, also zumindest auf meinen Grabungen, die Ergebnisse sind da fantastisch und wenn an den Bau kennt, dann sieht man, wie anschaulich die wirklich sind etwa. Großes Problem denke ich und das realisieren alle, die mit diesen Technologien arbeiten, ist die Frage der Archivierung tatsächlich, wo und wie archivieren wir das eigentlich. Also jetzt liegt es irgendwie bei mir auf meinem external Harddrive oder auf meiner Festplatte, nein die ist immer schon voll. Und dann ist schon die Frage, gibt es irgendwie ein Backup in der Cloud vom Universitätsserver. Und dann ist die Frage, okay was ist eigentlich in 20-30 Jahren damit, wer kann das noch sehen? Oder wer macht permanente Updates, das ist ein ganz ganz großes Problem im Moment der Langzeitarchivierung, physisch oder wer verwaltet das und wer garantiert, dass ich das in 10-20-30-50 Jahren ebenfalls auch noch angucken kann. Das ist der eine Faktor. Der andere ist nach wie vor bei diesem Structure from Motion, wenn Sie das in hoher Qualität haben, das crasht schon meinen Rechner, das kann ich mir nicht angucken. Das heißt Sie brauchen eigentlich hochleistungsstarke Rechner oder sie müssen es wieder auf eine Qualität runterfahren, die, okay Sie wollen jetzt mal dem generellen Publikum Ihre Modelle zeigen, dann mag das reichen, aber fürs Wissenschaftliche wollen Sie ja eigentlich die hochauflösende Form haben. Also da müssen noch technologische Revolutionen passieren, die bezahlbar sind, bevor wir wirklich alle Benefits dieser neuen Technologie wirklich nutzen können. Und von daher mit Skepsis. Und ich sage, was man gedruckt hat oder was man irgendwo archivieren kann, hat nach wie vor hohen Wert. Schließlich bin ich Archäologin. Man hat eben auch aus irgendwie palmyronähnlichem alte Fotos oder Zeichnungen, die auch ihren Wert haben. Von denen man nicht ganz dieselbe, aber eben wichtige Informationen bekommt, die nutzen wir zum Beispiel auch bei unseren Grabungen, da nutzen wir eben die Archive für solche Fragen. Wie das ausgehen hat 1950, als man die Thermen da in Pompeji ausgegraben hat.
Mir geht es nicht darum, das jetzt zu entwenden. Ich hatte nur jetzt auch gerade von so einem Fall gehört, wo einfach irgendein Wissenschaftler einfach auf dem Flohmarkt – was war das? - Bernstein, wo jetzt gerade dieser Dinosaurierschwanz mit Federn gefunden wurde. Wo halt jemand das einfach so, ja hier Bernstein mit einer Feder drin, aber überhaupt nicht geschnallt hat, dass es sich hierbei gar nicht um eine Pflanze handelte. Also sozusagen überhaupt erst mal herausfinden, dass irgendwas auch archäologisch relevant sein kann, kann an der Stelle helfen. Aber das ist ja jetzt auch nur ein Nebenkriegsschauplatz. Also ich finde das schonmal sehr interessant, die Feststellung Archäologie ist halt einfach ein Wissenschaftszweig, der enorm davon profitiert, von den technischen Fortschritten der letzten Jahre und im Prinzip hat es ja das Potenzial dort eigentlich auch extrem angereichert. Ich muss zugeben, ich weiß noch so als Jugendlicher, man schaut sich ja mal so alles an und da habe ich immer, Archäologie ja mein Gott, wie lange kann es das schon noch geben, irgendwann ist ja wahrscheinlich alles abgeschabt, da wird man ja schnell arbeitslos. Das ist glaube keine besonders sinnvolle Sicht auf die Sache. Nein wir, sage ich mal im besten Falle, solange uns jemand finanziert, werden sicher nicht arbeitslos. Also erstens gibt es unglaublich viel Material, was noch nicht publiziert ist, was man bearbeiten könnte, was in den Museenmagazinen und sonst wo liegt in allen Ländern gleichermaßen. Das ist das eine und das andere ist eben, dass man, quasi wenn Sie bauen in vielen Deutschlands, gehen Sie mal nach Köln oder nach Mainz, da liegt überall Geschichte. Das heißt es wird immer zumindest Notgrabungen geben, aber auch systematische Grabungen, ich sehe kein Ende ab für die Archäologie, sagen wir mal so. Und wenn man breit genug ist und eben seinen geografischen und chronologischen Blickwinkel ausweitet dann erst recht nicht. Und das passiert im Moment gerade in Berlin sehr massiv mit der Archäologie. Da ist ja dann immer die Frage, wie vertritt man so sein eigenes Feld in der Öffentlichkeit und womit argumentiert man sozusagen die Finanzierungsbedarfe. Ist ja nicht so, dass den anderen Disziplinen nicht auch eine Menge einfallen würde, warum es jetzt ausgerechnet sie treffen muss. Da sage ich doch mal ganz kess. Was für Antworten hat denn die Archäologie so für Wissenschaft und Gesellschaft geliefert in den letzten … den Zeitraum dürfen Sie sich jetzt aussuchen? Also vielleicht einfach nur mal so ein paar Beispiele, wo Erkenntnisse aus der Archäologie jetzt auch eine extrem hohe Relevanz haben über so einen reinen Erkenntnisgewinn hinaus. Also wo sich sagen wir mal auch grundlegende Dinge dadurch geändert haben oder Sichtweisen geändert haben, wo die Art und Weise, wie man mit Wissenschaft oder über mit der Gesellschaft an sich voranschreitet, wo das einen Einfluss hatte?
Das ist jetzt eine Herausforderung die Frage. Also ich sage mal, ein unmittelbares Erkenntnisinteresse aus vielen Wissenschaft für heute halte ich für schwierig. Aber es gibt zahlreiche Themen, die Sie in der Antike untersuchen und studieren können und versuchen, Mechanismen zu analysieren, vielleicht auch Erklärungen zu finden, soweit uns das möglich ist, mit dem Abstand den wir haben mit diesen Kulturen. Themen wie Migration ganz aktuell, sind Themen, die in der Antike, wir haben das als Völkerwanderung in der Schule kennengelernt. Themen, die in der Antike eben hoch virulent waren und zu umfassenden Umwälzungen geführt haben, war jetzt zum Beispiel Thema in der Ringvorlesung dieses Exzellenzcluster Topoi. Wo man eben verschiedene Migrationen in den Blick genommen hat. Dass man dafür Lösungen für heute hat, sehe ich nicht, aber es schafft den Blickwinkel für viele Probleme und Fragestellungen und natürlich auch dafür, dass es das tatsächlich immer gegeben hat unter ganz unterschiedlichen Konstellationen und Gründen. Das wäre so ein Thema, Migration. Kulturvergleich oder ich sage mal Kulturkontakte ist ein Thema, was wir sehr stark untersuchen in der Archäologie, eben Basis von Artefakten, aber auch literarischen Quellen. Dass wir jetzt Antworten haben, wie man konkret Probleme in verschiedenen Kiezen lösen kann, das kann ich nicht sagen, aber man sieht, dass in vielen Gesellschaften, etwa im Römischen Reich, wie man versucht hat, in den zahlreichen Provinzen, die die Römer hatte, kreativ damit umzugehen und ach sehr smart damit umzugehen. Dadurch hat das römische Reich sicher lange bestanden, dass man sehr viele lokale Eigenheiten belassen hat. Und eben auf bestimmten Ebenen sage ich mal Kontrolle eingeführt hat, römische Kontrolle, römische Werte, wenn Sie so wollen, oder Normen, römische Kultur, aber eben doch quasi nicht 1:1 was übergestülpt hat, sondern wirklich kreativ verhandelt hat zwischen lokalen und dann den neuen römischen Einflüssen. Verwaltung war zum Beispiel römisch, man hat sich mit den lokalen Eliten zum Beispiel gewissermaßen ins Benehmen versetzt, die dann durchaus auch die Römer unterstützt haben. Aber zum Beispiel vielfältig Religion, ein ganz großes Thema heute. Man hat die lokalen Religionen einfach völlig weiter existieren lassen, solange die nicht in irgendeinen Konflikt mit der römischen Regierung kamen, war es kein Problem. Da konnte man tolerant sein. Solche Phänomene kann man untersuchen und sehen, wie so etwas durchaus erfolgreich verlaufen kann. Dass das ein 1:1 Rezept für die Anwendung in einer komplexen Gesellschaft wie heute ist, das sehe ich nicht. Das wäre auch …
Okay, also ich bin jetzt nicht die ganz große Expertin, weil ich relativ spät erst dazugestoßen bin, vielmehr zustoßen durfte. Es geht auf die erste Exzellenzinitiative zurück, im Jahr 2007 wurde dieser Cluster oder dieses Cluster, wie man will, da sind wir uns nicht ganz einig, gegründet. Topoi, Raum und Wissen oder Space and Knowledge und behandelt eben diese beiden Aspekte und ist ich sage mal sensationell für die Berliner Landschaft. Denn von Anfang an war es nicht ein Exzellenzcluster nur für eine Universität, sondern tatsächlich ein berlinweites Exzellenzcluster, was a) verschiedene Universitäten kombiniert, also FU und HU, aber die TU ist auch dabei oft. Und dann vor allen Dingen auch die außeruniversitären Institutionen, die Antike im weitesten Sinne behandeln. Die Museen sind dabei. Ganz prominent natürlich das deutsche archäologische Institut und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und das Max-Planck-Institut, Wissenschaftsgeschichte. Und damit haben Sie sechs große Institutionen, die da zusammenarbeiten mit wirklich zahlreichen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen, die eben in vier großen thematisch gruppierten Areas, ist jetzt in Topoi2, zahlreiche Themen behandeln zum Thema Raum und Wissen im weitesten Sinne. Und es ist eine Form von Interdisziplinarität und Interinstitutionalität, die wirklich singulär sicherlich in Deutschland, ich glaube fast in der ganzen Welt, ist. Also in Amerika, wo ich lange war, hat es so was überhaupt nicht gegeben, so zu forschen. Und ist jetzt in der zweiten Runde. War also auch im zweiten Anlauf erfolgreich. Das Thema ist das gleiche geblieben, Topoi Raum und Wissen mit neuen Fragestellungen und neuen Projekten. Und ich bin seit ich in Berlin bin, das ist seit Juli 2013, relativ schnell dann mit zwei Projekten durfte ich da also einsteigen in zwei verschiedenen Gruppen, wo ich dann auch forsche jetzt.
Also das bin ich fest von überzeugt. Ganz sicherlich, also Topoi hat die Berliner Wissenschaftslandschaft massiv verändert, in unserer Disziplin in jedem Fall. Und ist einfach wirklich auch international bekannt. Also einen internationalen Brand. Und hat ich glaube ganz neue Perspektiven in der Forschung, auch der Zusammenarbeit, neue Themen entwickelt. Also kann man nur bejahen. Ja ich denke es ist schon ein Brand. Und man versucht eben auf allen Ebenen, also bei fortgeschritteneren Wissenschaftlern sehr viel eben auch Nachwuchsförderung ist dabei. Und ich bin jetzt im Moment auch noch Sprecherin einer Graduate School, die eben aus diesem Cluster erwachsen ist, aber jetzt eben selbständig ist. Diese Berlin Graduate School of Ancient Studies und ich sehe eben die jungen Leute, die in diesen Programmen forschen und promovieren und die Möglichkeiten sind unglaublich. Aber auch die Professionalität, die die dadurch gewinnen, ist unglaublich. Das muss ich sagen. Also die operieren da wirklich sehr häufig schon auf internationaler Ebene, das ist eine ganz neue Entwicklung.
Ja würde ich sagen. Ja, nein also mir waren selbst als ich kam noch gar nicht das ganze Potential und das ganze Ausmaß bekannt, da bin ich gewissermaßen erst reingewachsen. Aber es ist wirklich nur positiv. Also wenn, das einzige ist das Zeitbudget, es gibt einfach zu viel Angebot. Das ist unglaublich. In Berlin können Sie ja oft abends zu drei verschiedenen Vorträgen gehen. Also das ist mein einziges Bedauern, dass man zu wenig Zeit hat, wirklich alles mitzunehmen, was so ein Cluster zu bieten hat.
Nein es gab nichts dazu zu der Zeit, also als ich damit angefangen habe. So Anfang 2000. Und dann bin ich damals gereist, als ich noch gerade in Deutschland studierte, da war das immer ein bisschen leichter, im Mittelmeer zu reisen. Aber man sammelt tatsächlich in der Literatur alles was man finden kann, erst mal ganz banal. Und dann habe ich aber relativ schnell erkannt, dass man reisen muss, um sich die Anlagen anzugucken. Habe mehrere große Reisen gemacht, 2003 und 2007 dann schon aus den USA, fast im ganzen Mittelmeer. Also Ägypten zum Beispiel, was gar nicht so leicht war, weil viel im Fayum lag, mit einer Kollegin zusammen, die mir da sehr geholfen hat. Aber eben auch Türkei und alles in Griechenland. griechische Inseln, Sizilien und so weiter. Ich habe tatsächlich fast alle der mittlerweile bekannten sogenannten griechischen öffentlichen Bäder hatte ich gesehen. Und man untersucht die dann soweit wie möglich vor Ort. Also macht Fotos oder Zeichnungen, guckt sich an wie der Befund ist. Und ich bin immer an Synthese interessiert. Also schon sehr klar Grundlagenforschung am Material selber, aber dann an synthetischen Fragestellungen, die ich dann verfolgt habe damit. Und daraus hat sich dann das Forschungsinteresse ergeben, wenn man sieht, dass nicht arg viele wirklich gut ausgegraben und vollständig erforscht sind, ob man nicht selber mal eine tatsächlich ausgräbt und erforscht.
Genau, Sie stellen fest, in Griechenland gibt es überhaupt schon im 5./4. Jahrhundert Bäder, in anderen Regionen geht es deutlich später los und wie entwickelt sich dann was? sind da präferierte Badeformen, was sind die Standards und Technologien und da sieht man massive Unterschiede. Das kriegen Sie aber nur raus, wenn Sie viele wirklich systematisch angeguckt haben und versuchen zum Beispiel auch zu datieren und die Bauentwicklung und so weiter nachzuvollziehen. Also wenn Sie so wollen, Standardfragestellungen, die man in irgendsoeinem Fach hat. Für viele hatte ich eine Genehmigung regelrecht eingeholt. Aber nur eine, um dort hinzugehen, gegebenenfalls zu messen und Fotos zu machen. Graben können Sie nicht einfach so. Das ist viel viel komplizierter. Sie können überall als Tourist hinreisen, sofern das politisch unproblematisch ist, aber dann dürfen Sie eigentlich nicht messen. Dann können Sie natürlich Fotos machen, aber in der Wissenschaft ist normalerweise schon korrekt üblich, dass Sie sich Genehmigungen einholen, je nachdem was vor Ort Sie machen wollen. Da gibt es gewisse Grauzonen. Wenn Sie graben wollen, liegt die Sache nochmal ganz anders.
Ja die sind bekannt. Und dann zum Beispiel in Eleusis, das ist ein berühmtes Heiligtum der Demeter, da hat mir eben die griechische Kollegin damals sehr geholfen, das Bad war komplett wieder zugeschüttet und zwei Arbeiter sogar gegeben, die das partiell wieder freigelegt haben. Auch da war es zum Teil so, dass man zwar wusste, das hat mal jemand ausgegraben, aber wo das liegt ist nicht immer … Ja ich meine, die überwachsen und überwuchern dann. Die Stätten sind zum Teil ausgedehnt. Sie können auch überall wo Sie hinkommen, müssten Sie im Prinzip erst putzen, Unkraut jäten, putzen. Ich habe mal über Latrinen in Delos gearbeitet, das war in dieser Hinsicht …
Ja das kann man ganz sicherlich sagen. Also ich würde sagen, es gibt drei zentrale Bereiche, wo die Bäder also unglaubliche Innovation erkennen lassen, wenn nicht sogar befördert haben. Das ist immer dieses Henne-Ei-Spiel. Aber die drei Bereiche sind einmal natürlich tatsächlich Wassermanagement, Wasserversorgung und aber auch -entsorgung. Das zweite ist die Heiztechnik. Und das dritte ist der Gewölbebau, was vielen nicht klar ist. Also in Morgantina in Sizilien, wo eine der Grabungen ist, die die Amerikaner da haben und ich durfte da als Codirektorin mitmachen, da hat man gleich zwei griechische Bäder, so um 250 vor Christus errichtet, ausgegraben. Und bei dem einen, dem sogenannten Nordbad, hat man eine ganz revolutionäre Gewölbetechnik aus ineinander gesteckten Tonrohren gefunden. Das ist das erste Mal und einzigartig. Und nicht weit entfernt, in Caulonia, das ist in Süditalien, da unten im Stiefel, da hat man ungefähr aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts wiederum auch eine Badeanlage mit einem gleichermaßen sensationellen System aus Bögen, die sind aus Stein und aus Terrakotta gemacht. Und ich könnte Ihnen jetzt zahlreiche oder mehrere Beispiele noch nennen, wo klar ist, dass die Gewölbetechnik in diesen Bädern hat man experimentiert. Und man findet dann in den Stabianer-Thermen in Pompeji, wo wir auch graben im Rahmen unseres Topoi-Projektes zum Beispiel schon dieses sogenannte Gussgewölbe, Opus Caementitium, was eine Revolution der Römer ist. Also man sieht in all diesen verschiedenen Badeanlagen, experimentiert man mit unterschiedlichen Technologien, bis man dann diese perfekten Zementgewölbe hat. Der andere Bereich, die Wasserversorgung, ist ganz klar, also am liebsten hätten ja natürlich alle Fließwasserversorgung, und da ist das Projekt in Pompeji ganz besonders wichtig, in diesen berühmten Stabianer-Thermen, die wirklich jeder Tourist kennt, der nach Pompeji kommt, sieht die. Da haben wir eben die Chronologie komplett revidieren können, die da bislang etabliert war. Und ein wesentliches Interesse ist, wie die Technologie sich entwickelte. Und die hatten am Anfang einen Tiefbrunnen mit einem relativ aufwendigen Wasserhebesystem. Und dann gibt es aber wirklich einen Quantensprung in der Entwicklung in dem Moment, wo die Badeanlage an die neue städtische Wasserleitung angeschlossen wird. Und das kann man ziemlich klar in der relativen und absoluten Chronologie jetzt doch sehen. Und dann sieht man eben, wie sich dann gewissermaßen das Konzept und die Möglichkeiten von Bädern wirklich signifikant ändern in dieser Anlage. Und wie die das also gewährleisten, auch das Wasser zu verteilen physisch in so einer Badeanlage, in die Badeanlage reinpumpen und wie sie es physisch verteilen. Also Wasser war ganz zentral. Und der Vorläufer ist diese Anlage in Morgantina, wo das mit der Wasserversorgung noch ziemlich schwierig ist. Da gibt es halt nur ein Reservoire für Regenwasser. Und mein Verdacht ist schon, dass diese Anlagen nicht ganzjährig jederzeit verlässlich funktionierten. Das wissen wir aus Ägypten sehr gut, da gibt es Papyri, die uns das bestätigen. Da wurden die Bäder eben, die profitable Investments von Privatleuten waren, die wurden vermietet oder verpachtet und da beschwert sich der Pächter, ah ich kann dir diesen Monat oder diese Woche die Pacht nicht zahlen, weil der Brunnen kein Wasser mehr hatte oder ich musste einen neuen Brunnen graben und deswegen habe ich dann Verlust von Tageseinnahmen. Also Wasserversorgung ist ein Problem. Und Heiztechnik ist das andere, was faszinierend ist. Wir kennen alle diese typischen Hypokausten bei den Römern, die Fußbodenheizung. Und wir können aber jetzt genau nachvollziehen, wie die Entwicklung davon ist. Das fing in diesen griechischen Bädern an. Das hat man auch lange nicht gewusst oder ignoriert. Man hat immer gedacht, ach die Römer das sind die großen Ingenieure, die haben das alles erfunden. Wir sehen es aber 250 vor Christus den sogenannten sizilisch-süditalienisch-griechisch beeinflussen Bereich. Also es ist quasi präfiguriert dort und sehen, wie die auch da wieder experimentieren mit Heizkanälen unter so Warmwassertauchbecken und dann fängt man sukzessive an, den ganzen Boden damit zu beheizen. Und das haben wir erstmals in der Badeanlage, die andere die wir in Pompeji quasi wiederentdeckt haben und gründlich untersuchen, sind die republikanischen Thermen. Die kennt tatsächlich kaum ein Tourist, weil die gar nicht öffentlich zugänglich sind. Aber man kann wirklich Schritt für Schritt an den Anlagen, die wir haben, nachvollziehen, wie sich da die Technologie und der Standard wandelte. Und das hat also dann enorme Auswirkungen auf die Badekultur.
Wir wissen nicht mal, wie viele Bäder eine Stadt hatte. Pompeji haben wir ganz gut im Griff, da können wir es sehen. Es gibt mehr und mehr andere Städte, zum Beispiel Eretria auf Euboea, wo die Schweizer graben. In Ägypten gibt es zahlreiche so kleine Dörfer, regelrecht Dörfer im Fayum, die bis zu 3-4 große Badeanlagen haben. Also ich habe es mal zusammengestellt in einem Artikel, weil mich eben genau interessierte, wie dicht ist das Netz öffentlicher Bäder ganz banal. Wie viele hatten potentiell in welchem Radius Zugang dazu? Quantifizieren wie viele das nutzen konnten ist schwierig, wir wissen oft nicht, was die Einwohnerzahl der Städte ist. Dann wissen wir nicht, ob die Leute jeden Tag gingen. Wie lang diese Bäder auf waren und so weiter. Ihnen fehlen also viele Parameter, aber trotzdem. Also wenn ich in einem Dorf im Fayum vier Bäder habe, dann kann ich relativ gut sagen, dass doch wahrscheinlich große Teile der Bevölkerung Zugang hatten. In Athen kennen wir nicht so viele Bäder bislang. Aber da sind die gewissermaßen wie so ein Kranz außen an den Stadttoren verteilt. Und in Pompeji können wir ganz gut sehen und das ist auch Ziel unseres Projektes, wir untersuchen auch das Cityscaping gewissermaßen, die chronologische Entwicklung. Im 2. Jahrhundert haben wir zwei Anlagen und dann werden das sukzessive mehr. Und auch an unterschiedlichen Standpunkten und dann sind die auch differenziert, in dem was die bieten, als Badeprogramm und auch als Ausstattung. Da gibt es dann schon so eine Bandbreite, Luxusbäder und die einfacheren Bäder.
Also ich denke schon, die Bäder waren in den … das wissen wir dann besser aus den römischen vielleicht als aus den griechischen Städten … wichtige zentrale Orte, wo man relativ regelmäßig hinging. Wahrscheinlich doch große Teile der Bevölkerung. Und die hatten immer eine Art reinigenden Effekt. Man hat sich gestritten, bis hin zu Papers in Nature, wie hygienisch diese Anlagen waren. Das ist natürlich zum Teil einfach eine moderne Fragevorstellung. Denn Hygiene ist ja kulturspezifisch definiert und die hatten in der Antike keine Ahnung, wie Krankheiten übertragen wurden zum Beispiel. Aber trotzdem allein der Faktor, dass man da mehr oder weniger jeden Tag oder regelmäßig hinging und seinen Körper mit Wasser reinigte, ist signifikant. Und das war eben auch geselliges Beisammensein. Sie konnten da längere Zeit verweilen, weil das Klima entsprechend war, weil es eben eine Bandbreite an Badeformen in diesen gerade römischen Bädern gab. Und wir wissen aus der Literatur durchaus, dass man sich da eben aufhielt und es waren so gesellige Treffpunkte, wenn Sie so wollen.
Das wissen wir nicht. Also ich sage mal, die frühesten Badeanlagen, die wir haben, so ab 450 vor Christus, vielleicht zweite Hälfte 5. Jahrhundert vor Christus in Athen, und im 4. Jahrhundert die, die haben Rundräume und dann sind quasi außen an den Wänden so Sitzbadewannen. Eine dicht neben der anderen. Bis zu 25 Stück in so einer Tholos, wie wir die nennen, so ein Rundraum. Da sitzen Sie direkt neben Ihrem Nachbarn, ob Sie wollen oder nicht, gibt es da eine Art von Kommunikation. Die Dinger waren dunkel und wahrscheinlich voller Dampf. Aber trotzdem es ist schon … und die Literatur suggeriert uns zum Beispiel, dass junge Männer, die eher im Gymnasium trainieren sollten, da lieber nicht hingehen sollten, weil die so auch ein bisschen anrüchige Reputation hatten. Also man wird sie jetzt nicht primär gebaut haben, um da sich zu treffen und zu unterhalten, das ist schon richtig. Das Baden hat immer eine zentrale Rolle gespielt. Aber ich nehme an, dass von Vornherein, man konnte sich ja auch zu Hause irgendwie reinigen, vielleicht primitiver und einfacher. Es gibt Städte wie Olynth in Nordgriechenland, da haben doch ein Viertel aller Häuser kleine private Badezimmer.
Ja das wird man immer gefragt. Also ja hat sicherlich eine Rolle gespielt. Also auch die Frage, ob die nackt gebadet haben ja oder nein, ewig umstritten, nie vollständig zu lösen. Das hat es sicherlich gegeben, das legen die Schriftquellen nahe und am besten reinigen Sie sich nunmal, wenn Sie nackt sind. Und dann wird es auch Prostitution gegeben haben. Das war eben bisschen die anrüchige Reputation der athenischen Bäder etwa und bis hin zum römischen. Aber nicht als systematisches also es gab sehr unterschiedliche Bäder. Sie sagten das eben nochmal, die sind dann dunkel und schlecht. In Rom kennen wir das am besten von den Schriftstellern wie Martial, der ganz klar unterschiedliche Kategorien von Bädern, da gab es die Hip und Inbäder, die so schicken Bäder, die sicherlich auch deutlich teurer im Eintritt waren. Mit luxuriösesten Materialien ausgestattet und da traf man sich halt, wenn man zu bestimmten Gruppen und Kreisen gehörte. Und es gab die ganz banalen Nachbarschaftsbäder, wenn Sie so wollen. Die dunklen, die dann als hölzerne Bäder beschrieben werden. Das ist jetzt nur ein Bild oder Symbol, aber es gab eine ganz große Bandbreite an Qualitätsstufen, die sicherlich auch unterschiedliche Eintrittsgelder, unterschiedliche Programme da boten.
Genau, das ist ein stiefmütterlich behandeltes Thema. Man hat also auch diese Anlagen ausgegraben, erkannt, okay Baderaum und dann hat man aufgehört. Also die wenigsten sind wirklich vollständig untersucht. Ich habe auch im Rahmen dieses Topoi-Exzellenzclusters mal versucht zusammenzustellen, was wir über die Wasserversorgung wissen und es ist relativ wenig. Also am Anfang hat man tatsächlich die Brunnen- und Zisternenanlagen, dann kommen eben Tiefbrunnen wie in den Stabianer-Thermen, wo sie Wasserhebewerke haben, die also regelrechte mechanische Wasserhebewerke schon ziemlich sophisticated. Und dann der nächste Punkt sind die Wasserleitungen. Das sind die Schritte, die man in der Wasserversorgung ganz gut sehen kann. Und im Römischen Reich war ein Grund, dass die aufhörten, okay die Christen hatten meinetwegen Probleme mit der Badekultur und ein viel größere Grund war gewöhnlich, wenn die Wasserversorgung abgeschnitten wurde, dann haben die Bäder eklatant gelitten. Oder mussten aufgegeben werden. Also man sieht da die drei Schritte ganz gut. Und in der Heiztechnik hat es von Anfang an in diesen Bädern warmes Wasser gegeben. Das muss man immer wieder betonen. Das heißt man brauchte am Anfang große Öfen, auf denen man Kessel mit warmem Wasser erhitzt hat, das war der erste Punkt für 2-3 Jahrhunderte. Und dann kommt auf einmal dieser Schritt, dass man sagt, oh ich kann nicht nur das Wasser beheizen, sondern auch die Badeformen, also unter der Wanne mal so einen Kanal machen und dann ist von unten haben sie so eine Wannenbodenheizung, wenn Sie so wollen. Und der nächste Schritt war dann, tatsächlich den ganzen Raum, das ist ein enormer Schritt. Dann müssen Sie den ganzen Raum unterkellern, wenn Sie so wollen, und in den republikanischen Thermen hat man da so Kanalheizungen gemacht. Die hatten noch nicht diese typischen Pfeiler, die viele kennen. Es war der nächste Schritt. Man hat erst diese Kanalheizung, die war ein bisschen suboptimal, aber immerhin und dann hat man die Pfeiler gehabt. Und dann hat man eben auch Wandheizung eingeführt. Da kennen wir schon die ersten Formen in den ägyptischen Bädern.
Nein ein Meter schon. Ja das variiert. Nein nein. Also das ist unsere heutige Fußbodenheizung, die ist zum Teil ähnlich. In der Antike hat man immer nur heiße Luft durch geschickt. Also die haben irgendwo ein sogenanntes Präfonium, also Heizkammer, da machen Sie ein riesiges Feuer und die heiße Luft zieht und zirkuliert zwischen diesen Hypokausten Pfeilern, in den Fußböden und dann eben auch in den Wänden. Man hat dann eben auch doppelte Wände, sie haben doppelte Böden, doppelte Wände, da zirkuliert die heiße Luft. Und dann beheizt man eben zusätzlich noch das Wasser und führt eben heißes Wasser in die Wannen ein. Das sind dann die Punkte. Und das hat man tatsächlich recht schrittweise gemacht. es gibt viele Experimente, die parallel laufen. Aber ich sage mal so, im ersten Jahrhundert nach Christus hatte man es dann voll begriffen und sind eigentlich alle Faktoren ganz gut ausgereift. Dann hat man zum Beispiel auch noch Fensterglas entdeckt. Das war ein wirklich nächster wichtiger Schritt und systematisch eingesetzt. Vorher waren die, wenn Sie heute noch in Pompeji sind, die Bäder sind ziemlich dunkel. Wenn es dann mal grau und schlechtes Wetter draußen ist und Sie gehen in die berühmten Forumsthermen sehen Sie fast nichts.
Ja. Und das interessante in Delos ist nun aber, und das hatte man nicht wirklich kommentiert, das sind fast alles Multiseater, das sind gewissermaßen kollektive Toiletten. Wir haben in Häusern, wenn Sie die Länge der Kanäle bemessen, so machen wir das und können gucken, ungefähr wie viele Löcher passen dahin. Dann haben Sie teilweise in Häusern Toiletten mit neun Löchern. Was natürlich auch suggeriert, dass man das kollektiv irgendwie genutzt haben könnte oder genutzt hat. Ähnliches Phänomen habe ich übrigens dann wirklich tatsächlich noch in North Carolina gesehen in so einer Schule, wo Sie denken, die Amerikaner waren furchtbar prüde im 19./20. Jahrhundert. So eine Schule für Mädchen, wo das Outhouse dann einen Dreisitzer hatte, drei Löcher. Was eigentlich auch suggeriert, dass man die schon mehr oder weniger gleichzeitig nutzen konnte. Aber in jedem Fall von da ausgehend habe ich dann mal teilgenommen an einer Latrinenkonferenz in Rom 2007, da ging es natürlich wesentlich wieder um die Römischen. Denn wir sind viel besser informiert übers Römische. Aber einzig und allein sag ich mal, weil kulturell die Entwicklung eigener Räumlichkeiten eben erst im 3./2. Jahrhundert vor Christus losgeht. In so einer Art mediterranen Koine, wenn Sie so wollen. Da kriegen wir sie im hellenistischen Osten und dann machen die Römer das eben weiter.
Also das ist besonders offenbar in dem Pompeji-Projekt, was ein Topoi-Projekt ist. Ich habe natürlich ganz klar angefangen mit meiner Vorstellung, mich interessiert wirklich die Genese und Entwicklung dieser Badekultur da und habe klare archäologische Fragestellungen und dann aber zum Beispiel festgestellt, mit der ganzen Wasserbautechnolojgie, da bräuchte ich vielleicht doch Spezialisten und ich hatte etwa da ein Wasserbauingenieur Kai Wellbrock eingeladen. Ich habe auch vorher für die griechischen Bäder über Topoi mit berühmten Wasserbauingenieuren, etwa Herrn Fahlbusch, zusammengearbeitet und die befragt. Und Herr Wellbruck hat zum Beispiel konkret untersucht, um uns wasserbauingenieurtechnische Fragen zu beantworten. Die einfach meine Ausbildung übersteigen und ich kann sie mir jetzt auch nicht mehr anlesen, dafür habe ich keine Zeit. Und das ist sehr hilfreich, weil die einen komplett anderen Blickwinkel haben. Und gleichfalls also wiederum Wasser spielt eine große Rolle. Ich habe auch einen Studenten, der eben dazu eine Masterarbeit schreibt, haben wir zwei Kollegen aus Mainz da gehabt, ??? und ???, die haben uns Sinter analysiert. Also die haben wirklich den Sinter, also Samples genommen, also Beispiele genommen und analysieren den für ganz neue aufregende Fragestellungen. Das ist tatsächlich Grundlagenforschung. Man weiß jetzt noch gar nicht alles, was das sagen kann, aber es geht um Fragen. Also welches Wasser haben die da genutzt aus den Tiefbrunnen. Und kann man vielleicht sogar wie bei der Dendrochronologie so Schichten ablesen, wie lang die etwas das genutzt haben. Wir haben da in der Liegewanne der Männer, beide unsere Badeanlagen haben also separate Trakte für Frauen und Männer. In der Liegewanne der Männer ganz dicke Kalkablagerungen gefunden. Und die haben wir untersuchen lassen.
Das Wasser stand in der Wanne und hat diese Kalkablagerung. Und dann hat man einmal schon sie abgeschlagen und die Wanne neu verkleidet und dann gab es wieder dicke Ablagerungen. Es sieht wirklich so aus wie so ein Baumkuchen. Und die untersuchen nun diese Schichten. Und mich interessiert, wo das Wasser herkam und ob die irgendwelche Aussagen zum Beispiel machen können darüber, wie lange man diese Wanne genutzt hat. Also das ist wirklich in Entwicklung begriffen, was diese Sinter-Analysen geben und die sind da also ganz glücklich, dass sie mit uns zusammenarbeiten. Wir haben verschiedene Tiefbrunnen und Badeanlagen und ähnliches und uns das dann angeguckt. Und da muss man regelrecht jetzt eine Datenbank aufbauen, sich also Referenzbeispiele sammeln und ich hoffe da einfach, dass wir in Zukunft weitere Aussagen davon bekommen. Und dann habe ich da auch in Pompeji mit einem Kollegen aus Oxford zusammengearbeitet, der macht in Environmental Archeology, also Umwelt-Archäologie und der untersucht uns die ganzen organischen Reste. Und der hat eine Expertise und seit 10-15 Jahren gräbt der mit ganz vielen verschiedenen Projekten, weil er sich für das Pompeji interessiert, was die klassischen Archäologen nie angeguckt haben. Nämlich also quasi unter dem was wir heute sehen. Also geht bis weit hinunter und analysiert etwa die ganzen Vulkanausbrüche und die Siedlungsentwicklung dazwischen. Mit Hilfe der wenigen Reste, die man hat, ganz faszinierend. Und zwar eben jetzt überall in Pompeji. Da würde ich sagen … und dann arbeiten wir jetzt auch, das schwebt mir noch vor für die Zukunft, mit Architekten zusammen für spezifische Formen der 3D-Modellierung. Das hat es hier etwa mal jetzt in der Ktesifon-Ausstellung gibt es gerade im Pergamon-Museum oder auch bei der Pergamon-Ausstellung hat es das gegeben. Also inwieweit 3D-Modellierung uns helfen kann, zum Beispiel logistische Bauprozesse zu verstehen. Wir sehen in Stabianer-Thermen können wir vier große unterschiedliche Nutzungsphasen jetzt am Befund unterscheiden. Und wenn das richtig ist, müssen die mindestens bei drei die Gewölbe komplett erneuert haben. Wie man sich so was im logistischen Ablauf vorstellen kann, a) ob es tatsächlich so gewesen sein muss, b) was das eigentlich heißt für die Ausmaße und Dauer dieser Baustellen. So was versucht man, schwebt mir jetzt mal vor, mit 3D vielleicht zu modellieren solche Prozesse. Und ich meine, wir haben dann auch literarisch zusammengearbeitet. Es gibt, das ist relativ gut erforscht, ich sage mal die literarischen Quellen zur Badekulturen und die kann man dann eben wieder für unsere Fragestellungen auch hinzuziehen.
Naja Podcast. Deswegen sitzen wir heute hier. Auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Erst mal ganz traditionell, dem fühle ich mich im Moment wirklich noch verpflichtet, auch aus den Gründen, die ich Ihnen eingangs genannt hatte, werden wir eine Grabungspublikation machen. Also wir haben schon publiziert teilweise in den üblichen also Konferenzbänden und ähnlichem. Aber für die republikanischen Thermen gibt es sicherlich eine Monografie. für den Bau in Morgantina ganz genauso. Also ganz traditionelle Form, wie Monografie und Artikel in auch Peer-Revue-Journals. Das ist ganz wichtig denke ich für die Wissenschaft. Darüber hinaus macht man also … ich habe ein großes Interesse daran, meine Forschungen der Öffentlichkeit zu vermitteln. Ob das jetzt Führungen vor Ort sind, wenn wir da sind, dann teilen wir Leuten das mit. Oder man versucht eben in Zeitungen Interviews zu geben, wenn Interesse besteht. Oder hat eben online seine ganzen Berichte in anschaulicher Form parat.
Aber neue Formen, die mir vorschweben, das ist auch etwas wiederum was Topoi bietet. Die haben also diese e-Topoi eingerichtet und auch so ein neues System von Datenbanken, die scitable sind, ganz aufregende neue Online-Publikationsform und da wollen wir versuchen, einen Teil unserer Sachen, wir können nicht alles in dieses Buch packen. Das ist ein Nachteil des digitalen Zeitalters, Sie generieren so viele Daten, Sie können die gar nicht alle anständig verwalten. Geschweige denn wollen und können Sie die Öffentlichkeit damit überfluten. Wir haben tausende von Fotos. Da muss man natürlich eine sinnvolle Auswahl treffen. Und der Herr Grashoff, der das quasi ins Leben gerufen hat, diese ganzen neuen Online-Publikationsformen da und der Spiritus Rector sage ich mal, mit dem haben wir eben diskutiert, dass man zum Beispiel ein Teil der Photogrammetrien, wenn Sie wirklich von jeder Wand eine Aufnahme machen, was ich wichtig finde, was für die Dokumentation wichtig ist. Wir haben die auch erst mal gereinigt, jetzt überwuchern die wieder. Wir haben die in einem Zustand, wie die selten wieder sein werden, dass man so was als ein Scitable-Eintrag in so eine Datenbank macht. Das kann dann jeder angucken und aufrufen. Und dann gibt es im Moment auch noch keine Begrenzungen der Zahl der Fotos. Uns liegt schon dran, einen Teil zumindest dieses Fotoarchivs, was wir generiert haben, tatsächlich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aber dann auch in einer Form, wo kein Schindluder damit getrieben werden kann. Ich stelle es jetzt nicht in Wikipedia ein, sondern eben in eine seriöse Datenbank, wo das gewissermaßen hingehört. Und da sind wir auch den italienischen Behörden, der Supraindentenz verpflichtet, diese verschiedenen Publikationsformen auszuloten. Die wollen ganz sicherlich von uns die Monografie. Und für die ist ganz sicherlich aufregend, wenn wird diese scitables machen. Und wenn wir es mal schaffen, 3D-modelle zu generieren, das ist immer der letzte Schritt natürlich in der Auswertung, dann liegt mir auch daran, die einer Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das bieten eben diese e-Topoi-Sachen auch.
Oh ja. Also der bildet sich im Moment gerade aus. Was ich eben sagte, diese scitable-Database, ich denke das ist die Zukunft, weil die eine hohe Qualität in den Daten, also mit 3D-Fotos und so weiter gewährleistet und eben aber seriös wissenschaftlich ist. Das heißt Sie müssen das zitieren regelrecht und dann haben Sie aber auch die Gewähr, dass das von einem wissenschaftlichen Autor exakt so abgesegnet ist. Und in Wikipedia das steht und fällt mit den Autoren. Die Autoren sind aber nicht kenntlich, das heißt Sie wissen nicht, ob es ein Wissenschaftler geschrieben hat. Und selbst wenn ich jetzt den Eintrag zu Republican-Bath mache, dann weiß ich ja nicht, ob hinterher jemand anders mir den verändert. Das ist das was ich meine, das ist das Risiko. Und ein anderes Problem und das muss man auch klipp und klar benennen, jetzt vielleicht weniger für mich, ich habe meine Professur, aber für die junge Generation, wir hatten gerade die Diskussion. Ich hatte mehrere amerikanische Kollegen eingeladne über Topoi und die Berlin Graduated School of Ancient Studies und haben exakt dieses Problem diskutiert. Für prominente italienische Grabungen, also amerikanische Grabungen in Italien, wo alles nur noch online ist. Sie müssen als junger Forscher publizieren und es muss mit Ihrem Namen verbunden sein. Es kostet unglaublich viel Zeit, diese ganzen online 3D-digitalen Sachen zu generieren. Jetzt stellen Sie die großzügig ein und haben Ihre ganze Nachwuchswissenschaftlerkarriere dafür verbraucht, aber keine nachweisbare Publikation, dann machen Sie keine wissenschaftliche Karriere. Das ist ein Problem, was noch gelöst werden muss bei vielen. Und das finde ich hat eben e-Topoi ganz gut gelöst. Sie sind der Autor, Sie sind ein identifizierbarer Autor für bestimmte Einträge. Das muss so sein. Man muss gewissermaßen die wissenschaftliche Leistung namentlich anerkennen müssen, damit man damit auch eben in Zukunft Jobs kriegt.
Eine Frage, ich denke hier muss es auf einen Konsens hinauslaufen. Dass wir uns da richtig verstehen. Also was ich feststelle und ich grübel auch schon die ganze Zeit, weil wir das hier auch schon in 1-2 Gesprächen auch schon mal ähnlich thematisiert haben. Wir haben derzeit einen etablierten Blick darauf, was wissenschaftliche Arbeit ist. Und die macht sich halt extrem daran fest, da wird halt geforscht und dann gibt es ein Forschungsergebnis und dann wird publiziert und das ist die wissenschaftliche Arbeit so. Das ist der Maßstab, an dem heute gearbeitet wird, diese Publikation. Man stellt bloß jetzt in zunehmendem Maße fest, dass es wichtige wertvolle Arbeiten gibt, die nicht unbedingt jetzt in diesem altbekannten Kanon abbildbar ist, die aber trotzdem für die Wissenschaft als solche einen erheblichen Wert darstellt. Und ich sage jetzt mal, Datenaufbereitung, also Datenbereitstellung ist sagen wir mal eine Kunst, mindestens eine Disziplin, die ein hohes Verständnis erfordert. Da muss man extrem fundiert sein und vielleicht eben auch wissenschaftsübergreifend, das ist ja unabhängig von Archäologie, sich mit Datenformaten, Archivierung, Strukturen, Datenstrukturen, Bereitstellung, Protokollen etc. Verschmelzbarkeit, Versionierung, all diese ganzen Fragestellungen, die ja bei der Archivierung, das haben wir ja hier auch schon teilweise angesprochen, mit aufkommen. Und in einem ähnlichen Bereich, ich glaube, darum drehte sich auch das Gespräch, wo ich mich gerade versucht habe dran zu erinnern, Visualisierung. Also auch das ist ja nicht unbedingt etwas, was man jetzt so per sé erlernt, oder auch vielleicht nicht unbedingt so erwarten kann, dass das jeder kann. Aber wir wissen auch, dass wissenschaftliche Arbeit eben mit Visualisierung gut arbeitet. Jetzt sind das so Beiwerke vielleicht manchmal einer Publikation, aber müssten wir nicht eigentlich eher da hingehen. Dass man sagt, okay zusätzlich zu dieser klassischen Erkenntnisgewinnforschung gibt es auch einfach handwerkliche Arbeiten, die aber tatsächlich eigentlich einen ähnlichen Stellenwert haben, weil da fließt viel Wissen rein, da muss man selber gut gebildet sein. Man muss ein hohes wissenschaftliches Verständnis an sich mitbringen, um überhaupt eine Visualisierung zu machen oder auch um eine Datenarchivierung oder damit eine Weiterleitung zu machen, dass man diese Disziplin im Prinzip innerhalb des wissenschaftlichen Systems, ich sage mal gleichberechtigt aufstellt und sagt, auch das ist genauso eine wissenschaftliche Leistung, so dass sich diese Frage mit, naja dann habe ich ja sozusagen als Wissenschaftler noch nichts getan, wenn ich nur meine Daten bereitstelle, dass man das eben genau anders sieht. Dass man sagt, da hat man schonmal was getan. Weil das ist natürlich auf jeden Fall auch eine Leistung.
Ja und nein. Also erstens hat es das immer gegeben. zum Beispiel wenn sie Keramik behandelt haben, haben sie immer gezeichnet, sie haben das immer visualisiert. Archäologen haben immer quasi, also arbeiten mindestens dual. Also ein großer Bestandteil ist Text, der andere ist immer die Visualisierung. So haben wir immer gelebt. Und die Deutschen haben da eine ausgewiesene Expertise und Tradition, bis hin zu den Publikationen exzellentester Art. Fotos, Zeichnungen, Schnittzeichnungen, Rekonstruktionszeichnungen. Wir haben ein eigenes Fach, was Bauforschung heißt, was eben in höchster Qualität das immer bereitgestellt hat, immer schon 3D, halt nur gezeichnet. Ob Sie es von Hand machen oder am Computer spielt da zunächst keine Rolle. Das heißt die Tradition ist da und es war immer Bestandteil gerade bei den Bauforschern auch, diese handwerkliche erkenntnisgeleitete Fähigkeit war immer also sehr wichtig und wurde anerkannt. Ja unbenommen. Und wie gesagt, ob Sie das jetzt eben dann mit einer scitable-Datenbank machen oder anders, spielt für mich überhaupt keine Rolle. Was für mich eine Rolle spielt ist, also wenn jemand kommt, wie gesagt, ich bin Sprecherin von so einer Graduate-School und da kommt jetzt jemand mit einem Proposal, ja ich mach da mal ein 3D-Modell von XY. Dann sage ich, ja und so what? Das reicht nicht. Und das ist der Trend heute. Für mich muss immer eine klipp und klare wissenschaftliche Fragestellung da sein. Wenn Sie mir sagen, ah ich mach mal ein 3D-Modell eben von den Stabianer-Thermen oder von irgendsoeiner Basilika, dann sage ich, ich weiß grundsätzlich wie so die römischen Thermen aussehen und eine Basilika. Ich muss wissen, warum machen Sie das und was soll mir das wissenschaftlich bringen? Für die generelle Öffentlichkeit wunderbar nett, gibt es tolle Websites kann ich Ihnen sagen von spanischen Thermen, irre. Ich muss aber wissen, was die Wissenschaft davon profitiert. Die Dokumentation, ob das 3D oder 2D im Buch oder einer Website ist, als solche hat es nie gereicht bei uns im Fach und wird auch in Zukunft nicht reichen und darf auch nicht reichen.
Aber das haben wir immer schon gemacht. Ich meine gut, das hat es in der Archäologie auch immer schon gegeben. Es hat immer Kataloge gegeben, die waren solider Grundlagenforschungsnatur und vielleicht ich sage mal so synthetisch analytisch erkenntnismager oder nicht im vordergründigen Interesse. Das hat immer gegolten, damit haben Sie meinetwegen auch einen Job bekommen. Das hat es immer gegeben, weil spezifische handwerkliche Fähigkeiten notwendig sind im Fach und auch in Zukunft notwendig sind. Dann haben andere die vielleicht für aufregendere Fragestellungen hergenommen, das ist auch legitim, in diesem Sinne ja. Die aufregende Forschung wird in der Kombination von beiden gemacht, sage ich Ihnen. Es wird glaube ich immer alles geben müssen. Aber sukzessive fällt leider die Finanzierung dieser mehr handwerklichen Sachen weg. Das wird immer weniger honoriert. Da kriegen Sie keine Drittmittelprojekte mit und da kriegen Sie auch keine Stellen mit. Auch wenn Sie diese Leute - ich erkenn's an - brauchen. Aber Sie brauchen eigentlich auch schon immer irgendwie die faszinierende Fragestellung im Hintergrund.
Genau. Das haben längst noch nicht alle, weil das wirklich wie gesagt auch wirklich ein technisch finanzielles Problem ist. Sie müssen erstmal die ganze Logistik und das Know-How und die Leute haben. Aber da, wenn man nachmodellieren kann, präzise wie der Grabungsprozess gelaufen ist und das in Zukunft auswerten kann, das könnte sehr spannend werden. DNA-Analysen hatte ich Ihnen schon genannt, ich glaube das ist eine große Sache der Zukunft. Wenn man sehr viel systematischen das zahlreiche Material, was man hat, auf diese Fragestellungen hin untersucht. Alle diese naturwissenschaftlichen Methoden, die sich weiterentwickeln, ich sagte die Sinter-Analyse, da sind wir am Anfang. Wir wissen überhaupt noch nicht, was die eigentlich in Zukunft alles bringen kann. Marmoranalysen, Datenbanken von Marmoranalysen. Ich glaube das bringt die neue Technologie, dass man große Materialdatenbanken aufbauen kann für eben Referenzen, die man eigentlich braucht, und die man im Moment noch nicht hat. Das ist schwierig für einen Wissenschaftler alleine, da müssten eigentlich alle immer zusammenarbeiten, das klappt auch nicht weltweit oder zumindest mediterranweit, wie sie sich das so wünschen. Aber da der Umgang eben mit vielen Daten, das ist sicherlich für die Zukunft vielversprechend, wenn man so was leisten kann.