Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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Vernetzung, Internationale Kooperation und Hochschulbildung als globaler Markt
Es ist paradox: Zum einen ist Forschung – sowohl in Hochschulen als auch außeruniversitären Einrichtungen - zu großen Teilen nationalstaatlich organisiert und finanziert. Zum anderen versteht sich Forschung von jeher als supranational oder genauer: universal. Die Internationalisierung der Forschung, wie sie sich in internationalen Kooperationen manifestiert, feiert seit den 1980er-Jahren einen unaufhaltsamen Aufschwung. Das kommt nicht von ungefähr: Internationale Ko-Autorenschaften in Zeitschriftenaufsätzen werden stärker wahrgenommen und häufiger zitiert als nationale. Für Wissenschaftler, die ihre Reputation steigern wollen, sind internationale Kooperationen also überaus attraktiv.
Für Forschungsinstitute ist es dagegen attraktiv, namhafte Wissenschaftler an sich zu binden. Der globale „War for Talents“ ist in vollem Gange. Spitzenleute werden weltweit mit attraktiven Forschungsbedingungen und guten Gehältern gelockt.
Auch Hochschulen, die in wichtigen Rankings reüssieren wollen, bewegen sich längst in internationalen Gefilden: (steuerfreie) Hochschulableger in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in Saudi-Arabien sind keine Seltenheit mehr und sowohl der internationalen Strahlkraft von Universitäten hilfreich als auch dem Wunsch jener Länder, Teil der internationalen Wissenschaftsgesellschaft zu werden. Bei all dem wird deutlich: Die internationale scientific community ist ein knallharter Wirtschaftszweig geworden. Dagegen nehmen sich die Anstrengungen der auf die Stärkung der nationalen Forschung an deutschen Hochschulen ausgerichteten Exzellenzinitiative fast ein wenig provinziell aus. Wie sich hingegen der Brexit auf die britische Forschung auswirken wird, ist einstweilen noch etwas unklar. Die Befürchtungen vieler britischer Forscher, international ins Hintertreffen zu geraten, sind aber sicher nicht unbegründet.
https://forschergeist.de/podcast/fg036-internationalisierung-der-forschung/
Veröffentlicht am: 19. Oktober 2016
Dauer: 1:45:29
Naja gut, ich bin von der Herkunft her Soziologe und Historiker. Hatte fast mal die Exit gemacht in Richtung alte Geschichte und habe dann aber über verschiedene lebensgeschichtliche Zufälle, wie es eben doch immer sehr viele gibt, dann eine wenn man will Karriere im akademischen Management gemacht, in der Hochschuladministration. Ich war Referent eines Rektors in der Universität Bielefeld und war dann später im Wissenschaftsrat in verschiedenen Funktionen tätig am zentralen Beratungsorgan des Bundes und der Länder, mit der einer wissenschaftlichen Kommission in Fragen der Wissenschafts- und Forschungspolitik in Deutschland. Habe dann einige in Gütersloh bei einer Ausgründung der Bertelsmann-Stiftung, nämlich dem Zentrum für Hochschulentwicklung gearbeitet. Und war dann zwischen 2003 und 2008 an der Yale University als sogenannter Senior Research Scholar für International High Education. Und bin seither, also seit Mitte 2008 am Wissenschaftszentrum Berlin. Das von dem deutschen Namen her eigentlich nicht so präzise ist wie der englische Begriff. Das heißt nämlich Berlin Social Science Center und da rücken sozusagen die Sozialwissenschaften in den Mittelpunkt. Und auf die Forschung bin ich, wenn man so will, durch meine berufspraktische Tätigkeit gekommen, von der ich mich dann ein Stück weit, wenn man so will, auch entfernen wollte und mal da drauf gucken und das theoretisch reflektieren, was ich da in verschiedenen Funktionen am Anfang meiner Berufstätigkeit vor allen Dingen gemacht habe.
Das ist eine gute Frage. Es hat ein Leitbild oder eine Leitfloskel, kann man fast sagen, die nennt sich die problemorientierte Grundlagenforschung im Bereich von Sozialwissenschaften. Und es ist ein relativ großer Laden und umfasst verschiedene Disziplinen. Wir haben also etwa 150 Wissenschaftler dort in verschiedenen Funktionen und Stand in ihrer Karriere am arbeiten. Und es sind Soziologen, die sich mit Fragen wie sozialer Ungleichheit, Berufseinmündungen, Entwicklung der Lebensphasen beschäftigen. Es sind aber eben auch Ökonomen, die machen Verhaltensökonomie, Spieltheorie. Es sind Politikwissenschaftler, die sich mit Fragen der transnationalen Governance und supranationaler Regime beschäftigen. Mit Demokratietheorie beschäftigen. Es gibt Rechtswissenschaftler, die sich auch mit Global Governance und dem was sozusagen am globalen Rechtssystem da ist beschäftigen. Es gibt sehr sehr viele. Es gibt sieben Abteilungen. Es gibt jede Menge an kleineren, wenn man so will, Projektgruppen. Und die Fülle der Themen, Probleme, Arbeiten ist sehr groß.
Naja es kommt in der Tat sehr auf das Gebiet und auf das jeweilige Fach an bzw. auch die Personen, wie dann die Communitys oder man könnte auch sagen, Abnehmer der Stakeholders da organisiert sind. Und wenn man jetzt guckt, wenn man beispielsweise Arbeiten macht über Bildungsverläufe und die Bildungschancen von Kindern, und ob dann Jungen diskriminiert werden in der Schule oder was denn getan werden kann gegen Bildungsarmut und, wenn man so will, Bildungsgerechtigkeit zu verbessern, dann ist das eine andere Klientel, die darauf hört und da hat man eine andere Community, in der man dann mit diesen Ergebnissen auch wahrgenommen wird und die man beeinflusst, als wenn man zum Beispiel etwas macht über theoretische Probleme würde ich mal eher sagen der ökonomischen Wahltheorie, also des behavioural economics devices. Und in meinem Fall ist es eher so, dass es eine internationale Community gibt von Wissenschaftsforschern, aber auch vor allen Dingen jetzt so Wissenschaftspolitikern, die sich beobachten. Und die sich auf Konferenzen treffen und die auch in die, wenn man so will, staatlichen Akteure hineingehen, also Ministerien oder Forschungsfördererorganisationen, die ihrerseits wiederum sehr international vernetzt sind. Und beispielsweise dann eben auch in Form in Arenen wie der EU oder in Arenen wie der OECD oder in internationalen Wissenschaftsorganisationen ihren, wenn man so will, Gegenpart haben. Also ich beispielsweise bin beteiligt an einem von der EU finanzierten unter Horizon 2020 finanzierten großen Verbundprojekt, in dem es unter Science Diplomacy geht, also Wissenschaftsdiplomatie, um die, wenn man so will, auch im Kern die Internationalisierung der Wissenschaft, wie Wissenschaft zum einen mit Hilfe der Außenpolitik oder was die Außenpolitik tun kann, um die Wissenschaft zu internationalisieren und was möglicherweise Wissenschaft international beitragen kann zur Konfliktlösung. Oder um Anbahnung von Kooperationen zu erreichen. Und da ist im zentralen Interesse der EU. Die Kommission hat, wenn man so will, da eine Art von Beratungsauftrag ausgeschrieben oder einen Wunsch, sich darüber schlau zu machen, was dann auch möglicherweise für sie als Kommission, als Handlungsfeld oder Politikfeld daraus erwachsen kann.
Nicht schlecht. An der Stelle kurze Erwähnung, das Thema Horizon 2020 oder Horizont 2020 hatten wir hier auch schonmal im Gespräch bei Forschergeist in der Ausgabe 13. Wer das vielleicht noch nicht gehört hat, das ist dann ein ganz dedizierter Exkurs zu diesem Forschungsprogramm der EU. Das soll hier jetzt nur am Rande ein Thema sein, spielt aber natürlich gerade jetzt in Europa eine sehr große Rolle. Kommen wir sicherlich auch nochmal drauf, wenn wir uns den Brexit nochmal genauer anschauen. Wenn man jetzt zurückblickt in die Geschichte, dann war ja mal Forschung doch eine, wie so viele wirtschaftliche Aktivitäten natürlich auch, eine sehr nationale Angelegenheit, getrennt durch Sprache, durch eine andere Wissenschaftsgeschichte. Es waren ja auch nicht so viele Länder ursprünglich wirklich an so einem wissenschaftlichen Zug beteiligt. Und überhaupt ist ja auch, das hatten wir ja hier auch in zahlreichen Rückblicken auf die Wissenschaftsgeschichte, ist ja sozusagen auch diese Vorstellung, dass Wissenschaft ein ganz eigenes Gebiet und ein ganz eigener Entwicklungsbereich ist oder dass man überhaupt auch hauptamtlich Wissenschaftler sein kann und das nicht nur so als Abfallprodukt tut. Im Prinzip ja auch erst so seit 100 Jahren erst so nicht auf dem Tisch. Wann hat sich denn diese Internationalisierung, die sich ja heute gar nicht mehr abstreiten lässt, auf den Weg gemacht? Wann fing denn dieses internationale Geflecht auch an, eins zu werden?
Also ein bisschen ist das ein Paradox. Weil die Forschung, ob das in Hochschulen oder da wo es so etwas gibt, außer den universitären Forschungseinrichtungen als Ort, in dem Forschung betrieben wird, betrifft, ist überwiegende nationalstaatlich organisiert, finanziert und war oft meistens, jedenfalls im Ursprung ist es bis heute ein nationales Unternehmen. Zugleich war Forschung, also insbesondere die naturwissenschaftliche Forschung, in den Leitdisziplinen Physik, aber dann eben auch in Chemie und weniger dann gerade Biologie, immer von ihrem Selbstverständnis her weniger international als universal. Das heißt es gab eine deutsche Physik, hat es mal gegeben mit bekanntem Ende, sondern es gibt eine Physik, die überall auf der Welt gleich ist. Die Wissenschaftlergemeinschaft derer, die dann Physik machten, ob das Hochenergiephysiker oder Festkörperphysiker ist, ist international, da spielt es keine Rolle, ob ich aus Pakistan, aus Japan, aus Lippe oder aus Schleswig-Holstein komme. Die spricht dann eben auch leider vielleicht oder auch nicht eine gemeinsame Sprache neben deren Form in Englisch. Also dieses war immer da, wenn man so will, dieses doppelte. Es ist eine nationale Aufgabe, ein nationales auch Prestigeobjekt, Wissenschaft zu betreiben, Forschung zu finanzieren, Forschungsergebnisse zu haben, Forschungseinrichtungen, derer sich ein Land rühmen kann und zugleich war es eben die internationale Community. Und die Internationalisierung der Forschung jedenfalls manifestiert in Forschungskooperationen, die über die Institutsländergrenzen hinausgehen, wo Leute aus ganz unterschiedlichen Kontexten und Ländern zusammen arbeiten und dann auch gemeinsam publizieren, hat etwa seit den 1980er Jahren begonnen. Und seither einen extrem hohen Aufschwung erlebt. Also wenn man sich die Zahlen der internationalen Partnerschaften, die also in Forschungspraktik da sind, anschaut, dann sind das ungefähr nach Schätzungen 35% mittlerweile, die international fachübergreifend gemacht werden. Und vor allen Dingen kann man das ja sozusagen jetzt manifestieren oder ausdrücken in den Kopublikationen. Da waren es 1990 bis 2000 ein Anwuchs um 100% auf damals 15% aller Publikationen, die internationale Koautoren hatten. Heute 2012, also dann 10 Jahre später, 12 Jahre später, sind es 25%, fast nochmal verdoppelt. Das heißt innerhalb von 20 Jahren verdreifacht. Und das ist schon ganz enorm. Hat damit zu tun, dass – und das kann man durch vielerlei Nachmessungen belegen – dass Publikationen und ich rede jetzt hier über Zeitschriftenaufsätze in den wissenschaftlichen Journals, die internationale Koautorenschaften aufweisen, sehr viel häufiger zitiert werden als solche, die nur nationale Autorenschaften aufhaben. Und die Zitationen einer Publikation, einer wissenschaftlichen Publikation, sind, wenn man so will, die Währung, in der der Wert dieser Arbeit bemessen wird, zu weiten Teilen. Also insofern ist es für Wissenschaftler auch aus diesem Grunde attraktiv, solche Koproduktionen einzugehen.
Networking nennt man das. Da hat jeder sein Netz und der bringt das dann eben da unter. Das ist einfach eine größere Community, in der das dann Widerhall findet oder überhaupt aufgenommen werden kann. Ein anderer Aspekt, warum das so ist, mag damit zu tun haben, dass ja natürlich Wissenschaftler heute mehr denn je unter verschiedenen Parametern unter extremem Leistungsdruck stehen. Das heißt sie müssen sich bewehren. In vielen Ländern wird mittlerweile das Gehalt, die Beförderungschancen sowieso oder die Chancen, eine feste Anstellung zu bekommen in der Wissenschaft ganz angefangen, danach bemessen, was ich produziere und wie ich weiter produziere. Das hießt ich habe dann, wenn man so will, meine Leistungsbilanz, die sich eben auch in dem Forschungsoutput niederschlägt und jeder versucht, jeder Wissenschaftler versucht, seine Reputation zu steigern, seine Anerkennung in der Community, aber eben auch diese, wenn man so will, Sternchen auf der Litze. Die dann möglicherweise in Positionen in monetären Vergütungen und so weiter sich niederschlagen. Das heißt er versucht oder sie versucht, in diesem Spiel mitzumachen. Und wenn man eben weiß, dass internationale Geschichten eine höhere Sichtbarkeit, eine höhere Anerkennung haben, dann ist es, wenn man so will, ökonomisch strategisch rational, auf diese Sache zu setzen.
Klar, das ist auch eine interessante Geschichte. Wir haben wie gesagt seit jeher gerade in den Naturwissenschaften die Internationalisierung oder die Universalität dieser Disziplin und der Wissenschaftlergemeinschaft. Der sogenannten Scientific Community. Die keine Grenzen, keine Religionen, keine Geschlechter, wenn Frauen überhaupt vorkamen, kannte. Aber eben weil Wissenschaft national organisiert und finanziert ist, und seit ungefähr, ich würde mal sagen, 25-20 Jahren natürlich auch die Rede immer stärker ist von internationaler Wettbewerbsfähigkeit und von im globalen Wettbewerb zu bestehen, der Standort Deutschland und was immer die Äquivalenz für solche Ausdrücke im Japanischen oder im Finnischen sein mögen, spielt für die Wissenschaftspolitik, aber auch für die Wissenschaftspraxis eine immer größere Rolle. Es geht um Competetiveness, um Wettbewerbsfähigkeit, um Sicherung von Chancen und von Spitzenforschung, Sichtbarkeit und da sind natürlich solche internationalen Publikationen, international Forschungskooperationen, wenn man so will, ein Ort, an dem sich das austrägt, an dem das eingefangen wird. Oder man kann auch sagen, der Kriegsschauplatz. Also beispielsweise im amerikanischen Englisch ist seit ungefähr 15 Jahren ein Begriff gebräuchlich, der politically nicht korrekt ist, aber wie gesagt sich sehr eingenistet hat, nämlich the War on Talents. Es gab den WOT, den War on Terror von George W. Bush, aber es gibt eben in der Wissenschaftlergemeinschaft den War on Talents, das heißt dass die amerikanischen Hochschulen die besten, brightest, smartest Studenten weltweit zu rekrutieren versuchen, jedenfalls von den PGDlern dann hinterher. Und es gibt eben auch diesen War on Talents, insofern man die besten Köpfe, die besten Wissenschaftlerköpfe versucht in die jeweiligen Länder hinein zu holen, in die jeweiligen Systeme hinein zu holen.
Headhunting ist eine der, also für amerikanische Universitäten der Spitzenliga, schon seit langem ein großes Feld, aber wird eben auch in internationalen Bereichen immer wichtiger mit wer weiß was für unkeuschen Angeboten, die abzuwerben die Menschen, also die sich irgendwie identifiziert haben als möglicherweise zum Beispiel Nobelpreisträger. Das sieht man ja überall und allerorten. Und beispielsweise hier, um ein nachfliegendes Beispiel zu nehmen, deutsche Universitäten und aus Forschungseinrichtungen werden auch immer internationaler. Und nicht nur, weil das irgendwie sozusagen multikulti, nett und schön ist, sondern weil man da eben solche Talente haben will. Also 10% der Wissenschaftler an deutschen Universitäten sind pi mal Daumen nicht deutschnational, vielleicht im Pass oder jedenfalls haben einen Migrationshintergrund gesehen, nicht in Deutschland geboren. Und bei zum Beispiel der Max-Planck-Gesellschaft ist das, wenn ich mich nicht ganz täusche, unter den Direktoren und vor allen den Nachwuchsgruppenleuten ist das jetzt also auch schon bald mehr als ein Drittel, wenn nicht gar 40% der Menschen, die dort nicht aus Deutschland kommen und vielleicht noch nicht mal deutsch sprechen.
Ja Partikel beschleunigen, ja gut das sind ja also oft dann auch große Forschungszentren, an denen ganz viele beteiligt sind, aber wenn ich das jetzt so vor Ort machen muss als Polymerchemiker oder ich weiß nicht, was es da alles gibt an Bereichen, die sehr apparateintensiv und teuer sind, und ich viele viele Menschen brauche, die diese Versuche laufen.[00:23:53-1 @timpritlove>Teure Materialen. Teure Materialien, dann ist das was anderes. Und natürlich ist es auch, das ist dann aber eher ein dritter Punkt, der nicht ganz so zentral ist, aber nicht vernachlässigt werden dürfte, eine Frage des Gehaltes, das man diesen Menschen anbieten kann. Das war übrigens einer der Gründe, warum vor ungefähr 12 Jahren in Deutschland, 15 Jahren, die Vergütung für Professoren verändert worden ist. Und man hat dann auch gesagt, wir müssen in der Lage sein, international wettbewerbsfähige Konditionen in den Gehältern bieten zu können.
Genau, man baut dann beispielsweise ein neues Institut auf und holt dann sich die Leute rein. Ein Beispiel zu geben, Korea hat seit 2013 einen interessanten Versuch gemacht in genau diesem Spiel da mitzuspielen. Die haben nämlich ein Land – wir kennen alle Samsung, auch ohne S3 und Hyundai diese Autos und ich weiß nicht, - also das von diesen Großindustrien geprägt war, die auch die Forschungspolitik bestimmten und die sehr sehr sehr anwendungsorientiert gewesen ist. Die waren immer sozusagen die schnellsten im Followup innovieren. Haben extrem hohen Ausgabenanteil für Forschung und Innovation. Das ist also am Anteil des Bruttosozialproduktes liegt Korea an der Spitze weltweit, was die ausgeben. Und die hatten den Eindruck, sie kommen an eine, wie sie das nannten, glass ceiling. Sie konnten an einem bestimmten Punkt nicht mehr, sie konnten Geld ausgeben was sie wollten, aber sie kommen nicht weiter, sie kriegen keine wirkliche Durchbruchinnovation, wie das heißt. Und dann haben die sich gedacht, okay wir versuchen es auf eine andere Art und Weise, nämlich wir versuchen Spitzenforschung einzukaufen und zu kreieren. Sie haben ein neues Institut for Basic Science gegründet, in dem die Menschen, die dort berufen sind, es sollen insgesamt 50 oder 60 solcher Abteilungen oder Gruppen geben, wenn man so will, kleine Institute unter dem Dach, die sollen die größtmögliche Freiheit bekommen, die größtmöglichen Ressourcen, derer sie bedürfen, um ihre Arbeiten zu machen. Und man lässt die fünf Jahre lang, was für Korea völlig ungewöhnlich ist, einfach mal machen und guckt dann, was kommt da raus? Und das kostet das Land natürlich sehr viel, das sind einige Milliarden, die dafür ausgeben werden, aber es ist, wenn man so will, der Versuch, eine in anderen Ländern erfolgreiche …
Es ist schwieriger, aber es gibt natürlich da ein ähnliches Problem wie in Dubai und in den ganzen Emiraten, nämlich die Aussicht, was machen wir denn, wenn diese Öl- oder Gasressourcen verbraucht sind oder möglicherweise auch eine andere Form von Wirtschaft da ist, dass man nicht mehr so von diesen fossilen Brennstoffen abhängig wird. Dass jedenfalls das Zeug nicht mehr zu den bisherigen Preisen, die ja nun das Staatsbudget und die ganze Wirtschaft füttern, verkauft werden kann. Und sozusagen für diese post oil oder post carbon Zeiten haben die nun in mehr oder minder großen Anstrengungen oder Erfolg, weniger großem Erfolg, versucht, irgdwas aufzubauen. Also Fertigungsindustrien, Wirtschaftszweige. Meistens werden die durch Fremdarbeiter bespielt und gespeist. Aber eben auch Wissenschaft. Nach dem Motto, wir wollen und das zeigt wie prägekräftig diese ganzen, wenn man so will, internationalen Skripte sind, wir wollen ein Teil dieser Wissensgesellschaft werden. Und dafür müssen wir dann, wenn man so will, indigene Ressourcen haben oder indigene Kräfte. Und die kriegen wir nicht aus uns heraus, sondern wir müssen die, wenn man so will, implantieren. Und in der Hoffnung, dass es dann irgendwo dann etwas abwirft für uns auf die mittlere Sicht. Ob das funktioniert keine Ahnung, aber das ist jedenfalls der Kalkül.
Steuerfrei, das ist der große Punkt. Steuerfrei, die bezahlen keine Taxes. Sie kriegen das Land gestellt in einer Freihandelszone. Man hat dann sozusagen den freien Markt der Anbieter. Also sie werden sozusagen durch Steuerfreiheit und Energiekosten spielen ja eh keine Rolle und durch das freie Land werden die subventioniert. Und damit hofft man irgendwie einerseits natürlich internationale Sichtbarkeit zu haben, also was da an Hochschulen alles existiert in den Vereinigten arabischen Emiraten, das ist unglaublich. Aber eben auch möglicherweise für das Land selber etwas hervorzubringen. Wobei das große Problem, wenn ich das recht sehe, ich habe das jetzt nicht im Detail verfolgt, darin besteht, dass möglicherweise ihre eigenen Länder, ihre eigenen Leute gar nicht erreicht werden. Da gehen zwar interessanterweise viele Frauen hin aus diesen jeweiligen Gegenden, aus Saudi Arabien oder aus den Emiraten. Aber die Männer, ob das im Oman ist oder in Abu Dhabi, die machen sich eher irgendwas anderes. Dann weil sie auch bisher jedenfalls überhaupt keinerlei Anreize haben, da hinzugehen. Warum sollen sie sich da, Entschuldigung, den Hintern aufreißen, irgendwas anstrengen, wenn sie denn gewissermaßen schon eine lebenslange Beschäftigung und zwar mehr als auskömmlich garantiert haben. Als ich weiß es nicht, Palastwächter oder so? Also das ist eine ganz interessante Geschichte.
Gibt es andere Traditionen ganz klar, aber auch dort, so wie ich das verstehe, nutzen eben viele Frauen die Möglichkeit über die Wissenschaft sich dort Freiheiten zu erarbeiten, die halt über andere Kanäle so nicht ohne weiteres machbar wären. Ich wollte aber nochmal kurz bei dem Aspekt dieser Hochschulen dort bleiben. Weil im Prinzip ist das ja dann auch … also ich nehme das so ein bisschen wahr als so ein zweiter Schritt. Also wir hatten ja schon gesprochen, die Entwicklung der Internationalisierung, die sich einfach über die Vernetzung, die Verflechtung der wissenschaftlichen Tätigkeit als solcher und der zunehmenden Ausrichtung der nationalen Förderung auf Anwerbung internationaler Wissenschaftler konzentriert hat, dieses Modell aber auch wirklich Ableger von Hochschulen international zu machen, ist ja im Prinzip was ganz neues, wahrscheinlich auch was typisch amerikanisches. Die sozusagen diese Expansionsgedanken schneller haben als andere, weil die Wirtschaft auch schon immer ähnlich aufgebaut war. Ist das jetzt ein Trend, wenn wir irgendwie eine Humboldt-Universität in Südamerika sehen? Was zeichnet sich da ab oder ist das noch so ein Versuch, wo keiner so genau weiß, wie das so ausgehen wird?
Also das sind ja Gründerzeiten, Gründerjahre, und die sind bekanntlich also nicht immer gut geendet, da gab es auch viele Crashs. Und mit Fontane zu reden ist das ein weites Feld. Also das Ganze hat angefangen in den frühen 90er Jahren, und zwar interessanterweise nicht durch die Amerikaner, sondern vor allen Dingen durch die Briten und durch die Australier. Das hat etwas damit zu tun, dass in den 80er Jahren unter der konservativen Regierung von Maggie Thatcher die Hochschulen massiv auf Schmalkost gesetzt wurden. Die Budgets sind dort gekürzt worden und ganz ähnlich auch in Australien. Und man hat ihnen gleichzeitig aber die Möglichkeit gegeben für Overseas Students. Also die nicht aus dem europäischen Raum kamen, EU-Mitgliedern kamen, sondern irgendwoher, keine Ahnung. Gebühren zu nehmen, die kostendeckend oder sogar darüber hinaus, was immer der Markt hergibt, sind. Und diese Gebühren behalten zu können. Also da hat man, wenn man so will, ein ökonomisches Moment eingebaut in die Organisation der Universitäten. Und das hat sich dann, wenn man so will, verselbständigt. Die ersten Universitäten, die das dann genutzt haben, um auch zum Beispiel ihre Kurse als, wenn man will, Bachelor oder Master's Degree von der Universität of keine Ahnung Notre Dame, in Indien, in Israel, in Libanon, in Südafrika zu verkaufen, das waren richtige Franchise Unternehmen waren die Briten und die Australier ähnlich. Und der nächste Schritt war dann, nach diesem Franchising von Kursen, Kurs Packages Personal zu leasen, wenn man will. Die dann dahin gingen und vor Ort unterrichtet haben. Und der nächste Schritt war dann, Ausgründung des Unternehmens. Die erste Universität, die das gemacht hat, war die University of Nottingham. Die haben in Malaysia Mitte der 90er Jahre einen Branch Campus aufgebaut. Und dann ging das sozusagen von dort aus, die Australier mit Monarch haben auch ganz viele in Südafrika und ich weiß nicht was, Monarch-Centers weltweit gebaut, um Ressourcen zu kriegen einerseits, von den Gebühren der dort landenden Studierenden. Aber auch um international, wenn man so will, sichtbar zu werden und ihrerseits dann wieder in dem jeweiligen Land attraktiver zu werden für die Studierenden dort. Und die anderen sind erst spät aufgesprungen auf den Zug. In Deutschland gibt es das seit auch ungefähr Ende der 90er Jahre mit Hilfe des deutschen akademischen Auslandsdienstes, Bundesregierung, Außenministerien wurden dann, wenn man so will, die Internationalisierung der … also Partnerschaften und auch Ausgründenden ermöglicht. Also zum Beispiel die deutsch-türkische Universität ist jetzt ein besonderer Fall, aber in Jordanien, eine unter deutscher Leitung stehende Hochschuleinrichtung, Fachhochschuleinrichtung in German Egyptian University in Kairo. Es gibt unter der, wenn man so will, Federführung der RWTH seit vielen Jahren, Jahrzehnten solche entsprechenden Geschichten in Singapur. Also da waren viele unterwegs und die Amerikaner waren die relativ späten, die da rein kamen. Und zwar aus dem ganz einfach Grund, weil sie ihren Markenkern, ihr Brand nicht jetzt sozusagen auf dem Markt …
Jetzt nur schön das Logo überall draufkleben, das wird ja sicherlich nicht reichen. Lässt sich denn in diesem Zuge der Internationalisierung und der Etablierung einer internationalen Marke auch erkennen, um welche Lernmodelle hier postuliert werden? Also letztlich ist es ja für die Wissenschaftler nicht nur interessant, ach ich geh mal irgendwohin das kennt man und dann habe ich einen Zettel, der irgendwie mehr wert ist, weil Stanford haben schon mal alle gelesen? Sondern man ist ja sozusagen auch an dem eigentlichen wissenschaftlichen Prozess interessiert. Man will ja dann sich auch in etwas hineinbewegen, was funktional dann auch die eigene Arbeit wirklich voranbringt. Wie viele Modelle sind denn da in Konkurrenz? Haben wir hier so eine Singularisierung einer Art und Weise, wie man international so ein Hochschulmodell macht oder ist das tatsächlich noch ein sehr offenes Rennen mit sehr viel unterschiedlichen Eingaben, wie man vormarschieren kann?
Zehn Millionen pro Jahr. Ja. Das heißt die Hochschulbildung, wenn man so will, ist zu einer Art von globalem Template geworden. Jedes Land, das sich irngwo positionieren will in dieser Wissensgesellschaft mitmischen will, die das Wachstum haben will, das wirtschaftlich avanciert sein will, fördert Hochschulbildung. Und wenn sie selber nicht das Mittel dafür haben, die Ressourcen dafür haben, dann erlauben sie private Initiativen. Und die Menschen, die dort leben, geben viel Geld dafür aus, um irgendwo an einer Hochschulausbildung teilhaftig zu werden. Das sieht man vor allen Dingen in Afrika, das sieht man in Südamerika, wo es einen riesigen Bereich von privater for Profit Hochschulen gibt. Also die meisten amerikanischen berühmten Hochschulen sind privat, aber nicht for Profit, sondern wenn man so will gemeinnützig. Da geht es um schlichtes Geldverdienen von Hochschulkonzernen. Und ihre Kunden, die Studierenden bezahlen sehr sehr viel Geld dafür, dafür die Degrees zu bekommen. Also man sieht weltweit …
Hochschulbildung ist irgendwo ein globaler Markt. Aber der ist natürlich, wenn Sie so wollen, geschichtet in ganz verschiedene Segmente. Und wenn es darum geht zu sagen, was machen die, die da jetzt schon relativ gut eingeführt und aufgestellt sind, um die ökonomische Sprache zu benutzen, was machen die denn da auf dem Markt? Fördern die jetzt sozusagen one size fits all überall? Dann ist die Antwort, nein. Die machen das jeweils was sie können oder was sie vielleicht für wichtig befinden. Und die Diversität unterhalb dieser extremen Zunahme von Zahlen, die Diversität von Angeboten und Modellen ist sehr sehr hoch. Also die Heterogenität von Providers. Interessanterweise zum Beispiel versuchen die Amerikaner zum Beispiel in Abu Dhabi und in Dubai und in Singapur ein Modell der Hochschulbildung von dem man längst glaubte, das sei jetzt ein bisschen am Ende, zu etablieren. Nämlich das Liberal Arts College, also die nicht berufsorientierte Hochschulbildung. Die Deutschen haben versucht eher zu sagen, ja deutsche Ingenieurskunst hat einen guten Namen. Wir haben zwar jetzt den Dipl. Ing. nicht mehr, leider leider. Wir haben ja nur noch die Bachelors und die Masters, aber wir können die deutsche Ingenieurskunst mit ihren wunderbaren, wenn man so will, Marktvalue auch nutzen, um das international zu vertreiben und zum einen da Nachfrage zu generieren von guten Leuten, also Studierenden. Aber eben auch möglicherweise potenzielle Kräfte, die wir hier herholen können zu haben und Partner zu generieren auf die lange Sicht.
Dass man machen kann. Und der andere Bereich ist eben dieser internationale Wettbewerb wiederum. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit bzw. auch national, dass man international sieht, dass Wettbewerb, Competition, Competitiveness zu dem, wenn man so will, Leitmotiv wird, wie man bestimmte Prozesse, ob das in Krankenhäusern ist, ob das in Hochschulen ist, ob das in Schulen ist, ob man das vielleicht bei der Polizei noch nicht, aber wie man das dann sozusagen organisiert, weil man davon ausgeht, dass Wettbewerb Leistungssteigerung erlaubt und wenn man so will auch erlaubt, die Guten und die Schlechten zu trennen. Und international heißt das, dass diese internationalen Hochschulrankings, die es noch gar nicht so lange gibt, ich glaube das erste war in der Tat dieses Shanghai Jiaotong Ranking 2003 oder 98, ich weiß nicht mehr ganz genau, also 15 Jahre maximal alt, auf den Markt gekommen. Hat eine Lawine losgetreten.
Times higher Education Supplement, das Supplement haben sie jetzt glaube ich abgestrichen. Die kommen auch jährlich der zweijährlich. Das sind sozusagen die Globalrankings. Das ist eine ganz neue Gewichtsklasse von Dingen, die jetzt seit dieser Zeit existiert. Und die eigentlich nur Forschungsuniversitäten ins Visier nimmt und anschaut. Warum? Weil das was da erhoben wird an Daten, Publikationen sind oder Reputationen, die sich aus Forschungsleistungen ergeben. Also was für Studierende da sind, wie die Studienleistungen sind, spielt da gar keine Rolle. Das hat was damit zu tun, dass es sehr sehr schwierig ist, das zu erheben und auch international zu vergleichen. Es geht also nur um die Forschungsleistungen mit allen Tricks und Ösen, die es dabei gibt. Also etwa derart, dass in dem Shanghai-Ranking die Zahl der Nobelpreisträger an einer Einrichtung eine Rolle spielt, auch eine recht erhebliche Rolle. Und etwa hier in Berlin wir das Problem hatten, naja wo gehen denn die vor 1945 jetzt also auch schon tote Nobelpreisträger, wo gehen die denn hin? A Konto freie Universität oder Humboldt? Und in Deutschland hieß es dann, ja wir haben ja diese große Auswahl universitärer Forschungslandschaft und zum Beispiel bei der Max-Planck-Gesellschaft sitzen etliche Nobelpreisträger, die aber nicht jetzt einer Universität zugerechnet werden können, insofern haben wir da in diesem Ranking-Spiel schlechte Karten. Also die internationalen Hochschulrankings sind Forschungsrankings, mit allen Problemen, die es da gibt. Es hat nationale Rankings gegeben. In den USA seit den 70er Jahren, von insbesondere dort Journalen. Also privaten Zeitschriften, den US-News-Worldreport, das erste Collegeranking und dann auch Graduates-Schools-Ranking und Professionals-Schools-Ranking gemacht. In England dieses Times higher Education Ranking der Universitäten. Aber für den nationalen Markt, wenn man so will, Bildungsmarkt. Und in Deutschland dann dieses von der Zeit, vom CHE Ende der 90er Jahre, damals als noch nicht Ranking genannt, Hochschulkompass oder wie das immer hieß, multidimensionale Ranking, was keine direkten Plätze, 1., 2., 3. hat, sondern versucht, die Leistungen von Hochschulen oder die Angebotsmöglichkeiten zu vergleichen. Um Orientierung für Studienbewerber zu geben.
Das ist das was sich hier sozusagen verbreitet hat, das ist fachspezifisch. In den anderen internationalen Rankings wird die Einrichtung, eine ganz Universität gerankt. Dieses CHE ist ein studienbezogenes, studienfachbezogenes Ranking und das ist multidimensional. Das heißt es geht um weniger Forschung oder Forschung an Teilreputation auch, aber es geht um Ausstattung, es geht um Studierendenurteile, es gibt also mehrere Dimensionen und es gibt kein klares ordinal skaliertes Rangverhältnis, 1., 2., 3. in dem Fach weiß der Teufel was Physik ist, Heidelberg oder ist Kiel Nummer 1, sondern da werden Gruppen gebildet. Die sind in der oberen Gruppe und die sind in der unteren Gruppe. Das ist also sozusagen ein weiches Ranking. Gleichwohl finden natürlich deutsche Universitäten, Forschungsuniversitäten nochmal Eingang in diese internationalen Rankings. An deren vorderster Stelle eben das Times higher Education und dieses Shanghai Jiaotong Ranking stehen. Und jedes mal wenn die Neuauflagen dieser Rankings passieren, also dieser global University Rankings, guckt die Bildungspolitik, gucken die Politiker, gucken die Wissenschaftsorganisationen natürlich wie der Hase auf die Schlange und was kommt denn da jetzt raus? Also so wie die Nobelpreisträger erwartet werden von vielen, die Verkündigung, so guckt man dann, haben wir unsere Listenplätze da verändert oder nicht. Und das betrifft nicht nur Deutschland, das betrifft natürlich auch England, das betrifft Frankreich, das betrifft alle möglichen europäischen Länder und China insbesondere, die wie übrigens auch Korea riesigen Ehrgeiz da reinsetzen, in den nächsten zehn Jahren, am besten nächsten fünf Jahren schon einer unter den ersten 20 Universitäten gerankten dort zu haben.
Genau. Also mehr Forschung in die Universitäten hineinzupacken und die Forschungsfähigkeit von Universitäten zu ermöglichen und zu verbessern, aber eben gezielt, da wo schon irgendwelchen guten Ansätze sind. Also dass man das jetzt nicht mit der Gießkanne ausbreitet, sondern sagt, gut wo gibt es da was. Und dann hat man aufgerufen einen Wettbewerb in der Tat um Konzepte, um Ideen für Forschungscluster für Graduiertenschulen und für diese Zukunftskonzepte, wie es hieß und die dann durch eine international besetzte Gutachterkommission sozusagen unter den vielen Anträgen dann ausgewählt, wer den Zuschlag bekommt. Also das ging, wenn man so will, es ging darum, Universitäten forschungsfähiger machen zu können durch mehr Geld, was in dieses System fließt, aber eben das Geld so zu verteilen, dass es an die Orte fließt, wo die meisten Chancen bestehen, dass da was rauskommt. Und der zweite Motivpunkt war dann eben, dass man auf diese Weise würde Einrichtungen bekommen können, die in diesem internationalen Ranking-Spiel und in diesem internationalen Sichtbarkeitsspiel ein größeres Gewicht bekommen und mehr mitspielen könnten. Also haben sich vielleicht die einen oder anderen Politiker erwartet, dass nach 2-3 Jahren Exzellenzinitiative dann einige deutsche Universitäten dann gleich ganz oben landen würden. Was natürlich, wenn man sich die Mittel anguckt, die in dieser Exzellenzinitiative auf dem Spiel gestanden oder jetzt auch weiterhin auf dem Spiel stehen, sollen weiterhin pro Jahr etwa 500 Millionen Euro für alle diese Maßnahmen dann dort auf diese bis zu 15 Universitäten abfließen. Dann ist das euer Ehren lächerlich, wenn man sich anguckt, was für Etats, man muss nicht Amerika gehen, zum Beispiel die ETH Zürich hat, 2,5 Milliarden. Also es ist, und deutsche Hochschulen sind da weit weit hinter zurück. Das ist, wenn man will, nett, das hat viel bewirkt, wenn man so will, in dieser Aufbruchstimmung, internationalen Sichtbarkeit schon etwas getan, aber dass jetzt sozusagen der Ausbruch aus dem Käfig da passierte, oder eine neue Weltspitze kreiert werden könnte, das hätte man glaube ich nie erwarten können.
Gute Frage. Also ich weiß es nicht, und ich weiß auch nicht, ob es unbedingt gut ist, wenn man sie primär nur als Forschungsort verstehen könnte. Es wäre schon, wenn man so will, ideal. Man hätte dieses beides in irgendeiner Art und Weise zusammen. Ob das mit den derzeit verwaltenden Ressourcen und Auswahlbedingungen für Hochschulen, Finanzierungsbedingungen und Auswahlbedingungen für Studierende möglich ist, das wage ich zu bezweifeln. Also da könnte man noch so viel Geld reinstopfen, das wäre wahrscheinlich sehr sehr schwierig zu machen. Was sie im Moment sehen können ist, dass es auch hier, wenn man so will, eine interne Differenzierung innerhalb der einzelnen Universitäten gibt. Ob die jetzt zur Exzellenzinitiative gehören oder nicht. In einzelne Wissenschaftler oder auch Fachbereiche, die forschungsstärker und andere, die weniger forschungsstark sind oder vielleicht gar keine Forschung machen. Wir haben 85 nominell Forschungsuniversitäten, aber faktisch passiert in sehr unterschiedlichen Maße an diesen Universitäten 85 Forschung. Und die Leistungen sind auch breit gestreut. Und selbst innerhalb der einzelnen Fächer sind das dann immer noch mal wieder Unterschiede. Und man erlebt, dass es natürlich jetzt aufgrund der, wenn man so will, Gelegenheitsstruktur von einer Forschungsfinanzierung durch Drittmittel der deutschen Forschungsgemeinschaft, der EU, irgendwelcher privater Stiftungen oder öffentlicher Stiftungen natürlich Professoren gibt, die sich sozusagen bewehrt haben, die forschungsstark sind, wenn man so will, die der Universität den Rücken kehren. Die also das noch als Homebase nehmen, aber viel sich freistellen lassen für ihre Forschungsleistungen, Forschungsfreisemester versuchen zu haben, Vertretungen bezahlen, die ihre Lehrleistungen dann machen, wohingegen sie selber dann irgendwas an ihrer Forschung machen können. Und man hat eben, das ist ein interessanter Effekt dieser Exzellenzinitiative, man hat neue Organisationsformen in den Universitäten. Etwa in Form dieser sogenannten Exzellenzcluster. Die quer zu den bisherige Strukturen dort liegen. Also Fachbereichen, Departement, Lehrprogrammen. Und wenn man so will, manche würden das so formulieren, Inseln der Seligkeit für Forscher sind, innerhalb dieses ansonsten etwas schwergängigen Universitätsraumes.
Nicht unbedingt. Also wenn dann kommt dem auch vom Volumen her überhaupt nur nahe die EU bzw. die Kommission mit dem, was früher Rahmenprogramme hieß, und was jetzt Horizon 2020 heißt. Das sind im Horizon 2020 stehen für sieben Jahre 82 Milliarden Euro zur Verfügung als Fördermittel. Wobei das nicht nur für Forschung gilt. Sondern das ist, weil die EU ja eigentlich keinen direkten Forschungsforderung oder Bildungsauftrag hatte, aus den römischen Verträgen und dann später der Maastricht-Vertrag. Sondern überwiegend, wenn man so will, für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Wirtschaftsförderung steht. Also ob das Zollabbau, Freizügigkeit von Arbeitskräften, Binnenmarkt und so weiter, war die Innovationsförderung da im Vordergrund. Und das waren dann immer Forschungsprojekte, wenn Forschung gefördert wurde, auch unter den Rahmenprogrammen, die sehr anwendungsorientiert war in der Regel. Und wenn dann nicht in dem Bereich von Ingenieurwissenschaften, aus denen dann unterschiedlichste Herkunftsländer, Gruppen gebildet werden, dann auch im Bereich zum Beispiel sozial oder Gesundheitswissenschaften, die sehr sehr stark an bestimmten Problemen verpflichtet waren. Das hat sich erst in letzter Zeit etwas geändert, mit der Gründung dieses European Research Councils und der Förderlinie dort, die rein forschungsgetrieben ist. Aber ansonsten gibt es wenig oder um nicht zu sagen gar keine internationalen Organisationen. Die UN hat zwar so was wie zum Beispiel Unesco Chairs, ich weiß gar nicht in welcher Anzahl, die in verschiedenen Plätzen der Welt gefördert werden. Es gibt Stiftungen, die auch international operieren und Forschung fördern oder Forschungsprogramme unterstützen. Dazu zählt also beispielsweise die Volkswagenstiftung hat auch einen internationalen Bereich. Wobei es da um überwiegend Kooperationen geht von deutschen oder europäischen Wissenschaftlern mit Forschern aus zum Beispiel Israel oder Afrika. Aber all das oder die Melinda Gates Foundation hat auch im großen Umfang Forschungsförderung für nicht nur Amerikaner. Im Vergleich jedoch, also wenn man diese Volumina ansieht, die da zur Verfügung stehen und wer darauf Zugriff hat, ist das verschwindend gering von der Bedeutung her gegenüber den nationalen Förderprogrammen und Finanzierungsformen.
Ja also so was gibt es im beschränkten Maße. Da gibt es solche, neben diesen Assoziierungsabkommen, wo die Länder dann gewissermaßen gleichberechtigten Zugriff auf die EU-Töpfe haben, diese Forschungsförderungstöpfe, gibt es eben auch eine Reihe von direkten Projektkooperationen mit zum Beispiel Ländern aus dem ehemaligen, das war dann direkt nach 1990, also aus dem ehemaligen postsowietischen Block dort. Oder auch eben aus dem mittleren Osten. Es gibt auch Versuche jetzt, wenn man so will, in Asien dieses Modell des europäischen Hochschulraumes oder des europäischen Forschungsraumes, ERA, European Research Area, stück weit zu imitieren und was ähnliches zu machen dort. Aber da kommen natürlich wer weiß was für nationale Interessen und Eigenheiten und Konkurrenzen ins Spiel, das ist ja sehr schwierig. Und was die, wenn man so will, die Proliferation des EU-Rahmes oder des EU-Modells betrifft, dürfen Sie eins nicht vergessen, neben der Frage, wen man als Mitglied assoziiert und die dann auch Geld dort bezahlen, gibt es bei vielen nationalen Regierungen und die geben natürlich auch erst mal das Geld an die EU, den mehr oder minder geschriebenen oder ungeschriebenen Grundsatz, dass das Geld des Steuerzahlers nicht außerhalb dieses Raumes geht. Also in Amerika ist das knallhart, die National Science Foundation, die haben wer weiß was für Programme zur Wissenschaftsunterstützung, Capacity Building in Afrika und und und als Entwicklungspolitik oder auch ich weiß nicht was Machtpolitik, aber die National Science Foundation oder auch die National Institutes of Health, die noch viel viel mehr Geld haben als die National Science Foundation, dürfen und können nicht amerikanisches Steuerzahlergeld, public money, in Europa, Afrika, you name it, ausgeben. Das ist also eine, wenn man will, schwer zu überwindende Schwelle.
Gut, aber es gibt auch was zum Anschauen und Anfassen, da gibt es wohl auch jede Menge Probleme, weil es eben a) ein neues Ding ist, aber auch in der Ausgestaltung der Verträge mit den jeweiligen Partnerländern war das ein sehr schwieriger Prozess, dass da also zum Beispiel auch Arbeiten, wie sie das oft haben in internationalen Konsortien, dann vergeben werden mussten an Länder, die da irgendwas eingezahlt haben, ohne dass die unbedingt die Kapazität hatten, dieses besondere Device jetzt in der bestmöglichen Art und Weise herzustellen. Da hat man dann die Augen zugedrückt und gesagt, die Schraube kriegen die da in Mazedonien auch noch gedreht, aber ist dann eben oft nicht so gewesen. Und das hat dann extreme Kostensteigerung und Verzögerung zur Folge gehabt. Also das ist CERN, ITER, das ist ISS. Und ein ganz interessantes viel kleineres Projekt, SESAME. SESAME ist ein Beschleuniger, Teilchenbeschleuniger, der in Jordanien aufgebaut worden ist, unter eigentlich UN-Schirmherrschaft. Mit glaube ich sogar die ursprüngliche Anlage ist sogar aus Deutschland gekommen, ich glaube es war hier vom DESY oder vom BESSY.
Nein Schweiz. Schweiz, Niederlande, dann kommt die USA, dann kommt UK und dann kommt Deutschland. Also das ist ein anderes Ranking oder eine andere Reihenfolge als die, die ich da vorhin genannt hatte, in der Zahl der Gesamtpublikationen. Aber auch da ist es interessant, dass UK, also die sind ja bevölkerungsmäßig nicht so stark aufgestellt wie Deutschland, noch einen deutlichen Abstand zeigen als Deutschland. Das heißt die sind in der Wissenschaft sehr sehr gut und dementsprechend war natürlich auch jetzt wegen Finanzierung, wegen der Sichtbarkeit, wegen der Kooperationsmöglichkeiten die britischen Wissenschaftler und die Wissenschaftsorganisationen und die Universitätspräsidenten, die Vice Chancellors alle not amused über die Aussichten des Brexit, hatten sogar dann, wenn Sie so wollen, sich zum Vorreiter für die no-Brexit Initiative gemacht. Also Zeitungsannoncen geschaltet. Und ob das jetzt auch hier der Stephen Hawking waren und andere Prominente Leute, Royal Society und andere gingen dann voraus. Und haben gesagt, also da gehen die Lichter aus, wenn wir hier einen Brexit haben. Gut, ob das jetzt denn so kommt, muss man mal abwarten, das hängt letztlich ein bisschen davon ab, was denn die Regierung, und Frau May hat ja da das Blaue vom Himmel versprochen, dass jetzt alles besser, gerechter, breiter würde machen wollen, dann tatsächlich wiederum, es geht um Geld, der Wissenschaft zur Verfügung stehen wird. Und wie die …
Also für die Kontinentaleuropäer vermutlich weniger Folgen, als dass es für die Engländer oder Briten hätte, vorausgesetzt Schottland bleibt dabei. Weil wie gesagt, auf deren Seite dort sehr viel Geld weniger zur Verfügung stehen würde, auf das sie zugreifen können. Und aufgrund ihrer bisherigen Positionierung auch immer gute Chancen hatten, zuzugreifen. Also da würden viele Mittel wegbrechen. Wie sich das jetzt hier für Länder wie Deutschland ausrechnet, die ja auch sozusagen größter Nettozahler waren oder sind, in der Forschungsförderung, ob die dann jetzt sozusagen einsteigen müssen, diese Lücke da aufzufangen oder ob das dann jetzt zu einer Rekalibrierung der jeweiligen Anteile für die Erfolgsquoten und so weiter führt, weiß man nicht. Es könnte ja auch sogar sein, dass, wenn wir das jetzt einfach um die Bereich, den Großbritannien bisher eingebracht hatte, kürzen würde, dann man sagen kann, also für Deutschland beispielsweise. … Das sind alles Spekulationen jetzt, sind jetzt Ladbrokes … Deutschland die Chancen sich verbessern, etwas von jedenfalls kompetetiven, wettbewerblichen Mitteln abzuwerben, weil die besser einfach da stehen als Griechenland oder Spanien in ihrer Leistungsfähigkeit. Also das muss man abwarten. Wo es möglicherweise schwierig wird ist dann, was die Freizügigkeit der ArbeitnehmerInnen betrifft für Kontinentaleuropäer derart, dass doch eine ganze Reihe von deutschen Wissenschaftlern, die es in hiesigen Landen nicht auf eine Dauerstelle geschafft haben, aus welchen Gründen auch immer, Engpässe, Knappheiten, und es werden ja immer mehr auf kurzfristige Beschäftigungen eigentlich eingestellt und produziert, als Doktoranden, Postdocs etc., dass die es dann nach England vertrieben hat. Also man rechnet damit, dass ungefähr 10.000 deutsche Nationals im britischen Universitäten- und Forschungssystem eine Beschäftigung gefunden haben. Ob diese Option weiterhin so möglich sein wird weiß ich nicht. Also das wird jedenfalls schwieriger werden. Man kann ja auch heute schon als Deutscher nach USA gehen, aber ist auch nicht trivial. Da muss die dortige Institution, die einen beruft oder einstellen will, sehr viel Geld einmal in die Tasche nehmen, um diese Visagebühren zu bezahlen, das Processing und zum anderen sehr gut begründen, warum kein gebürtiger oder nationalisierter Amerikaner zur Verfügung steht.
Ich weiß es nicht. Also als genetisch Anglophiler, meine Großmutter war Engländerin, dort kurz studiert habender, würde ich sagen, dass diese Handelsnation immer noch ein gewisser starker Pragmatismus eigen war und dass sie das irgendwie auch werden so oder so schaufeln können, ohne dass da jetzt die Glaubenskriege ausbrechen. Was wir jetzt allerdings erleben ist in der Tat eine Konsequenz oder eine Erscheinungsform dessen, was mal, ich glaube Ernst Bloch war es, genannt hatte, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Dass es also viele Menschen gibt dort, die sich von der, in England das kann man ja nur ganz deutlich sehen, wenn man die Wahlergebnisse nach Distrikten und Altersgruppen und Status sich differenziert anschaut, die sich abgehangen fühlen von dieser Entwicklung und die sagen, genug ist genug. Also "is over". Und wir wollen mit dieser EU nichts zu tun haben. Nun ist das eine schlechte Kröte, die man da schlucken muss. Aber wie das sich dann alles auswirkt und ob dann diese Idee als sozusagen Hongkong vor dem Kontinent der "cut off" ist dann zu blühen, aufgeht oder nicht, hängt ja nicht zuletzt auch davon ab, wie sich diese Nationalismen, wie sich diese Isolationismen, wie sich diese Retrogeschichte innerhalb der EU selber auch nochmal entwickelt. Der verbleibenden 27 Mitglieder. Und da kann man ja auch nicht die Garantie dafür geben, dass jetzt gerade auch nach dem Brexit sozusagen ein straffendes... und jetzt vorwärts immer, rückwärts nimmer, passieren würde. Oder dass das gut ausgeht. Also da muss man ja auch schon eine gehörige Portion Optimismus, glühenden Optimismus haben, um zu glauben, dass das jetzt alles so smoothly weitergeht.
Das tut es. Und vielleicht für den Ausklang der Sendung nochmal eine Interessante Metafrage, weil wir ja auch mit dem WZB angefangen haben und auch so im Prinzip der soziologische Blick da ist. Jetzt haben wir so viel über Politik und wirtschaftliche Faktoren gesprochen. Welches Verhältnis hat Wissenschaft zur Gesellschaft derzeit? Und lässt sich vielleicht irgendein Trend oder zumindest ein Fünkchen Hoffnung ablenken, dass diese Komponenten stärker zusammenkommen? Dass sozusagen die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung auch das Weltbild, was ja dort eigentlich gewonnen wird, was teilweise, wenn man sich halt jetzt Religion und auch so die interethnischen Debatten anschaut, so weit entfernt zu sein scheint. Teilweise Jahrzehnte, teilweise Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende. Ist es irgendwie zu fühlen oder ist es überhaupt nur denkbar, dass diese Wissenschaft wieder einen Einfluss auf diese Gesellschaft bekommen kann? Und in der Lage ist, da vielleicht auch einen Diskurs, wenn nicht zu diktieren, doch zumindest so stark zu beeinflussen, dass man da so nicht mehr so einen großen Dissens hat?
Also ich wäre da sehr skeptisch. Einerseits ist die Wissenschaft natürlich einflussreicher denn je, weil wie gesagt wir in einer Wissensgesellschaft leben, von Erfindungen ich weiß nicht was, nicht nur wissenschaftlich, aber wissenschaftlich eingeleitet und von wissenschaftlich qualifiziertem Personal, vorgenommene Erneuerungen und Produkte und Prozesse für das Wohlergehen dieser Gesellschaft in vielen Bereichen immer wichtiger werden und essentiell sind. Und zugleich ist aber der Führungsanspruch oder der Aufklärungsanspruch, den Sozialwissenschaften lange zeit vor sich hergetragen haben und an ihre Brust geheftet haben, doch sehr stark verblasst. Das ist allerdings eine Sache, die schon länger zurückliegt. Ich erinnere mich an die 80/90er Jahre, als es nochmal eine Initiative geben sollte in Frankfurt war es da, ein denkwürdiger Kongress, Zukunft der Aufklärung, nochmal also die, wenn Sie so wollen, aufgeklärte linksliberale Öffentlichkeit im Nachhall Frankfurter Schule. Wir wissen sozusagen die Weltrezepte, wir wissen es besser, wir klären euch mal auf, was wir machen sollen können, zusammenzurufen. Und das ist also auch sozusagen abgestürzt und verhallt. Und wir haben zugleich eben doch von Wissenschaft sehr sehr viele, die dann sozusagen als Spindoctors in Thinktanks und ich weiß nicht was arbeiten. Oder wissenschaftliche Expertisen, Gutachten jeder Menge publizieren für Ministerien, für Unternehmen und und und. Aber so eine, sagen wir mal, auch eine, das erleben Sie nicht nur in Deutschland, in Frankreich ähnlich, Amerika etwas anders, eine abnehmende Attraktivität, so was wie des intellektuellen Diskurses oder einer wissenschaftliche munitionierten öffentlichen Debatte, einer öffentlichen Deliberation über das Gemeinwesen und über Politik. Wir haben unendliche Mengen an Daten über alles mögliche, die von der Wissenschaft produziert werden und die auch zum Teil abgerufen werden. Aber in der Öffentlichkeit, in der öffentlichen sozusagen auch Achtung, Anerkennung, von dem Echo ganz zu schweigen, den Wissenschaftlern gegenüber gebracht wird, haben wir glaube ich doch einen Niedergang zu verzeichnen. Und ob das jetzt gut oder schlecht ist bin ich auch wiederum agnostisch. Also man kann ja sagen, was da manchmal sozusagen zusammen fabuliert worden ist, in den Zeiten, als es noch die Intellektuellen Hohepriester gab oder die wissenschaftlichen Meisterdenker, war ja nun auch bei Lichte besehen mit Erfahrung und Rückblick von 20-40 Jahren zum Teil zum Grauen bekommen. Aber es ist ein Fakt, dass die Wissenschaft nicht ohnmächtiger geworden ist, aber und er Öffentlichkeit in vielen Bereichen weniger präsent ist, in anderen Bereichen aber umso wirkmächtiger geworden ist. Auch da Vielfalt.
Aber eben auch so als Mittel des Fortschritts, Energie, Reise zum Mond, all das hat sozusagen die Träume erfüllt und das hat im Prinzip auch alles geleitet. An dem Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung hat es sich eigentlich ja nur noch vervielfacht, nur ist das nicht so zu spüren. Es ist nicht so greifbar, es ist nicht so präsent. Ich will gar nicht so viel jetzt über die Zukunft orakeln, aber ich wundere mich halt schon, ob wir jetzt hier vielleicht auch erst mal so ein bisschen dieses Nationale in gewisser Hinsicht überschritten haben müssen und dass so eine Grundeinstellung auch wieder eine Chance hat auf so einen zweiten Frühling. Man will zum Mars reisen, man hat in zunehmendem Maße diese internationale Kooperation nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Wirtschaft, auch im Tourismus. Also so sehr es Gegentendenzen gibt, ist ja eine Globalisierung dieses Planetens und diese Verkürzung der Abstände, die ja auch viele dieser Kräfte jetzt freisetzt, die sich versuchen dagegen zu, gegen diese Änderung entgegenzustrecken, findet es ja nichts desto trotz statt. Wir haben eine Globalisierung der Sprache, wir haben durch das Internet eine Globalisierung der Kommunikation. Es wird eine ganz neue Nähe dargestellt und oft ist es ja so, dass solche Prozesse teilweise 10-20-30 Jahre irgendwie im Untergrund selbst von einer medialen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, bis sie sich dann durch irgendein Ereignis auf einmal so Bahn bricht und weit ist. Kann man doch schon ein bisschen Hoffnung schürfen oder?
Ja klar, also die Internationalisierung ist, wenn man so will, nicht hufhaltbar, auch nicht zurückzudrehen. Die Internationalisierung der Wirtschaft ist ja mit den Händen zu greifen, nicht nur bei multinationalen Konzernen, sondern auch wenn man sich anguckt, gerade in Deutschland Exportweltmeister, wie viele auch kleinere Unternehmen, Beratungsunternehmen internationale Kontakte haben, internationale mobiles Personal, Leute von dort heuern, Leute dahin schicken. Also das ist ja auch, wenn man so will, alltagswirklich. Immer mehr Menschen reisen immer weiter. Haben viel mehr von der Welt gesehen. Sind in Unternehmen tätig, die sie jetzt mal nach Hongkong oder mal nach Kapstadt schickt. Also das ist ja unbestreitbar und das ist auch alles nicht zurück zu holen. Und die Erfahrungen verändern sich. Zugleich bleibt eine Spaltung. Es gibt immer mehr, die zurückgeblieben sind und die zurückbleiben. Und so wie es jetzt Regionen gibt, in denen man das sehen kann und das ist nicht nur der ehemalige Osten in manchen Bereichen, in denen der wirtschaftliche Aufschwung oder die Anschlussfähigkeit noch nicht wieder da ist, sondern zunehmend mehr auch sozusagen semiländliche Regionen in Westdeutschland, um nur mal das zu nehmen oder in Frankreich.