Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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FG032 Hochschule und Zivilgesellschaft

Mission Gesellschaft - Aus dem Elfenbeinturm in die Mitte des Lebens

Wie weltfremd darf Wissenschaft sein? Wie weltzugewandt soll eine Hochschule sein? An der Hochschule Bremerhaven hat sich der Ökonom Michael Vogel viele Gedanken über diese Fragen gemacht. Für ihn ist klar: Hochschulen – und mit ihnen vor allem die Studierenden – müssen sich bewusst werden, dass sie eine besondere Rolle für die Gesellschaft spielen. Diese Rolle müssen sie aktiv gestalten. Michael Vogel hat das mit dem Sozialprojekt namens „Die Zeitschrift der Straße“ (und dem Folgeprojekt „Uni der Straße“) getan. Das Bremer Straßenmagazin wird gemeinsam von Studierenden, Journalisten, sozial Engagierten, Hochschullehrern, Wohnungslosen und von Armut bedrohten Menschen gemacht. Wie schwierig es war, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, Studierende und andere Partner dafür zu begeistern, das Projekt gegen alle Arten von Widerständen weiterzuentwickeln, davon erzählt uns Michael Vogel in dieser Episode. Und so lernen wir mit ihm, dass Bremerhaven beileibe kein Kreuzfahrerparadies ist, sondern ein Ort voller sozialer und wirtschaftlicher Probleme. Gerade hier, an den Rändern der Republik, steht eine Hochschule unter dem Druck, nicht nur klassischer Ort für Bildung und Forschung, sondern auch für soziale und wirtschaftliche Innovationen zu sein. Als Hochschule erfolgreich zu sein, bedeutet hier auch, dazu beizutragen, eine schwierige Region mit außergewöhnlichen Ideen zu stärken.

https://forschergeist.de/podcast/fg032-hochschule-und-zivilgesellschaft/
Veröffentlicht am: 18. Juli 2016
Dauer: 1:37:21


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:42.215
  3. Persönlicher Hintergrund 00:01:40.134
  4. Problembasiertes Lernen 00:06:47.310
  5. Hochschule Bremerhaven 00:11:27.530
  6. Talentförderung und Bildungsangebote 00:16:50.457
  7. Lernen unter realisitischen Bedingungen 00:22:21.317
  8. Die Zeitschrift der Straße 00:27:54.424
  9. Team-basiertes Lernen 00:51:53.604
  10. Die Uni der Straße 00:59:22.997
  11. Hochschulen und die Probleme der Gesellschaft 01:08:49.884
  12. Alternative Universitäten 01:15:10.838
  13. Compreneurship 01:25:18.353
  14. Ausklang 01:34:48.179

Transkript

Tim Pritlove
0:00:43
Michael Vogel
0:01:37
Tim Pritlove
0:01:40
Michael Vogel
0:01:55
Tim Pritlove
0:02:31
Michael Vogel
0:02:36
Tim Pritlove
0:03:01
Michael Vogel
0:03:06

Ja seither habe ich ein paar Dienstreisen gemacht. Aber im Grunde genommen ging es darum, dass sie jemanden brauchten, der relativ zupackend den Studiengang aufbauen würde. Ich war also der erste berufene und ein Jahr lang auch der einzige Professur. Da kann man sich vorstellen, wer so den Hochschulbetrieb von innen kennt. Ich war Vertreter meines Studiengangs in sämtlichen nur denkbaren Gremien, weil ich eben der einzige war. Und gleichzeitig musste ich dann meine ganzen Veranstaltungen vorbereiten, überhaupt mich mal einlesen in die Thematik die ich bis dahin einfach nur aus der Praxis kannte. Also wie gesagt, Studiengang Tourismus mit Schwerpunkt Kreuzfahrten. Eigentlich denke ich mal ist der Studiengang ein betriebswirtschaftlicher Studiengang, der sich einen Branchenschwerpunkt gegeben hat, um für Studierende attraktiver zu sein. Dann kann man an einer Branche vertiefter betriebswirtschaftliche und damit verbundene Fragestellungen sich angucken als wenn man morgens Forschung und Entwicklung, mittags Produktion, nachmittags Qualitätsmanagement im Dienstleistungsbereich, wie häufig in anderen betriebswirtschaftlichen Studiengängen. Bei uns ist es dann eher konsistent durchgehend alles wird anhand von Tourismus- und Kreuzfahrtthemen durchdekliniert. Und ja das bringt uns eigentlich schon relativ nah an eines meiner großen Anliegen seit eh und je eigentlich, das ist Lernen. Ich habe immer sehr gerne selber gelernt und habe auch meine Studienzeit entsprechend lange ausgedehnt. Ich war ausgesprochen gerne Student. Habe nach der Betriebswirtschaftslehre einen Master in Umwelt und Ressourcenökonomie draufgesetzt, obwohl ich das hätte gar nicht machen müssen. Dann habe ich nochmals promoviert in theoretischer Volkswirtschaftslehre. Also Sie sehen, das bereitet einen wirklich gut auf eine Karriere in Tourismus vor.

Tim Pritlove
0:05:18
Michael Vogel
0:05:24
Tim Pritlove
0:06:43
Michael Vogel
0:06:48

Ja, also Betriebswirtschaftslehre, so wie es im Wöhe-Lehrbuch steht ist glaube ich leidenschaftsfrei. Also da lässt sich nicht viel machen. Aber die Art, wie man studieren kann, daran lässt sich recht viel tun. Und das treibt mich eigentlich sehr stark um. Ich beschränke mich vielleicht jetzt auch auf wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge, weil es die sind, die ich eigentlich am besten kenne, über Geisteswissenschaften kann ich nichts sagen oder Naturwissenschaften. Leute, die später im Unternehmen vielleicht auch Verantwortung übernehmen möchten, die Entscheidungen treffen müssen, die möglicherweise die Leben von vielen anderen Leuten betreffen und mit einem ökonomischen Blick an Probleme, an Fragestellungen herangehen, die können auch anders als in Entscheidungstheorie auf diese Rolle vorbereitet werden. Und wir haben ja in Deutschland schon länger die Diskussion, ob es zum Beispiel bestimmte Studiengänge gibt, die besser prinzipiell an Fachhochschulen aufgehoben sind, weil sie einfach nur Berufspraxis vorbereiten und nicht eine wissenschaftliche Laufbahn. Und Betriebswirtschaftslehre wäre sicherlich ein Studiengang, den ich dort ansiedeln würde. Und die Fachhochschulen haben die Möglichkeit, sehr viel praxisnäher und vielleicht auch ein Stück weit praxissimulierender oder tatsächlich praktischer zu funktionieren. Seit meiner Berufung da an die Hochschule Bremerhaven und sagen wir mal nach den ersten zwei Jahren, in denen ich nun gekämpft habe, um meine Vorlesungen vorzubereiten und wenigstens ein paar Stunden Vorsprung vor den Studierenden zu haben, ab da habe ich immer wieder Experimente unternommen in der Lehre mit dem Ziel, den Studierenden Freiräume zu schaffen, in denen sie sich selbst ausprobieren können. Eine Methode, die sich bei mir als sehr wirksam erwiesen hat ist problembasiertes Lernen. Da ist meine Rolle als Lehrender, nur ein Szenario zu schildern, das möglicherweise mit einem oder vielen Problemen durchsetzt ist und einen Prozess zu definieren, anhand dessen die Studierenden mit dieser Problemsituation sich beschäftigen sollen. Das sieht dann so aus, dass die Studierenden in Teams erst mal überlegen, haben wir eigentlich verstanden was in dem Text vor sich geht? Welche Begriffe haben wir nicht verstanden oder welche Zusammenhänge haben wir nicht verstanden? Und was müssen wir tun, um es zu verstehen? Erstmal zu erkennen, was man nicht weiß. Das ist eine sehr wichtige Sache, die wird im Studium in der Regel unterschätzt. So dann werden Aufgaben verteilt innerhalb der studentischen Teams. Wer informiert sich über was und referiert hinterher, so dass beim nächsten Treffen das Team insgesamt in die Lage versetzt wird, die Ausgangssituation zu verstehen und vielleicht schon Probleme zu erkennen. Probleme zu definieren. Und naja jedes Team liest in einer gegebenen Situation ein ganz anderes Problem hinein oder heraus. Da sieht man schon diesen typische Fallstudienansatz, der in betriebswirtschaftlichen und Managementstudiengängen verbreitet ist. Wo dann ein 12-seitiger Text vorgegeben wird und irgendwo ist dann total offensichtlich, wo das Problem liegt und dann hat man 45 Minuten, um dieses Problem zu lösen. So funktioniert problembasiertes Lernen nicht, sondern es ist eher unstrukturiert. Die Probleme sind größer als das was die Studierenden auf Anhieb erfassen können. Eigentlich werden sie überfordert und müssen kämpfen, um mit dem Problem, das sie überfordert, zurechtzukommen. Und darin besteht eigentlich ein ganz wichtiger Lerneffekt. Nicht nur das Fachwissen, das sie sich auf die Weise aneignen, sondern auch die Fähigkeit mit unstrukturierten, miteinander verwobenen, konfusen Situationen umzugehen. Und dann auch noch ein Team, wo unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen, da einem gemeinsamen systematischen Lösungsweg zu folgen. Und zum Schluss für ein selbstdefiniertes Problem Lösungsalternativen gefunden zu haben, sie bewertet zu haben und sich schließlich begründet für einen Lösungsansatz entschieden zu haben.

Tim Pritlove
0:11:27
Michael Vogel
0:11:55

Für den nicht eingeweihten mag das so klingen, als ob das eine Traumlage sei, am Meer und mit Kreuzfahrten und so. Aber Bremerhaven ist gleichzeitig eine der ärmsten Kommunen Deutschlands. Führt regelmäßig in Statistiken über Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, minderjährigen Schwangerschaften … Also quasi viele viele Armutsindikatoren, in denen ist Bremerhaven ganz ganz oben. Der Hintergrund ist, dass seit dem Zusammenbruch der deutschen Fischerei, Bremerhaven war Deutschlands größter Fischereihafen, seit dem Zusammenbruch der Werftenbranche in den 80er Jahren und seit auch der Verkleinerung der Bundeswehr und der Marine, dem Abzug vieler amerikanischer Truppen, Bremerhaven einfach einen wirtschaftlichen Rückschlag nach dem anderen erlebt hat. Bremerhaven war früher eigentlich relativ wohlhabend, aber davon ist heute leider nichts mehr übrig. Und das führt zu einem interessanten Spannungsfeld in Bremerhaven. Auf der einen Seite gibt es ein Kreuzfahrtterminal und es gibt Werften, die spezialisiert auf den Ausbau von Kreuzfahrtschiffen, die Reparatur von Kreuzfahrtschiffen. Also man sieht fast immer, vor allen Dingen im Sommerhalbjahr, 1-3 Kreuzfahrtschiffe in Bremerhaven liegen. Und gleichzeitig hat man eben die großen sozialen Probleme und das Land Bremen an sich ist ja schon chronisch in Haushaltsnot. Und die Stadt Bremen, der geht es wirtschaftlich immer noch besser als Bremerhaven, also Bremerhaven hängt am Tropf von Bremen und Bremen hängt am Tropf des Länderfinanzausgleichs. Da macht man sich dann vielleicht so ein bisschen ein Bild.

Tim Pritlove
0:13:50
Michael Vogel
0:13:57
Tim Pritlove
0:14:55
Michael Vogel
0:14:57
Tim Pritlove
0:15:42
Michael Vogel
0:15:47
Tim Pritlove
0:16:49
Michael Vogel
0:17:39

Ich glaube das ist ein bundesweites Thema. Seit die Politik die Devise ausgegeben hat, den Anteil Studierender an einem Altersjahrgang zu steigern auf bis zu 50%, heute sind wir da glaub ich bei 40 oder so, auf jeden Fall ganz zentrales Thema die Studierenden mit den sogenannten nicht traditionellen Werdegängen. Das sind solche, die sogenannte Studienpioniere, die ersten in ihrer Familie sind, die an eine Hochschule gehen, die werden sehr sehr stark umworben, nicht nur in Bremerhaven, das ist glaub ich überall. Der Stifterverband beispielsweise hat die Hochschule ausgezeichnet für ihr Studienpioniere-Programm, das halt Brückenangebote schafft, um die Schwellenangst zu vermindern. Studienpioniere werden auch unterstützt in dem ersten Studienjahr durch Studierende, die schon ein bisschen mehr Erfahrung haben. Es gibt Stammtische dafür. Also da wird schon einiges gemacht. Dann haben wir, ich glaub auch wie andere Hochschulen, das Thema Geflüchtete oder auch Migranten aus 1. oder 2. Generation, wo teilweise auch die Deutschkenntnisse noch nicht so da sind, auch dafür gibt es spezielle Unterstützungskurse. Es gibt studentische Initiativen an der Hochschule Bremerhaven, die sich speziell um neuankommende studierfähige und studierwillige Geflüchtete kümmern. Auch da können wir noch sehr viel mehr machen, aber das ist eigentlich ein aufregendes Thema, das in vielerlei Hinsicht Hochschule auch in Frage stellt. Die Art wie wir lernen und arbeiten nehmen wir sowieso selbstverständlich. Und wenn dann Geflüchtete aus ganz anderen Ecken der Welt kommen, die in einem anderen System groß geworden sind und dann ganz irritiert auf unseres blicken, dann sehen wir erst wie speziell und unbewusst wir bestimmte Traditionen fortschreiben. Also ich sehe das persönlich als eine große Chance. Auf Englisch Lehre durchzuführen ist inzwischen kein großes Thema mehr, das passiert ohnehin. Auch weil Bremerhaven versucht, Austauschstudierende aus dem Ausland anzulocken oder für Masterstudiengänge auch gerade technikaffine Menschen aus der ganzen Welt nach Bremerhaven zu holen. Da ist eigentlich der Zusatzaufwand für Geflüchtete nicht so das Thema, es ist eher die Frage, wie kriegt man sie studierfähig auch auf englisch. Denn für viele ist auch englisch nicht erste oder zweite Sprache.

Tim Pritlove
0:20:29
Michael Vogel
0:20:59
Tim Pritlove
0:22:23
Michael Vogel
0:22:37
Tim Pritlove
0:24:01
Michael Vogel
0:24:04
Tim Pritlove
0:24:12
Michael Vogel
0:24:15
Tim Pritlove
0:24:15
Michael Vogel
0:24:41
Tim Pritlove
0:25:32
Michael Vogel
0:25:36

Ja. Nur die Gefahr ist einfach, wenn dieser Fokus so stark überhand nimmt, dass alles andere ausgeblendet wird, bei Leuten, die später im Beruf Entscheidungsverantwortung tragen durchaus, dann finde ich beginnt es problematisch zu werden. Und meine Kollegen und ich haben damals beschlossen, wir möchten, dass unsere Studierenden nicht nur beispielsweise auf Projekten für Tourismusunternehmen Praxiserfahrung sammeln, sondern wir haben die Mitarbeit in sozialen Projekten in Bremerhaven. Also ein Beitrag zu Bremerhaven als Pflichtbestandteil des Studiums eingeführt 2006. So ein bisschen zum Ausprobieren, mal gucken wie die Reaktion ist, das ist ja auch nicht ganz ohne Risiko. Aber es funktionierte sehr gut. Es haben sich gleich eine Vielzahl von Sozialeinrichtungen in der Umgebung interessiert gezeigt, Projekte anzubieten für Studierende. Die Projekte liefen dann eigentlich recht gut. Man darf eben nicht vergessen, dass betriebswirtschaftliches KnowHow, also zum Beispiel die Fähigkeit in Kosten-Erlösen zum Beispiel zu denken, in Zielgruppenkategorien zu denken, Projekte zu strukturieren, zu organisieren, Finanzierungsseite mitzudenken und solche Dinge, diese Fähigkeiten werden nicht nur in Unternehmen, sondern natürlich auch in Sozialeinrichtungen und in Vereinen, die sich um soziales kümmern, genauso gebraucht. Und unsere Studierenden haben mit der gleichen Begeisterung, wie sie vielleicht für die TUI vielleicht ein Projekt gemacht haben, haben sie dann eben auch für soziale Einrichtungen in Bremerhaven mit Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, oder Kinder aus Hartz IV Familien, Projekte durchgeführt. Das lief echt super an, so gut eigentlich, dass mich dann ein bisschen der Übermut überkam. Ich habe mich dann gefragt, können wir nicht das Thema noch ein wenig weiter ausdehnen? Können wir nicht eine Lernumgebung schaffen, die wir selber stärker noch kontrollieren können, als sie es bei einer Sozialeinrichtung können? Und so hatte ich die Idee, ein Lernunternehmen ins Leben zu rufen, ein Lernunternehmen, das die Studierenden gestalten können, das aber gleichzeitig sich irgendwie an einem „Markt“ selbst behauptet, also unter realen Bedingungen. Und damit das Ganze noch einen gesellschaftlichen Mehrwert bietet dachte ich mir ein Sozialunternehmen für Studierende zum Lernen das wäre was. 2009 habe ich dann langem Grübeln beschlossen, ja das wäre spannend. Ich übernehme mal die Verantwortung dafür, dass es ein Jahr lang mit aufzubauen. Habe dann Studierenden den Auftrag gegeben, eine Machbarkeitsstudie für ein Straßenmagazin für Bremen und Bremerhaven zu erarbeiten.

Tim Pritlove
0:28:43
Michael Vogel
0:28:46
Tim Pritlove
0:29:02
Michael Vogel
0:30:04

Also nur kann man jetzt nicht sagen, es gibt schon noch Städte, die kein Straßenmagazin haben oder es gibt eine ganze Reihe Straßenmagazine, die überregional verkauft werden. Schleswig-Holstein hat Hempels, ein Straßenmagazin. Neuneumünster hat sein eigenes. Asphalt bedient ganz Niedersachsen. Also es ist jetzt nicht so, dass jede Stadt ein eigenes Straßenmagazin hat. Aber das interessante an „The Big Issue“ in London, tatsächlich das war in Europa das erste und das ist damals eingeschlagen, also es war sensationell erfolgreich. Als dann in Deutschland zum Beispiel in Hamburg „Hinz und Kunst“ ich glaube 93/94 gegründet wurde, die haben die ersten zwei Ausgaben achtmal nachdrucken müssen, weil die Nachfrage so groß war. Die haben mit der ersten Auflage über 100.000 Exemplare verkauft. Das schafft heute weit und breit überhaupt niemand mehr. Das war also wirklich eine Zeit lang total hipp. In der Zwischenzeit haben sich die Straßenmagazine ein bisschen verändert. Auch die Gesellschaft hat sich ja sehr stark verändert. Aber die Idee ist immer noch, dass die Straßenmagazine einen Blick auf Gesellschaft an Perspektive anbieten, die sonst in den Medien nicht vertreten ist und denjenigen, die auf der Straße leben oder sich viel auf der Straße aufhalten, die dringend Geld brauchen, eine Möglichkeit bieten, durch wie eine berufliche Selbstständigkeit selbst zu entscheiden wie viel sie verkaufen und wann sie verkaufen. Also es ist keine Gängelei wie beim Amt. Prinzipiell erhalten die Verkäufer mindestens die Hälfte des Verkaufserlöses. Heute arbeiten eine ganze Reihe Straßenmagazinen mit professionellen Redaktionen. Und Bremen/Bremerhaven hatte eben kein eigenes Straßenmagazin, hat aber eine sehr starke Identität und da bot es sich eigentlich an. Meine Idee war, dass Studierende das Straßenmagazin erstellen sollen als Lernprojekt und es dann von bedürftigen Leuten auf der Straße verkauft wird. Und auf die Weise hätten, stellte ich mir vor, würden eine ganze Reihe von Effekten ausgelöst werden. Studierende müssen sich mit Leuten auseinandersetzen, denen sie sonst vielleicht nie begegnen, also sich nie damit unterhalten. Da hatte ich die Vorstellung, dass auf die Weise Barrieren abgebaut werden. Dass auf die Weise auch eine Art Empathie entwickelt werden kann und auch Akzeptanz für völlig andere Perspektiven. Und das ist eingetreten. Ich dachte mir auch, dass Studierende, wenn sie eine Zeitschrift machen, ganz viel Gestaltungsspielraum haben. Man muss sich ja über tausend Jahre Gedanken machen. Wie soll die aussehen, was soll der redaktionelle Schwerpunkt sein, wie wird sie vertrieben? Wie oft, wie organisiert man sie, wie finanziert man sie? Was für einen Organisationsrahmen braucht man dafür? Und all diese Fragen dachte ich werden dann von Studierenden diskutiert und gestaltet und möglicherweise regelmäßig umgestaltet. Genau so ging es dann. Wir haben dann Partner gesucht. In Bremen haben wir die Hochschule für Künste, für den Gestaltungsteil dazu. Eine große Sozialeinrichtung der Diakonie, der Verein als innere Mission kam als Herausgeber und Vertriebspartner dazu. Und Anfang 2011 erschien dann die erste Ausgabe der Zeitschrift. Und sie sah am Anfang die ersten Jahre aus eigentlich wie ein ganz hippes typografisch abgefahrenes, eigentlich sehr sehr anspruchsvolles, geradezu elitär gestaltetes Magazin, das mit Straße eigentlich nur den redaktionellen Schwerpunkt gemein hatte. Der redaktionelle Schwerpunkt, jede Ausgabe widmet sich einer Straße. So dass die Käufer im Laufe der Jahre sich ihren journalistischen Stadtplan ihrer Heimatstadt sammeln können. Immer geschrieben aus einer Perspektive, die den Ausgangspunkt auf der Straße hat.

Tim Pritlove
0:34:16
Michael Vogel
0:34:17
Tim Pritlove
0:34:32
Michael Vogel
0:34:35
Tim Pritlove
0:35:06
Michael Vogel
0:35:11
Tim Pritlove
0:35:15
Michael Vogel
0:35:20

Ja genau, die Tourismusmanagementstudenten haben Schwerpunkte in den Bereichen Marketing zum Beispiel, Projektmanagement, aber auch alles rund um Finanzierung, Organisation, Prozessorganisation und so weiter. All das kommt mit rein. Also Betriebswirte muss man eigentlich in beliebiges Umfeld setzen können und die müssten dann in der Lage sein, mit ihrem Handwerkszeug diesen Teil eines Problems zu bearbeiten. Und sind deswegen eigentlich prädestiniert interdisziplinär zu arbeiten, nur wird das an der Hochschule nicht vermittelt. Das war ein zweiter wünschenswerter Aspekt dieses Projekts. Einfach diese völlig idiotischen Disziplingrenzen von Hochschulen mal zu überwinden. So und da begann dann die Herausforderungen, mit denen wir gar nicht so gerechnet hatte. Die Designstudierenden der Hochschule für Künste haben ganz ganz starke Dominanz entwickelt, weil waren eben der Auffassung, Design ist gleich Problemlösung. Das ist eigentlich das moderne Designverständnis. Und die Zeitschrift löst doch ein Problem, folglich sind wir für alles zuständig. Die Journalistik der Studierenden der Hochschule Bremen, also Sie merken schon, es sind gleich mehrere Hochschulen auch noch involviert, nicht nur Fachgebiete, die Journalistikleute haben natürlich gesagt, Moment, eine Zeitschrift, die designdominiert ist das geht nicht, wir müssen hier den Hut aufhaben. Das Bremerhavener Team hat gesagt, Moment wir werben hier Anzeigen ein, machen Fundraising, bringen das ganze Geld daher, mit dem ihr euch da selbst verwirklicht, so geht es nicht. Und dann war noch die Sozialeinrichtung, Verein für innere Mission, die sagt: Moment, ihr habt es hier mit unserer Klientel zu tun, unserer Streetworker betreuen die, das ist unser Vertriebsbüro und wir sind Herausgeber, ihr könnt hier nicht machen was ihr wollt. Also das war bestimmt vier Jahre lang ein ständiges Ringen mit ganz ganz viel Lernerfahrung für alle Beteiligten da. Also bis heute haben insgesamt fünf Hochschulen, inklusive Uni Bremen, fünf Hochschulen mitgewirkt schon. Also das ist schon ziemlich ungewöhnlich und zwischen Bremen und Bremerhaven liegen ja nochmal 60km entfernt voneinander.

Tim Pritlove
0:37:50
Michael Vogel
0:39:11

Ja also so besser kann man es eigentlich kaum sagen. Die Schwierigkeit, wenn dann Hochschulen aufeinanderprallen mit verschiedenen Fachgebieten, da spielt auch immer noch so was wie ein ständiger empfundener Rechtfertigungszwang des eigenen Daseins eine Rolle. Die Designer möchten einfach die Gelegenheit nutzen und den Journalisten zeigen was sie drauf haben und die Journalisten möchten sich nicht von den ökonomischen Sachzwängen … Also dieses Ringen um Identität in so einem Umfeld ist einfach ganz stark ausgeprägt. Dann kommt noch hinzu, dass die Studierenden, die in so einem Projekt mitarbeiten, auch dafür Credits bekommen und benotet werden. Und gerade bei Design spielt schon eine Rolle, dass das was am Schluss gedruckt wird, so gestalterisch interessant ist. Also nicht nur für den Menschen auf der Straße, der jetzt mit Gestaltung normalerweise nichts zu tun hat, der es irgendwie schön findet vielleicht, sondern das ist von einer professionellen Perspektive her ansprechend oder interessant oder wirksam oder irgendwie innovativ ist. Und das führt dazu, dass das Design das Risiko in sich trägt, zu abgehoben zu sein, um für den Rest der Bevölkerung zu funktionieren, weil es einfach für die Studierenden funktionieren muss. Und dieses Spannungsfeld das hatten wir lange Zeit nicht so gut im Griff. Und erst eigentlich als wir begonnen haben, Feedback von Verkäufern einzuholen oder von Kunden einzuholen, die dann vielleicht ein Foto auf einem Titelblatt vermisst haben, weil bei uns das ein rein typografisches Titelblatt war. Die sich irritiert gezeigt haben, warum da eine Perforation quer durchs Heft lief, die wir mittlerweile abgeschafft haben. Aber es waren einfach einige Designelemente da, Text der quer zur Leserichtung gedruckt war, also vertikal. Dinge, die nirgendwo erklärt wurden, die echt super durchdacht haben wirklich, aber niemand erklärt es einem, schon gar nicht dem Kunden. Diese Sache haben wir dann mit der Zeit abgeschafft. Damit wurde das Projekt auch weniger interessant für Designer und die Hochschule für Künste hat sich dann auch deswegen im Sommer 2014 aus dem Projekt verabschiedet. Weil einfach dieses Spannungsfeld zwischen Designavantgarde und Straßenmäßigem und den vielen Beteiligten einfach zu groß geworden ist. Und seither haben wir eigentlich ein sehr viel konventionelleres, cleaneres und stabileres Design, das auch unsere Arbeitsprozesse kolossal vereinfacht, weil nicht mehr so viele Loopings und Hickups drin sind.

Tim Pritlove
0:42:05
Michael Vogel
0:42:28
Tim Pritlove
0:42:49
Michael Vogel
0:42:52
Tim Pritlove
0:43:25
Michael Vogel
0:43:32
Tim Pritlove
0:43:52
Michael Vogel
0:43:53

Es weist in der Aufmachung überhaupt nichts darauf hin, dass es von Wohnungslosen auf der Straße verkauft wird. Das Papier ist sehr teuer und sehr hochwertig. Das ist unser größter Kostenblock. Da haben wir uns dafür entschieden, da mal richtig Geld in die Hand zu nehmen. Und innendrin ist es eigentlich relativ liebevoll. Mit viel Weißraum, übersichtlich gestaltet und nicht jeder Zentimeter ist voll. Auf jeden Fall ist für die Studierenden, die in dem Projekt mit dabei sind, eine wichtige Lernerfahrung eben dieses interdisziplinäre. Dass es Sichtweisen gibt, die legitim sind auch in einem Projekt, auch wenn es nicht die eigenen sind. Und dass es Kulturen gibt, Fachkulturen, die ganz anders sind und bei denen man halt einfach mal durchatmen muss und hinnehmen muss, dass es so ist. Das ist echt eine wichtige Erfahrung. Das haben wir an Hochschulen viel zu selten. Eine weitere wichtige Erfahrung gerade für unsere Wirtschaftsstudenten, die nach dem Marketinglehrbuch glauben, wie verhalten sich Menschen ökonomisch rational, die entdecken dann in der Zusammenarbeit mit Leuten, die auf der Straße leben, die vielleicht Suchtprobleme haben oder alle möglichen multiplen Problemlagen miteinander verwoben haben, die verhalten sich teilweise völlig anders. An Tagen, wo zum Beispiel der Verkauf auf der Straße super läuft, wo jeder Ökonom sagen würde, prima heute mache ich Überstunden, dann verdiene ich das was ich brauche und noch viel mehr, da hören unsere Verkäufer umso früher auf. Ich habe meine 20 Euro für heute verdient, das reicht mir. Oder wir haben ein Jahr lang einen Veranstaltungskalender gepflegt, mit Veranstaltungen irgendwo in Bremen, Konzerte, Messen und so, Veranstaltungen bei denen es sich wahrscheinlich lohnen würde, sich als Verkäufer vor den Eingang zu stellen und zu verkaufen. Und haben jeden Morgen im Vertriebsbüro den Verkäufern gesagt, schaut heute ist das und das, geht doch da mal hin. Da hat keiner jemals sich drum geschert.

Tim Pritlove
0:45:55
Michael Vogel
0:45:56
Tim Pritlove
0:46:31
Michael Vogel
0:46:46
Tim Pritlove
0:46:48
Michael Vogel
0:47:15
Tim Pritlove
0:48:25
Michael Vogel
0:48:44
Tim Pritlove
0:50:12
Michael Vogel
0:50:33

Alle Seetouristik Studierenden, die bevor sie in die Zeitung der Straße einsteigen müssen einen Tag mit Streetworkern im Bus durch die Gegend fahren und halt die ganzen Leute, die auf der Straße leben, die werden dann besucht und wird Kaffee ausgeschenkt und es werden Schlafsäcke verteilt oder es werden Leute für ärztliche Behandlungen abgeholt. Und das ist schon eine Grenzerfahrung für manche Studierende und die sprechen … Das ist wirklich eine Transformation, wie man sich selbst sieht und wie man die Gesellschaft sieht, auf einmal ist alles anders nach diesem Tag. Wir haben es schon öfter versucht, Studierende auch die Zeitschrift verkaufen zu lassen, aber das funktioniert überhaupt nicht. Warum? Weil die werden für Messehostessen oder für Theaterprogrammverteiler gehalten. Weil das Genre Straßenmagazin funktioniert nur, wenn jemand entsprechend abgerissen auf der Straße steht und das anbietet. Ansonsten erkennen die Leute gar nicht was das sein soll. Also das Genre braucht auch den Kontext. Und ein Straßenmagazin von gut gekleideten, gekämmten und geduschten Studierenden das irritiert nur. Ich habe es auch schon probiert, das ist ein echt hartes Geschäft.[00:51:53-1 @timpritlove>Okay. Nochmal mein Ziel war, eine Lernumgebung zu schaffen, die wirtschaftliches Entscheiden und wirtschaftliches Handeln als Lernenden Lernaktivitäten ermöglicht. Lernumgebung die aber stärker unter unserer Kontrolle ist, als es eine externe Organisation tun kann. Und im Laufe der Zeit, wir haben jetzt ich glaube 150 Journalismus-Studis durchgehen lassen. Es waren glaube ich 80 Designer, Fotografen, 40 Seetouristiker, also Wirtschaftsstudis. Über 750 Straßenverkäufer bereits im Laufe der Zeit die sich im Verkauf versucht haben. Einige sind da geblieben, viele merken, es ist eben doch anstrengend. Ja es ist anstrengend. Oder sind halt im Knast oder müssen wieder irgendeine Therapie machen, also alles mögliche passiert da. Also auf die Weise ist doch im Laufe der Jahre ein beträchtlicher Impact entstanden. Hat sehr sehr viele Leute erreicht. Die Auflage ist 10.000 für ein Studiprojekt. 10 Ausgaben im Jahr. Also wir haben da ein Zielumsatz von 100.000 Euro im Straßenverkauf plus Anzeigenerlöse und so weiter. Also das ist schon eine beträchtliche Sache. Aber, und das hatte ich am Anfang nicht so realisiert, je professioneller die Zeitschrift wird, desto weniger Spielraum bleibt für die Studierenden.

Tim Pritlove
0:53:28
Michael Vogel
0:53:29

Genau die Prozesse sind dann eingeschliffen und definiert und es ist alles Deadline-getrieben. Es muss ganz verlässlich sein. Wir können uns nicht erlauben, mal eine Ausgabe eine Woche später rauszubringen, wie wir es am Anfang mal gemacht haben. Weil einfach die Verkäufer ganz fest, also die brauchen einen verlässlichen Partner, einen verlässlichen Rahmen. Die brauchen Vorhersagbarkeit, ganz ganz wichtig. Ansonsten sind die sehr schnell verunsichert und das schränkt eben schon ein, was an Lernerfahrungen in der Zwischenzeit bei der Zeitschrift möglich ist. Deswegen meine Perspektive ist, wahrscheinlich so in zwei Jahren oder so, werden alle Kernfunktionen professionalisiert sein und Studierende können andocken mit Projekten, die aber nicht essentiell sind, sondern zusätzliche Aktivitäten sind. Und das wirft natürlich die Fragen auf, wie erfahren Studierende im Rahmen des Studiums Selbstwirksamkeit, wenn selbst so ein Projekt im Laufe der Zeit eigentlich seine eigenen Spielräume einschränkt. Und das was mich im Moment so ein bisschen beschäftigt in der Richtung ist, sollte Studierenden nicht bereits im Laufe des Studiums ihre eigenen Unternehmen oder Initiativen oder so was ins Leben rufen in Teams? Und damit ihre eigenen Spielräume sich schaffen? Und diese Aktivitäten möglichst auch über das Studium hinaus beibehalten. Und das schwebt mir als Studiengang sogar vor. Ein Studiengang, bei dem die Studierenden bereits ganz zu Beginn des Studiums Unternehmen gründen und dann anhand der Unternehmensgründung lernen, wie so was funktioniert. Stellen Sie sich vor, eine Truppe von 10 Studierenden gründet ein Unternehmen, überlegt sich, was können wir ohne viel Entwicklung anbieten einem Unternehmen beispielsweise, um ersten Umsatz zu erzielen? Also einen keinen Event organisieren oder eine kleine Marktforschung oder so was. Wofür man nicht so viel Vorbereitung braucht. Und dann machen die das und dann machen sie damit dann vielleicht 2.000 Euro Umsatz und dann kommt die Frage, wie verbucht man den eigentlich? Oh wir brauchen eine Buchhaltung. Wie baut man eine Buchhaltung auf? Und das ist auf einmal eine ganz andere Situation, als wenn auf dem Vorlesungsplan steht Buchhaltung. Sondern dann gibt es einen persönlichen Grund, sich das beizubringen, SICH das beizubringen, nicht beibringen zu lassen.

Tim Pritlove
0:56:05
Michael Vogel
0:56:31
Tim Pritlove
0:57:09
Michael Vogel
0:57:10

Wobei der Schwerpunkt Lernen ist und nicht das Startup. Aber Startup ist eben das nützliche Nebenprodukt und idealerweise kommen hinterher Unternehmen raus, die auch weiter bestehen. Aber es geht darum, wie lerne ich für einen Beruf in wirtschaftlichen Zusammenhängen so, dass es mir plausibel ist was passiert und warum ich das lernen muss. Genau wie Sie gerade gesagt haben. Rechnungswesen und Buchhaltung sind so Bereiche, da gähnen die meisten BWL-Studierenden, damit können gerade mal Anfang des Studiums, weil es als ein Grundlagenfach verstanden wird, nichts anfangen. Wenn sie aber ihr eigenes Unternehmen haben und gezwungen ihren Umsatz zu verbuchen, das ist was andres. Oder denken wir den nächsten Schritt. Dieses studentische Unternehmen hat einen potenziellen Kunden, aber um ihn bedienen zu können, müssen sie sich irgendwas kaufen, irgendeine Investition tätigen, einen Lasercutter oder weiß der Kuckuck. So und dann muss die Entscheidung getroffen werden, wollen wir das Geld, was wir jetzt auf der hohen Kante haben, investieren oder wollen wir uns das irgendwann auszahlen? Und die Diskussion, die ist auch ganz klassisch im Unternehmen. Was sind unsere Ansprüche, damit wir investieren? Wann investieren wir? Wie entscheiden wir überhaupt? Konsens, Mehrheit, also wer entscheidet? Und all diese Fragen sind einfach verbunden mit so einer Unternehmensgründung. Wer ist unser Kunde? Ist Kunde König oder ist das Konzept König, an dem wir entwickeln? So was in der Richtung das fände ich nochmals spannend. Das ist so eine Art Konsequenz für mich aus der Erfahrung mit der Straßenzeitung, das wenn ein Unternehmen oder ein Lernunternehmen auch mal so stabil läuft, dass man sich kaum mehr traut, es anzufassen, weil einfach so viele Leute davon abhängen. Dann hat es so ein bisschen seinen ursprünglichen Zweck verloren und da müssen wir uns weiterentwickeln.

Tim Pritlove
0:59:25
Michael Vogel
1:00:33

Ja also das Projekt heißt die Uni der Straße. Universität hätten wir es glaube ich nicht nennen dürfen, weil es ein geschützter Begriff ist. Das ist die Uni der Straße. Die Uni der Straße ist ein Bildungsprogramm für Leute auf der Straße. Und in dem ist es auf Neudeutsch Spinoff der Zeitschrift. Da steckt der Gedanke oder die Erfahrung dahinter, dass die Verkäufer auf der Straße einen Zeithorizont haben, der häufig genau einen Tag beträgt. Viele unserer Verkäufer fangen morgens bei 0 Euro an, schnorren sich den ersten Euro zusammen, kommen dann ins Vertriebsbüro, kaufen sich eine Ausgabe der Zeitschrift, verkaufen die für 2 Euro, kommen ins Vertriebsbüro, kaufen sich zwei Ausgaben und verkaufen die für 4 Euro. Die fangen jeden Tag bei 0 an. Warum? Weil ihr Zeithorizont tatsächlich so ist. Für die lohnt es sich kaum, an den nächsten Tag zu denken. Erstens weil auch Leute, die auf der Straße leben, die werden oft beklaut. Also es wird viel Kriminalität untereinander betrieben. Aber auch weil jeder Tag wie der andere ist. Also es ist eine Lebenswelt, die extrem klein ist. Die sich um wenige Straße, wenige Menschen, wenige Themen und ganz wenig Zeit dreht. Das ist die Lebenswelt der meisten Verkäufer auf der Straße und auch der meisten Wohnungslosen. Oder ich muss vorsichtig sein, die Leute zumindest, mit denen wir zu tun haben. Und indem wir denen jetzt einmal die Woche eine Veranstaltung anbieten zu einem Thema, das überwiegend nichts mit ihnen zu tun hat, aber eben in relativ kleinem Kreis. So dass es nicht anonym ist, sondern eigentlich eine sehr persönliche Veranstaltung. Auf die Weise hoffen wir, sie aus diesem sehr engen Horizont mal rausblicken zu lassen. Ihre enge Lebenswelt aufzubrechen. Inspiration zu geben, vielleicht Interessen zu wecken, Erinnerungen wachzurufen an ihre Kindheit vielleicht, in der sie noch Hoffnungen hatten und Interessen. Vielleicht wollte jemand Naturwissenschaftler werden, aber es ist irgendwie ganz anders gelaufen. Dann haben wir Veranstaltungen beispielsweise zum Thema Gesundheit. Evidenzbasierte Medizin war eine Veranstaltung in diesem Semester. Ich habe etwas zur Geldpolitik, zum aktuellen Funktionieren des Geldsystems gemacht. Der Präsident des Amtsgerichts in Bremerhaven. Also wirklich Topleute, die das machen. Die einfach Interesse haben auch an dem Austausch mit den Leuten, die auf der Straße leben. Hat etwas über Insolvenzverfahren mit denen gemacht. Dann ein richtiges Highlight, es gibt in Bremen eine Action-Samba-Truppe, die auf Demos gehen und als Form des Widerstands Samba spielen. Und mit denen wurde dann tatkräftig getrommelt und dann gab es eine Stadtführung über Widerstand im Nationalsozialismus, kam super an. Waren wir ganz skeptisch am Anfang.

Tim Pritlove
1:03:48
Michael Vogel
1:03:52
Tim Pritlove
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Michael Vogel
1:04:43
Tim Pritlove
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Michael Vogel
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Tim Pritlove
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Michael Vogel
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Tim Pritlove
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Michael Vogel
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Tim Pritlove
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Michael Vogel
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Tim Pritlove
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Michael Vogel
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Tim Pritlove
1:08:20
Michael Vogel
1:08:23

Damit ist es auf Fördermittel angewiesen. Aktion Mensch macht das erst mal für drei Jahre und danach müssen wir sehen, wie wir es weiter finanziert kriegen. Also ob das durch Spenden oder so aufrechterhalten werden kann. Denn wir haben dafür auch einen halben Mitarbeiter, der halt immer da ist, um sich um Räume und die ganze Logistik und Anmeldungen und all das zu kümmern, was halt jetzt auch nötig ist. Aber trotzdem auch hier wieder, es ist ein gestaltbarer Raum für Studierende mit einem gesellschaftlichen Mehrwert. Und vielleicht führt uns das jetzt mal noch dazu, dass wir vielleicht den Diskussionshorizont ein bisschen weiter aufspannen Und von dem einzelnen Projekt mal weggehen. Ich frage mich zum Beispiel, wie sich Hochschulen auf die Gesellschaft oder auf die Makroentwicklung der Gesellschaft einstellen. Wir sehne beispielsweise seit vielen vielen Jahren ein Abnehmen von Wahlbeteiligung. Wir sehen, dass Politikern immer weniger Vertrauen entgegen gebracht wird. Dass mittlerweile Politiker bedroht, beschimpft und sogar mit Tod bedroht werden für relative Nichtigkeiten. Dass da eine politische Kultur sich im Laufe der Zeit entwickelt und vielleicht auch befördert durch die sozialen Medien, die eigentlich nach einer Veränderung von Debattenkultur und vielleicht auch von Rollenverteilungen in der Gesellschaft, was dafür spricht, darüber mal nachzudenken. Jetzt Hochschulen in Deutschland sind fast alle staatlich, wir haben ganz wenige Privathochschulen. Also das Bildungssystem ist staatlich geprägt. Und die meisten Studiengänge bereiten, spätestens seit Bologna, auf irgendeinen Beruf vor. Das heißt wir haben den Staat, der für den Markt vorbereitet, aber Politik als Raum zur Willensbildung, zur Entscheidungsfindung, zur Auseinandersetzung, Öffentlichkeit, dieser gesamte Raum, der ist davon erst mal nicht tangiert. Und ich frage mich, ob künftig einfach Zivilgesellschaft nicht eine sehr sehr viel größere Rolle in der Gesellschaft zukommen muss, weil die Politik immer weniger in der Lage ist, der Komplexität Herr zu werden. Weil der Staat vielleicht auch immer weniger Möglichkeiten hat, all das zu leisten, was er in der Vergangenheit versprochen hat. Und vor dem Hintergrund sehe ich Projekte, wie die Zeitschrift der Straße oder all die Aktivitäten, die die Hochschulen unternehmen, um ihren Studierenden erste Erfahrungen im zivilgesellschaftlichen Engagement zu erlauben, zu ermöglichen, die halte ich für sehr wichtig, was die Gestaltung unserer Gesellschaft angeht. Und der Stifterverband fördert solche Aktivitäten in letzter Zeit verstärkt, aber ich denke die meisten Hochschulen, allein durch ihre Bolognalastigkeit, durch ihre Orientierung an Employability, an Beschäftigungsfähigkeit oder auch durch ihren Fachdisziplinenblick auf die Welt machen da zu wenig. Also aus meiner Sicht sollten Hochschulen sehr viel stärker entweder Akteure der Zivilgesellschaft werden oder sich als solche verstehen oder zumindest Akteure für die Zivilgesellschaft entwickeln helfen.

Tim Pritlove
1:12:03
Michael Vogel
1:13:05

Der Begriff, Entschuldigung, dass ich kurz reingrätsche, der Begriff Interdisziplinarität ist ja nur ein Hilfskonstrukt innerhalb der Hochschule, weil Disziplinen gibt es ja außerhalb der Hochschule überhaupt nicht. Also das ist ja eine rein innenwissenschaftliche Kategorisierung, die halt tradiert ist, aber außerhalb von Hochschule spricht man doch nicht von Disziplinen, sondern da hat man ein Problem und muss halt alle Aspekte des Problems irgendwie miteinander vernetzt sehen und so zu einer Lösung kommen. Hochschulen fragmentieren Probleme nach Kriterien, die außerhalb der Hochschule irrelevant sind. Es ist irrelevant, also kein Problem ist ein reines Ingenieurproblem, außer man hat es schon so zurechtgestutzt, dass es nur noch ein Ingenieurproblem ist. Sondern es ist immer auch ein Eingriff in irgendwie menschliches Leben, wenn eine Brücke gebaut wird. Und es ist immer auch ein ökonomisches Thema und es ist dann möglicherweise auch ein ökologisches Thema. Insofern gibt es in der Realität eigentlich kein Problem, das sich auf eine Disziplin beschränkt. Es sind nur die Hochschulen, die so denken. Und dann über Interdisziplinarität zu sprechen impliziert, dass man sich weiterhin innerhalb der Hochschule bewegt. Genau, aber ich gebe Ihnen völlig recht, die Grenze zwischen Hochschule und nicht Hochschule ist einfach viel viel zu dick, zu unüberwindlich. Was auch damit zusammenhängt, wie beispielsweise Reputation im Hochschulbereich erzeugt, gemessen wird und dass dann halt ein großes Drittmittel-Forschungsprojekt, das sich mit einem Thema beschäftigt, dass in der Wissenschaft eine große Bedeutung hat, mit einem viel höheren Impact-Factor ausgestattet ist, wenn es dann publiziert ist, als ein Projekt, wie zum Beispiel das Straßenmagazin, das für hunderte von armen Menschen auf der Straße einen ganz großen Impact hat, aber in der innenwissenschaftlichen Community einen Impact von null.

Tim Pritlove
1:15:13

Wenn sich jetzt eine Hochschule entscheidet zu sagen, okay für uns gibt es jetzt nicht Bologna-Prozess und wir kennen zwar die Zwänge und die Zwänge sind stark, aber wir wollen uns trotzdem öffnen und wir denken zum Beispiel über solche Modelle wie Uni der Straße nach, die ja im Prinzip einerseits eine Dienstleistung an den Studenten ist, wie hier bekommt ihr Kontakt quasi mit der Welt, die ist auch für euer Arbeiten wichtig. Andererseits kann euer Lernen in dem Moment eben auch positive Effekte erzielen, weil ihr im Prinzip auch etwas zurückgebt. Ähnliche Ideen verfolgen ja auch schon diese Volkshochschulen, die ja eigentlich so in den normalen Hochschulbetrieb überhaupt nicht mit eingebunden sind. Lässt sich da vielleicht so ein gemeinsames Gedankenmodell daraus ableiten, wie eigentlich diese Verflechtungen künftig organisiert sein sollte? Ich stelle mir vor, das sind die Leute, die in der Uni der Straße sind, erarbeiten die sich jetzt mehr als nur ein paar erkenntnisreiche Gespräche, sondern können die sozusagen in diesen Prozess sich auch in gewisser Hinsicht eine Qualifikation im Kleinen schaffen, die sie vielleicht auch konkret weiterbringen? Volkshochschulen, ich habe persönlich nicht so viele Erfahrungen damit, gibt es ja unterschiedliche Auffassungen darüber, wie viel Qualität das wirklich in die Gesellschaft zurückbringt. Sollte es vielleicht mehr Durchlässigkeit generell geben und brauchen wir dann vielleicht ein anderes, noch ein zusätzliches Modell oder nur eine andere Vernetzung der existierenden Modelle?

Michael Vogel
1:16:51
Tim Pritlove
1:16:56
Michael Vogel
1:16:59

Also klar, eine große Schwierigkeit glaube ich in Deutschland speziell ist die Art der Bildungsfinanzierung. Im Hochschulbereich, also Hochschulen werden öffentlich finanziert. Und private Herausforderer müssen sich nicht nur durch ein mindestens so gutes Bildungsangebot hervortun, sondern das muss auch noch so deutlich besser sein oder anders, dass sich auch Studiengebühren dafür einnehmen lassen. Das heißt, was normalerweise im Innovationswettbewerb funktioniert, dass dann ein Newcomer zwar erst mal erklären muss, was er neu macht, aber ansonsten schon unter gleichen Bedingungen in den Markt eintritt, haben wir im Bildungssektor nicht. Innovationen haben es da wahnsinnig schwer, wenn sie nicht innerhalb des staatlich finanzierten Hochschulsystem stattfinden. Volkshochschulen haben ja einen ganz anderen Anspruch. Das ist mehr dran am lebenslangen Lernen, nicht auf ein bestimmtes Zertifikat Abschlussorientierung hin überwiegend. Und es gibt eine ganze Reihe Hochschullehrer, die auch nebenher an Fachhochschulen unterrichten. Aber was mir in Deutschland eigentlich fehlt wäre eine Finanzierung von Bildung über Bildungsgutscheine. Meinetwegen Bildung kann weiterhin frei sein, kostenlos sein, Studierende, Studierwillige kriegen Bildungsgutscheine und können die dorthin tragen, wo die gerne sich bilden möchten, und auf die Weise vielleicht auch ganz abgefahrene oder innovative Modelle zur Existenz oder zu Wachstum verhelfen. Diejenigen Hochschulen, die halt dann keine Nachfrage mehr haben, vielleicht auch aus gutem Grund, die müssen sich was überlegen.

Tim Pritlove
1:19:08
Michael Vogel
1:19:09
Tim Pritlove
1:20:17
Michael Vogel
1:20:19

Genau, und zwar aus einer Kritik heraus. Eine Kritik an einer bestehenden ökonomischen Bildung. Weil die ökonomische Bildung relativ dogmatisch ist, sehr stark eine bestimmte Denkschule in sich aufgenommen hat und andere Denkschulen, die es auf jeden Fall in der Vergangenheit immer wieder gab und immer noch gibt, marginalisiert. Und die Cusanus-Hochschule ist eine Gründung von Professoren/Professorinnen anderer Hochschulen, die gesagt haben, so wie es bei uns läuft, geht es nicht mehr. Wir machen jetzt unser eigenes Ding. Und dort gibt es einen geisteswissenschaftlichen Zugang zu Wirtschaftswissenschaften zum Beispiel. Finde ich auf jeden Fall sehr sehr sehr wertvoll und wichtig für den Diskurs in der Gesellschaft. Praktisch die Historizität von Ökonomie zum Beispiel zur Kenntnis zu nehmen. Aber die müssen den Hochschulbetrieb halt aus Studiengebühren finanzieren. Und das ist ganz schön schwierig. Wenn überall Ökonomie-Studiengänge angeboten werden, die nichts kosten den Studierenden nichts kosten, dann muss man schon echt ein ganz besonderer Typ sein, um dann zu sagen, ich zahle da meine 600 Euro im Monat oder ich habe ein Stipendium, aber 600 Euro im Monat, um dort meinen Master in Ökonomie zu machen, weil ich denke, dass dieser spezielle Zugang zu Ökonomie wichtig ist. Diese Form von Innovation kommt kaum zustande in einem System, das immer nur das Bestehende finanziert. Und bei dem Newcomer nicht nur damit zu kämpfen haben, sich bekannt zu machen, sondern auch sich zu finanzieren. Da würde ich mir was anderes wünschen.

Tim Pritlove
1:22:09
Michael Vogel
1:22:13
Tim Pritlove
1:22:14
Michael Vogel
1:22:19
Tim Pritlove
1:22:27
Michael Vogel
1:22:37
Tim Pritlove
1:22:55
Michael Vogel
1:23:00

Genau, aber die Diskriminierung zwischen privaten und staatlichen Anbietern, die finde ich halt vielfach schwierig. Wir haben, wenn man sich in der deutschen Hochschullandschaft die privaten Hochschulen anguckt, fast nur kleine Betriebswirtschafts- und Design- und ein bisschen Jurahochschulen. Warum? Weil Ökonomen und Juristen für ihre wissenschaftliche Tätigkeit ein Stift und ein Blatt Papier brauchen oder vielleicht ein paar Texte. Und des ist glaube ich nur Witten-Herdecke, die da auch Medizin beispielsweise anbieten, was sehr sehr viel teurer ist. Aber da sieht man einfach, dass private Hochschulgründungen eigentlich das Potenzial hätten zur Innovation. Zeppelin-Uni in Friedrichshafen oder Witten-Herdecke ist auf jeden Fall auch ein sehr innovatives Modell. Das ist wahrscheinlich kein Zufall, dass es private Unis sind. Weil an öffentlichen Hochschulen das was die machen sehr viel schwerer etabliert hätte werden können. Weil Hochschulen reproduzieren sich ja selber. Und in anderen Ländern gibt es deswegen glaube ich mehr Dynamik, mehr Vielfalt in den Studienangeboten, aber auf der anderen Seite in Großbritannien zum Beispiel, wo sich der Staat zunehmend aus der Bildungsfinanzierung zurückzieht, treten ganz andere Probleme auf. Wenn man für einen Bachelor 9000 Pfund im Jahr zahlt, wird das auf einmal zu einem interessanten Geschäftsfeld und da tummeln sich Anbieter, die einfach 0815 Angebote machen und wissen, dass sie ihre zahlende Kundschaft kriegen. Das sei auch nicht im Sinne des Erfinders.

Tim Pritlove
1:24:48
Michael Vogel
1:24:51
Tim Pritlove
1:25:19
Michael Vogel
1:26:19
Tim Pritlove
1:26:26
Michael Vogel
1:26:31

Ich habe eigentlich mehr Vertrauen in die innovative Vielfalt und auch ein bisschen den Wettbewerb der Konzepte nebeneinander. Vor zwei Jahren habe ich mal versucht, das Modell der Zeitschrift der Straße zu verallgemeinern. Habe mir überlegt, wie könnte das eigentlich aussehen, dass Studierende lernen und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Beitrag leisten in einer Weise, dass dadurch ein Geschäftsmodell möglich wird. Ein Geschäftsmodell bedeutet, dass das was man tut eigentlich nachhaltig fortgeführt werden kann, weil es einen Umsatz generiert, der nötig ist, das was ich gerade tue fortzuführen. Also deswegen das Sozialunternehmertum hat den großen Vorteil gegenüber spendenfinanzierten sozialen Projekten, das soziale Unternehmertun immer den Umsatz dazu benutzen kann, um weiter an der sozialen Problemlösung zu arbeiten. Und quasi durch das eigene Tun ständig die Ressourcen neu generiert. Meine Überlegung war, das hatte ich damals irgendwie mit dem Begriff „Compreneurship“ versehen. Studierende und in irgendeiner Weise benachteiligte Menschen arbeiten und lernen zusammen, ein Unternehmen zu betreiben. Das erschien mir eigentlich als ein ganz raffiniertes Modell. Wenn Studierende vor allem im Rahmen des Studiums ein Unternehmen gründen und dann eben Beratungsleistung anbieten, dann gibt es sehr schnell den Vorwurf der Marktverzerrung. Denn natürlich Studierende werden niemals die Preise verlangen, haben aber weil sie Prüfungsleistungen erbringen und der Prof mit dahintersteckt und vielleicht das Knowhow des Profs noch mit rein fließt und so, schon normalerweise ein ganz gutes Produkt, das sie abliefern können. Aber zu unvergleichlich geringen Preisen. Machen dadurch den Markt kaputt. Wenn man aber diese studentischen Lerninitiativen, Lernunternehmen so konstruiert, dass von Vornherein auch Leute, die am ersten Arbeitsmarkt benachteiligt sind, mit eingebaut werden. Also das können Leute sein, die mit Behinderungen …

Tim Pritlove
1:28:57
Michael Vogel
1:29:00
Tim Pritlove
1:29:34
Michael Vogel
1:29:36
Tim Pritlove
1:31:18

Ja.

Michael Vogel
1:31:19
Tim Pritlove
1:31:25
Michael Vogel
1:32:05
Tim Pritlove
1:33:20
Michael Vogel
1:33:23
Tim Pritlove
1:34:50
Michael Vogel
1:35:26
Tim Pritlove
1:36:14
Michael Vogel
1:36:16
Tim Pritlove
1:36:17