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Horizonte für Bildung und Forschung
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FG022 Hochschullehre Digital

Die Digitalisierung revolutioniert die Lehre schafft neue Chancen und Mehrwerte

Die Digitalisierung bietet weitreichende Möglichkeiten zur Verbesserung und Veränderung der Lehre, doch wird sie oft noch mehr als Bedrohung des Status Quo missverstanden. Dass die Lehre hier aber derzeit viel Wünschenswertes auf dem Tisch liegen lässt zeigt das Beispiel von Jürgen Handke, Professor für Anglistik und Linguistik an der Philipps-Universität Marburg, der die neuen Technologien optimistisch und experimentell in den Lehrbetrieb hat einfließen lassen und ihn dabei wortwörtlich auf den Kopf gestellt hat. Repetitive Lehrveranstaltungen werden durch Videoaufzeichnungen für die Studenten ersetzt und der Präsenzunterricht konzentriert sich auf die Vertiefung und Anwendung des Wissens und die individuelle Betreuung der Studierenden. Das kommt beiden Seiten zugute und schafft darüber hinaus ein wertvolles Archiv des Wissens und neue Chancen für die Ausbildung in Universitäten und Schulen.

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Veröffentlicht am: 14. Dezember 2015
Dauer: 1:46:22


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Vorstellung 00:00:46.095
  3. Die Ankunft des Digitalen 00:07:08.390
  4. Das umgedrehte Klassenzimmer 00:12:43.446
  5. The Virtual Linguistics Campus 00:25:35.238
  6. Die Videoproduktion 00:39:22.635
  7. Wissenstests und Anwesenheitsquoten 00:45:30.326
  8. Weiterentwicklung der Präsenzphase 00:54:38.509
  9. Persönliche Zufriedenheit 00:59:19.451
  10. Software und Materialbeschaffung 01:07:56.185
  11. Forschung vs. Lehre 01:18:27.009
  12. Hochschulforum Digitalisierung 01:21:47.183
  13. Herausforderungen für die Pädagogik 01:26:49.593
  14. Digitale Lehre in Schulen 01:29:29.319
  15. Individualisierung und Freiräume 01:33:38.646
  16. Zukunft der Hochschulen 01:35:15.296
  17. Verabschiedung 01:45:05.796

Transkript

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
0:09:32
Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja das war aber nur in zwei Farben. Der Raum musste abgedunkelt werden. Ich weiß nicht, ob es überhaupt, die sind wahrscheinlich alle eingeschlafen, ich konnte die gar nicht mehr sehen. Aber ich hatte diese Folien an der Wand. Eine Innovation ohnegleichen. Ich weiß nicht, ob es wahrgenommen wurde überhaupt. Man hat mich vielleicht schwitzend über den Flur laufen sehen mit den vielen Geräten. Und das ging ja dann weiter, ein paar Jahre später gab es dann die ersten Datenprojektoren. Das Wort Beamer kannte man noch gar nicht. Ich hatte da mal einen, der war gefühlte 30kg schwer, der hatte die satte Kapazität von 200 Lumen. Wiederum musste der Raum verdunkelt werden und diesmal kam noch etwas dazu, ich weiß gar nicht, ob die Studierenden mich überhaupt gehört haben, weil das Lüftergeräusch war so groß, das hat alles übertönt. Aber ich hatte was neues wieder und konnte was machen, wovon ich überzeugt war, das würde etwas bringen im Vergleich zur klassischen Methode, zum Beispiel dem Tafelanschrieb. Das war die Idee. Und wieder ein paar Jahre später haben wir ja dann selbst CD-Roms entwickelt. Wir waren glaube ich die ersten auf dem Markt, die wissenschaftliche CDs hergestellt haben. Die waren auch kommerziell sogar recht erfolgreich und wurden viele viele tausend Male verkauft. Introduction to Linguistics, Introductions to Phonetics and Phonology und kamen gut an. Nur hatten wir eine wahnsinnige Idee, die Idee nämlich, wir könnten diese CDs einfach unseren Studierenden geben und sagen, nun lernt mal schön. Das war eine völlige Fehleinschätzung.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Nein. Ja es hat nur für mich einen Haken, ich will ein Beispiel nennen. Ich gebe hier an dieser Universität seit ich hier bin eine Lehrveranstaltung, die heißt the History of English. Seit 1991. Das ist eine Lehrveranstaltung, die Themen behandelt, wo sich so viel nicht verändert hat. Frühe Phasen der englischen Sprache sind so wie sie sind und die sind auch seit 20 Jahren so. Was hinzugekommen ist sind neue Forschungsergebnisse zum Bereich der Sprachentwicklung des Menschen im Allgemeinen, vom Homo Erectus über die frühe Menschwerdung. Was hinzu gekommen ist sind vielleicht einige neue Erkenntnisse über frühere Aussprachen, durch heutige technische Methoden, aber im wesentlichen ist die Lehrveranstaltung so geblieben. Das heißt ich habe seit 1991 50 mal, nein immer nur alle zwei Semester gebe ich die Veranstaltung, also 25 mal diese Lehrveranstaltung gehalten und nach etwa 15 mal ist mir bewusst geworden, ich erzähle jedes Jahr das gleiche. Und da habe ich gesagt, das ist doch eigentlich eine Verschwendung meiner Kapazität, wenn ich immer das gleiche im Hörsaal erzähle jahraus jahrein. Und ich musste zusätzlich feststellen, durch diese Vorlesung, bei der im Schnitt und die Studierendenzahlen stiegen, anfänglich saß ich mit 25 Studierenden da, heute sind es jetzt fast 200. Bei 200 Studierenden, da meldet sich keiner, da gibt es keine Rückfragen, da passiert überhaupt nicht viel im Hörsaal. Da tragen Sie vor, Sie reden wie gegen eine Wand, in den letzten Reihen bringt man heutzutage seinen Facebook-Account in Ordnung, man twittert, man sitzt einfach nur da. Und als ich das so merkte vor einigen Jahren, so zu Beginn des neuen Jahrtausends, da habe ich mir gedacht, das macht mich nicht gerade sehr glücklich. Das ist nicht eine Lehre, die ich mit Herzblut vertreten kann. Und so habe ich mir überlegt, wie ich diesen Hörsaal aktiver hinbekommen. Und das war sozusagen der Startschuss kurz nach der Jahrtausendwende, dass wir gesagt haben, wir wollen die Inhalte dieses Kurses und wir haben wirklich mit diesem Kurs begonnen, die wollen wir mal digital darstellen. Damals war das auf CD-Rom-Basis Multimedia. Sie kennen vielleicht diese CD-Rom-Produktionen mit viel viel Aufwand, mit Musik im Hintergrund, das haben wir dann etwas kleiner gemacht und wir hatten ja dann schon das Internet und haben entsprechende Lerneinheiten gebaut. Und nach einigen Jahren haben wir dann festgestellt, jetzt sind die eigentlich digital ganz gut. Haben wir unseren Studierenden diese Lerneinheiten angeboten.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Also man muss natürlich zunächst mal die Präsenzphase zu Beginn muss man den Studierenden erst mal sagen worum es geht. Also das heißt, man stellt Lernziele vor, man stellt vor, was sie wissen müssen zu diesem Stadium und dann geht man in eine Übungsphase. Wir haben ja dieses spezielle Modell, dass wir vor der Präsenzphase, also zwischen Präsenzphase und digitaler Phase einen Test schalten, dieser Test, ein computergestützter Test, den absolvieren die Studierenden, die Testergebnisse liegen uns vor der Präsenzphase vor und wir wissen, mit welchem Vorbereitungsniveau die Studierenden in diese Präsenzphase kommen. Das ist ganz wichtig. Ich kann nicht einfach nur die digitalen Materialien bereitstellen und dann in die Präsenzphase gehen. Das war das, was wir damals auch mit den CDs ja gespürt haben, das reicht nicht allein. Sondern wir müssen irgendwas dazwischen schalten, einen Test oder weitere Abfragen oder irgend etwas. Bei uns ist das ein Test. Diese Testergebnisse, wir nennen das den Mastery Level, das ist der Vorbereitungslevel mit dem die Studierenden in die Präsenzphase kommen, der liegt übrigens im Schnitt zwischen 60 und 70%. Das heißt 60% der Studierenden, die kommen in die Präsenzphase, die heute nicht mehr verpflichtend ist, sind vorbereitet, 40% aber nicht. Darf man nie vergessen. Wenn Sie davon ausgehen, dass die Präsenzphase im Schnitt sowieso nur von etwa 70% der Studierenden besucht wird, und das ist ein hoher Wert in der heutigen Zeit der abgeschafften Präsenzpflicht, dann können Sie davon ausgehen, dass jeder 10. unvorbereitet da ist. Also von 10 Studierenden sind 9 vorbereitet und einer nicht. Diesen einen könnten wir theoretisch namentlich identifizieren, tun das aber nicht, aber wir merken es sofort, wenn wir durch die Reihen marschieren. Mit wir meine ich, meine Tutorinnen und Tutoren und ich. Wenn wir durch die Reihen marschieren und sehen, da hat einer Schwierigkeiten mit den gestellten Aufgaben. Und dem können wir dann individuell helfen und sagen, woran hat es gelegen, was können wir tun, und wo fehlt es, das spüren wir sehr schnell. Also es ist eine hochgradig interaktive Präsenzphase. Wenn ich früher vor 100 Studierenden eine Vorlesung gehalten habe, dann haben vielleicht drei eine Frage gestellt, wenn überhaupt und das waren immer die gleichen drei über das Semester gesehen. Heute rede ich im Schnitt pro Präsenzphase bei 100 Studierenden mit etwa 60 Studierenden persönlich.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja, der Hintergrund ist folgender, es gab zwischen 2000 und 2003 das große bundesweite Projekt, neue Medien in der Hochschullehre, damals unter Edelgard Bulmahn noch als Bildungsministerien, von den UMTS-Lizenzen finanziert. Es wurden 240 Millionen Euro in die Hand genommen, DM damals noch, 480 Millionen, und es wurden insgesamt 113 Projekte gefördert bundesweit. Ich weiß konkret nur von zweien, die überlebt haben. Das ist einmal die Fachhochschule Lübeck mit ihren verschiedenen Onlineprojekten und wir. Und wir hatten die vergleichsweise geringe Summe von 240.000 Euro bekommen. Und wir haben aber ein Ziel, das in den Ausschreibungen drin stand, realisiert, nämlich das Schaffen einer geeignete Lernumgebung. Das Wort Lernplattform kannte noch niemand. Also mussten wir eine Umgebung definieren. Und das ist seitdem der Virtual Lingustics Campus. Es ist heute eine funktionierende Lernplattform, die weit über das hinausgeht, was universitätseigene Plattformen können. Aber sie ist sehr spezialisiert auf ein einzelnes Fach. Und in dieser Lernplattform, da haben wir nun über die Jahre die ganzen Inhalte erzeugt. Und die Inhalte bestehen aus, sind im Prinzip das was manche Medienpädagogen die Krone der Digitalisierung nennen, es sind multimediale Inhalte. Das heißt die Studierenden haben, wenn sie ein Thema bearbeiten, immer die Wahl. Sie können einfach die Texte lesen, die da drin stehen. Sie können mit dem System interagieren, indem sie Mausklicks machen, Texteingaben machen, kleine Quizzes lösen. Sie können aber auch die dort drin verzahnten Videos gucken. Also es ist praktisch das ganze Arsenal der Möglichkeiten da. Und es gibt ja Studierende, die schauen lieber Videos. Es gibt Studierende, die lesen lieber Texte. Es gibt Studierende, die arbeiten gern mit Quizzes. Also diese Möglichkeiten hat man.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Genau. Und aber die haben nicht viel Medienkompetenz, aber eine sehr hohe Medienbedienkompetenz. Und die kommen, für die ist das kein Thema und wenn sie dann die Nachricht bekommen, sie sollen ihre Geräte mitbringen, dann sind sie zunächst mal überrascht, weil sie es ja in der Schule nicht durften. Aber dann geht das sehr schnell und mittlerweile, das ist auch ein tolles Bild, wenn ich in meinem Hörsaal stehe und habe 140-150 Erstsemester da sitzen, die haben fein säuberlich aufgereiht die Smartphones vor sich liegen oder auch die Tabletts, Tabletts nicht, die Notebooks, Tabletts werden sehr überschätzt meiner Ansicht nach. Wir fragen das auch immer wieder ab, Notebooks oder Smartphones sind die Geräte, die sie einsetzen. Und dann kommen sie in die erste Sitzung und siehe da, sie sind vorbereitet. Das Vorbereitungsniveau bei Erstsemestern in der allerersten Sitzung liegt etwa um die 50-60%, das sind unsere Erfahrungen. Und das ist ein super Wert, dafür dass man die ja noch nie gesehen hat. Die kommen zum ersten Mal, sehen mich das erste Mal und ich sage ihnen gleich so, dann können wir anfangen zu üben. Ganz so drastisch ist es nicht, also ich stelle mich schon ein bisschen vor, und die Tutoren und wir erklären, wer wir sind und welchen Hintergrund wir haben. Aber im Prinzip kommen wir hinein in den Hörsaal und sie haben schon dieses Inverted Classroom ja noch nicht verinnerlicht, aber schon mal in einem ersten Schritt angewendet. Und danach ist es ein Selbstläufer.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Ja.

Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Ja.

Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Das war anfänglich hauptsächlich Multiple Choice. Das ist natürlich eine Testform, die uns selbst sehr gestört hat. In den Geisteswissenschaften Multiple Choice, das ist ein NoGo, das geht gar nicht. Und so hatte ich mir immer auch von Anfang an gesagt, ich muss es ja auch meinen Kolleginnen und Kollegen erklären. Die müssen ja auch wissen, die testen ab sofort elektronisch und habe dann natürlich gewusst, das wird schwierig. Weil wir oft Essay-Klausuren und Essay-Tests machen in unseren Fächern und habe dann in Kenntnis natürlich der Tatsache, dass der Computer das heute noch nicht kann, sie können kein Essay schreiben und den vom Computer bewerten lassen. Mittlerweile gibt es diese Peer-to-Peer-Möglichkeiten, das ist etwas anderes, aber der Computer selbst kann noch keinen Test auswerten. Also mussten wir Testverfahren entwickeln, wo ich meinen Kolleginnen und Kollegen nachweisen konnte, die haben einen Mehrwert gegenüber dem klassischen Test im Hörsaal, also in einem Klausurszenario. Und das sind in der Sprachwissenschaft Tests, wo Sie Soundunterstützung haben. Es gibt ja keine Klausur, wo Sie Sound hören können. Das ist ja Totenstille in einer Klausur. Und damit konnten wir Mehrwerte zeigen. Also eine Klausur, ein Test, wo Sie vor dem Computer sitzen, Sie hören etwas und werden danach gefragt zu dem was Sie gehört haben. Das geht ja klassisch gar nicht. Das war der Ansatzpunkt, Mehrwerte zu erzeugen. Das was dann abgefragt wurde, war in der Tat in vielen Fällen noch Multiple Choice, aber seit zwei Jahren, seit anderthalb haben wir diese Multiple Choice-Übungen sukzessive ersetzt durch das was wir Dynamic Multiple Choice nennen. Das funktioniert so, Sie bekommen eine Frage gestellt mit vier Antwortmöglichkeiten. Sie sehen aber nur eine dieser vier Antwortmöglichkeiten, die zufälligerweise generiert wird und müssen dann entscheiden, ist das schon die richtige, ohne die drei anderen zu kennen. Das ist ein viel höherer Anspruch.

Tim Pritlove
0:48:23
Jürgen Handke
0:48:27
Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
0:53:47
Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja und wir untersuchen das seit zwei Jahren auch statistisch mit Auswertungen. Wir ermitteln die Präsenzanwesenheit. Wir lassen die Studierenden unterschreiben, um wirklich diese Daten auch zu bekommen. Und seit zwei Jahren machen wir das und wir haben festgestellt, dass die Studierenden, die in der Präsenzphase da sind, in den Klausuren im Schnitt um 5 Notenpunkte auf der 15er Skala besser abschneiden. Und das ist ein heftiger Wert. Und den teilen wir den Studierenden auch mit. Wir sagen also zu Semesterbeginn, wenn ihr kommt, dann werdet ihr keine Probleme haben, diesen Kurs zu bestehen. Wenn ihr nicht kommt, dann sackt ihr auf der Notenskala ab und das können wir nachweisen. Und ich denke, mehr kann man nicht tun, um diese Präsenzphase attraktiv zu machen, witzig. Mittlerweile gibt es ja auch Dinge wie Gamebased Learning, also dass man spielerisch Dinge macht. Wir machen zum Teil auch Hörsaalspiele für die Studierenden, die natürlich auf hohem Niveau in irgendeiner Form stattfinden. Gestern zum Beispiel hatte ich eine Lehrveranstaltung, the Evolution of human Language, da mussten die Studierenden eine potenzielle Ursprache für einen Film, einen fiktiven Film, herstellen, der vor 200.000 Jahren stattfand. Das müssen Sie sich mal überlegen, das ist ein hoch anspruchsvolles Thema, und am Ende hatten wir, wir haben in Gruppen gearbeitet, hatten die Gruppen 10 Urwörter der Menschheit erfunden, ganz verschiedene. Und ich habe den anderen gesagt und meinem Team, das ist eine Aufgabe, ich glaube da würden die meisten Hochschulen, die würden in die Knie gehen, die würden überhaupt das gar nicht wagen, so ein Thema zu stellen, weil – das waren Studierende im dritten Semester – weil das so anspruchsvoll ist, weil die gesamte Linguistik dort in dieser Thematik vertreten ist, von der Phonetik bis zur Semantik und das ein hoch intellektueller Anspruch ist, so etwas zu tun.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
1:00:13
Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
1:02:48

Genau. Also wie gesagt, es erschließt sich so auf den ersten Blick überhaupt kein Mehrwert, sondern nur erst mal nur ein Minderwert, der da heißt, viel viel Arbeit. Aber wenn man dann so ein gewisses MAß an Digitalisierung erreicht hat, nehmen wir mal an, Sie haben ein kleines Video erzeugt zu einem Inhalt, der Sie in der Präsenzphase vielleicht 5 Minuten kostet. Das kann ein begriff sein, den man in der Jura zu erklären hat. Das kann eine Grafik sein über die Koronargefäße in der Medizin. Das kann eine architektonische Sache sein in einem Architekturstudium oder eine Landkarte. Und wenn Sie das dann digitalisiert haben und sich selber fragen, was mache ich denn jetzt eigentlich in der Präsenzphase, wo ich das doch nun digital habe. Und dann kommen Sie sehr schnell zur Antwort, ach da habe ich eigentlich 10 Minuten gewonnen. Sie können früher nach Hause gehen. Können sagen, okay dann beträgt meine Vorlesung nur 80 Minuten. Kann man machen. Man kann aber auch ein Blatt mitbringen und sagen, ich habe hier eine kleine Aufgabe für euch. Und schon sind Sie in ein, ich nenne es mal, teilinvertierten Szenario gekommen, und merken plötzlich, oh ich gewinne gewisse Freiräume in der Lehre. Und wenn Sie das immer weiter treiben, dann kommen wir zu dem Effekt, den Sie angesprochen haben, nämlich die Lehrzufriedenheit. Und die Lehrzufriedenheit bei mir, die ist heute so ungleich höher als sie noch vor einigen Jahren war. Was auch hinzukommt ist die physikalische Erschöpfung, die ist auch da. Ich bin eigentlich immer ziemlich platt nach 90 Minuten.

Tim Pritlove
1:04:25
Jürgen Handke
1:04:27

Ja, weil es ist auf der einen Seite physikalisch anstrengend, man rennt hin und her. Dann ist man hinten, dann ruft einer vorne. Dann muss man plötzlich mal wieder nach vorne, eine kurze Zusammenfassung liefern, weil man merkt, es geht nicht weiter. Es gibt zwar Fernsteuerungsmöglichkeiten des zentralen Computers vom Publikum aus, aber die sind noch sehr wackelig, weil die WLAN-Verbindungen nicht überall so stabil sind, dass man das machen könnte. Ich habe es auch schon versucht, das klappt so ein bisschen, aber man muss sich viel bewegen. Man muss viel in die Knie gehen, um auf Augenhöhe zu kommen. Und vor allen Dingen, man wird mit Fragen bombardiert, die weit über die Inhalte hinausgehen. Die wirklich weit über die Inhalte der Lehrveranstaltung hinausgehen. Das sind Fragen zum Beispiel wie, Herr Hanke gestern hat der Kollege Meier gesagt, das wäre so und so, können Sie uns das nochmal erklären? Dann sage ich, das ist doch gar nicht meine Aufgabe, aber gut wir versuchen es mal. Und dann haben Sie plötzlich ganz andere Themen dabei, die die Studierenden sonst niemals aufs Tableau bringen würden, weil sie ja frontal einfach nur berieselt werden. Und das macht mich sehr zufrieden. Ich habe immer gesagt, ich war ja früher mal Musiker, Ziel meiner Lehre ist es, das zu erreichen, was ich als Musiker erreicht habe, nämlich dass die Leute freiwillig klatschen und nicht auf den Tischen klopfen, weil sie es immer machen. Sie sollen klopfen, wenn sie es gut finden, sie sollen auch nicht klopfen, wenn sie es nicht gut finden.

Tim Pritlove
1:05:56
Jürgen Handke
1:06:48
Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
1:08:30
Tim Pritlove
1:08:32
Jürgen Handke
1:08:45
Tim Pritlove
1:09:59
Jürgen Handke
1:10:07
Tim Pritlove
1:10:34

... das wäre ja dann auch der ideale Ausklang auch, dass man dann sozusagen über sein Vermächtnis sich darauf konzentriert und sagt, okay lehren könnt ihr selber, weil ich habe ja schon alles auf Video aufgenommen, mich bedarf es ja eigentlich ... also Sie haben sich ja im Prinzip auch, ich sage nicht abgeschafft, aber im Prinzip entbehrlicher gemacht, was für Sie ja in gewisser Hinsicht auch eine Befreiung sein kann, weil Sie sich ja im Prinzip ja dann auch auf so eine Tätigkeiten konzentrieren können, ohne dass die eigentliche Lehre darunter leidet und ohne dass man sich jetzt auch gleich einen neuen Professor suchen muss. Ich finde das trotzdem sehr interessant, weil ich auch selber die Erfahrung gemacht habe, Software, die von den Leuten erstellt wird, die sie auch selber benutzen, ganz andere Qualitäten hat in der Regel, tausend mal besser funktioniert, als alles was irgendwie von der Stange kommt und was so den Versuch dann macht, in die Breite zu gehen. Weil natürlich Software nur dann erfolgreich ist, wenn sie sich halt entweder sehr teuer verkauft wird oder sehr viel verkauft. Deswegen versucht man, es irgendwie jedem Recht zu machen, aber bei dem Versuch, es jedem Recht zu mache, macht man es halt eben eigentlich gar keinem mehr so Recht. Und es steckt ja dann auch sehr Erfahrung drin in den Prozessen. Das Beispiel mit der Dynamic Multiple Choice, was dann sozusagen ja auch so eine Erfindung ist, in gewisser Hinsicht aus der Not geboren, ja am Ende aber auch sagt, ja okay, das war dann aber auch mal wirklich ein super Ansatz und das können wir als Lehrmittel empfehlen und wir haben das sozusagen nicht nur als abstrakte Idee geschaffen, sondern wir haben es auch konkret in Code gegossen und hier wenn man das genauso vom Userinterface-Ablauf her, vom Prozedere her macht und auch von der statistischen Auswertung, dann erfüllt es eben auch wirklich alle Ziele und funktioniert gut. Um vielleicht nochmal auch so einen Blick … - also jetzt ist es natürlich schwer, einem beliebigen anderen Lehrstuhl erst mal so zu kommen mit, also erstes müsst ihr euch eure eigene Software bauen. Obwohl das ja in gewisser Hinsicht, ich habe es ja gerade gesagt, auch zu empfehlen wäre. Nur dass es natürlich nicht jeder selber machen kann. Worauf ich hinaus will ist, wäre es nicht sehr angeraten, grundsätzlich nach Modellen zu suchen, wie ein Lehrstuhl auch seine eigene Software entwickeln lassen kann? Also dass man quasi sagt, so wie wir hier ein Sekretariat haben und Leute, die sich um die Gebäudereinigung kümmern, braucht eigentlich die Universität auch lehrstuhlbezogen, institutbezogen, auf welcher Ebene man das auch immer aufhängt, quasi ein Softwareentwicklungsteam oder man braucht technische Wissenschaftler, die quasi an der Stelle wirken?

Jürgen Handke
1:13:09

Also ich glaube das nicht. Ich glaube, jetzt mal abgesehen von der Entwicklung einer Plattform mit Benutzerdaten und mit Authentifizierungsdingen und Urkundengenerierung, das sind natürlich Spezialaufgaben, die sehr komplex sind, da gehören erhebliche Programmierkenntnisse dazu, Datenbanken im Hintergrund. Ich glaube mal, wenn man das mal nicht betrachtet, sollten die Grundlagen zum Beispiel für die Digitalisierung von Lehre und Lerninhalten, Videoerstellung, Erstellung einfacher Webseiten mit Kontaktformularen, die Nutzung der sozialen Netzwerke, die bei uns auch eine große Rolle spielen. Alle unsere Lehrveranstaltungen sind mit Facebook-Gruppen vernetzt. Das sollte doch eigentlich heute zum Standardrepertoire eines Lehrenden gehören. Vor 30 Jahren war die Medienkompetenz begrenzt darauf, dass man Kreide in der Hand halten konnte und dass man die drei Schalterstellungen eines Overhead-Projektors bedienen konnte. Das ist heute nun mal mehr geworden. Und das muss ein Lehrender einfach, sonst eignet er sich nicht zum Lehrenden, das muss er einfach können. Mit der Plattform würde ich sagen, das ist ein Schritt zu weit, wir haben ja hier auch Kurse bei uns, die wir selber betreuen, neue Medien im Fremdsprachenunterricht zum Beispiel. Medienproduktion für Lehrkräfte. Da empfehlen wir einfach, nehmt doch Dinge wie Weebly oder WordPress, damit könnt ihr hervorragende Webseiten erstellen und könnt Video integrieren. Ihr könnt alles machen was ihr wollt, nur ihr habt keine Benutzerverwaltung da drin. Und wenn man dieses Thema Benutzerverwaltung vielleicht außen vor lässt, dann müsste eigentlich jeder in der Lage sein, mit einem kleinen bisschen technischen Knowhow und mit einer geringen Ausbildung vielleicht, einer zusätzlichen Ausbildung, das zu schaffen.

Tim Pritlove
1:15:05
Jürgen Handke
1:15:08
Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja es gibt noch welche, ich will jetzt niemandem zu nahe treten. Aber so richtig berühmt wird man als Linguist nicht notwendigerweise. Und mittlerweile muss ich sagen, kennen mich wahrscheinlich viel mehr Leute, als mich in der Linguistik jemals Leute hätten kennenlernen können, weil ich ja fächerübergreifend jetzt tätig bin. Aber in die Forschung wird halt deswegen ja von Anfang an gefördert, weil das ja die Eintrittskarten in die Karriere sind. Dissertation, Habilitation. Habilitation hat ja mit Lehre nicht viel zu tun, das ist ja eine zweite Forschungsarbeit. Und wenn Sie sich heute um eine Professorenstelle bewerben, dann ist ja die Forschungsleistung im Vordergrund. Dann werden Gutachten eingeholt worüber? Über die Publikationen. Es guckt ja keiner und stellt sich rein in den Hörsaal und sagt, wie lehrt dieser Mensch eigentlich? Und der Habilitationsvortrag, um die Venia Legendi zu bekommen, der ist ja ein schlechter Witz. Das ist ein Forschungsvortrag. Es gibt Bestrebungen, ich will jetzt einigen Hochschulen nicht zu nahe treten, also ich kenne einige, die machen das sehr gut und die haben auch didaktische Begleitszenarien für die Habilitation, aber das sind viel zu wenige, die das machen. In vielen ist noch die klassische Forschungsleistung, die steht im Vordergrund und die Lehre wird eigentlich kaum wertgeschätzt. Schauen Sie sich mal die Homepages der deutschen Hochschulen an, welche Homepage enthält ein Link zur Lehre. Zur Forschung alle. Alle Hochschulen sprechen immer von Forschung und Lehre, aber einen Link zur Lehre haben sie nicht. Also ich habe mal ganz viele angeguckt, das können Sie an zwei Händen abzählen, die Hochschulen, die wirklich einen Link zur Lehre haben auf ihrer Homepage.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Nein, es kommt keiner vorbei und sagt, toll gelehrt. Den Studierenden ist es eigentlich auch egal, die wollen nur ihre Credit-Points und das bleibt dann immer unter Verschluss. Und plötzlich kriegen Sie im YouTube-Kanal Lob aus der ganzen Welt. Tolle e-Lecture, ich habe gelernt, ich habe gestern meine Prüfung bestanden, Sie haben mir sehr geholfen. Und tausende, zigtausende Kommentare, die Sie einfach umhauen. Und ich weiß von den Kollegen, die ähnliches auf YouTube oder anderen öffentlichen Szenarien machen, die sind auch sehr sehr angetan von dieser Art von Lobpreisung, die sie sonst nie erfahren würden. Also das ist wirklich ein Mehrwert, auf den sind wir sehr sehr stolz. Wie es weitergeht im Bereich der Digitalisierung. Also Sie sprechen vielleicht auch das Hochschulforum Digitalisierung an, das ja eine ganz tolle Einrichtung ist aus meiner Sicht, das zu einer unglaublichen Vernetzung in Deutschland geführt hat, von Akteuren, die trotz unterschiedlichen Dienststandes vom Unipräsidenten bis zum kleinen Mitarbeiter auf Augenhöhe über die Digitalisierung reden. Also ich finde das eine ganz tolle Sache. Man hat sich kennengelernt, man weiß plötzlich, was in Freiburg, in München, in Flensburg, in Stralsund vor sich geht, nein Stralsund nicht, aber in .. ja doch. Und man kennt die Szenerie, und das hat zu einer Vernetzung geführt, die jetzt überall Aktivitäten sichtbar macht und bei denen wir uns unterhalten können, was macht ihr, wo habt ihr Probleme? Wir haben gemerkt, bei uns funktioniert das nicht und so weiter. Und das ist glaube ich ein erster Ansatz, der einfach fantastisch ist. Wir haben neue Ideen entwickelt gemeinsam. Auch entwickelt im Bereich des Hochschulbaus, der Architekturen. Denn, wenn Sie zum Beispiel so was nehmen wie den Inverted Classroom, die klassische Sitzreihenarchitektur funktioniert nicht mehr gut in einer solchen Präsenzphase. Da wären Lerninseln viel hilfreicher und das geht mittlerweile in die Hochschulen hinein. Und die überlegen in der Tat, es gibt Hochschulen, die Hochschule Coburg, die beginnt ab 2017 mit Neubauten, die so strukturiert werden. Oder in Österreich, Fachhochschule Krems, Smartworking nennt man das. Also überall gibt es kleine Pflänzchen, die sich entwickeln. Mittlerweile die Präsidien werden aufmerksam auf diese, ... wie nennt das Hochschulforum Digitalisierung diese ... diese Subsysteme. Also wir sind hier ein Subsystem. Und dass diese Subsysteme immer weiter nach oben kommen, immer mehr angezapft werden. Ich selbst kriege Anfragen. Da kann jetzt natürlich auch der Preis eine Rolle spielen, wir wollen ein Mooc entwickeln, können Sie uns helfen, haben Sie vielleicht Ideen, was wir tun können?

Tim Pritlove
1:26:20
Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Sie sprechen die Pädagogik an. Das ist sowieso eine etwas heikle Geschichte. Diese neuen Formen des Lehrens. Ob das Inverted Classroom ist, ob das Digitalisierung, Gamebased Learning, Learner Analytics, all das was man da so verwendet an Begriffen, kommt ja interessanterweise nicht aus der Pädagogik, sondern kommt aus interessierten Fachwissenschaftlern. Ich hatte es schon gesagt, Mathematiker, Informatiker, Mediziner, wir Linguisten. Die Pädagogik hat erstaunlicherweise in den vergangenen Jahren recht wenig zu diesen Themen gesagt. Und möglicherweise müssen die sich erst mal selbst auf neu positionieren, um in diesen Bereichen tätig zu werden. Alle Entwicklungen kommen aus Fachwissenschaften oder sie kommen aus den USA oben drüber gestülpt. Die Mooc-Bewegung stammt von einem Menschen, Sebastian Thrun, Artificial Intelligence, ein Informatiker. Und die Pädagogen haben eigentlich nie was dazu zu sagen gehabt zu diesem Thema. Also das heißt, das ist auch etwas was ich propagiere, die Hochschule müssen ihre didaktischen Einheiten, die sie ja haben, didaktische Kompetenzteams, wie immer man die nennt, die müssen sie erst mal selber in diesen Bereich Digitalisierung hineinführen. Und das passiert an einigen Hochschulen, das weiß ich, ich war auch dort, die kann ich auch lobend sogar erwähnen, Uni Würzburg ein ganz tolles Beispiel, die positionieren sich da jetzt gerade in dem Bereich. Technische Universität München, ganz toll was die da machen. Aber andere eben sind noch nicht so weit. Und die müssen ihre Didaktikteams erst mal entsprechend neu ausrichten.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Auch das ja. Bestimmt. Also das ist der eine Punkt, Open Education Ressources und all die Konsequenzen. Und der andere Punkt, den man in diesem Zusammenhang ansprechen kann ist, dass die Politik sich möglicherweise mehr um den Mittelbau kümmert. Denn es ist ja letztlich so, wenn man überlegt, die Digitalisierung der Lehre muss ja gemacht werden. Es müssen Webseiten erstellt werden, es müssen Videos erzeugt werden, es müssen Audiodateien gemacht werden und geschnitten werden und harmonisiert werden mit Präsentationen. Die Präsentationen müssen erstellt werden und da reicht es nicht, wenn man nur PowerPoint kennt. Da muss viel mehr her. Da sind interaktive Grafikpakete werden da eingesetzt. Die Frage ist, muss das ein Hochschullehrer machen? Ich habe gesagt, zum Teil ja, aber alles kann er oder sie ja auch nicht schaffen. Also braucht man Mitarbeiter. Und die Mitarbeiter in deutschen Hochschulen sind maximal auf 6 Jahre im eigenen Team zu halten. Es sei denn, man hat Drittmittel, dann kann man noch weitergehen, aber irgendwann wird die Hochschule sagen, jetzt ist Schluss, weil wir das Teilzeitgesetz haben und die Mitarbeiter dann nicht mehr weiter beschäftigt werden können. Und hinzukommt, dass es ja keine Drittmittel für die Lehre gibt. Es gibt immer nur Forschungsmittel. Und Drittmittel für die Lehre, wenn man sie hat, dann werden das meistens kurzfristige Sachen, die über ein Jahr an Landespakete gekoppelt werden, die ihren Haushalt immer nur ein Jahr behandeln können. Und dann muss man Ausschreibungen machen, eine halbe Mitarbeiterstelle für ein Jahr. Wer möchte eine solche Stelle gern bekleiden? Ich habe solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die machen das. Ich bewundere sie, dass sie das tun.

Tim Pritlove
1:43:31
Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
1:44:21
Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Ja.

Tim Pritlove
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Jürgen Handke
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Tim Pritlove
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