Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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Wer finanziert Wissenschaft und Forschung in Deutschland?
Die Finanzierung des Wissenschaftsbetriebs ist ein wichtiger Faktor für jeden Wissenschaftler, aber woher kommen die Mittel und welche Möglichkeiten gibt es, Förderungen zu erhalten? Wir sprechen mit Pascal Hetze vom Stifterverband über die Finanzierungsstruktur in Deutschland, über den Anteil von Bund, Ländern und Wirtschaft, und über die Rolle von Drittmitteln und Stipendien.
https://forschergeist.de/podcast/fg020-wissenschaftsfinanzierung/
Veröffentlicht am: 2. November 2015
Dauer: 1:24:44
Und dieses Institut, Rostocker Zentrum zur Forschung des demografischen Wandels, das war so komplex wie der Name auch. Das hat sich also das Ziel gesetzt, politikrelevante Forschung in dem Feld zu betreiben. Also Max-Planck-Institut natürlich eher grundlagenorientiert. Die Hochschule, die Universität eher grundlagenorientiert. Und dieses Zentrum sollte die Erkenntnisse, die in den beiden Institutionen gewonnen werden, in praktische Politikempfehlungen auch ein Stück weit ummünzen. Und das war sehr interessant, diesen Aufbau dann auch mitzuerleben. Ich hatte da auch die Rolle eines wissenschaftlichen Koordinators, also war so in einer Zwitterposition. Habe noch ein bisschen Forschung gemacht. War aber viel damit auch beschäftigt, die Grundstrukturen für dieses Institut letztendlich mich aufzubauen. Habe also Wissenschaft von beiden Seiten erlebt. Selber Wissenschaft machen, welche Schwierigkeiten man da manchmal hat und wie komplex es aber auch manchmal ist, Wissenschaft zu managen. Weil da die professionellen Strukturen eigentlich noch sehr schwach ausgeprägt sind. Es ist viel Learning by Doing und gerade wenn so unterschiedliche Institutionen auch zusammenkommen, wie an Universität und Max-Planck-Institut, das war schon sehr spannend zu sehen, wie da unterschiedliche Kulturen auch zusammengehen.
Das sind nicht nur die Universitäten, sind auch die Fachhochschulen, pädagogischen, theologischen Hochschulen. Wir befragen die Hochschulleitungen, also explizit Direktoren und Präsidenten. Setzen da also an der strategischen Ebene an. Es gibt sicherlich auch viele Befragungen da der Professorenschaft, vielleicht auch manchmal zu ähnlichen Themen, die auch zu anderen Ergebnissen kommen können. Aber was uns interessiert ist eigentlich, wie sieht die Hochschule auch in 5 oder 10 Jahren aus und da hat natürlich die Hochschulleitung schon einen gewaltigen Einfluss, um festzulegen, was sind eigentlich die Profile meiner Hochschule, was sollen Forschungsschwerpunkte sein, was sollen Kooperationsschwerpunkte sein? Das sind so die Themen, die uns interessieren, deswegen befragen wir eben Direktoren und Präsidenten und jetzt nicht alle Mitglieder einer Hochschule. Und wir suchen uns immer bestimmte Schwerpunktthemen aus. Diese Jahr ging es um Internationalisierung, letztes Jahr um die Kooperation von Hochschulen mit der Wirtschaft, wir haben uns auch mit der Finanzierungsfragen einmal beschäftigt, mit den Hochschulprofilen allgemein. Und grundsätzlich ist es eine Art Stimmungsindikator, also es gibt ja beispielsweise in der Wirtschaft den IFO-Index, der immer so misst, wie ist denn gerade so die Stimmung? Investiert ihr mehr oder wollt ihr mehr investieren in Zukunft? Oder wollt ihr eher Beschäftigung abbauen?
Naja die privaten haben natürlich auch ein paar mehr Freiheiten als es die staatlichen haben. Auch wenn man hört, es gibt je etliche private Hochschulen, die auch an ihre finanziellen Grenzen kommen, die schließen müssen. Also es ist nicht alles rosig im privaten Hochschulsektor. Aber ich glaube einfach, dieses Setting, dass man auch selber entscheiden kann, sein Profil selber gestalten kann, Dinge voranbringen, das sind ein bisschen mehr so die optimistischen Macher. Ich glaube, man muss auch ein optimistischer Macher sein, um an einer privaten Hochschule etwas bewegen zu können. Also es ist sicherlich auch eine andere Kultur, die dort vorherrscht. Und bei den staatlichen, da merkt man schon sehr stark, dass so diese Rahmenbedingungen die Stimmung drücken. Ich hatte ja gerade schon angesprochen, die Finanzierung ist da immer ein ganz großes Thema. Was sicherlich auch erklärt, warum die Hochschulen, die jetzt in der Exzellenzinitiative beispielsweise erfolgreich waren, die Stimmung auch deutlich besser einschätzen, als das diejenigen tun, die dort keine zusätzlichen Mittel generieren konnten.
Das ist nicht nur Staat, sondern Staat und Private, alle zusammen^genommen. Also sollen ungefähr 3% für Forschung und Wissenschaft ausgegeben werden und der Rest für Bildung oder der größere Teil für Bildung. Und wenn man sich den Wissenschaftsbereich dann nochmal getrennt anschaut, dann ist insgesamt so ungefähr pari pari die Finanzierung. Also die Hälfte der Staat, oder knappe Hälfte der Staat, gute Hälfte der private Bereich, insbesondere die Wirtschaft. Und gut im Grunde kann man natürlich sagen, finanzieren wir als Bürger und Bürgerinnen alle natürlich das Wissenschaftssystem. Also entweder als Steuerzahler oder als Konsument. Aber wenn man das mal nach den Sektoren sich anschaut, dann ist natürlich die Wirtschaft sehr stark auch in der Finanzierung, vor allem der Forschung und Entwicklung. Weil Wissenschaft kann man dann auch nochmal ein bisschen weiter runter brechen und sagen, das eine sind wirklich so die konkreten Aktivitäten, die Produkte generieren sollen, neue Dienstleistungen, innovativ oder für den Bereich der Innovation, also alles was Forschung und Entwicklung im groben betrifft. Und da kommen 2/3 der Ausgaben wiederum von den Unternehmen und 1/3 vom Staat. Der Staat finanziert aber überwiegend den Teil der wissenschaftlichen Ausbildung, den man natürlich zur Wissenschaft dann auch nochmal dazurechnen kann. Also insgesamt sind es in Deutschland ungefähr ungefähr 100 Milliarden, die wir für Wissenschaft ausgeben und Unternehmen geben …
Ja es gibt natürlich einen überwiegenden Teil der Studierenden, die auch den Master noch anschließen wollen und tun. Ja. Also wirklich abgenommen hat die Studienzeit in dem Sinne nicht. Die Bologna-Reform hat ja zum Ziel auch, dass die erwarteten Studienzeiten, die Regelstudienzeiten auch besser eingehalten werden können, indem man das ganze etwas besser strukturiert und modularisiert und da nicht so die große Diskrepanz ist, dass es eigentlich eine Regelstudienzeit von 9 Semestern gibt, aber die durchschnittliche Studienzeit irgendwie 12 oder 13 Semester ist. Das war ja früher einfach so. Also Regelstudienzeit war ja eine unrealistische Vorgabe. Die haben die wenigsten eingehalten. Vielleicht die, die sich es nur nicht anders leisten konnten.
Da gibt es schon sehr große Unterschiede. Die sind natürlich auch von unterschiedlichem Niveau gestartet. Also eher unterproportional, der Anstieg ist zum Beispiel in den ostdeutschen Bundesländern gewesen. Da sind natürlich auch die Studierendenzahlen nicht so stark gestiegen, wie im Rest der Republik demografisch bedingt. Aber da waren die Wachstumszahlen besonders niedrig. Es gibt auch einzelne Bundesländer, die eher gekürzt haben, auch insbesondere die Stadtstaaten Bremen, Berlin auch, was natürlich daran lag, dass sie im Vergleich zu vielen Flächenländern insgesamt immer schon sehr viel ausgegeben haben für ihre Hochschulen. Und sie haben natürlich eine Ausgabe, die eigentlich über die Ausbildung der Landeskinder hinausgeht. In Berlin studieren natürlich viele, die auch nicht aus Berlin kommen. Das heißt Berlin nimmt da eine Aufgabe war, die eigentlich von bundesweiter Bedeutung ist, die aber über den Landeshaushalt in Berlin finanziert wird. Da gibt es natürlich auch ein gewisses Ungleichgewicht. Und Berlin ist ja auch nicht auf Rosen gebettet, insofern nachvollziehbar, dass man auch guckt, dass das Ganze wieder in ein anderes Verhältnis kommt. Aber wenn man das natürlich aus gesamtstaatlicher Perspektive sieht, dann sind solche Entwicklungen natürlich nicht wünschenswert. Das Sozialsystem da insgesamt an der kurzen Leine gehalten wird. Es gibt auch andere Beispiele. Einige süddeutsche Länder, Hessen beispielsweise, haben schon ihre Volumina deutlich nach oben geschoben. Aber in der Summe gesehen eher ein mäßiger Aufwuchs, der dazu führt, dass pro Studierendem sogar weniger Geld zur Verfügung steht als Jahre zuvor.
Es ist ein gewisses Wahrnehmungsproblem, aber natürlich ist es trotzdem eine Zweiteilung des Systems. Also es gibt die einen, die profitieren und die anderen, die nicht profitieren. Und man merkt ja auch an der Stimmung an den Hochschulen, dass es da zu Unterschieden geführt hat. Nun war ja so der Anlass auch, dass man gesagt hat, naja man braucht auch eine gewissen internationale Wahrnehmung des Hochschulsystems in Deutschland und wenn wir in der Breite gut sind, dann ist das wichtig, aber wenn wir auch international wettbewerbsfähig sein wollen, dann brauchen wir auch Hochschulen oder Forschungsbereiche mit einer internationalen Strahlkraft. Und ich glaube der Mobilisierungseffekt der Exzellenzinitiative war schon enorm. Man darf ja im Grunde nicht nur auf die gucken, die am Ende profitieren, sondern man muss ja eigentlich auf alle gucken, die daran teilgenommen haben. Und die Hochschulen sind so auch gezwungen worden, sich einfach mal über sich selbst bewusst zu werden, ihre eigenen Stärken und Schwächen zu reflektieren, ihr Profil zu reflektieren, bin ich eigentlich auf dem richtigen Weg, wo liegt meine Chance im Wissenschaftsbereich, soll ich mich in der Breite aufstellen oder habe ich nicht noch einzelne Fachbereiche, die besonders gut sind, die ich auch noch weiter stärken möchte? Also auch viele Hochschulen, die jetzt am Ende vielleicht gar nicht finanziell profitieren, haben sich allein dadurch, dass sie sich mal auf den Weg gemacht haben, sicherlich auch in ihrer Struktur, in ihrem Denken nochmal neu aufgestellt, das ist auch ein positiver Effekt, der von der ganzen Initiative mit ausgeht.
Die dritte. Geht jetzt in die dritte Runde. Da wird es sicher auch Modifizierungen geben. Das ist ja auch politisch debattiert. Es gibt auch unterschiedliche Positionen, also wie stark eigentlich so dieser Elitegedanke noch eine Rolle spielen soll oder ob andere Themen, beispielsweise der Kooperation in der Region oder mit anderen Einrichtungen, Wissenschaftseinrichtungen, Unternehmen außerhalb der Hochschule, ob das nicht auch viel stärker Berücksichtigung finden soll.
Rechnet sich das, genau. Also Unternehmen denken dann auch durchaus perspektivisch. Also sie investieren auch viel, auch beispielsweise in Hochschullehre, wo sie jetzt nicht ein halbes Jahr oder ein Jahr später direkt ein Produkt daraus ableiten können. Sondern sie arbeiten schon daran, dass die Rahmenbedingungen verbessert werden. Wenn ich jetzt in Hochschullehre investiere denke ich, dass ich später bessere Mitarbeiter bekomme, aber ich habe jetzt nicht unmittelbar den Nutzen. Also es gibt auch durchaus perspektivische Investitionen von Unternehmen oder sie fördern auch über Stiftungen letztendlich auch die Grundlagenforschung. Aber klar ist, dass der private Wissenschaftsförderer, also Stiftungen dann noch ein ganzes Stück weit freier sind. Und da finden die Investitionen statt auch in Projekte, wo der direkte Nutzen vielleicht auch noch gar nicht erkennbar ist oder erst in späteren Schleifen entsteht. Ja wenn ich jetzt Grundlagen entwickele und da muss ich dann in 10-20 Jahren entstehen da vielleicht dann konkrete Dinge daraus, aber natürlich muss ich diese Grundlagen erst mal schaffen, um später auch Anwendungsmöglichkeiten zu finden.
Ich will jetzt nochmal einen anderen Punkt aufgreifen, der ja in dieser ganzen Finanzierungsdiskussion auch sehr viel Mindshare hat, der irgendwie immer wieder aufkommt, die Frage dieser Drittmittelförderung, das ist ja etwas, was sich über die letzten Jahre und Jahrzehnte, ich weiß gar nicht schleichend, aber auf jeden Fall deutlich ausgeprägt hat, ich glaube noch vor 30 Jahren oder so spielte das im Prinzip keine nennenswerte Rolle, heute ist es schon relevant für die Beschäftigung neuer Professoren, die sich eigentlich von Vornherein darauf einstellen müssen, wenn ich mir hier eine Professur erarbeiten möchte, dann ist das einfach Teil meiner Arbeit. Sprich man muss als Lehrende und Forschende da einfach selber Beziehung aufbauen und für Fördergelder sorgen oder für direkte Finanzierung von Forschungsprojekten, die einem sozusagen der Apparat, in dem man ja eigentlich beschäftigt ist, selber so nicht bereitstellt. Wie hat sich das so entwickelt? Welche Dimensionen haben diese Drittmittel mittlerweile im Forschungssystem?
Also insbesondere im Hochschulsystem haben sie inzwischen eine wirklich große Bedeutung muss man sagen. Also absolut gesehen sind ungefähr 7 Milliarden Euro pro Jahr Drittmittel an den Hochschulen. Grundmittel so um die 25 Milliarden. Also ein knappes Viertel letztendlich des Hochschulbudgets sind inzwischen Drittmittel. Das war noch vor 10-15 Jahren deutlich weniger. Da waren es irgendwie 10 Prozentpunkte weniger. Da erkennt man in der Tat den Trend von mehr Wettbewerb auch in der Hochschulfinanzierung. Dieser Wettbewerb trifft nicht alle Hochschulen gleichermaßen. Also wenn man sagt, im Durchschnitt sind es 25%, dann gibt es etliche der großen Universitäten, die einen Drittmittelanteil von um die 40% haben. Also wer natürlich forschungsstark ist, der hat auch einen deutlich höheren Drittmittelanteil. Bei kleineren Hochschulen, Fachhochschulen, die jetzt auch sich weniger im Bereich der Forschung aufstellen, da spielen Drittmittel auch noch eine sehr untergeordnete Rolle. Aber Drittmittel sind ja alles nur die Gelder, die von extern nochmal an die Hochschulen fließen. Wobei extern dann auch relativ zu sehen ist, weil der größte Teil der Drittmittel kommt tatsächlich auch vom Staat.
Ja, also es ist natürlich, dass der Bund hier der Antreiber gewesen ist. Wenn man sich das bei den Hochschulen anguckt, dann sind DFG-Drittmittel, die ja nach wissenschaftlichen Kriterien vergeben werden, nach reinen wissenschaftlichen Kriterien, abgesehen von Problemen, die es in jeder Institution gibt, wo es natürlich dann auch gewisse Pfadabhängigkeiten zu beobachten gibt, dann ist das immer ein Kriterium, mit dem der Wissenschaftler auch Reputation gewinnt. Also wenn ich ein DFG-Projekt an Land ziehe, dann ehrt mich das. Dann ist das auch nach verschiedenen Bewertungsskalen, wenn ich dann irgendwie in Berufungsverhandlungen gehe oder Neuberufungen, das ist ein Asset mit dem ich dann wuchern kann. Das ist eine Währung geworden auch im Wissenschaftssystem. Interessanterweise unterscheiden sich die Drittmittel da auch deutlich. Also die Hochschulen legen da ganz unterschiedliche Kriterien an, wenn sie so leistungsorientierte Mittelvergabe auch belohnen. Dann zählen DFG-Drittmittel in der Bewertung deutlich mehr als Drittmittel, die Wissenschaftler aus der Wirtschaft attrahieren. Also da nehmen die Hochschulen eine Wertung vor und sagen, ja also DFG-Drittmittel find ich gut, wenn ihr das einwerbt, wenn ihr Drittmittel von einem Unternehmen einwerbt finde ich das so mittel.
Also rein aus dem Wissenschaftsgedanken. An der Stelle sei auch nochmal auf eine andere Sendung hier von Forschergeist verwiesen, wer das vielleicht noch nicht gehört hat, Ausgabe 13 setzt sich ja intensiv mit dem Horizont2020 oder Horizon2020-Programm der EU auseinander, was ja im Prinzip hier auch nochmal mit rein spielt. Also wie es die nationalen Drittmittel der Forschungsgesellschaften gibt, gibt es ja im vergleichbaren Maße eben EU-Förderprogramme, die eben für spezielle Projekte gegeben werden, vor allem natürlich welche, die sich auch auf europäischer Ebene stark vernetzen. Das ist ja nochmal ein zweiter Aspekt. Aber auch an der Stelle ist es ja vor allem die wissenschaftliche Arbeit, die gefördert wird, unabhängig von der Wirtschaft. Jetzt aber auch so, dass diese Drittmittel, was bezahlen die denn eigentlich? Und ist es nicht so, dass die Universitäten teilweise dadurch auch noch quasi mehr Arbeit haben? Also werden denn aus diesen Drittmitteln dann auch immer entsprechend die Hochschulen so beglückt? Also freuen die sich jetzt nur, weil der Wissenschaftler für seine wissenschaftliche Arbeit gelobt wird? Oder ist es sozusagen auch für die Hochschule für den Apparat selber ein Gewinn?
So ist das auch. Also es gibt eine Programmpauschale bei der DFG, die deckt einen Teil der Overheadkosten auf jeden Fall ab. Das sind aber auch immer langwierige politische Diskussionen. Wer zahlt nämlich jetzt diesen Overhead? Inzwischen ist da die Finanzierung beim Bund gelandet. Weil die Länder auch nicht bereit waren, da sich zu engagieren. Ja die Frage ist, reicht das aus? Und dieser Overhead ist natürlich auch von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich. Also wenn ich jetzt Hochschulen habe, die eine große Infrastruktur aufgebaut haben, große Labore, teure Labore, dann haben die natürlich ganz andere Overheadkosten als andere. Die Overheadkosten in einem technischen Forschungsprojekt sind wahrscheinlich auch andere als in einem geisteswissenschaftlichen. Also da geht man natürlich dann eher so mit dem Rasenmäher vor und sagt, jeder wird jetzt erst mal gleich behandelt. Deswegen eigentlich das Ziel Vollkosten auch zu berechnen, wo man dann wirklich auch nachvollziehbar zeigen kann, dieses Projekt, wenn ich das finanzieren möchte, muss ich das und das und das alles berücksichtigen. Aber das ist sozusagen das was der Bund macht. Das BMBF gibt auch solche Programmpauschalen. Bei Drittmitteln aus der Wirtschaft ist das letztendlich individuell verhandelt. Und da haben wir auch mal gesehen in einer Umfrage auch im Rahmen des Hochschulbarometers, dass es da stark auf die Verhandlungsposition auch drauf ankommt. Also die Hochschulen, die auch eine Forschungsexzellenz haben, den fällt es deutlich leichter, bei den Unternehmen auch noch alle Vollkosten abrechnen zu können oder Programmpauschalen einzufordern. Hochschulen, die vielleicht froh sind, wenn sie insgesamt mal ein paar Drittmittel auch an Land ziehen können, die haben da mehr Schwierigkeiten.
Ja. Aber die privaten Hochschulen in Deutschland sind ja auch ein speziellerer Markt. Also wie gesagt, das ist ein Nischenmarkt. Und an die privaten Hochschulen in Deutschland, muss man dann auch sehen, kommen sehr viele internationale Studierende. Gerade an die großen Privatuniversitäten. Die sind gewohnt, Studiengebühren zu bezahlen. Für die ist das jetzt nicht so die große Frage, ob ich die jetzt in Deutschland an einer privaten Universität bezahle oder in England oder in den USA. Das spielt für diese Gruppe an internationalen Studierenden jetzt keine Rolle. Aber insgesamt ist natürlich schon die Frage, wer soll das Hochschulsystem finanzieren? Und eigentlich sollten es ja die finanzieren, die davon profitieren. Und das ist auf der einen Seite der Staat, keine Frage. Wenn ich gut ausgebildete Menschen habe, dann wirkt sich das positiv aus. Sie sind seltener arbeitslos, ich muss weniger Arbeitslosenhilfe bezahlen. Sie verdienen in der Regel besser, kriege ich mehr Einkommenssteuer als Staat. Sie sind vielleicht auch ein bisschen kreativer und innovativer, zumindest hoffen wir, dass ein Studium diesen Effekt hat. Dann treibt das auch das Wachstum. Also der Staat sollte natürlich ein Interesse haben, dass Menschen studieren. Und sollte auch einen Beitrag deswegen zum Studium bezahlen. Auf der anderen Seite profitieren natürlich auch diejenigen, die ein Studium absolvieren über ein höheres Einkommen im Lebensverlauf. Also die Bildungsrenditen für ein Studium sind gut. Und die sind deutlich höher als alle anderen alternativen Anlagen, die es heutzutage gibt. Deswegen stellt sich natürlich schon die Frage, warum nicht diejenigen, die am Ende durch einen guten Job und selten auch Arbeitslosigkeit von einem Studium profitieren, auch ein bisschen was zurückgeben.
Ich glaube davon ist es erst mal unabhängig, aber das kann ich jetzt nicht genau sagen. Aber das Bafög hat natürlich in den letzten Jahren nicht unbedingt gewonnen. Also man hat da jetzt nicht Gelder hineininvestiert, wie es vielleicht auch angemessen gewesen wäre, wenn man sich die Preissteigerung anguckt und die Frage insgesamt, wie viele Leute studieren eigentlich heute an der Hochschule und wie viele haben vor 10-20 Jahren hier studiert. Auf der anderen Seite hat man natürlich noch mal ein System geschaffen neben dem Bafög mit dem Deutschlandstipendium, das auch zur Finanzierung von Studierenden mit beiträgt, das ist dann allerdings nicht an die sozialen Voraussetzungen gebunden, sondern eher an die Leistung auch von Studierenden. Das ist eine Prämie für besonderes Engagement. Es geht nicht nur um Noten, es geht auch um gesellschaftliches Engagement, was Studierende leisten. Da gibt es ganz unterschiedliche Kriterien. Aber das ist eine zweite Säule, die jetzt entstanden ist, die natürlich auch in der Kritik steht. Aber hier differenziert sich einfach auch das staatliche Unterstützungssystem.
Also der gute Trend ist ja eigentlich, dass die Bedeutung von Wissenschaft und Bildung politisch auf jeden Fall anerkannt ist. Auch wenn so Schlagworte wie Bildungsrepublik werden immer dazu führen, dass man so ganz genau hinguckt, sind wir wirklich so gut, wie behauptet wird? Ist ja aber auch ganz gut, wenn man genau hinguckt. Aber man kann schon sehen, dass Wissenschaft Bildung der Bereich ist, gerade wenn man sich den Bund anschaut, der die höchsten Zuwachsraten hat. Und es hat ja uns nicht geschadet in den letzten Jahren, da irgendwie viel hineininvestiert zu haben. Wir haben ja auch bestimmte wirtschaftliche Krisen ein Stück weit besser überstanden, als das andere getan haben. Und es gibt nicht wenige, die sage, das liegt auch daran, dass wir jetzt im Bereich Innovation, Wissenschaft so gut aufgestellt waren. Also insofern dieser Trend war ein guter. Es geht natürlich jetzt auch darum, zu belegen, was erreichen wir damit? Warum ist eine Investition, ein Euro, in Wissenschaft und Bildung investiert ein guter Euro? Das kann man an verschiedenen Zahlen sich deutlich machen. Also wir haben auch mal ausgerechnet, dass 190 Milliarden regionale Wertschöpfung durch die Hochschulen generiert werden. Das ist ja dann schon ein Batzen. Denn es wird immer dieser Verteilungskämpfe auch geben. Aber der Finanzminister ist nie ein Freund irgendwie des Wissenschaftsministers. Weil der immer so unverschämte Forderungen stellt.