Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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FG011 Lehren und Lernen in digitalen Zeiten

Mathematik, IBM, Gott und die Welt.

Die Disruption in Wissenschaft und Wirtschaft, die durch die Verbreitung von Computern, die damit einhergehende Digitalisierung und die Ausbreitung des Internets fortgesetzt um sich greift, lässt manchen in Staunen und bisweilen auch in Hilflosigkeit zurück. Dem Wandel aktiv zu begegnen und für sich und andere produktiv anzunehmen, ist eine Aufgabe für alle.

Wir sprechen mit Gunter Dueck, der als Mathematik-Professor und Manager in der Wirtschaft in den letzten dreißig Jahren viel Erfahrung mit diesen Kräften gesammelt hat und selbst immer versucht hat, sich dem Neuen nicht nur zu stellen, sondern es möglichst wirkmächtig in sein Leben, Denken und Schreiben einfließen zu lassen. Seine Schlussfolgerungen und Überzeugungen verdichtet er regelmäßig in vielbeachteten Büchern und Vorträgen über modernes Management, Bildungs- und Innovationsfragen.

https://forschergeist.de/podcast/fg011-lehren-und-lernen-in-digitalen-zeiten/
Veröffentlicht am: 25. Mai 2015
Dauer: 2:02:06


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:42.090
  3. Vom Bauernhof zur Wissenschaft 00:01:38.564
  4. Wirtschaft und die digitale Optimierung 00:22:43.808
  5. Digitaler Umbruch in Unternehmen 00:41:44.846
  6. Disruption durch Internet 00:46:08.415
  7. Internet und Mobilität als Chance und Bedrohung 01:00:09.688
  8. Zukunftskompatible Lehre und richtige Bewerbung 01:18:08.172
  9. Der Tor hält Rat für Feindschaft 01:35:10.607
  10. Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter 01:44:48.890
  11. Epilog 02:00:36.874

Transkript

Tim Pritlove
0:00:43
Gunter Dueck
0:01:37
Tim Pritlove
0:01:38
Gunter Dueck
0:01:58
Tim Pritlove
0:01:59
Gunter Dueck
0:02:01

Ja.

Tim Pritlove
0:02:02
Gunter Dueck
0:02:20
Tim Pritlove
0:02:27

Wo?

Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:02:52
Gunter Dueck
0:03:11
Tim Pritlove
0:03:41
Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:03:55
Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:04:13
Gunter Dueck
0:04:13
Tim Pritlove
0:04:20
Gunter Dueck
0:04:27
Tim Pritlove
0:04:30
Gunter Dueck
0:04:37
Tim Pritlove
0:05:24
Gunter Dueck
0:05:26

71.

Tim Pritlove
0:05:27

71.

Gunter Dueck
0:05:29
Tim Pritlove
0:05:57
Gunter Dueck
0:05:59

Ja.

Tim Pritlove
0:06:00
Gunter Dueck
0:06:01
Tim Pritlove
0:07:07
Gunter Dueck
0:07:08
Tim Pritlove
0:07:21
Gunter Dueck
0:07:30

Man muss seinen Kopf trainieren. Diesen ganzen Formalismus, diesen wissenschaftlichen Kram da in sich reinzukriegen, dass man irgendwie weiß, wie die Wissenschaft denkt und dann kann man natürlich den Stoff dann auch relativ leicht aufsaugen, das ist nicht der Punkt. Also ich erinnere mich an einen so nach Woche 4 oder 6, da sagt mein Sohn, du Papa ich kann das nicht. Dann sage ich, pass mal auf, die Aufgabe ist einfach doof. Die verlangt keinen intellektuellen Kontent, du sollst einfach nur da so deine Kästchen da runter rechnen. Das ist so einfach Fingerübung, das hat gar nichts mit Erkenntnis zu tun. Und da hat er mich fast umgehauen vor Zorn. Und hat halt gesagt, er kriegt es nicht hin und da kommt einer so an und sagt, da muss man nichts verstehen, rechne einfach ein bisschen. Und dann ist er ja später jetzt Assistent geworden und dann kam er eines Tages nach Hause und hat gesagt, er musste so an mich denken, wie er mich damals würgen wollte und er hat jetzt gerade einen Studenten im ersten Semester gehabt und er kommt mit so einer Babyaufgabe nicht klar. Und da hat er eben gesagt, guck mal, da musst du nichts erkennen, du musst einfach nur so locker runter. Da wollte der den erwürgen und hat bei sich so... das ist der Punkt. Also praktisch man muss so ein Fach vielleicht 1-2-3 Semester aushalten und dann hat sich das gesetzt und der Pulverdampf verzieht und dann ist es relativ einfach. Und die meisten Leute werden dadurch abgeschreckt. Ich würde das anders machen. Aber ich habe das mal den Mathematikern vorgeschlagen, ich war ja auch im Präsidium der Deutschen Mathematikervereinigung 8 Jahre. Ich würde einfach mal so eine Anfängervorlesung wegnehmen und dafür eine so Übersichtsvorlesung machen, was eigentlich die Erkenntnisse der Mathematik sind. Also ohne den Formalismus. Also dass man eine Woche erklärt, was Funktionentheorie ist, eine Woche was Algebra, was Statistik, Wahrscheinlichkeitstheorie und Zahlentheorie und so weiter halt Topologie ist. So würde ich auch in Wirtschaft machen. Einfach einen Rundumkurs, was ist Marketing, was ist Bankbetriebslehre, was ist Finanzmarkt. Damit man überhaupt mal weiß, wo man hin will. Und dass man nicht gleich so mit Definitionen vollgepfropft wird, die sehr formal sind und die einen eigentlich abhalten. Und dieses Problem sehe ich eigentlich in vielen Studiengängen. Also ich kenne jetzt praktisch nur Ingenieur, BWL habe ich selber auch mal versucht, also in Göttingen zu studieren. Man wird einfach vollgepumpt mit Formalismus, also mit der wissenschaftlichen Sprache, ohne zu wissen, was man eigentlich da macht.

Tim Pritlove
0:09:56
Gunter Dueck
0:09:59
Tim Pritlove
0:10:05
Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:10:50
Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
0:14:45
Tim Pritlove
0:15:09
Gunter Dueck
0:15:14
Tim Pritlove
0:15:52
Gunter Dueck
0:15:54
Tim Pritlove
0:15:56
Gunter Dueck
0:16:12
Tim Pritlove
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Gunter Dueck
0:16:34
Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:16:54
Gunter Dueck
0:17:04
Tim Pritlove
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Gunter Dueck
0:17:12
Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:19:27
Gunter Dueck
0:19:34
Tim Pritlove
0:19:35
Gunter Dueck
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Ja ich kann einfach jetzt Mathematik studieren und normal immer nur publizieren, ohne jemals einen Studenten gesehen zu haben. Dann werde ich Professor aufgrund der Publikationen und dann muss ich denen das halt beibringen und da habe ich aber weder eine Ahnung, noch wahrscheinlich Lust dazu. Also wer bis dahin noch keine Lust hatte, der kriegt sie ja auch nicht mehr. Und das geht einfach nicht. Da wird lange diskutiert drüber. Es gibt ab und zu mal so ketzerische Bemerkungen, dass man so was wie Lehrprofessoren haben könnte, also die nur lehren und gar nicht forschen. Da gibt es irgendwie dann Ärger, weil die dann vielleicht schlechter bezahlt werden müssen, weil die Forscher sich wichtiger fühlen. Dann kann man natürlich wieder sagen, zum Stechen, hilft nichts. Die humboldtschen Ideale sagen, dass der Lehrer, der Professor lehrt, da ist von Forschung gar nicht die Rede, also kann man nachgucken, was humboldtsche Bildung ist oder was Universitas ist. Universitas kommt von so was wie, Gemeinschaft der Professoren mit den Lehrenden und die sollen denen das beibringen. Man hat dann gesagt irgendwann nach einer gewissen Zeit, es wäre ja gar nicht so schlecht, wenn die auch ein bisschen forschen, damit die noch wissen, wo Highend ist, also die nicht irgendwie durchschnittlichen Kram erklären auf der Hochschule, sondern irgendwie wissen, wo die Exzellenzlinie ist. Und da wäre es gar nicht so schlecht, dass sie auch ein bisschen zur Forschung beitragen. Aber das mit dem Forschen ist neu. Und jetzt ist das völlig umgeschlagen. Also die Idee früher mal bei den Universitäten war, dass man eigentlich lehrt und meinetwegen forscht. Das ist geduldet worden. Und jetzt ist es so, dass man im Grunde karrieremäßig nur noch irgendwas wert ist, wenn man forscht und das mit dem Lehren, ja gut das muss man dann machen. Also man macht es gerade so gut, dass dann die Bewertungen im Spiegel oder so ganz gut sind. Aber es ist kein richtiger Ehrgeiz dabei. Jetzt werden ganz viele wieder protestieren, ich habe aber Ehrgeiz. Das mag ich nicht. Also ich kriege immer Leserbriefe, aber meine Schule macht das und ich bin immer bemüht. War ich ja auch. Das Problem ist, das reicht nicht, wenn 10 oder 20% das richtig machen, sondern das muss eine wirkliche Breitenbewegung werden. Und bei diesen ganzen Reformen, wenn ich jetzt immer schimpfe, ich will ein neues Bildungssystem, dann kommen immer welche, die sind richtig gut. Meinetwegen, was immer ich kritisiere, gibt es dann doch Gegenbeispiele und die Gegenbeispiele plustern sich auf und sagen, aber bei mir ist es gut, in meiner Schule ist es gut, in meiner Uni ist es gut. Und die diskreditieren dann sozusagen die Kritik am ganzen System. Weil sie sagen, guck ich bin ein Leuchtturm hier. Und dann sage ich, pass mal auf, wenn ihr ein Leuchtturm seid, dann macht doch mit, kritisiert das System und sagt, macht so wie ich oder so, aber sagt nicht, das System ist gar nicht so schlecht, wie der Dück das macht. Ja weil wenn sozusagen die 5-10% über Kritik erhabenen immer sagen, das stimmt gar nicht, dann ist es immer wieder abgewendet und man kommt irgendwie zu keinem guten Ergebnis.

Tim Pritlove
0:22:44
Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:23:08
Gunter Dueck
0:23:10
Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
0:24:02
Tim Pritlove
0:24:04
Gunter Dueck
0:24:06
Tim Pritlove
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Gunter Dueck
0:25:04
Tim Pritlove
0:25:21
Gunter Dueck
0:25:28
Tim Pritlove
0:25:31
Gunter Dueck
0:25:40
Tim Pritlove
0:26:08
Gunter Dueck
0:26:11
Tim Pritlove
0:27:15
Gunter Dueck
0:27:16
Tim Pritlove
0:28:02
Gunter Dueck
0:28:02
Tim Pritlove
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Gunter Dueck
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Tim Pritlove
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Gunter Dueck
0:29:28
Tim Pritlove
0:29:29
Gunter Dueck
0:29:32
Tim Pritlove
0:29:52
Gunter Dueck
0:30:18
Tim Pritlove
0:30:23
Gunter Dueck
0:30:29

Ja.

Tim Pritlove
0:30:30
Gunter Dueck
0:30:40
Tim Pritlove
0:31:28
Gunter Dueck
0:31:30
Tim Pritlove
0:31:55
Gunter Dueck
0:31:58
Tim Pritlove
0:31:58
Gunter Dueck
0:32:00
Tim Pritlove
0:32:53
Gunter Dueck
0:32:58
Tim Pritlove
0:34:02
Gunter Dueck
0:34:21

Ich war dann praktisch wie in der Uni, aber irgendwie das war viel interessanter. Man hatte auch mehr Spaß auch zu arbeiten. Man hat auch Außenkontakt gehabt, mit den Leuten, die die Probleme hatten. Also ich habe eine Zeit lang Industrieoptimierung gemacht. Also wir haben so was wie Fahrpläne, Flugpläne, Stahlwerkspläne optimiert. Ja so die ersten Navis gebaut, Standortberatung gemacht und das hatte so den Vorteil, dass ich in so große Konzerne reingekommen bin und die haben mir ganz genau erklärt, was sie da machen. Also wie ein Fließband jetzt ganz genau funktioniert. Und da habe ich halt unglaublich viel gelernt. Also nach welchen Regeln das geht und was die Probleme sind, wenn da so ein Arbeiter irgendwas macht. Da kommt irgendwie so ein Auftrag, kannst du nicht mal von irgendwelchen Hofbräu die LKW-Fahrer optimieren. Also dass die nicht so viel durch die Gegend fahren und die Fässer abladen. Dann fährt man da mal ein Tag mit und dann habe ich festgestellt, also nur nach Stoppuhr oder muss man noch nicht mal eine Stoppuhr haben, dass die fast die ganze Zeit drauf geht, gar nicht mit dem Bierabladen und auch nicht das Bier hinfahren, sondern die müssen fast die ganze Zeit mit dem Gastwirt kungeln, dass er endlich Bargeld rausgibt und die wollen das nicht auf Kredit oder Kreditkarte bezahlen, sondern immer nur in Bar, weil die Restaurants ja – das sieht man im Fernsehen ja dauernd jetzt heute – dass die dauernd pleite gehen. Und dann kommen sie mit den Bierfässern und dann kommt einer raus und jammert erst mal, könnt ihr nicht noch einmal anschreiben lassen. Nein und so, und dann diskutieren sie erst mal. Und die Lösung, mathematisch brauchte man keine Lösung, kann man sagen, erst einer mit dem Motorrad vorwegfahren und man bringt das Bier nur dahin, wo er das Geld schon hat. Ja und so. Und dann hat man sich diese ganzen Abläufe angeguckt und manchmal sind sehr sehr schwierige mathematische Lösungen raus gekommen und manchmal konnte man das aber auch einfach so lösen.

Tim Pritlove
0:36:17
Gunter Dueck
0:36:20

Mathe war im Kern schon da. Also ich habe nur diese, ich war dann als Abteilungschef so ein bisschen der Erstverkäufer und habe mir erst mal das Problem angeguckt, ob wir da irgendwas machen können und ob wir das von der Komplexität überhaupt lösen können mathematisch und ob der Kunde das überhaupt will. Dann hat es so interessante Wendungen gegeben. Die Leute haben Angst, dass wir das gar nicht verbessern können, dann ist das Geld sinnlos rausgegeben. Und noch größere Furcht, das hat mich irgendwie bewegt dann fast in die Philosophie oder Psychologie zu gehen, noch schlimmer war es, dass sie eigentlich noch mehr Angst hatten, dass wir das zu gut können. Also wenn man irgendwo in den Anschein, in den Geruch gerät, des mehr als 20% zu verbessern, dann kriegen die Leute kalte Füße, weil sie denken, jetzt werden wir beschuldigt. Also die haben nicht so sagen sich, also man könnte doch naiv freudig sein, also so als Mathematiker war wir das erst. Wir haben gesagt, wow wir können das hier ein Viertel verbessern, 25% guck mal. Da sind wir unser Geld wert, wir kommen dann so wie Heroes. Wir kommen da rein, gucken hin, arbeiten fünf Monate und es ist 25% besser. Und wir sind alle stolz und der Kunde von uns der freut sich und verdient über alle Kante Geld. Das ist nicht so gewesen. Also praktisch wenn wir kamen und dann sagen sie, wie viel wird das besser und dann beten sie irgendwie, dass es nicht so viel besser wird, weil sie irgendwie das Gefühl haben, sie werden beschuldigt, dass es so schlimm ist.

Tim Pritlove
0:37:52
Gunter Dueck
0:37:54
Tim Pritlove
0:38:05
Gunter Dueck
0:38:13
Tim Pritlove
0:38:19
Gunter Dueck
0:38:22
Tim Pritlove
0:38:32
Gunter Dueck
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Tim Pritlove
0:39:45
Gunter Dueck
0:39:47
Tim Pritlove
0:40:11
Gunter Dueck
0:40:15
Tim Pritlove
0:40:42
Gunter Dueck
0:40:42
Tim Pritlove
0:41:10
Gunter Dueck
0:41:10
Tim Pritlove
0:41:45
Gunter Dueck
0:41:51
Tim Pritlove
0:41:56
Gunter Dueck
0:43:08
Tim Pritlove
0:44:02
Gunter Dueck
0:44:06

Ja das R2 war ja auch auf Großrechnern so von IBM implementiert. Und da kann man sich Vorträge von Hasso Plattner angucken. Durch irgendein Problem mit der Lieferung von Mainframes hatten sie Schwierigkeiten irgendwo einem Großkunden SHP zu liefern und es gab aber jede Menge Workstations und dann haben sie gesagt, verteilen Sie das ganze mal auf Workstations zur Probe für diesen Kunden und da ist dann so eine Idee geboren worden, fast so aus einer Notlage heraus, dass man das SHP dann verteilt auf verschiedene kleinere Computer. Und da war irgendwo dann relativ schnell die Idee geboren, dass jeder sein SHP am besten jetzt heute auf dem Handy hat. Und das ist relativ schnell gekommen. Und dann war sozusagen die Betriebswirtschaft jetzt überall. Also praktisch in jedem PC und auch dann auf jedem Arbeitsplatz und ich glaube, das hat einen erheblichen Unterschied gemacht. Nicht nur technisch, sondern auch in der Geisteshaltung. Man sagt ja heute, dass die BWLer langsam die Macht übernommen haben gegenüber den Ingenieuren. Weil plötzlich diese ganzen Analyse- und Kontrollwerkzeuge, Planungswerkzeuge überall da waren. Heute stand gerade in der Zeitung, dass der 9. DAX-Konzern jetzt seinen Finanzchef zu Oberboss gemacht hat. Also praktisch der ganze Computersiegeszug ist nicht nur so auf der technischen Ebene, sondern auch wie man ein Business betreibt. Also mit BigData und dann mit Zahlen usw. Und dann mit vielen vielen Rechenschiebern. Und man hatte am liebsten so was wie ein Flugzeugcockpit vor sich, so ein Herrscherdingsda mit allen möglichen Hebeln und schraubt dann an allen Grafiken dran rum und gibt dem nur Befehle. Und so Leute wie ich sagen, komm doch lieber mal wieder zu den Brauereifahrzeugen an und guck es dir an. Ja also wenn man gewisse Dinge nicht aus den Zahlen sehen kann, sondern wie die Leute sich dann bei der Arbeit benehmen, muss man vielleicht dann auch mal vor Ort dann sich anschauen.

Tim Pritlove
0:46:08
Gunter Dueck
0:46:16

Das tun sie sehr gut. Es ist nur das Problem mit dem Internet ist, dass es sehr viel Wandel erzeugt und das steht in den Zahlen nicht drin. Also die Zahlen geben ja irgendwo, also wenn man aktuell ist, also bis heute die Zahlen, den Stand der Wirklichkeit wieder. Man muss aber nicht nur das Zeug, also das Tagesgeschäft vernünftig in den Griff kriegen, das kann man mit den ganzen Zahlen. Man muss irgendwie auch planen, was man in der Zukunft sein will und das sieht man aus den Zahlen nicht. Und da muss man also, wenn man jetzt nur die Zahlen gewöhnt ist, sieht man irgendwie gar nichts mehr. Also man muss wirklich dann irgendwo in die Zukunft gucken. Beispiel. Glühbirnenhersteller macht immer so E27 Glühbirnen und dann machen sie als nächstes Sparglühbirnen oder Halogen irgendwas. Und dann kommt plötzlich so ein Bruchpunkt, der sehr schwierig ist, dann kommen LED-Leuchten und LED-Leuchten gehen eigentlich nicht mehr kaputt, die muss ich in die Lampe rein bauen. Und in diesem Moment muss der, was vorher ein Ingenieur ist, plötzlich Kunst studieren, weil die Lampe ja wegen der Schönheit gekauft wird. Also vorher war die Schönheit und das Ingenieurszeug getrennt, weil man die Glühbirne ja rein schraubt und jetzt ist plötzlich die Technologie mit der Schönheit zusammen. Und da kann man ganze Konzerne hinten rausfallen sehen. Weil plötzlich so ein Haufen von Ingenieuren ist und die anderen sind ein Haufen Künstler und jetzt muss man sagen, jetzt arbeitet mal plötzlich zusammen. Und da merkt man so wie ganze Kulturen sich nicht annähern können oder sich nicht mischen können. Oder die haben auch keine Lust dazu oder sie fangen dann an, so Rangeleien zu machen oder so. Und dann sagt einer, dann mach mal deine Kunst da und dann sag uns nur, was wir da rein schrauben müssen und so geht das nicht. Die müssen dann nicht nur interdisziplinär arbeiten, also das Wort ist schon ganz abgelutscht. Also dieses was die sagen, dass man verschiedene Disziplinen zusammenlegen muss, das ist nicht der Punkt, sondern das sind Geisteshaltungen. Also ich habe jetzt so ein Beispiel genommen, wo die Geisteshaltung des Ingenieurs, der immer nur auf seine Effizienzen guckt, das ist A++ oder irgendwas wird und schön leuchtet und die Farbe muss richtig sein nach Wunsch usw. Und dann kommen plötzlich Künstler. Jetzt kommen noch so die Spielkinder die Informatiker dazu, die machen jetzt Lampen, die in verschiedenen Farben sind und dann kann man Ruhetöne oder weiß ich Sauna imitieren. Was bei Philips jetzt anfängt. Da bilden sich ganz andere Denk- oder Wirtschafts- oder Verhaltenskulturen und das finde ich, für mich ist das so das spannende Feld, also wo ich mich dann viel mit befasse. Und ich sehe, dass es ganz ganz grotesk große Schwierigkeiten gibt für Konzerne, die in so eine Falle kommen. Also wo man sozusagen die Geisteshaltung wechseln muss. Also zum Beispiel Apple hat das gekonnt, dass die auf Ästhetik gehen.

Tim Pritlove
0:49:29
Gunter Dueck
0:50:22
Tim Pritlove
0:51:33
Gunter Dueck
0:51:34
Tim Pritlove
0:51:34
Gunter Dueck
0:51:38
Tim Pritlove
0:51:44
Gunter Dueck
0:52:32
Tim Pritlove
0:53:12
Gunter Dueck
0:53:33
Tim Pritlove
0:53:35
Gunter Dueck
0:53:50
Tim Pritlove
0:53:55
Gunter Dueck
0:53:56

Ja.

Tim Pritlove
0:53:57
Gunter Dueck
0:53:58

Ich habe ja immer nur diese ganzen Konzernketten versucht, mit Mathematik zu reorganisieren. Und dann kam irgendwo das Internet. Was mich eher fasziniert hat sind die neuen Businessmodelle davon. Ich war dann auch der Erstzeichner von Amazon. Das fand ich eine gute Idee. Ich war schon, ich hatte allerdings, ich bin aufgekaufter Kunde, ich war bei Buchonline.de oder irgendwie hieß das, von Regensburg. Und irgendwann hat man mir mitgeteilt, ich sei jetzt Kunde von Amazon Deutschland, also die sind aufgekauft, das war dann die Zweigkeimstelle???, also die Deutschen waren da schneller, nur Amazon war völlig radikaler. Und die sind dann so an die Börse gegangen. Ich habe auch die ersten Aktien gezeichnet, ziemlich viel Geld verdient, die sind ja dann ziemlich gleich hochgestiegen. Nicht gleich, wollte auch keiner haben, man konnte beliebig viele haben, es war gar kein Hype. Also wenn man sich erinnert. Bei Google kriegte man ja dann gar keine mehr, bei Facebook sowieso nicht oder Twitter. Bei Amazon hätte man sein ganzes Vermögen in Erstaktien der Amazon geben können, war genug da. Also keiner wollte das haben. Die sind auch erst so um 10% gefallen und dann so langsam angezogen. Da gab es dann so relativ viel Hass, dass das nie was wird. Also man hat immer gesagt, das ist keine reale Firma, die besteht nur aus Software, das ist nicht Brick und ???, wie man dann sagt, also kann gegen so was wie Karstadt mit Innenstadtgrundstücken nie standhalten. Man denke jetzt an Karstadt, 15 Jahre hat es gedauert. Und das hat mich so ein bisschen empört, dass dieses Neue was da vom Internet kommt, so runter gemacht wurde. Also dann kam so als erste Suchmaschine Yahoo und so weiter. Ich habe dann angefangen wie wahnsinnig im Internet zu lernen. Wir hatten damals AltaVista.

Tim Pritlove
0:55:51
Gunter Dueck
0:55:51

Als Suchmaschine. Und mein Schlüsselerlebnis war ein bisschen bei Businessmodellen, ich habe Besuch gehabt von einem jungen Mitarbeiter, der hat damals gesagt, jetzt bricht ein neuer Hype aus, er weiß jetzt, was demnächst gekauft werden muss. Und da habe ich gesagt, was heißt das? Er hat gesagt, ich weiß nicht was es ist, es heißt Enterprise Application Integration, EAI und ich habe keine Ahnung was es ist, aber der Vortrag dadrüber war irgendwie überzeugend, aber ich habe schon wieder vergessen was es war. Und dann habe ich bei AltaVista 20, also ich weiß heute noch, 19 Hits bei AltaVista gefunden, EAI, 19. Und zwei davon waren erschöpfend auskunftsfähig. Und da habe ich gesagt, das ist die Zukunft. Also so richtig jetzt, ich habe es gewusst. Und dann bin zu dem Geschäftsführern einem nach dem anderen gegangen und habe gesagt, Enterprise das bringts. Also dass man die Anwendung irgendwie über ... was heute Cloud, also das war schon so eine Idee, dass man die Anwendungen alle zusammenschrauben muss und eine gemeinsame Grundlage, einen gemeinsamen Datenpool machen muss und dass man dann die Unternehmen ganz neu organisiert, durch diese Integration der verschiedenen Anwendungen. Das war eine total gute Idee. Und dann musste man so Messagepipes und Messenger machen zwischen den verschiedenen Datenbanken, also was jetzt alles Cloudcomputing so im Prinzip macht. Und das ist 1999 raus gekommen. Die Leute haben gesagt, das haben sie noch nie gehört, da muss ich einen Hörfehler gehabt haben. Ich habe gesagt, aber das ist eine gute Idee. Dann haben sie gesagt, ja aber wenn es noch keiner kennt, kann es keine gute Idee sein. Dann habe ich jeden Morgen bei AltaVista nachgeguckt, Enterprise Application Integration immer mit der gleichen Schreibweise und die Hits gezählt und das ist dann bis Juni/Juli auf 3000 und im Oktober auf 6000. Dann habe ich irgendwo gesagt, und dann bin ich immer mutiger geworden und habe gesagt, das. Und dann haben sie gesagt, das ist keine Marktforschung, das kannst du nicht machen. Das bedeutet nicht, wenn da mehr Hits. So was heute Googletrends wäre, das haben wir damals alles selber so quasi erfunden, also praktisch, wie man das Internet benutzt, was man damit macht, wie man Aufmerksamkeit erzeugt, was die Leute da tun, welche Businessmodelle gut sind usw. Und das habe ich alles angeschaut. Ich habe mich hauptsächlich für Businessmodelle interessiert und immer gesurft und gelernt und was die Leute da machten und dann haben sie angefangen, Autos im Internet, Autoweb.com gab es so eine Firma. Und dann habe ich immer überlegt sozusagen die Probleme, die man heute schon verstanden hat. Also wenn einer ein Auto auf dem Web verkaufen will, müssen ja 10.000 gucken und ein Auto suchen. Das war damals nicht. Dann hat man irgendwie 10 Leute, die ein Auto suchen und 100, die eins verkaufen. Aber das matcht nicht, also das geht erst, wenn es so ganz groß wird als Infrastruktur. Das haben damals die Leute nicht verstanden und haben einfach Werbung gemacht. Haben sie einfach 100 Millionen Kapital eingesammelt und nur Werbeanzeige gemacht, aber die meisten Leute haben dann trotzdem kein Auto auf dem Internet verkauft und dann ist die Firma einfach ersatzlos bankrott gegangen. Und das war dann der .com Crash. Das war im Grunde ein vollkommener Irrtum in den Businessmodellen, man hat gedacht, die werden so schnell von der Bevölkerung adaptiert. Und da hat man jetzt einfach diese seit dem .com Crash hat man das jetzt alles gelernt und die Bevölkerung ist jetzt langsam da. Und jetzt kommt alles was so 1999 bis 2002 pleite gegangen ist unter großem Tamtam kommt ja jetzt wieder. Also die Ideen Carsharing oder Bildtelefon, das hat man ja mit dem Skype fast im Handy. Alle diese Ideen wurden ja damals angefangen und sind mangels Masse gestorben oder mangels auch Akzeptanz oder Begeisterung in der Bevölkerung und das kann man nicht mit Werbeanzeigen lösen. Sie haben damals gedacht, sie machen das so wie Margarinereklame, kauf Rama oder so und dann ist denen das alles...

Tim Pritlove
0:59:57
Gunter Dueck
0:59:58
Tim Pritlove
1:00:11
Gunter Dueck
1:01:21
Tim Pritlove
1:01:23
Gunter Dueck
1:01:26
Tim Pritlove
1:01:50
Gunter Dueck
1:02:51
Tim Pritlove
1:03:54
Gunter Dueck
1:03:57
Tim Pritlove
1:04:08
Gunter Dueck
1:04:14
Tim Pritlove
1:05:35
Gunter Dueck
1:05:44
Tim Pritlove
1:06:42
Gunter Dueck
1:06:42

Kreativ zu sein, Konflikte zu lösen, verschiedene Welten zusammenbringen. Auch so den Willen zu haben, dass man es jetzt auch hinkriegt, also Siegeswillen und so auf die Straße zu bringen. Und das sind so, man muss auch verkaufen können, überzeugen können, gut Storytelling und so weiter können. Also auch ein bisschen werben für sich selber, vernünftig reden. Und das sind Dinge, die in unserem Erziehungssystem eigentlich nicht vorkommen. Also wenn man Glück hat, also meinen Kindern kann ich das beibringen, weil ich ja ein paar Bücher drüber geschrieben habe, kann ich wenigstens das so erklären zu Hause. Aber wenn man das jetzt nicht zu Hause mitkriegt, also jetzt so bildungsfern aufwächst, sagen wir mal, dann hat man überhaupt keine Chance. Also dann geht man durch den Kindergarten durch bis zum Gymnasium, eigentlich bis zum Doktor und hat noch nie verkauft, überzeugt, was kreativ gemacht, es wird ja eher immer noch verschulter, als es früher war. Also früher hatten wir ja durchschnittliche Studiendauern von 13-14 Semestern glaube ich, war so das Durchschnittsding. Die guten Leute haben alle so nach 12-13 Semestern Diplom gemacht, die anderen dann eher 20 so. So in dem Dreh und da hatte man auch ziemlich viel Zeit, so ein bisschen Erfahrungen mit der Welt zu machen. Das ist alles weggeschmilzt worden, aber vieles davon braucht man. Ich will nicht sagen, dass man jetzt wieder zu einer Trödelzeit von früher zurückgehen müsste, und sagt, ich brauche einfach ein paar Jahre für Persönlichkeitsentfaltung, ich will nur sagen, irgendwo muss das mal auf den Lehrplan. Und da ist es nicht. Da könnte man natürlich drüber nachdenken, dass das reine Faktenlernen, also welche Atome es gibt und wie viele Elektronen Eisen und so hat. Dass man diese Dinge mehr ins Internet legt und von begnadeten Fachexperten erklären lassen und dass die Lehrer mehr so eine Art Vorbilder sind und die menschlichen Qualitäten höher bringen.

Tim Pritlove
1:08:42
Gunter Dueck
1:08:46
Tim Pritlove
1:08:55
Gunter Dueck
1:08:57
Tim Pritlove
1:09:18
Gunter Dueck
1:09:21
Tim Pritlove
1:10:10

Ja.

Gunter Dueck
1:10:11
Tim Pritlove
1:10:28
Gunter Dueck
1:10:36

Ich habe ein Argument dafür. Wenn man normal in eine Firma gekommen ist, auch bei IBM, dann kriegte man ein Büro zugewiesen mit drei anderen und dann hat man erst mal 5-10 Jahre mit denen zusammen gearbeitet. Und dann hat man sich an die Köppe gekriegt, gestritten und so weiter und man hat sich dran gewöhnt. Also der eine wäscht sich da nur alle drei Wochen die Haare und das stört mich und so weiter und dann kann man das alles 10 Jahre in Ruhe alles auskaspern. Weil man sich daran gewöhnt. Man ist irgendwo so eingesperrt mit den anderen, also für lange Zeit. Also wenn Sie jetzt im Finanzamt arbeiten oder in der Post, dann ist man immer mit diesen Leuten zusammen und dann irgendwann renkt sich das ein. Jetzt ist es so bei vielen Projekten, die man hat, ist die Arbeit irgendwie anders geworden, ist mehr wie bei einem Filmteam. Also praktisch die beschließen, dass sie jetzt irgendwelche 20-2000 Leute fahren in die Karibik, drehen für vier Wochen einen Film und kommen wieder nach Hause oder gehen dann zu einem anderen Platz. Und man hat im Grunde fast nur einen Tag Zeit, mit den anderen klarzukommen, also das ist alles ganz stark getaktet und bei diesen Projekten, also wenn ich jetzt als Berater zu verschiedenen Firmen gehe, dann komme ich da ja für vier Wochen rein mit meiner Fachkenntnis, mach das, und dann kommt ein anderer und macht das irgendwie mit seiner Fachkenntnis fertig. Dann springe ich praktisch für ein paar Wochen da rein und dann muss ich sozusagen sofort teamfähig sein mit Leuten, die ich noch nie gesehen habe und die werde ich auch nicht wieder sehen. Muss nicht sein, kann sein, dass ich die nie wieder sehe, weil für diesen Kunden ist es dann fertig und dann geht man zu einem anderen Kunden. Und dann ist man so was wie, wie soll man das sagen, so Wanderer zwischen vielen verschiedenen Welten und muss dann sofort klarkommen.

Tim Pritlove
1:12:18
Gunter Dueck
1:12:22

Und diese Fähigkeit ist in dieser Form noch nie wichtig gewesen. Also ich erinnere mich, wir haben im Jahr so 93/94/95 haben wir das erste mal eine Lösung gemacht für eine Spedition in Frankfurt und da musste man dann die Lastwagen dann mit unseren Programmen tatsächlich fahren lassen. Also so die Rundtouren. Also so richtig, dann wenn einer einen Zettel aus dem Drucker geht und dann sagt, dieser Lastwagen wird mit diesem Teil beladen und du fährst jetzt los. Und dann musste jemand von unserer Abteilung acht Wochen oder so was glaube ich nachts in Frankfurt arbeiten, weil natürlich die Lastwagen immer 2 Uhr morgens losfahren, also die kriegen dann Aufträge über den Tag, das wird dann kommissioniert, irgendwie gepackt, wer was auflädt und dann muss man da an eine bestimmte Rampe gehen und dann wird das aufgeladen und dann fahren die morgens los. Und dann muss so ein Mathematiker plötzlich acht Wochen in der Nacht arbeiten. Und da habe ich ja noch gedacht, der ist Abteilungsleiter und ich habe zu Hause gesessen, sag zu meiner Frau, kann man ihm das zumuten? Also praktisch normal war, so Wissenschaftler arbeitet jetzt immer von 9-17 oder 18 Uhr oder so oder hat so einen geregelten Arbeitstag und jetzt muss der acht Wochen dahin, was sagt seine Frau dazu oder das war so der Beginn dieser Reisetätigkeit. Also dass sozusagen der Arbeitsplatz plötzlich zerfleddert, das war eine ganz einschneidende Erfahrung. Und da haben wir uns noch gedacht, können wir dem das zumuten? Das hat ihm sogar Spaß gemacht, das ist nicht schlimm gewesen. Er hat dann aber, ich glaube der ist auch dann gegen eine Leitplanke gefahren, weil er 3 Uhr nachts völlig übermüdet war und dann hat natürlich die Firma das bezahlt und wir haben gesagt, das ist ??? Und dann haben wir gesagt, das ist schwierig mit dem Arbeitsrecht, war das überhaupt erlaubt, dass er da abends noch arbeitet und hätten wir das richtig beantragt und so, und da kriegen wir alle einen roten Kopf, ist nichts passiert, nur richtige Schramme im Auto, und da dämmerte mir, das erinnere ich noch so, dass jetzt plötzlich die Arbeit von den Leuten in IBM sich auflöst, die ist nicht mehr im Büro, sondern so Art als Fachexperte dann irgendwie mal da mal da. Und dann heute hat man das viel exzessiver, da gibt es dann eben Kollegen, die sind ein Jahr bei Nokia in Helsinki und dann bei Ford in London und reisen so rum. Dann sieht man die Berater, dass sie Montagmorgen um 6 Uhr den ersten Flug nach London nehmen und kommen dann Freitagabend wieder. Versuchen dann family zu machen übers Wochenende.

Tim Pritlove
1:15:03
Gunter Dueck
1:15:13

Ja da mag man das. Also ich habe ja jetzt als Keynotespeaker praktisch einen völlig wilden Job, also die Hälfte der Zeit bin ich einfach normal zu Hause und die andere Hälfte bin ich total auf Achse. Also das was ich damals als Schreckensbild aller Zeiten gesehen habe. Dass man immerzu weg ist, das ist ja jetzt mein Alltag, das hätte ich damals nicht verstehen können. Also wenn man mir gesagt hätte, du musst das jetzt machen, hätte ich gesagt, das tue ich auf keinen Fall. Ich will jetzt jeden Tag um 17 Uhr zu Hause sein oder 18 Uhr. Und das Erstaunliche ist jetzt irgendwie auch, dass ich selbstständig bin, wenn bei mir jetzt einer angerufen hätte bei IBM als Angestellter, du musst morgen Nacht noch irgendwie einen Vortrag halten in London oder was. Da hätte ich gesagt, mach ich nicht, das ist mir zu stressig. Wenn man jetzt Freiberufler ist, dann weiß man, dass das ein Arbeitsauftrag ist und dass das gut ist, und man verdient damit Geld. Und man sieht plötzlich Arbeit auch anders. Also als Selbstständiger sehe ich plötzlich, dass Arbeit auch gut ist, weil die mich ja ernährt. Und wenn man Angestellter ist und jemand kommt dann mit so einer ätzenden Arbeit, die man nicht gern macht, dann sagt man, bleib mir vom Hals. Dann ist man eher ärgerlich und so weiter. Und wenn ich mir – ich hätte das nicht geglaubt, also wenn mir einer gesagt hätte, wie mein Leben in 10 Jahren aussieht, damals als wir so feste Büros hatten, hätte ich gesagt, nein das kann keiner wollen. Ja und diesen Prozess macht glaube ich jetzt irgendwie ein Großteil der Menschheit auch nach. Also weil IBM natürlich sehr sehr weit vorn ist mit der Arbeitsorganisation. Und ich habe dann gar nicht so viel Mühe gehabt, die Zukunft vorherzusagen, weil die IBM im Grunde 4/5/10 Jahre vorher schon so ist. Und dann kommen die anderen Leute und sagen, Gunter Dück das stimmt nicht was du sagst, so wird es nie kommen und dann sage ich, bei uns ist das schon so seit 5 Jahren. Und dann kann natürlich, wenn man so an diesen vordersten Frontfirmen ist, relativ schneller abschätzen, wie so die Arbeitswelt dann insgesamt konvergiert.

Tim Pritlove
1:16:42

So schlimm ist es gar nicht oder? Also wir stellen fest, durch Veränderung der Mobilität der Leute insgesamt. Aber eben auch der schnelleren Kommunikation, die dann wiederum ja ganz neue Projektkonstellationen ermöglicht, spielt eigentlich so diese althergebrachte Firmenstruktur sicherlich noch eine Rolle, aber nicht mehr in dem selben Maße, zumindest ist es nicht das einzige, wo auch ein Bildungssystem hindenken muss. Ich glaube, früher gab es sehr stark diese Prägung von, Leute, die jetzt hier durch den Universitätsprozess oder jeglichen Ausbildungsprozess, fängt ja schon bei der Schule an, durchgehen, die müssen wir so hier mit dem Standardrüstzeug ausstatten und irgendwann kommt dann die Ausbildung und dann hast du dein Beruf und dann bist du das bis an dein Lebensende und das ist halt jetzt aus vielen Gründen nicht mehr so. Wenn man jetzt schaut, wie manche Bildungsinstitutionen und wir hatten da ja schon drüber gesprochen, mit den Möglichkeiten des Netzes umgeht, wie zum Beispiel – was war das Beispiel? - Harvard, andere Universitäten in den USA machen es ja ähnlich, man findet komplette Vorlesungen, detailliert und in weiten Teilen auch sehr gut präsentierte Inhalte, wo man sich im Prinzip wirklich nur noch vor den Rechner setzen muss und das komplette Studium absolvieren kann, also zumindest alle Vorlesungen so haben kann. Die Buchmittel etc. Sonstigen Informationen sind ja genauso vorhanden. Also ich könnte im Prinzip gleichwertig den Stoff konsumieren. Warum kommt das alles aus den USA? Warum kommt das nicht aus Deutschland? Wo sind denn die Universitäten, die das hier machen? Und warum machen die das nicht? Haben Sie da irgendeine Ahnung? Gibt es einen guten Grund?

Gunter Dueck
1:19:00
Tim Pritlove
1:19:05

Ja.

Gunter Dueck
1:19:06
Tim Pritlove
1:19:41
Gunter Dueck
1:19:46
Tim Pritlove
1:19:48
Gunter Dueck
1:19:51
Tim Pritlove
1:20:03
Gunter Dueck
1:20:45
Tim Pritlove
1:21:00
Gunter Dueck
1:21:04
Tim Pritlove
1:21:24
Gunter Dueck
1:21:33
Tim Pritlove
1:23:09
Gunter Dueck
1:23:17
Tim Pritlove
1:23:27

Ja.

Gunter Dueck
1:23:28
Tim Pritlove
1:23:52
Gunter Dueck
1:24:31
Tim Pritlove
1:24:51
Gunter Dueck
1:24:53
Tim Pritlove
1:24:58
Gunter Dueck
1:25:01
Tim Pritlove
1:25:12
Gunter Dueck
1:25:13
Tim Pritlove
1:25:42
Gunter Dueck
1:26:23
Tim Pritlove
1:27:01
Gunter Dueck
1:27:03
Tim Pritlove
1:27:11
Gunter Dueck
1:27:12
Tim Pritlove
1:27:14
Gunter Dueck
1:27:17
Tim Pritlove
1:27:17
Gunter Dueck
1:27:18
Tim Pritlove
1:27:29
Gunter Dueck
1:27:35
Tim Pritlove
1:28:30
Gunter Dueck
1:28:32
Tim Pritlove
1:28:38
Gunter Dueck
1:29:11
Tim Pritlove
1:29:37
Gunter Dueck
1:29:40
Tim Pritlove
1:30:13
Gunter Dueck
1:30:14
Tim Pritlove
1:30:17
Gunter Dueck
1:30:18
Tim Pritlove
1:30:40
Gunter Dueck
1:30:46
Tim Pritlove
1:30:46

Ja.

Gunter Dueck
1:30:47
Tim Pritlove
1:31:04
Gunter Dueck
1:31:07
Tim Pritlove
1:31:53
Gunter Dueck
1:31:53
Tim Pritlove
1:32:11
Gunter Dueck
1:32:24

Man kann sich ja ein bisschen auch interessieren und Praktika machen, um was zu lernen. Also praktisch ist es oft so, man kann ja Praktika in Firmen machen, so auch als Schüler auch in den Ferien mal. Da muss man sehr aufpassen, weil manchmal wollen die Leute, die einfach nur so im Büro helfen und irgendwie ein Haufen Zeug kopieren. Muss man sich wirklich Mühe geben. Man kann ja meinetwegen umsonst arbeiten, aber sagen, ich mache irgendwas wirklich richtig mit und bringe mich ein und arbeite richtig schöne Sachen. Also mein Sohn hat mal vier Wochen in Heidelberg bei einer Firma eine ganze Messe mitgestaltet. Also mit Plakat drucken und alles, Design machen, welche Kugelschreiben werden denn verschenkt usw. Und hat dann so 6-8 Wochen mal so den ganzen Ablauf kennengelernt und das hat so richtig Spaß gemacht, dass er das auch gut kann. Da muss man halt so ein bisschen suchen, dass man so eine Stelle kriegt, wo man nicht so als Hilfsarbeiter mit dabei ist. Da hat es einen – weiß ich noch – einen wunderbaren Moment in meinem Leben gegeben, da ist der Bote gekommen, ein Bote von der Druckerei, in der Mittagspause in die Firma, hat das Plakat aufgerollt und hat gesagt, ist es so gut, zu meinem Sohn, der war ja wirklich nur Praktikant für acht Wochen. Mein Sohn hat gesagt, ja finden Sie nicht, dass der Balken, der Winkel ein bisschen tiefer sein müsste? Sagt er, ja wo Sie das jetzt sagen, das könnte sein. Und dann sagt mein Sohn, das fand ich gut. Also nach acht Wochen Beruf. Und sagt er, und wie viel kostet das, wenn man das jetzt anständig machen? Sagt der Drucker, ja 250 Euro oder irgendwas, wird es wohl machen, das zu ändern. Da hat mein Sohn gesagt, dann würde ich sagen, Sie machen das mal. Dann ist der weggegangen und kam er nach Hause, darf man das als Praktikant eigentlich? Dann habe ich ihn in den Arm genommen, ich habe mich so gefreut, habe gesagt, aus dir wird mal ein vernünftiger Arbeiter, war einfach eine vernünftige Entscheidung. Und dann finden das so, das muss man ja irgendwie hinkriegen.

Tim Pritlove
1:34:46
Gunter Dueck
1:34:49
Tim Pritlove
1:35:02
Gunter Dueck
1:35:41
Tim Pritlove
1:36:44
Gunter Dueck
1:36:45
Tim Pritlove
1:37:29
Gunter Dueck
1:37:36
Tim Pritlove
1:38:31
Gunter Dueck
1:38:35

Ja.

Tim Pritlove
1:38:36
Gunter Dueck
1:38:46

Da müsste man mehr diskutieren, ich habe das bei meinem Doktorvater irgendwie ein bisschen mit reingekriegt. Also ich habe Glück gehabt, so gut gecoacht zu werden, also nicht gecoacht hat er, aber wir haben, ich bin so quasi aufgewachsen im Statistikinstitut in Göttingen. Es war nicht die Mathefakultät, also der Fachbereich, sondern das war ein eigenes Gebäude mit 1,5 Lehrstühlen so was. Professor Ulrich Krengel???, der da Statistik gemacht hat und da haben die Leute ab Vordiplom irgendwo gelebt. Also da war ein Leseraum, wir haben viel Schach, Blitzschach gespielt und die Professoren haben da in der Mittagspause wild diskutiert und Kaffee gab es immer umsonst, den haben irgendwie die Professoren bezahlt. Und die Studenten konnten auch reinkommen, auch Mittagessen gehen mit denen usw. Und ich habe irgendwie mitten zwischen diesen Leuten da mein Leben nach dem Vordiplom verbracht und das war toll. Ich habe versucht, dann viele Elemente dann irgendwo auch jetzt dann in mein Abteilungsleiterdasein zu bringen. Also dass man viel viel spricht mit den Leuten. Und es ist dann so, dass ein Teil der Mitarbeiter eigentlich immer sagt, bleib mir vom Hals, du willst schon wieder mit mir herummeckern, die sind ein bisschen verloren. Also man muss es irgendwie hinkriegen, dass Mitarbeiter sagen, kannst du mal was zu irgendwas gestern zu der Präsentation sagen? Sondern das und das war gut und das war schlecht und dann sagen sie, ist gut. Manche wollen wissen, also gecoacht werden, im Sinne von trainiert und manche haben da Angst vor. Also die wollen eigentlich nur gelobt werden. Haben Angst, dass sie irgendwie einen drauf kriegen oder so was, die sind empfindlich. Und das müsste man den Leuten raus erziehen. Also praktisch man merkt immer noch, dass es viele Menschen, viele Schüler, viele Mitarbeiter gibt, die nicht offen sind, also die wollen gar nicht gecoacht werden, selbst wenn man käme und würde so einen Ansatz machen. Dann habe ich immer so einen Spruch, meinen Lieblingsspruch habe ich gefunden in einer Moschee in Schwetzingen gibt es im Garten so eine Moschee, die ist nicht richtig Islam, sondern so als Schmuck sozusagen da. Da steht da oben so ein Spruch drin, der Tor hält Rat für Feindschaft. Es ist dumm, sozusagen, doofe Leute halten Ratschläge für Feindschaft. Und da muss man lange lange üben, also wenn man Leute coacht. Weil viele Leute, wenn man sagt, du sollst das und das mal anders machen, besser machen oder probiere das, dann sagen sie, aha du willst mir die Gehaltserhöhung stehen. Das ist eine Vorbereitung, ich weiß, dass ihr alle gegen mich seid, und dann geht das wieder los. Und das sieht man am Gesicht, also die sagen das nicht, sondern da fällt irgendwie der Vorhang und sagt, jetzt will er nur auf mir rumhacken. Und ich glaube ganz ganz wichtig ist für die Bildung der Zukunft ist, dass man in diesem Sinne offen ist und wenn Leute kommen und sagen, warum machst du das nicht so, dann muss man einfach froh sein, dass man das mit ihnen diskutieren kann und dass man was lernen kann. Es kann auch sein, dass die anderen Unrecht haben, aber man kriegt wenigstens mal ein Feedback.

Tim Pritlove
1:42:02
Gunter Dueck
1:42:06
Tim Pritlove
1:42:08
Gunter Dueck
1:42:21
Tim Pritlove
1:43:02
Gunter Dueck
1:43:06
Tim Pritlove
1:43:28
Gunter Dueck
1:43:31
Tim Pritlove
1:43:35
Gunter Dueck
1:43:38
Tim Pritlove
1:44:49
Gunter Dueck
1:46:15
Tim Pritlove
1:47:37
Gunter Dueck
1:48:21
Tim Pritlove
1:48:24
Gunter Dueck
1:48:26

So bin ich jetzt nicht total gebildet, aber so bei Humboldt ist es so gewesen, dass man sagt, man hat eine gewisse Allgemeinbildung in den preußischen Schulen, damit die Leute alle, sagen wir mal, Grundregeln verstehen. Also so normal rechnen können, normal schreiben können, die Verkehrsschilder so was lesen können, wenn es welche gab. Also dass sie gewisse gemeinsame Fertigkeit haben. Dass das Volk ein höheres Niveau im Zusammenleben haben kann, weil gewisse Grunddinge jedem bekannt sind. Und da hat man so eine Art Schule draus gemacht und dann Schulpflicht. Das ist ein bisschen gekippt, also ich sage es einfach mal so, was ich verstanden habe, was ich jetzt so ein bisschen gelesen habe, dass in ein 60er Jahren, als ich dran war mit Schüler, als Schüler, dass man da neue Theorien hatte, dass alles sehr wissenschaftlich sein muss und man hat sich eigentlich dann Mühe gegeben, das Abitur so zuzuschneiden, also mit abstrakter Mengenlehre usw. Das war ja damals so ein Politikum und Sprachanalysen und weiß ich was. Dass man es als Vorbereitung der Wissenschaftlichkeit gesehen hat. Das steht sogar in Wikipedia so. Eine wahnsinnige Sache fand ich, da habe ich so minutenlang drauf geguckt, ob das der Ernst ist und da steht drin, auch die Hauptschule bringt den Stoff den Schülern etwas praktischer bei, aber sie vernachlässigt keinesfalls den Aspekt der Wissenschaftlichkeit. Und a merkt man, wenn sozusagen die Grundlegung des heutigen Gymnasiums aus den 60er/70er Jahren nimmt, dass da sehr viel Wert auf Wissenschaft gelegt wird, das heißt man hat überhaupt nicht die Idee gehabt, die Leute auf einen Beruf vorzubereiten, sondern eigentlich auf das Medizin oder Physikstudium. Und dafür hat man das so irgendwie so hingekriegt, also dass die Leute dann hauptsächlich Germanistik oder Philologie studieren, also Lehrer werden, dann Physik studieren, gibt noch Mediziner und Juristen oder so was. Und da hat man bestimmte Annahmen gehabt, wozu die Leute gut sind. Also deswegen hat man diesen wissenschaftlichen Ansatz gemacht, ich will den gar nicht verteufeln, aber damals hat man sich Gedanken gemacht, was will ich für einen Menschen haben, wozu mache ich das Ganze da im Abitur. Das hat ja eine historische Grundlage gehabt. Und die war damals sehr, da hatte man so eine Affinität zu abstrakten Wissenschaften. Heute hat man eine ganz andere Lage, die ist völlig geändert und jetzt fängt man an oder man hat völlig vergessen, warum das Abitur ist, so wie es jetzt ist. Und die Annahmen hat man vergessen. Also es ist jetzt lange her, also 50 Jahre her seit den 60er Jahren und die neue Generation übernimmt einfach einen Lehrplan, der aus ganz verschiedenen Vorstellungen entstanden ist und diese Vorstellungen sind einfach weg. Und ich finde, die muss man ab und zu mal ausgraben. Sozusagen unter welchen Annahmen haben wir eigentlich irgendwas beschlossen und stimmen diese Annahmen noch? Antwort ist, nein, stimmen sie heute nicht und deswegen finde ich, müsste man die Diskussion nochmal aufgreifen. Damals hat man sie geführt, warum kann man sie nicht jetzt führen. Es ist ganz offensichtlich, dass man sie jetzt nochmal führen muss.

Tim Pritlove
1:51:41
Gunter Dueck
1:51:57
Tim Pritlove
1:52:59
Gunter Dueck
1:52:59

Schaden kann es nicht. Ich habe gerade irgendeine berühmte Rede gesucht von Fineman, die von 74, ja da gibt es noch kein YouTube, Pech und dann liest irgendeiner auf YouTube den Text der Rede vor, da hat man schon gar keine Lust zu. Da ist man heute verwöhnt. Da habe ich irgendwas über volkskundliches haben wollen, da gibt es Bilder, die sind aber so 4x4cm im Internet, die kann man nicht vergrößern, weil jetzt damals man ja gar keine Pixel hatte und so weiter. Und da merkt man schon, wie schnell das so rasend geht. Was man vielleicht machen könnte und das ist mein Traum, dass man erst mal anfängt, das ganze Wissen einfach mal aufzustellen, zu kartografieren, dass man vielleicht so ganz große Wissenspools hätte, meinetwegen für alle Vorlesungen der Welt, für alle Theateraufführungen dieser Welt. Die gibt es alle beim ZDF und bei der ARD und die Juristen sagen, das ist rechtlich nicht statthaft oder so, dass der Rundfunkvertrag oder so verbietet es oder der Staatsvertrag verbietet es, dass wir das freigeben. Und dann sage ich, Leute wir hätten ja jetzt einfach an alten Fernsehserien, Jim Knopf, Kater Mikesch und so weiter hätten wir soviel Material inzwischen, dass wenn man die Mediathek einfach freigibt, mit allem was es so gibt, dass wir mühelos ein Kind bis 20 Jahre aufziehen können und der sieht nur wertvolle Sachen, muss gar kein Mist des Tages irgendwie sehen, der jetzt gerade neu gemacht wird. Also wir haben ja alles da. Und ich lästere immer, dass Goethe nicht daran gedacht hat, den Faust, dass man den Text liest, also das ist ja das Drehbuch für das Stück und man soll doch vielleicht ins Theater gehen, das konnte man damals nicht, da musste man natürlich irgendwie mangels Theater den Text lesen und interpretieren. Aber heute könnte ich jetzt 1000 Faustfassungen inzwischen nebeneinander in der Mediathek haben und ich kann dann Antigone von ??? oder Sophokles parallel nebeneinander her gucken. Haben wir immer zwei Drehbücher gelesen und gesagt, was ist der Unterschied dazwischen. Völlig doof. Und ich meine, ich kann jetzt Beispiele geben, wo quasi der Schulunterricht fast sinnlos ist gegenüber dem was das Internet bieten könnte. Weil wir mangels Theaterdramen gelesen haben, was man nicht soll. Wir konnten sie nicht vergleichend anschauen, weil es da nie zwei gleiche im Theater gab und so weiter. Nicht jeder lebt in Berlin usw. Und man kann ja ganz neue, also nicht nur den Stoff sozusagen von heute quasi irgendwie ins Internet bringen, sondern ich predige immer, man kann doch auch so Kompositionsprogramme, also dass man sozusagen eine Klaviertastatur auf dem iPad hat und dann die komponiert, dass man selber komponieren lernt. Ich kann Baukästen machen, Physikbaukästen, dass ich die ganze Elektrik von einem kleinen Kraftwerk selber baue mit virtuellen Teilchen, so wie Lego baue ich und dann funktioniert das. Und dann könnte ich daraus mehr experimentellen Unterrichtsstil nehmen, dass die Leute sich so richtig austoben können, an echten Aufgaben. Ich kann so viel mehr machen und da müsste man mal nachdenken jetzt über die möglichen Lehrmaterialien der Zukunft und dann auch Startups und da irgendwie ermuntern, das zu machen.

Tim Pritlove
1:56:25
Gunter Dueck
1:56:29
Tim Pritlove
1:56:30
Gunter Dueck
1:56:34
Tim Pritlove
1:56:37
Gunter Dueck
1:56:41
Tim Pritlove
1:56:50
Gunter Dueck
1:57:07

Ja das könnte man ja mal machen. Ich meine man kann einfach sagen, ich meine Sie müssen sich jetzt so einen Apparat wie ARD und ZDF vorstellen, praktisch die haben, da kann man einfach sagen, wozu gibt es das. Also dann kann man in den Staatsvertrag rein gucken und dann sagt man, das dient der Bildung des Volkes und so weiter. Und das Fernsehen konnte damals privat nicht betrieben werden, viel zu aufwendig gewesen, da hat der Staat gesagt, wir brauchen aber ein Fernsehen und dann machen wir das vom Staat aus. Und da steht alles drin, wozu das gut ist und dass sie Bildung machen sollen für das Volk. Also da steht ganz sicher nicht drin, dass sie hauptsächlich das Geld für Tatorte ausgeben und da einen Hype draus machen müssen, steht nicht im Staatsvertrag. Und da kann man sagen, das was im Staatsvertrag steht wird – ich kenne ihn jetzt nicht auswendig, aber ich würde mal tippen, das ist alles obsolet – und dann könnte man sagen, warum zahlen wir da 23 oder 25 Euro im Monat Haushaltspauschale, was soll das? Oder man kann einfach sagen, pass auf, wir machen einen ganz neuen Staatsvertrag, wir sagen, was ist der Bildungsauftrag für die nächste Zeit und der ist irgendwie anders und dann legalisiert man das. Da wundere ich mich, dass da gar kein Wille dahinter ist. Natürlich werden sich alle Fernsehleute und sonst was Zeter und Mordio schreien und da ist irgendwie, da ist gar kein Wille dahinter, irgendwas zu machen. Und die Politik ist immer jetzt immer mehr quantitativ. Also sozusagen sie werfen eine Milliarde auf Bildung oder die Eliteuniversitäten kriegen noch eine Milliarde und da gibt es eine Milliarde oder für Tabletts eine Milliarde. Was wir eigentlich brauchen ist dieses inhaltliche Umgestalten, dass wir da Willen ran bringen. Also man muss jetzt an den Inhalten arbeiten, nicht so sehr an, wer kriegt wie viele Tabletts oder so. Das ist nicht der Punkt. Und bei diesen Inhalten blocken die Juristen also total. Ich habe mal einen Vortrag gehalten beim Fernsehsender, dann habe die gesagt, pass mal auf, das sind alles schöne Ideen, du hast sogar recht oder wir würden ja auch gerne mitmachen, aber es geht juristisch nicht. Dann sage ich, ja macht dass es irgendwie geht, dann sagen sie, nein das wollen die nicht. Und da müsste man fast irgendwie mal demonstrieren. Also vielleicht wäre eine gute Idee, diese Haushaltsabgabe freiwillig zu machen, also dann wird es irgendwie weggeschaltet, also man darf dann eben das erste oder zweite Programm nicht sehen, das wird dann einfach rausgeschaltet aus dem Kabel. Ich verstehe nicht, warum, das muss doch gehen. Wir haben eine Zeit lang in Waldhilsbach die Europacupspiele auf einem Schweizer Sender 2 gesehen. Also hier in Deutschland werden ja immer nur ein paar übertragen, sonst muss man auf Sky. Bis letztes Jahr ging das so, dass man im Schweizer Fernsehen die Bayern München Spiele gucken konnte, die haben das genommen.

Tim Pritlove
1:59:51
Gunter Dueck
1:59:53
Tim Pritlove
1:59:57
Gunter Dueck
2:00:00
Tim Pritlove
2:00:17
Gunter Dueck
2:00:20
Tim Pritlove
2:00:32
Gunter Dueck
2:00:44
Tim Pritlove
2:00:45