Forschergeist
Horizonte für Bildung und Forschung
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Vernetzung, Innovationen und Öffentlichkeitsarbeit im wissenschaftlichen Betrieb
"Wissenschaft im Dialog" (WiD) ist eine gemeinsame Initiative der führenden Wissenschaftsorganisationen in Deutschland, die sich in zahlreichen Projekten für die Wissenschaft und verbesserte Wissenschaftskommunikation engagiert. Dabei legt WiD großen Wert auf innovative Projekte, die Förderung und Integration von Jugendlichen und die Vernetzung von Wissenschaftlern wie auch Bürgern. Wir sprechen mit der Vorsitzenden des Lenkungsausschusses von WiD, der Meeresbiologin Antje Boetius.
https://forschergeist.de/podcast/fg010-wissenschaft-im-dialog/
Veröffentlicht am: 11. Mai 2015
Dauer: 1:40:19
Aber ich also Employability, das wird jetzt wieder so ein bisschen arg übertrieben, also viele stellen sich darunter vor, dass man schon am Anfang, wenn man zur Uni geht, dass man dann schon weiß, was hinten rauskommen soll. Was für einen Beruf man dann hat und dann nur genau das lernt, was passförmig ist. So funktioniert ja gar nicht die Berufswelt. Die Berufswelt will ja auch Menschen haben, die Erfahrungen gesammelt haben, die teamfähig sind oder die auch mal alleine durchhalten, belastbar sind. Also es gibt so viele komplexe Phänomene dann am Ende einen Beruf ausüben. Heute gibt es ja auch dauernd – also immer mehr auch in Deutschland – gebrochene Berufsbiografien. Man wird so alt, dass man immer wieder auch mal was neues anfangen kann. Gibt es immer öfter. Also das ist es nicht. Employability bedeutet eher so, dass man den Studierenden am Anfang vermitteln kann, was gibt es alles für Möglichkeiten mit dem was du hier für die Jahre jetzt lernst und dich mühst, was du dann da wirklich mit anfangen kannst. Und ich bin echt manchmal richtig geschockt, wenn ich mit Studierenden rede, dass die noch nicht mal – die sitzen da an der Uni für fünf Jahre – und können gar nichts dazu sagen. Was will ich werden, was gibt es denn mal. Ja keine Ahnung, meine Mutti wollte so gerne, dass ich studiere. Aber weil es ansonsten ja auch langweilig ist oder da habe ich diese coole Zeit, da kann ich nochmal immer lang schlafen. Das ist also in meiner persönlichen Statistik leider der Studierenden, sind es echt nur 10-15%, die eine Antwort geben können, das soll dabei rauskommen, das wünsche ich mir. Man kann es sich ja auch einfach wünschen, man muss es ja gar nicht wissen, aber man könnte doch wenigstens einen Wunsch formulieren und leider finde ich, das ist immer noch schwierig und bei diesem Stichwort Employability bedeutet das, man könnte zumindest von Anfang an den Studierenden und den Professoren zusammen die Chance geben, darüber zu sprechen, wozu das Ganze, was soll da rauskommen, für was ist das gut dieses Wissen, so in dieser Form zusammenzubringen und weiterzuentwickeln? Deswegen finde ich das eigentlich ein positives Stichwort und kein Feindbild.
Also ich habe schon immer – Biologie hat mich insofern fasziniert, weil das Leben in den Prozessen und das Leben auch in seiner Macht über die Geschichte der Erde zu verstehen, das finde ich immer noch sehr faszinierend. Chemie mochte ich auch immer ganz gerne eigentlich, weil es so unglaublich ist, dass wir alle aus ein paar Elementen bestehen, aber diese Elemente in beliebiger Form zusammengesetzt völlig anderes ergeben. Und da gibt es ja in der Chemie noch viele Aufgaben, die auch damit zu tun haben, wie könnte die Welt anders sein als sie ist. Aber in der Frage der Vielfalt des Lebens und in der Frage, was kennen wir alles noch nicht, was auf der Erde lebt? Was für Anpassungen gibt es an Dynamik in der Umwelt. Das fand ich noch immer am interessantesten, und da war es aber immer die Wechselwirkung auch wieder zur Erde. Also was man Geosphären-Biosphären-Interaktionen nimmt. Wie gestalten sich Leben und die Erde gegenseitig. Das ist ein super Thema und das hat so viele Berührungsaspekte auch zu dem, wie wir eben mit der Welt umgehen, dass ich froh bin, dass ich mich auf die Biologie konzentriert habe und eben vor allen Dingen Ökologie, Ökosystemforschung, wo es wirklich auch um übergreifende Verständnisfragen geht und nicht nur um das Einzelne im Kleinsten kennengelernt zu haben, sondern auch Dinge einfach zusammenzuziehen, Synthese zu betreiben und aber auch unsicheres Wissen zu bedenken. Das finde ich sehr spannend.
Ich sehe schon. Also eine gewisse Passion zur Wissenschaft kann man Ihnen nicht absprechen. Wenn man sich jetzt so intensiv mit der Forschung auseinandersetzt und dann halt auch Ergebnisse erzielt, Papers macht, auf Konferenzen ist, so in diesem ganzen Wissenschaftstrubel richtig eintaucht und da sich natürlich in gewisser Hinsicht sich auch so eine eigene Marke schafft und merkt, wie strahlt Wissenschaft ab, wie strahlt man selber ab innerhalb dieses Systems. Ich hatte hier vor ein paar Ausgaben mit Onur Güntürkün schon gesprochen, den Sie sicherlich kennen, Sie nicken schon genau, sehr schönes Gespräch über eben auch im Prinzip dieselbe Frage, Wissenschaftskommunikation, wie betreibt man sie? Und zwar nicht nur so im Sinne von, Wissenschaft in der Öffentlichkeit, sondern eben auch schon angefangen, Kommunikation im eigenen Team, Kommunikation innerhalb der eigenen Institution und dann eben in verschiedenen Schritten bis in die Öffentlichkeit, sowohl in die wissenschaftliche Öffentlichkeit als auch in die allgemeine Öffentlichkeit hinaus. Wann begann denn das bei Ihnen, dass so diese Fronten – wenn man sie so nennen möchte – sich abgezeichnet haben, welche Erfahrungen haben Sie da sammeln können?
Ich hatte noch nie da irgendwelche Fronten oder Grenzen im Gehirn und wundere mich heute auch manchmal, dass die Leute das so schubladenmäßig oder spartenmäßig immer gegeneinander aufstellen, weil ich selber mir mein Bild von der Welt über Bücher zusammengesteckt habe. Als Kind war ich totaler Einzelgänger, habe immer nur gelesen und nicht viel kommuniziert, aber ich habe mir so ein Bild von Wissen und Information und Lernen, wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinanderfließen und sich gegenseitig befruchten können und auch alle Gesellschaftssysteme es wert sind, miteinander in Kontakt zu halten. Ich fühle mich nicht als Wissenschaftler unbedingt so völlig anders befähigt zu kommunizieren als als anderer Mensch, nicht weniger nicht mehr. Aber ich bin in der Lage eben meine Zeit Gott sei dank und das Geld was ich dafür kriege so einzusetzen, dass ich an der Front des Wissens arbeiten kann. Und dann habe ich das Gefühl, dann bin ich aber auch schuldig dafür, genau diese Front des Wissens, die man sich selber mühsam erarbeitet, auch gleich weiterzugeben. Ich finde das schrecklich, dass es so unglaublich lange dauert von dem Wissen, was da eigentlich ist in der Wissenschaft, bis dass es mal in einem Lehrbuch steht. Oder bis man dieses Wissen, was ja spannend und schön und aufregend ist und manchmal auch schrecklich mühsam, dass das irgendwo ankommt in der Gesellschaft, das ist ja unglaublich lange. Und dann noch bis es zu irgendwelchen Handlungen und Entscheidungen führt, und da finde ich das eine wichtige wissenschaftliche Aufgabe, weil Wissenschaft eben Wissenschaft schaffen ist, das schneller zu machen. Und das geht am besten durch reden. Durch reden.
Ja okay. Aber liegt ja auch nicht unbedingt jetzt erst mal jedem. Das ist das eine. Aber ich wollte auch noch so ein bisschen auf etwas anderes hinaus und da ich das Wort Front jetzt vielleicht nicht besonders glücklich gewählt habe, aber ich hatte das auch schon im Gespräch mit Onur Güntürkün, dass man dann eben schon sieht, oh jetzt habe ich hier Erkenntnisse gewonnen und jetzt möchte ich gerne auch meine Wissenschaftscommunity, sei es jetzt nur die Konferenz, auf der ich etwas präsentiere, auch überzeugen. Was hilft es, wenn ich viel forsche und wenn ich nicht in der Lage bin, diese gewonnenen Erkenntnisse, von denen ich vielleicht total selbst überzeugt bin, dass das jetzt die großartigste Entdeckung seit geschnitten Brot ist, dass die anderen dem auf folgen. Ich meine, da gibt es natürlich viele Widerstände, viele Leute, die sagen wir mal, erst mal prinzipiell gegen alles sind, was ihre Thesen verwirft. Aber keine Ahnung. Man muss das ja auch kommunizieren und man muss ja auch die richtigen Formate finden. Und was ja auch noch so ein Teilaspekt ist, da kommen wir glaube ich auch schon so langsam ein bisschen zu der Organisation, man muss ja auch der Öffentlichkeit klarmachen sowohl natürlich die Bedeutung der Wissenschaft, eben als auch die Konsequenzen darauf. Also gerade bei der Meeresbiologie denke ich mir, ist ja auch so eine der Wissenschaften, in der sehr viele Erkenntnisse gerade gewonnen werden über Auswirkungen von den Änderungen von Ökosystemen, die ja dann letzten Endes – und auch da sind wir wieder bei diesem Turnaround – ja möglichst schnell eine Änderung des Verhaltens der Gesellschaft und damit natürlich auch der politischen Lenkung dieses Verhaltens der Gesellschaft erfordert. Das muss ja, das birgt ja sicher ein hohes Frustrationspotenzial, wenn man sieht, so wissen wir das eigentlich, aber es wird nicht verstanden, es wird nicht beherzigt. Oder selbst wenn es verstanden wird, wird es trotzdem nicht umgesetzt.
Ja. Aber da ist ja eben diese verschiedenen Formate, die die Wissenschaft hat zum Kommunizieren, die passen schon alle irgendwo zusammen. Das eine ist natürlich, man muss auch eine Qualität des Wissens erzeugen. Es wird einem dann geglaubt, wenn man die Wege benutzt, die die Wissenschaft sich erarbeitet hat, wie ist etwas sicheres robustes Wissen was auch hält. Und das ist die eine Sache, die dauert halt lang, die braucht Geduld, das ist eben aber dafür abgesichertes Wissen. Dann gibt es natürlich das Wissen, was ziemlich direkt vermittelt wird oder wo ich mich mit Wissenschaftlern streiten kann zum Beispiel das habe ich gesehen, was bedeutet das? Dann habe ich eine Hypothese, dann stelle ich die in den Raum, dann können andere mit ihren Erfahrungen sich daran abmühen und die versuchen, in Frage zu stellen, zu falsifizieren, dann kann ich zurück geben, meine Experimente verändern. Dafür haben wir ja in der Wissenschaft sehr gut aufgestellte Plattformen und Räume. Wir haben die Fachgemeinschaften, wir haben die Konferenzen. Aber was immer mehr mir zu schwinden scheint sind die Begegnungsräume, wo Wissenschaft und Wissenschaft und Wissenschaft miteinander spricht. Weil in diesem Expertentum, in dem Entwickeln in den Fachgemeinschaften, die auch immer wieder sich verändern, die sich aufspalten in neue Fachgemeinschaften, dort ist es unheimlich schwer geworden, sich wieder zu begegnen mit Fachgemeinschaften, die ganz weit weg sind und versuchen, Wissen anders quer zu vernetzen.
Das macht manchmal die Dinge so wahnsinnig langsam. Also da ist es zum Beispiel jetzt bei uns, ich sage jetzt mal irgendeine Frage, ich beschäftige mich mit Vielfalt. Also warum gibt es so viele verschiedene Tiefseelebewesen von denen es alle wenig gibt, warum gibt es nicht vielleicht von bestimmten Tiefseefischen, Tiefseequallen, Tiefseekraken meinetwegen eine super erfolgreiche Art, die alle Weltmeere besiedelt. Ist ja alles dunkel, kalt und hoher Druck. Aber nein, überall sehen die anders aus, unglaublich vielfältig, aber immer nur wenige davon. Was soll das? Was steckt dahinter hinter diesem Konzept? Jetzt könnte ich mich bei Fragen der Vielfaltforschung, wozu ist Vielfalt gut, muss ich mich ja nicht nur jetzt mit den weltweiten Tiefseeforschern, die über Vielfalt nachdenken, unbedingt darüber unterhalten. Sondern ich könnte vielleicht auch schnell und mehr lernen, wenn ich jetzt mit Soziologen, die über Vielfalt in der Gesellschaft nachdenken, wenn ich mit denen spreche, die haben eine ganz andere Herangehensweisen, vielleicht haben die Konzepte gefunden oder auch Indikatoren für Wert, von Vielfalt, die nützlich sind, über was ganz anderes zu übertragen. Und hier mache ich mir Sorgen und finde, dass Wissenschaftskommunikation auch eben Kommunikation in der Wissenschaft aber über die starken disziplinären Grenzen sein muss und das können wir nicht unbedingt so richtig gut. Da gibt es auch wenig Förderformate, gibt es auch wenig Begegnungsmöglichkeiten, weil das alles Zeit kostet und Geld kostet und Zeit wieder in seinem Alltag zu finden und zu sagen, ich bin zwar ein Meeresbiologe, aber ich könnte jetzt auch mal mit einem Soziologen oder Politologen oder Mediziner über meine Forschung selber reden, das ist kaum der Fall. Das ist ein Punkt, wo es vielleicht Fronten gibt, die zu überwinden sind, die interessant sind.
Das heißt lenken. Also es gibt praktisch ein Büro, wo die Leute, die wirklich beim Wissenschaft im Dialog arbeiten zusammensitzen. Das sind inzwischen fast 40 Menschen, die für uns arbeiten, dass Wissenschaftskommunikation weiterentwickelt wird, ausprobiert wird für alle großen Forschungsorganisationen und verschiedene Stiftungen und die Idee ist, ich bin da ja erst neu, habe erst im Januar angefangen, aber die Idee, die ich so wichtig finde, ist, dass die Wissenschaft sich insgesamt drum kümmern muss, wie transportieren wir das Wissen zu allen möglichen verschiedenen Gruppen hin. Also zwischen Wissenschaftsorganisationen und innerhalb der Wissenschaft, aber auch raus zu den Bürgern, raus zur Politik, zu den Kindern, zu ganz verschiedenen, zur Wirtschaft meinetwegen, also ganz verschiedene Zielgruppen gibt es ja oder Empfänger für den Sender. Und wenn jetzt jeder für sich, also die Leibnizgemeinschaft, Helmholtz, Max-Planck, DFG, wenn die alles für sich selber ausprobieren müssten, dann wären die unheimlich viel Zeit gebunden, unheimlich viele Menschen gebunden, immer wieder hier und da ein bisschen was ausprobieren und das zusammen zu machen, das ist ja unheimlich wertvoll. Und dafür ist Wissenschaft im Dialog erst mal da, dass sozusagen auch die gewisse Wettbewerblichkeit zwischen Forschungsorganisationen mal aufgehoben ist und alle zusammen daran arbeiten, wie stellen wir uns vor, was für Formate sind eigentlich nützlich, um besser Wissen zu transportieren. Und dafür gibt es einen Lenkungsausschuss, da sind eben diese verschiedenen Forschungsorganisationen alle drin und die senden dort meistens hin ihre Topöffentlichkeitsarbeiter. Ihre Leute, die zuständig sind für Medien, für Kommunikation. Und die zusammen sind dann eben und treffen sich und reden über die Weiterentwicklung von den Aufgaben bei Wissenschaft im Dialog von den Projekten, die wir haben. Es gibt auch sehr viele Drittmittelprojekte, man entwickelt dauernd neue Ideen weiter. WiD hat auch europäische Projekte, ist Partner in Projekten, also es ist sehr dynamisch und war jetzt auch stark am Wachsen in letzter Zeit.
Was vielleicht am meisten bekannt ist, ist unser Schiff, was über Deutschlands Flüsse fährt, die MS Wissenschaft. Und die Ausstellungen, die die Wissenschaftler machen, die von Wissenschaftlern kommen zu den Menschen in die Städte, zumindest die die ein Hafen haben, transportiert. Wir haben ja dieses Jahr das Thema Zukunftsstadt und das Schiff ist gerade unterwegs und zeigt von allen möglichen Ideen der Wissenschaft, von wie haben Städte früher ausgesehen, wie haben die sich verändert bis hin die Zukunft der Stadt. Mit was für Materialien werden wir in der Zukunft in der Stadt leben. Können wir unser Essen in der Stadt selber wachsen. Wie kann die Stadt ein Wohnraum werden, in dem wir uns alle zu Hause fühlen. Wie sieht es mit Elektromobilität aus, kann man zum Job fliegen? Also dieser ganze Blick von, wo kommen wir her bis wo wollen wir hin, wird dort auf dem Schiff mit sehr viel Experimentier- und Mitmachmöglichkeiten dargestellt. Das ist also so praktisch Ausstellung modern zum Mitmachen, aber eher würde man sagen, ein konservatives Modell, weil man dort reingeht als Mensch und mit Dingen spielt und sich vielleicht da mit den Ausstellungslotsen unterhält, aber man bringt sich wenig ein. Man spielt, aber man hinterlässt, man kann auch was schreiben oder so, aber man hinterlässt nicht so sehr Spuren.
Und das ist sehr spannend, das anzuschauen. Aber wie gesagt, man könnte es jetzt nicht vorstellen, dass es jetzt andere Teile der Wissenschaft ersetzt, das ist ein zusätzliches Angebot, was halt ausprobiert, wie kann man tatsächlich in dem wissenschaftlichen Prozess auch wieder mehr freie kreative Ideen abschöpfen und einbringen, was sind die Wege dafür. Es muss ja trotzdem Mitspiel- und Randbedingungen geben, es würde nicht funktionieren, wenn das jetzt eine offene Tür wäre und da jeden Tag andere 100 Menschen rein laufen, weil man will ja was zusammen bauen, was zusammen arbeiten. Aber das ist auf jeden Fall ein gutes Format. Und dann gibt es natürlich viel breiter aufgestellt überhaupt Citizen Science Formate. Das heißt also tatsächlich jetzt Menschen, die der Wissenschaft helfen, Daten zu erheben zum Beispiel oder Projekte zu befördern. In manchen Bereichen der Wissenschaft gibt es das schon immer, wie zum Beispiel in der Biodiversitätsforschung werden schon immer viele Daten von Menschen erhoben, die zum Beispiel Vogelliebhaber sind, die sich super gut auskennen mit, welcher Vogel fliegt vor. Die schreiben dann ins Internet zum Beispiel ihre Beobachtungen rein und daraus entsteht dann ein Datenbild. So was gibt es ja schon länger. Aber kann man so was systematischer und unter welchen Randbedingungen auch in der Wissenschaft nutzen. Da ist einiges an Arbeit zu tun, weil wir sehr hohe Qualitätsstandards in der Wissenschaft haben, die eben die Beteiligung von Nichtwissenschaftlern eigentlich erst mal ausschließen, aber das nicht unbedingt so machen müssen, wenn wir alle wissen, über was wir reden, in dem was zu beforschen ist und in den Daten, die zu erheben sind. Und da passiert gerade viel. Hier in Berlin ist ja das Naturkundemuseum federführend für Fragen von Bürgerbeteiligung in so Vielfaltforschung, da werden auch neue Formate gemacht. Beim WED??? wird es breiter aufgestellt, da können also verschiedene Gruppen zusammenkommen und sich eben über ihre Erfahrungen austauschen und man kann gucken, für was ist das alles noch zu gebrauchen? Es gibt ja da völlig neue Trends. Zum Beispiel diese ganzen Gesundheitsapps, die man auf dem iPhone hat, es gibt in der Meeresforschung ein super Projekt von dem Sohn von Jacques Cousteau, der hat mit allen Hobbytauchern, die sollen wo sie rumschwimmen ein Foto machen, das Foto einreichen, 2-3 Messungen dazu und dann hat man auf einmal ein ganz schnelles Bild vom Zustand der Korallenriffe weltweit. Also wie kann man eigentlich auch unsere Digitalisierung, unsere Medien, die wir heute alle haben Handys dabei. Ich habe gerade gestern raus gelesen, dass inzwischen im Durchschnitt zumindest jeder Mensch auf der Erde ein Handy hat, das finde ich unglaublich. Also es gibt 7 Milliarden Handys und die können alle Fotos machen und damit kann man den Zustand der Welt sehr schnell und auch doch objektiv beschreiben, wenn man ein paar hat.
Ach wir brauchen einfach die ganze Bandbreite. Also es ist schon wieder eine heiße Diskussion jetzt ausgebrochen. Gibt es jetzt schon wieder zu viel Bürgerbeteiligung? Also wird Wissenschaft schlechter, weil sich jeder einmischen will, weil die Fragen dann so vergesellschaftlicht werden, was uns ja echt in Bedrängnisse bringen kann auch. Aber im Moment geht es erst mal drum, es geht immer darum, nicht nur im Moment, die Vielfalt des Entstehens von Wissen und des Bewahrens von Wissen und des Kommunizierens von Wissen besser zu nutzen. Und ein paar von den Grenzen, die wir uns mühsam erarbeitet haben, aus gutem Grund, weil Wissenschaft ja auch sich über die Menschengeschichte hinweg leicht hat immer wieder missbrauchen lassen, also kriegt man es mal besser hin. Können wir auch die Wissenschaft so aufstellen, dass sie nicht immer sofort politisiert von der Gesellschaft verwandelt, ausgenutzt usw. bedrängt wird. Das ist genauso eine Aufgabe, wie es eine Aufgabe ist, die Gesellschaft nicht zu verlieren. Also nicht auf einmal in eine Richtung zu marschieren und vor sich hin zu forschen, wo es wirklich keinen mehr interessiert. Und die ganze Dimension gibt es und an all diesen Fronten müssen wir zusammen arbeiten. Und das schätze ich an den WiD-Sachen, weil das wirklich, da geht es um Experimente, da geht es um neue Formate, um Sachen ausprobieren. Und das ist sehr wichtig, dass wir so einen Freiraum auch haben in der Wissenschaft, wo nicht jeder gleich seine Marke, sein Logo, sein irgendwas draufkleben muss, sondern es eben um das Weiterentwickeln geht, deswegen bin ich sehr froh um diesen Job im Lenkungsausschuss.
Das ist ein mehrtägiger Workshop, da kommen dann die Leute, die für Wissenschaftskommunikation stehen an ihren Universitäten, an ihren Forschungsinstituten zusammen und beschäftigen sich vor allen Dingen mit sich selber und ihrer Zukunft. Das ist ja so, dass seit einiger Zeit, ich würde mal sagen ja schon in den letzten zwei Jahrzehnten, der Wert der Wissenschaftskommunikation immer gestiegen ist und dass sich das Feld auch professionalisiert hat. Während früher vielleicht ein Wissenschaftler mal nebenher dann geguckt hat, dass er auch mal einem Journalisten Rede und Antwort steht, oder auch mal selber gern populärwissenschaftlich geschrieben hat, geht es ja auch heute um Marken, um Profile, um Fähigkeiten, für die es dann Menschen gibt, die ganztags als Job zuständig sind, dieses Wissen weiterzutragen, zu kommunizieren, zu transferieren in andere Teile der Gesellschaft. Das einfachste ist, dass alle Unis heutzutage PR-Abteilungen haben, die helfen, dass das was an der Uni geleistet wird irgendwie weiter zu tragen, sichtbar zu machen, auch anfassbar zu machen. Also jede Uni hat eine Webseite, man kann bei jeder Uni auch irgendwie heute raus finden, was haben die für Spuren in den Medien hinterlassen, welcher Politiker hat die mal besucht. Also das ist ein Teil und in dem Zusammenhang ist auch ein gewisser Bedarf entstanden, auch dort wieder über Qualität und Prozesse und Methoden nachzudenken. Also ist das, was PR-Abteilungen heute machen, eigentlich nur der Versuch der Markenbildung, haben die zum Teil reingegrätscht, wo früher die Wissenschaftsjournalisten gearbeitet haben, haben die denen auch vielleicht ein bisschen den Job weggenommen, weil sie selber Pressemitteilungen schreiben, selber praktisch die Übersetzer von wissenschaftlichem Wissen in eher populärwissenschaftliches Wissen sind.
So ist es. Oft sind ja auch Wissenschaftskommunikationsleute sind Wissenschaftler, haben vielleicht noch eine Doktorarbeit gemacht, dann aber erkannt, dass es ihnen mehr Spaß macht, darüber zu reden als selber diese mühsame Erarbeitung des Wissens hinzukriegen, aber es gibt dafür auch Ausbildungswege inzwischen. Es gibt auch Journalisten, die in die Wissenschaft kommen, das ist ein Trend, den ich in letzter Zeit gesehen habe, immer mehr Journalisten wechseln irgendwann in ihrem Leben, vielleicht weil es so wahnsinnig hetzig ist im Mediengeschäft und werden dann Teil von der Unileitung oder gehen an die Institute selber. Also in diesem Feld entstehen doch viele neue Möglichkeiten, was zu machen, sich auszudrücken, einen Job zu finden. Und das wächst das Feld und deswegen gibt es dieses Forum, wo man sich treffen kann und auch über die Weiterentwicklung eben, die Methoden, die Formate, die Abstimmungen zu sprechen. Und das organisiert WiD und das ist sehr super. Ich war jetzt im letzten Jahr da, bevor ich jetzt zum WiD offiziell gekommen bin, habe ich einen mitgemacht in Potsdam und mir das angeguckt und das ist ein ganz wichtiger Raum, um sich über alle Organisationen und Unis halt zu treffen und auch auszuhandeln, wie müssen wir besser werden, was ist eigentlich unsere Mission, was sind unsere Qualitätsmaßstäbe, das ist ganz wichtig das Forum.
Ja also in Zusammenarbeit wieder mit Veranstaltern werden diese Slamformate auch mal dahin getragen, wo Wissenschaft sonst nicht stattfindet. Ich habe es selber einmal ausprobiert, da war ich unterwegs in so einem Hamburger Nachtclub. Und das ist lustig, wenn man als Wissenschaftler ganz raus, also aus dem Vortragssaal heraus in eine olle Kneipe geht oder sich mitten auf einen Platz stellt in der Stadt, so wie ein Marktschreier und in ganz anderen Umgebungen versucht, Wissenschaft zu kommunizieren. Weil das irgendwo zu einer Entfremdung erst mal führt. Da steht man ganz anders da, redet mit ganz anderen Menschen, muss mit anderen Mitteln auf sich aufmerksam machen und wird dann halt auch noch gezwungen für das, wo man meinetwegen fünf Jahre lang akribisch dran geforscht hat, das in 5 Minuten oder 10 Minuten auf den Punkt zu bringen. So dass es jemand anders auch verstehen kann und dann man irgendwie das Gefühl kriegt, da ist was geflossen. Da ist irgendwie Energie geflossen, weil wir ja miteinander was besprochen haben oder weil ich das Erkennen in den Augen der Anderen gesehen habe. Und wenn es halt wie in Hamburg dann tätowierte Rocker sind, vor denen ich gestanden habe und über den arktischen Klimawandel gesprochen habe, das ist ja erst mal merkwürdig, spannend, aufregend, als Wissenschaftler weiß man auch nicht, was machen die, schmeißen die gleich mit Tomaten, weil die das so blöd finden oder weil man selber als so ein merkwürdiger Mensch da rüber kommt, der in der echten Welt ja gar nicht vorkommt. Von daher da macht das Spaß und ich weiß, dass es umstritten geworden ist. Also ich habe schon wieder auch gelesen in der Zeitung, manche besorgte Journalisten oder besorgte Wissenschaftler sagen, ach das ist doch nicht ordentlich, das ist ja dann nicht mehr wissenschaftlich. Und da geht es immer nur um Unterhaltung und Wissenschaft cool und witzig machen, aber Wissenschaft soll ja gar nicht cool und witzig sein. Mein Gott, also Wissenschaft kann alles sein und sie kann auch cool und witzig sein, sie ist sicherlich nicht nur cool und witzig, sondern mühselig und langwierig, aber sie kann eben auch wirklich unterhalten und deswegen verstehe ich nicht, dass da jetzt schon wieder so viele Meckerleute unterwegs sind. Man soll doch mal ein bisschen rumspielen und ausprobieren dürfen. Und ich fände es super, wenn man auch viel mehr Räume noch erschließen könnte, um so was auszuprobieren, wie das geht.
Auch das internationale Bedenkenträgertum ist um die eigene Erhaltung natürlich bemüht. Das muss man da mit einrechnen. Aber ich denke, dass also gerade bei den Science-Slams, ich sehe es halt auch in der Podcastlandschaft auch sehr, wo ja Wissenschaftspodcasts in den letzten Jahren auch sehr stark zugenommen haben und auch insbesondere mit diesem Unterhaltungsaspekt mit reingekommen sind. Man spürt einfach etwas, was glaube ich bisher so mit Wissenschaft in der Öffentlichkeit noch nicht unbedingt verbunden ist, nämlich dieses, es macht Spaß, man kann begeistert und erfüllt davon sein. Leute, die sich gar nichts anderes vorstellen können und die einfach sich weglegen, wenn sie in irgendeinem Paper irgendeinen Fakt lesen, der erforscht wurde. Und der dann aber auch so lustig dargebracht werden kann und der dann auch über diese Brücke auch des Humors oder zumindest der unterhaltsamen Darreichung es auch schafft, so einen Brückenschlag zu machen. Dass man sagt, das ist sowohl etwas erfüllendes, was also einen auch selber einfach glücklich macht, als auch das hat einen Wert für die Gesellschaft. Also quasi so best of both worlds so. Ich finde nicht, dass so viele Berufsbilder das so immer ohne weiteres zusammenbringen können. Und an der Stelle sind glaube ich die Slamformate, Podcastformate, in gewisser Hinsicht eben auch diese Videosachen, die ja auch dann teilweise unterhaltsam rüberkommen, schon mal ein ganz interessanter Wertewandel, der da zelebriert wird.
Genau. Ja. Also ich bin dafür, das noch weiter zu tragen und auch anders auszuprobieren und noch mutiger zu werden auch mit den verschiedenen Formaten. Wobei das mutiger werden insgesamt in der Wissenschaft wäre mir halt auch ein Anliegen. Wir müssen natürlich aufpassen, dass es nicht nur bei Unterhaltung und dem Fröhlichen bleibt, sondern dass auch mal sich wirklich streiten kann. Intellektuell streiten, also nicht mit Klopperei oder so und Brüllerei, sondern Dinge mal ausdiskutieren, die vielleicht auch wehtun, die keiner gerne anspricht, wo man eben Fronten beziehen muss. Das vermisse ich manchmal sehr in der Wissenschaft, das sich wirklich streiten können. Irgendwie muss immer alles friedlich und ordentlich und man muss geeinigt und Konsensus, aber wir haben wirklich Themen in der Wissenschaft oder auch Missverständnisse, auch über Fachgrenzen, aber auch innerhalb von Fächern hinweg, wo ein weiteres Format Wissenschaft kontrovers weiter ausgebaut werden soll, um das anzugehen, wovor alle Angst haben. Also alle Angst über Tierversuche und den Sinn und Nutzen von Tierversuchen und Elektroden im Affengehirn zu sprechen, weil dann wird man ja bedroht heutzutage. Also es gibt Forscher, die können nicht mehr forschen und deren Kinder können nicht ohne Polizeischutz zur Schule gehen, weil sie Mittel benutzen zum Forschen, die irgendwelche Aktivisten auf den Platz holen. Und warum kann man nicht darüber diskutieren, was kann man besser machen in der Wissenschaft, wo kann man vielleicht auch aufpassen, immer wieder die ethischen Standards überprüfen, feinfühliger werden, transparenter auch werden, aber wo muss man auch mal ehrlich sagen, es geht halt nicht anders und die Gesellschaft ist irgendwo bigott, wenn sie dauernd neue Medikamente haben will, älter werden will, schöner werden will, aber alles ist verboten, was die Wissenschaft tun kann, um eben diese Grenzen zu verschieben. Da gibt es sehe ich gutes Potenzial auch mal nicht so witzige Formate, sondern aber ernsthaft gepflegter, produktiver, konstruktiver Streit, das muss ich sagen, fehlt mir insgesamt noch, dass wir da besser werden, so was zuzulassen und so was auch dann zu dokumentieren, dass es vielfältige Meinung gibt, dass nicht alles zu Konsensus führt, sondern dass es wirklich ein mühseliger Prozess des Aushandelns ist, da hätte ich Lust drauf, an so was auch mit zu arbeiten.
Also dieses Jahr ist ja Wissenschaftsjahr. Das BMBF macht Wissenschaftsjahre mit Themen und dieses Jahr ist es ja Zukunftsstadt geworden und dann werden die Diskussionsreihen zum Beispiel auch in die Richtung dieser Thematik gestellt und dann kann es zum Beispiel Begegnungsräume geben zu, wie soll meine Stadt sein? Da ist ja auch interessant, wie Städte, die sich verändern wollen und sollen, auf einmal nichts mehr geht, weil zum Beispiel Stuttgart 21 oder so, ein Bauvorhaben die Bürger so aufregt, dass wirklich Demonstrationen Stillstand im Verkehrswegen, Polizei ist überbeschäftigt und so was haben wir ja immer wieder. Und wie kann man so was erarbeiten, wie kann man da Dialog möglich machen, dass da am Ende auch was produktives bei rauskommt. Das ist beim Thema Stadtgestaltung natürlich einfach. Weil über, wie wird der Platz vorm Hauptbahnhof gestaltet, wer darf wo lang fahren, Fahrradfahrer gegen Autofahrer, da gibt es zig Fragen. Oder auch Energie oder auch, wie viel Grün soll es geben. Super Thema, Pflanzenallergene. Also diese Begrünung, die viele Menschen schätzen von Birken in unseren Städten, die im Sommer sehr warm werden, führt dazu, dass manche Menschen nicht mehr in der Stadt leben können, weil die so krank werden von dieser Kombination Beton und Birke, da haben wir viele Felder, in denen es Sinn macht, dass Wissenschaft und Bürger was aushandeln zusammen.
Genau also ich bin selber auch noch ein bisschen am Lernen, ich habe noch nicht alle Produkte, die wir haben, jetzt selber schon mitgemacht. Jugend präsentiert war ich schon dabei. Das kann man sich so ein bisschen jetzt mal überspitzt wie Deutschland sucht den Superstar, aber eben für Wissenschaftspräsentationen. Da bewerben sich Kinder, die Lust darauf haben und haben eine bestimmte Idee zu einem Thema, oft wird so ein Thema ausgeschrieben zum Beispiel Luft. Und dann machen die Kinder – die können glaube ich so im Alter von 12-18 oder so was – können dann sich ein Projekt erarbeiten, der Lehrer hilft dann vor Ort. Also es beteiligen sich Schulen und die fangen dann an, erst mal darüber nachzudenken, was will ich eigentlich mitteilen und dann lernen die selber, vielleicht forschen die auch ein bisschen was, haben eine Frage. Der letzte Gewinner zum Beispiel bei Jugend präsentiert, der hat Klarinette gespielt und wollte jetzt mal wissen, wie funktioniert das eigentlich ganz genau, dass ich eben mit der Klarinette Töne machen kann und das da Musik am Ende des Tages rauskommt, was ist die Physik dahinter. Oder ein anderes Kind wollte wissen, warum fliegen Flugzeuge, die sehen so aus als müssten sie nach unten fallen, aber was genau ist der Trick beim Flugzeug und was muss ich da am Design eigentlich wissen, um zu wissen, ist das ein gutes Flugzeug. Und so gibt es Fragen eben aus dem Alltag, was Kinder sich erarbeiten können. Und wenn die erst mal an ihrer Schule soweit kommen, können die vorgeschlagen werden für den Wettbewerb. Gehen dann auch in so ein Trainingscamp und dann wird so wettbewerblich ermittelt immer, wer kommt so ein Stück weiter in den Runden und am Ende ist der Wettbewerb für ganz Deutschland und da sitzen dann die Kinder, die eben dann ihre Vorträge zeigen und sich einer Jury stellen und dann auch immer ein Feedback kriegen zu ihrem Vortrag und da wird dann ein Gewinner und ein 2. und 3. Platz gelost und das ist dann aufregend für die Kinder. Aber auch fürs Panel, weil wenn man erst mal die sieht, die so in der Endausscheidung der letzten 10 Projekte ist, die will man schon sofort immer als Doktoranden einstellen, weil die so irre gut was erzählen können. Zuerst war ich sehr kritisch, weil ich eben dieses ganze, Kinder müssen schon gleich auf die Bühne, Kinder müssen sich dem Wettbewerb stellen, Kinder müssen bewertet werden, vielleicht liegt es auch daran, dass ich selber als Kind so ein graues Entlein war, dass ich das auch einen wahnsinnigen Druck finde. Oder auch habe ich gedacht, oh Gott und die Armen und dann sind das so Nerds, die keiner mag, die gemobbt werden, die haben dann halt einmal so ein Highlight, in dem sie dann mal was sagen dürfen. Aber so ist es überhaupt nicht. Das sind völlig begeisterte kreative Kinder, die einfach selber drüber nachdenken, wie kann ich was sagen, so dass man mir zuhört, dass ich was transportieren kann. Da ist kein Unterschied zwischen Kind und Erwachsener da mehr. Und das macht echt Spaß, denen zuzugucken. Also mir stand der Mund offen, als ich da saß und dann diese Präsentationen gehört habe. Wie liebevoll die erarbeitet waren. Aber auch wie anders dann Kinder über Sachen reden können. Da war eine Gruppe von Jungs, die haben über den Tod gesprochen. Also was ist die Biochemie des Todes und haben das in ihrer Jugendsprache, aber eben super gut biochemisch aufgebaut, aber dann doch so ganz emotionslos über Sterben und Vergammeln gesprochen. Das war auch sehr spannend. Also ich kann nur empfehlen, wenn so was in der Stadt ist, da mal hinzugehen und sich das anzugucken, weil naja was ist Kind, was ist ein Erwachsener, und können nicht Erwachsene manchmal Kinder sein und Kinder manchmal Erwachsene ist sowieso interessant. Und da kommt es toll raus, wie sehr Kinder, wenn man sie mitnimmt, wenn sie kreativ sein können, aber auch warum so ein bisschen Wettbewerb gar nicht so schlecht ist auch für ein Kind, um angefeuert zu werden, um auch eine Rückmeldung zu kriegen. Was habe ich zu sagen und glaubt mir einer? Kann ich es besser machen? Das ist schon toll.
Ja genau. Und da haben die Lehrer was davon, aber auch die Kinder. Also zum Beispiel PowerPoint-Präsentationen, kann ja grauenvoll sein, aber wenn man es richtig macht, unterstützt es sehr die Kommunikation und die kriegen dann beigebracht, mit PowerPoint zu arbeiten. Und wenn man dann mal so 12-Jährige sieht, die mit einem iPad und alle diese Medien eben professionell nutzt, um zu erklären, warum ein Flugzeug fliegt, das ist schon beeindruckend. Da hat man das Gefühl, Mensch so könnte es auch gehen, dass Kinder auch viel mehr beteiligt werden. Weil sie es so können, weil sie mit den Geräten natürlich umgehen, das Lernen ist da eigentlich das Hauptziel daran. Und das Interessieren für Naturwissenschaft. Wir haben ja weiter ein irres Problem, vor allen Dingen Mädchen für MINT-Wissenschaften, also Mathematik, Naturwissenschaft, Ingenieurswesen, da ist es ja weiterhin traurig, ganz wenige Mädchen haben Lust, sich dem Ingenieurswesen oder dem Maschinenbau oder der Technikwissenschaft zu stellen. Und da ist auch Effekt dabei, bei diesem Wettbewerb. Da sind Mädchen wie Jungs dabei und man das befördern auch durch so etwas. Und es hat doch große Breitenwirkung. Am Ende gibt es nur ein paar Preisträger, aber das ist ganz groß aufgestellt in den Schulen die Beteiligung. Also das bringt auf jeden Fall was und da musste ich auch umdenken, diese ganze Geschichte mit Preisen und Medaillen und so, da habe ich manchmal finde ich, warum muss das sein. Aber ja weil der Anreiz daran, auf so ein Ziel hinzuarbeiten, das tut nicht nur weh, wenn man nicht gewinnt, sondern das befördert auch irgendwie den sportlichen fröhlichen Wettbewerb um was und das geht besser, wenn es am Ende halt so ein Ziel eines Preises, einer Medaille, als wenn alle nur jeder macht was und dann gehen alle wieder auseinander. Das ist so unverbindlich, aber dieses hin zu sich dem Wettbewerb stellen ist eigentlich auch gut, früh trainiert zu werden.
Das ist noch nie so richtig toll geworden, auch wenn Jungs und Mädchen heute halbe halbe Doktorarbeit machen, also genauso viele Mädchen wie Jungs werden Doktor, sind aber die Fächer, die ausgewählt werden, um darin zu arbeiten, völlig verschoben. Und in den Ingenieurswissenschaften, in der Physik, in der Mathematik bleibt es bei kümmerlichen 15%. Also es gibt immer mal Arbeitsgruppen oder Universitäten, die schaffen es besser, aber im Durchschnitt ist das erbärmlich. Also Frauen gestalten nicht die Technikwissenschaften heutzutage, immer noch nicht. Und man kann was da heute ran rückt an Kindern, die ja später mal unsere Ingenieure von Deutschland sind, wenn der große Fachkräftemangel kommt, das wird heute schwer immer noch. Also die Frau als Möglichkeit in diesen Mangel da reinzugrätschen, da muss man sich anstrengen. Und es werden viele Gründe vermutet, hat was mit mangelnden Rollenbildern natürlich zu tun. Also wenn man den Fernseher anschaltet ist es auch nicht, dass die Frau einem als Ingenieur entgegen springt, das spielt eine Rolle. Auch im Film, im Fernsehen, in der Kultur gibt es sehr verstärkte, verfestigte Rollenbilder. Es gibt natürlich aber auch die Art und Weise, wie ein Studium diese Fächer sich selber darstellen, die manchmal abschreckend sind, also wenn zum Beispiel Ingenieurswissenschaft wieder mit irgendwas für die Umwelt oder irgendwas für die Tiere oder irgendwas für die Medizin verknüpft wird, kriegt man ganz schnell viel mehr Frauen in einen Studiengang, als wenn es nur heißt, Maschinenbau. Also da gibt es Möglichkeiten, nachzusteuern. Aber es bleibt eben dabei, dass auch schon in der Schule, wie schafft man das da eben, Interesse zu wecken. Ein immer noch umstrittenes Feld ist, sollen Mädchen und Jungs in der Schule getrennten Mathematik-, Physikunterricht haben, denn sie können für sich genommen in einer schwierigen Zeit vielleicht doch besser lernen oder anders die Fächer erschließen als zusammen, wo sie im Wettbewerb dann irgendwo auch zueinander stehen. Da wird viel drüber nachgedacht. Also es sind viele Faktoren, die zusammenkommen, aber auf jeden Fall kommt raus, wir können es uns eigentlich nicht leisten, dass das immer so weitergeht, dass da nicht noch mehr aufgebaut wird, noch mehr geworben wird, mehr rein geholt wird an weiblicher Kompetenz für die Frage der Zukunft unserer Technik.
Das habe ich noch nicht mitgemacht. Aber ich glaube, das ist ein Begegnungsraum auch zwischen Jugendlichen und Wissenschaftlern, also Erwachsenen, eben um gemeinsam auch über Fragen der Zukunft, über Projekte, über Forschung zu sprechen. Wir haben das ja natürlich schon länger, dass Forscher – und das macht glaube ich jedes Forschungsinstitut oder an jeder Uni gibt es Kinderunis oder man geht raus und trifft Kinder an der Schule, arbeitet mit denen an der Schule – das ist spannend, weil diese direkte Neugierde, die Kinder ja erst mal haben, die einem in der Pubertät leider durch Hormonumstellung erst mal verloren geht oder oft, das ist interessant wie Kinder Fragen stellen, wie die an Wissen herangehen, wie bei denen Neugierde vorherrscht. Und unabhängig vom WiD habe ich das selber auch schon ein paar Mal ausprobiert, Kinderuni oder Kinder im Schulunterricht. Das schätze ich als Wissenschaftler, weil eben diese direkten Fragen nicht gefiltert durch irgendwie erlerntes einem weiterhelfen, auch die Wissenschaft anders aufzustellen. Also zum Beispiel wenn ich mit meinen Tiefseefischen da ankomme, dann wollen die Kinder wissen, warum ist der Fisch so hässlich. Das ist ja erst mal keine wissenschaftliche Frage hässlich und schön, aber wenn man darüber nachdenkt, was meinen die eigentlich mit hässlich, und dann habe ich versucht zu erklären, warum sieht denn der so aus, mit dem riesen Maul und den Zähnen und den Haaren. Und dann habe ich festgestellt, die haben mich jetzt gezwungen, mich wirklich also mit der Morphologie von den Fischen zu beschäftigen und die wiederum waren erstaunt und haben gelernt, hässlich ist eigentlich kein feststehender Begriff, sondern hier ist der Fisch doch eigentlich schön, weil der so toll angepasst ist. Also Anpassung ist schön und Erfolg und so weiter. Und da kamen wir in einen echt wirklich guten Dialog zusammen und die Kinder waren halt 7-8 Jahre alt und ich bin 47 und wir haben uns aber ernsthaft für zwei Stunden über die Fragen, was ist hässlich, was ist schön, was ist Anpassung unterhalten und ich hatte danach das Gefühl, hier nicht nur als Lehrer oder Zeitverschwendung oder was, ich hatte das Gefühl von einem ernsthaften intellektuellen Dialog und das zum Beispiel ist etwas, was man bei diesen Junior Science Cafés eben pflegen kann.
Aber ich denke im Kunstbereich oder im Musik oder Unterhaltungsbereich, da ist es natürlich ein bisschen was anderes. Weil da einfach das Verhältnis Fan und Produzent auch eine ganz anders emotionale Bindung einfach vorherrscht. Und auch bei Produkten ist es so ein bisschen, dass Menschen schnell so zu bestimmten Geräten und so, wir kennen das ja alles mit unseren Gadgets und Devices, dass man da einfach so eine Affinität aufbaut, die eben auch eine hohe Zahlungsbereitschaft mit sich bringt. Insbesondere wenn die eigentlichen geforderten Beträge überschaubar sind, also sowohl jetzt was die Endsumme betrifft, als auch das, was man halt mindestens geben muss, weil man kommt ja da mit wenig hin. Wissenschaft, das ist natürlich jetzt eine interessante Frage, was ist so da die, was ist so das Versprechen, was man geben kann, wenn man selber mit Crowdfunding daherkommt und an wen wendet man sich? Wer ist quasi jetzt hier das Publikum? Ich meine, es gibt ja durchaus Mäzene, es gibt Leute, die Geld haben und das gerne umgesetzt wissen möchten. Manche gehen dann halt in Stiftungen, wenn es so viel Geld ist, dass sich das auch schon lohnt oder man kombiniert es eben mit anderen. Das ist ja auch ein Tätigkeitsfeld für den Stifterverband, aber hier muss man eben gar nicht erst soweit gehen. Hier kann man eben sagen, ach ja das wäre doch mal interessant, wenn das mal verfolgt wird, ich kann das vielleicht auch selber beurteilen, dass das jetzt eine relevante Tätigkeit ist, warum soll ich denn da jetzt nicht nochmal 10 Euro drauf schmeißen.
Ja genau. Aber eben die Frage des, sich Kaufens von Wissenschaft, da muss man sich ja schon Gedanken drüber machen. Wie gesagt, wie ich vorhin schon sagte, erst mal finde ich es auch super, dass alles ausprobiert wird und dann wird jetzt mal geguckt, klappt das zum Beispiel für Bereiche von Wissenschaft zum Beispiel ein Buch schreiben. Also ein Forschungsthema haben in der Geisteswissenschaft und am Ende soll ein Buch rauskommen. Da ist es tatsächlich so, weil auch gerade dort oft Leute, die eine Doktorarbeit machen, kaum überhaupt die Mittel zum Leben haben oder vielleicht einen Einjahresvertrag gestreckt auf drei Jahre haben oder so. Die können sagen, ich forsche jetzt hier und ich möchte gern dies erforschen und darüber schreibe ich dann ein Buch und das habt ihr mir finanziert. So was ist doch eigentlich eine super Idee, wenn das so geht. Was ist aber, wenn man jetzt anfängt, ein Thema zu kaufen. Also ein Thema in Auftrag zu geben oder Einfluss nehmen zu wollen. Das ist schon diese Frage, wer bezahlt Wissenschaft, die ist eine, die man sich in vielen Bereichen stellen muss. Aber hier wiederum ist es einfach erst mal ein Experiment, klappt es überhaupt? Beteiligen sich da Leute? Wie viel Geld fließt dann? Die meisten Projekte sind glaube ich zwischen 1000-10000 Euro jetzt angesiedelt. Aber es gibt auch glaube ich schon ein paar, die drüber rausgehen. Macht es zum Beispiel Sinn, wenn sich da einer hinstellt, ich mache Biodiversitätsforschung, will die Käfervielfalt von Berlin studieren und ihr kauft mir jetzt die Kameraausrüstung durch euer Geld. Ist das was was anständig ist oder müsste eigentlich, wenn diese Forschung wichtig ist und richtig ist, nicht doch das an einem Forschungsinstitut angesiedelt sein, was natürlich ein leichtes hat, eine Kamera zu kaufen.
Nein, aber für alle diese Systeme gibt es ja bekannte Prozesse, wie wer was von wem kauft und bezahlt und wie dann das Wissen entsteht und wie das Wissen auch bewahrt und verbreitet wird. Wenn die Industrie Industrieforschung macht, dann muss es sich für die irgendwo lohnen, die gehen auch ein bestimmtes Risiko in manchen Bereichen ein, aber begrenzt, aber die machen jetzt nicht Forschung für die andere Firma, sondern für sich selber. Also es ist klar, dass am Ende irgendwie was ökonomisches, was wertvolles, was wertschaffendes rauskommen muss. Das weiß jeder, deswegen weiß jeder wie er diese Industrieforschung jetzt einordnen und beurteilen soll. Wenn eine Uni forscht, dann ist es klar, dass da vorher bestimmte Prozesse durchlaufen worden sind, wo über ein wettbewerbliches Verfahren im Grunde ein bestimmter Qualitätszustand erst mal ermittelt wurde. Wenn jetzt aber irgendwelche Menschen über die Science Starter Plattform ein Projekt anbieten und irgendwelche anderen Menschen da irgendwie Geld rein zahlen, ist es noch ein unklarer, ungefestigter Raum, wer hier Forschung in Auftrag gibt, bezahlt, wer für wen forscht. Ist das überhaupt ein ernsthafter Forscher oder hat der ein Qualitätskriterium, all diese Sachen sind in freiem Raum.
Ja muss man das sein unbedingt? Also ich sehe so die Probleme noch nicht. Und sehe, naja gut, vielleicht mein mir innewohnender Optimismus, weil ich auch so ein bisschen selbst auch so ein bisschen aus einer nichtwissenschaftlichen Umfeld komme, wo ich gesehen habe, dass Leute einfach so mit einem, ach ich mach jetzt einfach mal Ansatz zu hervorragenden Ergebnissen kommen. Und ich glaube ja auch, dass niemand, der jetzt sich selber als Wissenschaftler versteht und jetzt an so eine Öffentlichkeit ran geht, die ja auch keine beliebige Öffentlichkeit ist, ich meine, wer wendet sich denn bitte einer Wissenschaftscrowdfunding-Plattform zu. Klar, das eine Attribut ist, hat vielleicht Geld über, aber das andere ist ja auch, hat Interesse und ist in gewisser Hinsicht wahrscheinlich auch sowieso schon Teil des wissenschaftlichen Systems in irgendeiner Form. Und diese Kombination findet man jetzt nicht irgendwo, sondern man hat es an der Stelle wahrscheinlich, vielleicht entspricht es jetzt nicht diesem wissenschaftlichen Peerreview-Qualitäten an sich, aber da ist schon auch eine Art Review, der schon stattfindet. Weil bevor ich jetzt da mit einem wissenschaftlichen Hintergrund, den ich jetzt so nicht habe, aber den ich in dem Fall vielleicht haben könnte, dahingehe und sage, okay, wo werfe ich denn jetzt mal die 100 Euro drauf, die ich bereit bin, jeden Monat hier in irgendetwas zu investieren, da schaue ich mir das natürlich dann mit vergleichbaren – das unterstelle ich jetzt mal – mit vergleichbaren Kriterien an.
Nein, gar nicht. Sie würden ja jetzt, weil das ist ja gerade der Unterschied zwischen dem wissenschaftlichen Raum und dem gesellschaftlichen, dass Sie jetzt gar nicht wissen, haben schon 100 Leute diesen Versuch vorher gemacht? Oder Sie wissen auch nicht, ist der überhaupt auf dem Kontext des schon erhobenen Wissens aufgebaut? Oder Sie wissen auch nicht, Sie würden nichts bezahlen wollen, was komplett konträr zu Ihrer eigenen Meinung ist, sondern Sie finden das gut, wo Sie sich wiederfinden, wo Sie das Gefühl haben, ach das verstehe ich, das finde ich super, da will ich mein Geld hinsetzen. Und das ist das, also nicht ich will jetzt auf keinen Fall unser Superexperiment Science Starter kleinreden, aber es schürft ??? Wissen an dem Feedback, was wir dazu kriegen, dass es die Gemüter anheizt, weil im großen Stil passiert in anderen Ländern genau das, dass die Gesellschaft sozusagen in diesen Reviewing Prozess, wo das Geld hin eingebunden wird und dadurch wird Wissenschaft verändert. Wenn nur noch das, was der Meinung der Gesellschaft entspricht ausgewählt wird, wenn die Gesellschaft selber bestimmt, was ist das nächste große Forschungsprojekt, wo soll mein Steuergeld hin. Dafür gibt es Ansatzpunkte in anderen Ländern, dass so was immer mehr passiert. Dann wird die Wissenschaft insgesamt schlechter. Und jetzt muss man wieder bei Wissenschaft im Dialog ja sagen, wir schaffen hier diese tollen Experimentierräume, aber es ist die Wissenschaft, die in gewisser Weise ihr Geld da rein gibt und hofft, dass Wissenskommunikation besser wird und da schaffen wir ja natürlich auch Konflikte, aber das ist ja auch gut. Wir wollen uns ja auch ein bisschen darum streiten, was ist gute Wissenschaftskommunikation, was sind gute Projekte. Und mein Gefühl ist, dass von allen Projekten, die wir haben, dieses Crowdfunding bestimmt eines wie Citizen Science generell so eher ein Konfliktthema ist, weil es auch ganz neu ist, weil man noch gar nicht weiß, was draus wird und läuft das überhaupt. Deswegen muss man da hinschauen, aber ja ich frage mich diese Fragen eben auch, was bedeutet das eigentlich, was fördern wir da am Ende des Tages, was hat das für einen Rückhalt?
Ja gibt es auch. Ja Deutschland, besonders hier Korrektiv, diese neue Gruppe von Journalisten, die sich zusammen getan hat, die haben auch eine eigene Plattform jetzt aufgesetzt, über die verschiedene journalistische Recherchemaßnahmen finanziert werden. Habe ich mich auch schon dran beteiligt, fand ich wirklich super. Weil man auch dadurch überhaupt mal auf Themen auch aufmerksam wird. Ein ganz anderes Interesse dann auch auf einmal daran entwickelt. Also es ist in gewisser Hinsicht auch etwas, mit dem man auch so eine Community aufbaut. Auf der anderen Seite haben wir jetzt quasi so zwei totale Extreme. Also das sind jetzt hier so ein bisschen so die beiden Bilder. Also auf der einen Seite so, hat eigentlich keine Ahnung von Wissenschaft, aber Geld über und finanziert da jetzt mal und macht so aus der Sicht der Anderen da vielleicht irgendwie alles kaputt. Und das andere Extrem ist so, der wissenschaftliche Apparat mit seinen Förderstrukturen, wie es bisher immer so war, der nichts anderes kennt als, nur das was uns jetzt mal total in den Kram passt, und wo wir uns auch alles angeschaut habe, kriegt dann was und dann zwar aber auch alles. Ja also dann wird da sozusagen das Projekt wird dann entweder vollkommen finanziert oder gar nicht. Vielleicht kann man das ja auch irgendwann mal auflösen in so ein Modell, wo Wissenschaftler schon diesem Peerreview sich unterziehen, aber vielleicht von verschiedenen Teilen, dass sozusagen verschiedene Fördertöpfe sagen, naja wir finanzieren nicht das ganze Projekt, aber auch wir schmeißen da jetzt nochmal 500 Euro rein.
Ja ich würde da nochmal das Wissenschaftsbarometer erwähnen. Und zwar in all diesen Bemühungen, die Kommunikation, also den Transport von Wissenschaft zu ganz verschiedenen Empfängern, zu ganz verschiedenen Zielgruppen, aber auch eben die Interaktion, also auch das Rückholen von Fragen, von Wissen, von Ideen, von Bewertungen, da müssen wir uns natürlich insgesamt fragen, was bringt das jetzt alles? Also es waren grad ein paar auch sehr aggressive Artikel Spiegel Online, wo drin stand, ist doch alles Quatsch. Keiner kennt Wissenschaft im Dialog. Was bringt das? Also die Wissenschaftler machen sich lächerlich oder die besetzen das Feld der Wissenschaftsjournalisten und es gibt bald keine Wissenschaftsjournalisten, weil die Wissenschaft denen die Kommunikation wegnehmen oder was sind da alles für – es sind viele Artikel oder viele so Selbstbeschäftigungsmomente jetzt, was bringt das, für was ist das gut? Und es ist ein wichtiges Thema, zu fragen, bei der Aktivität, die gemessen zu dem, was zum Beispiel in den USA los ist oder in England los ist, ist es minimal, was wir in Deutschland ausgeben für dieses Thema Wissenschaftskommunikation. Also man könnte sagen, wir sind ganz am Anfang, wir müssen noch viel mehr machen. Auf der anderen Seite müssen wir auch hingucken, was kommt raus, was bringt das? Und das tut natürlich die immer geldlimitierte Wissenschaft auch. Und da ist ein Verfahren, was ganz interessant ist, das Wissenschaftsbarometer. Das ist sehr übergreifend stellt es einfach Fragen an Bürger, was denken Sie zu meinetwegen Kernforschung? Oder was und dann kommen so ein Möglichkeiten. Dann kommt als Frage, fühlen Sie sich von der Wissenschaft gut beraten? Finden Sie die Wissenschaft ist fehlgesteuert? Glauben Sie Wissenschaftlern mehr als Politikern, Ihrem Pfarrer usw.? Also es sind so verschiedene Fragen an Bürger, eine Umfragesituation. Und zusammengenommen kann man die auswerten professionell und kriegt dann eine Art Abbild dessen, wie die Gesellschaft über Wissenschaft denk. Über bestimmte Themen der Wissenschaft denkt, über Aufgaben der Wissenschaft denkt und das ist ganz weit voneinander weg, diese einzelnen Formate, die wir heute besprochen haben und dieses Gesamtgefühl der Gesellschaft, was bringt uns Wissenschaft. Aber beides zusammen sind so Endmember???, indem man rauskriegt, was tun wir eigentlich und wo müssen wir hin? In Deutschland stehen wir irre gut da, im Vergleich zu anderen Länder, über die Wertschätzung der Wissenschaft, das ist wirklich toll. Also die Mehrheit der Deutschen finden Wissenschaft ein ganz essentielles Element ihrer Zukunft, ihrer Fähigkeit auch sicher zu sein, dass die Politik das richtige macht und so etwas. Sie haben Abwehrhaltungen, dass die Forschung vereinnahmt wird. Manchen Themen stellen wir uns sehr kritisch in Deutschland. Gentechnisch veränderte Nahrung, Militärforschung und so weiter. Aber insgesamt ein sehr positives Bild der Wissenschaft. Das ist in anderen Ländern oft ganz anders. Aber wir wollen das gerne in Wissenschaft im Dialog weiter verfolgen und über die Zeit kommt da doch ein interessantes Lernen raus, wenn man rauskriegt, die ganze Mühe verändert die so auch den Umgang mit Themen oder verändert die auch das Bewusstsein der Menschen, was Wissenschaft ihnen bringt. Und das ist ein spannendes Projekt. Das sieht erst mal sehr simplistisch aus, wenn man diese einfachen Fragen sieht. Teile der Fragen überlappen mit derselben Erhebung, die die EU macht. So dass wir auch messen können, sind wir in Deutschland anders als die anderen europäischen Länder. Teile der Fragen sind auch wirklich dazu da, um rauszukriegen, gibt es vielleicht Themen, mit denen wir besser noch uns mehr beschäftigen sollen, weil da große Unsicherheit besteht? Und von daher finde ich das Wissenschaftsbarometer ist eine ganz einfache Idee, kostet nicht viel, aber hat auch sehr viel Feedback gegeben. Ist sehr in den Medien aufgegriffen worden, wird viel diskutiert, und das ist so auch ein Projekt, finde ich, was sehr gelungen ist, was eine gute Idee war, das einzuführen.
Wissenschaft im Dialog? Wir haben eine coole, ich weiß gar nicht, ob ich das öffentlich sagen darf, aber wir haben eine sehr lustige Klausursitzung gehabt, wo es drum ging, was ist Wissenschaft im Dialog in 10 und 20 und 50 Jahren von heute. Und irgendeiner hat die lustige Idee gehabt, dann heißt es irgendwann Wissenschaft im Monolog. Und darum geht es doch. Wir haben sehr viel Monolog in der Wissenschaft und wir müssen da raus. Und einfach mal ausprobieren zu können, das mussten sich viele erkämpfen und deswegen ist Wissenschaft im Dialog finde ich eine super Sache, weil es jetzt mal nicht in erster Linie um den Wettbewerb geht, sondern weil es ums Ausprobieren geht. Um auch ein paar Risikoprojekte, um ein buntes Durcheinander. Und davon haben alle was, die sich beteiligen und das macht Spaß, das alles nacheinander kennenzulernen und auszuprobieren und dann natürlich aber auch bewerten zu können, zu sagen, Mensch das lohnt sich jetzt nicht so oder das können andere besser, das ist alles interessant. Also ich bin da selber noch ganz beim Lernen und habe mir aber vorgenommen, nacheinander bei all den Sachen mal selber mitzumachen, auch um überhaupt informiert reden zu können. Was ist das, wie fühlt sich das an?